Sonntag, 21. August 2005
Schwarzbraun ist die Haselnuss
Politik macht wieder Spaß: Der CDU-ParlamentARIER Nitsche wirbt mit einer NPD-Parole.
http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,370357,00.html

Es gab mal eine Zeit, da war der Abstand zwischen der CDU und Rechtsradikalen gar nicht so groß: In meiner Kindheit waren die keifenden Opis, die jedem Langhaarigen "verrecken, vergasen, unter dem Führer hätte es so etwas nicht gegeben" nachriefen, noch gesellschaftlicher Mainstream,die Konservativen unter unseren Lehrern vergaben politische 6er Noten an Mitglieder der Schülervertretung und relativierten den Nationalsozialismus dahingehend, dass der Kommunismus ja genauso schlimm sei, und insofern sei die KPD gewissermaßen am Wahlsieg der Nazis indirekt schuld gewesen. Bis in mein frühes Erwachsenenalter hinein waren CDU-Anhänger hinsichtlich Lebensgewohnheiten und Alltagskultur anders als unsereins und jedenfalls völlig unhip. Das CDU-Stammpublikum hörte deutsche Schlager, Volksmusik oder Marsch- und Blasmusik, wenn jüngeren Alters, dann eher Country, oder, wenn Rock´n Roll, dann waren es gleich Teddy Boys mit Südstaatenfahne auf der Jeansjacke. Direkt vermischen taten sich CDu- und rechtsradikale Positionen bei den Burschenschaften. Der milieuübergreifende Siegeszug der Popkultur seit den späten 80ern, aber auch aufgeschlossene CDU- PolitikerInnen wie Süßmuth, Fink, Blüm, Roth oder von Beust ließen diese alten Millieuschranken fallen, und heute überwiegt eher der liberale, sich von SPD-Stammwählern in seinen Freizeit- Mode- und Musikgewohnheiten kaum unterscheidende, aus materiellem Interesse (oder der Annahme eines Solchen) heraus die CDU unterstützende CDU-Anhänger oder auch -Mitstreiter.

Insofern sei Herrn Nitsche Dank für die Wiederherstellung eines verlorengegangenen alten Feindbilds :-)))

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Was ist der Kirchhof für Einer?
Der ehemalige Verfassungsrechtler und von der CDU neuerdings so bezeichnete Steuerexperte Kirchhof
gehört zum Thinktank „Initiative neue soziale Marktwirtschaft“.
Diese wiederum wurde vom Arbeitgeberverband Gesamtmetall gelauncht und
mit einem Zehn-Jahresetat von 100 Millionen Euro ausgestattet. Es ist eine ideologische Kaderschmiede des Neoliberalismus, wie es deren mehrere gibt, vgl. hierzu
http://environ.de/us/che/?postid=23.

Hier soll also ein Lobbyist selber möglicherweise Finanzminister werden. Es wäre nicht das erste Mal: Turgut Özal, der frühere Staatschef der Türkei, war vor dem Putsch der Generäle persönlicher Mitarbeiter des neoliberalen Chefideologen Milton Friedman.
Es stellt sich allerdings die Frage, ob Herr Kirchhof eher so etwas wird wie ein zweiter Werner Müller oder gar Jost Stollmann: Ein als Feigenblatt angeheuerter Außenseiter, der in der Tagespolitik von vornherein auf verlorenem Posten steht.

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