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Montag, 12. März 2007
Wie Spindoctoring funktioniert
che2001, 20:06h
Der Springer-Verlag, so sagte in den 1970ern Günther Wallraff, steht politisch eindeutig rechts, die Bild-Zeitung sogar zwischen CSU und NPD, wobei das positive Israel-Bild von den eigentlich Braunen trennt. Daran hat sich heute nur insofern etwas geändert, als dass die NPD sich wandelte, während Springer sich treu blieb. Die damalige NPD war ein Traditionsverein von Nazi-Opas, während die eigentlich militanten Nazis und die Vorgänger der rechten Glatzen sich in Wehrsportgruppen, Stahlhelm-Vereinen, der Wiking-Jugend und der ANS/NA tummelten. Heute deckt die Partei von frustrierten arbeitslosen Jugendlichen über von Korruption und Parteienfilzangeekelten Kleinbürgern bis hin zum Kernbereich der „Freien Kameradschaften“ in der Braunzone zwischen legaler Arbeit und Rechtsterrorismus ein breites Spektrum ab, zu dem auch bürgerliche Bündnispartner gehören. Da die Springerpresse das geblieben ist, was sie immer war, müsste man sie heute zwischen CSU und Reps, Schill-Partei usw. ansiedeln. Lügen oder zumindest sehr einseitige, verzerrte Wahrnehmungen der Realität sind ihr Geschäft, und funktionieren tut sie als Propagandaschmiede der konservativsten Fraktionen des deutschen Großkapitals. Und immer hat sie (neben Ehrenmännern wie Tamm oder Röbel) ihre Frontmänner, ihre Chefideologen, ihre Jungs fürs Grobe. Das waren früher mal Peter Boenisch und Joachim Siegerist, und das sind heute u.a. Dirk Maxeiner und Michael Miersch. Das Zweigespann, früher mal bei „Chancen“, einer Art PM für Grünwähler und „natur“ aktiv, schreiben heute mit echtem Renegatenhass gegen alles an, was ökologisch oder links ist. Dies gelingt ihnen besonders gut, da sie als Ex-Ökos in der Materie stehen und den einschlägigen Jargon beherrschen. Nun haben Lügen, Verdrehungen und originelle Verletzungen der political correctness, lange bevor es letzteren Ausdruck im deutschen Sprachgebrauch gab, bei Springer ja eine lange Tradition. BZ und Bild hatten schon einmal ein Attentat herbeigeschrieben
http://www.detlev-mahnert.de/dutschke-bsz.html
Weniger geläufig ist die Bedeutung der Springer-Presse und der konservativen deutschen Presse generell hinsichtlich des Israelbildes in Deutschland, oder besser gesagt, für dessen Umwertung nach dem Sechstagekrieg. Es sticht ja ins Auge, dass die radikale Linke ursprünglich sehr proisraelisch eingestellt war und die israelischen Kibuzzim als eine neue, freiheitliche, großartige Form des Sozialismus, ja als den wahren Weg zum Kommunismus feierte, und nach dem Sechstagekrieg kippte das dann um in militanten Antizionismus und eine Solidarisierung der antiimperialistischen Linken im Allgemeinen mit dem palästinensischen Unabhängigkeitskampf insgesamt. Am krassesten wirkte sich dies bei den militantesten Gruppen aus, so solidarisierte sich die Bewegung 2.Juni ganz unmittelbar mit der Al Fatah und die RAF mit der Volksfront zur Befreiung Palästinas (PFLP). Dieselbe Ulrike Meinhof, die 1967 gesagt hatte, die Linke stünde selbstverständlich an der Seite Israels, nach der Erfahrung des Faschismus ergäbe sich keine andere Frontstellung, erklärte als RAF-Mitglied, den Deutschen müsse die Verantwortung für den Holocaust abgenommen werden, sie müssten diesen als Verbrechen eines nicht mehr existenten Regimes ohne individuelle Verantwortung „der Deutschen“ betrachten, um so frei für die soziale Revolution in Deutschland zu werden, zugleich sei Israel ein faschistischer Staat. Was hier an Verdrängungsleistungen und Übersprungshandlungen zum Tragen kam, wäre Thema für eine psychologische Arbeit. Nun ist aber nicht die Psyche Verstorbener hier interessant, sondern vielmehr die politisch-diskursive Matrix, vor der das Ganze sich abspielte. Natürlich ist die US-Hilfe für Israel hierbei entscheidend, wähnten sich in Zeiten des Vietnamkriegs doch die fanatischen Anhänger des bewaffneten Kampfes im Krieg mit dem US-Imperialismus. Neben dieser allgemeinen Frontstellung kamen zwei Faktoren ins Spiel, die beide mit Agenda-Setting zu tun haben. Das erste palästinensische Kommando, das einen Anschlag gegen einen israelischen Kibbuz durchführte, schrieb in seine Kommandoerklärung: „Meldet Che Guevara, dass wir die dritte Front gegen den Imperialismus eröffnet haben.“
So sehr internationale Solidarität Anliegen der Linken war und ja auch die 68er-Unruhen in einem weltweiten Kontext standen, gaben die Palästinenser der Sache hier doch einen propagandistischen Dreh: Ein eigentlich regionaler, in erster Linie nationaler Kampf wurde in einen antiimperialistischen Weltkontext gestellt, und dabei gleich so, dass die verschiedenen Konflikte dieser Zeit – Vietnam, Kongo, Südamerika, Nahost, Nordirland – zu einer „antiimperialistischen Front“ führten, die durch die Niederlage der kapitalistischen Staaten in eine Weltrevolution münden würde.
Die andere Umdeutung dieses Konflikts kam aus dem Hause Springer: Nach dem Sechstagekrieg wurde Moshe Dajan mit Rommel verglichen. Einen israelischen General und Verteidigungsminister mit einem Feldherrn der Nazis zu vergleichen mutet abstrus und abenteuerlich an, verfehlte aber nicht seine Wirkung. Deren Wirkung auf innerlinke Befindlichkeiten ist hier recht gut wiedergegeben worden: http://phase2.nadir.org/rechts.php?artikel=73&print=
Allerdings war die Wirkung auf den unmittelbaren Rezipientenkreis eine andere. Die dämliche und hysterische Behauptung, die Israelis machten mit den Palästinensern das Gleiche wie die Nazis mit den Juden (als ob ein konventioneller Krieg und ein Besatzungsregime, das weder durch übermäßige Härte noch durch Milde auffiel, sondern eher ein Besatzungsregime unter vielen war, mit dem historisch einmaligen industriell betriebenen Völkermord der Nazis nur entferntestens verglichen werden könnte) kam ja von den antiimperialistischen Linken. Springers Leser wurden ganz anders angesprochen. So, wie ich einen Großteil der Generation kenne, die in den 1960er, 70er und 80er Jahren die angepasste, beruflich integrierte/etablierte Mehrheit der CDU-wählenden oder den Betonsozis nahe stehenden männlichen Bevölkerung Westdeutschlands bildete (heute Generation 70+) kannten die überhaupt keine Schuldgefühle hinsichtlich des NS. Rommel war für sie ein positiver Held. Der Vergleich Dajans mit Rommel bedeutete nichts Anderes, als dass der deutsche Herrenmensch dem Israeli auf die Schulter klopfte und gewissermaßen sagte „Diesen stinkenden Kameltreibern hast du´s aber gezeigt, jetzt bist Du einer von uns!“ Noch 1991 feierte die Bild-Zeitung den Sieg der Koalitionstruppen im Golfkrieg mit der Formulierung, die Amerikaner hätten wie Rommel gekämpft.
- Wie schon Adorno feststellte, ist im modernen Antisemitismus der Jude austauschbar, und so tauschte nun die etablierte deutsche Rechte innerhalb des eigenen antisemitischen Ressentiments den Juden gegen den Araber aus, was kurz darauf, in der Zeit der Ölkrise, noch einmal kulminieren sollte. Die Reaktion eines Teils der radikalen Linken in Deutschland darauf war armselig: Statt in Ruhe zu analysieren, was da gespielt wurde, reagierte man marionettenhaft und drehte diese projektive Israel-Wahrnehmung einfach um mit den Palästinensern als den Guten. Erst die Tübinger Internationalismustage 1982 und die Schriftenreihe Autonomie Neue Folge brachen radikal mit dieser Wahrnehmung und skizzierten in der deutschen autonomen Linken in den 1980ern die Ausgangspunkte eines wesentlich anderen, nicht mehr an der Solidarität mit bestimmten Staaten oder Befreiungsbewegungen festgemachten, sondern sozialrevolutionären Antiimperialismus.
- Zurück zu Miersch und Maxeiner. Mit ihrer aktuellen Schreibe knüpfen sie an diese Springer´sche Tradition des Verdrehens, Weglassens, Projizierens und Umdeutens an.
http://www.maxeiner-miersch.de/che.htm
Es ist richtig, dass der popkulturelle Mythos um Che Guevara, dem ich letztendlich, wenn auch über Umwege, meinen Spitznamen verdanke, mit der realen Person wenig zu tun hat, es ist richtig, dass er ein dogmatischer Marxist-Leninist war mit einem ziemlich zwanghaften Charakter.
Und es spricht ja auch nichts dagegen, diesen Mythos vom Kopf auf die Füße zu stellen.
Was Miersch aber daraus macht, hat den etwas holprigen Realitätsbezug, der Springer-Publikationen generell so eignet.
"Er befehligt die Erschießungskommandos in der Festung Cabana, die nach dem Einmarsch von Castros Truppen in Havanna zwischen zweihundert und siebenhundert Gefangene hinrichten. Die Opfer sind größtenteils Anhänger des geflohenen Diktators Batista. Wenig später treffen die Repressionsmaßnahmen auch oppositionelle Linke und andere Gegner des neuen Regimes. Es ist Che Guevara, der die gefürchteten „Resozialisierungslager“ einführt. In diese „Guanacahabibes“ landen nicht nur Dissidenten, sondern auch Homosexuelle."
Fakt ist, dass Che Guevara Chefankläger der Revolutionstribunale war, die nicht "Anhänger" Batistas, sondern Angehörige seiner Armee, seiner Geheimpolizei und seiner Justizorgane wegen Massakern, Folterungen usw. aburteilten. In Folge dieser Verurteilungen wurden mindestens 179 Personen erschossen. Die Verfahren entsprachen großenteils nicht rechtsstaatlichen Maßstäben, teilweise wurden Personen nicht für individuelle Taten, sondern nur wegen Zugehörigkeit zu bestimmten Spezialeinheiten hingerichtet.
Das alles ist schweres Unrecht und mit den Menschenrechten unvereinbar, bewegt sich aber auf dem gleichen Niveau, wie die Tatsache, dass Titos Partisanen SS-Angehörige allein wegen ihrer Angehörigkeit zur SS erschossen oder die (von mir seinerzeit unterstützte) kurdische PUK im Aufstand von 1991 genauso mit Angehörigen von Saddams Geheimdienst und Republikanischer Garde verfuhren. Niemand käme auf die Idee, deshalb Djalal Talabani als Massenmörder zu bezeichnen.
Vollends lächerlich wird die Sache bei den Guanacahabibes genannten Umerziehungslagern: Guanacahabibes ist der Name einer Halbinsel auf Cuba, wo sich heute ein Naturschutzgebiet und diverse Feriensiedlungen befinden. Nun hat Che Guevara dort kein Feriendorf, sondern ein tatsächliches Lager gegründet, dieses wurde aber Mitte der 60er aufgelöst. Die Inhaftierungen von Schwulen in kubanischen Lagern ereigneten sich lange nach Ches Tod, zu Ches Zeiten wurden dort hauptsächlich Personen eingesperrt, die zu den Tätern des Batista-Regimes gehört hatten oder an der Schweinebucht-Invasion teilgenommen hatten. Letztere würden auch nach heutigem deutschen Recht unter den Straftatbestand des Hochverrats fallen.
Übrigens erweckt Miersch den Eindruck, lediglich einen anderen, älteren Beitrag aus der Weltwoche schlecht abgeschrieben zu haben, unter Herauslassung aller Fakten, die seine Argumentation zumindest in einem etwas differenzierteren Licht erscheinen lassen.
http://www.weltwoche.ch/artikel/?AssetID=4333&CategoryID=60
Che Guevara mag, among other things, tatsächlich ein Mörder gewesen sein, doch würde Miersch dies nicht im Mindesten interessieren, wenn er nicht eine Popikone der Linken wäre, die mit dem realen Menschen Che schon lange nichts mehr zu tun hat. es ging ihm wohl auch nicht um Aufklärung über den tatsächlichen Che - da haben andere Besseres geleistet
http://www.amazon.de/Che-Die-Biographie-Ernesto-Guevara/dp/3894013923
http://www.amazon.de/Guevara-Eine-Biographie-Jorge-Castaneda/dp/3518395904
http://www.zdf.de/ZDFde/inhalt/26/0,1872,2047130,FF.html
- sondern darum, das Ansehen und Lebensgefühl von Linken zu beschädigen, die sich mit dieser Popikone identifizieren. An sich dürfte ihm das Schicksal von Unterdrückten egal sein, wie die Standpunkte von ihm und seinem Kollegen Maxeiner hinsichtlich von Klima-Welthunger- und Entwicklungsproblemen deutlich vor Augen führen. Den Standpunkt der Herren in dieser Hinsicht könnte man auch mit "Zur Hölle mit den Opfern" umschreiben, gleichzeitig wird gezielte Diskursklitterung betrieben. Protestiert Greenpeace gegen die Versenkung einer alten Ölplattform und stellt sich heraus, dass es in dem betreffenden Seegebiet von Ölschlamm lebende Bakterien gibt, die Ölrückstände also biologisch vollständig abgebaut werden, so ist das für MM kein Einzelfall, sondern typisch für den "Alarmismus" von Umweltschützern schlechthin. Stellt ein Forscher fest, dass bestimmte Tropenbäume Klimagase freisetzen, ist plötzlich die Abholzung der tropischen Regenwälder gar nicht so schlimm und sind die Wälder möglicherweise sogar für die globale Erwärmung mitverantwortlich. Im Bereich Landwirtschaft heißt die Agenda Innovationsverhinderung durch permanantes Wiederholen alter, mittlerweile widerlegter Vorurteile speziell gegen die Ökolandwirtschaft.
(Miersch: Genereller Bioanbau wäre eine Katastrophe...
http://gebloggtewelten.de/2007/01/06/genereller-bioanbau-waere-katastrophe-fuer-natur/)
so nach dem Motto : Wieviel Leichen hätten Sie gern?
Als Beleg dienen einst renomierte Wissenchaftler wie zum Beispiel Norman Borlaug ("Vater der Grünen Revoltion", Nobelpreisträger), der ist mittlerweile bei 2Mrd. Toten
http://www.salon.com/tech/htww/2006/12/11/borlaug/index.html
Ziel ist es auch die wahren Gründe für den Welthunger unter den Tisch fallen zu lassen. In diesem Zusammenhang betreiben die Autoren meines Erachtens
Vertuschung von Fakten bis hin zur Verhöhnung der Opfer, nettes Beispiel hier:
Schnee in Australien als Beleg gegen den Klimawandel unter völliger Ignorierung der tatsächlichen Verhältnisse im 7.jahr der Trockenheit in Folge, selbst wenn diese Dürre nicht unbedingt direkt mit dem Klimawandel zusammenhängen muss (El Ninjo)
60% Ernteausfall
krepierende Tiere und eine steigende Selbsmordrate unter den Farmern aber in den Augen von M&M haben die Aussis ganz andere Sorgen - siehe oben
http://www.detlev-mahnert.de/dutschke-bsz.html
Weniger geläufig ist die Bedeutung der Springer-Presse und der konservativen deutschen Presse generell hinsichtlich des Israelbildes in Deutschland, oder besser gesagt, für dessen Umwertung nach dem Sechstagekrieg. Es sticht ja ins Auge, dass die radikale Linke ursprünglich sehr proisraelisch eingestellt war und die israelischen Kibuzzim als eine neue, freiheitliche, großartige Form des Sozialismus, ja als den wahren Weg zum Kommunismus feierte, und nach dem Sechstagekrieg kippte das dann um in militanten Antizionismus und eine Solidarisierung der antiimperialistischen Linken im Allgemeinen mit dem palästinensischen Unabhängigkeitskampf insgesamt. Am krassesten wirkte sich dies bei den militantesten Gruppen aus, so solidarisierte sich die Bewegung 2.Juni ganz unmittelbar mit der Al Fatah und die RAF mit der Volksfront zur Befreiung Palästinas (PFLP). Dieselbe Ulrike Meinhof, die 1967 gesagt hatte, die Linke stünde selbstverständlich an der Seite Israels, nach der Erfahrung des Faschismus ergäbe sich keine andere Frontstellung, erklärte als RAF-Mitglied, den Deutschen müsse die Verantwortung für den Holocaust abgenommen werden, sie müssten diesen als Verbrechen eines nicht mehr existenten Regimes ohne individuelle Verantwortung „der Deutschen“ betrachten, um so frei für die soziale Revolution in Deutschland zu werden, zugleich sei Israel ein faschistischer Staat. Was hier an Verdrängungsleistungen und Übersprungshandlungen zum Tragen kam, wäre Thema für eine psychologische Arbeit. Nun ist aber nicht die Psyche Verstorbener hier interessant, sondern vielmehr die politisch-diskursive Matrix, vor der das Ganze sich abspielte. Natürlich ist die US-Hilfe für Israel hierbei entscheidend, wähnten sich in Zeiten des Vietnamkriegs doch die fanatischen Anhänger des bewaffneten Kampfes im Krieg mit dem US-Imperialismus. Neben dieser allgemeinen Frontstellung kamen zwei Faktoren ins Spiel, die beide mit Agenda-Setting zu tun haben. Das erste palästinensische Kommando, das einen Anschlag gegen einen israelischen Kibbuz durchführte, schrieb in seine Kommandoerklärung: „Meldet Che Guevara, dass wir die dritte Front gegen den Imperialismus eröffnet haben.“
So sehr internationale Solidarität Anliegen der Linken war und ja auch die 68er-Unruhen in einem weltweiten Kontext standen, gaben die Palästinenser der Sache hier doch einen propagandistischen Dreh: Ein eigentlich regionaler, in erster Linie nationaler Kampf wurde in einen antiimperialistischen Weltkontext gestellt, und dabei gleich so, dass die verschiedenen Konflikte dieser Zeit – Vietnam, Kongo, Südamerika, Nahost, Nordirland – zu einer „antiimperialistischen Front“ führten, die durch die Niederlage der kapitalistischen Staaten in eine Weltrevolution münden würde.
Die andere Umdeutung dieses Konflikts kam aus dem Hause Springer: Nach dem Sechstagekrieg wurde Moshe Dajan mit Rommel verglichen. Einen israelischen General und Verteidigungsminister mit einem Feldherrn der Nazis zu vergleichen mutet abstrus und abenteuerlich an, verfehlte aber nicht seine Wirkung. Deren Wirkung auf innerlinke Befindlichkeiten ist hier recht gut wiedergegeben worden: http://phase2.nadir.org/rechts.php?artikel=73&print=
Allerdings war die Wirkung auf den unmittelbaren Rezipientenkreis eine andere. Die dämliche und hysterische Behauptung, die Israelis machten mit den Palästinensern das Gleiche wie die Nazis mit den Juden (als ob ein konventioneller Krieg und ein Besatzungsregime, das weder durch übermäßige Härte noch durch Milde auffiel, sondern eher ein Besatzungsregime unter vielen war, mit dem historisch einmaligen industriell betriebenen Völkermord der Nazis nur entferntestens verglichen werden könnte) kam ja von den antiimperialistischen Linken. Springers Leser wurden ganz anders angesprochen. So, wie ich einen Großteil der Generation kenne, die in den 1960er, 70er und 80er Jahren die angepasste, beruflich integrierte/etablierte Mehrheit der CDU-wählenden oder den Betonsozis nahe stehenden männlichen Bevölkerung Westdeutschlands bildete (heute Generation 70+) kannten die überhaupt keine Schuldgefühle hinsichtlich des NS. Rommel war für sie ein positiver Held. Der Vergleich Dajans mit Rommel bedeutete nichts Anderes, als dass der deutsche Herrenmensch dem Israeli auf die Schulter klopfte und gewissermaßen sagte „Diesen stinkenden Kameltreibern hast du´s aber gezeigt, jetzt bist Du einer von uns!“ Noch 1991 feierte die Bild-Zeitung den Sieg der Koalitionstruppen im Golfkrieg mit der Formulierung, die Amerikaner hätten wie Rommel gekämpft.
- Wie schon Adorno feststellte, ist im modernen Antisemitismus der Jude austauschbar, und so tauschte nun die etablierte deutsche Rechte innerhalb des eigenen antisemitischen Ressentiments den Juden gegen den Araber aus, was kurz darauf, in der Zeit der Ölkrise, noch einmal kulminieren sollte. Die Reaktion eines Teils der radikalen Linken in Deutschland darauf war armselig: Statt in Ruhe zu analysieren, was da gespielt wurde, reagierte man marionettenhaft und drehte diese projektive Israel-Wahrnehmung einfach um mit den Palästinensern als den Guten. Erst die Tübinger Internationalismustage 1982 und die Schriftenreihe Autonomie Neue Folge brachen radikal mit dieser Wahrnehmung und skizzierten in der deutschen autonomen Linken in den 1980ern die Ausgangspunkte eines wesentlich anderen, nicht mehr an der Solidarität mit bestimmten Staaten oder Befreiungsbewegungen festgemachten, sondern sozialrevolutionären Antiimperialismus.
- Zurück zu Miersch und Maxeiner. Mit ihrer aktuellen Schreibe knüpfen sie an diese Springer´sche Tradition des Verdrehens, Weglassens, Projizierens und Umdeutens an.
http://www.maxeiner-miersch.de/che.htm
Es ist richtig, dass der popkulturelle Mythos um Che Guevara, dem ich letztendlich, wenn auch über Umwege, meinen Spitznamen verdanke, mit der realen Person wenig zu tun hat, es ist richtig, dass er ein dogmatischer Marxist-Leninist war mit einem ziemlich zwanghaften Charakter.
Und es spricht ja auch nichts dagegen, diesen Mythos vom Kopf auf die Füße zu stellen.
Was Miersch aber daraus macht, hat den etwas holprigen Realitätsbezug, der Springer-Publikationen generell so eignet.
"Er befehligt die Erschießungskommandos in der Festung Cabana, die nach dem Einmarsch von Castros Truppen in Havanna zwischen zweihundert und siebenhundert Gefangene hinrichten. Die Opfer sind größtenteils Anhänger des geflohenen Diktators Batista. Wenig später treffen die Repressionsmaßnahmen auch oppositionelle Linke und andere Gegner des neuen Regimes. Es ist Che Guevara, der die gefürchteten „Resozialisierungslager“ einführt. In diese „Guanacahabibes“ landen nicht nur Dissidenten, sondern auch Homosexuelle."
Fakt ist, dass Che Guevara Chefankläger der Revolutionstribunale war, die nicht "Anhänger" Batistas, sondern Angehörige seiner Armee, seiner Geheimpolizei und seiner Justizorgane wegen Massakern, Folterungen usw. aburteilten. In Folge dieser Verurteilungen wurden mindestens 179 Personen erschossen. Die Verfahren entsprachen großenteils nicht rechtsstaatlichen Maßstäben, teilweise wurden Personen nicht für individuelle Taten, sondern nur wegen Zugehörigkeit zu bestimmten Spezialeinheiten hingerichtet.
Das alles ist schweres Unrecht und mit den Menschenrechten unvereinbar, bewegt sich aber auf dem gleichen Niveau, wie die Tatsache, dass Titos Partisanen SS-Angehörige allein wegen ihrer Angehörigkeit zur SS erschossen oder die (von mir seinerzeit unterstützte) kurdische PUK im Aufstand von 1991 genauso mit Angehörigen von Saddams Geheimdienst und Republikanischer Garde verfuhren. Niemand käme auf die Idee, deshalb Djalal Talabani als Massenmörder zu bezeichnen.
Vollends lächerlich wird die Sache bei den Guanacahabibes genannten Umerziehungslagern: Guanacahabibes ist der Name einer Halbinsel auf Cuba, wo sich heute ein Naturschutzgebiet und diverse Feriensiedlungen befinden. Nun hat Che Guevara dort kein Feriendorf, sondern ein tatsächliches Lager gegründet, dieses wurde aber Mitte der 60er aufgelöst. Die Inhaftierungen von Schwulen in kubanischen Lagern ereigneten sich lange nach Ches Tod, zu Ches Zeiten wurden dort hauptsächlich Personen eingesperrt, die zu den Tätern des Batista-Regimes gehört hatten oder an der Schweinebucht-Invasion teilgenommen hatten. Letztere würden auch nach heutigem deutschen Recht unter den Straftatbestand des Hochverrats fallen.
Übrigens erweckt Miersch den Eindruck, lediglich einen anderen, älteren Beitrag aus der Weltwoche schlecht abgeschrieben zu haben, unter Herauslassung aller Fakten, die seine Argumentation zumindest in einem etwas differenzierteren Licht erscheinen lassen.
http://www.weltwoche.ch/artikel/?AssetID=4333&CategoryID=60
Che Guevara mag, among other things, tatsächlich ein Mörder gewesen sein, doch würde Miersch dies nicht im Mindesten interessieren, wenn er nicht eine Popikone der Linken wäre, die mit dem realen Menschen Che schon lange nichts mehr zu tun hat. es ging ihm wohl auch nicht um Aufklärung über den tatsächlichen Che - da haben andere Besseres geleistet
http://www.amazon.de/Che-Die-Biographie-Ernesto-Guevara/dp/3894013923
http://www.amazon.de/Guevara-Eine-Biographie-Jorge-Castaneda/dp/3518395904
http://www.zdf.de/ZDFde/inhalt/26/0,1872,2047130,FF.html
- sondern darum, das Ansehen und Lebensgefühl von Linken zu beschädigen, die sich mit dieser Popikone identifizieren. An sich dürfte ihm das Schicksal von Unterdrückten egal sein, wie die Standpunkte von ihm und seinem Kollegen Maxeiner hinsichtlich von Klima-Welthunger- und Entwicklungsproblemen deutlich vor Augen führen. Den Standpunkt der Herren in dieser Hinsicht könnte man auch mit "Zur Hölle mit den Opfern" umschreiben, gleichzeitig wird gezielte Diskursklitterung betrieben. Protestiert Greenpeace gegen die Versenkung einer alten Ölplattform und stellt sich heraus, dass es in dem betreffenden Seegebiet von Ölschlamm lebende Bakterien gibt, die Ölrückstände also biologisch vollständig abgebaut werden, so ist das für MM kein Einzelfall, sondern typisch für den "Alarmismus" von Umweltschützern schlechthin. Stellt ein Forscher fest, dass bestimmte Tropenbäume Klimagase freisetzen, ist plötzlich die Abholzung der tropischen Regenwälder gar nicht so schlimm und sind die Wälder möglicherweise sogar für die globale Erwärmung mitverantwortlich. Im Bereich Landwirtschaft heißt die Agenda Innovationsverhinderung durch permanantes Wiederholen alter, mittlerweile widerlegter Vorurteile speziell gegen die Ökolandwirtschaft.
(Miersch: Genereller Bioanbau wäre eine Katastrophe...
http://gebloggtewelten.de/2007/01/06/genereller-bioanbau-waere-katastrophe-fuer-natur/)
so nach dem Motto : Wieviel Leichen hätten Sie gern?
Als Beleg dienen einst renomierte Wissenchaftler wie zum Beispiel Norman Borlaug ("Vater der Grünen Revoltion", Nobelpreisträger), der ist mittlerweile bei 2Mrd. Toten
http://www.salon.com/tech/htww/2006/12/11/borlaug/index.html
Ziel ist es auch die wahren Gründe für den Welthunger unter den Tisch fallen zu lassen. In diesem Zusammenhang betreiben die Autoren meines Erachtens
Vertuschung von Fakten bis hin zur Verhöhnung der Opfer, nettes Beispiel hier:
Schnee in Australien als Beleg gegen den Klimawandel unter völliger Ignorierung der tatsächlichen Verhältnisse im 7.jahr der Trockenheit in Folge, selbst wenn diese Dürre nicht unbedingt direkt mit dem Klimawandel zusammenhängen muss (El Ninjo)
60% Ernteausfall
krepierende Tiere und eine steigende Selbsmordrate unter den Farmern aber in den Augen von M&M haben die Aussis ganz andere Sorgen - siehe oben
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Black history month
che2001, 10:12h
Veranstaltet von der Atlantic Review und Jewels in the Jungle, findet dieser erstmals auch mit deutscher Beteiligung statt, darunter auch meiner:
http://atlanticreview.org/archives/621-Black-History-Month-in-Europe-Continues.html
http://atlanticreview.org/archives/621-Black-History-Month-in-Europe-Continues.html
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VW do Brasil entlässt Behinderte
che2001, 09:55h
Nein zu den Entlassungen, gegen den Angriff auf die Arbeiterorganisation!
Für die Verteidigung der gewerkschaftlichen Selbstorganisation!
Sofortige Wiedereinstellung von Rogerio und Biro-Biro!
http://www.automobilarbeiterratschlag.com/index.php?option=com_content&task=view&id=81&Itemid=26
Für die Verteidigung der gewerkschaftlichen Selbstorganisation!
Sofortige Wiedereinstellung von Rogerio und Biro-Biro!
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