Donnerstag, 28. August 2008
Scharfmacher im Georgien-Konflikt II: Die Moral des Westens
Im Augenblick ist überall zu hören, dass das scharfe Vorgehen Russlands völkerrechtswidrig und überhaupt nicht zu akzeptieren sei, und ganz besonders Frau Merkel lehnt sich dabei weit aus dem Fenster. Aber was ist eigentlich geschehen? Vor etwa 20 Jahren hatte Georgien sich mit Berufung auf das Selbstbestimmungsrecht der Völker aus der Sowjetunion verabschiedet. Die nicht-georgischen Minderheiten im Land, besonders die Süd-Osseten, Abchasen und Russen wurden seither benachteiligt, so wurden etwa um 2000 massenhaft Russen in Georgien aus ihren Jobs entlassen, um Stellen für arbeitslose Georgier zu schaffen. Das Programm der NPD "deutsche Arbeit für Deutsche", in Georgien ist Vergleichbares praktizierte Politik. Nachdem Georgien bislang 9 Kriege gegen seine nationalen Minderheiten geführt hat, griff bei den letzten Massakern der georgischen Armee an Südosseten Russland ein und erkannte in der Folge die Unabhängigkeitserklärungen von Süd-Ossetien und Abchasien an, die demselben Selbstbestimmungsrecht der Völker folgen wie die seinerzeitige Unabhängigkeitserklärung Georgiens. Das wird nun etwa von Bush und Merkel als Bruch des Völkerrechts betrachtet, da die territoriale Integrität Georgiens nicht angegriffen werden dürfe. Ach ja? Die Menschenrechte der Nicht-Georgier im bisherigen Georgien interessieren wohl ebensowenig wie die frühere territoriale Integrität Jugoslawiens, für die zur Durchsetzung der Selbstbestimmung der Kosovaren die NATO weit größere Zerstörungen durchgeführt hat als die russischen Streitkräfte jetzt.

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Scharfmacher im Georgien-Konflikt 1: Lügt das Wall Street Journal?
In der aktuellen Ausgabe der Wirtschaftswoche wird auf einen Artikel im Wall Street Journal Bezug genommen, demzufolge die Analyse des russischen Truppenaufmarschs gegen Georgien ergäbe, dass die russische Armee mangelhaft gerüstet sei. Die noch in den 1970ern gefertigten T72-Panzer, die dort bisher zum Einsatz gekommen sind, verfügten über keinerlei Schutzvorrichtung gegen moderne Panzerabwehrraketen.
Daher sei davon auszugehen, dass demnächst Milliardenbeträge zur Verstärkung der Panzerungen ausgegeben würden, die hinsichtlich der zivilen Wirtschaftsentwicklung in Russland fehlen würden und deshalb negative Auswirkungen auf die russische Konjunktur erwarten ließen.
Nun besitzen einerseits die T72-Panzer hochfeste sog. Cobham-Panzerungen aus Mehrschichtmaterial, die seit den 1970ern nachgerüstet wurden, andererseits sah ich auf den Fernsehbildern zu besagtem Konflikt vor allem hochmoderne T80 und T90-Panzer, die vor Reaktivpanzerungen (externe Sprengladungen, die aufprallende Geschosse durch entgegengesetzte Explosionen neutralisieren) strotzen. Solche Panzer sind nur noch mit schwerer Artillerie oder speziellen Kampfhubschraubern oder Jagdbombern zu bekämpfen.

Die für jeden sichtbaren Fernsehbilder stehen also in völligem Gegensatz zur Aussage des Wall Street Journal, einer an und für sich hochseriösen Zeitschrift. Was hat das zu sagen? Peinlicher Redaktionsfehler oder bewusste Meinungsmache, wenn ja, zu welchem Zweck?

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