Samstag, 30. August 2008
Scharfmacher im Georgien-Konflikt III: Die russische Armee
Nachdem ich in meinen ersten Beiträgen zu diesem Thema deutlich gemacht habe, dass ich den "westlichen Standpunkt" in dieser Angelegenheit überhaupt nicht vertrete und Saakaschwili für ein chauvinistisches <ganzunanständigeswort> halte, so kann auch das Vorgehen der russischen Seite nicht unkritisiert bleiben. Im Augenblick werden von rusisschen Soldaten in Südossetien ethnische Georgier vertrieben und ihre Häuser zerstört, unbewohnbar gemacht oder enteignet und mit russischen Soldaten oder nichtgeorgischen Bewohnern belegt. Schon wurde von georgischer Seite von einer "ethnischen Säuberung" gesprochen. Den Ausdruck finde ich zwar unglücklich gewählt, da er im Jugoslawischen Bürgerkrieg, als der Begriff geprägt wurde, nicht nur Vertreibung und Raub, sondern auch Deportation, Lager, Vergewaltigung, Totschlag und Mord beinhaltete, aber dennoch ist das, was die Russen da anrichten, ein Kriegsverbrechen. Was eine Unabhängigkeit Südossetiens und Abchasiens wert ist, zu deren ersten Merkmalen es gehört, dass die russische Armee Südosseten und Abchasen russische Pässe ausstellt, das lässt sich auch laut fragen. Mit der russischen Intervention ist ein gerne ausgeblendeter Konflikt sichtbar geworden, der alles in allem gesehen genauso viel oder sogar mehr Opfer gefordert hat als der Jugoslawienkrieg. Er ist teilweise auch noch grausamer ausgetragen worden, und es wurden größere Zerstörungen angerichtet, da nicht, wie in Jugoslawien, vor allem nach Miliztaktik und mit Infanteriewaffen gekämpft wurde, sondern auf das ganze Heeresarsenal der alten Sowjetarmee zurückgegriffen werden konnte. 9 Kriege in und um Georgien, 2 Tschetschenien-Kriege, 1 Krieg zwischen Armenien und Aserbaidjan, gelegentliche militärische Intermezzi in Dagestan und Inguschetien ergeben zusammengenommen anderthalb Jahrzehnte voller Blutvergießen im Kaukasus, bei denen Menschen nicht nur einfach ermordet und vergewaltigt wurden, sondern teilweise bestialisch abgeschlachtet, zerstückelt, lebendig verbrannt und ausgeweidet. Bislang hat Europa sich nicht die Bohne dafür interessiert.

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