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Montag, 29. November 2021
Es hatte geheißen, Zutritt nur mit G3
che2001, 18:35h
Verstehe daher gar nicht den Aufriss, den die Leute alle machen.
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"Dramatische Situation": DIVI aktualisiert Empfehlungen zur Priorisierung und Triage in der COVID-19-Pandemie
che2001, 18:10h
Ute Eppinger, Medscape
Die 4. Welle der COVID-19-Pandemie rollt über Deutschland: Stand heute sind 5,57 Millionen Fälle bestätigt, 76.414 Neuinfektionen, 357 Menschen sind in den vergangenen 24 Stunden an COVID-19 gestorben. In manchen besonders betroffenen Regionen liegt der Anteil von COVID-19-Patienten auf Intensivstationen bei bis zu 60%.
"Angesichts dieser Zahlen rechnen wir in den kommenden Wochen täglich mit Hunderten zusätzlichen intensivpflichtigen COVID-19-Patienten. In Kürze werden wir den Höchststand von 5.723 intensivpflichtigen COVID-19-Patienten vom 4. Januar 2021 erreicht haben und diesen im Weiteren sicherlich deutlich überschreiten", betonte Prof. Dr. Uwe Janssens, Chefarzt der Intensivmedizin am St.-Antonius-Hospital und Sprecher der Sektion Ethik der DIVI, auf einem Press-Briefing der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin e.V. (DIVI) .
Angesichts dieser Zahlen rechnen wir in den kommenden Wochen täglich mit Hunderten zusätzlichen intensivpflichtigen COVID-19-Patienten.
Prof. Dr. Uwe Janssens:
Mehr und mehr Stimmen warnen vor einer einsetzenden Triage in den belasteten Regionen. Aus aktuellem Anlass wurden jetzt die Klinisch-ethischen Empfehlungen zu Entscheidungen über die Zuteilung intensivmedizinischer Ressourcen im Kontext der COVID-19-Pandemie überarbeitet. Erstmals waren die Empfehlungen am 25. März 2020 veröffentlicht worden.
Seinerzeit beschäftigten sich die Empfehlungen mit "der damals unwahrscheinlichen, aber jetzt zunehmend realistischen Befürchtung, dass die Krankenhäuser aufgrund nicht mehr ausreichend verfügbarer Ressourcen Patienten nicht mehr versorgen können und dann entscheiden müssen, wer eine Behandlung erhält und wer nicht", stellte Janssens klar. Jetzt aber " 23 Monate später" habe sich die Situation dramatisch verändert.
Trotz der jetzt verfügbaren Impfung kämpfen wir mit einer immer noch unzureichenden Impfquote vor allem in den stark betroffenen Regionen. Prof. Dr. Uwe Janssens
?Trotz der jetzt verfügbaren Impfung kämpfen wir mit einer immer noch unzureichenden Impfquote vor allem in den stark betroffenen Regionen. Wir kämpfen mit der hohen Infektiosität der Delta-Variante, dem abnehmenden Schutz der Impfung vor allem bei den früh im Jahr geimpften, vulnerablen Patienten, und wir kämpfen mit dem substanziellen Verlust der Intensivpflegekräfte in den letzten Monaten und den daraus resultierenden Bettenschließungen auf den Intensivstationen?, berichtete Janssens.
Klinische Erfolgsaussicht zählt ? Impfstatus darf kein Kriterium sein
Angesichts der zunehmend bedrohlichen Lage werden Stimmen immer lauter, die fordern, dass freiwillig nicht geimpfte Personen angesichts der knappen Ressourcen nicht behandelt werden und die verbliebenen Behandlungsplätze ausschließlich Geimpften und Genesenen zur Verfügung gestellt werden sollten. In den überarbeiteten Empfehlungen ist das ausdrücklich ausgeschlossen.
Dass der Impfstatus kein Kriterium sein kann, machte Prof. Dr. Georg Marckmann, Vorstand des Instituts für Ethik, Geschichte und Theorie der Medizin, deutlich: ?Wir sind Retter, keine Richter!? Die Empfehlungen seien ?im Kern? nicht verändert: Damit bleibt das maßgebliche Kriterium für eine Entscheidung die klinische Erfolgsaussicht ? also die Wahrscheinlichkeit, ob der Patient die Intensivbehandlung überleben wird.
?Die Priorisierungen erfolgen ausdrücklich nicht in der Absicht, Menschen oder Menschenleben zu bewerten, sondern aufgrund der Verpflichtung, mit den (begrenzten) Ressourcen möglichst vielen Patienten eine nutzbringende Teilhabe an der medizinischen Versorgung unter Krisenbedingungen zu ermöglichen?, heißt es in den Empfehlungen.
Die ärztliche Hilfspflicht gelte in lebensbedrohlichen Situationen unabhängig davon, wie sich der Betroffene zuvor verhalten habe, betonte Marckmann.
Wir sind Retter, keine Richter! Prof. Dr. Georg Marckmann
In der solidarischen Krankenversicherung hängt der Zugang zu Leistungen nicht davon ab, ob jemand möglicherweise durch sein Verhalten die Erkrankung selbst verursacht hat. Aus guten Gründen, so Marckmann: ?Oft ist gar nicht klar, ob die Erkrankung tatsächlich ursächlich auf das Verhalten des Einzelnen zurückzuführen ist. Die Frage ist auch, ob das Verhalten wirklich auf einer selbstbestimmten Entscheidung beruht.?
Das sei so bei Risikosportlern, man behandle auch den Lungenkrebs des Rauchers genauso wie die koronare Herzerkrankung des Übergewichtigen. ?Genauso werden wir die COVID-19-Erkrankung von jemanden behandeln, der sich nicht geimpft hat. Auch bei diesem wissen wir nicht, auf welcher Informationsgrundlage die Entscheidung getroffen wurde, hat der Mensch möglicherweise Falschinformationen von Querdenkern oder Corona-Leugnern zugrunde gelegt.?
Man dürfe auch nicht vergessen, dass die Impfraten nach wie vor in sozio-ökonomisch benachteiligten Gruppen am niedrigsten sind. ?Würden wir das Kriterium anwenden, dann bekämen wir eine ganz bedenkliche soziale Schieflage im Zugang zu den intensivmedizinischen Ressourcen?, so Marckmann.
Nicht nur COVID-19: Die Auswahl soll unter allen Patienten erfolgen
In den aktualisierten Empfehlungen ist die Gleichbehandlung von COVID-19-Patienten und von Patienten mit anderen Erkrankungen ein ganz wichtiger Punkt, so Prof. Dr. Jan Schildmann, Internist und Leiter des Instituts für Geschichte und Ethik der Medizin.
Ich wünsche mir, dass die Ärzte, die diese tragischen Entscheidungen dann möglicherweise treffen müssen, eine klare Rückendeckung von der Politik bekommen. Prof. Dr. Georg Marckmann
Es gilt der Gleichheitsgrundsatz: Deshalb sehen die Empfehlungen vor, dass eine Auswahl unter allen Patienten erfolgen sollte, die eine Intensivbehandlung benötigen, unabhängig davon, wo sie gerade versorgt werden (Notaufnahme, Allgemeinstation, Intensivstation) und ganz gleich, ob COVID-19-Infizierter, Schlaganfall-Patient oder Unfallopfer.
Um fair und medizinisch gut begründet zu priorisieren, sollen die Entscheidungen möglichst nach dem Mehraugen-Prinzip getroffen werden: Durch möglichst 2 intensivmedizinisch erfahrene Ärzte, möglichst einem Vertreter der Pflegenden und ggf. weiteren Fachvertretern.
Der Schweregrad der aktuellen Erkrankung sowie relevante Begleiterkrankungen (z.B. schwere vorbestehende Organdysfunktion mit prognostisch eingeschränkter Lebenserwartung) spielen für die Prognose eine wesentliche Rolle. Der Patientenwille (aktueller, vorausverfügter, zuvor mündlich geäußerter oder mutmaßlicher Patientenwille) ist ohnehin fester und mandatorischer Bestandteil bei allen Entscheidungen.
Verschobene Krebsoperationen, um Platz für schwerkranke COVID-19-Patienten zu schaffen: Ist das nicht schon eine Form der Triage? Janssens spricht von einer ?verdeckten Priorisierung?. ?Der akute Herzinfarkt, der akute Schlaganfall, die akute Herzschwäche, der schwere Autounfall ? das muss schnellstmöglich behandelt werden.?
Die Situation ist dramatisch. Keiner von uns will in die Situation einer Triage kommen, das ist furchtbar und eine enorme Belastung. Prof. Dr. Uwe Janssens
Dazu kommen Patienten mit eklatanten Erkrankungen, z.B. Tumor-Erkrankungen, die operiert werden müssen. ?Eine solche Operation ist vielleicht für die Zukunft dieser Patienten lebensrettend, eine Verschiebung des Eingriffs also durchaus zum Nachteil für Patienten. Diese Gleichwertigkeit herzustellen ist eine klar medizinische Aufgabe?, erklärte Janssens.
Es gelte der Grundsatz, dass bei insgesamt begrenzten Ressourcen keine Patientengruppe bevorzugt werden dürfe, insbesondere auch nicht die, bei denen absehbar ist, dass sie im Verlauf durch Verschiebung gesundheitlich Schaden nehmen können, betonte Schildmann.
Rückhalt aus der Politik forderte Marckmann: ?Ich wünsche mir, dass die Ärzte, die diese tragischen Entscheidungen dann möglicherweise treffen müssen, eine klare Rückendeckung von der Politik bekommen. Dass sie ein Mandat haben, mit dieser Knappheit umzugehen und auch entsprechende Rechtssicherheit haben.?
Janssens erinnerte daran, dass die Sterblichkeitsraten von COVID-19-Patienten, die beatmet werden müssen, noch immer bei 50% lägen: ?Es ist und bleibt ein furchtbares Krankheitsbild?, betonte Janssens. Selbst wer überlebe sei nach 30, 40 Tagen Intensivtherapie für das Leben gezeichnet.
Geimpfte haben insgesamt eine deutlich bessere Prognose als nicht geimpfte COVID-19-Patienten, bestätigte Janssens. Allerdings seien auch Impfdurchbrüche bei Älteren, die viele Begleiterkrankungen haben, prognostisch von Bedeutung, weshalb die Booster-Impfungen gerade für diese vulnerablen Gruppen unglaublich wichtig seien.
Unsere Bitte an die Politik ist: Endlich durchgreifend handeln mit Maßnahmen, die sicherstellen, dass diese Infektionsketten abbrechen. Prof. Dr. Uwe Janssens
?Die Situation ist dramatisch. Keiner von uns will in die Situation einer Triage kommen, das ist furchtbar und eine enorme Belastung?, sagte Janssens. "Wir brauchen jetzt schnellste Entscheidungen für ganz Deutschland. Wir können uns nicht leisten abzuwarten und zuzuschauen, wie wir jeden Tag 80.000 Neuinfektionen bekommen, und wissen, was damit auf uns zukommt. Unsere Bitte an die Politik ist: Endlich durchgreifend handeln mit Maßnahmen, die sicherstellen, dass diese Infektionsketten abbrechen. Sonst kommen wir in den nächsten Wochen dahin, wo kein Mensch sein will!", schloss Janssens.
Die 4. Welle der COVID-19-Pandemie rollt über Deutschland: Stand heute sind 5,57 Millionen Fälle bestätigt, 76.414 Neuinfektionen, 357 Menschen sind in den vergangenen 24 Stunden an COVID-19 gestorben. In manchen besonders betroffenen Regionen liegt der Anteil von COVID-19-Patienten auf Intensivstationen bei bis zu 60%.
"Angesichts dieser Zahlen rechnen wir in den kommenden Wochen täglich mit Hunderten zusätzlichen intensivpflichtigen COVID-19-Patienten. In Kürze werden wir den Höchststand von 5.723 intensivpflichtigen COVID-19-Patienten vom 4. Januar 2021 erreicht haben und diesen im Weiteren sicherlich deutlich überschreiten", betonte Prof. Dr. Uwe Janssens, Chefarzt der Intensivmedizin am St.-Antonius-Hospital und Sprecher der Sektion Ethik der DIVI, auf einem Press-Briefing der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin e.V. (DIVI) .
Angesichts dieser Zahlen rechnen wir in den kommenden Wochen täglich mit Hunderten zusätzlichen intensivpflichtigen COVID-19-Patienten.
Prof. Dr. Uwe Janssens:
Mehr und mehr Stimmen warnen vor einer einsetzenden Triage in den belasteten Regionen. Aus aktuellem Anlass wurden jetzt die Klinisch-ethischen Empfehlungen zu Entscheidungen über die Zuteilung intensivmedizinischer Ressourcen im Kontext der COVID-19-Pandemie überarbeitet. Erstmals waren die Empfehlungen am 25. März 2020 veröffentlicht worden.
Seinerzeit beschäftigten sich die Empfehlungen mit "der damals unwahrscheinlichen, aber jetzt zunehmend realistischen Befürchtung, dass die Krankenhäuser aufgrund nicht mehr ausreichend verfügbarer Ressourcen Patienten nicht mehr versorgen können und dann entscheiden müssen, wer eine Behandlung erhält und wer nicht", stellte Janssens klar. Jetzt aber " 23 Monate später" habe sich die Situation dramatisch verändert.
Trotz der jetzt verfügbaren Impfung kämpfen wir mit einer immer noch unzureichenden Impfquote vor allem in den stark betroffenen Regionen. Prof. Dr. Uwe Janssens
?Trotz der jetzt verfügbaren Impfung kämpfen wir mit einer immer noch unzureichenden Impfquote vor allem in den stark betroffenen Regionen. Wir kämpfen mit der hohen Infektiosität der Delta-Variante, dem abnehmenden Schutz der Impfung vor allem bei den früh im Jahr geimpften, vulnerablen Patienten, und wir kämpfen mit dem substanziellen Verlust der Intensivpflegekräfte in den letzten Monaten und den daraus resultierenden Bettenschließungen auf den Intensivstationen?, berichtete Janssens.
Klinische Erfolgsaussicht zählt ? Impfstatus darf kein Kriterium sein
Angesichts der zunehmend bedrohlichen Lage werden Stimmen immer lauter, die fordern, dass freiwillig nicht geimpfte Personen angesichts der knappen Ressourcen nicht behandelt werden und die verbliebenen Behandlungsplätze ausschließlich Geimpften und Genesenen zur Verfügung gestellt werden sollten. In den überarbeiteten Empfehlungen ist das ausdrücklich ausgeschlossen.
Dass der Impfstatus kein Kriterium sein kann, machte Prof. Dr. Georg Marckmann, Vorstand des Instituts für Ethik, Geschichte und Theorie der Medizin, deutlich: ?Wir sind Retter, keine Richter!? Die Empfehlungen seien ?im Kern? nicht verändert: Damit bleibt das maßgebliche Kriterium für eine Entscheidung die klinische Erfolgsaussicht ? also die Wahrscheinlichkeit, ob der Patient die Intensivbehandlung überleben wird.
?Die Priorisierungen erfolgen ausdrücklich nicht in der Absicht, Menschen oder Menschenleben zu bewerten, sondern aufgrund der Verpflichtung, mit den (begrenzten) Ressourcen möglichst vielen Patienten eine nutzbringende Teilhabe an der medizinischen Versorgung unter Krisenbedingungen zu ermöglichen?, heißt es in den Empfehlungen.
Die ärztliche Hilfspflicht gelte in lebensbedrohlichen Situationen unabhängig davon, wie sich der Betroffene zuvor verhalten habe, betonte Marckmann.
Wir sind Retter, keine Richter! Prof. Dr. Georg Marckmann
In der solidarischen Krankenversicherung hängt der Zugang zu Leistungen nicht davon ab, ob jemand möglicherweise durch sein Verhalten die Erkrankung selbst verursacht hat. Aus guten Gründen, so Marckmann: ?Oft ist gar nicht klar, ob die Erkrankung tatsächlich ursächlich auf das Verhalten des Einzelnen zurückzuführen ist. Die Frage ist auch, ob das Verhalten wirklich auf einer selbstbestimmten Entscheidung beruht.?
Das sei so bei Risikosportlern, man behandle auch den Lungenkrebs des Rauchers genauso wie die koronare Herzerkrankung des Übergewichtigen. ?Genauso werden wir die COVID-19-Erkrankung von jemanden behandeln, der sich nicht geimpft hat. Auch bei diesem wissen wir nicht, auf welcher Informationsgrundlage die Entscheidung getroffen wurde, hat der Mensch möglicherweise Falschinformationen von Querdenkern oder Corona-Leugnern zugrunde gelegt.?
Man dürfe auch nicht vergessen, dass die Impfraten nach wie vor in sozio-ökonomisch benachteiligten Gruppen am niedrigsten sind. ?Würden wir das Kriterium anwenden, dann bekämen wir eine ganz bedenkliche soziale Schieflage im Zugang zu den intensivmedizinischen Ressourcen?, so Marckmann.
Nicht nur COVID-19: Die Auswahl soll unter allen Patienten erfolgen
In den aktualisierten Empfehlungen ist die Gleichbehandlung von COVID-19-Patienten und von Patienten mit anderen Erkrankungen ein ganz wichtiger Punkt, so Prof. Dr. Jan Schildmann, Internist und Leiter des Instituts für Geschichte und Ethik der Medizin.
Ich wünsche mir, dass die Ärzte, die diese tragischen Entscheidungen dann möglicherweise treffen müssen, eine klare Rückendeckung von der Politik bekommen. Prof. Dr. Georg Marckmann
Es gilt der Gleichheitsgrundsatz: Deshalb sehen die Empfehlungen vor, dass eine Auswahl unter allen Patienten erfolgen sollte, die eine Intensivbehandlung benötigen, unabhängig davon, wo sie gerade versorgt werden (Notaufnahme, Allgemeinstation, Intensivstation) und ganz gleich, ob COVID-19-Infizierter, Schlaganfall-Patient oder Unfallopfer.
Um fair und medizinisch gut begründet zu priorisieren, sollen die Entscheidungen möglichst nach dem Mehraugen-Prinzip getroffen werden: Durch möglichst 2 intensivmedizinisch erfahrene Ärzte, möglichst einem Vertreter der Pflegenden und ggf. weiteren Fachvertretern.
Der Schweregrad der aktuellen Erkrankung sowie relevante Begleiterkrankungen (z.B. schwere vorbestehende Organdysfunktion mit prognostisch eingeschränkter Lebenserwartung) spielen für die Prognose eine wesentliche Rolle. Der Patientenwille (aktueller, vorausverfügter, zuvor mündlich geäußerter oder mutmaßlicher Patientenwille) ist ohnehin fester und mandatorischer Bestandteil bei allen Entscheidungen.
Verschobene Krebsoperationen, um Platz für schwerkranke COVID-19-Patienten zu schaffen: Ist das nicht schon eine Form der Triage? Janssens spricht von einer ?verdeckten Priorisierung?. ?Der akute Herzinfarkt, der akute Schlaganfall, die akute Herzschwäche, der schwere Autounfall ? das muss schnellstmöglich behandelt werden.?
Die Situation ist dramatisch. Keiner von uns will in die Situation einer Triage kommen, das ist furchtbar und eine enorme Belastung. Prof. Dr. Uwe Janssens
Dazu kommen Patienten mit eklatanten Erkrankungen, z.B. Tumor-Erkrankungen, die operiert werden müssen. ?Eine solche Operation ist vielleicht für die Zukunft dieser Patienten lebensrettend, eine Verschiebung des Eingriffs also durchaus zum Nachteil für Patienten. Diese Gleichwertigkeit herzustellen ist eine klar medizinische Aufgabe?, erklärte Janssens.
Es gelte der Grundsatz, dass bei insgesamt begrenzten Ressourcen keine Patientengruppe bevorzugt werden dürfe, insbesondere auch nicht die, bei denen absehbar ist, dass sie im Verlauf durch Verschiebung gesundheitlich Schaden nehmen können, betonte Schildmann.
Rückhalt aus der Politik forderte Marckmann: ?Ich wünsche mir, dass die Ärzte, die diese tragischen Entscheidungen dann möglicherweise treffen müssen, eine klare Rückendeckung von der Politik bekommen. Dass sie ein Mandat haben, mit dieser Knappheit umzugehen und auch entsprechende Rechtssicherheit haben.?
Janssens erinnerte daran, dass die Sterblichkeitsraten von COVID-19-Patienten, die beatmet werden müssen, noch immer bei 50% lägen: ?Es ist und bleibt ein furchtbares Krankheitsbild?, betonte Janssens. Selbst wer überlebe sei nach 30, 40 Tagen Intensivtherapie für das Leben gezeichnet.
Geimpfte haben insgesamt eine deutlich bessere Prognose als nicht geimpfte COVID-19-Patienten, bestätigte Janssens. Allerdings seien auch Impfdurchbrüche bei Älteren, die viele Begleiterkrankungen haben, prognostisch von Bedeutung, weshalb die Booster-Impfungen gerade für diese vulnerablen Gruppen unglaublich wichtig seien.
Unsere Bitte an die Politik ist: Endlich durchgreifend handeln mit Maßnahmen, die sicherstellen, dass diese Infektionsketten abbrechen. Prof. Dr. Uwe Janssens
?Die Situation ist dramatisch. Keiner von uns will in die Situation einer Triage kommen, das ist furchtbar und eine enorme Belastung?, sagte Janssens. "Wir brauchen jetzt schnellste Entscheidungen für ganz Deutschland. Wir können uns nicht leisten abzuwarten und zuzuschauen, wie wir jeden Tag 80.000 Neuinfektionen bekommen, und wissen, was damit auf uns zukommt. Unsere Bitte an die Politik ist: Endlich durchgreifend handeln mit Maßnahmen, die sicherstellen, dass diese Infektionsketten abbrechen. Sonst kommen wir in den nächsten Wochen dahin, wo kein Mensch sein will!", schloss Janssens.
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Auf den 2. Blick enttäuschend? Molnupiravir gegen COVID-19 wirkt offenbar doch nicht so gut wie kürzlich gemeldet
che2001, 18:07h
Dr. Thomas Kron
Das oral verabreichte Medikament Molnupiravir (Handelsname Lagevrio) gegen COVID-19 wirkt offenbar doch nicht so gut wie kürzlich gemeldet. Wie das US-Unternehmen Merck (in Deutschland MSD) am Freitag mitteilte, ergab eine abschließende Analyse, dass die antivirale Pille das Risiko von Krankenhausaufenthalten und Todesfällen bei COVID-19-Hochrisiko-Patienten nur um 30% reduziert und nicht um 50% wie zunächst geschätzt.
Ein Gremium von Beratern der Food and Drug Administration (FDA) wird am Dienstag zusammentreten, um darüber abzustimmen, ob das Medikament für die Behandlung von Hochrisiko-Patienten mit COVID-19 empfohlen werden soll.
Studie mit mehr als 1.400 Teilnehmern
Die ursprüngliche Schätzung einer Risikoreduktion um 50% basierte auf einer Auswertung der Ergebnisse von 775 Studienteilnehmern. Die am Freitag bekannt gegebene aktualisierte Zahl von 30% basiert auf Daten von mehr als 1.400 Studien-Teilnehmern.
Nach Angaben des Unternehmens betrug das Risiko für einen Krankenhausaufenthalt für Patienten mit Molnupiravir 6,8%, für Patienten mit Placebo 9,7%. In der Placebo-Gruppe gab es 9 COVID-19- bedingte Todesfälle. In der Molnupiravir-Gruppe starb ein Patient an den Folgen der Infektionskrankheit.
Der US-Infektiologe Dr. David Boulware (Universität von Minnesota) geht laut einem Bericht in der New York Times dennoch davon aus, dass das Medikament eine Notfallzulassung erhalten werde. ?Der Rückgang der Krankenhausaufenthalte ist etwas geringer, aber es gibt immer noch einen großen Nutzen für die Sterblichkeit, wenn man früh damit beginnt", wird Boulware von der US-Zeitung zitiert.
Die EU-Arzneimittelbehörde (EMA) hatte vor wenigen Tagen eine Empfehlung für Lagevrio abgegeben, wonach das Medikament bei Risiko-Patienten angewendet werden kann, solange diese noch nicht beatmet werden. Zugelassen ist es in der EU allerdings noch nicht. Die Behörde hat gerade mit der Bearbeitung des Zulassungsantrages begonnen.
In Großbritannien wurde Lagevrio hingegen schon am 4. November für Patienten mit leichten bis mittleren Symptomen zugelassen, die entweder über 60 Jahre alt, vorerkrankt oder stark übergewichtig sind.
Vielversprechendes Präparat von Pfizer in der Pipeline
Einen oral verabreichten Wirkstoff, der einige Hoffnungen weckt, hat auch das Unternehmen Pfizer in der Pipeline. Dieser Wirkstoff, der Proteasehemmer Paxlovid, soll deutlich wirksamer sein als Molnupiravir. Wie Pfizer kürzlich mitteilte, reduzierte Paxlovid das Risiko für einen COVID-19-bedingten Krankenhausaufenthalt oder Tod (primärer Endpunkt) in einer Placebo-kontrollierten Studie um 89%.
Dieser Artikel ist im Original erschienen auf Univadis.de
Das oral verabreichte Medikament Molnupiravir (Handelsname Lagevrio) gegen COVID-19 wirkt offenbar doch nicht so gut wie kürzlich gemeldet. Wie das US-Unternehmen Merck (in Deutschland MSD) am Freitag mitteilte, ergab eine abschließende Analyse, dass die antivirale Pille das Risiko von Krankenhausaufenthalten und Todesfällen bei COVID-19-Hochrisiko-Patienten nur um 30% reduziert und nicht um 50% wie zunächst geschätzt.
Ein Gremium von Beratern der Food and Drug Administration (FDA) wird am Dienstag zusammentreten, um darüber abzustimmen, ob das Medikament für die Behandlung von Hochrisiko-Patienten mit COVID-19 empfohlen werden soll.
Studie mit mehr als 1.400 Teilnehmern
Die ursprüngliche Schätzung einer Risikoreduktion um 50% basierte auf einer Auswertung der Ergebnisse von 775 Studienteilnehmern. Die am Freitag bekannt gegebene aktualisierte Zahl von 30% basiert auf Daten von mehr als 1.400 Studien-Teilnehmern.
Nach Angaben des Unternehmens betrug das Risiko für einen Krankenhausaufenthalt für Patienten mit Molnupiravir 6,8%, für Patienten mit Placebo 9,7%. In der Placebo-Gruppe gab es 9 COVID-19- bedingte Todesfälle. In der Molnupiravir-Gruppe starb ein Patient an den Folgen der Infektionskrankheit.
Der US-Infektiologe Dr. David Boulware (Universität von Minnesota) geht laut einem Bericht in der New York Times dennoch davon aus, dass das Medikament eine Notfallzulassung erhalten werde. ?Der Rückgang der Krankenhausaufenthalte ist etwas geringer, aber es gibt immer noch einen großen Nutzen für die Sterblichkeit, wenn man früh damit beginnt", wird Boulware von der US-Zeitung zitiert.
Die EU-Arzneimittelbehörde (EMA) hatte vor wenigen Tagen eine Empfehlung für Lagevrio abgegeben, wonach das Medikament bei Risiko-Patienten angewendet werden kann, solange diese noch nicht beatmet werden. Zugelassen ist es in der EU allerdings noch nicht. Die Behörde hat gerade mit der Bearbeitung des Zulassungsantrages begonnen.
In Großbritannien wurde Lagevrio hingegen schon am 4. November für Patienten mit leichten bis mittleren Symptomen zugelassen, die entweder über 60 Jahre alt, vorerkrankt oder stark übergewichtig sind.
Vielversprechendes Präparat von Pfizer in der Pipeline
Einen oral verabreichten Wirkstoff, der einige Hoffnungen weckt, hat auch das Unternehmen Pfizer in der Pipeline. Dieser Wirkstoff, der Proteasehemmer Paxlovid, soll deutlich wirksamer sein als Molnupiravir. Wie Pfizer kürzlich mitteilte, reduzierte Paxlovid das Risiko für einen COVID-19-bedingten Krankenhausaufenthalt oder Tod (primärer Endpunkt) in einer Placebo-kontrollierten Studie um 89%.
Dieser Artikel ist im Original erschienen auf Univadis.de
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Pandemie außer Kontrolle ? was die neue Regierung plant; die Fakten zu Omikron; schon 90 Tage nach 2. Impfung sinkt Schutz
che2001, 18:06h
Michael van den Heuvel, Medscape
Deutschland ist weiter im festen Griff der 4. Corona-Welle. Heute meldet das Robert Koch-Institut, Berlin, mit 452,4 Infektionen pro Woche und pro 100.000 Einwohner einen neuen Rekordwert. Gestern lag die 7-Tage-Inzidenz bei 446,7 und vor einer Woche bei 386,5.
Innerhalb der letzten 24 Stunden haben sich 29.364 weitere Personen mit SARS-CoV-2 infiziert, wobei ein Meldeverzug aufgrund des Wochenendes nicht auszuschließen ist. Letzten Freitag berichtete das RKI von 76.414 neuen Fällen. In der Vorwoche waren es 30.643 Neuinfektionen.
Die Zahl der Todesopfer stieg um 73 auf 100.956 Fälle. Montag vor einer Woche sind 62 Patienten in Zusammenhang mit COVID-19 gestorben.
Als Hospitalisierungsrate nannte das RKI am Freitag 5,97 Fälle pro 100.000 Einwohner. Und laut DIVI-Intensivregister befanden sich am Sonntag 4.459 COVID-19-Patienten in intensivmedizinischer Behandlung, sprich 91 mehr als am Vortag. Bundesweit sind 917 Betten im Low-Care- und 1.648 im High-Care-Bereich frei. Hinzu kommen 311 freie ECMO-Behandlungsplätze ? jedoch mit großen Unterschieden von Bundesland zu Bundesland.
Regional sind einige Intensivstationen bereits überlastet, und mehrere Patienten wurden verlegt. Janosch Dahmen, Gesundheitsexperte bei den Grünen, fordert deshalb den sofortigen Stopp aller planbaren Eingriffe, um Kapazitäten für COVID-19-Patienten zu schaffen.
Pandemie außer Kontrolle? Diskussion um weitere Maßnahmen
Neue Mutation: Wie gefährlich ist Omikron wirklich?
HU-Studie: Ungeimpfte treiben die Pandemie voran
WHO/ECDC: Fast eine halbe Million Menschenleben durch COVID-19-Impfungen in Europa gerettet
Neue Daten aus Israel: Infektionsrisiko steigt schon 90 Tage nach der 2. Impfung an
Pandemie außer Kontrolle? Diskussion um weitere Maßnahmen
Doch wie lässt sich die Pandemie jetzt beeinflussen? Noch schreckt die neue Ampel-Koalition vor harten Maßnahmen zurück. Sie will diese Woche zumindest einen Krisenstab unter Leitung von Carsten Breuer, Generalmajor bei der Bundeswehr einrichten.
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier rief alle Bürger eindringlich dazu auf, einen Lockdown durch freiwillige Kontaktbeschränkungen zu verhindern: ?Halten wir uns an die Regeln, reduzieren wir noch einmal unsere Kontakte.?
Damit gibt sich die geschäftsführende Bundesforschungsministerin Anja Karliczek (CDU) nicht zufrieden. Sie fordert, eine kürzlich veröffentlichte Adhoc-Empfehlung der Leopoldina rasch umzusetzen. ?Die Politik sollte dem Rat der Wissenschaft ohne Zögern folgen. Wir dürfen keine weitere Zeit mehr verlieren?, sagte Karliczek.
In ihrem Papier fordern Leopoldina-Experten u.a. ?sofortige umfassende Kontaktbeschränkungen, zumindest in Regionen mit hoher Inzidenz? oder eine ?strikte, kontrollierte und sanktionierte 2G-Regelung?.
Um mehr Personen zu impfen, sollten auch Apotheker, Amtsärzte, Zahnärzte, Pflegekräfte und Hebammen mit einbezogen werden. Die Akademie rät zudem, bereits jetzt Vorbereitungen für eine allgemeine Impfpflicht zu treffen. Speziell für die Schulen bringen Experten eine ?ausnahmslose Maskenpflicht für Lehrkräfte, Schülerinnen und Schüler aller Klassenstufen während des gesamten Aufenthalts in den Schulgebäuden?, regelmäßige Tests (mindestens 3-Mal wöchentlich) und einen früheren Beginn der Weihnachtsferien ins Gespräch. Pädagogen-Verbände hatten zuvor kritisiert, in Klassenräumen seien kaum neue Luftfilter eingebaut worden.
Auch die Gesellschaft für Virologie (GfV) und die Deutsche Gesellschaft für Immunologie (DGfI) unterstützen Maßnahmen der Leopoldina ? und sprechen sich gegen die Schließung von Schulen oder Kitas aus. Aus Sicht der Experten spreche generell viel für Tests: ?Nach derzeitigem Kenntnisstand können die gängigen PCR-Verfahren zum Nachweis von SARS-CoV-2 auch die Omikron-Variante detektieren?, heißt es in einer Mitteilung.
Diese sollten möglichst flächendeckend eingesetzt werden, um eine schnelle Kontaktnachverfolgung und Quarantäne infizierter Personen zu ermöglichen. ?Auch Antigenschnelltests sollten geeignet sein?, schreiben die Fachgesellschaften. Wie umfänglich dies gelte, werde noch überprüft.
Der geschäftsführende Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) möchte zumindest die geplante, institutionsbezogene Impfpflicht rasch umsetzen. ?Ich finde es richtig, dass wir in einem ersten Schritt noch vor Weihnachten dafür sorgen, dass es zum Beispiel in Kliniken, in Pflege-, Alten- und Behinderteneinrichtungen eine Impfverpflichtung gibt?, erklärte er jetzt.
Neue Mutation: Wie gefährlich ist Omikron wirklich?
Aktuell sorgt die südafrikanische Corona-Variante B.1.1.529 (Omikron) für große Diskussionen; Medscape hat darüber berichtet. Viele Länder verschärfen mittlerweile ihre Einreisebestimmungen. Zahlreiche Staaten, darunter Deutschland, die Schweiz, die Niederlande Dänemark und Australien, melden Verdachtsfälle oder konnten Omikron per PCR-Diagnostik bestätigen.
Angélique Coetzee, Vorsitzende des südafrikanischen Ärzteverbands, berichtet über die Lage vor Ort. ?Die Patienten klagen meist über einen schmerzenden Körper und Müdigkeit, extreme Müdigkeit, und wir sehen es bei der jüngeren Generation, nicht bei den älteren Menschen?, sagte sie. Es handele sich nicht um Patienten, die sofort stationär behandelt werden müssten.
?Ich bin schon ziemlich besorgt im Moment?, kommentiert Prof. Dr. Christian Drosten von der Charité-Universitätsmedizin die Lage. Berichte über milde Verläufe hätten noch nicht sehr viel Substanz angesichts von nur gut 1.000 Fällen. Hier müsse man die klinischen Verläufe abwarten. ?Keiner kann im Moment sagen, was da auf uns zukommt?, so Drosten. ?Das Einzige, was man wirklich mit Sicherheit sagen kann ist: Es ist besser, wenn man geimpft ist. Es ist noch besser, wenn man geboostert ist.?
Mittlerweile liegen auch erste Analysen des Genoms vor. ?Die Variante ist aus verschiedenen Gründen bemerkenswert?, sagt Prof. Dr. Richard Neher von der Universität Basel. ?Zum einen unterscheidet sie sich an vielen Stellen im Spike-Protein von den ursprünglichen Varianten und kombiniert viele Mutationen, die wir aus anderen besorgniserregenden Varianten kennen.?
Viele dieser Veränderungen fielen in Regionen, an die Antikörper binden würden. Neher: ?Es ist also durchaus vorstellbar, dass die Variante sowohl sehr übertragbar ist als auch Teilen der Immunantwort entkommt.? Außerdem habe man bislang keine Varianten zwischen B.1.1.529 und denen von Anfang 2020 beobachtet.
?Da die Impfstoffe gegen alle bisherigen Varianten effizient sind, gehe ich davon aus, dass auch gegen diese Variante Impfschutz besteht?, kommentiert der Experte. ?Gerade die T-Zell-Antwort sollte gegenüber den Veränderungen robust sein.? Allerdings könne er sich durchaus voestellen, dass es vermehrt zu Durchbruchsinfektionen komme ? und eine 3. Dosis wichtiger werde. Neher schränkt jedoch ein, dass es derzeit noch keine klinischen und virologischen Daten gebe.
HU-Studie: Ungeimpfte treiben die Pandemie voran
Nach Angaben des Bundesgesundheitsministeriums sind in Deutschland mindestens 56,9 Millionen Menschen, sprich 68,4 % der Gesamtbevölkerung, vollständig geimpft. Berechnungen von Forschern der Humboldt-Universität (HU) Berlin zeigen jetzt, dass vor allem Ungeimpfte die Pandemie weiter vorantreiben.
?Wir schätzen, dass etwa 67% bis 76% aller Neuinfektionen von ungeimpften Personen verursacht werden, was bedeutet, dass nur 24% bis 33% von geimpften Personen hervorgerufen werden?, schreiben die Autoren. Sie gehen davon aus, dass 38% bis 51% der Neuinfektionen auf ungeimpfte Personen zurückzuführen sind, die andere ungeimpfte Personen anstecken. ?Insgesamt dürften ungeimpfte Personen an 8 bis 9 von 10 Neuinfektionen beteiligt sein?, so das Ergebnis der Berechnungen. Die Autoren raten deshalb zu mehr Impfungen, aber auch zu Kontaktbeschränkungen zwischen Geimpften und Ungeimpften.
WHO/ECDC: Fast eine halbe Million Menschenleben durch COVID-19-Impfungen in Europa gerettet
Eine neue Studie des WHO-Regionalbüros für Europa und des Europäischen Zentrums für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten (ECDC), zeigt, dass seit dem Beginn der COVID-19-Impfung in 33 Ländern der Europäischen Region der WHO schätzungsweise 470.000 Menschenleben von Personen über 60 gerettet werden konnten.
Zum Hintergrund: Die Autoren schätzten die Zahl der Todesfälle bei Erwachsenen im Alter von 60 Jahren und älter in den 33 Ländern der Europäischen Region, die ohne Impfstoffe eingetreten wären, anhand der tatsächlich wöchentlich gemeldeten Todesfälle. Anschließend berechneten sie die Zahl der durch die COVID-19-Impfung geretteten Leben als Differenz zwischen diesen Schätzungen und der gemeldeten Zahl der Todesfälle von Dezember 2020 bis November 2021 bei über 60-Jährigen.
Sie schätzten, dass die COVID-19-Impfung in dieser Altersgruppe in 33 Ländern während des Studienzeitraums 469.186 Leben gerettet hat ? was die erwartete Zahl der Todesfälle um etwa die Hälfte reduziert. In 30 Ländern, in denen bessere Daten vorlagen, wurden die meisten Leben in der Altersgruppe der 80-Jährigen und Älteren gerettet. 261.421 Todesfälle ließen sich vermeiden.
In den 33 untersuchten Ländern schwankt die Akzeptanz der kompletten Impfserie bei den 60-Jährigen zwischen 20% und 100%. Der Studie zufolge wurden die meisten Menschenleben in Ländern gerettet, in denen die COVID-19-Impfung frühzeitig eingeführt wurde und auch von den Zielgruppen akzeptiert wurde.
Neue Daten aus Israel: Infektionsrisiko steigt schon 90 Tage nach der 2. Impfung an
Israel hat bekanntlich ab Dezember 2020 eine groß angelegte Covid-19-Impfkampagne durchgeführt. Ab Juni 2021 verzeichnete das Gesundheitsministerium erneut ansteigende Infektionszahlen. Jetzt berichten Forscher aufgrund retrospektiv ausgewerteter Daten, dass es schon 90 Tage nach der 2. Dosis des BioNTech/Pfizer-Vakzins zu einem langsamen Anstieg des Risikos kommt.
Zu diesem Zweck werteten Forscher Daten von elektronischen Patientenakten aus. Ihre Kohorte umfasst 80.057 Erwachsene (Durchschnittsalter 44 Jahre), die mindestens 3 Wochen nach ihrer 2. Impfung einen PCR-Test erhalten hatten und bei denen keine Anzeichen für eine frühere Covid-19-Infektion vorlagen. Von ihnen hatten 9,6% eine Infektion mit SARS-CoV-2.
Die bereinigte Odds Ratio für eine Infektion (Faktor um den die Chance steigt, infiziert zu werden) bei Zeitintervallen von mehr als 90 Tagen seit der Impfung war im Vergleich zum Referenzwert von weniger als 90 Tagen signifikant, und zwar mehr als 2-fach, erhöht (p < 0,001 für jedes 30-Tage-Intervall):
2,37 (95%-Konfidenzintervall: 1,67 bis 3,36) für 90-119 Tage,
2,66 (1,94 bis 3,66) für 120-149 Tage,
2,82 (2,07 bis 3,84) für 150-179 Tage,
2,82 (2,07 bis 3,85) für ≥180 Tage.
?Die Ergebnisse legen nahe, dass Überlegungen, eine 3. Impfdosis zu verabreichen, gerechtfertigt sein könnten?, schreiben die Autoren.
Deutschland ist weiter im festen Griff der 4. Corona-Welle. Heute meldet das Robert Koch-Institut, Berlin, mit 452,4 Infektionen pro Woche und pro 100.000 Einwohner einen neuen Rekordwert. Gestern lag die 7-Tage-Inzidenz bei 446,7 und vor einer Woche bei 386,5.
Innerhalb der letzten 24 Stunden haben sich 29.364 weitere Personen mit SARS-CoV-2 infiziert, wobei ein Meldeverzug aufgrund des Wochenendes nicht auszuschließen ist. Letzten Freitag berichtete das RKI von 76.414 neuen Fällen. In der Vorwoche waren es 30.643 Neuinfektionen.
Die Zahl der Todesopfer stieg um 73 auf 100.956 Fälle. Montag vor einer Woche sind 62 Patienten in Zusammenhang mit COVID-19 gestorben.
Als Hospitalisierungsrate nannte das RKI am Freitag 5,97 Fälle pro 100.000 Einwohner. Und laut DIVI-Intensivregister befanden sich am Sonntag 4.459 COVID-19-Patienten in intensivmedizinischer Behandlung, sprich 91 mehr als am Vortag. Bundesweit sind 917 Betten im Low-Care- und 1.648 im High-Care-Bereich frei. Hinzu kommen 311 freie ECMO-Behandlungsplätze ? jedoch mit großen Unterschieden von Bundesland zu Bundesland.
Regional sind einige Intensivstationen bereits überlastet, und mehrere Patienten wurden verlegt. Janosch Dahmen, Gesundheitsexperte bei den Grünen, fordert deshalb den sofortigen Stopp aller planbaren Eingriffe, um Kapazitäten für COVID-19-Patienten zu schaffen.
Pandemie außer Kontrolle? Diskussion um weitere Maßnahmen
Neue Mutation: Wie gefährlich ist Omikron wirklich?
HU-Studie: Ungeimpfte treiben die Pandemie voran
WHO/ECDC: Fast eine halbe Million Menschenleben durch COVID-19-Impfungen in Europa gerettet
Neue Daten aus Israel: Infektionsrisiko steigt schon 90 Tage nach der 2. Impfung an
Pandemie außer Kontrolle? Diskussion um weitere Maßnahmen
Doch wie lässt sich die Pandemie jetzt beeinflussen? Noch schreckt die neue Ampel-Koalition vor harten Maßnahmen zurück. Sie will diese Woche zumindest einen Krisenstab unter Leitung von Carsten Breuer, Generalmajor bei der Bundeswehr einrichten.
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier rief alle Bürger eindringlich dazu auf, einen Lockdown durch freiwillige Kontaktbeschränkungen zu verhindern: ?Halten wir uns an die Regeln, reduzieren wir noch einmal unsere Kontakte.?
Damit gibt sich die geschäftsführende Bundesforschungsministerin Anja Karliczek (CDU) nicht zufrieden. Sie fordert, eine kürzlich veröffentlichte Adhoc-Empfehlung der Leopoldina rasch umzusetzen. ?Die Politik sollte dem Rat der Wissenschaft ohne Zögern folgen. Wir dürfen keine weitere Zeit mehr verlieren?, sagte Karliczek.
In ihrem Papier fordern Leopoldina-Experten u.a. ?sofortige umfassende Kontaktbeschränkungen, zumindest in Regionen mit hoher Inzidenz? oder eine ?strikte, kontrollierte und sanktionierte 2G-Regelung?.
Um mehr Personen zu impfen, sollten auch Apotheker, Amtsärzte, Zahnärzte, Pflegekräfte und Hebammen mit einbezogen werden. Die Akademie rät zudem, bereits jetzt Vorbereitungen für eine allgemeine Impfpflicht zu treffen. Speziell für die Schulen bringen Experten eine ?ausnahmslose Maskenpflicht für Lehrkräfte, Schülerinnen und Schüler aller Klassenstufen während des gesamten Aufenthalts in den Schulgebäuden?, regelmäßige Tests (mindestens 3-Mal wöchentlich) und einen früheren Beginn der Weihnachtsferien ins Gespräch. Pädagogen-Verbände hatten zuvor kritisiert, in Klassenräumen seien kaum neue Luftfilter eingebaut worden.
Auch die Gesellschaft für Virologie (GfV) und die Deutsche Gesellschaft für Immunologie (DGfI) unterstützen Maßnahmen der Leopoldina ? und sprechen sich gegen die Schließung von Schulen oder Kitas aus. Aus Sicht der Experten spreche generell viel für Tests: ?Nach derzeitigem Kenntnisstand können die gängigen PCR-Verfahren zum Nachweis von SARS-CoV-2 auch die Omikron-Variante detektieren?, heißt es in einer Mitteilung.
Diese sollten möglichst flächendeckend eingesetzt werden, um eine schnelle Kontaktnachverfolgung und Quarantäne infizierter Personen zu ermöglichen. ?Auch Antigenschnelltests sollten geeignet sein?, schreiben die Fachgesellschaften. Wie umfänglich dies gelte, werde noch überprüft.
Der geschäftsführende Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) möchte zumindest die geplante, institutionsbezogene Impfpflicht rasch umsetzen. ?Ich finde es richtig, dass wir in einem ersten Schritt noch vor Weihnachten dafür sorgen, dass es zum Beispiel in Kliniken, in Pflege-, Alten- und Behinderteneinrichtungen eine Impfverpflichtung gibt?, erklärte er jetzt.
Neue Mutation: Wie gefährlich ist Omikron wirklich?
Aktuell sorgt die südafrikanische Corona-Variante B.1.1.529 (Omikron) für große Diskussionen; Medscape hat darüber berichtet. Viele Länder verschärfen mittlerweile ihre Einreisebestimmungen. Zahlreiche Staaten, darunter Deutschland, die Schweiz, die Niederlande Dänemark und Australien, melden Verdachtsfälle oder konnten Omikron per PCR-Diagnostik bestätigen.
Angélique Coetzee, Vorsitzende des südafrikanischen Ärzteverbands, berichtet über die Lage vor Ort. ?Die Patienten klagen meist über einen schmerzenden Körper und Müdigkeit, extreme Müdigkeit, und wir sehen es bei der jüngeren Generation, nicht bei den älteren Menschen?, sagte sie. Es handele sich nicht um Patienten, die sofort stationär behandelt werden müssten.
?Ich bin schon ziemlich besorgt im Moment?, kommentiert Prof. Dr. Christian Drosten von der Charité-Universitätsmedizin die Lage. Berichte über milde Verläufe hätten noch nicht sehr viel Substanz angesichts von nur gut 1.000 Fällen. Hier müsse man die klinischen Verläufe abwarten. ?Keiner kann im Moment sagen, was da auf uns zukommt?, so Drosten. ?Das Einzige, was man wirklich mit Sicherheit sagen kann ist: Es ist besser, wenn man geimpft ist. Es ist noch besser, wenn man geboostert ist.?
Mittlerweile liegen auch erste Analysen des Genoms vor. ?Die Variante ist aus verschiedenen Gründen bemerkenswert?, sagt Prof. Dr. Richard Neher von der Universität Basel. ?Zum einen unterscheidet sie sich an vielen Stellen im Spike-Protein von den ursprünglichen Varianten und kombiniert viele Mutationen, die wir aus anderen besorgniserregenden Varianten kennen.?
Viele dieser Veränderungen fielen in Regionen, an die Antikörper binden würden. Neher: ?Es ist also durchaus vorstellbar, dass die Variante sowohl sehr übertragbar ist als auch Teilen der Immunantwort entkommt.? Außerdem habe man bislang keine Varianten zwischen B.1.1.529 und denen von Anfang 2020 beobachtet.
?Da die Impfstoffe gegen alle bisherigen Varianten effizient sind, gehe ich davon aus, dass auch gegen diese Variante Impfschutz besteht?, kommentiert der Experte. ?Gerade die T-Zell-Antwort sollte gegenüber den Veränderungen robust sein.? Allerdings könne er sich durchaus voestellen, dass es vermehrt zu Durchbruchsinfektionen komme ? und eine 3. Dosis wichtiger werde. Neher schränkt jedoch ein, dass es derzeit noch keine klinischen und virologischen Daten gebe.
HU-Studie: Ungeimpfte treiben die Pandemie voran
Nach Angaben des Bundesgesundheitsministeriums sind in Deutschland mindestens 56,9 Millionen Menschen, sprich 68,4 % der Gesamtbevölkerung, vollständig geimpft. Berechnungen von Forschern der Humboldt-Universität (HU) Berlin zeigen jetzt, dass vor allem Ungeimpfte die Pandemie weiter vorantreiben.
?Wir schätzen, dass etwa 67% bis 76% aller Neuinfektionen von ungeimpften Personen verursacht werden, was bedeutet, dass nur 24% bis 33% von geimpften Personen hervorgerufen werden?, schreiben die Autoren. Sie gehen davon aus, dass 38% bis 51% der Neuinfektionen auf ungeimpfte Personen zurückzuführen sind, die andere ungeimpfte Personen anstecken. ?Insgesamt dürften ungeimpfte Personen an 8 bis 9 von 10 Neuinfektionen beteiligt sein?, so das Ergebnis der Berechnungen. Die Autoren raten deshalb zu mehr Impfungen, aber auch zu Kontaktbeschränkungen zwischen Geimpften und Ungeimpften.
WHO/ECDC: Fast eine halbe Million Menschenleben durch COVID-19-Impfungen in Europa gerettet
Eine neue Studie des WHO-Regionalbüros für Europa und des Europäischen Zentrums für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten (ECDC), zeigt, dass seit dem Beginn der COVID-19-Impfung in 33 Ländern der Europäischen Region der WHO schätzungsweise 470.000 Menschenleben von Personen über 60 gerettet werden konnten.
Zum Hintergrund: Die Autoren schätzten die Zahl der Todesfälle bei Erwachsenen im Alter von 60 Jahren und älter in den 33 Ländern der Europäischen Region, die ohne Impfstoffe eingetreten wären, anhand der tatsächlich wöchentlich gemeldeten Todesfälle. Anschließend berechneten sie die Zahl der durch die COVID-19-Impfung geretteten Leben als Differenz zwischen diesen Schätzungen und der gemeldeten Zahl der Todesfälle von Dezember 2020 bis November 2021 bei über 60-Jährigen.
Sie schätzten, dass die COVID-19-Impfung in dieser Altersgruppe in 33 Ländern während des Studienzeitraums 469.186 Leben gerettet hat ? was die erwartete Zahl der Todesfälle um etwa die Hälfte reduziert. In 30 Ländern, in denen bessere Daten vorlagen, wurden die meisten Leben in der Altersgruppe der 80-Jährigen und Älteren gerettet. 261.421 Todesfälle ließen sich vermeiden.
In den 33 untersuchten Ländern schwankt die Akzeptanz der kompletten Impfserie bei den 60-Jährigen zwischen 20% und 100%. Der Studie zufolge wurden die meisten Menschenleben in Ländern gerettet, in denen die COVID-19-Impfung frühzeitig eingeführt wurde und auch von den Zielgruppen akzeptiert wurde.
Neue Daten aus Israel: Infektionsrisiko steigt schon 90 Tage nach der 2. Impfung an
Israel hat bekanntlich ab Dezember 2020 eine groß angelegte Covid-19-Impfkampagne durchgeführt. Ab Juni 2021 verzeichnete das Gesundheitsministerium erneut ansteigende Infektionszahlen. Jetzt berichten Forscher aufgrund retrospektiv ausgewerteter Daten, dass es schon 90 Tage nach der 2. Dosis des BioNTech/Pfizer-Vakzins zu einem langsamen Anstieg des Risikos kommt.
Zu diesem Zweck werteten Forscher Daten von elektronischen Patientenakten aus. Ihre Kohorte umfasst 80.057 Erwachsene (Durchschnittsalter 44 Jahre), die mindestens 3 Wochen nach ihrer 2. Impfung einen PCR-Test erhalten hatten und bei denen keine Anzeichen für eine frühere Covid-19-Infektion vorlagen. Von ihnen hatten 9,6% eine Infektion mit SARS-CoV-2.
Die bereinigte Odds Ratio für eine Infektion (Faktor um den die Chance steigt, infiziert zu werden) bei Zeitintervallen von mehr als 90 Tagen seit der Impfung war im Vergleich zum Referenzwert von weniger als 90 Tagen signifikant, und zwar mehr als 2-fach, erhöht (p < 0,001 für jedes 30-Tage-Intervall):
2,37 (95%-Konfidenzintervall: 1,67 bis 3,36) für 90-119 Tage,
2,66 (1,94 bis 3,66) für 120-149 Tage,
2,82 (2,07 bis 3,84) für 150-179 Tage,
2,82 (2,07 bis 3,85) für ≥180 Tage.
?Die Ergebnisse legen nahe, dass Überlegungen, eine 3. Impfdosis zu verabreichen, gerechtfertigt sein könnten?, schreiben die Autoren.
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