Samstag, 8. April 2023
Einige ketzerische österliche Überlegungen zu den Voraussetzungen des Christentums
Ich wage zu behaupten, dass das heutige Christentum nur noch wenig mit den Inhalten seiner Lehre vor 2000 Jahren zu tun hat. Wir machen uns meist keine Vorstellung mehr davon, wie weit verschieden das antike Menschenbild und Weltverständnis vom heutigen war.

Das Konzept vom Menschen im frühen Christentum und der zeitgenössischen Theologie anderer Religionen wie Buddhismus und Jainismus sowie der Gnosis, die heidnische hellenistische Religion, Buddhismus, Kabbala und Urchristentum durchdrang und teilweise miteinander verband war das der Trinität. Also nicht nur Vater - Sohn - Heiliger Geist, sondern die Aufteilung eines jeden Menschen in Leib, Seele und Geist. Der Leib war sterblich, Seele und Geist unsterblich, wobei die Seele form- und wandelbar, der Geist hingegen ewig und göttlich war. Im Ursprung bedeutet der Begriff des Geistes niemals Verstand oder Intellekt, sondern immer nur ein körperloses, unsterbliches Wesen. Dieser Geist mache, im Gegensatz zum Tier, den Kern des Menschen aus. Gnostiker, die auf das frühe Christentum noch starken Einfluss hatten, gingen davon aus, dass die Lehre Jesu nur zu einem geringen Teil auf das sittliche Verhalten im Diesseits sich beziehe, sondern vielmehr vor allem aus codierten Handlungsanweisungen bestehe, sich auf das Erwachen im Geiste vorzubereiten. Dieses war vorstellbar entweder als das Erlangen von Erleuchtung aus tiefer Meditation heraus, wie bei Siddharta Gautama, oder durch Einweihung durch einen Meister - dabei ist nicht nur an indische Gurus und ägyptische und hellenistische Adepten zu denken, sondern auch an das Verhältnis Johannes des Täufers zu Jesus - oder aber durch Initiation in einem Mysterienkult, wie den Mysterien von Eleusis oder auch dem Mithraskult. Bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang, dass die Einweihung einem Apollonios verweigert wurde, weil ein strenger Naturwissenschaftler für unwürdig des Göttlichen erachtet wurde.

Auch der Jenseitsbegriff war damals ein anderer als heute, bezieht er sich ja nicht nur auf das Leben nach dem Tode, sondern auch auf die Anderwelt, in der Dämonen und Engel sich aufhalten. Die wurden nicht als mythisch-mystische Wesen gedacht die sich dem Anblick durch Menschen entziehen, vielmehr lebten sie in einer Art Paralleluniversum, das von hochrangigen Eingeweihten gesehen oder sogar betreten werden konnte.


Auch dem Platonschen Höhlengleichnis kommt in diesem Kontext noch eine andere Bedeutung zu als seine heutige Interpretation. Diese sieht im Sinne moderner Rationalität die Wahrnehmung der Wirklichkeit in Form von Schatten als eine oberflächliche Betrachtung der Erscheinungen der Welt ohne die dahinterstehenden Naturgesetze zu kennen.

In der Antike gab es aber noch eine ganz andere, mystisch-gnostische Interpretation: Die physikalische Wirklichkeit sei eigentlich gar nicht vorhanden, sondern nur ein Trugbild (vergleichbar dem "Schleier der Maya" im Brahmanismus), die einzig wahre Wirklichkeit gäbe es nur in der Welt des unsterblichen und unwandelbaren Geistes, den nur der Eingeweihte wahrnehmen könne und mit dem Göttlichen identisch sei.


Ich würde mal postulierem, das heutige Christentum hat mit einem solchen Realitätskonzept überhaupt nichts mehr zu tun, lediglich in den Lehren okkultistischer Esoteriker kommt so etwas in stark vergröberter und verkitschter Form noch vor.

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Heute vor 50 Jahren starb Pablo Picasso
Als er mit 13 gefragt wurde, was er mal werden wolle wenn er groß sei hatte er geantwortet: "Der erfolgreichste Maler aller Zeiten." Es ist ihm gelungen.

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