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http://www.youtube.com/watch?v=E6zcTRAeNp0&feature=related
http://www.youtube.com/watch?v=LK2ldle1kAk&feature=related
http://www.youtube.com/watch?v=P8fCQ-Dctm8
http://www.youtube.com/watch?v=LVIV3WuCoKA&feature=related
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http://www.youtube.com/watch?v=WME495PWWJE&feature=related
http://www.youtube.com/watch?v=bpBmVww9ZcI&feature=related
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Also, medias in res:
"1. Was heißt Markt? Markt ist eine universale, menschliche Lebensform. Auf ihm werden Leistungen und Produkte zwischen Menschen getauscht. Märkte sind nicht etwa eine Erscheinung des so genannten "Kapitalismus", es hat sie, wie die Geschichte lehrt, zu allen Zeiten gegeben, und sogar in den Ländern zentralverwaltungswirtschaftlicher Lenkung setzen sie sich bis zu einem gewissen Grade immer wieder durch, und sei es in der Form des Schwarzmarktes. (...) Gleichwohl bestehen zwischen Sachgütern und Arbeitsmärkten Unterschiede, die zu beachten sind. Arbeit ist keine Ware. (...) Die Frage ist nicht: Arbeitsmärkte oder keine Arbeitsmärkte, sondern: Welches ist ihre richtige Form? Worum es geht, das ist, den Arbeitsmarkt menschenwürdig zu gestalten." ----- Im Kapitalismus, in dem das Gesetz der Kapitalverwertung das Grundprinzip jeder wirtschaftlichen Bewegung und Entwicklung darstellt, sind Märkte zwangsläufig anders organisiert und unterliegen anderen Gesetzmäßigkeiten als Märkte in anderen historischen Epochen. Zur "universalen, menschlichenLebensform", die Märkte darstellen könnten ansonsten auch antike Sklavenmärkte gerechnet werden. Abzustreiten, dass Arbeit eine Ware ist klingt mir wie ein Schönreden nicht so schöner Verhältnisse, als sei das verbale Betonen der Tatsache, dass die lohnabhängig Beschäftigten eine Menschenwürde und Interessen haben schon ihre Befreiung, genauer: als seien sie schon frei, weil sie gar nicht dem Diktat, ihre Arbeitskraft als Ware verkaufen zu müssen unterliegen würden.
"2. Die Frage nach dem Wesen der Wirtschaft oder des "Kapitalismus" oder der "Krise des Kapitalismus" darf nicht am Anfang [ökonomischer Analyse der Verhältnisse] stehen. Damit gerät die Wissenschaft in Tiefsinn und Spekulation hinein und verliert (...) die wirkliche Wirtschaft aus dem Auge.
Die Flucht in den personifizierten Allgemeinbegriff "Kapitalismus" ersetzt die echte Untersuchung der Wirklichkeit. Beispiel: Jemand stellt die Frage, warum die Vernichtung von Weizen, Kaffee und anderen Lebensmitteln, die in Kanada, Brasilien und anderen Ländern vorgenommen wurde, geschah. Er erklärt, so handle eben der "Kapitalismus" und meint, damit sei die Frage beantwortet. Das ist sehr bequem; aber in Wahrheit ist überhaupt nichts geklärt.
3. Man glaubt mit solchen Schilderungen von den Taten des "Kapitalismus" modern zu sein und ist in Wahrheit in magisches Denken zurückgefallen. Es ist der alte Fehler des extremen Begriffsrealismus, der uns hier wiederum begegnet. - Nach zwei Seiten hin hat der Gebrauch des Begriffs "Kapitalismus" außerdem Schaden angerichtet:
Er erschwert geschichtliches Verstehen oder macht es unmöglich. (...) Der Kapitalismus führt in den den Augen dieser Betrachter nach seiner Geburt seine eigenen Existenz. Dass stets und in jedem Augenblick das wirtschaftliche Leben - und damit auch die Industrialisierung - ein Teil des geschichtlichen Gesamthergangs ist, mit dem es in fortwährender Wechselwirkung steht, und dass und wie es mit allen übrigen Lebensäußerungen der [Gesellschaften] dauernd Berührung hat, wird nicht gesehen. Die Figur des Kapitalismus mit ihrer Entwicklung vom Früh- zum Spätkapitalismus wird zum deus ex machina (...). Offen zutage liegende, wesentliche, geschichtliche Zusammenhänge werden [so] übersehen: (...) die französische Revolution, die außenpolitischen Umwälzungen und die innere Umformung der Staaten, die ihr folgten, auch die Wirtschafsstruktur Europas veränderten, dass der Krieg 1914-18, die folgenden Friedensschlüsse und Revolutionen und der Krieg 1939-45 das wirtschaftliche Leben auch der nächsten Zeit entscheidend bestimmten. War aber im Kapitalismus (...) das wirtschaftliche Geschehen auf das Verhalten dieses Wesens zurückführt, ist solchen gesamtgeschichtlichen Zusammenhängen gegenüber blind (...)
4. Auch weil der Begriff des Kapitalismus über das Ordnungsgefüge der Wirtschaft nichts Bestimmtes aussagt, eignet er sich nicht zur Bezeichnung wirtschaftlicher Wirklichkeit. Jeder legt in ihn Ordnungsvorstellungen herein, die ihm persönlich passen: Anarchie aller Produktion oder Wettbewerbswirtschaft oder Laissez faire oder Beherrschung des wirtschaftlichen Lebens durch einen von anonymen Kräften beherrschten Wirtschaftsstaat.
5. Wirtschaftliche Machtballungen sind keine Besonderheiten der Neuzeit oder des "Kapitalismus". Sie gab es vielmehr im Mittelalter und auch sonst in aller Geschichte. Verstehen wirtschaftlicher Wirklichkeit in aller Vergangenheit und in der Gegenwart und wahrscheinlich in aller Zukunft erfordert daher Verstehen wirtschaftlicher Macht und zugleich Durchschauen der auffallend gleichförmigen Kampfmethoden wirtschaftlicher Machtgruppen."
------ Jeder Versuch, die Gesetzmäßigkeiten des Kapitalismus mit wissenschaftlicher Methodik zu durchdringen und verstehen zu wollen wird hiermit eher desavouiert als befördert. Die geschilderten historischen Prozesse werden von der Geschichtswissenschaft ja tatsächlich als Faktoren verfolt und mit der Entwicklung des Kapitalismus in Zusammenhang gebracht, zu Lebzeiten Euckens allerdings nun gerade nicht von der deutschen Historiographie. Darauf zu verweisen, dass wirtschaftliche Macht auch in anderen historischen Epochen und Eigentumsordnungen als dem Kapitalismus stattgefunden hat ist eine Binsenweisheit, die zu nichts führt. Die Frage der Macht könnte sich natürlich auch völlig anders, z.B. mit Foucault stellen lassen,das wäre allerdings eine heutige, damals noch nicht denkbare Sichweise. Eucken aber meinte damit seinerzeit ein voluntaristisches, an unmittelbar handelnden Fraktionen orientiertes Verständnis, das ohne historisch-ökonomische Gesetzmäßigkeiten auskommt. Dies ist nicht nur ein Rückfall sowohl hinter Marx als auch Max Weber, sondern selbst hinter Ricardo.
"6. Die Prognosen von Marx haben sich gerade in wesentlichen Zügen nicht als richtig erweisen. Die Verelendung der Massen, die er kommen sah, ist nicht eingetreten. Vielmehr hat sich in der Zeit der Industrialisierung das Realeinkommen der breiten Schichten stärker gehoben als je zuvor. Und auch der Konzentrationsprozess ist anders vor sich gegangen, als Marx dachte." ------
Diese Passage ist ebenso ärgerlich wie dumm. Erstens sprach Marx weniger von einer Verelendung der Massen an sich, sondern vielmehr von einer Polarisation des Klassenwiderspruchs. Diese kann sich entlang der Achse Reiche werden reicher - Arme werden ärmer abspielen, muss es aber nicht zwangsläufig. Entscheidend für die Entwicklung des Kapitalismus seit Marx war die immer weiterreichende Durchkapitalisierung sozialer Reproduktionsbereiche, die zur Zeit der Industrialisierung noch nicht kapitalistisch und somit wertschöpferisch organisiert waren, zumindest nicht konsequent. Kulturindustrie, Gesundheitswesen, Altenpflege, die allgemeine enorme Ausweitung des Dienstleistungssektors bis hin zur Pornoindustrie wären hier zu erwähnen: Bereiche, die bis dato eine relative Autonomie von den Verwertungsmechanismen kapitalistischer Märkte hatten und teilweise noch über Subsistenz- und Familienstrukturen geregelt wurden, wurden erst in Wert gesetzt und dann kräftig effizienzgesteigert. Damit wurden umfangreiche Sektoren des menschlichen Lebens, die zu Marxens Zeiten noch nicht der Kapitalsphäre angehörten von dieser kolonisiert - ein schlagendes Beispiel für die Polarisation des Klasssenwiderspruchs. Die Macht der herrschenden Klasse wurde hiermit nicht nur multipliziert, sondern potenziert, zugleich schuf sie die Voraussetzungen für eine Individuation, die Klassenlage zunehmend nicht mehr fühlbar werden lässt.
Dann: Die Armut ist ja nicht weniger geworden, sie wurde ausgelagert. Mit der Vernutzung der trikontinentalen Armut, die mit jeder ausgelagerten Billigproduktion, jedem Bezug billiger Rohstoffe aus Ländern, die außer Rohstoffen nichts anzubieten haben einhergeht, vor allem aber auch der Entwicklungspolitik in den armen Ländern, die dort enorme Vermögenswerte schuf, zugleich aber hunderte Millionen Menschen entwurzelte und ins existenzielle Elend stürzte wurde der Wohlstand der Arbeiterklasse in den Metropolen subventioniert. Wir profitieren von dieser Welt(un)ordnung jedes Mal, wenn wir Baumwollkleidung tragen, Kaffee trinken oder Gummi benutzen. Jeder bettelnde Obdachlose vor dem Lidl-Markt ist noch Profiteur des durch kapitalistische Entwicklung geschaffenen Welthungers.
btw. übrigens hatte Marx auch nicht exklusiv verkündet, dass die finale Krise des Kapitalismus bzw. die Intransigenz des Klassenwiderspruchs nun exklusiv bis zu Euckens Lebzeiten eintreten müsste.
Insgesamt betrachtet, erscheinen mir die Ausführungen Euckens wie ein Schönreden historisch gegebener Verhältnisse, um ohne Selbstzweifel innerhalb des Systems weiterwursteln zu können. Wobei ein angstfreies Weiterwursteln hinsichtlich menschlich korrekter Verhaltensweisen und sozialer Halbwegs-Gerechtigkeit bei aller historischen Inkonsistenz und Selbstwidersprüchlichkeit vielleicht nicht einmal das Schlechteste ist. [Einschub: Das etwa würde auch den Sozialstaat der 70er und 80er Jahre gegenüber Kapitalismuskritik einerseits und den zunehmend marktenthemmten Verhältnissen heute andererseits kennzeichnen. Dazu passt ja, dass Eucken einer der Vordenker dieses Sozialstaats war]
Aber es kann den Blick über den Tellerrand und die Systemkritik nicht ersetzen, und eine Fixierung auf die Perspektive des Weiterwurstelns blockiert den Blick fürs Wesentliche sogar ganz.
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Und das war´s dann auch schon wieder. Ich komme wieder, keine Frage. Mit größeren Zielen.

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Ganz professionell verhalten sich die Coaches und Unternehmensberatungen: Sie bieten Seminare für Chefs an, wie man mit Bossnapping psychisch fertig wird.
Edit: Ursprünglich hatte hier irrtümlich Bossing gestanden. Stefanolix hatte darauf hingewiesen, dass Bossing etwas ganz anderes, nämlich Mobbing seitens der Geschäftsführung beinhaltet. Ich hatte erst angenommen, in Frankreich würde diese Aktionsform wirklich Bossing genannt, wurde nach nochmaliger Lektüre eines Beitrags zum Thema aber eines besseren belehrt.
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Papieren vom UNHCR) seit dem 18.6. vor dem UNHCR-Büro saßen und
Resettlement in einem Drittstaat fordern, weil sie in Marokko keine
Rechte haben und keine Aufenthaltserlaubnis bekommen: Letzte Nacht kam
die Polizei, blockierte alle Zufahrtsstraßen zum UNHCR-Büro and drohte,
die die Flüchtlinge mit Gewalt zu räumen. Flüchtlinge versuchten zu
verhandeln. UnterstützerInnen (wie Lucile von attac Marokko, die diese
mail schrieb) durften nicht näher kommen. Um 1.30 Uhr hatte die Polizei
alle Flüchtlinge vertrieben, aber die Flüchtlinge blieben zusammen und
versuchten als Gruppe in Richtung Stadtzentrum zu gehen. Die Polizei
blockierte sie und zwei Frauen (eine hochschwanger) fielen hin nachdem
sie von der Polizei geschlagen wurden. Drei Stunden lang versuchten die
Flüchtlinge, der Polizei ihr Anliegen zu erklären und weigerten sich,
sich zu zerstreuen. Gegen 3.30 Uhr wurde eine provisorische Lösung
gefunden: Die Flüchtlinge schlafen zusammen in einem öffentlichen
Garten, wo sie am nächsten Tag eine Versammlung machen können, um zu
entscheiden, wie ihre Bewegung weitergehen soll.
Die Entschlossenheit, Ruhe und Verhandlungsfähigkeit der Flüchtlinge war
beeindruckend.
Drei spanische Journalisten waren Zeugen dieser Nacht.
Gestern fragte ich, wie wir die Flüchtlinge unterstützen können außer
ihren Kampf in Europa öffentlich zu machen? In Deutschland (und andern
Ländern?) gibt es eine Kampagne für Resettlement und die Aufnahme von
Flüchtlingen in einigen Städten, und ich denke, es wäre eine sehr
konkrete Sache, das bedingungslose Resettlement dieser Leute, die in
Marokko kämpfen, zu fordern. Wie ich erfuhr, haben 246 Flüchtlinge
Anträge auf Resettlement und ihre Akten an verschiedene Botschaften in
Marokko übergeben, und sie wollen zusammen dafür kämpfen und die
Möglichkeit bekommen, in ein Land gehen zu können, wo ihre Rechte
respektiert werden.
Leute oder Gruppen, die mehr Infos und neue Fotos wollen, können mich
fragen - ich bekommen viele mails, aber alle auf Französisch und ich hab
keine Zeit, alle zu übersetzen. Aber ich denke, es ist nötig, diese
Kämpfe zu unterstützen und sie mit andern zu verbinden, z.B. in Calais,
Lesbos und anderswo!
Lucile aus Marokko
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O tempora, o mores, langsam wird´s mir unheimlich.
http://magazine.web.de/de/themen/reise/fernweh/8570662-Bei-Franzoesinnen-bleibt-das-Oberteil-an.html
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Wenn ich daran denke, wie ich früher einmal gezittert und gebangt habe und dann auch prompt Totpunkte hatte oder ins Seil stürzte ist das jetzt schon phänomenal.
1300 Höhenmeter rauf und das Gleiche dann wieder runter, 2 X 200 davon mit Luft unter den Sohlen, das ist schon eine Riesensache. Beim Absteigen scheuche ich etwas unter mir auf. Ich höre ein Geräusch wie von einem Schwarm startender Enten und denke noch, eben einen Vogelschwarm aufgescheucht zu haben, dann biegt er - oder, der Größe nach zu urteilen wahrscheinlicher sie - um die nächste Felszacke, umkreist mich neugierig in vielleicht 20 Metern Abstand: Aquila Chrysaetos, der König der Lüfte. Buchstäblich Auge in Auge mit einem Steinadler mit vielleicht 2m Flügelspannweite, und kein Griff für die Kamera, nur für die Sicherungshaken. Ein unglaubliches Erlebnis und ein Glück, das ich nur als Gnade bezeichnen kann. Dann ein langer Abstieg, bei dem ich eine unfreiwillge Schussfahrt auf dem Gletscher mache und am Schluss nur noch sehr langsam gehen kann, weil die Muskeln übersäuert sind. Immerhin rechtzeitig vor dem Gewitter wieder unten. Dann wird noch ein Bergfreund vermisst, der zum Glück am Ende wieder auftaucht. Das war eine der wirklich großen Touren, an die man sich sein Leben lang erinnert und von denen man Jahre zehrt.









Das kömmt auf Einen zu, wenn man 1000 Höhenmeter HINTER sich hat.



Und jetzt geht´s erst wirklich mit dem Klettersteig los (hinterm Gletscher rechts nauf):

Einmalig schön!
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Und diese hat herzlich wenig mit solchen Konstrukten zu tun. Anhand von Bergwäldern und Wiesen hier oben empfinde ich durchaus romantische Gefühle.





Und zugleich kann ich zusehen, wie sich die eigentlich autochthone Urbevölkerung hier oben wüstesten Orgien hingibt, die noch einem Catull oder Petronius die Schamröte ins Gesicht getrieben hätten.




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Camus ist anders und auf eine besondere Art eindringlich. In „Die Pest“ beschreibt er etwas ganz und gar Voraussehbares. Es wird minutiös geschildert, wie die Seuche sich ausbreitet, man weiß es beim Lesen eigentlich, im Grunde passiert nichts Unerwartetes. Aber es ist diese eindringliche, plastische, fast hypnotische Sprache, die Einen in ihren Bann zieht. Da spielen dann teils persönliche Dinge mit rein und teils solche, die mit dem Autor zu tun haben. Da ist zum Einen meine eigene Frankophilie, die etwas mit eigenen Frankreicherlebnissen zu tun hat, die zum Intensivsten gehören, was ich selber erlebt habe.
http://che2001.blogger.de/stories/1438243/
Dazu kommt bei der Pest die Schilderung der algerischen Stadt Oran, die wiederum so hautnah ist, dass ich beim Lesen den Geruch und das Sonnenflirren Nordafrikas spüre. Das ging uns ja nach der zweiten Ägyptenreise so, dass Tina und ich Bertoluccis „Himmel über der Wüste“ guckten und sahen, dass da aus den gleichen Gläser Shai getrunken wurde, wie den, aus denen wir getrunken hatten, und selbst der Handlungsablauf des Films Ähnlichkeit mit unseren eigenen Erlebnissen besaß – auch wenn wir von der Cholera und nicht vom Typhus befallen wurden.
Gut, „Die Pest“ ist eine Metapher auf den Faschismus und auch als Solche zu lesen, trotzdem faszinirte mich das Buch aus eher vordergründigen Motiven, dann allerdings Camus als Mensch noch mal auf ganz andere Weise: Ein Pieds Noir, ein weißer christlicher Algerienfranzose, der für die Rechte der arabischen Algerier kämpft, ein „Nestbeschmutzer“ wie Vian, ein Denker der permanenten Revolution, der auch Sartre, den Gott, als inkonsequent und nicht wirklich links kritisiert, der aber zugleich vor radikaler Praxis seines radikalen Denkens immer wieder zurückschreckt, ein zutiefst humaner Mensch.
Truman Capote ist witzig, herrlich ironisch und ein wirklicher Meister der Kleinen Form. Fantastisch finde ich eine Kurzgeschichte, heißt, glaube ich, „The green room", die von einem Matrosen und einem jungen Mädchen handelt, die sich in einer Art Herberge oder Gasthaus kennenlernen, wobei nie richtig klar ist, ob das eine Art Bordell, eine normale, nur schrille Gaststätte oder ein Privathaus handelt, in dem öfter durchreisende Matrosen zu Gast sind. Auf jeden Fall sind alle Räume in verschiedenen Farben gehalten, und es ist ziemlich schräg mit sehr viel Südstaatenpatina. Der Matrose flirtet mit dem Mädchen, wobei er sich anfangs sehr zurückhaltend verhält, weil sie erst 16 ist. Sie aber protzt mit ihren sexuellen Erfahrungen und bezeichnet sich als Vergewaltigungsopfer, das jetzt durch nichts mehr zu schocken sei. Als er sie küssen will, stößt sie ihn entsetzt von sich und flüchtet aus dem Raum. Was hier zusammengestoßen ist, sind die reale Lebenserfahrung des Matrosen und das Kopfkino eines pubertierenden Mädchens.
Herrlich auch dieser Film über Capote, in dem er in einem Mehrfach-Mordfall recherchiert und als papageienhaft bunter Campy – Freak unter lauter Landeiern genau deshalb zu Ergebnissen kommt, weil er eben nicht der coole Marlowe – Typ ist, den die Leute fürchten.
Bei T.C. Boyle liebe ich die erdige, kraftvolle und deftige Art des Erzählens, die Tatsache, dass er es immer wieder schafft, geschichtliche Episoden, die selbst für mich weiße Flecken sind mit Leben zu erfüllen, und ich finde ihn psychologisch interessant - es geht meistens bei ihm um Männer mit schwerem vaterkomplex, die sich gegen ein unabwendbares Schicksal stemmen und denen man wünscht, es würde ihnen gelingen. Boyle scheint aber ein Autor nur für Männer zu sein, denn diejenigen meiner weibliche Bekannten, die ihn gelesen haben finden ihn abscheulich.
(edit: Rest kommt als separater Beitrag)
Wird fortgesetzt, dauert ne Weile.
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?Mann, 26, sucht gleichgesinnte Person, Mann oder Frau, mit Lust, gemeinsam mit mir Frankreichs Südküste abzugrasen. Auto und Zelt vorhanden. Bitte melde Dich schnell, da frühzeitiges gegenseitiges Beschnuppern wohl angesagt.? Diese Anzeige, die ich 1985 in einem Stadtmagazin las, leitete nicht nur einen Urlaub ein, sondern eine besondere Faszination, die einen gewissen Abschnitt meines Lebens prägen sollte. Bis dahin hatte sich meine wichtigsten Urlaube in den Bergen abgespielt, auf schwarzglänzenden Graten über blauen Gletschern, in der glühenden Hölle sonnendurchfluteter Granitkare und der Arschkälte sturmgepeitschter Gipfelwächten. Das heitere Südeuropa, bevorzugter Urlaubsort meiner Mitschüler und insbesondere Mitschülerinnen war mir fremd. Jetzt, als junger Student, wollte ich das ausgleichen, und da kam mir die Anzeige gerade recht. Wir trafen uns und waren uns auf Anhieb sympathisch. Rob (alle Namen der dramatis personae bis auf Klaus und Willy habe ich geändert) war des Französischen nicht mächtig und suchte daher einen Reisebegleiter, der übersetzen konnte. Schnell kamen wir überein, wie der Urlaub zu gestalten sei: Ein bisschen Kultur, zu der auch die französische Küche zu rechnen war, ein bisschen Badeurlaub, sehr viel Landschaft und Sightseeing, jeder Tag an einem anderen Ort, Auto-Vagabondage, außerdem wollten wir Frauen aufreißen. Im Lande der Troubade sollte dies auf ganz klassische Tour erfolgen, per Lied und Gitarre.
Als erstes Ziel steuerten wir Avignon an, wo gerade das internationale Theaterfestival gefeiert wurde, ein Event, bei dem sich einige Jahre zuvor mein Schwesterherz live von Bob Dylan beim Pinkeln hatte begleiten lassen und das also dringend meiner Aufmerksamkeit bedurfte. Am Abend sah ich eine Gruppe nett wirkender Franzosen auf unserem Campingplatz zusammenhocken und fragte ?Peus je participer??, womit ich eigentlich das Zugesellen zu der Runde meinte, und wurde zurückgefragt ?Au melon?? und hatte ein Stück Melone in der Hand. Am gleichen Abend wurden Rob und ich zu einer Riesenratatouille tunesischer Art eingeladen, die originell nachgewürzt wurde: Man fasste einfach in Nähe des eigenen Fußgelenks nach unten und hatte Rosmarin, Thymian oder Oregano in der Hand, das wurde ausgerupft und kam am Stück in den Topf.
Zwischen Rob und Michelle schnackelte es am nächsten Tag, wobei, was noch niemand wissen konnte, ein Kind bei rumkommen sollte. Ansonsten bildeten wir ein Trio, das sich Kultur und Landschaft antat: der imposante, sehr spanisch wirkende Papstpalast, die Chartreuse mit dem bulligen Fort St.André, Aigues Mortes, die Camargue mit ihren weißen Pferden, schwarzen Stieren und rosa Flamingos, eine Landschaft, die so schreiend schön ist, dass es schmerzt. Im Mittelmeer badend sahen wir einem Waldbrand zu und den Löschflugzeugen, die dicht bei uns wasserten, um ihre Tanks mit Löschwasser vollzurammen - ?Canadairs?, wie Michelle wusste, unterstützt von einem alten Lancaster-Bomber aus dem Zweiten Weltkrieg, der nicht wie in seinem ersten Leben Feuer, sondern diesmal Wasser warf, vielleicht eine Beichte für alte Sünden, denn auch Flugzeuge haben eine Seele, wie wir noch sehen werden.
Wir waren schon ein merkwürdiges Trio: Ein Konditor, der sagte ?Patissier? sei auf Deutsch ein Ausdruck für jemanden, der besonders guten Sex zu bieten habe, eine Schauspielerin, die zugleich Skilehrerin, Animateurin und Grundschullehrerin war und sich spaßeshalber Juliette César nannte, und ein Student der Geistes- und Sozialwissenschaften, der auch damals schon Che war. Als ich die Chartreuse besichtige, trug ich eine Baskenmütze mit dem schwarz-roten Sandinistenstern, und der alte Pförtner fragte mich, was der vorzustellen habe, ich erwiderte, wohl mit jener Glut in den Augen, die mir in jenen pathetischen jungen Jahren zu eigen war ?Je suis Anarchiste?, da umarmte mich der alte Mann und küsste mich auf beide Wangen. So sind sie hier im Süden, dachte ich, und vielleicht war in meinem Leben nie wieder so sehr Süden wie damals.
Schließlich kam die Trennung. Michelle und ihre Freunde hatten als Bouquinistes auf dem Festival gejobbt und fuhren nach dessen Ende wieder nach Hause, wir machten die Cote d´Azur unsicher, fuhren bis Italien, rollten dann die Cote von Osten auf, Menton, Antibes, Monaco, Nizza (wo wir natürlich Nizza-Salat aßen), die Nudisteninsel Ile de Levant, wo wir bei zwei Schweizerinnen erfolglos erneute Angrabungen starteten, der Grand Canyon du Verdon und der Lac de St. Croix, großartige, von Lavendel duftende Landschaften unter glühender Sonne. Dann ging es in das Languedoc, eine herbe Landschaft, nicht so süß wie die Provence, aber erdig, krass, auf stolze Weise schön, eine Landschaft wie der Geschmack von Ziegenkäse zu Rotwein und eine Gitanes hinterher, eine Landschaft, die sprachlich, kulturell und klimatisch eine Einheit mit Katalonien bildet und eigentlich nichts Gallisches mehr hat. Séte, Perpignan, Andorra, schließlich die imposante Festungsstadt Carcassonne. Je tiefer wir in den Süden kamen, desto häufiger trafen wir Segelflieger, und öfter hörten wir vom Ruhm von Klaus. Klaus war der Ex meiner Schwester und ein berühmter Alpinsegelflieger, der ständig in Südfrankreich unterwegs war. Eine lustige Begegnung hatten wir in Perpignan, als wir eine deutsche Schäferhündin bemerkten, die bei Affenhitze hechelte. Der französische Herr dieser Hündin, der aussah wie Luis de Funès, erklärte, sie schwitze deshalb so stark, weil es eine Deutsche Schäferhündin sei, und Deutschland sei ein sehr kaltes Land. Ich erwiderte, ich sei Deutscher, so kalt sei es in Deutschland nicht, worauf er erklärte, dass er Franzose sei (darauf wären wir nicht gekommen), was in seinem goldigen Katalanisch ?Jai Franci? gesprochen wurde, und er sei als Fremdenlegionär in Deutschland gewesen, im Winter, und da war es kalt, er war aber auch schon in Afrika stationiert, und da war es wiederum sehr heiß.
- Irgendwann bekam Rob einen Stich, und er musste unbedingt Michelle wieder sehen. Wir fuhren Amok: Nonstop von Carcassonne nach Paris. Michelle wohnte mit einem Schauspielerkollegen, der gerade mit Robert Hossein drehte, mitten im Marais, unweit des Beaubourg (das nur Fremde
?Centre Pompidou? nennen). Rob und Michelle verbrachten die nächsten Tage mit Poppen, ich sah mir die Stadt an, Eiffelturm, Louvre, Montmartre, Pére Lachaise mit dem Grab von Jim Morrison, auf dem eine 25 jährige Sonia per Graffito darum bat, ?geritten? zu werden und ihre Telefonnummer angab, und wo ich ein paar Anarchisten aus Turin traf.
Schließlich traten wir nach einem unvergesslichen Urlaub die Heimreise an. Und ich war angefixt von diesem Land.
Die zweite Reise fand einige Jahre später statt. In einem Anfall tiefster Sehnsucht wollte ich die erste Reise wiederholen und gab daher eine Annonce auf wie damals Rob. Es geschah aus einer Krisenstimmung heraus, was auch schon bei der ersten Reise der Fall gewesen war: Damals war eine kurze, heftige Amour fou der Reise vorausgegangen, die ich unternommen hatte, um Abstand zu gewinnen. Tatkräftig und spontan, wie ich in jenen jungen Jahren war, war hinterher nicht Nachdenklichkeit (oder ?Trauerarbeit?, wie das ein sehr deutscher Linker in meinem Bekanntenkreis nannte) angesagt, sondern durchstarten, action bringt satisfaction. Diesmal war es die nervenaufreibende Betreuung eines ziemlich durchgeknallten Asylbewerbers aus dem Pandjab, die meinen Erholungsbedarf ins Unermessliche steigerte.
Auf meine Anzeige meldeten sich zwei Frauen, Krankengymnastik-Schülerinnen, 21 Jahre jung. Während der Fahrt kristallisierte sich schnell heraus, dass aus einem gemeinsamen Urlaub nichts werden würde, sondern die Reise eine reine Mitfahrgelegenheit war, denn allzu unterschiedlich waren unsere Vorstellungen und Bedürfnisse. Als Dorit sagte: ?Ich bin gespannt, wie die Sachen da schmecken!?, erzählte ich ihr mit Begeisterung von der französischen Küche, aber auch von einem preiswerten Couscous-Restaurant in Avignon, und bekam zur Antwort ?Klingt eklig!?, des Weiteren, dass die Mädels mit ?Sachen? Kekse, Waffeln, Riegel und Schokolade meinten und überhaupt nie warme Mahlzeiten zu sich nähmen. Da war mit mir als Gourmet schon der Minimalkonsens flöten. In Avignon eingetroffen, bestanden sie darauf, auf einem Campingplatz direkt am Fluss zu zelten, von dem ich wusste, dass es dort vor Mücken wimmelte. Für mich war das Anlass, mich zu verabschieden, ich ging stattdessen auf den etwas höher gelegenen, geliebten Campingplatz unterhalb des Fort St. André. An diesem Abend spies ich ein gegrilltes Entrecote mit handgemachten Pommes Frites und trank dazu Chateauneuf du Pape. Jetzt war ich in meinem Frankreich angekommen.
Die nächsten Tage hatten es in sich. Von einer Zigeunerin um eine größere Geldmenge beklaut, wandte ich mich an eine Gruppe Clochards, wissend, dass Gaunerehre bei denen hoch im Kurs steht, mit der Bitte, mir das Geld zurückzubeschaffen, was sie ehrlich versuchten, aber leider nicht schafften. Dafür lernte ich einen abenteuerlichen Menschenschlag kennen, lauter Bobbie Mc Gees, die in sin on the road lebten, sogar ein bolivianischer Indio war dabei, den der Wortführer der Gruppe, Alcoholix, auf seiner Weltreise per Daumen kennengelernt hatte, und ein von zuhause weggelaufenes Mädchen aus Deutschland. Ein Theologiestudent aus Göttingen erklärte mir bei der Besichtigung der Chartreuse alles, was es über den Kartäuserorden zu wissen gab, mit Dänen soff ich, und mit einer Dänin hatte ich kurzen, unverbindlichen Funsex. Däninnen und Schwedinnen sind dafür da, glaube ich, zumindest im Urlaub. Nein, damit will ich jetzt keine sexistischen Klischees reiten und auch keine sonstigen Vorurteile nähren, der Satz juckte mir nur unter den Fingern.
- Ich besuchte all die Punkte, wo ich mich mit Rob und Michelle aufgehalten hatte, selbst unseren alten Badeplatz am Gardon, aber es war nicht wie früher ? es fehlten die zugehörigen Leute. Als ich erkannte, dass diese persönliche recherche de la temps perdu keinen Sinn machte, beschloss ich, Klaus zu besuchen.
Klaus war vor zwei Jahren bei einem Überlandflug auf einem abgeernteten Lavendelfeld gelandet. Der zugehörige Bauer bewirtete ihn mit Wein und Käse, und beim gemeinsamen diner kam beiden die Idee, aus dem Lavendelfeld einen Flugplatz zu machen. Das französische Sportministerium baute von Steuermitteln einen Tower, die Bauersfamilie wurde zu Wirtsleuten, Klaus liierte sich mit deren Tochter, und nun lebte er im Caravan auf dem Aerodrome de Puimoisson, neben sich einen Geländewagen mit Surfboard, denn man brauchte nach den Ganztagesflügen ja seinen Ausgleich im Mittelmeer, auf dem Lac de St Croix oder dem Lac de Serre Poncon. Zur Zeit trainierte er gerade den amtierenden deutschen Meister im Alpinsegelflug, ansonsten nahm er 400 DM pro Nase dafür, dass Andere ihm zum Montblanc und zum Matterhorn nachfliegen durften, denn nur er kannte die Strömungsverhältnisse. Klaus empfing mich herzlich, und ich verbrachte wunderbare Tage auf dem sonnenüberfluteten Plateau de Valensole und in den malerischen kleinen Dörfern ringsherum, die, obwohl nur wenige Kilometer neben den Touristenrouten, so unberrührt wirkten, dass ich es nicht wagte, sie zu fotografieren. Es wäre mir wie eine Entweihung erschienen. Ich freundete mich mit Willy, Bernd und Charlotte an. Willy war 70 Jahre alt und führte ein unbekümmertes Rentnerdasein, flog mit seiner Cessna quer durch die Weltgeschichte, landete, wenn er keinen Flughafen mehr erreichte, auf irgendeiner Wiese und schlug unter der Tragfläche sein Igluzelt auf. Ich lernte Flugzeuge auseinanderhalten, Moranes von Cessnas, Pipers und Mooneys unterscheiden, auch, dass ein Segelflugzeug wie ein Pferd ist, das seine Launen und Mucken hat, und dass der Pilot mit seinem Flugzeug körperlich eins werden muss.
Eines morgens bat mich Charlotte, ihren Flieger an den Start zu ziehen. Der Che kann keiner Frau etwas abschlagen, und so erfüllte ich denn ihren Wunsch, ohne mir Gedanken gemacht zu haben, was das bedeutete. Ein Segelflugzeug mit 15 Metern Spannweite ist etwas Anderes, als ein Auto abzuschleppen. Im Rückspiegel sah ich, wie eine Cessna quer zu uns rollte, und dann Trauben von Menschen, die sich an die Tragflächen beider Flugzeuge hängten, um eine Kollision zu verhindern, was gerade so gelang. Ich erfuhr, dass ich auf einem Privatflugplatz nicht haftpflichtversichert bin und beinahe Schaden in Höhe von ein paar hundertausend Mark verursacht hätte. Uff, darauf erst mal ein Eau de Mente! Herrlich, das grüne Erfrischungsgetränk, überhaupt wunderbar, diese nach Lavendel, Thymian, Rosmarin und Minze duftende Landschaft, bei der man den Eindruck hat, dies sei das Original und die Toskana eine unvollendete Kopie. Großartig der fantastische Sonnenuntergang über dem rot erstrahlenden Gipfel des Luberon.
Gipfel ist das entscheidende Stichwort. Meine Tour führte mich weiter in die Berge, am Kloster Moustier St. Maries und dem Lac de Serre Poncon vorbei ins Brianconet, zu den eisblitzenden Viertausendern der Barre des Ecrins und weiter über die Festung Briancon nach Turin. Unterwegs führte ich Gespräche mit den unterschiedlichsten Menschen, mit Absinth trinkenden kommunistischen Bauern, die über die reichen Bonzen in Paris schimpften, mit einen Rüstungsmanager (Metallurge bei Avions Marcel Dassault), mit einem netten holländischen Pärchen und langweiligen deutschen Urlaubern, täglich neue Menschen. Der Rest des Urlaubs war Alpinismus pur. In Revo zwischen Iseosee und Brentagruppe übernachtete ich auf einem Kirchhof und die Nacht war voll vom Gesang der Dorfschönen. Am nächsten Tag fuhr ich über die österreichische Grenze, und ein Carabiniere stellte mit die blödeste Frage, die mir je einer gestellt hat: ?Haben Sie Haschisch zu verzollen?? Ich hatte nicht, trotzdem filzten sie mein Auto, aber die nicht gemeldete Gaspistole fanden sie nicht. Pfff, noch mal gutgegangen! Die letzte Woche meiner Reise spielte sich bergsteigend in den Hohen Tauern ab, dann rollte ich sonnenverbrannt, abgebrannt und rundum glücklich nach Hause. Einen Tag in Deutschland weilend, wurde mein Auto aufgebrochen und die coole Designer-Anlage, die mich den ganzen Urlaub mit Musik versorgt hatte, geklaut. Und das war nur Vorbote einer haarigen Zeit.
Die dritte Reise fand vier Jahre später statt. Viel war inzwischen passiert. Aus dem unbekümmerten Studenten-Anarchismus meiner früheren Jahre war bitterer Ernst geworden. Selber bekam ich die strafprozessualen Folgen meines Tuns zu spüren, wenn auch sehr glimpflich. Trotzdem, die Tatsache, dass wir kein Spiel spielten und dass Knast etwas war, womit man als Autonomer rechnen musste, wurde mir deutlich. Dann wurde eine Frau aus meiner Szene bei einem brutalen Polizeieinsatz getötet, eine andere in der Türkei gefoltert. Eigentlich hatte ich vorgehabt, mich aus den politischen Zusammenhängen zurückzuziehen. Das ließ mein Gewissen jetzt nicht mehr zu. So wurde ich erst recht zum Aktivisten, zum Kader. Den Anlass zu der Reise gab eine unglückliche Liebe und das Bedürfnis, Abstand zu gewinnen, und die zeitgleiche Tatsache, dass einer meiner besten Freunde mit seiner Partnerin Schluss gemacht hatte, diese in einen tiefen Abgrund gestürzt war und ich mich nach Kräften bemüht hatte, sie zu trösten und aufzufangen. So ergab es sich, dass ich mit ihr zusammen ein drittes Mal die Autovagabondage über Avignon machte. Sie fand es sehr interessant, all die Orte zu bereisen, die ich schon kannte, meine Erzählungen über meine Erlebnisse dort zu hören, und diesmal kehrte die Magie von früher zurück. Sie war es, die durch ihre Rezeption des Geschehenen den Orten ihre Aura wiedergab. Erneut erlebten wir die unwirkliche Schönheit der Camargue und gingen sogar in einen Stierkampf. Endlich mal nicht politisch korrekt sein!
Meine Abneigung gegen mückenreiche Campingplätze am Wasser brachte uns dazu, zu Füßen der Pont du Gard nicht auf dem offiziellen Campingplatz auf einer Sandbank, sondern weiter oben auf einer Bauernwiese zu übernachten. Ein Glück. In der folgenden Nacht gab es einen Orkan, wir hielten die Zeltstangen mit unseren Armen fest, bis sie trotzdem brachen, und wir verbrachten den Rest der Nacht im Auto. Vom Campingplatz auf der Sandbank blieb nichts übrig. Genaugenommen fehlte die ganze Sandbank.
Am nächsten Tag hatte sie ihren Zickigen und musste die ganze Zeit mit mir schimpfen, und so interessierte es sie nicht, dass im Radio gerade von einem Jahrhundertsturm mit hunderten Todesopfern berichtet wurde. ?Dreh das Radio ab! Was interessiert mich so etwas? Männer! Ich habe mit Dir zu reden, das ist wichtiger!? Na ja, und so. Nachdem wir uns nicht mehr stritten, wurde den Rest des Tages Metallica gehört. Es folgte ein entspannter Badeurlaub tief im Süden des Golfe du Lion und eine langsame, gemütliche Heimfahrt durch die romantischsten Teile des Rhonetals. Über eine Woche später riefen wir, mittlerweile auf dem Heimweg, von Lothringen aus zu Hause an und erfuhren, dass wir als vermisst gemeldet waren, unsere Eltern die Decke hochgingen und das deutsche Konsulat in Marseille nach uns fahnde. Unsere letzte Postkarte war in Avignon abgestempelt, mit dem Datum des Orkans, und der Mücken-Campingplatz war komplett vom Sturm weggespült worden, unsere Eltern hatten im Fernsehen mitangeschaut, wie Wohnmobile die Rhone runtergingen, es hatte dort viele Tote gegeben. Nun ja, was die Abneigung gegen Mücken in Zusammenwirkung mit Zickentum so alles bewirken kann?
Prallvoll mit gewaltigen Eindrücken und Erinnerungen kehrten wir in tiefer Nacht nach Hause zurück, es sollte nicht unser letzter gemeinsamer Urlaub sein.
Ich habe noch viele andere großartige Reisen gemacht, zwei wirkliche Abenteuer-Touren durch Ägypten, von denen wir eine fast nicht überlebt hätten, auch andere Frankreich-Aufenthalte, aber die besondere Magie dieser drei Autotouren steht für sich. Ich kann auch nicht einfach noch mal die Strecke abfahren, um Vergleichbares zu erleben, denn das Frankreich, das ich hier kennenlernen durfte, ist ein inneres Frankreich, das man mit der Seele suchen muss.
Klaus ist heute der anerkannt weltbeste Segelflieger, der seit Jahren Weltrekorde bricht, die alle von ihm selber aufgestellt wurden, weil es in seiner Klasse sonst niemanden mehr gibt. Rob und Michelle habe ich aus den Augen verloren, auch zu meiner letzten Reisebegleiterin inzwischen keinen Kontakt mehr.
Ich bin heute in einem Alter, in dem Männer sich gemeinhin Gedanken über Falten, ihren Bauch oder erste graue Haare machen. Das betrifft mich nicht. Ich habe immer noch mein altes ?Born to be wild?-Lebensgefühl. Sollte ich die Reise doch noch einmal wiederholen? Ich müsste mich nur vorher unglücklich verlieben?.
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treiben letzte Mandäer aus dem Irak
Im Irak sind erneut zwei Angehörige der mandäischen Glaubensgemeinschaft
verschleppt worden. Wie die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) am
Mittwoch erfuhr, wurden die 40 Jahre alte Mandäerin Inssam Mubarak
Muhalhal und ihr zwölfjähriger Sohn Said Mazen Said bereits am
vergangenen Freitag von einer unbekannten bewaffneten Gruppe im
Stadtteil Schare’a Falastin von Bagdad entführt. Die Täter fordern ein
Lösegeld von umgerechnet 100.000 US-Dollar, teilte ein GfbV-Mitarbeiter
aus der irakischen Hauptstadt telefonisch mit. Die GfbV befürchtet, dass
der Exodus der Mandäer aus dem Irak bald abgeschlossen ist.
„Die letzten Angehörigen dieser rund 2000-jährigen Religionsgemeinschaft
des Irak sitzen auf gepackten Koffern“, sagte der GfbV-Nahostreferent
Kamal Sido in Göttingen. Die aktuelle Entführung reihe sich ein in eine
Serie von Übergriffen, der die mandäische Bevölkerung im Irak schon seit
längerem ausgesetzt sei. So sei Ende Juni 2008 ein 18-jähriger Mandäer
in der Stadt Zubayr in der Provinz Basra verschleppt und nur gegen
Zahlung eines hohen Lösegeldes wieder freigelassen worden. Bereits Mitte
Juni 2008 war ein Mandäer in Bagdad im Stadtviertel Althoura auf dem Weg
zur Arbeit in den Stadtteil Al Qahera entführt worden. Für seine
Freilassung mussten 30.000 US-Dollar bezahlt werden. Im Februar 2008
starben zehn Mitglieder einer mandäischen Familie bei einem gezielten
Raketenangriff auf ihr Haus im Gebiet Alaza im südirakischen Kut. Sie
hatten zuvor Drohungen von Islamisten erhalten.
Vor dem andauernden Terror und Gewaltverbrechen an Angehörigen ihrer
Glaubensgemeinschaft seien inzwischen mindestens 25.000 der ehemals rund
30.000 Mandäer des Irak in die Nachbarländer geflüchtet. Weltweit hat
die mandäische Glaubensgemeinschaft, die ihre Ursprünge auf Johannes den
Täufer zurückführt, nur noch etwa 60.000 Angehörige. Rund 1.200 von
ihnen leben in Deutschland. Auch unter den Irak-Flüchtlingen, die über
das Aufnahmelager Friedland nach Deutschland kommen, waren bereits
einige Mandäer.
Der GfbV-Nahostreferent Dr. Kamal Sido ist für Nachfragen auch
erreichbar über Tel. 0173 67 33 980. Er vermittelt auch gern Kontakt nach Bagdad.
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Und habe jetzt meine persönliche Bestzeit geschafft: Rauf auf den Brocken in 1 Stunde 20 Minuten bei extremer Schwüle. Die Kondition sollte wohl reichen für die Berge.

Der Anblick des Urwaldes lässt mich verstehen, welche Stimmungen Caspar David Friedrich wohl so umtrieben. Es sollte auch gar nicht verwundern, wenn sich da tatsächlich Hexen herumtrieben, und Fremderes. Z.B. Gnome und Trolle, oder Hobbitse, mit seltsame Grammatik sprechse. Noch früher beherbergte ein solcher Wald sicher auch einen Drachen.



Nun, für den Drachen gibt es einen modernen Ersatz, wenn der anderswo auch schon wieder geradezu dinomäßig antiquiert wirkt.

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Kein Vergeben, kein Vergessen!
http://www.nadir.org/nadir/initiativ/isku/hintergrund/verbot/2003/ausstellung/gefallene/03.htm
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die Gewährung einer Aufenthaltserlaubnis trotz Vorliegens einer Arbeit
und Erfüllung der übrigen Bedingungen der gesetzlichen
Bleiberechtsregelung mit der Begründung abgelehnt wird, die Familie sei
"sozial" nicht integriert, weil die Kinder die Sonderschule besuchten
bzw. besucht hätten und die Eltern es an einer adäquaten Förderung der
Kinder fehlen ließen.
Dabei geht es offenbar nur um das jüngste Kind: Der älteste Sohn hat
eine Arbeit und ein Bleiberecht bereits erhalten, die zweitgeborene
Tochter hat eine Familie gegründet und ist weggezogen, die drittgeborene
Tochter hat auf dem Umweg über BVJ und Berufseinstiegsklasse den
Hauptschulabschluss erreicht. Auch dem vierten Kind wird kein
gravierendes Fehlverhalten vorgeworfen. Kein Familienmitglied ist jemals
straffällig geworden, der tatsächliche Schulbesuch der Kinder wurde
nachgewiesen. Beurteilt und bewertet werden die Kopfnoten ("entspricht
sein Sozialverhalten den Erwartungen mit Einschränkungen"), der Besuch
der Sonderschule und die Weigerung der Eltern, sich von der
Ausländerbehörde - als Bedingung für eine Aufenthaltserlaubnis - zu
einem Nachhilfeunterricht verpflichten zu lassen.
Es mag dahin gestellt bleiben, ob eine mangelnde Bildungsorientierung
der Eltern oder das deutsche Schulsystem die Hauptverantwortung dafür
trägt, dass viele Flüchtlingskinder in Sonderschulen landen. Bislang
galt jedenfalls ein Sonderschulbesuch noch nicht als Ausschlussgrund. Im
Rahmen der Sozialauslese über die Altfallregelung geht der Landkreis
Emsland neue Wege.
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ROFL!
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