Freitag, 10. November 2017
Stigmatisierung als "Gefährder" und Abschiebepraxis - eine Veranstaltung des Flüchtlingsrats Bremen
Liebe Interessierte,



wir möchten Euch/Sie auf folgende Veranstaltung des Flüchtlingsrats Bremen am 13.11.2017 zum Gefährder-Paragraph § 58a AufenthG und der aktuellen Praxis in Bremen aufmerksam machen:



Durch Prognose in die Abschiebung

Der „Gefährder“-Paragraph, die Bremer Linie und die Situation in der Abschiebehaft



In Bremen wurden Anfang 2017 erstmals mehrere Personen als sogenannte „Gefährder“ deklariert und direkt in Abschiebehaft genommen. Zwei von ihnen sind bereits abgeschoben.

Das Konzept des Gefährders ermöglicht es Polizei und Innenbehörde, Menschen allein auf Grund einer „auf Tatsachen gestützten Prognose“ in Haft zu bringen und deren Abschiebung – auch in Staaten, in denen ihnen Folter droht – zu betreiben.

Wie werden die unveräußerlichen Menschenrechte durch den gegenwärtigen Gefährder-Diskurs, durch fragwürdige Gesetzesnormen und durch eine Abschiebepolitik, die „um jeden Preis“ (Innensenator Mäurer) durchgesetzt werden soll, verletzt und verhandelbar gemacht?



Vortrag und Diskussion über das menschenrechtlich und rechtsstaatlich bedenkliche Schnellverfahren und die aktuelle Situation im Bremer Polizeigewahrsam mit Prof. Dr. Christine Graebsch (Juristin, Kriminologin und Prozessbevollmächtigte in diversen Verfahren) sowie weiteren Vertreter_innen des Vereins für Rechtshilfe im Justizvollzug des Landes Bremen e.V.



Montag, 13. November 2017

19.00 Uhr | Wallsaal

Stadtbibliothek Bremen | Am Wall 201 | 28195 Bremen

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Montag, 6. November 2017
Gelegenheit macht Liebe
Ich hatte ja von dieser Begegnung mit einer tollen Frau im Fitnesscenter berichtet

https://che2001.blogger.de/stories/2634656/#2635175

und monatelang versucht ihr näherzukommen was aber nie klappte. Und jetzt plötzlich kam bei meinem Versuch ihr wieder Avancen zu machen eine ganz andere Frau, frühere Trainerin von mir und auch eine echte Schönheit plötzlich auf mich zu und knutschte mich ab. Ihre seidige verschwitzte Haut fühlte sich sehr gut an. Da ist mehr drin. Was hatte ich für einen Tunnelblick, sie wäre die ganze Zeit erreichbar gewesen. Stattdessen treibe ich mich sinnlos in Datingforen rum.

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Katzenliebe
Mein Vater hatte vor Jahren sein Leben seinem Kater zu verdanken. Mit einem Magendurchbruch war er Im Bad zusammengebrochen und lag bewusstlos am Boden. Der Kater, der sonst nie das Bad betrat sondern mied und alles hasste was mit Wasser zusammenhing stellte sich neben ihn und maute so lange herzerschütternd laut bis die Rettung kam.


Ein Kunde von mir hatte einen Kater und eine Katze, die beide 8 Jahre alt waren als die Katze starb. Der Kater war nur noch Trauer und fraß nichts mehr. Er wäre auch gestorben wenn seine Menschen nicht ein kleines Kätzchen angeschafft hätten. Seitdem ist er wieder munter.

Erzähl mir noch wer Tiere hätten keine Seele.

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Mit Vater im Museum
Ich war kürzlich mit meinem Vater im Museum. Die Ausstellung war viel zu dunkel, sollte wohl finsteres Mittelalter darstellen, und da die Exponatbeschriftungen schwer zu lesen waren benutzte er seine Lesebrille und las die Texte aus nächster Nähe. Als wir wieder ins Helle - ins Treppenhaus - traten hatte er die Lesebrille noch auf, übersah eine Stufe und flog einige Meter durch die Luft und prallte mit dem Kopf gegen die Wand, blieb blutend liegen. Rettungswagen verständigt, Einlieferung ins Klinikum. Ich wartete bange in der Wartezone neben der Notaufnahme, verständigte über Smartphone Schwester und Neffe, die mir beide rieten auf Vater einzuwirken dass er auf jeden Fall zur Beobachtung eine Nacht dableiben sollte. Mein Instinkt der immer sehr gut funktioniert sagte mir "nein", wir würden wie geplant heute zusammen zu Mittag essen. Andererseits ist der 89 Jahre alt, es war von Verdacht auf Schädelbasisbruch die Rede. Als ich dann in die Notaufnahme gerufen wurde erwiesen sich alle Befürchtungen als komplott unbegründet: Vater hatte seine Personality-Show abgezogen und das Notaufnahmeteam perfekt unterhalten. Auf die Frage nach seiner Lebenssituation hatte er geantwortet dass er seit 2012 Witwer sei, meine Mutter sehr geliebt habe und obwohl tot noch immer liebe, 62 Jahre lang mit ihr verheiratet gewesen sei und ihr die letzten Jahre jeden Abend drei Ständchen gesungen habe. Eines dieser Ständchen trällerte er dann auch mit seiner noch immer tollen Stimme (er hätte Opernsänger werden können). Als Arzt und Schwestern voll der Bewunderung für Vater waren konnte ich nicht an mich halten und erzählte, dass ich genau in dieser Station 2005 mit einer zerschmetterten Schulter eingeliefert worden war und man mir erzählt hatte dass ich diesen Arm nie wieder richtig bewegen können würde, tatsächlich aber ein halbes Jahr nach meiner letzten OP als touristischer Erstbegeher einen neuen Klettersteig mit Felsüberhang eröffnet hatte. Wir sind so in dieser Familie. Eine Krankenschwester verabschiedete Vater mit: "Sie sind ein toller Mann."

Der könnte einen Fanshop aufmachen.

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Sonntag, 5. November 2017
Politisch korrekter Irrsinn, heute: Das Unaussprechliche
Seit ich zurückdenken kann gehört das Sichbeschäftigen mit der Realität der Folter zu den Grundelementen politischer Aufklärung. Auf dem Gymnasium war das Thema "Menschenrechte und Folter" ein eigenständiges Schwerpunktthema in Curriculum meines Werte-und-Normen-Kurses. Gründlich wurde sich damit auseinandergesetzt wer foltert, wer gefoltert wird, welche Foltermethoden zur Anwendung kommen (ein Religionslehrer war später kühn genug, hier auch die "weiße Folter" in Stammheim zu thematisieren), wie traumatisierten Folteropfern geholfen werden kann und wie jemand zum Folterer wird.

Heute, im Zeitalter der Triggerwarnungen, scheint dieser Umgang mit dem Thema nicht mehr so ohne Weiteres möglich zu sein. Als ich einer Genossin ein Buch, das aus der Opferperspektive über ein Foltercamp berichtet zum Geburtstag schenkte fragte sie mich süffisanft grinsend ob ich ihre SM-Komponenten stimulieren wollte. Als eine weitere Genossin einen Vortrag über ihre Foltererlebnisse in einem türkischen Gefängnis hielt merkte ich dass ein Freund sich Notizen machte. Später fragte ich ihn ob er sich aufgeschrieben hatte wie sie gefoltert wurde. Völlig entsetzt erwiderte er wie könne ich nur auf so eine Idee kommen das wäre ja pornografisch nein er hätte sich Notizen zu den Strukturen der türkischen Streit- und Polizeikräfte gemacht.
Als Abschiebehäftlinge von Vollzugsbeamten mißhandelt wurden machten wir eine Kundgebung, auf der ich einen Redebeitrag hielt in dem ich im Einzelnen beschrieb auf welche Weise die Mißhandlungen abliefen. Man hätte mir fast das Megaphon entrissen. Es galt als ganz und gar nicht angesagt so etwas zu verbalisieren.

BTW Ich selbst bin in einer Welt aufgewachsen in der die FSK und das Mindestalter für Filme nie eine Rolle spielten. Im Gegenteil, mein Vater fand es gut wenn ich als Kind schon schreckliche Gewaltszenen sehen würde sofern die eine gesellschaftliche Realität darstellen würde. Der Zweite Weltkrieg hätte auch keine Rücksicht darauf genommen dass er noch ein Kind war als er ihn erleben musste. Zu meinen frühesten bewussten Erinnerungen (mit vier Jahren) gehört denn auch ein Bild wie US-Soldaten einem vietnamesischen Kriegsgefangenen mit einem Messer dem Bauch aufschneiden damit der ein Waffenversteck verrät.

Sorry, ich finde der Welt gehört die Brutalität solcher Szenen um die Ohren gehauen.

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Samstag, 4. November 2017
Eine Stimme der Vernunft zum #metoo-Getöse
Die Frau sagt wie es ist und hat einfach Recht:

https://www.welt.de/debatte/kommentare/article169911081/Wir-wollen-doch-alle-nur-spielen.html


Die Erfahrungen von Kathrin Spoerr decken sich mit meinen eigenen, und das gilt nicht nur auf das Berufsumfeld "Redaktion" bezogen. In der deutschkurdischen Community in der ich mich etliche Jahre lang bewegte wurden andauernd Witze über Rassismus gemacht und so miteinander geredet: "Wieso ist denn Ahmed nicht da?" "Der verspätet sich wohl." "Ach was, Flüchtling, der ist schon wieder am Flüchten!" "Wieso kratzt Du runtergefallenen Döner vom Fußboden auf?" "Der ist für einen Freund. Wir Kurden sind die Juden von heute, und da muss man ja Menschenversuche machen." Permanent, den ganzen Tag, immer in diesem Tonfall. Einen der humorlosesten PC-Moralisten die ich kannte hat es endgültig zu meinem Feind gemacht als ich diese Dinge vor Jahren im Blog ausbreitete.

Drei frühere Komilitoninnen arbeiteten während der vorlesungsfreien Zeit einmal auf einer Baustelle. Und fanden es sehr charmant wie die Arbeiter mit ihnen umgingen und ihnen ständig Komplimente machten. Doch dann bestellte sie der Polier ein und sagte so ginge es nicht weiter die drei gefährdeten die Arbeitsabläufe. Als sie erwiderten, wieso, sie langten doch fleißig zu und mit den Kollegen verstünden sie sich hervorragend druckste der rum, wurde rot und platzte dann heraus: "Diese Kalksandsteine mit dem länglichen Loch in das man so schön hineinfassen kann haben wegen des Lochs bei den Jungs eine besondere Bezeichnung. Und seit hier drei Frauen arbeiten traut sich niemand mehr über die Baustelle zu brüllen <<Harry, roll mal ne Karre Fotzen rüber!>>

Als die Frauen, die sich alle drei als Feministinnen verstanden davon erzählten hielten sie sich prustend die Schenkel.


BtW und ich denke mal dass es sehr vom soziokulturellen Kontext abhängt was so als sexuelle Anmache/Belästigung empfunden wird. Habe ja selbst schon erlebt dass eine Frau mich im öffentlichen Raum begrapschte, worauf ich aber absolut positiv reagierte und umgekehrt, dass eine es als sexuelle Belästigung betrachtete dass ich mich neben ihr an eine Bar setzte und Small Talk beginnen wollte. Diese Frau war Lehrerin. Ich erzählte einer Hörerin in meinem Seminar davon, und die fragte "Hasste ihr an die Düsen gefasst?" und konnte beim besten Willen nicht verstehen was da Belästigung sein sollte. Sie selbst war VW-Arbeiterin und den Umgangston gewohnt der so am Montageband herrscht.

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Dienstag, 31. Oktober 2017
Zeitgeistbegriffe
Ist Ultra HD eigentlich das aktuelle Wort für das frühere Gütesiegel oberaffengeil?

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Sonntag, 29. Oktober 2017
Mobilität Ost
Auf meinen Harz-Streifzügen stieß ich auf ein kleines Museum, das die Motorwelt der DDR bzw. des alten Ostblocks darstellt. Hochinteressant und liebevoll inszeniert.



Der Panorama-Wartburg, im Volkmund "Eisensänfte" genannt, stellte in der DDR der Sechziger etwas das dar, was im Westen ein Mercedes Kombi war, allerdings mit dem Unterschied dass er auch als provisorisches Wohnmobil genutzt wurde.




Die Pannonia war die führende Motorradmarke Ungarns. Außer MZ wurden in der DDR noch tschechische Jawa (die ich wiederum aus Ägypten kenne) und schwedische Husqvarna, sehr selten russische Ural gefahren.





Das ist kein Fiat Cinquecento sondern ein Moskwitsch. Es existierte auch eine Coupeversion mit seitlichen Lufteinläufen wie bei einem Düsenjäger.




Auch militärisches Gerät der NVA ist zu sehen. Auf Wunsch können Geländefahrten im Panzer veranstaltet werden. Nun ja, ich habe nicht den Kriegsdienst verweigert um heute mir dieses zweifelhafte Vergnügen anzutun. Aber interessant ist dieses Museum allemal. Zum Beispiel erfuhr ich wieso der Trabbi diese seltsame Karosserie aus Duroplast hatte: Die BRD hatte ein Exportverbot für Flachstahlbleche in die DDR verhängt. Begründet wurde dies militärisch. Tatsächlich dürfte eher dahintergestanden haben die Lieferkette Salzgitter-Flachstahl/VW zu stärken. Zur gleichen Zeit lieferten britische Hersteller Triebwerke für sowjetische Kampfjets. Schon eine absurde Zeit....





Unkaputtbar waren sie, die LKW von Tatra und Zil.

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Die Story von Peng
Peng war einer dieser Menschen, die in der Übergangsphase von der Jugend zum Erwachsensein mein Lebensgefühl, Menschenbild und meine Weltsicht prägten. Ein Lebenskünstler und bunter Vogel. Ein Freak, heute würde man Hippie sagen, aber im damaligen Zeitkontext bedeutete Hippie etwas anderes. Er versorgte uns alle mit Dope und wohnt in einem ausrangierten Reisebus, blau-gelb angestrichen mit der Aufschrift "Telepathie ist ein Luftschiff." Er war nicht einfach ein Dealer und Kiffer, für ihn waren die bewusstseinserweiternden Selbsterfahrungen mit ernstem Forschergeist vorgenommene Erkundungen der eigenen Seele und stets auch mit tiefen philosophischen Überlegungen und Diskussionen verbunden. Nicht selten auch mit Gruppensex im bunten Bus.

Eines Tages nun geriet er mit Zuhältern aneinander die in seinem Verkaufsgebiet ein Monopol auch für den Handel mit weichen Drogen beanspruchten und Peng bei den Bullen verpfiffen. Er tauchte im wahrsten Sinne des Wortes unter: Über ein halbes Jahr wohnte er in einem Bombentrichter (die wurden erst nach 1980 zugeschüttet, bis dahin waren sie für uns herrliche Spielwiesen für BMX und Motocross) und Genosse Archie versorgte ihn mit allem was er brauchte. Der Trichter war mit einem Leistengitter abgedeckt über dem sich ein Bundeswehrtarnnetz und Grassoden befanden, und er wohnte relativ gemütlich eingerichtet. Strom kam aus einer LKW-Batterie, die Archie, der seinerseits mit schwarz geschlachteten Schweinehälften dealte regelmäßig auswechselte. Als die kalte Jahreszeit kam brachte Archie Peng dann im Kofferraum in ein kleines Dorf in die Nähe von Freiburg. Auf dem Bock eines bunt bemalten pferdegezogenen hölzernen Zirkuswagens rollte Peng über die französische Grenze, wo sich seine Spur verlor.

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Qiumburga, der Niedersachsen-Orkan
Mein gerade beendeter Harzurlaub und die aktuelle Orkanwelle riefen in mir Erinnerungen wach an Quimburga, den großen Orkan von 1972. Ich wollte gerade zur Schule gehen als meine Mutter mich zurückhielt und sagte bei dem Sturm ließe sie mich nicht aus dem Hause gehen. Wenig später flogen die ersten Dachziegel durch die Gegend, auf dem Flughafen wurde ein bei uns Jungs sehr beliebtes Luftschiff zerstört, und im Harz wurden ganze Wälder entwurzelt. Unseren üblichen Harzurlaub konnten wir nicht im gewohnten Quartier machen weil das komplett mit Forstarbeitern belegt war. In der Schule wurde der Orkan Thema für einen Aufsatz.

Nun googlete ich dieses Ereignis und wurde bei Wikipedia fündig. Haarsträubend fand ich allerdings, wie hier offensichtliche Jungspunde die Verhältnisse der Siebziger Jahre einordneten. Im Kommentarbereich wird dann auch treffend angemerkt 1972 wäre wohl in der Jungsteinzeit gewesen. Moderne Elektronik hätte es noch nicht gegeben, Sturmwarnungen seien kaum möglich gewesen, da es noch keine Wettersatelliten gegeben hätte und Fensehen und Radio nur stundenweise sendeten mit festen Programmen die man nicht verändern konnte. Tatsächlich gab es längst Lifereportagen. Für die Direktübertragung der Mondmissionen wurden damals Übertragungen von Fußballländerspielen unterbrochen.

https://de.wikipedia.org/wiki/Orkan_Quimburga

Wettersatelliten gibt es seit 1960, schon in den Was-ist-Was-Büchern aus den späten Sechzigern die ich als Kind las wurde ausführlich über sie berichtet. Im Wetterbericht nach der Tagesschau wurde damals statt des heutigen Wetterdiagramms immer ein Satellitenbild gezeigt, d.h. das Originalfoto der Athmosphäre von einem Wettersatelliten.

Einer der unsterblichen Kalauer von Otto Waalkes: In einer Tagesschau-Parodie wird das "Satellitenbild" gezeigt, Kommentar: "Schöner Satellit! Und die langen Antennen - sehr chic!" 1972 existierten Computer die Wettersimulationen vornehmen konnten. Nur gab es damals keine Computer in Haushalten, sondern das waren schrankgroße Geräte, meist noch mit IC-Technologie ohne Mikroprozessoren und ihre Bedienung erforderte die Kenntnis einer Programmsprache wie z.B. Cobol oder Algol. Es gab den eigenständigen Beruf des Computer-Operators. Das Rechenzentrum der Uni war in meiner Nachbarschaft, da wehten Hunderte von Metern die Lochstreifen mit Eingabedaten durch die Gegend. Fernsehen und Radio sendeten auch nicht "stundenweise". Das Fernsehen hatte zwischen 23 und 24 Uhr Sendeschluss, von da an wurde ein psychedelisch anmutendes Testbild gesendet. Wenn wir bekifft waren hieß es "Lasst uns was niveauloses tun" und wir guckten Testbild. Morgens um 10 ging das Programm dann wieder los. Das NDR-Radio hatte von 2 Uhr bis 4 Uhr Sendepause und sendete sonst durchgehend. Hinsichtlich der Baumschäden wird die Problematik der Kiefernmonokulturen in der Heide erwähnt. Den größten Schaden richtete der Orkan aber im Oberharz an, wo ganze Berghänge entwaldet wurden und bis in die Neunziger Kahlschläge zurückblieben. Die Diskussion um Monokulturen, der Übergang zur Femel- und Plenterwaldkultur und das Wiederaufforsten mit Mischwald bezog sich ursprünglich ausschließlich auf die Fichtenwälder des Oberharz. Die Problematik der Kiefernwälder in der Heide wurde erst ab dem Heidebrand von 1975 miteinbezogen.

Schon heftig, was da in einem Lexikonartikel alles nicht gewusst wird.

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Dienstag, 24. Oktober 2017
Verfahren gegen Amnesty-Vertreter in der Türkei ist Angriff auf Menschenrechte weltweit
Am Mittwochmorgen beginnt das Verfahren gegen elf Menschenrechtsverteidiger in der Türkei, darunter auch die Direktorin und der Vorstandsvorsitzende der türkischen Amnesty-Sektion İdil Eser und Taner Kılıç sowie der deutsche Trainer Peter Steudtner. Den Angeklagten drohen bis zu 15 Jahre Haft. Taner Kılıç muss außerdem am 26. Oktober in Izmir in einem separaten Verfahren vor Gericht erscheinen. „Die Vorwürfe gegen die elf Menschenrechtsverteidiger sind falsch und diffamierend. Eine reguläre Fortbildung für Menschenrechtler wird in den Anklageschriften in ein konspiratives Geheimtreffen umgedeutet, friedliche Menschenrechtsarbeit wird als Unterstützung ‚terroristischer Organisationen‘ bezeichnet“, kritisiert Markus N. Beeko, Generalsekretär von Amnesty International in Deutschland.
„Mit İdil Eser und Taner Kılıç stehen zwei führende Vertreter einer internationalen unabhängigen Menschenrechtsorganisation vor Gericht. Die Verfahren sind daher nicht nur ein Angriff auf die Menschenrechte in der Türkei, sondern auch ein Angriff auf den internationalen Menschenrechtsschutz“, so Beeko weiter. „Unser aller Aufmerksamkeit ist in diesen Tagen auf die beiden Gerichtssäle in Istanbul und Izmir gerichtet. Zeigen wir den elf mutigen Aktivisten, dass sie nicht allein sind."

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Montag, 23. Oktober 2017
Der Stellenwert meiner Geburt
Mein Vater schwärmte wiedereinmal davon, wie toll meine Geburt für meine Eltern gewesen sei, und ich sei als drittes Kind die Erfüllung ihres Lebens, der zweite Frühling gewesen. Mir gefiel es ihm zu antworten: "Das hättet Ihr besser bleiben lassen". Endlich war es raus, etwas, das ich ihm seit 1978 sagen wollte. Aber heutzutage war es unangebracht. Warum frappiere ich den Menschen der mich am Meisten liebt mit so etwas? Wir hatten noch ein Gespräch dazu, alles gut. Dennoch bleiben Fragen offen. Im letzten Jahr ihres Lebens kramte meine Mutter, demenzbedingt, aus ihren messiemäßig überfüllten Schubladen in später Nacht dort seit Jahrzehnten herumliegende Fotos raus, die mich als Baby zeigten, präsentierte die Vater und mir, streichelte zärtlich die Bilder und freute sich ungeheuer. Ich hätte die Fotos am Liebsten sofort verbrannt. Als Reaktion auf diese zärtliche Mutterliebe entstand bei mir sofort Hass, und zwar Hass auf mich. Ich habe keine Erklärung dafür, aber der Grund liegt nicht bei meinen Eltern.

Was ich aus meiner Kindheit so im Alter von 4 bis 7 noch weiß ist, dass ich mich selber für eine Mißgeburt hielt. In einer Welt, die noch nicht PC-weichgespült war galten geistig behindert geborene Menschen als "Mißgeburten", die eigentlich gar nicht leben sollten, höflich wurden die "Tropis" (Trotz Pille) genannt, wie mich meine Mitschüler auch titulierten. Nun war ich nicht behindert sondern hochbegabt und außerdem exentrisch, aber in meiner damaligen Eigenwahrnehmung lief das auf "lebensunwertes Leben" hinaus. Das wirkt bis heute.

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Wer kennt dieses Flugzeug?


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Urlaub im Harz
Aus verschiedenen Gründen wurde es dieses Jahr mit den Alpen nichts. Da Urlaub für mich in erster Linie Aktivurlaub in der Natur und an der frischen Luft bedeutet (und Aktivurlaub bis die Muskeln krachen) bin ich diesmal in den Harz gefahren, wandern, klettern, kavernieren und Ähnliches. Hat sich voll gelohnt, die Erholung war genauso gut wie bei alpinen Unternehmungen. Das Naturerlebnis auch. Sogar einem Rudel Hirsche und einem Luchs begegnet, aber da war im Dickicht die Kamera nicht schnell genug.



















So eine Schussfahrt an der Seilrolle macht Laune, vor allem wenn man 80km/h schnell wird. Aus den Alpen kenne ich das nur zur Überwindung von Klammspalten von vielleicht 30 Metern, hier hat man mehr als einen Kilometer.



Auch eine Staumauer taugt als Sportgelände, wenn man sich nämlich an ihr abseilen und dabei querlaufen bzw. in Huber-Buam-Manier springen kann.



Ein Klassiker ist natürlich die Brockenwanderung auf dem alten Genzerweg mit Anmarsch durchs Hochmoor.








Auf den Spuren Goethes und Heines.




Die romantische Brockenbahn darf nicht fehlen.



Und immer wieder: Wälder. Ich bin tatsächlich auf manchen Wanderungen keinem Menschen begegnet.





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Kapitalistischer Wahnsinn
Deutsche Vermögensberatung kauft die Generali Deutschland, China Insurance kauft die Allianz Leben.....

Wenn Versicherungen von Weltrang verramscht werden sagt das etwas über die Krankheit des Wirtschaftssystems insgesamt aus.

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Samstag, 21. Oktober 2017
Ein neues Lied, ein besseres Lied
Auffällig am Populismus der AfD ist, dass neben der Flüchtlingsfeindlichkeit, Islamophobie, Eurofeindlichkeit und dem Normkonservatismus die weiteren Elemente eher zusammengwürfelt und inkonsistent sind: Hier wirtschaftsliberal, da protektionistisch, eben so dass verschiedene Ressentiments in der gesellschaftlichen Mitte bedient werden, dazu kommt dann auch der reine Wohlfühlpopulismus: Abschaffung der GEZ. Warum lässt sich da eigentlich nicht von links gegenhalten? Wir müssten nur skrupellos genug sein. Vielleicht gründe ich ja zur nächsten Wahl meinen eigenen Laden mit einem Populismus der niemandem wehtut weil er niemanden diskriminiert. Einen neuen Populismus, einen bessere Populismus, oh Freunde will ich Euch richten!

Keine Baumaßnahmen an Autobahnen während der Sommerferien, staufreie Urlaubszeit.

Verbot von Cloud-Telefonie bei Behörden und im Kundendienst, bei jedem Anruf Garantie mit einem richtigen Menschen zu sprechen, möglichst der zuständigen sachbearbeitenden Person.
Abschaffung aller indirekten Steuern wie Branntwein- Tabak- oder Mineralölsteuer.
Für Arbeitslose, Geringverdienende, RentnerInnen und Zeitarbeitskräfte kostenloser Eintritt in Kinos, Discos und Sportstadien, bei Nichtgefallen Geld zurück.


Damit müssten doch die Massen zu gewinnen sein.


Römische Ädilen die für den Senat oder Konsulate kandidierten machten ihren Wahlkampf ja auch mit Brot und Spielen.

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Die Bundeswehr trainiert den Ernstfall - mit Atomwaffen
Büchel an der Mosel ist der gefährlichste Ort Deutschlands. Hier ist das 33. Taktische Geschwader der Luftwaffe stationiert, 30 Tornados die die Aufgabe haben 20 Wasserstoffbomben des Typs B61 ins Ziel zu bringen. Deren Einsatz wurde letzte Woche trainiert, wenn auch ohne Bomben in der Luft - wie es heißt, ausgelöst durch die Provokationen Nordkoreas. Jede der Bomben besitzt die 26-fache Sprengkraft der Hiroshima-Bombe.

https://www.derwesten.de/politik/nato-jagdbomber-trainieren-in-der-eifel-atomwaffeneinsatz-id212279695.html

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Mittwoch, 18. Oktober 2017
Keine SIM-Karten für Geflüchtete
In Niedersachsen häufen sich Beschwerden, dass Flüchtlinge das Mobilfunkangebot von Aldi nicht nutzen können. Laut Verbraucherzentrale
können Asylbewerber SIM-Karten wegen ihres Aufenthaltsstatus' nicht aktivieren. Aldi betont, an dem Problem zu arbeiten.
Seit Anfang Juli gilt beim Kauf von Prepaid-Mobilfunkkarten eine Ausweispflicht. Das hat der Bundestag im Juni diesen Jahres beschlossen,
im Rahmen eines "Anti-Terror-Pakets". Die neue Regelung trifft aber wohl hauptsächlich die Falschen. Bei der Verbraucherzentrale Niedersachsen häufen sich die Beschwerden: Asylbewerber "mit Aufenthaltstitel" könnten
sich demnach nicht mehr für den günstigen Mobilfunktarif registrieren
lassen.

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Keine Abschiebung nach Afghanistan!
PRESSEMITTEILUNG
Bundesfachverband Unbegleitete Minderjährige Flüchtlinge e.V

https://www.nds-fluerat.org/26173/aktuelles/stellungnahme-verschiedener-verbaende-keine-abschiebung-nach-afghanistan-perspektiven-fuer-junge-gefluechtete-schaffen/

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Das ist doch ein Triebwagen
Schön, aber hier ist Nichtvögler:


http://www.news.de/reisen-und-leben/855676837/u-bahn-muenchen-paerchen-hat-sex-am-nachmittag-in-u5-max-weber-platz-frau-befriedigt-freund-vor-fahrgaesten-und-ruft-polizei-auf-den-plan/1/

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Freitag, 13. Oktober 2017
Katalonien
Kann man den Namen Puidgemont eigentlich auch anders schreiben? Z.B. Putschdämon?

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Der Mythos vom migrantischen Vergewaltiger
Huffpost veröffentlichte einen Artikel mit dem Titel: "Was hinter den angeblich drastisch angestiegenen Vergewaltigungen durch Flüchtlinge steckt"

http://www.huffingtonpost.de/2017/10/11/fluchtling-vergewaltigung-deutschland-zahlen-fakten_n_18234276.html?ncid=fcbklnkdehpmg00000002

"..

Eine sogenannte Dunkelfeldstudie des Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsens (KFN) zeigt: Die Wahrscheinlichkeit, dass eine Frau zwischen 16 und 40 Jahren in den letzten fünf Jahren Opfer sexueller Gewalt wurde, lag im Jahr 2011 bei 2,4 Prozent.

Derzeit liegt dieser Wert nach Erkenntnissen des Kriminologen Christian Pfeiffer bei etwa 2,6 Prozent. Zum Vergleich: 1992 war das Risiko mit 4,7 Prozent jedoch sogar fast doppelt so hoch wie heute.

In den Dunkelfeldstudien wurden Frauen nach ihren Erfahrungen gefragt – sie erfassen deshalb auch Delikte, die nicht angezeigt wurden.

Pfeiffer, der mit Kollegen derzeit der Frage nachgeht, ob Zuwanderer mehr Sexualdelikte begehen als Einheimische, betont: Anders als in Medien kolportiert, lasse sich nicht sagen, dass Flüchtlinge bei den Sexualverbrechen "besonders schlimm auffallen".
...

So musste Landesinnenminister Joachim Herrmann die bayerische Vergewaltigungs-Statistik bereits kurz nach deren Vorstellung relativieren. Der CSU-Mann hatte behauptet, bayernweit habe im ersten Halbjahr mit 685 im Vergleich zum Vorjahr 48 Prozent mehr Vergewaltigungen gegeben.

Allerdings handelte es sich, wie das Ministerium später einräumen musste, um eine nicht einfach mit dem Vorjahr vergleichbare Zahl. Denn in der Statistik tauchen nach einer Gesetzesverschärfung seit diesem Jahr anders als noch 2016 nun auch sexuelle Nötigungen auf. Dies sowie ein verändertes Anzeigenverhalten sind nach Ansicht von Fachleuten wesentliche Ursachen für den Anstieg – doch bei der ersten Vorstellung der Zahlen war davon keine Rede."

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Mittwoch, 4. Oktober 2017
Wider den linken Moralismus von Sexualität
Es gab mal eine Zeit, da gehörte die sexuelle Befreiung zu den programmatischen Ansprüchen der linken, und es war tatsächlich ein politischer Anspruch, mehr, besseren, variantenreicheren und tabuloseren und auch stärker einvernehmlichen Sex zu haben als die Spießer. Ein Theoriepapier zum Thema "Neue Linke" in meiner Studienzeit, die sich in den Achzigern abspielte endete als Fazit mit: "Quervögeln und Pfaffen/Autoritätenhass - Isses das?"

Heute hingegen ist in linken Diskussionen und Theoriepapieren nur dann von Sexualität die Rede, wenn es um Kritik von Heteronormativität geht oder aber um sexuelle Übergriffe, sexistische Diskriminierung oder sexualisierte Gewalt.

Auf der Strecke bleibt die Lust, der Genuss, die sexuelle Erfüllung. Es kommen denn auch positive Erfahrungen mit Sex in diesen Diskussionen nicht vor.

Und auch nur bestimmte heterosexuelle Männer, vorzugsweise die übergriffigen, aggressiven, egozentrischen und patriarchalen. Der Verehrer, der seine Angebetete von unter her anhimmelt, die pragmatische kameradschaftliche Beziehung auf Augenhöhe, in der er und sie wie Kumpels miteinander befreundet sind und zugleich zwanglos miteinander Sex haben, die große romantische Liebe, die aufopferungsvolle Ehe mit Pflegen des Partners/der Partnerin bis in den Tod und 60 Jahren Treue, die offene Zweierbeziehung mit erlaubten Seitensprüngen als funktionierendes Modell, das alles findet in linken Diskussionen nicht statt.

Es gab eine Zeit da bestimmte es die mal.

BTW Der Haupttenor feministischer Diskurse zum Thema Heterosexualität - ich meine damit ganz erklärt nicht all die Aspekte von Patriarchat, Mißbrauch, Vergewaltigung, Sexarbeit usw. - scheint die Komponente "Schwänze tun Frauen was Böses" im Focus zu haben. Und da scheint dann das zugrundeliegende Frauenbild gerade nicht die sexuell aktive und selbstbewusste Frau zu sein, sondern die Maria Immaculata.

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EU-Staaten setzen die Ausbeutung afrikanischer Fischgründe fort
alles schon seit vielen Jahren bekannt, als Senegalen mit ihren Pirogen z.B. auf den Kanaren landeten um Asyl zu beantragen, weil man ihnen die Fischgründe ohne Lizensen dezimierte.
Aber große Ankündigen mit künftiger fairer "Partnerschaft", um Flüchtlinge abschieben zu können ...


SZ 29. September 2017, 12:35 Uhr
Fischfang Wie EU-Staaten das Meer vor Westafrika leerfischen
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Der traditionelle Fischfang kann die Menschen in Gambia nicht mehr ernähren, seitdem internationale Konzerne das Gebiet vor der Küste des westafrikanischen Landes leerfischen.
(Foto: imago/Bluegreen Pictures)

Vor Westafrika fischen ausländische Trawler das Meer leer, auch aus Europa.
Die EU wollte illegale Fischerei eigentlich unterbinden, die Mitgliedsstaaten unterlaufen die Bemühungen aber.
Weil die einheimischen Fischer so ihre Lebensgrundlage verlieren, fliehen sie häufig - meist in Richtung Europa.

Von Bernd Dörries, Banjul
Bei gutem Wetter könne man sie sehen, sagt Ebrima Tabang. Er steht am Strand von Gunjur, einem kleinen Dorf an der Küste des auch ziemlich kleinen Staates Gambia. 80 Kilometer Küste hat Gambia zu bieten, sie sind bei britischen Pauschaltouristen beliebt, die dort ihre Körper dunkelrot rösten. Vor allem aber bei Fischern aus der ganzen Welt, die mit ihren riesigen Fangflotten in die Gewässer vor Gambia kommen, die zu den reichsten der Welt zählen. "Die Schiffe kann man am Horizont sehen, sie kommen aus China, Japan und Europa", sagt Ebrima Tabang von der staatlichen Fischereibehörde, der eigentlich dafür zuständig ist, den Küstenabschnitt vor illegalen Fischtrawlern zu schützen. Die Frage ist nur, wie er das machen soll. Manchmal gibt es ein Boot, mit dem er und seine Leute rausfahren können. Manchmal auch nicht.
"Und wenn mal jemand von uns rausfährt, bekommt er einfach 100 Dollar in die Hand von den Kapitänen, wenn sie überhaupt anhalten. Das ist ein Drittel eines Jahresgehaltes. Was würden Sie machen?"
Früher, erzählt Tabang, hätten die gambischen Fischer nur einmal kurz raus fahren müssen mit ihren motorlosen Pirogen, dann hätten sie den Tagesfang beisammen gehabt. Heute fahren viele gar nicht mehr raus, weil sie den Kampf nicht gewinnen können gegen die riesigen Fischfabriken auf dem Meer, die bis zu 30 Tonnen fangen an einem Tag. Viele Pirogen liegen umgedreht am Strand, unter ihnen liegen ein paar Fischer, die rauchen. Sie haben Deutschland-Flaggen an ihre Boote gemalt - der große Traum. Aus keinem anderen afrikanischen Land sind prozentual so viele Menschen nach Europa geflüchtet wie aus Gambia.
Seit einigen Jahren machen sich die Politiker in Europa verstärkt Gedanken, wie man die jungen Menschen von der Flucht abhalten kann. Und tragen gleichzeitig dazu bei, die Fluchtursachen zu verstärken. Etwa 32 000 Stunden fischten Fischtrawler aus der EU zwischen 2012 und 2015 illegal vor Gambia, hat die Nichtregierungsorganisation Oceana jetzt errechnet, die sich für den Schutz der Ozeane einsetzt. Die Daten stammen aus einem Überwachungssystem, das diejenigen Schiffe erfasst, die ihr automatisches Erkennungssystem eingeschaltet haben. Die Dunkelziffer der schwarz fischenden Boote dürfte viel größer sein, glauben sie bei Oceana. Aber auch so zeigten die Daten auf erschreckende Weise, wie stark sich Boote aus Rechtsstaaten an illegalen Praktiken beteiligten, sagt Maria Jose Cornax von Oceana.
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Auf dem Markt in der Hauptstadt Banjul liegen zwei Fische an einem Stand.
(Foto: AFP/Getty Images)
Europas Gewässer gelten zu 90 Prozent als überfischt
Die Boote stammen aus Portugal, Spanien, Italien und Griechenland, und sie hatten offenbar die Erlaubnis ihrer jeweiligen Regierungen - obwohl die EU ihre Mitgliedsländer in den vergangenen Jahren mehrfach daran erinnert hatte, dass in Gambia und Äquatorialguinea nicht gefischt werden dürfe, so lange es mit beiden Staaten kein neues Abkommen zum Fischfang gebe. Solche so genannten "Partnerschaftsabkommen" werden abgeschlossen, seit die EU 2014 ihre Fischereipolitik drastisch geändert hat. Im Inneren und auch nach außen.
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In der Nordsee wachsen die Fischbestände wieder und damit die Fangquoten. Eigentlich eine gute Nachricht, für die Krabbenfischer und auch das Ökosystem entstehen aber neue Probleme. Von Thomas Hahn mehr ...
Die europäischen Gewässer gelten zu 90 Prozent als überfischt, worauf die europäischen Fischereikonzerne mit einer Ausweitung ihrer Fanggründe reagierten. Die Schiffe wurden größer, die Konzerne handelten mit westafrikanischen Staaten Fanglizenzen aus, die die EU nach Angaben von Greenpeace mit etwa 140 Millionen Euro subventioniert hat. Es dauerte nicht lange, bis auch die westafrikanischen Gewässer überfischt waren, allein die Bestände des dort wichtigen Zackenbarschs gingen um 80 Prozent zurück. Tausende Fischer in Westafrika wurden arbeitslos, viele machten sich auf den Weg nach Europa.
Die neuen Fischereiabkommen sollen hingegen ein "Geben und Nehmen" sein. Die Europäer bekommen Zugangsrechte, zahlen dafür im Gegenzug für den Aufbau einer nachhaltigen Fischwirtschaft und die Überwachung der Fischgründe. Kritiker sagen, dass die Vorteile ziemlich einseitig verteilt seien. Senegal zum Beispiel bekommt für die Lizenz an die Europäer etwa eine Million Euro im Jahr. Die Abkommen seien zudem teilweise undurchsichtig, es gebe zu wenig Informationen, welche Fische gefangen werden und wie viele. Auch scheint die EU-Kommission sehr schnell zur Stelle zu sein, wenn es darum geht, andere Länder zu maßregeln - für die eigenen Mitglieder aber gelten offenbar andere Regeln. Im Mai ermahnte der zuständige Kommissar Karmenu Vella die Regierung von Liberia, sie müsse mehr gegen illegale Fischerei tun. Die Trawler, die aus den Mitgliedsländern illegal vor Gambia unterwegs waren, erwähnte er nicht.
Ein Drittel des nach Europa importierten Fischs könnte illegal gefangen sein
Die EU ist seit Langem der größte Exportmarkt für Fischereiprodukte. Nach Schätzungen könnte bis zu einem Drittel aus illegalem Fang kommen, der wiederum vor allem vor der Küste Westafrikas gemacht wird. Als Guinea-Bissau den Trawlern den Zugang zu seinen Gewässern verbot, begannen die großen Fischkonzerne einfach, eine Armada kleiner Boote unter lokalen Flaggen auszusetzen, die ihren Fang dann zu den Mutterschiffen brachten. Der Staat war machtlos.
In Gambia entsteht gerade ein neuer Staat, zumindest eine neue Politik. Anfang dieses Jahres hat das Volk den alten Diktator verjagt, der über Jahrzehnte viele Millionen aus der Vergabe von Fischereirechten in die eigene Tasche steckte. Die neue Regierung dagegen möchte die schwindenden Ressourcen für das eigene Volk sichern.
Das Land will Firmen aus den USA, Südafrika und Holland damit beauftragen, die eigene Küste vor illegalen Fischern zu schützen, mit Booten und Helikoptern. Ebrima Tabang, der Fischereibeauftragte der Regierung, wird sich womöglich einen neuen Job suchen müssen. Aber vielleicht ist er darüber gar nicht so traurig.

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Sonntag, 1. Oktober 2017
Über die Wahl hinaus
Da hat also eine rechtspopulistische Partei in Deutschland gewonnen. Mensch könnte sagen, nun, ja, die europäische Realität und Normalität hat Deutschland eingeholt - wenn nicht die Wahlergebnisse in Frankreich, Nederlands und Österreich die gewonnenen deutschen Verhältnisse nicht schon wieder überwunden hätten. Es lässt sich aber auch nicht sagen: Deutschland holt nach. Denn ich fürchte, hierzulande hat sich etwas vollzogen, dass nicht nur mit Protestwählertum, politischer Unkorrektheit und Populismus erklären lässt. Mache ja gerade Urlaub, Wandern in den Bergen, ausnahmsweise nicht in den Dolomiten oder Hochzentralalpen, sondern in Deutschland. Und da hatte ich zwei Schlüsselerlebnisse: Angesichts einer Warntafel vor Giftpilzen meinte eine Biodeutsche, es wäre ein Skandal, dass einer vierköpfigen syrischen Flüchtlingsfamilie, die Grüne Knollenblätterpilze gegessen hatte neue Lebern implantiert worden wären obwohl die nie in deutsche Krankenkassen eingezahlt hätten, also der Steuerzahler dafür aufkäme. Das könne doch nicht richtig sein. Obwohl hungrig und durstig und erschöpft ging ich an einem Rastplatz schnell vorbei als ich hörte, dass sich Leute dort darüber unterhielten, dass ein deutscher Weihnachtsmarkt kein deutscher Weihnachtsmarkt mehr sei wenn dort massenhaft Syrer oder Iraner oder Schwarze sich einfinden würden, die sollten doch dankbar sein in Deutschland aufgenommen zu werden was ja auch gut sei, aber sich doch nicht hervortun wollen.

Was bringt Leute dazu, solchen Scheiß zu denken? Ich muss an Brecht denken, "Ein Pferd klagt an"

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Mittwoch, 27. September 2017
Neue Aufgaben sind wie Brüste
Man muss sie sensibel in beide Hände nehmen.

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Berlin, Berlin
War mal wieder in dem Hauptstadtslum bei Marzahn unterwegs wo ich u.a. Bersarin traf. Die Stadt empfing mich mit ihrem unvergleichlichen Charme: Auf der Kurfürstenstraße rannte mir am hellen Tag eine Ratte über den Weg, man muss sonst schon nach Khartoum fahren um das zu erleben. Auf dem Rückweg hatte ich Schwierigkeiten rechtzeitig zu meinem Zug zu kommen: Ich hatte ganz vergessen, dass ja gerade die offene Weltmeisterschaft im gruppenweise in der Gegend rumstehen ausgetragen wurde.

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