Freitag, 14. August 2020
Daily Resistance 7 ist erschienen.
Liebe Aktivist*innen, Autor*innen, Verteiler*innen, Leser*innen, Freund*innen und alle interessierten Menschen,



die siebte Ausgabe der Zeitung Daily Resistance ist da! Versammelt sind viele Berichte und Statements von Einzelpersonen und Initiativen aus Lagern in Europa, die ihren Kampf gegen Grenzen, Lager, Abschiebungen unter den Rassismus und sozialen Ausschluss verschärfenden Bedingungen der Corona-Pandemie fortsetzen. Ihre politischen Forderungen wurden nach wie vor nicht gehört und ihre Situation ist mit den ersten Lockerungen wieder völlig aus der medialen Berichterstattung verschwunden. Umso wichtiger, dass die Aktivist*innen aus Bremen, Halberstadt, München, Dölzig, Ellwangen und Lesbos weiter über ihre Lage berichten.



Daily Resistance ist eine unregelmäßig erscheinende Zeitung, die von Aktivist*innen des Refugee Movements geschrieben wird, um über Formen des Widerstands gegen das Asyl- und Lagersystem in Deutschland und Europa zu informieren und Menschen in ihrem täglichen Kampf für ihre Rechte zu unterstützen. Zusammen mit Unterstützer*innen vor Ort versuchen wir, so viele Menschen wie möglich zu erreichen und sie dazu zu ermutigen, die Isolation zu durchbrechen. Dafür brauchen wir eure Unterstützung.



Schreibt uns eine E-Mail an dailyresistance@systemli.org, wenn ihr Daily Resistance in euren Städten, Initiativen, Räumen oder Zusammenhängen verteilen möchtet. Gebt bitte eure Adresse und die Anzahl der Exemplare an. In Berlin könnt ihr die Zeitung auch direkt im Café Karanfil (Weisestraße 3, U8 Boddinstraße) abholen. Die Zeitung ist kostenlos, aber werthaltig.

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Mittwoch, 12. August 2020
„Tödliche Hitze“ – und schlecht gerüstet: Deutschland fehlt ein nationaler Aktionsplan gegen Hitzewellen
Von Ute Eppinger, medscape.

Seit Tagen ist es heiß in Deutschland und kühlt auch nachts kaum ab. Temperaturen, die ein hohes Schädigungspotenzial für Mensch und Umwelt aufweisen, schreibt das Umweltbundesamt (UBA). Hitzewellen sind deshalb problematisch, weil Menschen nicht nur tagsüber extremer Hitze ausgesetzt sind, sondern der Körper auch in der Nacht durch hohe Lufttemperatur thermophysiologisch belastet ist und sich wegen der fehlenden Nachtkühle nicht ausreichend gut erholen kann.

Während der extremen Hitzesommer in den Jahren 2003, 2015 und 2018 wurden verstärkt ‚Heiße Tage‘ (mehr als 30 Grad Celsius) und ‚Tropennächte‘ (niedrigste Temperatur nicht unter 20 Grad) in Deutschland registriert. Doch nicht nur die extreme Hitze macht dem Organismus zu schaffen: Die hohen Temperaturen fördern in Verbindung mit intensiver Sonneneinstrahlung auch die Entstehung von Ozon, das die Atemwege schädigt. Welche Gefahr von Hitzewellen ausgeht, haben US-Wissenschaftler in der 2017 erschienenen Studie „27 Wege, wie eine Hitzewelle töten kann – tödliche Hitze in Zeiten des Klimawandels“ zusammengetragen.

Es gibt kein für alle verbindliches Alarmsystem, keine Identifizierung von Gefahrenzonen und Risikogruppen, keine Hitze-Leitstellen, keine Kühlzonen. Dr. Martin Herrmann
In den heißen Sommern 2003, 2006 und 2015 starben in Deutschland insgesamt etwa 19.500 Menschen zusätzlich an den Folgen der Hitze; im Hitzesommer 2003 starben in Europa 70 000 Menschen. Modellrechnungen prognostizieren für Deutschland, dass zukünftig mit einem Anstieg hitzebedingter Mortalität von 1 bis 6% pro einem Grad Celsius Temperaturanstieg zu rechnen ist. Das entspräche über 5.000 zusätzlichen Sterbefällen pro Jahr durch Hitze.

Deutschland ist auf Hitzewellen nicht wirklich vorbereitet
Das Institut für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin der LMU München hat jetzt Tipps veröffentlicht, wie man in Pandemie-Zeiten gut durch die Hitzewelle kommt. Die Deutsche Allianz Klimawandel und Gesundheit (KLUG), die Stiftung „Gesunde Erde – Gesunde Menschen“ und das Aktionsbündnis #healthforfuture sehen Deutschland dennoch für die hohen Temperaturen nicht wirklich gerüstet. Bei Hitzewellen wie in diesen Tagen würden regional „bis zu rund 60% der Bevölkerung kritischen Grenzwerten ausgesetzt“, heißt es in einer gemeinsamen Mitteilung der 3 Organisationen.

Während solcher Hitzewellen sterben 8 bis 12 Prozent mehr Menschen.
Obwohl das UBA schon 2014 Handlungsbedarf angemeldet und die Bundesregierung 2017 die Länder aufgefordert hatte, Hitze-Aktionspläne aufzustellen, sei so gut wie nichts passiert. „Es gibt kein für alle verbindliches Alarmsystem, keine Identifizierung von Gefahrenzonen und Risikogruppen, keine Hitze-Leitstellen, keine Kühlzonen und keine Fortbildung für Niedergelassene, Krankenhaus- und Pflegeheim-Angestellte, mit ganz wenigen Ausnahmen“, kritisiert Dr. Martin Herrmann, der Vorsitzende von KLUG.

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Hitze und Covid19- was kommt da auf uns zu?
Informationen von der Ludwig-Maximilians-Universität München:

http://www.klinikum.uni-muenchen.de/Bildungsmodule-Aerzte/de/Co-HEAT/FAQs/index.html

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Russland führt Impfstoff ein - Scientific Community not amused
Originalbeitrag erschienen bei medscape

Moskau – Russlands Präsident Wladimir Putin hat gestern die staatliche Zulassung des weltweit ersten Coronavirus-Impfstoffes in Russland verkündet. Eine seiner Töchter sei bereits geimpft, berichtete er. Wissenschaftler weltweit monieren, dass die Zulassung zu früh erfolge, da der Vakzine noch wichtige Sicherheits- und Wirksamkeitsprüfungen fehlten.

Das Mittel, das das staatliche Moskauer Gamaleja-Institut für Epidemiologie und Mikrobiologie entwickelt hat, hat laut Putin die Freigabe des Gesundheitsministeriums erhalten. „Die russische Vakzine gegen das Coronavirus ist effektiv und bildet eine beständige Immunität“, wird Putin laut Spiegel online von der Agentur Interfax zitiert. Der Impfstoff habe alle notwendigen Checks bestanden. Zunächst sollen Gesundheitspersonal, Lehrer und Risikogruppen geimpft werden, kündigte Moskau an.

Stimmen aus der Wissenschaft: „Ein großes Experiment auf Bevölkerungsebene“

Wissenschaftler weltweit kritisieren die russische Entscheidung, einen Impfstoff ohne ausreichende klinische Prüfungen zuzulassen und breite Bevölkerungsgruppen wie Beschäftigte im Gesundheitswesen und Lehrer damit impfen zu wollen.

„Dass die Russen wichtige Schritte der Prüfungen eventuell überspringen, beunruhigt unsere Gemeinschaft der Impfstoff-Wissenschaftler. Liegen sie falsch, könnte das weltweit die Bemühungen um eine Vakzine unterminieren“, wird Prof. Dr. Peter Hotez, Wissenschaftler am Baylor College of Medicine in Houston, Texas, in Nature zitiert.

„Dies ist eine rücksichtslose und törichte Entscheidung. Eine Massenimpfung mit einem unsachgemäß getesteten Impfstoff ist unethisch. Jedes Problem mit der russischen Impfkampagne wäre katastrophal, nicht nur wegen ihrer negativen Auswirkungen auf die Gesundheit der Geimpften, sondern auch, weil es die Akzeptanz von Impfstoffen in der Bevölkerung weiter zurückwerfen würde“, wird Prof. Dr. Francois Balloux, Genetiker am University College London, in einer vom britischen Science Media Centre verbreiteten Erklärung noch deutlicher.

Und Dr. Ayfer Ali, Experte für Medikamentenentwicklung an der Warwick Business School, warnt ebenfalls gegenüber dem britischen Science Media Center: „Ein Problem bei schnellen Zulassungen ist, dass wir so wahrscheinlich unerwünschte Wirkungen übersehen, die zwar selten, aber schwerwiegend sind. Ein anderes Problem könnte durch ‚Antibody-Dependent Enhancement‘ (ADE) entstehen – dieses Phänomen einer potenziellen Antikörper-abhängigen Verstärkung, bei dem ein Impfstoff nicht genug Schutz bietet, um die Krankheit zu verhindern, aber es dem Virus stattdessen ermöglicht, leichter in den Körper einzudringen und die Krankheit, vor der der Impfstoff schützen soll, sogar verschlimmert, wurde bereits in Tiermodellen von Nicht-COVID-19-Coronavirus-Impfstoffen beobachtet.“

Weiter sagt er: „Stoßen wir in kleinen Studien auf dieses Phänomen, kann die Erprobung gestoppt und der Schaden begrenzt werden. Wird der Impfstoff aber bereits bevölkerungsweit eingesetzt, kann dies verheerende Auswirkungen haben. Das ist ein Grund dafür, warum ordnungsgemäße Tests von größter Bedeutung sind. Russland führt im Wesentlichen ein großes Experiment auf Bevölkerungsebene durch.“

WHO mahnt Einhaltung internationaler Richtlinien an
Unter Experten stößt Russlands Vorgehen allerdings auf Kritik. Die ersten Versuche am Menschen mit dieser Vakzine hatten erst im Juni begonnen – sehr viel später als bei anderen Impfstoff-Kandidaten. Bislang gibt es keinerlei wissenschaftliche Veröffentlichungen zu den Ergebnissen der Studien, so dass eine Bewertung durch unabhängige Wissenschaftler bislang nicht möglich ist. Die zentrale Frage, nämlich inwieweit der Impfstoff tatsächlich vor COVID-19 schützt, bleibe unbeantwortet, so die Kritik. Aber auch die Sicherheit sei noch nicht ausreichend belegt.

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Labormediziner kritisieren Massentests für Reiserückkehrer: „Corona-Testlabore teilweise schon im roten Bereich“
Von Cornelia Wanke, ALM



Die Mitglieder des Akkreditierten Labore in der Medizin e.V. (ALM) appellieren an die PoIitiker, keine weiteren Versprechungen zu Tests zu machen: „Vorhaben wie in Bayern, die Zahl der Tests pro Woche von 20.000 auf 200.000 zu steigern, sind wenig realistisch und setzen falsche Signale. Auf Kosten aller Bürgerinnen und Bürger werden hier Ressourcen versprochen, ohne die Realisierung konkret zu benennen. Für die Versorgung symptomatischer Patienten, in Krankenhäusern und Pflegeheimen und bei der so entscheidenden Aufdeckung der Infektionsketten könnten diese Ressourcen am Ende fehlen", betont Dr. Michael Müller, 1. Vorsitzender des ALM e.V.

Sowohl die Zahl der angeforderten SARS-CoV-2-PCR-Tests als auch die Zahl der positiven Befunde waren in der vergangenen Kalenderwoche (KW 32) deutlich gestiegen. Das war allgemein erwartet worden nach der Ausweitung des SARS-CoV-2-PCR-Testangebotes an Reiserückkehrer und der Einführung der Testpflicht für Einreisende aus Risikogebieten.

Mit 655.944 PCR-Tests und einem Anstieg von 26% im Vergleich zur Vorwoche erreichte die Zahl der vom 3. bis 9. August in den fachärztlichen Laboren durchgeführten Tests einen neuen Höchststand. Entsprechend dem Infektionsgeschehen stieg auch die Zahl der positiven Befunde – und zwar auf 6.696 (+28%)*. Dies ist das Ergebnis der wöchentlichen Datenanalyse des ALM e.V, an der bundesweit 146 Labore teilgenommen haben, davon etwa ein Drittel außerhalb des Verbands.

Auf keinen Fall sollten wir die gut etablierten flächendeckenden Strukturen der fachärztlichen Labore dauerhaft überlasten. Dr. Michael Müller
Die immense Zunahme des Testgeschehens brachte die Labore mancherorts an den Rand ihrer Leistungsfähigkeit – trotz der im internationalen Vergleich sehr hohen Testkapazitäten für Deutschland. Die Lieferungen von Geräten und Testmaterialien aus der In-vitro-Diagnostika-Industrie sind jedoch begrenzt und rationiert.

So weisen die ALM-Mitglieder erneut auf einen wichtigen Aspekt hin: „Wir sollten die PCR-Tests durchführen, die prioritär medizinisch notwendig und im Sinne einer guten Prävention nützlich sind. Das ist die zentrale Aufgabe der Pandemieeindämmung. Auf keinen Fall sollten wir die gut etablierten flächendeckenden Strukturen der fachärztlichen Labore dauerhaft überlasten", mahnt Müller.

Weiter sagt er: „Auch wenn Sie mit einem Auto mit 240 in der Spitze über die Autobahn fahren könnten, halten Sie das Tempo ja nicht dauerhaft vom Start bis zum vielleicht weit entfernten Ziel, weil Sie wissen, dass dann der Motor kaputt geht, sie kurzfristig tanken müssen und außerdem viel Geld ausgeben, ohne am Ende viel effizienter gewesen zu sein. Auch wir können unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die als MTLA und Wissenschaftler die zentralen diagnostisch tätigen Personen in der COVID-19-Pandemie sind, nicht unentwegt bis zum Anschlag belasten!"

Zwar sei die Testkapazität mit zusätzlichen 2% erneut auf sehr hohem Niveau stabil geblieben und liege nun bei wöchentlich knapp über 1 Million SARS-CoV-2-PCR-Tests. Diese lange aufgebauten Testkapazitäten seien aber in erster Linie dazu gedacht, kurzfristige Anforderungsspitzen wie bei regionalen Ausbrüchen abzufedern und nicht, um sämtliche möglichen Wünsche und Vorstellungen nach freier Testung zu bedienen.

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Dienstag, 11. August 2020
Wenn eine Frau Ariane heißt
geht die dann auch ab wie eine Rakete?

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Zwischenbemerkung
Der Kommentator gelegentlich2020, der wegen wiederholter Verletzung von Diskursregeln auf diesem Blog gesperrt wurde hat nun, wie ihm von mehreren Seiten geraten wurde, sein eigenes Blog eröffnet. Trotz aller Unstimmigkeiten wünsche ich ihm damit alles Gute.

https://gegendarstellung.blogger.de/stories/2778619/

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Hohn-Honorar und Bürokratie-Monstrum: Ärzteverbände kritisieren Corona-Tests bei Reiserückkehrern
Von Ute Eppinger, medscape
INTERESSENKONFLIKTE

Reiserückkehrer können sich seit dem 1. August beim Gesundheitsamt, an Teststationen an Flughäfen und Bahnhöfen oder in einer Arztpraxis auf SARS-CoV-2 testen lassen. Für Rückkehrer aus Risikogebieten sind die Tests seit Samstag sogar verpflichtend. Die vom Bundesgesundheitsministerium (BMG) beschlossene Änderung der Rechtsverordnung zur Testung auf SARS-CoV-2 trifft jedoch bei Ärzteverbänden, Labormedizinern und der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) auf erhebliche Kritik.

Dr. Andreas Gassen
„Dass die niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte den Öffentlichen Gesundheitsdienst bei seiner Aufgabe unterstützen können, die Testung von Reise-Rückkehrern auf SARS-CoV-2 vorzunehmen, ist grundsätzlich eine gute Idee. Das können die Kolleginnen und Kollegen freiwillig machen, müssen es aber nicht“, stellen dazu Dr. Andreas Gassen und Dr. Stephan Hofmeister vom Vorstand der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) klar.
Gassen und Hofmeister kritisieren jedoch nicht nur die pauschale Vergütung von 15 Euro je Abstrich als „nicht wirtschaftlich“. Sie merken auch an, dass der bürokratische Aufwand durch die Vielzahl von Formularen und Verwaltungswegen hoch sei, zumal die Abwicklung der Tests sowohl in den Praxen als auch in den KVen händisch erfolge. Die Formalien zu den Tests für Reiserückkehrer hat die KBV auf ihrer Seite erläutert.

Vergütung von 15 Euro „ein Hohn“
Ulrich Weigeldt, Bundesvorsitzender des Deutschen Hausärzteverbandes stellt in einem Rundbrief klar, dass die Hausärztinnen und Hausärzte durch ihren Einsatz den „glimpflichen“ Verlauf der Pandemie erst ermöglicht haben. „Die neuen Regelungen aber sind an Ignoranz gegenüber unserem Tun kaum zu überbieten“, sagt Weigeldt. Seit Wochen fordere der Hausärzteverband in die politischen Überlegungen zur Corona-Pandemie einbezogen zu werden.

Ulrich Weigeldt
„Die in der Rechtsverordnung festgelegte Vergütung von 15 Euro ist und bleibt ein Hohn! Umso mehr, da der erwartete Leistungsumfang (Beratung, Abstrich und ggf. Ausstellung eines ärztlichen Zeugnisses) in der Verordnung selbst klar benannt ist, inkl. der Aufwände der besonderen Hygienemaßnahmen sowie die Vorhaltekosten. Der Hausärzteverband fordert deshalb nachdrücklich eine Anhebung der Vergütung dieser Testungen auf mindestens 50 Euro“, so Weigeldt weiter. Man erwarte von der Politik Regelungen die funktionierten und für die Praxen wirtschaftlich tragfähig seien.

Die in der Rechtsverordnung festgelegte Vergütung von 15 Euro ist und bleibt ein Hohn! Ulrich Weigeldt
Während Tests auf SARS-CoV-2 bei den Niedergelassenen mit gerade mal 15 Euro vergütet werden sollen, sieht das an bayrischen Testzentren, in denen Ärzte, Freiwillige und Mitarbeiter der Gesundheitsämter Rückreisende auf das Coronavirus testen, anscheinend ganz anders aus. Ärzte erhalten dort bis zu 250 Euro pro Stunde, aber andere Helfer gehen leer aus. Der Hausarzt Jörg Schüren aus Niederbayern, der dort geholfen hat, kritisiert gegenüber der Passauer Neuen Presse dieses Arzthonorar als „unverhältnismäßig“ hoch: „Das ist eine völlige Verschwendung von Steuergeldern“, moniert er – und hat angekündigt, sein Honorar zu spenden.

Hausärztliche Versorgung gefährdet
Doch nicht nur die geplanten 15 Euro Honorar rufen Kritik hervor. Der Hessische Hausarztverband sieht durch die Regelung die hausärztliche Versorgung gefährdet und bezeichnet das Vorgehen in einer Stellungnahme als „überhastet und ohne sichtbares Konzept“.


Der Verband warnt vor einer Überlastung der hausärztlichen und kinder- und jugendärztlichen Praxen: Nach dem Lockdown müssten jetzt viele Untersuchungen bei chronisch kranken Patienten nachgeholt werden, die nicht noch weiter verschoben werden könnten. Parallel müssten sich die Praxen aber auch auf die kommende Grippesaison vorbereiten. Es sei eine große Herausforderung für die chronisch kranken Patienten sichere Terminkorridore anzubieten und gleichzeitig die Notfallversorgung von Patienten mit akuten Erkrankungen sicher zu stellen.
Hinzu komme, dass die Praxen die Indikation für einen Abstrich auf SARS-CoV-2 durch Vorlage von Flugtickets, Hotelrechnungen und Buchungen der Patienten prüfen und dokumentieren sollen. „Dabei ist völlig ungeklärt, ob diese Daten so ohne weiteres in den Praxen erhoben und gespeichert werden dürfen, da es sich hier nicht um Behandlungsdaten handelt“, kritisieren Armin Beck, Vorsitzender des Hausärzteverbandes Hessen e.V. und Dr. Ralf Moebus, Vorsitzender des BVKJ Landesverbandes Hessen e.V.
Labormediziner: AHA-Regeln wichtiger als anlasslose Massentests


Auch von den Labormedizinern kommt Kritik: In ihrer Stellungnahme weisen die Fachärzte im Labor darauf hin, dass die Kapazitäten an Reagenzien und Verbrauchsmaterialien und auch die Möglichkeiten des Einsatzes von Fachkräften in den PCR-Laboren begrenzt ist. Schon die Ankündigung der neuen Verordnung vor 2 Wochen habe zu einer steigenden Zahl an Tests geführt: Nach Daten der Akkreditierten Labore in der Medizin (ALM) liegt die Anzahl der Tests in der KW 31 mit 528.441 auf einem neuen Höchststand, in KW 30 waren es noch 493.221.
„Die lange aufgebauten SARS-CoV-2-PCR-Testkapazitäten sind eher dazu gedacht, kurzfristige Anforderungsspitzen, zum Beispiel bei regionalen Ausbrüchen wie in Gütersloh, abzufedern und nicht, um sämtliche Wünsche und Vorstellungen nach freier Testung zu bedienen“, betont Dr. Michael Müller, Vorsitzender der ALM e.V. Nach ersten groben Schätzungen der Labormediziner könnte der Mehrbedarf an Tests für Reiserückkehrer bei etwa 250.000 Tests pro Woche liegen.

Wolf Kupatt, Vorstand im ALM e.V. fürchtet, dass dadurch Testressourcen fehlen um z.B. auf steigende Infektionszahlen zu regieren oder Tests zum Schutz vulnerabler Gruppen durchzuführen. „Statt Tests für alle ohne Anlass zur fordern, sollten wir uns weiterhin daran erinnern, wie wichtig es für die erfolgreiche Pandemie-Eindämmung im März, April und Mai war und auch weiterhin ist, die AHA-Regel konsequent einzuhalten, also Abstand zu halten, die Hygieneregeln zu beachten und Alltagsmasken zu tragen“, mahnt Müller.

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Entlarvend
ist, dass einer der Chefs von Goldmann Sachs Larry Blankfein heißt. *prust*

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Montag, 10. August 2020
Integration von Geflüchteten in den deutschen Arbeitsmarkt - wie geht das?
Liebe Freund*innen der IIK, liebe Interessierte,

die Initiative für Internationalen Kulturaustausch e. V. lädt zu einem Orientierungsworkshop für Geflüchtete und Migrant*innen in Hannover ein.
Es geht um Möglichkeiten und Probleme auf dem deutschen Arbeits- und Ausbildungsmarkt.

Sie suchen eine Arbeit oder Ausbildungsstelle? Wie wichtig ist dabei Ihre eigene Lebensgeschichte?
Wo liegen Ihre Interessen, Kenntnisse und Fähigkeiten?
Wollen Sie arbeiten und sofort Geld verdienen, oder doch erst eine Berufsausbildung machen?
Wie lässt sich der Beruf mit dem Familienleben vereinbaren?

Die Teilnehmenden hören zu, fragen und diskutieren in einem gemeinsamen Gespräch mit zwei Expertinnen, die ihren beruflichen Weg in Deutschland gestaltet haben.

Austausch in gemütlicher Atmosphäre, bei leckerem Essen und Getränken.

„Mein Weg zum Beruf“
Migrant*innen berichten

Wann: Donnerstag, den 20.08.2020 von 16.30 – 19.00 Uhr
Ort: Warenannahme Faust, Zur Bettfedernfabrik 3, 30451 Hannover

Das Angebot ist kostenlos. Begrenzte Plätze, Anmeldung erforderlich:
Initiative für Internationalen Kulturaustausch (IIK) e. V.
Tel. (0511) 44 04 84
E-Mail: info@iik-hannover

Die Veranstaltung zur Erwachsenenbildung findet im Rahmen von „Wir leben in Hannover – eine bunte Verbindung“ statt.
Ein Projekt in Kooperation mit der Landeshauptstadt Hannover.

Wir freuen uns auf Sie
Ihre IIK Hannover

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Corona August 2020: Inkonsistenz und Wirrwarr
Im Moment geschehen eigenartige Dinge. Während einerseits eine höchst eigenartige Protestbewegung die Abschaffung der Sicherheitsmaßnahmen fordert oder sogar das Ende der Pandemie feiert, an die aber sowieso nicht so richtig geglaubt wird, deutet sich in Form neuer lokaler Ausbrüche so etwas wie eine mögliche zweite Welle an. Und hier verhalten sich einerseits, wenn man die Badestrände und Seen oder Biergärten und Stadtparks ansieht die Leute massenhaft sträflich unverantwortlich.

Und andererseits finde ich das Verhalten bestimmter Schulbehörden und eine Warnung, die ich heute im Radio hörte teils schrill-panisch und teils absurd: Da wird eine Schule geschlossen weil eine Lehrerin positiv getestet wurde. Die hatte in der fraglichen Zeit die Schule aber überhaupt nicht betreten gehabt sondern war auf einer außerschulischen Fortbildung.

Ein ganzes Schulzentrum macht wegen eines einzigen positiv getesteten Kindes dicht, statt sofort eine Reihenuntersuchung durchzuführen, was mir als die angesagte Reaktion erschiene. Man testet nicht, man macht dicht und wartet ab.

Im Radio wurde empfohlen, wenn Kinder eine laufende Nase haben sollten die Eltern die zu Hause lassen und mindestens 48 Stunden unter Zimmerquarantäne stellen. Alle Erwachsenen, die Schnupfen haben und nicht unter Heuschnupfen leiden sollten sich krank melden und zu Hause bleiben. Schnupfen gehört aber nicht zu den Symptomen von Covid 19. Diese sind bekanntlich Halsschmerzen, trockener Husten und Fieber.

Christian Drosden hatte in seiner Radiokolumne gesagt, wer Schnupfen und nur Schnupfen habe habe mit Sicherheit kein Covid 19. Was wird da massenmedial gerade für ein Unfug angerichtet?

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Sonntag, 9. August 2020
Brazil tropical
Wir haben ein Wetter wie in den Tropen, eine Woche bevor es ab in die Berge geht ist das Wochenende im eigenen Garten wie in einem Park in Brasilien, und zusätzlich zum Karate haben wir heute Capoeira trainiert.

Wenn ich mir angucke was im tatsächlichen Brasilien so los ist das die bessere Alternative.






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Gestern, beim Frisör oder Urlaub in Kurdistan
Ich ließ mir vor dem Urlaub noch die Haare schneiden. Der Frisör stöhnte darüber dass es so heiß sei, und ich erwiderte, in Ägypten sei es das ganze Jahr so. Daraufhin antwortete er, dass es einen Unterschied ausmach,e ob man ein ganzes Jahr in solch einem Klima lebe oder nicht, er stamme aus Syrien, da sei es auch sehr warm. Und es entspann sich ein sehr interessantes Gespräch, in dem er von seiner Migrationsgeschichte erzählte. 2013 sei er eigentlich nur für einen befristeten Job nach Deutschland gekommen, daraus sind jetzt 7 Jahre geworden. Seinen letzten Urlaub habe er in Kurdistan-Irak verbracht, Dohuk würde von Frankfurt ganz normal angeflogen. In seinem Heimatgebiet, dem Nordosten von Kurdistan-Syrien, gäbe es keinen Bürgerkrieg, nur Lieferengpässe und gelegentliche Stromausfälle.

Haare schneiden lassen bildet.

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Samstag, 8. August 2020
Wikipedia und die Hippies
Einerseits ist die Wikipedia längst die umfangreichste Enzyklopädie der Welt. Und andererseits ist sie bis heute über einige ihrer Anfangsschwierigkeiten - oder Kinderkrankheiten - nicht hinausgekommen. Das zeigt sich etwa beim Eintrag über die Hippiebewegung, der in der großen Linie richtig, im Detail aber in vielen Fällen falsch ist.

https://de.wikipedia.org/wiki/Hippie

Der Ärger beginnt schon damit, dass die Begriffe Hippie und Acidhead gleichgesetzt werden. Ein Acidhead war jemand, der getreu dem Motto: "Turn on, drop out and get experienced" mit halluzinogenen Drogen, vorzugsweise LSD, Meskalin und Magic Mushrooms experimentierte. Das betraf mit Sicherheit nicht die Gesamtheit oder Mehrheit der Hippie-Bwegung.
Ich greife mal ein paar weitere Dinge auf: Jim Morrison war kein Vertreter der Hippie-Bwegung, sondern ihr Gegner. Entsprechend waren die Doors auch keine Hippie-Band,typische Hippie-Bands waren Gratefull Dead und Jefferson Airplane. Morrison machte sich etwa in einem Song über den Lebensstil der Hippies lustig. (Five to one: "Ya walk across the floor with a flower in your hand
Trying to tell me no one understands
Trade in your hours for a handful of dimes")



Er verachtete das in freiwilliger Armut auf der Straße leben und stellte dem das Konzept eines sowohl subkulturell als auch politisch Engagiertseins entgegen.

Dass die Dreadlocks von indischen Sadhus aus ihren Eingang in die Hippie-Bewegung fanden halte ich für gewagt. Westliche subkulturell-protestbewegte Menschen trugen erst in größerem Umfang Dreadlocks (oder viel häufiger gepflegte Afrolocken, denn echte Dreadlocks sind nicht geflochten, sondern verfilzt und dürfen nie gewaschen werden), als diese durch die Reggae-Musik und die Rastafari, diese wiederum Anhänger eines messianischen Erlösungskults mit dem letzten Kaiser von Äthiopien, Haile Selassie, als Messias, was dieser ablehnte (was ist an einem solchen Kult links?) in den Siebziger Jahren populär wurden.

Als subkulturelle, meist kiffende, politisch grün oder links orientierte Menschen häufiger Rasta- oder Afrolocken trugen gab es eigentlich schon keine Hippieszene mehr.


Offensichtlich wurde in dem Artikel alles, was 60er bis frühe 80er Jahre, bunt, langhaarig, pazifistisch und Anti-Establishment war als Hippies subsummiert. Hinter diesem Erscheinungsbild standen aber noch andere Bewegungen: Freaks, Yippiehs, Blueser, Stadtindianer, Spontis. Würde man all die als Hippies subsummieren wie der Artikel es tut dann wären synonym Skinheads, Hooligans, Headbanger und Psychobillys alles Untergruppen der Punks. Etwas Ähnliches hat ja Jan Schwarzmeier in seiner sehr ärgerlichen Dissertation Die Autonomen gemacht, in der er die autonome Bewegung unter Ausklammerung aller Entwicklungen der linken Bewegungen der Siebziger Jahre als aus dem Punk hervorgegangen charakterisierte.

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Freitag, 7. August 2020
Sinnvolle Maßnahme oder Hygiene-Hysterie?
Gesundheitsämter drohen Eltern mit Kinderentzug.


https://www.gmx.net/magazine/news/coronavirus/gesundheitsaemter-corona-isolation-kindern-drohen-eltern-34963332

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Donnerstag, 6. August 2020
Drosden fordert Strategieänderung bei Covid 19
https://www.gmx.net/magazine/news/coronavirus/virologe-drosten-strategieaenderung-zweiter-welle-34960032

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Sexismus: Jo Marie Farwick sagt, wie es ist
Eine ebenso wahre wie herrlich unverkrampfte Stellungnahme.

https://www.wuv.de/agenturen/sexismus_debatte_warum_aktionismus_fehl_am_platze_ist?utm_source=newsletter-redaktion&utm_campaign=mai-ling&utm_medium=teaserbutton

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Influenza: Warum sich die STIKO trotz Corona gegen die Ausweitung der Impfempfehlung auf alle ausspricht
Von Andrea Hertlein

Die Ständige Impfkomission (STIKO) am Robert Koch-Institut (RKI) in Berlin hält trotz COVID-19-Pandemie an den aktuellen Impfempfehlungen zur Influenza fest. Danach sollen weiterhin bevorzugt diejenigen Bevölkerungsgruppen geimpft werden, die ein besonders hohes Risiko für schwere Verläufe einer Grippe haben. Eine Ausweitung der Impfempfehlung auf die gesamte Bevölkerung hält die STIKO für „kontraproduktiv“.

Unterversorgung der Risikogruppen befürchtet
Allein für die vollständige Umsetzung der bestehenden STIKO-Impfempfehlungen wären etwa 40 Millionen Dosen Influenzaimpfstoff notwendig, heißt es in der Stellungnahme des Expertengremiums, die jüngst im Epidemiologischen Bulletin erschienen ist [1]. Nach Kenntnis der Impfkommission werden für die kommende Saison 2020/21 in Deutschland allerdings nur rund 25 Millionen Dosen Influenzaimpfstoff verfügbar sein. Obwohl dies deutlich mehr Impfstoffdosen seien als in den vergangenen Jahren, würden diese aber nicht für die Impfung der gesamten Bevölkerung der Bundesrepublik Deutschland ausreichen, argumentiert die STIKO.

Durch eine Ausweitung der Influenza- Impfempfehlung könnte es laut STIKO zu einer Unterversorgung der Risikogruppen kommen, die besonders von der Impfung profitieren und durch deren Impfschutz man das Gesundheitssystem entlasten möchte.

Dazu gehören neben Menschen, die ein erhöhtes Risiko für schwere Verläufe sowohl einer Influenza als auch einer COVID-19-Erkrankung haben (Senioren, Menschen mit Grunderkrankung), auch Personen, die beruflich besonders exponiert sind, und durch die es zu nosokomialen Übertragungen in Krankenhäusern, Pflege- und Senioreneinrichtungen kommen könnte, heißt es in den aktuellen Impfempfehlungen. Zudem sollten auch Schwangere und Bewohner von Alten- oder Pflegeheimen möglichst gegen Influenza geimpft werden.

Kein Hinweis auf schweren Verlauf durch Doppelinfektion
Die gefürchtete Koinfektion mit SARS-CoV-2 und Influenzaviren sei zwar in der Literatur beschrieben, heißt es in der Stellungnahme weiter. Es deute jedoch bislang nichts auf schwerere Verlaufsformen für COVID-19 in Nicht-Risikogruppen hin. Deshalb könne eine generelle Impfempfehlung für die gesamte Bevölkerung auch in Bezug auf dieses mögliche Impfziel nicht evidenzbasiert begründet werden.

Ebenfalls sieht die Impfkommission gegenwärtig keine Gründe, in diesem Jahr besonders frühzeitig mit der Influenzaimpfung zu beginnen. Sie bekräftigt hingegen, dass eine Influenzaimpfung durchaus auch noch später im Verlauf der Influenzasaison sinnvoll sein kann, wenn eine Impfung vor Saisonbeginn verpasst wurde.

Dieser Artikel ist im Original erschienen auf Univadis.de.

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Starke Zweifel an den offiziellen Coronazahlen der Türkei
https://www.gmx.net/magazine/news/coronavirus/aerztevereinigung-zweifelt-offizielle-corona-fallzahlen-tuerkei-34960406

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Heute vor 75 Jahren
Vor wenigen Tagen ereignete sich die größte konventionelle Explosion, die es jemals in einer Stadt gegeben hat. Vor 75 Jahren war es die erste nukleare, die nicht nur zahllose Menschenleben kostete - das einzige Lebewesen, das im Zentrum der Explosion überlebte war ein Bonsai - sondern ein neues Zeitalter einleitete.

https://www.youtube.com/watch?v=7coD3oeAve4

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Mittwoch, 5. August 2020
Mal ein Lacher zwischendurch: Corona-Zombies
http://www.filmstarts.de/kritiken/282032/kritik.html

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COVID-19: Menschen mit Behinderungen legen Verfassungsbeschwerde wegen Triage-Empfehlungen ein – und fordern gesetzliche Regeln
Christian Beneker, Medscape



COVID-19-Pandemie und nicht ausreichend Ressourcen – dies war die Angst im März/April. Wer soll dann noch behandelt werden und wer nicht? Eine Gruppe von 9 Menschen mit Behinderungen hat nun Verfassungsbeschwerde wegen gesetzgeberischen Unterlassens eingelegt. Denn der Gesetzgeber hätte angesichts der möglichen Versorgungskrisen auf deutschen Intensivstationen das Verfahren im Falle von Versorgungsengpässen gesetzlich regeln müssen, so der Vorwurf.

„Wir werfen dem Gesetzgeber vor, dass er untätig blieb angesichts einer nicht auszuschließenden Situation, in der die medizinischen Ressourcen nicht ausreichen könnten“, sagt der Hamburger Rechtsanwalt Dr. Oliver Tolmein, der die Beschwerdeführer vertritt, zu Medscape.

Wir werfen dem Gesetzgeber vor, dass er untätig blieb angesichts einer nicht auszuschließenden Situation, in der die medizinischen Ressourcen nicht ausreichen könnten. Dr. Oliver Tolmein
Hintergrund dieser Beschwerde sind die Entscheidungen, die Ärzte in Italien oder Spanien während der ersten Corona-Welle darüber treffen mussten, welche Patienten noch beatmet werden konnten und welche nicht. Die Ärzte waren gezwungen zu rationieren und dabei nach irgendwelchen Kriterien zu entscheiden – nach der Reihenfolge des Eintreffens der Patienten nach dem Motto ‚first come, first serve‘ oder nach Komorbiditäten, der Überlebenswahrscheinlichkeit oder einfach nach ihrem Alter, so der Medizinethiker Prof. Dr. Georg Marckmann von der Universität München zu Medscape.

Wer wird noch beatmet und wer nicht?
Um ähnlich ungeregelte Entscheidungen auf deutschen Intensivstationen zu vermeiden und den Ärzten mehr Sicherheit zu geben, hatte sich die Deutsche interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI) der Sache angenommen (wie Medscape berichtete). Marckmann hat an dem Text mitgearbeitet.

Die DIVI und 7 weitere Fachgesellschaften hatten bereits im Frühjahr Triage-Kriterien zur Behandlung von Corona-Patienten aufgestellt. „Wir wollten die Kolleginnen und Kollegen auf den Intensivstationen mit der schweren Situation nicht allein lassen“, so Marckmann zu Medscape. Denn am Schluss sind sie es, die entscheiden müssen: Welche Patienten werden im Zweifel noch intensivmedizinisch behandelt werden und welche palliativmedizinisch, wenn die Betten knapp werden.

Das Papier, das die Verbände vorlegelegt hatten, hat nun aber die 9 Menschen mit Behinderungen, den Anwalt Tolmein sowie als Unterstützung die Behindertenrechts-Organisation AbilityWatch auf den Plan gerufen.

Man dürfe es nicht den Fachgesellschaften überlassen, nach welchen Kriterien auf Intensivstationen im Zweifel über Leben und Tod entschieden werde, so Tolmein. „Das ist eine gesellschaftliche Entscheidung, und da muss der Gesetzgeber ran.“

Auch Kritik an Triage-Kriterien
Tolmein kritisiert aber nicht nur die Untätigkeit des Gesetzgebers, sondern auch die Triage-Kriterien des DIVI-Papiers. Denn darin wird die „klinische Erfolgsaussicht einer Intensivtherapie zum aktuellen Zeitpunkt“ als das wesentliche Kriterium einer Priorisierung festgelegt. Da als Kriterien für geringere Erfolgsaussichten neben Komorbiditäten auch „Gebrechlichkeit“ benannt werden, zu denen auch Behinderungen zählen, würde die Richtlinie zu einer mittelbaren Benachteiligung von Menschen mit entsprechenden Behinderungen führen, so Tolmein.


Der Behandlungsanspruch von Menschen mit Behinderungen ist in genau dem gleichen Maße zu berücksichtigen und zu gewähren, wie das bei Menschen ohne Behinderung der Fall ist. Dr. Oliver Tolmein
Rechtlich sei maßgebend, „dass der Behandlungsanspruch von Menschen mit Behinderungen in genau dem gleichen Maße zu berücksichtigen und zu gewähren ist, wie das bei Menschen ohne Behinderung der Fall ist“, schreibt Tolmein. Eben dieses Kriterium werde in der DIVI-Richtlinie nicht eingelöst.

Triage auf der Intensivstation – werden Behinderten benachteiligt?
Anders sieht dies Prof. Dr. Gunnar Duttge vom Zentrum für Medizinrecht an der Georg-August-Universität Göttingen und Mitautor der DIVI-Leitlinie: „Menschen mit Behinderung haben einen verfassungsmäßigen Anspruch, wegen ihrer Behinderung nicht benachteiligt zu werden“, betont er laut einer Pressemeldung der DIVI. „Menschen mit Behinderungen haben aber keinen Anspruch, von Limitationen verschont zu bleiben, die für alle gleichermaßen gelten. Es soll ja eine Gleichbehandlung aller erzielt werden.“

Menschen mit Behinderungen haben aber keinen Anspruch, von Limitationen verschont zu bleiben, die für alle gleichermaßen gelten. Prof. Dr. Gunnar Duttge
Die entscheidende Frage bei einer Triage sei, welcher Patient jetzt und hier eher überleben würde, so Prof. Dr. Uwe Janssens, Präsident der DIVI. Die Orientierung an der prognostizierten Überlebenswahrscheinlichkeit stelle sicher, „dass für den Fall, dass wegen fehlender Ressourcen wirklich nicht mehr alle Menschen behandelt werden können, zuerst diejenigen nicht weiter behandelt werden, die trotz bester intensivmedizinischer Therapie mit einer sehr hohen Wahrscheinlichkeit sterben würden.“ Diese Patienten würden dann palliativmedizinisch versorgt.

Auch DIVI fordert gesetzliche Grundentscheidung
Die Kritik Tolmeins am Gesetzgeber indessen teilt auch die DIVI. „Die bestehende Rechtsunsicherheit, welche Kriterien im Fall einer Pandemie bei der Verteilung knapper medizinischer Ressourcen maßgeblich sein sollen, ist für die Ärzteschaft eine unzumutbare Belastung“, so Leitlinien-Mitautor Prof. Dr. Jochen Taupitz. Er ist Ordinarius für Bürgerliches Recht, Zivilprozessrecht, Internationales Privatrecht und Rechtsvergleichung an der Universität Mannheim und Vorsitzender der Zentralen Ethikkommission bei der Bundesärztekammer. „Die Forderung nach einer gesetzlichen Grundentscheidung ist nachdrücklich zu unterstützen“, so Taupitz.

Die Forderung nach einer gesetzlichen Grundentscheidung ist nachdrücklich zu unterstützen. Prof. Dr. Jochen Taupitz
Daran scheint aber der Gesetzgeber derzeit kein Interesse zu haben. Bereits im April hat die Behindertenpolitikerin der Bundestagsfraktion von Bündnis90/Die Grünen, Corinna Rüffer, eine gesetzliche Regelung gefordert und eine entsprechende schriftliche Anfrage an die Bundesregierung gestellt.

Gesetzgeberischer Handlungsbedarf zu diesen medizinethischen Fragen besteht nicht. Dr. Thomas Gebhart
Die Antwort des parlamentarischen Staatssekretärs Dr. Thomas Gebhart fiel eindeutig aus: Die medizinischen Kriterien der DIVI könnten Orientierungshilfe bieten. „Gesetzgeberischer Handlungsbedarf zu diesen medizinethischen Fragen besteht nicht.

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Freut Euch nicht zu früh!
Harvard, MIT, Johns Hopkins University, Princeton, Cornell, Yale, Berkeley, das ist das Amerika mit dem unsereins in der Kontaktzone steht. Es ist dies nicht das Amerikas der Rednecks und des Bible Belt.

https://www.tagesspiegel.de/politik/unsinn-ist-die-groesste-waffe-des-us-praesidenten-donald-trump-wird-abgewaehlt-freut-euch-nicht-zu-frueh/26056280.html

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Coronaleugner inszenieren sich als Märtyrer
https://www.tagesspiegel.de/sport/coronaleugner-gerieren-sich-als-maertyrer-so-tickt-das-umstrittene-sportlerpaar-joshiko-saibou-und-alexandra-wester/26067184.html

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Vernunft in Zeiten der Corona
https://taz.de/Nach-Corona-ist-vor-Corona/!5699712/

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Einiges zum Hintergrund der Anti-Coronamaßnahmen-Bewegung
https://www.faz.net/aktuell/politik/inland/berlin-die-organisationsstruktur-hinter-den-corona-demos-16888674.html?utm_source=pocket-newtab-global-de-DE

https://taz.de/Verschwoerungstheorien-und-Corona/!t5015225/

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Montag, 3. August 2020
Neulich im Penny-Markt
Ich war am Samstag noch kurz im Penny-Markt einkaufen und bekam mit, wie die eine Kassiererin der anderen in den ganzen Markt beschallender Lautstärke erzählte wie geil die SM-Spiele mit ihrem neuen Lover seien und was für Spaß es machte gepeitscht zu werden.

Nicht, dass ich für diese Thematik nichts übrig hätte, aber in dieser Lautstärke bei Publikumsverkehr???

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Verschwörungstheorien damals und heute: Auch bei der Pest 1720 wurde ein Epidemiologe Zielscheibe der Debatte
Verschwörungstheorien damals und heute: Auch bei der Pest 1720 wurde ein Epidemiologe Zielscheibe der Debatte
Dr. Thomas Kron, Medscape


Der Philosoph Friedrich Nietzsche hat die These von der ewigen Wiederkehr des Gleichen aufgestellt. Damit scheint er nicht ganz falsch gelegen zu haben. So hat ein historischer Fall der Seuchenprävention durchaus Gemeinsamkeiten mit aktuellem Geschehen. Konkret geht es einerseits um 2 Wissenschaftler, und zwar um den Arzt Richard Mead und den Virologen Prof. Dr. Christian Drosten, sowie andererseits um Verschwörungstheoretiker.
Hitzige Debatten mit verschwörungstheoretischen Zügen
Verschwörungstheoretiker, die nicht an die Pandemie glauben, die finden sich nicht nur aktuell wie etwa bei der Corona-Demo am Wochenende in Berlin. Das gab es vor genau 300 Jahren Historikern zufolge schon einmal. „Als 1720 in Marseille die Pest ausbrach, ergriff England umfassende Quarantänemaßnahmen und provozierte damit hitzige Debatten mit verschwörungstheoretischen Zügen. Der noch wenig bekannte historische Fall zeigt verblüffende Parallelen zum heutigen Deutschland“, schreibt der Historiker PD Dr. André Krischer vom Exzellenzcluster „Religion und Politik“ der Westfälischen Wilhelms-Universität (WWU) Münster [1].
Der noch wenig bekannte historische Fall zeigt verblüffende Parallelen zum heutigen Deutschland. PD Dr. André Krischer
Prävention: Angeblich überflüssig
„Wo heute auf ‚Corona-Demos‘ gegen eine ‚Neue Weltordnung‘ unter Führung von Bill Gates gewettert wird, kursierten damals Gerüchte über dunkle Machenschaften der Regierung. Es hieß, sie werde Freiheiten beschneiden, Militär im Land einsetzen und Familien voneinander trennen.“ Kritiker hielten jede Prävention für unnötig. „Manch einer meinte gar, die Seuche könne den Briten überhaupt nichts anhaben.“
Dass Seuchenprävention Verschwörungstheoretiker auf den Plan ruft, komme in der Geschichte immer wieder vor, so Krischer. „Paranoide Angst vor dem Errichten einer Diktatur, Sorge vor wirtschaftlichem Einbruch und ein Naturwissenschaftler im Zentrum der Kritik – die englische Debatte aus dem 18. Jahrhundert ähnelt auch in dieser Hinsicht unserer Gegenwart.“.
Der Historiker stellt den historischen Fall und strukturelle Ähnlichkeiten zur Gegenwart in einem Beitrag „Willkürherrschaft und Strafe Gottes“ im „Epidemien“-Dossier auf der Website des Exzellenzclusters der Universität dar. Krischer schildert sie anhand vielfältiger Quellen und Begebenheiten, etwa einer Flugschrift des Bischofs von London, Edmund Gibson (1669-1748), der grassierende „Lügen und Falschnachrichten“ unter seinen Zeitgenossen verurteilte.
In einem weiteren Beitrag schreibt Krischer gemeinsam mit den Fachkollegen Prof. Dr. Wolfram Drews und Dr. Marcel Bubert über die lange Tradition von „Verschwörungstheorien als Elitenkritik“.
Verschwörungstheorien – in England Tradition
Dass sich die Gemüter im 18. Jahrhundert gerade in England erhitzten, ist kein Zufall, wie der Historiker ausführt. „London hatte schon 1720 eine sehr selbstbewusste Öffentlichkeit mit Kaffeehäusern und einer einzigartig vielfältigen Presse- und Medienlandschaft, die von keiner Zensur mehr reglementiert wurde.“

Zudem hätten Verschwörungstheorien in England, das zudem damals unter dem Platzen der größten Spekulationsblase der Frühmoderne litt, eine lange Tradition: „Man dachte ständig in verschwörungstheoretischen Kategorien: Entweder fürchtete man sich vor der Unterwanderung durch ‚Papisten‘, also Katholiken, oder man unterstellte den jeweils Herrschenden, ein Arbitrary Government, eine Willkürherrschaft, errichten zu wollen.“
Auch auf religiöser Seite bestritt man die Maßnahmen der Regierung, so Krischer. Die Pest sei eine Strafe Gottes, besonders für London, diesen Sündenpfuhl der Ungläubigen, hieß es von den Kanzeln. Gegen die Seuche würden nur Fasten, Beten, Buße und die gefasste Vorbereitung auf den Tod helfen.
Misstrauen auch wegen Nähe zur Politik
Zur Zielscheibe der Debatte wurde 1720 – ähnlich wie heute der Virologe Christian Drosten – ein Arzt, Richard Mead (1673-1754), so Krischer. Diesem misstrauten viele Zeitgenossen aufgrund seiner strikten Empfehlungen zum Eindämmen der Pest, auch wegen seiner Nähe zur Politik und, anders als im heutigen Fall, seiner Religion, denn Mead war Quäker und nicht Anglikaner.
Epidemien sind Stresstests für Gesellschaften und können bestimmte diskursive Muster verstärken. PD Dr. André Krischer
„1720 wurde über den Sinn von Quarantäne gestritten, weil es noch viele Mediziner gab, die die Pest nicht für ansteckend hielten. 2020 schloss man Schulen und Kitas, während noch darüber gestritten wurde, ob Kinder überhaupt relevante Überträger des Corona-Virus seien.“
Offenbar lasse sich umso leichter ein „Skandal“ aus etwas machen, „wenn wissenschaftlich unsichere Expertisen politische Relevanz erlangen und zugleich mit Personen identifiziert werden können, mit dem Virologen Christian Drosten 2020 und dem Epidemiologen Richard Mead 1720/21“, so der Historiker.
Allerdings sei der „Resonanzraum“ für „Lügen und Falschnachrichten“ sowie Verschwörungstheorien in der Bevölkerung in beiden Fällen rasch wieder kleiner geworden. „Epidemien sind Stresstests für Gesellschaften und können bestimmte diskursive Muster verstärken.“
Dieser Artikel ist im Original erschienen auf Univadis.de

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Übertragung von SARS-CoV-2 durch Aerosole: Welche Rolle spielen dabei Klimaanlagen?
Brenda Goodman, medscape


Seit einiger Zeit steigen die COVID-19-Fälle im gesamten Süden der USA rapide an – dies trotz warmer sommerlicher Temperaturen. Einige Wissenschaftler gehen daher davon aus, dass es einen wichtigen, aber bislang übersehenen Faktor bei der Ausbreitung des Virus in der Region geben könnte. Nun scheint es, dass er gefunden wurde: Klimaanlagen!

Es verhält sich ähnlich wie bei kalten Wintertemperaturen, die die perfekten Bedingungen für Erkältungen und Influenza bieten und Menschen dazu bringen, sich stundenlang in Innenräumen aufzuhalten, wo es leicht ist, Keime auszutauschen. Die Forscher glauben, dass die Gluthitze im Süden der USA den gleichen Effekt haben könnte: Sie verleitet Menschen zum Aufenthalt in Innenräumen, in denen die Klimaanlagen auf Hochtouren laufen.

Man geht wegen der Abkühlung nach drinnen, so wie man im Winter wegen der Wärme hineingeht – und in beiden Fällen führt das dazu, dass soziale Distanzierung weniger greift. Prof. Dr. Edward Nardel
„Man geht wegen der Abkühlung nach drinnen, so wie man im Winter wegen der Wärme hineingeht – und in beiden Fällen führt das dazu, dass soziale Distanzierung weniger greift“, sagt Prof. Dr. Edward Nardell, Pneumologe und Professor für Immunologie und Infektionskrankheiten an der T.H. Chan School of Public Health an der Harvard Universität in Boston. „Es ist dann wahrscheinlicher, dass Sie die gleichen Oberflächen berühren, die von anderen durch Sprechen, Husten usw. kontaminiert wurden“, argumentiert er.

Und das ist nicht das einzige Problem
Die Luftkühlung ist aber auch aufgrund der Arbeitsweise der Klimageräte riskant. Denn wenn die Außentemperaturen extrem sind, passen HVAC-Systeme (HVAC: Heating, Ventilation, and Air Conditioning) die Mischung der Frischluft an, die sie ansaugen, um Energie zu sparen.

Das heißt, je heißer es draußen ist, desto mehr Raumluft zirkuliert, und das bedeutet: „Sie atmen einen höheren Prozentsatz derselben Luft ein, die andere Menschen ausatmen“, berichtet Nardell. Wenn jemand im Gebäude das Coronavirus ausscheidet, kann es sich so in der Umgebungsluft ansammeln.

Es ist offensichtlich, dass die Ventilatoren der Klimaanlagen die Luft herumwirbeln. Das gibt den kleinsten Viruspartikeln – den Aerosolen – zusätzlichen Auftrieb, so dass sie noch länger in der Luft schweben.

Sie atmen einen höheren Prozentsatz derselben Luft ein, die andere Menschen ausatmen. Prof. Dr. Edward Nardell
„Die Luftströmungen, die von Klimaanlagen, aber auch von Ventilatoren erzeugt werden, können die Partikel weiter tragen, als sie sonst gelangen könnten“, sagt er. Klimaanlagen entziehen der Luft auch Feuchtigkeit, „und wir wissen, dass Viren trockene Luft bevorzugen“. In bestimmten Situationen kann diese Kombination verschiedener Faktoren so die perfekten Bedingungen für eine Ansteckung schaffen.

Beweise für die Übertragung aus der Luft zeichnen sich ab
Studien zu Klimaanlagen – und ihre Rolle bei der Verbreitung von Coronaviren – sollten durchgeführt werden, sobald sich mehr Beweise für die Verbreitung von SARS-CoV-2 über die Luft ergeben, meint der Wissenschaftle

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Treblinka -der absolute Höhepunkt des Grauens
Heute jährt sich nicht nur die Vergasung der letzten Roma in Auschwitz, sondern auch der Aufstand im wohl schlimmsten aller Vernichtungslager, falls sich das überhaupt noch quantifizieren lässt, Treblinka.

https://www.youtube.com/watch?v=QkrV8kmIf_0

https://www.youtube.com/watch?v=49rnBQtgNvU

https://www.youtube.com/watch?v=8zqpxG0q2XE

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Sonntag, 2. August 2020
Zweimal komplett durchgeölt
Einmal beim Sport und dann anschließend bei Gartenarbeiten, körperliche Aktivität bei tropischen Bedingungen. Da kommt Freude auf!

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Samstag, 1. August 2020
Wie wäre es eigentlich mit unterlassener Hilfeleistung
in Form von Therapieverweigerung für an Covid19 erkrankten Antidistanzmaßnahmen-Demonstranten?

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Zur Lüge mit den Tiny Houses
die bei mir zuhause noch viel kleiner mit Mikroappartments fortgesetzt wird schreibt der Standard:

https://apps.derstandard.at/privacywall/story/2000118957970/kleinste-huetten-das-problem-mit-tiny-houses?utm_source=pocket-newtab-global-de-DE

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Freitag, 31. Juli 2020
Zum Umgang mit Paranoia
Dr. Dean zeigt hier mustergültig, wie man mit Verschwörungstheorien bzw. Verdachtsvermutungen mit paranoider Grundstruktur umgeht:

https://rebellmarkt.blogger.de/stories/2767816/#2778026

Es werden einfach sehr naheliegende Fragen gestellt, auf die wir in früheren Diskussionen auf diesem Blog sehr leicht hätten kommem können. Warum wurde in einem Labor, das Mitte April einen allgemeinen Screening-Test anstelle des ORF1-Tests einsetzte bzw. auf den ORF1-Test verzichtete nicht einfach angerufen, um zu fragen, warum die das machen?


Stattdessen unterstellte gelegentlich2020, ohne das aber ganz explizit auszudrücken, ominöses Geraune gehört zum Geschäft, dass wohl viele wenn nicht alle Labore in Deutschland so vorgehen würden und wir daher keinerlei vailde Zahlen hätten.


Ich kenne nun paranoides Denken - also strukturell paranoides Denken, nicht das was im Kopf eines Psychotikers vorgeht - aus eigenem Erleben aus der Zeit, als ich mich kurzzeitig in der Suchoptik der Terroristenfahndung befand. Meine Briefe kamen eine Stunde später an als die meiner Mitbewohner und waren geöffnet, mein Telefon wurde überwacht. Das Haus wurde observiert. Ich besuchte eine Szene-WG, anschließend kam ein Justizbeamter in Uniform und schrieb die Namen auf den Klingelköpfen auf. Ein Scherenschleifer eines Betriebes, der nicht im Telefonbuch stand klingelte an der Wohnungstür, bot seine Dienste an und fragte, ob es Waffen im Hause gäbe.

Es war ganz offensichtlich dass ich das merken sollte, es war Psychoterror. Irgendwann wusste ich nicht mehr wem ich noch trauen konnte, Kommilitonen meinten ich wirke gehetzt.

Dann hatte mein Anwalt eine gute Idee: Scheinwerfer umdrehen. Immer Kamera dabei, wenn ich mich beobachtet fühlte, umdrehen, Beobachter fotografieren.

Es gab in jener Zeit ein Szene-Magazin "Bullenpest", das über illegale Aktivitäten der Polizei informierte. In jeder Ausgabe gab es ein Centerfold das eine Demo zeigte, auf der sich ein Zivilbeamter im "Glückskreis" befand - mit dem Subtext, der Fotografierte könne sich gegen Vorlage seines Dienstausweises eine Flasche Sekt abholen.

Aus Angst wurde Gaudi. Die beste Art mit Paranoia umzugehen ist offensiver Faktencheck.


Auf eine ganz andere Art praktizierte es Genossin Netbitch, die auf Anmache bzw. penetrantes Arschgestiere von Typen mit einem strahlenden Lächeln und einem laut über den Platz gerufenen "Ich weiß dass ich nen geilen Arsch habe, da musst Du mich nicht extra drauf aufmerksam machen!" reagierte.

Have fun!

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Eine weitere Hintergrundinformation zur Covid19-Sterblichkeit
Dies ist ein Link auf das italienische Statistikamt, das in einem Bericht das Ausmaß an COVID-19-ursächlichen Todesfallen darstellt. Darin: mehr als ein Viertel der untersuchten Todesfälle ist auf COVID-19 zurückzuführen ohne Anwesenheit anderer denkbarer Todesursachen (Vorerkrankungen)

https://www.istat.it/en/archivio/245585

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Botschaft der Göttinger Roma zum 02. August
Am 2. August 1944 wurden die letzten ca. 4300 Häftlinge des „Familienlagers“ in Auschwitz-Birkenau ermordet. Daher gedenken Roma jährlich am 2. August ihrer im Nationalsozialismus verfolgten und ermordeten Vorfahren und Angehörigen. Wenn es nach den Plänen der Deutschen Bahn ginge, wäre dieses Jahr das letzte Mal, dass der Gedenktag auch am zentralen Mahnmal der im NS ermordeten Sinti und Roma Europas zelebriert werden kann.

Kommt am 1. August um 14h zur Demo am Gänseliesel in Göttingen. Sie endet vor dem Bahnhof.

Anlässlich des 2. August widmen wir uns heute den Roma-Held_innen.
Hajrija Imeri-Mihaljić. Gerechte unter den Völkern

Die Romni Hajrija Imeri rettet ein kleines jüdisches Mädchen aus einem Konzentrationslager und zieht sie als ihr Kind auf. 1991 wird sie dafür von Israel als Gerechte unter den Völkern geehrt. Lest mehr über die herzergreifende Geschichte der beiden!
Helios Gómez Rodríguez. Roma-Künstler und Kämpfer

Im Spanischen Bürgerkrieg kämpfen viele Roma auf der Seite der Republik gegen die Faschisten. Einer unter ihnen: Helios Gómez Rodríguez. Mit der Waffe und dem Stift kämpft er für eine freie Gesellschaft und glaubt, dass daraus die Gleichberechtigung für Roma hervorgehe.
Der „schwarze“ Partisan Josef Serinek

Nach seiner Flucht aus dem Konzentrationslager Lety baut der tschechische Roma-Partisan Josef Serinek eine eigene Einheit auf und kämpft gegen die Deutschen.
Alfreda Noncia Markowska. Retterin der Kinder

Bei einem Massaker durch deutsche Truppen verliert die junge polnische Romni Alfreda Markowska fast ihre gesamte Familie. Als Zwangsarbeiterin bei der Bahn rettet sie Kinder aus Zügen, die unterwegs in die Vernichtungslager sind.

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Donnerstag, 30. Juli 2020
Tönnies-Skandal erreicht neue Dimension: Gefälschte Corona-Befunde
https://www.msn.com/de-de/unterhaltung/other/monitor-bericht-deckt-auf-zahlreiche-t%C3%B6nnies-mitarbeiter-zu-unrecht-in-quarant%C3%A4ne/ar-BB17mmvK?ocid=msedgntp

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Hygiene statt Shutdown – Cholera als Vorbild für Corona? Max von Pettenkofers königlich bayerischer Epidemieplan vor 170 Jahren
Astrid Viciano, medscape



Manchmal gerät die Welt plötzlich aus den Fugen. Dann werden kranke Menschen isoliert, Grenzen dichtgemacht, der Handel weitgehend eingestellt. So geschehen in den vergangenen Monaten der Corona-Krise – und viele Male zuvor. Auch die Streitereien um die optimalen Maßnahmen gegen eine Epidemie sind in der Vergangenheit schon geführt worden. Und was haben wir daraus gelernt?

Einen echten Fortschritt in der Seuchenbekämpfung dokumentieren die Geschichtsbücher zum Beispiel vor rund 170 Jahren bei einem großen Cholera-Ausbruch in Bayern. „Die Abwehrreflexe und die Diskussionen darüber waren damals sehr ähnlich wie heute“, berichtet Wolfgang Locher, Leiter des Arbeitsbereichs Geschichte der Medizin am Institut für Ethik, Geschichte und Theorie der Medizin der Ludwig-Maximilians-Universität München.

Auch damals gab es ein Gremium an Chef-Wissenschaftlern, einen Maßnahmenkatalog, eine Strategie – präzise dargelegt, archiviert und digital nachlesbar in einem „Hauptbericht über die Cholera-Epidemie des Jahrs 1854 im Königreich Bayern“ in der Bayerischen Staatssammlung. Die Regeln und strategischen Überlegungen klingen heute überraschend aktuell .

Während der Cholera wurden in München Lokale geschlossen, Krankenhausbetten aufgestockt und Ärzte dazu aufgerufen, Patienten rechtzeitig zu behandeln. Außerdem bot man der Bevölkerung Unterstützung für den täglichen Bedarf an. Und die wissenschafltichen Berichterstatter setzten als letzten Punkt auf die To-Do-Liste (siehe Kasten), dass die getroffenen Maßregeln immer wieder überprüft und verbessert werden sollen.

Die Experten stritten anfangs vor allem auch, wie sie den Ausbruch der gefährlichen Durchfallerkrankung am besten eindämmen sollten, ob es zu verantworten sei, die Wirtschaft auszubremsen, um Menschenleben zu retten.

Einer der wortführenden Wissenschaftler damals war der berühmte Münchner Chemiker Max von Pettenkofer. Nach ihm wurde das Münchner Max-von-Pettenkofer-Institut für Hygiene und Medizinische Mikrobiologie an der Ludwig-Maximilian-Universität (LMU) benannt (siehe Vita-Kasten unten). Es spielt heute eine wichtige Rolle bei der Testung von Corona-Patienten.

Pettenkofer sprach sich vehement gegen einen ökonomischen Shutdown aus. Er bezeichnete den Handel und Verkehr als eine der „bedeutendsten“ Einrichtungen der Menschheit, die es in jedem Fall zu schützen und zu erhalten gelte.

Hygiene statt Shutdown – Cholera als Vorbild für Corona? Max von Pettenkofers königlich bayerischer Epidemieplan vor 170 Jahren.

Opfer für die Gemeinschaft
Niemals solle ein Mensch sein eigenes Leben über das Wohl der Gesellschaft stellen, so seine These. „Für Pettenkofer waren Handel und Verkehr die Grundlagen der modernen Zivilisation“, sagt Locher. Daher hielt er es für unvernünftig und hoch riskant, die Grenzen zu schließen und die Wirtschaft auszubremsen. Stattdessen war er durchaus bereit, Menschenleben für den allgemeinen Wohlstand zu opfern. „Er sah das ähnlich, wie wenn Soldaten im Kampf ihr Leben ließen“, sagt Locher.


Eine Haltung, die heute schwer zu vermitteln wäre. „Wir betonen stattdessen stark die Freiheit und den Wert des einzelnen Menschen, für den alles getan werden muss“, sagt Locher. Auch die Bereitschaft, Opfer für die Gesellschaft zu bringen, sei heute weniger erkennbar als damals.
Vom 27. Juli 1854 bis 5. April 1855 – also im Verlauf von 8 Monaten – wurden laut dem Hauptbericht in München 4.834 Erkrankte gezählt. 967 Männer und 1.256 Frauen starben laut dieser Erhebung an der Cholera. In ganz Bayern waren es fast 7.500 verzeichnete Todesfälle.
Erstes Hygienekonzept für den Moloch München
Allerdings half Pettenkofer in seiner Argumentation damals, dass er einen anderen Weg aus der Krise bieten konnte. Statt die Grenzen zu schließen und den Handel zu stoppen, schlug er vor, auf die Hygiene zu setzen, eine bis dahin unbekannte wissenschaftliche Disziplin.
In München zum Beispiel gab es damals noch keine Kanalisation, die Menschen verrichteten ihre Notdurft in Sitzgruben hinter ihren Häusern, von dort aus sickerten die Fäkalien in den Erdboden und verschmutzten naheliegende Brunnen. Die Stadtbewohner lebten gemeinsam auf engstem Raum, die Luft war schlecht, sauberes Trinkwasser gab es nicht.
Nun drängte Pettenkofer darauf, die Stadt zu säubern, um die Cholera zu bekämpfen. Noch wusste niemand genau, wie sich die Erkrankung ausbreitete, das Bakterium Vibrio cholerae war noch unbekannt. Erst Jahrzehnte später, im Jahr 1883, sollte der Mediziner Robert Koch den Erreger als Auslöser des ansteckenden Leidens ausmachen. Hygiene-Pionier Max von Pettenkofer – damals und heute
»Mit Geheimrat von Pettenkofer ist ein mächtiges Gestirn am medizinischen Himmel verblichen...“, schrieb die Universität München, als Max von Pettenkofer im Februar 1901 starb. Als Sohn eines Bauern war er im Jahr 1818 in Lichtenheim bei Neuburg an der Donau zur Welt gekommen, sollte aber 75 Jahre seines Lebens in München verbringen und die Stadt als Wissenschaftsstandort prägen.
Im Alter von 8 Jahren zog er zu seinem Onkel, der als Hofapotheker der Münchner Residenz arbeitete und dem Jungen aus ärmlichen Verhältnissen eine Ausbildung ermöglichte. Er begann eine Ausbildung als Apothekerlehrling, wollte zwischenzeitlich aber lieber Schauspieler werden. Schließlich studierte er Medizin und Pharmazie, entdeckte dann immer mehr sein Interesse für die Chemie und nahm schließlich ein Chemie-Studium bei Justus von Liebig an der Universität Gießen auf. Im Jahr 1847 wurde er als Professor für organische Chemie an die Ludwig-Maximilians-Universität München berufen.
Als im Jahr 1854 erneut die Cholera in München ausbrach, stellte Pettenkofer bereits eine gewichtige Stimme in der Forscherwelt dar und regte an, den Moloch München von Abfall und Gülle zu befreien. Mit seinen wissenschaftlichen Untersuchungen zu Wasser und Luft gilt er als Gründungsvater der modernen Hygiene als neue Forschungsdisziplin.
Der Name des Hygiene-Pioniers ist eng mit der Corona-Pandemie verknüpft. Das Münchner Max-von-Pettenkofer-Institut für Hygiene und Medizinische Mikrobiologie an der Ludwig-Maximilian-Universität (LMU) gilt heute als führendes Zentrum für die Diagnostik von SARS-CoV-2. Es beherbergt den Lehrstuhl für Medizinische Mikrobiologie und Krankenhaushygiene und den Lehrstuhl für Virologie. Neben Forschung und Lehre führt das Institut mikrobiologische Laboruntersuchungen für Kliniken, Arztpraxen und hygienisch-mikrobiologische Untersuchungen zur Qualitätssicherung in medizinischen Einrichtungen durch.
Derzeit läuft derzeit am Lehrstuhl für Virologie unter Prof. Dr. Oliver T. Keppler eine große Studie mit 10.000 Mitarbeitern des LMU Klinikums, bei der untersucht wird, wie viele Angestellte bereits Antikörper gegen das Corona-Virus im Blut haben und wie gut diese Tests funktionieren (eine Übersicht zur Immunität finden Sie hier). Außerdem wollen Keppler und sein Team herausfinden, wie sehr die Klinikmitarbeiter während der Corona-Hochphase unter Stress standen.
Allerdings hatten Pettenkofer und Kollegen bereits die Vorstellung, dass an Cholera erkrankte Menschen etwas aus dem Darm ausscheiden, dass zur Ansteckung beiträgt.
Schlachtabfälle und Exkremente auf der Straße in Verdacht
Dieses Etwas – Pettenkofer dachte an eine flüchtige Chemikalie – musste nach der damaligen Theorie des Wissenschaftlers aber noch eine Art Reifungsprozess im Erdboden durchlaufen. „Ähnlich wie ein Dünger das Wachstum von Pflanzen fördert, ging Pettenkofer davon aus, dass aller Schmutz in der Erde zum Ansteckungsprozess beitrug“, sagt der Medizinhistoriker. Die Fäkalien aus den Sitzgruben etwa, die Abfälle aus den Schlachthöfen, der alltägliche Müll der Stadtbewohner auf den Straßen.
Daher bestand Pettenkofers großes Ziel darin, den verdreckten Erdboden Münchens mit Hilfe riesiger Wassermengen zu säubern. Die erste große Kanalisation entstand, an die alle Haushalte angeschlossen werden sollten. „Dass die Menschen damit sauberes Trinkwasser bekamen, war eher ein Nebeneffekt“, berichtet Locher.
Mit seinen Forschungen zur Qualität des Wassers und auch der Luft gilt Pettenkofer als erster Hygieniker Deutschlands, selbst wenn er mit seiner Bodentheorie zur Cholera-Infektion daneben lag: „Hier sehen wir sehr schön, wie man trotz einer falschen Annahme das Richtige tun kann“, sagt der Münchner Medizinhistoriker.
Pettenkofer ließ sich übrigens auch nach der Entdeckung des Cholera-Erregers nicht von seiner Bodentheorie abbringen. Im Oktober 1892, während eines schlimmen Cholera-Ausbruchs in Hamburg, unternahm er sogar einen gewagten Selbstversuch, um seinen Rivalen Koch auszustechen: Er trank vor den Augen seiner Studenten eine Flüssigkeit mit Cholera-Bakterien.

Hygiene-Pionier Max von Pettenkofer – damals und heute
»Mit Geheimrat von Pettenkofer ist ein mächtiges Gestirn am medizinischen Himmel verblichen...“, schrieb die Universität München, als Max von Pettenkofer im Februar 1901 starb. Als Sohn eines Bauern war er im Jahr 1818 in Lichtenheim bei Neuburg an der Donau zur Welt gekommen, sollte aber 75 Jahre seines Lebens in München verbringen und die Stadt als Wissenschaftsstandort prägen.
Im Alter von 8 Jahren zog er zu seinem Onkel, der als Hofapotheker der Münchner Residenz arbeitete und dem Jungen aus ärmlichen Verhältnissen eine Ausbildung ermöglichte. Er begann eine Ausbildung als Apothekerlehrling, wollte zwischenzeitlich aber lieber Schauspieler werden. Schließlich studierte er Medizin und Pharmazie, entdeckte dann immer mehr sein Interesse für die Chemie und nahm schließlich ein Chemie-Studium bei Justus von Liebig an der Universität Gießen auf. Im Jahr 1847 wurde er als Professor für organische Chemie an die Ludwig-Maximilians-Universität München berufen.
Als im Jahr 1854 erneut die Cholera in München ausbrach, stellte Pettenkofer bereits eine gewichtige Stimme in der Forscherwelt dar und regte an, den Moloch München von Abfall und Gülle zu befreien. Mit seinen wissenschaftlichen Untersuchungen zu Wasser und Luft gilt er als Gründungsvater der modernen Hygiene als neue Forschungsdisziplin.
Der Name des Hygiene-Pioniers ist eng mit der Corona-Pandemie verknüpft. Das Münchner Max-von-Pettenkofer-Institut für Hygiene und Medizinische Mikrobiologie an der Ludwig-Maximilian-Universität (LMU) gilt heute als führendes Zentrum für die Diagnostik von SARS-CoV-2. Es beherbergt den Lehrstuhl für Medizinische Mikrobiologie und Krankenhaushygiene und den Lehrstuhl für Virologie. Neben Forschung und Lehre führt das Institut mikrobiologische Laboruntersuchungen für Kliniken, Arztpraxen und hygienisch-mikrobiologische Untersuchungen zur Qualitätssicherung in medizinischen Einrichtungen durch.
Derzeit läuft derzeit am Lehrstuhl für Virologie unter Prof. Dr. Oliver T. Keppler eine große Studie mit 10.000 Mitarbeitern des LMU Klinikums, bei der untersucht wird, wie viele Angestellte bereits Antikörper gegen das Corona-Virus im Blut haben und wie gut diese Tests funktionieren (eine Übersicht zur Immunität finden Sie hier). Außerdem wollen Keppler und sein Team herausfinden, wie sehr die Klinikmitarbeiter während der Corona-Hochphase unter Stress standen.
Allerdings hatten Pettenkofer und Kollegen bereits die Vorstellung, dass an Cholera erkrankte Menschen etwas aus dem Darm ausscheiden, dass zur Ansteckung beiträgt.
Schlachtabfälle und Exkremente auf der Straße in Verdacht
Dieses Etwas – Pettenkofer dachte an eine flüchtige Chemikalie – musste nach der damaligen Theorie des Wissenschaftlers aber noch eine Art Reifungsprozess im Erdboden durchlaufen. „Ähnlich wie ein Dünger das Wachstum von Pflanzen fördert, ging Pettenkofer davon aus, dass aller Schmutz in der Erde zum Ansteckungsprozess beitrug“, sagt der Medizinhistoriker. Die Fäkalien aus den Sitzgruben etwa, die Abfälle aus den Schlachthöfen, der alltägliche Müll der Stadtbewohner auf den Straßen.
Daher bestand Pettenkofers großes Ziel darin, den verdreckten Erdboden Münchens mit Hilfe riesiger Wassermengen zu säubern. Die erste große Kanalisation entstand, an die alle Haushalte angeschlossen werden sollten. „Dass die Menschen damit sauberes Trinkwasser bekamen, war eher ein Nebeneffekt“, berichtet Locher.
Mit seinen Forschungen zur Qualität des Wassers und auch der Luft gilt Pettenkofer als erster Hygieniker Deutschlands, selbst wenn er mit seiner Bodentheorie zur Cholera-Infektion daneben lag: „Hier sehen wir sehr schön, wie man trotz einer falschen Annahme das Richtige tun kann“, sagt der Münchner Medizinhistoriker.
Pettenkofer ließ sich übrigens auch nach der Entdeckung des Cholera-Erregers nicht von seiner Bodentheorie abbringen. Im Oktober 1892, während eines schlimmen Cholera-Ausbruchs in Hamburg, unternahm er sogar einen gewagten Selbstversuch, um seinen Rivalen Koch auszustechen: Er trank vor den Augen seiner Studenten eine Flüssigkeit mit Cholera-Bakterien.


Königlicher Abschlussbericht von 1854 – Empfehlungen für Ärzte
Die wissenschaftliche Kommission verfasste nach dem Ende der Cholera-Epidemie einen „Hauptbericht über die Cholera-Epidemie des Jahrs 1854 im Königreich Bayern“ an das Staatsministerium des Inneren, um die Maßnahmen und Erkenntnisse zur Bekämpfung der Seuche zu dokumentieren und das Wissen den Ärzten in Bayern mit auf den Weg zu geben. Im Original-Vorspann des Berichts wird erklärt, dass beschlossen wurde …
„nach Beendigung der „Cholera-Epidemie vom Jahre 1854 einen „Haupt-Bericht hierüber aus den ihr zu liefernden Physikats-Berichten und sonstigen amtlichen Mittheilungen zu erstatten, damit derselbe seiner Zeit durch den Druck der Öffentlichkeit übergeben ein treues „Bild von dem Geiste liefere, mit welchem sowohl die Behörden als auch die Ärzte in Bayern dieser bösartigen Krankheit entgegen getreten sind.“
Zur Datenerhebung und Untersuchung der Ursachen wurden von der Kommission folgende Schritte und Fragestellungen bearbeitet:
Entstehung und weitere Entwickelung der Krankheit
1. In welchen Quartieren, Häusern und Stockwerken die Krankheit begonnen hat?
2. Mit welchen Personen oder Orten, die zuerst Erkrankten vor ihrer Erkrankung im Verkehre standen, durch welchen sie die Krankheit über kommen haben könnten?
3. In welchen Richtungen und Zeiträumen die Krankheit sich weiterverbreitete?
4. In welchen Straßen, Häusern und Stockwerken die Erkrankungen besonders häufig und heftig waren?
5. Die Verhältnisse der am Meisten ergriffenen Gegenden mit Rücksicht auf Boden-Beschaffenheit, Flüsse, Sümpfe, vorausgegangene Überschwemmungen, Lebensweise, sonstige Gesundheits-Verhältnisse, Nahrungsstand und Beschäftigung der Bevölkerung.
6. Die Beschaffenheit der am Meisten befallenen Häuser; hierbei ist zu berücksichtigen die Lage eines Hauses an einem Abhange, in einer muldenförmigen Vertiefung, die relative Höhe gegen über den Nachbarhäusern, die Beschaffenheit und Lage der Abzugs-Kanäle, Abtritte und Schwind-Gruben, besonders ob Letztere höher liegen und der Zug der Jauche gegen das Haus gerichtet ist, ob die Dünste des Abtrittes gegen die Küche ziehen.
7. Die Beschaffenheit des Trinkwassers; mögliche Verunreinigung desselben durch nahe-gelegene Schwind-Gruben.
8. Die örtlichen Verhältnisse solcher Ortschaften, Häuser und Gewerbe, welche von der Brechruhr wenig oder gar nicht gelitten haben.
9. Tabellarische Zusammenstellung aller Erkrankungen und Todesfälle Tag für Tag a) nach Geschlechtern, b) nach dem Alter und c) nach Ständen und Beschäftigung. d) Die Anzahl der gleichzeitig an anderen Krankheiten verstorbenen Individuen.
10. Vorausgegangene oder gleichzeitige Krankheiten an Menschen, Thieren und Pflanzen.
11. Einfluss der Witterung auf Zu- oder Abnahme der Krankheit.
12. Ansicht des Arztes über die Ursache der Entstehung und Weiterverbreitung der Cholera.
Diese Maßnahmen wurden in dem Bericht zur Bekämpfung empfohlen:
Massregeln zur Verhütung oder Beschränkung wie zur rechtzeitigen zweckmässigen Behandlung der Epidemie:
1. Ärztliche Besuchs-Anstalten, Zeit ihrer Einführung, Angabe über die Zahl der behandelten Diarrhöen und Cholerinen (insofern diese möglich ist oder in approximativer Schätzung), ob Dieselben während der Behandlung häufig oder selten in die Cholera übergingen, ob die vorhandenen ärztlichen Kräfte dem Bedürfnisse entsprachen und ob sie rechtzeitig in Anspruch genommen wurden?
2. Suppen-Anstalten und ihre Benützung von Seite der ärmeren Bevölkerung.
3. Unterstützung an Geld, Kleidung und Bettstücken.
4. Handhabung der Victualien-Polizei.
5. Etwaige Versuche, besonders ungesund befundene Localitäten zu räumen und schädliche Ausdünstungen von Abzugs-Kanälen, Dunggruben und Abtritten zu beseitigen.
6. Einrichtung neuer und Benützung schon vorhandener Kranken-Anstalten.
7. Freimüthige Kritik der Wirksamkeit der Maßregeln und etwaige Vorschläge zu einer Ergänzung und Verbesserung derselben.

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Corona-Infektion: KI identifiziert 6 verschiedene Symptom-Typen, die Anhaltspunkte für zu erwartenden Verlauf liefern
Michael van den Heuvel, medscape



Mit künstlicher Intelligenz (KI) fanden Wissenschaftler in Daten von COVID-19-Patienten 6 unterschiedliche Symptomcluster. Diese stehen mit unterschiedlich hohen Risiken einer Atemunterstützung in Verbindung, berichtet Dr. Carole H. Sudre vom King's College London und Kollegen zusammen mit Kollegen [1]. Ihre Ergebnisse ihrer Analyse sind bisher nur als Preprint erschienen.

Diese Ergebnisse haben wichtige Auswirkungen auf die Überwachung und Behandlung von Menschen, die am anfälligsten für schweres COVID-19 sind. Dr. Claire Steves
„Diese Ergebnisse haben wichtige Auswirkungen auf die Überwachung und Behandlung von Menschen, die am anfälligsten für schweres COVID-19 sind“, sagt Koautorin Dr. Claire Steves vom King's College London. Sie hofft, anhand des Algorithmus vorherzusagen, wer beispielsweise 5 Tage nach Eintreten der anfänglichen Symptome starke Beschwerden entwickeln wird. „Dann hätte man Zeit, Patienten zu unterstützen und frühzeitig Maßnahmen zu ergreifen, z.B. die Überwachung des Blutsauerstoff- und Zuckerspiegels und die Sicherstellung einer angemessenen Flüssigkeitszufuhr (…).“

Unterschiedliche Symptome nach SARS-CoV-2-Infektionen
Obwohl anhaltender, starker Husten, Fieber und Geruchs- bzw. Geschmacksverlust bekanntlich die wichtigsten Symptome einer SARS-CoV-Infektion sind, besteht hier große Unsicherheit. Manche Patienten haben keine Beschwerden. Andere leiden mitunter an Kopfschmerzen, Muskelschmerzen, Müdigkeit, Appetitlosigkeit, Durchfall oder kognitiven Problemen. Welche frühen Beschwerden prognostisch für einen schweren COVID-19-Verlauf sind, war bisher unklar.

Deshalb arbeitete Sudres Team mit einem Ansatz des maschinellen Lernens. Das geht so:

Im 1. Schritt entwickelten sie einen Algorithmus, der bestimmte Muster in Datensätzen erkennen kann, etwa Assoziationen zwischen Symptomen und dem weiteren Krankheitsverlauf.

Dieser Algorithmus wurde mit Testdaten trainiert. Er ist selbst lernend, das heißt, seine Ergebnisse verbessern sich, je mehr Trainingsdaten (hier n = 1.653) bereitgestellt worden sind.

Dann bearbeitete der Algorithmus unbekannte Daten (hier n =1.047).

6 verschiedene Symptomcluster bei COVID-19
Trainingsdaten kamen von Usern einer App aus den USA und aus Großbritannien. Zwischen März und April 2020 wurden Daten gesammelt. Mit ihrer Software identifizierten die Forscher 6 Cluster mit charakteristischen Symptomen:

Cluster 1 (grippeähnliche Beschwerden ohne Fieber): Kopfschmerzen, Geruchsverlust, Muskelschmerzen, Husten, Halsschmerzen, Brustschmerzen, kein Fieber.

Cluster 2 (grippeähnliche Beschwerden mit Fieber): Kopfschmerzen, Geruchsverlust, Husten, Halsschmerzen, Heiserkeit, Fieber, Appetitlosigkeit.

Cluster 3 (Magen-Darm-Beschwerden): Kopfschmerzen, Geruchsverlust, Appetitlosigkeit, Durchfall, Halsschmerzen, Brustschmerzen, kein Husten.

Cluster 4 (schwere Symptome, Stufe 1): Kopfschmerzen, Geruchsverlust, Husten, Fieber, Heiserkeit, Brustschmerzen, Müdigkeit.

Cluster 5 (schwere Symptome, Stufe 2): Kopfschmerzen, Geruchsverlust, Appetitlosigkeit, Husten, Fieber, Heiserkeit, Halsschmerzen, Brustschmerzen, Müdigkeit, Verwirrtheit, Muskelschmerzen.

Cluster 6 (schwere Symptome, Stufe 3): Kopfschmerzen, Geruchsverlust, Appetitlosigkeit, Husten, Fieber, Heiserkeit, Halsschmerzen, Brustschmerzen, Müdigkeit, Verwirrtheit, Muskelschmerzen, Atemnot, Durchfall, Bauchschmerzen.

Welcher Symptom-Cluster ist mit einem schweren COVID-19-Verlauf assoziiert?
Als nächstes untersuchte das Team, ob Menschen mit bestimmten Symptom-Clustern mit größerer Wahrscheinlichkeit Atemunterstützung in Form von Beatmung oder zusätzlichem Sauerstoff benötigen.

Sie fanden heraus, dass nur 1,5% der Patienten im Cluster 1, 4,4% der Patienten im Cluster 2 und 3,3% der Patienten mit Cluster 3 COVID-19 Atemunterstützung benötigten. Für die Cluster 4, 5 und 6 waren es 8,6%, 9,9% und 19,8%.

Darüber hinaus musste knapp die Hälfte aller Patienten in Cluster 6 ins Krankenhaus, verglichen mit 16% im Cluster 1.

Patienten mit COVID-19-Symptomen des Clusters 4, 5 oder 6 waren tendenziell älter und gebrechlicher, häufiger übergewichtig und hatten bereits bestehende Erkrankungen wie Diabetes oder Lungenerkrankungen als Menschen mit Typ 1, 2 oder 3.

Unter Verwendung der ersten 5 bis 10 Tage der Symptomprotokollierung betrug die Receiver Operating Characteristic (ROC) als Maß für die Aussagekraft des neuen Tools hinsichtlich respiratorischer Unterstützung 78,8% und übertraf damit Ansätze aufgrund einzelner Risikofaktoren wie Alter, Geschlecht oder Vorerkrankungen (69,5%).

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RKI meldet „Besorgnis erregende“ Zunahme von Corona-Infektionen in Deutschland – und es sind nicht die Reise-Rückkehrer
Sonja Böhm, medscape



Berlin – „Die neueste Entwicklung der Fallzahlen in Deutschland macht mir und uns allen am RKI große Sorgen.“ So begründete der Leiter des Robert Koch-Instituts (RKI) Prof. Dr. Lothar Wieler, warum er es für nötig hielt, am heutigen Dienstag, den 28. Juli 2020, eine aktuelle Pressekonferenz des Instituts einzuberufen.

„Die Pandemie ist noch nicht vorbei“, warnte Wieler. „Die ganze Welt ist noch mittendrin.“ Besonders betroffen von Neuinfektionen mit SARS-CoV-2 ist derzeit der amerikanische Kontinent, berichtete er. Ungefähr die Hälfte der in den vergangenen 7 Tagen gemeldeten Infektionsfälle weltweit kamen von dort. Aber auch in Spanien, Australien oder Japan stiegen die Neuinfektionen wieder an.

Die neueste Entwicklung der Fallzahlen in Deutschland macht mir und uns allen am RKI große Sorgen. Prof. Dr. Lothar Wieler
In Osteuropa und den Balkanländern wird derzeit sogar eine exponentielle Zunahme beobachtet. Auch in Süd- und Westeuropa steigen die Fallzahlen – allerdings langsamer. Mehr als 16,2 Millionen Infektionen sind derzeit weltweit gemeldet worden und über 650.00 mit der Infektion assoziierte Todesfälle, so der RKI-Chef.

„Besorgnis erregende“ Zunahme in Deutschland
Doch es betrifft eben nicht nur andere Länder. Auch in Deutschland verzeichnet das RKI in den letzten Tagen eine konstante „Besorgnis erregende“ Zunahme der Fälle, wie Wieler berichtete. Ob man bereits von einer 2. Welle sprechen kann, ließ er jedoch offen.

3.611 neue Infektionen sind bei uns in den vergangenen 7 Tagen gemeldet worden, allein am vergangenen Freitag waren es 815, am Samstag 781 und am heutigen Dienstag bis zur Pressekonferenz um 10 Uhr waren es 633, berichtete Dr. Ute Rexroth, die zuständige Wissenschaftlerin am RKI.

Auch sie betonte, dass man den Anstieg mit Sorge sehe. Dies auch vor dem Hintergrund, dass es sich um ein „diffuses Geschehen“ handle, von dem deutschlandweit verschiedene Landkreise betroffen seien. So nehme auch kontinuierlich derzeit die Zahl der Landkreise ab, die gar keine Neu-Infektionen melden – von zuvor um die 150 sei diese Zahl nun auf nur noch 95 gesunken, berichtete Rexroth.

„Diffuses“ Geschehen in verschiedenen Landkreisen
Die Übertragungen fänden dabei bei ganz unterschiedlichen Anlässen statt: bei Familienfeiern, Partys, in Gemeinschaftsunterkünften, unter Saisonarbeitern, aber auch wieder in Pflegeeinrichtungen, sagte sie. „Wir haben Sorge, dass dies eine Trendumkehr anzeigt. Die Erfahrungen aus anderen Ländern zeigen, dass das Infektionsgeschehen rasch wieder anwachsen kann. Und wir wollen nicht den Ausbrüchen hinterherlaufen müssen.“

Auch Wieler betonte, dass es darum gehe, nicht nur zu reagieren, sondern proaktiv zu handeln. Das Ziel müsse sein, der Infektionsausbreitung vorzubeugen und sie nicht erst zu kontrollieren, wenn die Ausbrüche bereits da sind.

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NEJM-Publikation: Neuer mRNA-Impfstoff schützt Affen vor SARS-CoV-2 – großes klinisches Studienprogramm läuft
Michael van den Heuvel, medscape


Der Impfstoff mRNA-1273 vom US-Hersteller Moderna induziert bei nicht-menschlichen Primaten eine robuste Immunantwort gegen SARS-CoV-2 mit neutralisierenden Antikörpern. Nach der Impfung kommt es zum Schutz der oberen und unteren Atemwege ohne Veränderung der Lunge. Das berichten Dr. Kizzmekia S. Corbett vom National Institute of Allergy and Infectious Diseases, North Bethesda, und Kollegen jetzt im NEJM [1].

Klinisches Entwicklungsprogramm eines mRNA-Impfstoffs
Bei der SARS-CoV-2-Pandemie gelten mRNA-Impfstoffe als potenziell erfolgreiche Strategie, weil sie sich kurzfristig in großer Menge herstellen lassen – rein chemisch, ohne biotechnologisches Verfahren. Zulassungen gibt es bisher aber nicht.

Die Vakzine mRNA-1273 wurde bereits wenige Wochen nach der Sequenzierung von SARS-CoV-2 im Labor von Moderna entwickelt. Basis ist eine mRNA des Spike-Proteins von SARS-CoV-2, mit dem Viren an Epithelzellen binden. Zum Schutz gegen enzymatischen Abbau wurde die synthetische Nukleinsäure in Lipid-Nanopartikeln verpackt.

Nach einer intramuskulären Injektion werden die Partikel von körpereigenen Zellen aufgenommen. Es kommt zur Biosynthese von Spike-Proteinen, und das Immunsystem reagiert, indem es neutralisierende Antikörper bildet.

Zwar durchläuft mRNA-1273 bereits ein umfangreiches klinisches Studienprogramm. Selbst in den USA, wo es relativ viele Infektionen gibt, ist aber die Wahrscheinlichkeit, dass sich Probanden zufällig infizieren, so gering, dass es einige Zeit dauern kann, um die Wirksamkeit zu bewerten. Gezielte Infektionen von Probanden, wie sie „1Day Sooner“ plant, werden von Ethik-Kommissionen der meisten Länder aber abgelehnt.

Corbett und Kollegen haben diese Fragestellung – wie gut der Impfschutz wohl ist –daher im Tierexperiment untersucht.

Impfstoff erzeugt Immunantwort bei nicht-menschlichen Primaten
Zur aktuellen Studie: 24 Rhesusaffen erhielten randomisiert eine von 2 Dosierungen (10 bzw. 100 µg) des mRNA-Impfstoffs oder eine Kochsalzlösung als Placebo. Nach 4 Wochen bekamen sie entweder die 2. Impfstoffdosis oder nochmals Placebo. 4 Wochen später wurden sie gezielt mit SARS-CoV-2 infiziert. Forscher applizierten das Virus in die oberen Atemwege ihrer Versuchstiere.

Diese Studie zeigt, dass mRNA-1273 einen robusten Spike-spezifischen Antikörper und eine neutralisierende Aktivität induzierte. Dr. Kizzmekia S. Corbett und Kollegen
Proben nahmen die Wissenschaftler dann 2 Tage nach der Exposition. Corbett und Kollegen fanden bei jeweils einem von 8 Tieren in den Impfgruppen und bei allen Tieren in der Placebo-Gruppe eine Virusreplikation in bronchoalveolärer Lavageflüssigkeit. Die viralen RNA-Spitzenwerte waren in beiden Impfstoffgruppen im Vergleich zur Kontrollgruppe an den Tagen 2 bis 7 signifikant niedriger. Das galt sowohl für bronchoalveoläre Lavageflüssigkeit als auch für Nasenabstriche.

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Cochrane-Review: Tests auf Immunglobuline gegen SARS-CoV-2 sind unzuverlässig, Studien dazu haben gravierende Mängel
Dr. Angela Speth, medscape



Antikörpertests eignen sich nur bedingt zur Diagnostik während oder nach COVID-19, zu dieser Einschätzung kommt ein Cochrane-Review. Zum Beispiel hängt die Zuverlässigkeit stark davon ab, in welchem Abstand zum Symptombeginn sie gemacht werden. Ein weiterer Unsicherheitsfaktor: Die wenigsten Studien zur Testgenauigkeit erfüllen die Qualitätskriterien.

Auf Antikörpertests richtet sich großes Interesse, wie Prof. Dr. Jonathan J. Deeks von der Universität Birmingham und sein Cochrane-Team erläutern [1]. Denn vorausgesetzt, sie wären gut evaluiert, könnten sie wichtige praktische und theoretische Erkenntnisse zur Corona-Pandemie liefern.

So ließe sich im Nachhinein feststellen, ob jemand die Infektion bereits durchgemacht hat oder nicht. Diese Ungewissheit besteht vor allem bei Menschen, die keine, schwache oder unspezifische Symptome hatten, so dass kaum Bedarf zur Abklärung per PCR bestand. Nachträglich hat eine PCR ja keinen Sinn mehr, sondern nur in der Phase der Virusvermehrung.

Zuverlässigkeit der PCR variiert je nach Infektionsbeginn
Umgekehrt könnten Antikörpertests bei akuter Erkrankung zur Korrektur oder Bestätigung einer Diagnose wertvoll sein: wenn zwar die typischen Symptome vorliegen, aber mit PCR in Abstrichproben keine Erreger zu finden waren. Denn obwohl der molekulare Test den Goldstandard darstellt, ist er für seine Unzuverlässigkeit und Zeitabhängigkeit bekannt. Selbst am Tag 3 nach Auftreten der Symptome – dem günstigsten Fall – beträgt die falsch-negative Quote noch 20%, ergab eine Metaanalyse.

Eine besser gestützte Abklärung würde dann die Entscheidung erleichtern, ob eine Therapie oder Quarantäne angebracht ist. Fällt jedoch auch die zweite Methode falsch negativ aus, wird das versäumt. Spricht sie bei Gesunden auf COVID-19 an (falsch positiv), führt das zu unnötigen weiteren Tests, zu Therapie und Isolierung.

Falls sich herausstellen sollte, dass Antikörper Immunität bedeuten, ließe sich zudem checken, wer gegen die Infektion geschützt ist und folglich auch andere nicht mehr ansteckt.

Antikörpertests könnten die Immunreaktionen widerspiegeln
Auch könnten Antikörpertests Einblick geben in das immunologische Geschehen bei schwerer Erkrankung und während der Rekonvaleszenz.

Und sie könnten helfen, die Seroprävalenz in der Bevölkerung zu beurteilen. Dadurch eröffnet sich die Chance, abzuschätzen, wie weit die Infektion bereits verbreitet ist und welche Vorsorgemaßnahmen des Gesundheitswesens notwendig und welche verzichtbar sind.

Wegen all dieser potenziellen Vorteile ist es nicht verwunderlich, dass nach dem Ausbruch von COVID-19 eine rege Entwicklung von Antikörpertests einsetzte. Insgesamt 279 kommerzielle und interne Tests listet die Foundation for Innovative Diagnostics (FIND) auf – doch wie die Forscher feststellten, liegen nur für 25 einigermaßen aussagekräftige Daten vor.

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Erste deutschlandweite Analyse: Rund jeder zweite beatmete COVID-19-Patient gestorben
Ute Eppinger, medscape


Jeder 5. COVID-19-Patient, der zwischen Ende Februar und Mitte April 2020 in einer deutschen Klinik aufgenommen wurde, ist an der Krankheit gestorben. Unter den Patienten, die beatmet werden mussten, war die Sterblichkeit besonders hoch: Sie lag bei 53%. Von den Patienten, die keine Beatmung brauchten starben 16%.

Das sind die zentralen Ergebnisse einer Analyse von rund 10.000 Patientendaten, die das Wissenschaftliche Institut der AOK (WIdO), die Deutsche Interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI) und die TU Berlin durchgeführt und jetzt in Lancet Respiratory Medicine veröffentlicht haben [1].

Prof. Dr. Christian Karaginannidis und sein Team von den Kliniken Köln hatten die Daten von 10.021 Patienten untersucht, die zwischen dem 26. Februar und dem 19. April mit einer diagnostizierten SARS-CoV-2-Infektion stationär aufgenommen worden waren. Basis für Analyse waren AOK-Abrechnungsdaten. Die Patienten waren in insgesamt 920 verschiedenen Kliniken in Deutschland behandelt worden. Von den 10.021 eingeschlossenen Patienten wurden 1.727 (17%) künstlich beatmet, 2.220 (22%) starben – 25% bei den Männern und 19% bei den Frauen.

Beatmete Patienten wiesen mehr Vorerkrankungen auf
Das Durchschnittsalter der Patienten lag bei 72 Jahren – sowohl in der Gruppe der beatmeten als auch der nicht beatmeten Patienten. Die Mehrheit der Patienten litt an einer oder mehreren Vorerkrankungen. Am häufigsten lag Bluthochdruck vor (56%), gefolgt von Diabetes (28%), Herz-Rhythmusstörungen (27%), Nierenversagen (23%), Herzschwäche (20%), COPD (14%) und Fettleibigkeit (6%).

Wer beatmet werden musste, wies im Schnitt mehr Vorerkrankungen auf: 43% dieser Patienten litten an Herz-Rhythmus-Störungen. Ein Diabetes lag 39 % der Patienten mit Beatmung vor. 6% der beatmeten Patienten brauchten eine Dialyse. Und unter den Patienten, die beatmet werden mussten und eine Dialyse brauchten, starben 73%.

Der Anteil der beatmeten Patienten unterschied sich zwischen den Altersgruppen: Bei den 18- bis 59-Jährigen lag er bei 15%, bei den 60- bis 69-Jährigen bei 24%, bei den 70-bis 79-jährigen bei 25% und bei Patienten ab 80 Jahren bei 12%.

„Der Anteil der älteren Patienten mit Beatmung ist zwar relativ niedrig, aber wir können davon ausgehen, dass in Deutschland alle Patienten beatmet werden konnten, bei denen das therapeutisch notwendig erschien. Denn bundesweit standen zu jedem Zeitpunkt der Pandemie genügend freie Intensivbetten zur Verfügung und die Kapazität der Intensivstationen war zum Glück nie voll ausgelastet“, kommentiert Karagiannidis, Sprecher der DIVI-Sektion „Lunge – Respiratorisches Versagen“ sowie Leiter des ECMO-Zentrums der Lungenklinik Köln-Merheim in einer Pressemitteilung die Studie.

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Gestartet: Das Corona-Info-Blog vom Handelsblatt
ttps://www.handelsblatt.com/politik/international/-coronavirus-ein-corona-toter-pro-minute-in-den-usa-brasilien-lockert-einreise-sperre/25471608.html

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Landkreis Gifhorn zwingt alleinerziehende Mutter von sieben Kindern zum Umzug aus eigener Wohnung in Sammelunterkunft.
Flüchtlingsrat Niedersachsen: Lasst die Familie weiter in ihrer Wohnung leben!

Der Landkreis Gifhorn zwingt eine alleinerziehende Mutter von sieben minderjährigen Kindern ihre Wohnung zu räumen und in die Flüchtlingsunterkunft in Ehra-Lessien zu ziehen - weil die Familie ihre Wohnung - auf eigene Kosten -, allerdings „ohne Erlaubnis“ renoviert hat. Der Flüchtlingsrat Niedersachsen kritisiert dies als „absurd“ und „rechtswidrig“ und fordert den Landkreis Gifhorn auf, die moldauische Familie N. „schlicht weiter in ihrer Wohnung leben zu lassen.“

Familie N.. wandte sich in der Vergangenheit bereits mehrfach erfolglos an den Landkreis Gifhorn und bat darum, ihre Wohnung in Osloß, die sie seit mehr als zwei Jahren bewohnt, renovieren zu dürfen. Dabei war der alleinerziehenden Frau N., die an schwergradigem Asthma leidet, vor allem daran gelegen, den bereits durch die Vormieter genutzten, stark verschmutzen und verstaubten Teppich, der sich trotz intensiver Bemühungen nicht mehr reinigen ließ, zu entfernen. Der Landkreis verweigerte dies, obwohl Frau N. diesem – wie verlangt – sogar ein ärztliches Attest vorlegte, wonach die Beschaffenheit des Teppichs ihre Atemwegsbeschwerden verstärke, weshalb es aus medizinischer Sicht geboten sei, ihn zu entfernen.

Nachdem es Frau N. gesundheitlich zunehmend schlechter ging, weil es ihr immer schwerer fiel, in ihrem eigenen Hause zu atmen, ersetzte sie den Teppich dennoch - auf eigene Kosten - durch Laminat, um einer weiteren Verschlechterung ihres Gesundheitszustandes vorzubeugen. Zudem tapezierte die Familie - ebenfalls auf eigene Kosten – sämtliche Wände, um ihr Zuhause wohnlicher zu gestalten. Nunmehr verlangt der Landkreis Gifhorn von Frau N. und ihren sieben Kindern im Alter zwischen zwei und 17 Jahren, die Wohnung spätestens bis zum 05. August 2020 zu räumen und in die Flüchtlingsunterkunft in Ehra-Lessien zu ziehen. Für den Fall, dass die Familie sich dem widersetzt, droht der Landkreis damit, die Wohnung gewaltsam räumen zu lassen.

Muzaffer Öztürkyilmaz, Referent des Flüchtlingsrats Niedersachsen:

„Das Vorgehen des Landkreises ist absurd. Der Landkreis hat die gesundheitlichen Beschwerden der Frau N. monatelang ignoriert und bestraft die Familie nun dafür, ihre Wohnsituation eigenständig verbessert zu haben. Er zwingt die Familie inmitten in der Corona-Pandemie, in eine Sammelunterkunft zu ziehen - und dies, obwohl es für Menschen angesichts der Enge in solchen Unterkünften bekanntermaßen unmöglich ist, die Corona-Schutzmaßnahmen und Abstandsregeln einzuhalten."

Das Vorgehen das Landkreises gegenüber der Familie N. ist nicht nur faktisch absurd und gesundheitsgefährdend, sondern steht auch juristisch auf sehr tönernen Beinen.

Muzaffer Öztürkyilmaz:

„Das Ganze ist auch rechtswidrig. Es unverhältnismäßig die Familie zum Auszug zu zwingen, weil sie die Wohnung ohne Erlaubnis renoviert und damit im Ergebnis aufgewertet hat. Da Frau N. alleinerziehend ist und ihre Kinder minderjährig sind, dürfen sie nach der EU-Aufnahmerichtlinie im Übrigen nur dann verpflichtet werden, in einer Gemeinschaftsunterkunft zu wohnen, sofern sie dort ausschließlich mit anderen Alleinerziehenden und ihren minderjährigen Kindern untergebracht werden. Solche eine spezifische Unterbringungsmöglichkeit existiert in Ehra-Lessien jedoch nicht.“

Ein Zwangsumzug von Osloß nach Ehra-Lessien würde für die Familie zugleich den Verlust ihres bisherigen Lebensumfeldes bedeuten und ihr den Alltag erschweren. Die Kinder haben sowohl in Osloß als auch im Kindergarten bzw. in der Schule schnell Anschluss gefunden, sich in Vereinen engagiert und Freundschaften geschlossen. All dies müssten sie hinter sich lassen. Die älteste Tochter würde bei einem Umzug täglich statt einer halben ca. 2 Stunden benötigen, um ihren Ausbildungsbetrieb in Wolfsburg mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen.

Muzaffer Öztürkyilmaz:

"Wir fordern den Landkreis Gifhorn auf, die Familie schlicht weiter in ihrer Wohnung leben zu lassen, anstatt sie durch absurde und rechtswidrige Maßnahmen zu schikanieren und ihre weitere Integration absichtlich zu erschweren.“

https://www.nds-fluerat.org/45778/aktuelles/landkreis-gifhorn-zwingt-alleinerziehende-mutter-zum-umzug-aus-eigener-wohnung-in-sammelunterkunft/

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