Montag, 29. Juli 2024
„Durchbruch“ bei der HIV-Prävention: „Enormer“ Schutz von 100% gegen HIV-Infektionen mit nur 2 (teuren) Spritzen pro Jahr
Richard Mark Kirkner, Medscape


München – 2 Spritzen Lenacapavir pro Jahr verhindern bei Frauen 100% aller Neuinfektionen mit HIV, wie die abschließende Auswertung der PURPOSE-1-Studie ergeben hat. Alle Ergebnisse wurden auf der Welt-Aids-Konferenz 2024 vorgestellt und im New England Journal of Medicine publiziert [1,2].

Überzeugende Daten zur PrEP
Seit Wochen haben sich viele Forscher der HIV-Community gefragt, ob die deutlichen, für viele überraschenden Zwischenergebnisse zur HIV-Präexpositionsprophylaxe (PrEP) mit Lenacapavir nach Abschluss der Studie Bestand haben.

Bei der Präsentation der Resultate berichtete Dr. Linda-Gail Bekker, Direktorin des Desmond Tutu HIV-Zentrums an der Universität Kapstadt in Südafrika, dass es in der Studie mit etwa 5.000 jungen Frauen, die Spritzen erhalten hätten, keine neuen Infektionen gegeben habe. In der Gruppe mit täglicher oraler PrEP hätten sich etwa 2% bei HIV-positiven Partnern infiziert. Hier war die Adhärenz schlechter als bei Frauen, die Spritzen erhielten.

„Die 2-malige PrEP pro Jahr könnte Probleme mit der Adhärenz lösen und entscheidend dazu beitragen, die Zahl der HIV-Infektionen bei Frauen auf der ganzen Welt zu verringern“, sagt Bekker.

PURPOSE 1 habe bestätigt, dass Lenacapavir ein „Durchbruch“ bei der HIV-Prävention sei, so Dr. Sharon Lewin. Sie ist Präsidentin der Internationalen AIDS-Gesellschaft und Direktorin des Peter Doherty Institute for Infection and Immunity an der Universität von Melbourne in Australien. Lewin betont, diese Form der PrEP habe ein „enormes Potenzial“.

Lenacapavir ist ein neuartiger, mehrstufiger HIV-1-Kapsid-Inhibitor mit langer Halbwertszeit. Er muss nur 1-mal alle 6 Monate verabreicht werden.

Studie zeigt 100-prozentige Wirksamkeit
An der Studie PURPOSE 1 nahmen Frauen im Alter von 15 bis 25 Jahren aus Südafrika und Uganda teil. Primärer Endpunkt war eine HIV-Infektion. Aufgrund der bekannten Zwischenergebnisse, die gezeigt haben, dass der Wirkstoff Infektionen verhindert, brach der Studiensponsor Gilead Sciences die randomisierte Phase der Studie ab und wechselte zu einem Open-Label-Design.

„Eine 100-prozentige Wirksamkeit ist mehr, als wir jemals für eine potenzielle Präventionswirkung erhoffen konnten“, sagt Dr. Christoph Spinner, Spezialist für Infektionskrankheiten am Universitätsklinikum der Technischen Universität München und Ko-Vorsitzender der Konferenz AIDS 2024. Dies sei zwar die 1. Studie zu Lenacapavir als PrEP, aber auch die 1. Studie, die parallel Emtricitabin-Tenofovir untersucht habe, berichtet Spinner.

Hohe Adhärenz bei den Teilnehmerinnen
In der Studie wurden 3 Möglichkeiten der PrEP verglichen: die Lenacapavir-Injektion, die 1-mal tägliche Einnahme von Emtricitabin 200 mg plus Tenofovir-Alafenamid 25 mg (F/TAF) und die 1-mal tägliche Einnahme von Emtricitabin 200 mg plus Tenofovir-Disoproxil-Fumarat 300 mg (F/TDF).

„Die meisten Teilnehmer sowohl in der F/TAF- als auch in der F/TDF-Gruppe wiesen eine niedrige Adhärenz auf, die mit der Zeit noch weiter abnahm“, so Bekker. In der Studie hatten die Forscher niedrige Adhärenz als Einnahme von weniger als 2 Dosen der oralen PrEP pro Woche definiert.

Bekker bezeichnete die Adhärenz bei den oralen Wirkstoffen in dieser Studie als „enttäuschend“ und ergänzt: „Die Adhärenz [im Lenacapavir-Studienarm] lag in Woche 26 bei 91,5% und in Woche 52 bei 92,8%.“

Die Ergebnisse der Studie zeigten bekannte Schwierigkeiten bei der täglichen Einnahme von Medikamenten, schreiben Dr. Rochelle Walensky und Dr. Lindsey Baden in einem begleitenden Editorial [3]. Sie forschen an der Harvard Kennedy School of Government und an der Harvard Business School in Cambridge, Massachusetts.

Mit einer Teilnahmequote von fast 92% bei den 2-mal jährlich verabreichten Lenacapavir-Injektionen zeige die „gut durchgeführte“ große, randomisierte, kontrollierte Studie „nicht nur, dass sich Probandinnen zuverlässig an den Zeitplan hielten. Vielmehr bleibe der Spiegel des HIV-1-Capsid-Inhibitors über einen Zeitraum von 6 Monaten hoch genug, um eine Infektion zuverlässig zu verhindern, schreiben die beiden Autorinnen des begleitenden Editorials.

Die Raten der schwerwiegenden unerwünschten Ereignisse lagen bei 2,8% für Lenacapavir, 4% für F/TAF und 3,3% für F/TDF.

Reaktionen an der Injektionsstelle sind häufig
Reaktionen an der Injektionsstelle traten bei 68% der Teilnehmerinnen der Lenacapavir-Gruppe auf. Besonders häufig (63%) handelte es sich um subkutane Knötchen. Bei der Injektion könne sich „ein Medikamentendepot bilden, das als Knötchen tastbar ist“, so Bekker.

In der Placebogruppe traten bei 34 % der Probandinnen Reaktionen an der Injektionsstelle und bei 16% Knötchen auf. Fast alle Reaktionen an der Injektionsstelle waren vom Grad 1 oder Grad 2. Höhergradige Reaktionen seien, wie Bekker erklärt, selten gewesen – und zu ähnlichem Maße bei Lenacapavir oder Placebo zu beobachten gewesen.

Insgesamt seien mehr als 25.000 Lenacapavir-Injektionen verabreicht worden, sagte Bekker. 4 Frauen hätten die Behandlung aufgrund von Reaktionen an der Injektionsstelle abgebrochen. Im Laufe der Zeit hätten Probandinnen immer seltener über Reaktionen an der Injektionsstelle, einschließlich Knötchen, berichtet.

Empfängnisverhütung war keine Voraussetzung für die Teilnahme an der Studie. Unterschiede zwischen den Studienarmen und der Bevölkerung hinsichtlich möglicher negativer Folgen auf ein ungeborenes Kind fanden die Wissenschaftler nicht.

Weitere Studien folgen
Dies sei die erste 1. Studie einer Reihe von PURPOSE-Studien gewesen, so Bekker. Die Phase-3-Studie PURPOSE 2, an der 3.000 homosexuelle Männer, Transgender-Frauen, Transgender-Männer und nichtbinäre Menschen teilnähmen, die Sex mit männlichen Partnern hätten, sei die 2., derzeit laufende Zulassungsstudie. 3 weitere kleinere Studien laufen in den Vereinigten Staaten und Europa.

Teilnehmer von PURPOSE 1 würden weiterhin Zugang zu Lenacapavir haben, bis das Medikament in Südafrika und Uganda verfügbar sei, so Bekker. Der Sponsor der Studie, Gilead Sciences, entwickele außerdem ein Programm zur direkten Lizenzierung, um den Zugang zu Generika in Ländern mit hoher Inzidenz und begrenzten Ressourcen zu beschleunigen, sagte sie.

Walensky und Baden scheiben, dass Lenacapavir in den Vereinigten Staaten momentan etwa 43.000 Dollar pro Jahr koste. „Aber die Ergebnisse der PURPOSE-1-Studie verpflichten moralisch, Lenacapavir als PrEP für die teilnehmenden Personen sowie für alle anderen, die in ähnlicher Weise in Frage kommen und davon profitieren könnten, allgemein zugänglich und erschwinglich zu machen“.

„Wir haben jetzt also ein PrEP-Produkt mit hoher Wirksamkeit“, heißt es im Editorial weiter. „Das ist eine gute Nachricht für die Wissenschaft, aber (noch) nicht für alle Frauen.“

Angesichts der hohen Zahl an Schwangerschaften bei Frauen in der PURPOSE-1-Studie weisen Walensky und Baden darauf hin, dass die Bewertung der Sicherheit von Lenacapavir hohe Priorität habe. Sie sind auch daran interessiert, mehr über die mögliche Resistenz von HI-Viren gegen den Wirkstoff zu erfahren.

„Wenn dieses lang wirkende Medikament zugelassen wird und schnell, erschwinglich und gerecht Menschen zur Verfügung gestellt wird, die es brauchen oder wollen, könnte es dazu beitragen, den weltweiten Fortschritt bei der HIV-Prävention zu beschleunigen“, sagt Lewin. „Wir erwarten jetzt mit Spannung auf Ergebnisse von PURPOSE 2.“

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Sonntag, 28. Juli 2024
Nomen est Omen strikes again
Heute morgen berichtete zu Olympia vom Rennen auf den regennassen Straßen von Paris Florian Nass.

Später hörte ich im Radio, dass in Ligurien eine Bürgermeisterin eine Fußgängermaut fürs Durchwandern der Cinqueterre und ein Bußgeld für ungeeignetes Schuhwerk eingeführt hat. Ihr Name: Claudia Pecunia.

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Dienstag, 23. Juli 2024
Streifzüge des Bizarrologen, heute: Cthulhu-Tattoo
Es ist ja Schöne-Leute-Wetter, und man sieht die Tattoos, die Menschen so auf dem Körper haben. Und da lief mir jetzt eine Frau über den Weg, die Cthulhu auf den linken Oberarm tätowiert hat. Wie kommt jemand zu so etwas?


https://www.pinterest.de/pin/1020487596805728846/

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Montag, 22. Juli 2024
Vor den Wahlen in den USA
Es wird immer betont, wie wichtig die Swing-Staaten sind. Wird da nicht die Rolle der Blues-Staaten etwas unter den Teppich gekehrt?

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Dienstag, 16. Juli 2024
Streifzüge des Bizarrologen: Leistung, Sport und Linke
Auch wenn alles sich für die EM begeistert - an dem Connex Sport und Leistung gibt es im links-alternativen Lager gründliche Kritik, und keineswegs nur auf den eigentlichen Leistungssport bezogen. Aus einer durchaus berechtigten Kritik an einem Ideal von Körperlichkeit, das zwischen Deutscher Turnerschaft und Flink wie die Wiesel- zäh wie Juchtenleder - Hart wie Kruppstahl ein erzreaktionäres Menschenbild zum Ursprung hat und an Foucault angelehnten Biomacht-Kritiken entwickelte sich so eine Art gefühlige Vulgärfassung dieser Kritiken, die in sich selber nicht mehr reflektiert Bodybuilder, Kampfsportler und Fitnesscenter zu Hassobjekten macht. Im linksgrünfeministischen Weltbild der Achtziger und Neunziger Jahre und seinen Permutationen bis heute ist für fit for fun kein Platz.

Diese Thematik hatte ich ja schon lang und breit am Wickel und spanne ich ohne Bedenken in die Bartwickelmaschine.

Kürzlich stieß ich am Rande dieses Kontextes auf eine besondere Skurrilität: Die von Eltern erhobene Forderung eines nichtleistungsorientierten Sportunterrichts. Wie soll das gehen? Wofür soll das gut sein? Übertragen wir das mal auf das von mir in der Schulzeit meistverhasste Fach Mathe. Ein nichtleistungsorientierter Matheunterricht. "Wie viel ist 21 und 17?" "Die Antwort ist 42". "Das ist zwar Falsch, als Anspielung in einem ganz anderen Kontext aber richtig, und außerdem gilt die Meinungsfreiheit." Oder so?

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Montag, 15. Juli 2024
England
Obwohl sie es ins Endspiel geschafft haben, they played a limited football. So haben die Spanier den Titel wirklich mit Fug und Recht verdient.

Auf der anderen Seite ist der Wahlsieg von Labour äußerst begrüßenswert. Ich weiß zwar nicht, was Starmer letztlich zuzutrauen ist, aber die letzten 12 Jahre Tory-Herrschaft hatten sich wie Mehltau über das Land gelegt. Zumindest einige, nein, nicht Fortschritte, es würde besser passen, Erleichterungen zu sagen im sozialen Bereich wird es geben, und das unsägliche Ruanda-Projekt ist endlich vom Tisch.

Im Gegensatz zu seinen Vorgängern Miliband und Corbyn, deren politische Positionen weit links von der sonstigen europäischen Sozialdemokratie sich befanden, eher mit den von Jean-Luc Melenchon vergleichbar unterscheidet sich die von Starmer von denen des Great Old Mans der Liberaldemokraten Owen nur hinsichtlich der Ablehnung eines Wiedereintritts in die EU, nicht in wirtschafts- und sozialpolitischer Hinsicht.

BTW der von den Tories seit Thatcher betriebene Umbau der Wirtschaft Großbritanniens zu einer Dienstleistungsgesellschaft mit Auslagerung der industriellen Massenproduktion ins Ausland war ein Klassenkampf von oben. Entzieht man der Industriearbeiterschaft ihre Reproduktionsbasis, so zerstört man auch jede Perspektive des Klassenkampfs, die im Unterschied zu Deutschland, Skandinavien oder dem Benelux bei der englischen Arbeiterschaft, von der sich größere Teile Ende der 1970er durchaus noch als klassenbewusste Proletarier verstanden definitiv noch vorhanden war. Die von den Tories betriebene Deindustrialisierung war eine von einer klassenbewussten Bourgeoisie betriebene Zerschlagung des Industrieproletariats.

Deutsche Antideutsche, die sich dabei absurderweise als Marxisten verstehen, feiern dies posthum als Akt der Humanisierung: Die Briten, die im Gegensatz zu den Deutschen den Wert des Lebens zu schätzen wissen, entfernen die entfremdete Industriearbeit aus ihrer Gesellschaft. Dass dabei ein trostlos resigniertes Arbeitslosen-Subproletariat mit der höchsten Selbstmordquote Westeuropas zurückbleibt wird von ihnen nicht wahrgenommen.

Oder, um es mit den Worten von Pink Floyd auszudrücken: Hanging on in quiet desperation is the english way.

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Montag, 8. Juli 2024
Was sind das eigentlich für Welche?
Seid geraumer Zeit bemerke ich eine Gruppe von Leuten, die eine eigene Subkultur zu sein scheinen, die ich nicht einordnen kann. In Gruppen auftretende junge Männer, die völlig kahlköpfig sind, nicht wie Skinheads sondern glattrasiert kahl, in Trainingsanzügen von Adidas oder Nike und Turnschuhen. Weiß jemand, was das für Leute sind?

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Dienstag, 2. Juli 2024
Unterwegs in der List
In der List in Hannover - wie auch in Linden und der Südstadt, im östlichen Ringgebiet in Braunschweig, im Bremer Ostertor- und Steintorviertel, in der Göttinger Anna- und Bertaustraße - gefällt mir immer wieder die schöne Architektur aus der Spätzeit des Neunzehnten Jahrhunderts, Jugendstil und Fin de Ciecle, bis zur Zwanziger-Jahre-Reformarchitektur. Umgangssprachlich, selbst in Stadtführern und Lexikonartikeln, ist meist von Gründerzeit die Rede.

Als gelernten Alltagshistoriker ärgert mich das. Gründerzeit meint die Zeit der Reichsgründung und des damit verbundenen industriellen Booms 1871-73, auf den die von Marx und Engels analytisch zur Charakterisierung der Entwicklungszyklen des Kapitalismus herangezogene Gründerkrise 1874/75, in langen Wellen bis 1894 folgte.

Diese schönen Häuser gehören zur sogenannten, nicht zur tatsächlichen Gründerzeit. Kein Einziges von ihnen wurde 1871-73 errichtet. Da wird ein eigentlich viel enger gefasster Begriff als Etikettierung einem anderen Gegenstand übergestülpt. Konkret wird der Begriff der Gründerzeit für den Zeitraum 1880 - 1928 verwendet.


Ähnlich verhält es sich übrigens mit dem Gebrauch von Ausdrücken, die in dieser Zeit entstanden sind. Z.B. Temperenzler. Der Begriff ist heute wenig in Gebrauch, aber meist meint man damit einen Antialkoholiker, der gar keinen Alkohol trinkt. Das aber wäre korrekt ein Abstinenzler. Ein Temperenzler ist jemand, der einen gemäßigten und verantwortungsvollen Umgang mit Alkohol pflegt, zum Beispiel jeden Abend eine kleine Flasche Bier oder ein Achtel Rotwein trinkt, aber sich niemals besäuft.







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Wenn eine Frau Ariane heißt
geht die beim Sex dann ab wie eine Rakete?

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Gespräch mit einem Major
Ich hatte eine aufschlussreiche Unterhaltung mit einem Major der Bundeswehr. Der sagte, dass es völlig richtig sei dass die BRD keine Taurus an die Ukraine liefern würde, da es nicht auszuschließen sei, dass die auch auf zivile Ziele in Russland abgefeuert würden. Die Tatsache, dass die Ukraine die angegriffene Seite ist und die russische Aggression nicht nur völkerrechtswidrig, sondern auch mit furchtbaren Grausamkeiten verbunden sei mache die Kriegsführung der Ukraine noch zu keiner ethischen Angelegenheit. In dieser Hinsicht blenden die westliche Politik und die westlichen Medien regelmäßig etwas aus. Zum Beispiel würden die ukrainischen Streitkräfte Flakstellungen direkt neben Kinderhorten aufstellen, einkalkulierend, dass diese zum Ziel russischer Lenkwaffen werden, weil man die entsprechenden Fernsehbilder gut gebrauchen kann.

Es gäbe auch Bombenanschläge von ukrainischen Geheimagenten auf Supermärkte in Russland. Auch die Ukraine führe einen hybriden Krieg, wenn auch viel viel zahmer als Russland. Solche schmutzigen Details gehörten einfach zur Realität des Krieges dazu.

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Gartenreparaturen
Seit Anfang Mai, als meine Schwester und ich diverse Samen und Zwiebeln für Kornblumen, Anemonen, Pfingstrosen, Azaleen, Vergissmeinnicht und Veilchen sowie Dahlien und Lilien ausgesät bzw. gesetzt hatten waren die Pflanzen fröhlich aufgesprossen, allerdings noch ohne Blüten zu tragen und dadurch zu zeigen, dass es sich nicht um irgendwelches Grünzeug, sondern um Blumen handelte. Jetzt hat der Nichtsnutz von Praktikant unseres Gärtners die alle als Unkraut ausgejätet. Zurück blieben nur Beete voller graubrauner Erde.

Da ich nicht die Lust hatte und es zeitlich auch zu spät ist, das alles noch mal von vorne auszusähen habe ich Topfpflanzen gekauft und diese eingepflanzt. Sieht ziemlich gut aus, wie ich finde.











Und es passt schön zu den Altpflanzen direkt daneben.







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Freitag, 28. Juni 2024
Leseempfehlung: Ika Sperling, Der große Reset
Unter diesem Titel verarbeitete die Autorin ihre Erfahrungen mit dem Querdenkertum während der Coronakrise. Es handelt sich um eine Graphic Novel im besten Sinne. Den Begriff Comic möchte ich hier nicht gebrauchen, da es sich um einen Hardcover in einem sehr klassischen Buchformat handelt.

Die Handlung: Ika kehrt in das Dorf, in dem sie aufgewachsen ist, Bad Kaffhausen, zurück und muss erleben, wie ihre Familie sich einander immer mehr entfremdet und allmählich auflöst. Buchstäblich passiert das bei ihrem Vater, der abstrusen Corona-Verschwörungstheorien anhängt - etwa so das, was uns hier der Chronist und sein Kommentator some1 geboten hatten - und sich, je mehr er das tut, in ein mit Wasser gefülles quallenartiges Wesen verwandelt.

Originell gezeichnet und ein ungewöhnlicher Rückblick auf bizarre Gedankenwelten, die noch vor kurzer Zeit up to date waren.

https://ikasperling.com/graphic-novel/#jp-carousel-149

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Montag, 24. Juni 2024
Über Schönheit
Schönheit sollte den Menschen stets umgeben. Wobei der Begriff ebenso ambivalent wie vielseitig ist. Beim Training streben wir danach, schöne Katas zu laufen und schöne Bewegungsabläufe hinzubekommen, wobei die Vorbildfiguren auf der Wand stehen und halt selbst auch schöne Menschen darstellen.



Unter uns Trainierenden, jenseits der bella figura abgeben, sind dann auch etliche schöne Menschen dabei, sicher auch vom Sport schön geformt (und da fallen mir dann sofort etliche Nervensägen ein, die das sehr problematisch finden, ich sage nur "Murmeltiere" und "Cringe").

Eine schöne Frau ist auch die Netbitch, die wiederum die Gewohnheit hat, schöne Fahrzeuge zu benutzen, wie seit Neuestem dieses hier.




Und für mich heißt Schönheit aktuell, mich mit ihr gartengestalterisch zu umgeben.



















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Gesömm, gesömm, gesömm, Ker Ker Ker, tarom!
Vor langen Jahren wohnte ich mal in einer WG mit einem lieben Mitmenschen zusammen, der die Angewohnheit hatte, Staunen oder Erregung mit den oben genannten ungewöhnlichen Begriffen auszudrücken. Wobei Ker Ker Ker ganz normal westfälische Mundart ist und "Mannomann" bedeutet, also eigentlich Kerl Kerl Kerl mit Verschlucken des letzten Buchstaben. Tarom ist eine Wortschöpfung von ihm selber, und Gesöm wurde von ihm meist im Sinne von "Häh?" gebraucht, wobei er das Wort aufgeschnappt hatte und seinen eigenen Ursprung nicht kannte. Wir kulteten diese Begriffe ziemlich, und seine Freundin beflockte ihm ein T-Shirt damit, wobei "Gesöm" norwegisch geschrieben wurde, d.h. mit Schrägstrich durchs O.

Mehr als zwei Jahrzehnte später erfuhr ich, dass das ein Begriff aus dem Schwyzerdütschen ist. Die Leute, die eine Alm im Sommer bewirtschaften sind die Sömmerer, und wenn sie dieser Tätigkeit befristet und gewerblich nachgehen ohne selber Eigentümer zu sein bezeichnet man dieses Gewerbe als Gesömm.

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Freitag, 21. Juni 2024
Davor und danach
Ich habe im Lauf der Jahre immer wieder erlebt dass ich auf alte GenossInnen gestoßen bin, die ich seit etwa 2000 nicht mehr gesehen hatte, und in jedem Fall war der Kontakt zuerst sehr herzlich, als die aber erfuhren dass ich jetzt in der Finanzdienstleisterbranche arbeite brachen die meisten den Kontakt zu mir ab.

Ich meine, ich bin immer noch so links wie eh, ich engagiere mich in der Flüchtlingssolidarität und gegen Rechtspopulismus und im Bereich Kritik am Gesundheitswesen, aber aufgrund meines Jobs scheine ich zur Dunklen Seite der Macht zu gehören. Auch das ist nichts Neues.

Schon 2001, ich war damals Marketing Manager eines Software Startups am Neuen Markt, schrieb mir jemand wörtlich: "Genosse! Eine Karriere in der IT-Branche ist keine Karriere, sondern Verrat an der guten Sache!", und in meiner Studienzeit hatte mich ein Freund dafür kritisiert, dass ich mich bei der Georg-von-Holtzbrink-Journalistenschule beworben hatte und gefragt, was er mir überhaupt noch glauben könnte wenn ich mich beim Klassenfeind bewerbe.

Ein Job in der freien Wirtschaft ist für einen Großteil meiner früheren Mitkombattanten grundsätzlich moralisch nicht statthaft, man wird halt Lehrer, Professor, Hortpädagogin, Krankenpfleger, Heilpraktikerin, Physiotherapeutin, Rechtsanwalt, Journalist, Handwerker oder Bandmalocher oder arbeitet idealerweise hauptberuflich für eine NGO, schlimmstenfalls lebt man in freiwilliger Armut von HartzIV bzw. Bürgergeld, aber man arbeitet nicht im kapitalaffinen Bereich.

Als ich mal davon erzählte dass ein befreundetes Paar bei Börse Online schreibt und selber Aktiendeals macht bekam ich zu hören "Du kennst also so richtige Schweine". Wer hingegen Hartz IV bezieht, nebenher schwarz arbeitet und außerdem Hehlerware und Dope vertickt führt ein politisch korrektes Leben. Und ich frage mich was denn böse daran ist wenn ich VW-Arbeitern ihr Eigenheim finanziere oder Leuten ihr Auto, Haus oder Boot versichere oder eine Riesterrente für die Kinder abschließe. Ich bin jedenfalls nicht der Auffassung dass eine linksradikale Gesinnung haben zwangsläufig bedeutet seine Berufswahl und seinen gesamten Lebensstil den politischen Idealen komplett unterzuordnen bzw. eine Mensch-oder-Schwein-Moral zu leben. Aber das sieht ein Großteil der Szene völlig anders.


Und dann gibt es da die Renegaten die völlig umgekippt sind, der stalinistische Antifa-Autonome der heute Kampfjets baut, der kommunistische Ultramoralist der über Potenzierung von Laserstrahlen im Hochvakuum promoviert hat, die Schwanz-ab-Feministin (gegen die Lantzschi nett und gemäßigt ist), die heute als Sub mit ihrem früheren Psychotherapeuten in einer SM-Beziehung lebt.


Und dann die ganz normalen Immer-noch-Genossen, die entspannt im Hier und Jetzt leben, bürgerlichen Karrieren nachgehen und trotzdem links sind und mit dem ganzen Moralfilm nichts zu tun haben.

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Was ist wirklich los im Nahen Oster?
Online-Veranstaltungen: Israel/Deutschland/Palästina
8.7.2024 und
16.07.2024
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Online-Veranstaltungen zur Innen- und Kriegspolitik Israels, den Auswirkungen auf die deutsche Ordnungspolitik und zur humanitären Katastrophe in den palästinensischen Gebieten.



Von Oslo nach Gaza
Israel zwischen Siedler- und Kriegsgewalt, Existenz- und Völkerrecht.
Historische Verantwortung und deutsche Staatsraison als außenpolitische Maxime und innenpolitische Verordnung.
Montag, 8. Juli 2024 • 18 bis 21 Uhr • online
Wo liegt die Vorgeschichte des israelisch-palästinensischen Konflikts? Welche Verwerfungen drohen in Folge von Besatzung und Krieg der diversen israelischen Gesellschaft - welche Zukunft den Menschen in den von Israel besetzten Gebieten? Was wird aus dem Abraham Prozess? Welchen Einfluss haben oder verlieren die Vereinten Nationen?

Historische Verantwortung Deutschlands ist Staatsraison - und rechtfertigt alternativlosen Bekenntniszwang? Welche Interessen bestimmen hierzulande die Auseinandersetzungen zur Politik Israels? Welche Risiken birgt der Streit zwischen Apartheitanklage hier und Antisemitismusvorwurf dort für den gesellschaftlichen Zusammenhalt?

Diese und weitere Fragen beschäftigen die Beiträge und die gemeinsame Diskussion beider Referent*innen und ihren Austausch mit den Teilnehmenden bei dieser Online-Veranstaltung.

Referent*innen:

Moshe Zuckermann, Prof. em., Universität Tel Aviv, Israel.
Charlotte Wiedemann, Journalistin und Buchautorin, Berlin.
Moderation: Martin Link, Flüchtlingsrat Schleswig-Holstein e.V.

Anmeldung: https://eveeno.com/111080327

Angemeldete erhalten vor dem Event per eMail einen Web-link zur Online-Veranstaltung.

Download: Veranstaltungsflyer v. 8.7.2024



Von Rafah bis Jenin
Gewalt und humanitäre Katastrophe in den palästinensischen Gebieten
Dienstag, 16. Juli 2024 • 18 bis 21 Uhr • online
Seit dem besonders unter israelischen Zivilist*innen opferreichen Angriff der Hamas vom 7. Oktober 2023 begann ein verheerender Krieg in dem seit Jahrzehnten abgeriegelten Gaza-Streifen. Systematische Angriffe auf zivile Ziele, die Vorenthaltung humanitärer Hilfe, die gezielte Zerstörung der Lebensgrundlagen der Bevölkerung und zahlreiche Attacken gegen Gesundheitseinrichtungen gehören zu den Waffen dieses Krieges mit zigtausenden Opfern. Angesichts dieser humanitären Katastrophe bleiben die politischen Reaktionen internationaler Verbündeter Israels, wie der USA und Deutschlands, verhalten. Unterdessen eskalieren auch im Westjordanland die Vertreibung palästinensischer Gemeinden und die militärische Eskalation.

Es berichtet Riad Othman von der Frankfurter Hilfs- und Menschenrechtsorganisation medico international e.V. und geht in den Austausch mit den Teilnehmenden.

Referent:

Riad Othman, Nahost-Referent bei medico international e.V.
Moderation: Martin Link, Flüchtlingsrat Schleswig-Holstein e.V.

Anmeldung: https://eveeno.com/324034212
Angemeldete erhalten vor dem Event per eMail einen Web-link

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Dienstag, 18. Juni 2024
Erfolgreicher Nachwuchs
Vier alte Männer sitzen in einer Kneipe zusammen. Einer ist gerade auf Toilette, die anderen prahlen mit ihren Söhnen. "Mein Sohn ist Architekt und hat seiner Freundin gerade ein Haus gebaut", "Meiner ist Ingenieur in der Abteilung Forschung und Entwicklung bei Audi und hat seiner Freundin einen Lamborghini gekauft", "Und mein Sohn ist Vorstand bei Airbus und hat seiner Freundin einen Privatjet geschenkt". Da kommt der Vierte vom Klo zurück und wird gefragt, was seine Tochter so macht. "Die ist Domina im Frankfurter Bahnhofsviertel."

"Das ist ja entsetzlich! Dann hast Du sicherlich große Sorgen wegen ihr?" "Eigentlich nicht. Die verdient sehr gut und hat echt spendable Freier. Einer hat ihr ein Haus gebaut, einer einen Lamborghini geschenkt und einer sogar ein Düsenflugzeug."

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Montag, 17. Juni 2024
Ach ja....
https://che2001.blogger.de/stories/1734577

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Sonntag, 16. Juni 2024
Back again
Nach 6 Wochen krankheitsbedingter Abwesenheit war ich heute wieder bei meiner Stammkampfsportgruppe. Wunderbar war die Herzlichkeit, mit der meine SportgenossInnen mich begrüßten.

Wir hatten diesmal die Mischung Thai-Boxen, Taekwondo und Capoeira.


Meine Lieblingsschwester hatte mir ja geraten, diesen "Super-Power-Macker-Egoshooter-Sport" aufzugeben und stattdessen Yoga, Tai Chi oder Qui Gong zu machen. Was das Mackertum angeht: der eine Kurs besteht zu Dreiviertel aus Frauen, in dem anderen bin ich der einzige Mann. Aber ihr Weltbild ist das von Generation Emma, wo kickboxende Frauen nicht vorkommen, aber bis in alle soziokulturellen Winkel moralisch durchdekliniert ist, was gut oder böse ist und eine ökopazifeministischvegane Matrix die Norm für alles ist. Abgesehen davon, dass das fernöstlich-meditative in unserem Sport durchaus enthalten ist. Und nenne mir jemand ein Yoga, bei dem ich 1000 Kalorien die Stunde verbrenne und mich fit für die Viertausender trainiere.



BTW: Was hierzulande als Yoga praktiziert wird hat mit dem, was in Indien darunter verstanden wird auch nichts zu tun. Dort ist es keine entspannende Gymnastik, sondern ein asketisch-gnostischer Lebensentwurf.

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