Samstag, 7. November 2009
Am Rande bemerkt
Es ist nicht nur peinlich bis jenseits der Grenze zur Lächerlichkeit, wenn ein Herr Metzner an der Gedenkstele für Benno Ohnesorg einen Redebeitrag hält, in dem er letztlich die Stasi für die Eskalation der 68er-Bewegung verantwortlich macht oder ein Herr Schäffler wirre Dinge über Freigeld und das Drucken privater Geldnoten erzählt und das über youtube ins Netz stellt, es beschädigt auch deren eigene Partei (was mir sehr recht ist). Man sollte sie mal im Bundestag darauf ansprechen;-)

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Das ist liberal!
Wassn fürn Freigeld - jeder darf sich Geld drucken, so viel, wie er braucht? Wow! Das ist ja mal so richtig liberal...

MdB Frank Schäffler ist ein verkanntes Genie. Dass er als ehemaliger Drücker von Finanzprodukten MLP-Vertriebler das private Drucken von Geld als Ausweg empfindet, verwundert nicht, wenn man weiß, dass seine Provisionseinnahmen zunehmend spärlicher fließen.

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In der Tat interessante Connections, das.
Ein jetzt nicht mehr so Aktiver, der diesen Zirkeln zumindest zeitweise auf der angeblichen Achse nahe gestanden hat, zeigte sich kürzlich über Herrn de Soto sehr enthusiastisch:
http://thrrp.wordpress.com/2009/10/12/how-property-rights-can-empower-the-worlds-indigenous-people/
Klar, auf längere Texte verlinkt man ja lieber nicht. Man schaut halt Politikfernsehen. Dummerweise sehen die Menschen im Amazonas-Gebiet das etwas anders:
http://www.indiancountrytoday.com/home/content/69372747.html
Aber die machen halt auch keine "eindrucksvollen" und "erhebenden" Dokumentarfilme, die Wilden im Busch.

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Kann man eigentlich liberalen Ideen nicht vielleicht auch auf der inhaltlichen Ebene begegnen, ohne dass man sie als Ur-Ur-Ur-Ur-Ur-Ur-Ur-Ur-Ur-Enkel eines Konquistadors "entlarvt"?
Es gibt ganz sicher verschiedene indianische Reaktionen auf die moderne Zeit. "Die" Indianer gibt es so wenig wie "die" Deutschen. Das mit der de-Kommunitisierung des indianischen Landbesitzes hat in der Vergangenheit vorsichtig gesprochen einige Probleme gemacht. Man kann sich aber fragen, ob da viele Einwände immer noch gültig sind. Hernando de Soto ist ein sehr bekannter peruanischer Ökonom.
http://en.wikipedia.org/wiki/Hernando_de_Soto_Polar

"Impressive" und "uplifting" halt ich in diesem komplexen Zusammenhang auch für eine unglückliche weil gefährlich naive Wortwahl.
Gleiches gilt aber den Blog einer Indianer-Organisation als Sprachrohr aller Indianer zu nehmen. Eine Art Diktatur des Indiariats.

Liberale tendieren halt zu einen eher technokratischen als originär intelektuellen Ansatz.

Gleiches gilt zur Freigeld-Debatte. Mich würds interessieren, warum das nun dumm ist.

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Ich suche dann mal nach dem Nachfahren Diego de Almagros;-)


Warum Freigeld dumm ist: Die Vorstellung, mit einem negativ sich verzinsenden Geld künftigen Wirtrschaftskrisen vorzubeugen zeigt vor allem, dass man vom Wesen des Kapitalismus nichts begriffen hat.

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Armselige Ideologie - in der Praxis längst gescheitert
Che, die Idee des Bundestagsabgeordneten ist anders als die Freigeldfantasmen von Gesell-Jüngern. Frank Schäffler will vielmehr eine Art "totale Geldfreiheit", bei der sich jeder Bürger das Geld selbst drucken kann, in welcher Form auch immer.

Und er glaubt, der Markt, der "regelt" das dabei entstehende Geld- bzw. Währungschaos dann...

Schäffler kennt weder die die schlimme Geschichte privater Geldschöpfung bzw. will diese nicht wahr haben; er kennt nicht die zahlreichen Skandale, die mit privater Papiergeldschöpfung einher gingen und gehen werden, noch weiß er davon, was in der Praxis geschieht, wenn in einem Land das heimische Geld zusammen bricht bzw. das private Gelddrucken "frei" gegeben wird:

1. Private Betrüger (auch: Banken) nutzen diese Freiräume

2. Die Bürger suchen sich umgehend eine Ersatzwährung, z. B. den Dollar. Sie bevorzugen also die staatliche Lösung.

Denn es gibt - anders als es Schäffler glaubt - nicht etwa ein Bedürfnis nach "privaten Garantien" oder einer mehr oder minder dubiosen (und von privaten Geldschöpfern regelmäßig hintergangene) "Golddeckung" (die im Übrigen volkswirtschaftlich hochgradig schädlich ist), sondern ein allgemeines Bedürfnis nach einem stabilen, zuverlässigen und wertstabilen Zahlungsmittel. Die Bürger setzen, sollte das Programm von Herrn Schäffler umgesetzt werden, in kürzester Zeit auf Dollar oder Franken.

Herr Frank Schäffler jedoch, weil er ein Extremist und regressiver Spinner ist, interessiert sich nur für die armselige rechtslibertäre Ideologie, der er anhängt.

In dieser Ideologie ist der Markt Gott. Der Markt kann alles - und nunmehr auch das, was ihm in der Geschichte noch nie geglückt ist, nämlich für eine stabile private Geldordnung sorgen.

Völlig lächerlich.

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Ok, ab jetzt zahle ich in Flachsskript.

Das wird ja immer schlimmer....

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Was für eine Qualifikation braucht man eigentlich, um Bundestagsabgeordneter zu werden?

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Schwachsinn mit Methode
Du musst dich in deiner örtlichen FDP-Filiale mit folgender Rede bewerben:
Hallo Jungs! Liebe Freunde der Freiheit! Ich bin ein Versicherungsverkäufer mit rückläufigen Einkünften, lese regelmäßig Antibürokratieteam, die Webseite der FDP und sonst fast nichts und benötige aufgrund meiner Familiengründungsabsichten ein festes Einkommen! Von Ludwig von Mises Schriften beherrsche ich fünf Absätze fast auswendig, die ich zu festgelegten Zeiten fünf mal täglich rezitiere, während ich auf meinem nach Berlin ausgerichteten Guido-Westerwelle-Poster knie. Liebe Freitheitsfreunde! Wir leben in einer weltweiten Finanzkrise und dafür gibt es nur eine Lösung. Privatgeld statt Staatsgeld! Da Geld eine Ware ist wie jede andere auch, ist somit auch klar, dass nur der freie Warenstrom sowie das private Drucken von Geld alle Finanzprobleme löst. Das sollte von niemanden mehr bestritten werden. Freies Privatgeld ist eigentlich eine Freiheitsfrage ersten Ranges. Denn die einzelnen Menschen benötigen stets mehr Geld, als in einem staatlichen Papiergeldmonopol verfügbar ist. Sowohl die Konsumentenfreiheit, als auch die Produzentenfreiheit wird durch das staatliche Geldmonopol verletzt. Notwendig ist darum eine allgemeine Freiheit für alle Bürger, Geld frei zu wählen und Geld frei zu produzieren. Wenn das freie Gelddrucken zum Bürgerrecht wird, überwinden wir damit die Ursachen der Wirtschaftskrise und jegliche Armut. Jeder kann sich dann so viel Geld produzieren, wie er gerade benötigt. FDP heißt:

Mehr Netto für alle dank Privatgeld!
(wirklich wahr: Frank Schäfflers Rede für seine rechtslibertären Sektengenossen klingt fast so)

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@Che: Es gibt Abgeordnete und Jungpolitiker, die kein abgeschlossenes Studium haben. Es gab in Sachsen mindestens einen Fall, in dem eine Abgeordnete von der Schulbank im Gymnasium direkt in den Landtag einzog. Und es gibt dann noch eine Reihe von Abgeordneten und Jungpolitikern, die nach dem Studium nie wirklich arbeiten waren. Mit Rücksicht auf alle Beteiligten will ich das nicht ins Politische ziehen, aber es darf vermutet werden, dass wohl (fast?) alle Parteien einige derart Unbedarfte zu Mandaten gebracht haben.

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Ja, so ist das wohl. Früher gab es mal Professoren-und Anwaltsparlamente...

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Salonmarxologisch gesprochen
ist das Geld gerade keine Ware wie jede andere, sondern das allgemeine Äquivalent, in welchem alle anderen Waren ihren Wert ausdrücken. Daher ist Geld zwingend die Angelegenheit einer über den einzelnen Privatsubjekten installierten allgemeinen Instanz: des Staates. Wer Privatgeld fordert, hat weder das Geld noch den Staat verstanden.
Neben seinen Funktionen (Zahlungsmittel, Maß der Werte, Maßstab der Preise) indiziert das allgemeine Äquivalent als allgemeines den erreichten Maximalgrad der Vergesellschaftung.
Das heißt: „Privatgeld“ ist systemwidrig. Seine Einführung brächte die Ordnung des bürgerlichen Wirtschaftens zum Erliegen. Zugleich aber ist die Forderung nach Privatgeld konsequent, da es den Gedanken des bürgerlichen Privateigentums zu Ende denkt.
Das wiederum heißt, dass die Konsequenz des bürgerlichen Privateigentums (Privatgeld) in Widerspruch gerät zu dessen Erfordernissen (Allgemeingeld) – ein hübsches Modell, an welchem der museale und schlichtweg nicht mehr auf der Höhe der Zeit sich befindende Charakter des bürgerlichen Privateigentums selbst sich zeigt.

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Schön gesagt. Mal abgesehen davon, dass die Damen und Herren Falschmünzer seit jeher ihr Privatgeld herausgeben und manche NE-Entrepreneure meinten, eine Lizenz zum Gelddrucken zu haben, nicht wahr.

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FDP im falschen Film
Waren die berüchtigten Zertifikate (eine Mischung aus Besitz, Wetten und haltlosen Versprechungen) nicht - so könnte man es deuten - eine Form von Privatgeld, gehandelt unter Banken und Hedgefonds?

Mir dünkt, dass die Staaten der Welt in den letzten Monaten unzuverlässige "private" Finanzveranstaltungen extrem teuer bezahlen mussten.

Herr Frank Schäffler lebt im falschen Film.

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Seht mal den richtigen Film
Sehr viel Sinn (nein, nicht Hans Werner) gibt es in dieser Debatte hier:

http://rebellmarkt.blogger.de/stories/1524509/#comments

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Die Tatsache übrigens, dass das Drucken von Geld mit nicht unter 2 Jahren Haft geahndet wird scheint einen im Bundestag sitzenden Privatwährungsbefürworter nicht zu berühren. Ist denn schon wieder Karneval?

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Herr Frank Schäffler möchte ja bekanntlich die Gesetzgebung "entbürokratisieren". Das heißt, man streicht einfach die Strafbarkeit und verfasst zusätzlich ein "Privatgeld-Förderungsgesetz"...

Rückwärts nimmer, nie vergessen: Der Markt regelt ALLES!

(man muss nur feste dran glauben)

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@Che: Darf ich Deine Aufmerksamkeit mal in eine andere Richtung lenken: es entstehen ja immer mehr regionale »Währungen«, die parallel zum Euro gelten.

Sie scheinen unter anderem einen Vorteil zu haben: regionale Anbieter werden gestärkt, weil man eben wieder mehr Geld beim Bauern, in der Verbrauchergemeinschaft oder beim Handwerker ausgibt. Gibt es das bei Euch auch und wie denkst Du darüber?

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So etwas kenne ich nur in einem ganz anderen Zusammenhang aus Argentinien, wo die kleinen Ladenbesitzer, die Bauern und die kommunalen/regionalen Konsumgenossenschaften vor ein paar Jahren auf die Hyperinflation reagierten, indem sie Wechsel, Schuldscheine und private Pfandbriefe in Umlauf brachten, die dann wie Geld zirkulierten, weil das Geld nichts mehr wert war. An sich finde ich das von Dir verlinkte Modell interessant, müsste mich mal näher mit befassen.

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Es gibt ein Dokument von der Bundesbank, das sich recht intensiv damit befasst. Am Mittwoch bin ich wieder dort arbeiten, wo ich das gespeichert habe. In Dresden gibt es auch Bestrebungen, so etwas einzuführen. Zumindest scheint mir eines klar: mit diesen Regionalwährungen wird keiner spekulieren können und sie beleben den regionalen Markt.

PS: Hier habe ich gleich noch interessanten Lesestoff ;-)

PPS: Und hier ist das oben erwähnte Dokument.

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Danke für die Info, das ist wirklich interessant!

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naja, was die typen da mit ordentlich vor dem sack verschränkten händen veranstalten
hat durchaus ähnlichkeit mit veranstaltungen in wunsiedel oder so.

allein dadurch geben sie sich schon der absoluten lächerlichkeit preis. wenn dann aber noch so ein hilfsmoderator abstruse reden schwingt, dann wird's richtig peinlich, das haste recht, che.

imsgesamt scheinen mir das eher persönlichkeitsschwache menschen vom schlage eines deutschen süßwasserraubfisches zu sein als ernst zu nehmende intellektuelle.

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