Sonntag, 12. März 2006
Osama bin Uncle Sam
che2001, 20:08h
Unbedingt zum Lesen empfohlen: "Was lehren Pakistans Koranschulen?" von William Dalrymple in der aktuellen Ausgabe von Le Monde Diplomatique. Auf der einen Seite wird der Grund für den Boom der Koranschulen und das Erstarken des reaoktinären Islam in Pakistan dargestellt. Pakistan investiert kein Geld für Schulen, jede fünfte Schule existiert nur auf dem Papier, die Mehrzahl der Schulen ist ohne Strom und Wasser, Lehrer schwänzen regelmäßig den Unterricht. Über die durchschnittliche Bildung der Pakistani können die indischen Nachbarn zu recht die Nase rümpfen.
Geld gibt der pakistanische Staat eigentlich nur für Waffen aus, wie amerikanische F 16-Kampfflugzeuge. Der War on terror hat das Ganze noch einmal verschärft.
In dieser Situation sind Koranschulen für Söhne von Unterschichtsfamilien die einzige Möglichkeit, überhaupt eine Schulbildung zu erlangen - zu einem hohen Preis, den der völligen religiösen Indoktrination. Während diese in vielen Fällen eine zuverlässige Rekrutenproduktion für die Taliban darstellt, gibt es zur Al Kaida keinen Zusammenhang. Bin Ladens Leute sind absolute Profis, gut ausgebildete Ingenieure des Terrors, keine religiös agitierten Straßenkinder. Dalrymple bezeichnet den djihadistischen Terror als "ein vorwiegend bürgerliches Unternehmen". Die Gotteskrieger sind nach Gilles Keppel die "privilegierten Kinder einer merkwürdigen Ehe zwischen Wahabismus und Silicon Valley, das al-Sawahiri in den 1990er-Jahren auch besucht hat. Sie sind nicht nur die Erben des Dschihad und der Uma, sondern auch der elektronischen Revolution und der Globalisierung amerikanischen Typs."
Und eben mit Letzterer hat der Kampf der Al Kaida zu tun; was bekämpft wird, ist die Anwesenheit amerikanischer Truppen in der arabisch-islamischen Welt. Hielten sich sich dort nicht auf, gäbe es wahrscheinlich auch den Terror der Al Kaida nicht. Bin Laden selbst hat gesagt, wenn es Al Kaida darum ginge, die Freiheit des Westens zu bekämpfen, hätte er Schweden angegriffen. Der Kampf der Djihadisten wird so zu einer Art "Antiimperialismus" religiöser Fanatiker. Diese sind selber ein Stück weit Produkt der US-Globalstrategie. Ich meine nicht so sehr die Verbindungen der Bush-Führungsclique zur Familie Bin Laden, sondern die Tatsache, dass die Strukturen, aus denen Kaida hervorgegangen ist, von CIA und Special Forces in den 80er Jahren aufgebaut wurden, um den Russen in Afghanistan und der PFLP in den arabischen Ländern etwas entgegenzusetzen. Nach den schrecklichen Bombenanschlägen in Kenya und Tansania hatte in "Konkret" Herman Gremliza zutreffend geschrieben, Clinton habe versprochen, alle Verantwortlichen für diese Abnschläge zur Strecke zu bringen, was seltsam sei, hätten doch einige der Verantwortlichen gerade um ihn herumgestanden.
So hat Osama etwas mit Ronald Reagans Frontmann fürs ganz Grobe gegen die Ayatollahs gemein, Saddam Hussein. Wenn beide auch die USA bekämpften, so sind sie doch Produkte des US-Imperialismus. Ein kurdischer Freund sagte zu Saddam einmal: "Er ist ein Kettenhund des US-Imperialismus, der sich losgerissen hat."
Würden die USA ihre Truppen aus der Region zurückziehen, wäre vielleicht der Terror der Kaida zu Ende. Im Irak allerdings, so befürchte ich, gäbe es einen Bürgerkrieg, gegen den der Jugoslawienkrieg eine gemütliche Veranstaltung wäre. Die Kurden waren gut beraten, als sie an der Grenze zum sunnitischen Dreieck Panzer aufmarschiren ließen.
Gegen den Terror einer islamistischen Gesellschaft in den Ländern selber aber hilft vor allem eins: Schulen und Universitäten bauen, laizistische, westlich orientierte LehrerInnen einstellen, Geld nicht für Waffen, sondern für das Volk ausgeben. Und an dieser Stelle ergibt sich in vielen Fällen bereits eine Konfliktlinie mit der derzeitigen Außenpolitik der USA.
Geld gibt der pakistanische Staat eigentlich nur für Waffen aus, wie amerikanische F 16-Kampfflugzeuge. Der War on terror hat das Ganze noch einmal verschärft.
In dieser Situation sind Koranschulen für Söhne von Unterschichtsfamilien die einzige Möglichkeit, überhaupt eine Schulbildung zu erlangen - zu einem hohen Preis, den der völligen religiösen Indoktrination. Während diese in vielen Fällen eine zuverlässige Rekrutenproduktion für die Taliban darstellt, gibt es zur Al Kaida keinen Zusammenhang. Bin Ladens Leute sind absolute Profis, gut ausgebildete Ingenieure des Terrors, keine religiös agitierten Straßenkinder. Dalrymple bezeichnet den djihadistischen Terror als "ein vorwiegend bürgerliches Unternehmen". Die Gotteskrieger sind nach Gilles Keppel die "privilegierten Kinder einer merkwürdigen Ehe zwischen Wahabismus und Silicon Valley, das al-Sawahiri in den 1990er-Jahren auch besucht hat. Sie sind nicht nur die Erben des Dschihad und der Uma, sondern auch der elektronischen Revolution und der Globalisierung amerikanischen Typs."
Und eben mit Letzterer hat der Kampf der Al Kaida zu tun; was bekämpft wird, ist die Anwesenheit amerikanischer Truppen in der arabisch-islamischen Welt. Hielten sich sich dort nicht auf, gäbe es wahrscheinlich auch den Terror der Al Kaida nicht. Bin Laden selbst hat gesagt, wenn es Al Kaida darum ginge, die Freiheit des Westens zu bekämpfen, hätte er Schweden angegriffen. Der Kampf der Djihadisten wird so zu einer Art "Antiimperialismus" religiöser Fanatiker. Diese sind selber ein Stück weit Produkt der US-Globalstrategie. Ich meine nicht so sehr die Verbindungen der Bush-Führungsclique zur Familie Bin Laden, sondern die Tatsache, dass die Strukturen, aus denen Kaida hervorgegangen ist, von CIA und Special Forces in den 80er Jahren aufgebaut wurden, um den Russen in Afghanistan und der PFLP in den arabischen Ländern etwas entgegenzusetzen. Nach den schrecklichen Bombenanschlägen in Kenya und Tansania hatte in "Konkret" Herman Gremliza zutreffend geschrieben, Clinton habe versprochen, alle Verantwortlichen für diese Abnschläge zur Strecke zu bringen, was seltsam sei, hätten doch einige der Verantwortlichen gerade um ihn herumgestanden.
So hat Osama etwas mit Ronald Reagans Frontmann fürs ganz Grobe gegen die Ayatollahs gemein, Saddam Hussein. Wenn beide auch die USA bekämpften, so sind sie doch Produkte des US-Imperialismus. Ein kurdischer Freund sagte zu Saddam einmal: "Er ist ein Kettenhund des US-Imperialismus, der sich losgerissen hat."
Würden die USA ihre Truppen aus der Region zurückziehen, wäre vielleicht der Terror der Kaida zu Ende. Im Irak allerdings, so befürchte ich, gäbe es einen Bürgerkrieg, gegen den der Jugoslawienkrieg eine gemütliche Veranstaltung wäre. Die Kurden waren gut beraten, als sie an der Grenze zum sunnitischen Dreieck Panzer aufmarschiren ließen.
Gegen den Terror einer islamistischen Gesellschaft in den Ländern selber aber hilft vor allem eins: Schulen und Universitäten bauen, laizistische, westlich orientierte LehrerInnen einstellen, Geld nicht für Waffen, sondern für das Volk ausgeben. Und an dieser Stelle ergibt sich in vielen Fällen bereits eine Konfliktlinie mit der derzeitigen Außenpolitik der USA.
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nixxon,
Sonntag, 12. März 2006, 20:39
dass deine beobachtungen äußerst (zu-)treffend sind, belegt das derzeitige theater um die übernahme von ein paar us-häfen durch die dp-world. hier zeigt sich einmal mehr, dass bush's gerede vom war on terror und vom kampf für die freiheit im irak und in afghanistan nichts als leeres gewäsch ist. in wirklichkeit geht's nur ums business und die kinder wirtschaftlich minderbemittelter amerikaner und die indoktrinierten kinder armer pakistani sind nur das kanonenfutter für die nebelwerfer in den machthabenden schichten.
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che2001,
Dienstag, 14. März 2006, 13:21
Nun, seit Ende der Entwicklungspolitik keynesianischen Zuschnitts dienen viele Kriege der Vernichtung überflüssiger Esser. Besonders wurde dies im Ersten Golfkrieg 1980-88 und in Yugoslawien deutlich.
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