Sonntag, 5. März 2006
Wider die Tyrannei der "Identität"
In Konkret schreibt Tjark Kunstreich: "Die Welt hatte sich mit dem Abdruck der Karikaturen und entsprechend offensiven Beiträgen gegen die vorauseilende Kapitulation der europäischen Öffentlichkeit gewandt, nur um wenige Tage später exklusiv den von Ramadan formulierten Konsens abzudrucken, dem sioch in der Folgezeit immer mehr Medien anschlossen. Er besteht in der Anerkennung von Meinungsfreiheit als kulturelles Attribut des Westens und einem Religionsverständnis, in dem Glauben mehr ist als eine Privatsache ist, als Atribut des Islams. Dieser Kulturalismus, in dem sich jeder einzelne einem Kollektiv anschließen soll oder ihm angeschlossen wird und in dem diese Kollektive ganz zivilrechtlich aushandeln, wer was darf und was nicht, steht offenbar nicht mehr zur Disposition."

Da sehen wir, wohin uns das Konzept der multikulturellen Gesellschaft gebracht hat, das von uns sozialrevolutionäen Autonomen immer bekämpft worden ist. Für uns war die Multikultur der Multirassismus, eine Nebeneinander voneinander abgeschotteter Kulturen nicht das, was wir wollten. Als wir auf die Hetze von der "Asylantenflut" die "Kampagne für freies Fluten" organisierten, schwebte uns schöpferische Zerstörung vor: Die Aufweichung und Veränderung der deutschen Kultur durch fremde Einflüsse und die Veränderung der Kultur der Einwandernden durch Vermischung mit der deutschen Kultur, eine Transformation der bestehenden Kultur durch Synthese, kurz: Der Schmelztiegel. Was wir heute vorfinden und was selbst im Geist der Kritischen Theorie aufgewachsene Linke wie Georg Seeßlen OK finden, ist nichts weiter als der "Ethnopluralismus" der Neuen Rechten.

Ich scheiße auf jede ethnische Identität, Kampf der Tyrannei des Nationalen!

Und statt Religionsfreiheit wäre mir die Freiheit von der Religion lieber.

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Handwerkszeug
Wenn ich so auf mein bisheriges Leben zurückblicke, war es doch nicht ganz unbewegt. Einige meiner Unternehmungen waren ziemlich brenzlig, und immer hatte ich das geeignete Gerät dabei, das die erfolgreiche Durchführung einer Mission überhaupt erst möglich machte. Nun sind eine Klettertour, eine Recherche im Umfeld der Russenmafia oder eine Exkursion durch den Nahen Osten oder Exjugoslawien sehr verschiedene Dinge, die höchst unterschiedliches Handwerkszeug erfordern.




Dabei ist festzustellen, dass ich die schwerwiegendste Wirkung, die ich jemals erreichte, mit einem simplen Fax bewerkstelligte. Es gelten halt immer noch die Worte Abd el Kaders: "Zwei Dinge beherrschen die Welt, das Schwert und die Feder, doch die Feder ist mächtiger."
Und vielleicht hat ausgerechnet der alte Freischärler die Zivilgesellschaft vorausgesehen. Wer weiß!

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Huhu, Herr von Matt!
Soviel zum Deutschland-Thema, gefunden in der aktuellen Konkret:

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Unterwegs im Süden
Ich war mal wieder auf Südtour, was in diesem Fallnur heißt Südniedersachsen-Nordhessen, Raum GÖ-KS halt, jene besuchen, die mein früheres Leben waren. Sonst benutzte ich für solche Fahrten ja den Boliden

, aber mit den Jahren habe ich den Komfort der Deutschen Bahn schätzen gelernt, zumal das Wetter sehr zu wünschen übrig ließ. Es war ein wunderschönes, dekadentes, extrem genussvolles Wochenende, und abseits der gelebten Dekadenz, die man genießt und schweigt, stellte sich heraus, dass auch Göttinger Antikmöbelläden Dinge zu bieten haben, die sich nicht hinter einem Herrn Miri zu verstecken brauchen:




.

Das darf allerdings nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Stadt arm ist und sukzessive verslumt. Nachdem einíge gute und renommierte Lehrstühle von der niedersächsischen Landesregierung aus ideologischen und klientelistischen Gründen dicht gemacht werden, ist die Destruktion einer der traditionsreichsten deutschen Universitäten bereits eingeleitet. "Aufstieg durch Bildung", das war das seinerzeit ausgerechnet vom Gewerkschaftsflügel der
SPD und dem gelben Koalitionspartner in trauter Zweisamkeit betriebene Konzept der 70er Jahre, das die elitäre und verknöcherte Ordinarienuiversität in die moderne Massenuniversität umwandelte und mit Gesamtschulen und Orientierungsstufen neue Wege auch in der schulischen Bildung beschritt. Ach ja, das war auch erst die Zeit, als koedukativer Unterreicht begann und die Lehrer aufhörten, Schüler zu schlagen.

Nun, offensichtlich soll das Ganze umgedreht werden: Universitäten sollen verschlankt, in Profit Center verwandelt und verkleinert werden. Wer braucht schon Politikwissenschaftler oder Interkulturalismusexperten? Die sind nicht verwertbar und produzieren am Ende noch kritisches Bewusstsein. Bewusstsein ist ja überhaupt so eines von diesen komischen linken Schlagwörtern.

Hieß also das Konzept damals Aufstieg durch Bildung, so kann man wohl annehmen, dass "Abstieg durch weniger Bildung" oder "Zurück zur geschichteten Gesellschaft" das Konzept aktueller, besonders aber Wulff´scher Bildungspolitik ist. Dass auf diese Stadt noch ganz andere Probleme warten, wird unmittelbar neben dem Campus deutlich, übrigens unweit von der Stelle, wo seinerzeit Conny getötet wurde.
http://netbitch1.twoday.net/stories/1575267
Hier blühte auch in Göttingen die New Economy, hier ist sogar eine international tätige PR-Agentur ansässig, die als AG firmiert.


Schauen wir aber näher hin, so fällt mal wieder auf, dass unheimlich viele Büroflächen günstig zu haben sind, und da die Geschehnisse um die Göttinger Gruppe nichts Gutes vermuten lassen

http://www.ra-hahn-mcl.de/goettingergruppe.htm#endgueltig

so ist zu erwarten, dass der Crash erst noch kommt. Etwas Tröstliches gibt es ja: Von diesem Bürogebäude sind es zum Gericht keine 100 Meter :-)



Anyway, für mich war es ein perfektes Wochenende.

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