http://www.antibuerokratieteam.net/2008/06/30/ich-bin-dann-mal-weg
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wenn der silberlöffel links is bin ich göbbels
links heisst nich die halbe kohle in china verlieren um dann als arm zu tun
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sie ernennen dich zum göbbels
und du musst zur döner-bude
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Um es mit den Worten Brechts zu sagen: Was ist schon der Besitz eines Silberlöffels gegen einen Rotzlöffel, oder so.
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"Was Herrn Statler angeht, so ist und bleibt er doch ein Büttel des Klassenfeinds, der den Hautgout verströmt, sich in Diederich Heßling'scher Art nach "oben" zu buckeln. Wo immer dieses "oben" auch sei.
Mit ultrastalinistischem Gewerkschaftergruß!"
Das hätte ich jetzt geschrieben, wenn's mir das Wert gewesen wäre. So aber sage ich einfach nur "1", erwarte den Abgang des Karlsruher Berliners und zähle dann "2".
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Der meint mich. Und ja, tatsächlich werde ich nicht ewig bloggen. Mir tut aber jeder leid, der das für so wichtig hält.
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1. Ich wünsche ihm einen langen Atem und dass er seine beruflichen Wünsche verwirklichen kann.
2. Und uns wünsche ich, dass er sich bei der einen oder anderen Diskussion - trotz Blogabstinenz - beteiligt.
Ich glaube, in gewisser Hinsicht beruht die Blogmüdigkeit von Statler und Rayson auf einem ähnlichen Zusammenhang - und doch ist sie gegenläufig. Statler wurde im Laufe der Zeit offener und undogmatischer, ihn befriedigten die Dogmatiker im eigenen Lager immer weniger. Die Diskussion mit ihnen war ihm frustrierend, weil zu begrenzt und zu wenig fruchtbringend. Tja, bei Rayson ist es gleich und doch umgekehrt: Auch Rayson ist vieler Diskussionen inzwischen müde, hier aber im Wesentlichen darum, weil er für sich ein nahezu geschlossenes Weltbild gefunden hat.
Ich erinnere mich (bzw.: ich meine mich zu erinnern...), dass ich Statler aufgrund seines Diskussionsverhaltens verspottet habe - und zwar wegen seiner Ambitionen in der Wissenschaft. Ich hielt ihn mit seiner (anfänglich hochgradigen) Parteilichkeit nicht für fähig, nicht einmal im Ansatz, das Geschäft der Wissenschaft zu betreiben. Ich habe mich getäuscht. Wenn ich richtig herum spekuliere, hat Statler von der Einbindung in wissenschaftliche Review-Prozesse ungemein profitiert - und das ist bewundernswert -, er hat für sich und seine persönliche Entwicklung viel daraus gezogen. Er ist, nach meinen Beobachtungen, insgesamt, auch in seinen politischen Betrachtungen, gleichzeitig offener, neugieriger und sorgfältiger geworden.
Neugierde ist keine schlechte Zutat für die Wissenschaft.
Aus einem anti-linken Rückenmarksgrantler ist zunehmend ein wirklich interessierter Mensch geworden, einer, der gerne über den Tellerrand hinaus blickt und einer, der sich fernab politischer Glaubenslehren eigene Gedanken macht. Dazu kommt - auch darum ist sein Abgang für die politische Blogosphäre ein Verlust - er öffnete sich guten Argumtenten, auch aus dem "feindlichen Lager", konnte diese annehmen und sogar sich zu eigen machen.
Ich habe es bereits angedeutet, ich wünsche Statler:
Alles Gute!
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Dabei haben Leute mit einem weniger verhärteten Meinungsbild viel eher die Möglichkeit, meine Sichtweise auch tatsächlich zu ändern.
Kann nur spekulieren, aber vielleicht behindern die durch eine wissenschaftliche Tätigkeit die einfach-mal-so-Äußerung. Macht es auf jeden Fall anstrengender. Hab das bei mir zu IT-Themen, für die ich mich als Experte verkaufe, festgestellt. Es wird für mich einfach anstrengender, weil ich da weniger tolerant gegenüber eigenen Fehlern und Ungenauigkeiten bin und ich glaub das ist nicht gut aber wohl menschlich.
Ein Blog mit offenen Gastgeber führt dazu, das sich auch eher antagonistische Leute zumindest lesen. Das hat oilwars.blogspot.com für mich so interessant gemacht. Da wird zwar auch der kreativen gegenseitigen Beleidigung gefröhnt, aber das bleibt stets im humoristischen Rahmen. Vor allem gibts unterschiedliche Meinungen. Hab mal von einem sozialwissenschaftlichen Versuch in der USA gehört, in dem die Entscheidungsfindung von sehr homogenen und sehr heterogenen Gruppen verglichen wurden. Die homogenen Gruppen gelangten zu radikaleren Entscheidungen. Das ist nicht unbedingt gut.
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ER SELBST HAT SICH NIE GETRAUT MIT MICH EIN SATZ ZU WECHSELN
EINMAL WAREN WIR ÜBBA 100 KOMMENTS MIT DAS ZITERWOLF
ER WAR VIEL ZU FEIGE SICH DEM ZITTERWOLF NUR EINMAL ZU STELLEN OBWOHL ER DOCH DIE TOTALE ÜBERLEGENHEIT IN SEINEM BLOG MIT SEINEN NEOLIBERALEN SCHEISSERN HATTE
DARAN ERKENNT MANN DIE ZWEITE REIHE IM AKADEMIKERTUM AN DIE UNI
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Aber kz hat in seinen früheren Inkarnationen auch schon mal das Horst-Wessel-Lied gepostet und den Eindruck erweckt, er sei ein seine Sache ernst meinender Nazi. Solche Sachen wie sein Kommentar bei den Bissigen Liberalen, wenn er morgen wieder vorbeischaue würde sicher ganz unaufgeregt über die Freiheit der Sklavenmärkte debattiert fand ich andererseits genial.
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Wer mit 5 Israel-Fähnchen am Rad durch die Stadt zu fahren ankündigt und dies mit der supersarkastischen Bemerkung tut, er wolle mal sehen, "ob man das überlebt, Bericht morgen", der legt die Schlußfolgerung nahe, dass der Humor ein Meister aus Deutschland ist.
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Zum Beispiel hier:
http://che2001.blogger.de/stories/1117082/#1119436
Oder am 8. Mai, 17:34: " das is das klima mit ein bischen folklorenazis bekämpfen wo deutschland komplett umgebaut wird."
Was am Begriff der "Folklorenazis" auffällt ist, dass er außer beim Zittergöbbels nirgendwo vorkommt – fast nirgendwo.
Denn ein weiterer Verwender ist Herr Priebke, rechtskräftig verurteilter SS-Kriegsverbrecher, der in seiner von seinem Anwalt Paolo Giachini verfaßten und von dem x-fach verurteilten Shoa-Leugner Jürgen Graf übersetzten Autobiographie "Der Fall Priebke. Anatomie eines Justizskandals", Rom 2005, die "Berufslügner" des Wiesenthal-Zentrums verspottet, sie hätten bei Nachforschungen über deutsche Neonazis nur "Folklore-Nazis" gefunden.
Der Begriff der "Folklorenazis" hat bei Priebke/Giachini die debattiertaktische Funktion der Diminuierung des Grauens durch Verwitzelung – wie bei Ziwo Göbbels.
Als Göbbels hier "Folklorenazis" hinschrieb, war die Berichterstattung über die schwarzgeblockten braunen Kameraden noch frisch. Diese munteren Gesellen halten, so fiel es mir wie Schuppen aus den Haaren, die NPD und andere national sein wollende Weicheier für exakt das, was mit dem Begriff der "Folklorenazis" gemeint ist.
Das Wort selbst ist bei den Autonazionalen nicht dokumentiert, aber was sie verächtlich gegen NPD et al wenden, ist "schwarz-weiß-rote Deutschtümelei" und "1933er-Romantik", und wer deutschtümelt und romantisiert, der ist mit "Folklorenazi" perfekt beschrieben.
Was mir weiterhin beim Göbbels bedenkenträgerisch das Haupt hin- und herbewegt, ist sein fuchtelndes Engagement, mit dem er versucht, die Kapitalismuskritik von der Existenz der Vernichtungslager fein zu separieren – ein Klassiker der Neonazi-Argumentation.
http://che2001.blogger.de/stories/1117082/#1124250
Weil, "antikapitalistisch" ist man schon, möchte aber diese Sache mit den Juden nicht immer so reingerieben kriegen. Auch die Neoconnarden rasten zittergöbbelsch aus, wenn man die Shoa mit ihrem Hl. Kapitalismus auch nur entfernt in Verbindung bringt. Das ist der Grund, warum sie delirieren, die Nazis wären "links" gewesen, auch wenn unter Hitler die Sozialisten nicht in der Regierung, sondern im KZ saßen.
In jenem Kommentar gibt Ziwo Göbbels auch eine weitere Probe seiner argumentativen Schwerstbegabung. Der luzide, langjähriges Marx-Studium verratende Hinweis, Marx habe den Holocaust ja auch nicht für seine Kapitalismuskritik gebraucht, wird jeden von diesem hochtalentierten Sarkasten überzeugen, dem Marx' Sterbedatum bekannt ist.
The-mule dürfte begeistert gewesen sein.
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Deine Argumentation ist getrickst maximalistisch. Ich brauche keinen "politischen Panzer, der sich anschickt, über Leichen zu rollen". Mir reicht bereits "die debattiertaktische Funktion der Diminuierung des Grauens durch Verwitzelung".
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Eine "surreale Abendunterhaltung", die Du als Interpretationsmöglichkeit der Emanationen von El Sarcastico für vertretbar hältst, als "höhere Form des Lustigseins" zu bezeichnen, bedeutet lediglich, das von Dir Gesagte mit anderen Worten wiederzugeben.
Es ist etwas völlig anderes, als das, was Du machst: Dein apologetischer Abgrenzungsvergleich von Göbbels mit praktizierenden Mordbrennern läßt ihn selbstverständlich gut aussehen. -
Schade, dass Du den kleinschriftlichen Teil nachträglich um 3/4 gekürzt hast.
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Btw die Staatsschützervokabel "extremistisch" kommt in meiner Welt nicht vor.
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Natürlich stimmt das nicht, was J. Butler da schreibt.dieser satz sagt natürlich eigentlich alles, was man in diesem zusammenhang über dr. deans essentialistische vorstellung zur gedankenwelt der genderforschung wissen muss. sie sehen mich ein bisschen entsetzt.
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Seit den 1950ern, besonders aber in den 70ern machten unter Ethnologen Forschungsergebnisse zum Geschlechtsrollenverständnis verschiedener indigener Völker Furore. Es wurde evident, dass bei verschiedenen sibirischen Nomadenvölkern und z.B. auch Steinzeitmenschen in Papua-Neuguinea mehr als 2 Geschlechter existierten, bis zu 7. Hermaphroditen und Transsexuelle, teilweise Lesben und Schwule, teilweise Kinder und Alte jenseits des gebär- und zeugungsfähigen Alters wurden oder werden dort als eigene Geschlechter behandelt, einschließlich eigener grammatikalischer Formen. Für diese Geschlechter gibt es dort eigene Endungen und Fürwörter. Im Deutschen wären das dann neben "ihm" und "ihr" etwa "ihmst", "ihrst", "inst", "imt" oder Dergleichen.
Rein sprachlich werden hier Geschlechter definiert, die es im europäischen Kontext nicht gibt. Von solchen Erkenntnissen ausgehend, entdeckten dann alltagsgeschichtliche Studien (einen Beitrag zu diesem Thema gibt es in der aktuellen Ausgabe der Archäologie-Zeitschrift "Epoc"), dass auch das europäische Mittelalter die heutige bipolare Geschlechterdefinition so nicht kannte. Wenn nicht gerade die Kirche den Teufel ins Spiel brachte, wurden Entwicklungen Transsexueller vom männlichen zum weiblichen Habitus oder umgekehrt gelassen betrachtet, nach mittelalterlichem Verständnis der common people war es nichts Ungewöhnliches, wenn sich eine Frau im verlauf mehrerer Jahre in einen Mann verwandelte oder umgekehrt. Die Definition von Geschlechtern als Frau oder Mann mit nichts dazwischen und Homosexualität als Abweichung von der als "normal" und "natürlich" angesehenen Heterosexualität und die Erziehung zu heterosexuellem Verhalten in Verbindung mit einem komplexen Raster von als "typisch männlichen" und "typisch weiblichen" Verhaltensweisen wurde als Produkt einer Gesellschaft erkannt, die die Biologie als Wissenschaft und eine positivistische Psychologie als erkenntnistheoretische Voraussetzung hat - also seit Anfang des 19. Jahrhunderts. Ich will jetzt keinen Mythos vom Edlen Wilden zelebrieren - die untersuchten archaischen Gesellschaften hatten oder haben ihre eigenen Rollenstereotypen, z.B. sind dort Transsexuelle meist "automatisch" Schamanen, aber es wurde deutlich, dass begriffliche Definitionen bestimmen, was Geschlechtlichkeit ist. Erst seit Freud werden Homosexuellen bestimmte Verhaltensweisen und Charaktereigenschaften zugewiesen, als "Abweichung" vom Modell der bipolaren Geschlechtlichkeit.
Zit.: "Die Frage nach den Ursachen von Homosexualität ist keineswegs neutral. Sie ist mit der Entstehung der medizinisch definierten, dichotomischen Kategorien Hetero- und Homosexualität im 19. Jahrhundert aufgekommen und seither von zahlreichen ForscherInnen immer wieder unterschiedlich beantwortet worden: Nervenstörung, Verführung, falsche Erziehung, kindliche Fehlentwicklung, genetische Ursachen, abweichender Hormonspiegel....Zweierlei ist all diesen Theorien gemeinsam: Sie setzen Heterosexualität als unhinterfragte Norm und Homosexualität als zu erklärende krankhafte Abweichung - bezeichnenderweise hat kaum jemand nach den Ursachen von Heterosexualität gefragt....Die Sodomie war ein Typ von verbotener Handlung, deren Urheber nur als ihr Rechtssubjekt in Betracht kam. Der Homosexuelle des 19. Jahrhunderts ist zu einer Persönlichkeit geworden, die über eine Vergangenheit und eine Kindheit verfügt, einen Charakter, eine Lebensform, und die schließlich eine Morphologie mit indiskreter Anatomie und möglicherweise rätselhafter Physiologie besitzt. Der Sodomit war ein Gestrauchelter, der Homosexuelle ist eine Spezies.... Bereits der Begriff Sexualität als persönlichkeitsdefinierender, identitätsstiftender körperlich-seelischer Komplex ist keine universale, objektive Gegebenheit. Vielmehr ist er auch ein Konstrukt der westlichen Gesellschaften des 18. und 19. Jahrhunderts, maßgeblich gefördert durch Pädagogen und Mediziner...Feministische und dekonstruktivistische Denkansätze haben jedoch seit den 70er und 80er Jahren diese Denkansätze gesprengt und die Kategorien selbst hinterfragt"
Deine Knochen - Deine Wirklichkeit, AG gegen Rassenkunde, S. 156 ff.
Diese Ansätze waren ein Spezialthema der Ethnologie, der Alltagsgeschichte/Historischen Anthropologie und Philosophie, bevor sie durch Butler einen Eingang in die feministische/antipatriarchale Debatte fanden. Parallel gab es eine vergleichbare Thematisierung von Foucault her.
Für mich bleibt festzuhalten, dass aus der Völkerkunde und Geschichtsforschung empirisch bewiesen wurde, dass Geschlechtskategorien sozial-sprachliche Konstrukte sind. Und wie Du, Dean, damit umgehst, unterscheidet sich wenig von Rayson.
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natürlich ist das großes kopfkino mit den butlerschen diskursen (abgesehen davon, dass man mittlerweile schon wieder weiter ist und bei foucault (circulus vitiosus;-) und seinen dispositiven anlandet), aber die brachiale macht, mit der naturwissenschaftlerInnen zu jeder zeit die reine lehre durchsetzen wollen, ist einfach unerträglich, nunja, diskursresistent ;-)
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ich habe mir das schon gedacht, das ich in genau dem tonfall runtergeputzt würde und finde auch bedauerlich, dass jemand mit diesem intellekt dann offensichtlich nicht die größe hat, mir das als jemandem, der offenbar nicht mal drei sätze überblickt, vernünftig beizubiegen.
(nebenbytheway hab ich nirgendwo behauptet, dass j.b. eine "genderforscherin" sei oder dass psychoanalyse ein heute übermäßig sinnstiftender akademischer zeitvertreib sei oder achscheißderhunddrauf.)
@che: ich bin hier zudem a) offenbar doch in eine privatparty geplatzt und dies scheint b) auch nicht meine baustelle zu sein. ich glaube zwar immer noch, dass ich das ein oder andere darüber weiß, aber so hab ich keine lust zur diskussion und so wichtig ist es mir eben doch nicht - und bevor ich euer diskursniveau ins bodenlose ziehe...
ich werd hier gelegentlich weiter mitlesen und schön die schnauze halten.
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Zwar finde ich auch, dass Butler mitunter übers Ziel hinausschießt, und bei manchen Leuten, die auf Butler sich berufend jegliche Unterscheidung von biologischen Geschlechtsmerkmalen als repressiv und sexistisch bezeichneten musste ich schmunzelnd an Geschwister Loretta aus Life of Brian denken. Aber zwischen den oben zitierten Butler-Sätzen und deren Dean´scher Umschreibung sehe ich keinen relevanten Unterschied.
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http://74.125.39.104/search?q=cache:_enKJeLnxNcJ:www.ruhr-uni-bochum.de/fwu/texte/tp_butler.pdf
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http://www.die-grenze.com/foucault_webkatalog/search.php?kword=deut
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Ach ja, und die Biologie ist auch nicht mehr, was sie mal war. Da gibt es keinen Rassenbegriff mehr, sondern so komische Dinge wie Eiweißmarker, Genetic drift und Genfluss und so kompliziertes Zeug.
Früher waren Männer noch Männer, Frauen noch Frauen und die kleinen pelzigen Wesen von Alpha Centauri noch die kleinen pelzigen Wesen von Alpha Centauri. Und nicht Alabricker, wie man heute politisch korrekt sagen muss.
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Dass Körper kulturgeformt sind, ist nicht neu: Ehedem vornehme Blässe, da nur die Bauern, die draußen schuften mußten, gut gebräunt waren, wird zur Kränkelfarbe. Dicke Wampe, vormals Ausweis der Wohlhabenden, da nur die Hungerleider schlank waren, ist zum Ausweis charakterschwacher Kautsch-Kartoffeln geworden. Wenn ich strahlende Buddha-Statuen mit dem abgehärmten Jesus am Kreuz vergleiche, weiß ich, welcher Religion ich mich anschlösse, wäre ich denn religiös.
Körper sind immer "Körper von Gewicht", da ein gewichtsloser Körper schwer vorstellbar ist.
Das Gewicht von Körpern ist durch gesellschaftliche Macht bedingt, nicht aber, dass sie Gewicht haben.
Körper materialisieren sich nicht unabhängig von der kulturellen Form, gehen aber nicht in ihr auf.
Der jeweils erste Halbsatz aus der Butler-Theorie ist eine gesellschaftskritische Binse, dh wahr, aber nicht eben spektakulär neu. Der zweite kursive Halbsatz gehört zwingend dazu, leider nicht bei Butler. Sie geht so vor, dass sie die erste Hälfte hernimmt, die zweite nicht wahrhaben will, und mit der absolut gesetzten ersten Hälfte weiterargumentiert.
"Natürlich liegt in der Überwindung von Rollenstereotypien Freiheit und Emanzipation, und der Gender-Begriff eignet sich vorzüglich zur Überwindung des überlieferten patriarchalen Rollenmodells", sagt Che zutreffend, aber Butler würde sagen, dass Che da Scheiße redet, weil er den machtgesteuerten Rollenbegriff machtstützend performiert und "Gender" in einer Weise benutzt, der die Unterscheidung von biologischem und kulturellen Geschlecht zugrunde liegt.
I. a. W: Ich stimme Dir zu, nur, das ist nicht Butler, sondern das, wogegen sie zu Felde zieht.
Dass "Geschlechtskategorien sozial-sprachliche Konstrukte" sind, weiß man seit den Anfängen des Instituts für Sozialforschung, aber Butler scheint zu leugnen, dass diesen Konstrukten ein Sachverhalt zugrunde liegt, der nicht nochmals in Sprache aufzulösen ist.
Es ist ein Unterschied, ob man sich "mit der Definitionsmacht von Sprache über die Realität beschäftigt" (Che), was zweifellos, richtig betrieben, wissenschaftliche Dignität besitzt, oder ob man eine Extremhegelei betreibt, über den Hegel den Kopf geschüttelt hätte, in dem die Sprache die Wirklichkeit erzeugt. Es ist ein Sprachidealismus, der die Differenz von Sprache und außersprachlicher Wirklichkeit einzieht.
[Muß leider hier abbrechen, da ich einer Einladung Folge leiste.]
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Lange Antwort kommt gleich, richtet sich dann aber sozusagen erstinstanzlich an den Nörgler.
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http://de.wikipedia.org/wiki/Rashomon_%E2%80%93_Das_Lustw%C3%A4ldchen
d.h., ich gehe nicht davon aus, dass es eine objektive Realität außerhalb des Betrachters (oder der vielen Betrachter) gibt, bzw. ist diese nicht erfahrbar. Wenn man sich mit relativistischer Quantentheorie oder auch mit moderner Genetik beschäftigt, stößt man da immer sehr schnell auf die Grenzen der Modelle, und darauf, dass wir nur Realitätsmodelle haben, aber niemals DIE REALITÄT. In diesem Zusammenhang geht es dann darum, wie man Realität am Besten beschreibt.
Konkret zum Positivismus in den Gesellschaftswissenschaften vertrete ich im Grundsatz die Positionen Horkdornos.
http://de.wikipedia.org/wiki/Positivismusstreit
So, das war jetzt eingestreut, die lange Antwort kommt gleich.
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Zweitens hatte ich mit Butler zu tun, als ich mich wissenschaftlich mit Rassismus und allgemein der Entstehung und Genese biologistischer (also auch sexistischer, sozialnativistischer und kriminalphysiologischer) Menschenbilder beschäftigte, da war Butlers Schrift "Hass spricht" sehr hilfreich. Allerdings habe ich Butler hauptsächlich in Kombination mit Foucault gehandhabt. Sehr viele Werke Butlers kenne ich überhaupt nicht, mache mir möglicherweise also ein falsches Bild von der Gesamtphilosophie. Ich habe oben, nicht zum ersten Mal, erläutert, wie die Vorstellung von Geschlecht als sozialem Konstrukt ursprünglich als empirische Erkenntnis aus der Ethnologie her kam
http://che2001.blogger.de/stories/1166373/#1175789
und möchte Dich, Dean, bitten, dazu vielleicht mal Deine Meinung mitzuteilen. Auf jeden Fall ist in der Wissenschaft, von der ich etwas verstehe, also der Alltagsgeschichte und Historischen Anthropologie, der Begriff der Dekonstruktion von Geschlechtsrollen in diesem Zusammenhang zu sehen. Man könnte auch sagen, es besteht zunächst einmal eine (nicht aus freier Übereinkunft entstandene, sondern interessengeleitet durch einen Herrschaftsdiskurs geprägte) Vereinbarung darüber, dass Geschlechtskategorien biologisch definiert und zugleich Rollenerwartungen daran geknüpft werden. Die Tatsache, dass völlig andere Kulturen völlig andere Begrifflichkeiten von Geschlechtlichkeit haben, zeigt die historische Gewordenheit und auch Reversibilität einer solchen Geschlechterdefinition.
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@"Insofern fragt sich, was genau ist hier "völlig" anders? Muss man wegen einzelner anthropologischer Befunde dann gleich Butler folgen" --- nein, Ansätze wie derButlers folgten zunächst mal aus solchen Befunden, ohne die wäre die Genese des Dekonstruktivismus gar nicht denkbar, das habe ich aber doch deutlich gemacht.
@"Nicht bestätigt wird - meines Wissens - dass in diesen alternativen Sexualordnungen (so nenne ich das einmal vereinfachend) ein deutlich geringeres Maß an sexueller Repression herrscht. Aber war das nicht einer der Ausgangspunkte?" --- Nö, habe ich nie behauptet, im Gegenteil explizit gesagt, dass solche Gesellschaften ihre eigenen Rollenzuweisungen haben (Transsexuelle als Schamanen), nur wollte ich damit deutlich machen, dass an solchen Beispielen klar wird, wie kulturabhängig Geschlechtsrollenzuweisungen sind.
@"Oder wird bei Butler - statt sich gegen Herrschaft zu wenden - an Stelle eines Kampfes für die Entfaltung von Individuen sogar das genaue Gegenteil betrieben, und es werden im Namen der Bekämpfung von "Heteronormativität" neue Queer-Normen geschaffen und - repressiv - durchgesetzt?" ---- sehe ich an keiner Stelle, nein.
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oder das hier @Dass mit dem "Duchbrechen des Heterosexismus" (gemeint: jegliche Erscheinungsform von Heterosexualität) und die folglich angeblich notwendige abwertende, und auf Lächerlichmachung abzielende, Parodierung von Heterosexualität
dann frage ich mich, ob es hier noch um eine poltisch-philosophische Debatte geht oder um die Ängste eines homophoben Mannes mit Kastrationskomplex.
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@n her most influential book Gender Trouble (1990), Butler argued that feminism had made a mistake by trying to assert that 'women' were a group with common characteristics and interests. That approach, Butler said, performed 'an unwitting regulation and reification of gender relations' -- reinforcing a binary view of gender relations in which human beings are divided into two clear-cut groups, women and men. Rather than opening up possibilities for a person to form and choose their own individual identity, therefore, feminism had closed the options down.
Butler notes that feminists rejected the idea that biology is destiny, but then developed an account of patriarchal culture which assumed that masculine and feminine genders would inevitably be built, by culture, upon 'male' and 'female' bodies, making the same destiny just as inescapable. That argument allows no room for choice, difference or resistance. Butler prefers 'those historical and anthropological positions that understand gender as a relation among socially constituted subjects in specifiable contexts'. In other words, rather than being a fixed attribute in a person, gender should be seen as a fluid variable which shifts and changes in different contexts and at different times.
Butler argues that sex (male, female) is seen to cause gender (masculine, feminine) which is seen to cause desire (towards the other gender). This is seen as a kind of continuum. Butler's approach -- inspired in part by Foucault -- is basically to smash the supposed links between these, so that gender and desire are flexible, free-floating and not 'caused' by other stable factors.
In other words, gender is a performance; it's what you do at particular times, rather than a universal who you are.
Oder dieser Link hier, der auch eher von Vernunft zeugt und einer ziemlichen Ferne vom Moralspackenfeminismus der repressiven Art (in unseren Kreisen benutzten ja die SM-Leder-Lesben Butler sogar, um die Schwarzer-Blümchensexfraktion zu ärgern)
http://www.thing.de/neid/archiv/1/text/butler.htm
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Im Zusammenhang dieser Auseinandersetzung bedeutet „positivistisches Wissenschaftsverständnis“ nicht Induktionismus oder Empirismus, sondern die von Max Weber formulierte Position, die Wissenschaft an sich sei wertfrei und objektiv. Alles, was durch ein Experiment belegt werden könne, könne und solle auch erforscht werden. Fortschritt in der Forschung gehe mit Fortschritt in der Technik und dieser mit gesellschaftlichem Fortschritt einher. An diesem Positivismus (der nicht der Positivismus Comtes und nicht der Rechtspositivismus ist, sondern ausschließlich das eben skizzierte Wissenschaftsverständnis meint) wurde von verschiedenen Seiten Kritik geübt, zuerst von Kathedersozialisten, die die Auffassung vertraten, die Wissenschaft müsse dem Allgemeinwohl nützen und sich volkswirtschaftlichen und sozialpolitischen Zwecken unterordnen.
Wissenschaftsphilosophen/Theoretiker meinten später, die Unschärfe in der Beobachtung zahlreicher Phänomene lasse Zweifel an der Richtigkeit des Objektivitätsanspruchs aufkommen und machten dies am Beispiel der Quantentheorie (Heisenbergs Unschärferelation, Schrödingers Katze, Nichtörtlichkeit, Doppelcharakter von Welle und Teilchen) sowie am Paradigmenwechsel in der Humangenetik fest. Die Aufgabe des Konstruktes von Menschenrassen und die Erkenntnis, dass über Populationsgrenzen hinweg ständige genetic drift stattfindet, die mit Ethnien nichts zu tun hat und sich nicht am somatischen Erscheinungsbild festmacht, ließen eine über etwa 150 Jahre für verbindlich gehaltene Systematik der Humanbiologie als völlig willkürliches und aufs Engste mit Formen sozialer Machtausübung und Herrschaft verbundenes Konstrukt erscheinen. Hiermit stellte sich die Frage, inwieweit das Beobachtete grundsätzlich nur das ist, was der Beobachter sehen will.
Eine ganz andere Kritik kam von Horkheimer und Adorno her. Diese hatten ja schon in der Dialektik der Aufklärung die Geschichte des Umschlagens von Aufklärung in ihr Gegenteil geschrieben und hierbei in einem über Jahrtausende zurückgehenden Abriss erklärt, wieso Aufklärung nicht automatisch zu gesellschaftlichem Fortschritt führe, sondern immer wieder von Eliten als Herrschaftsinstrumentarium benutzt werde. Damit (das hat dann wieder sehr viel mit Comte zu tun) ist das positivistische Fortschrittsmodell hinfällig: Technologischer Fortschritt führt keineswegs zwangsläufig zu einer humaneren und freieren Gesellschaft. Vielmehr hat technologischer Fortschritt Auschwitz und Hiroshima möglich gemacht, nach Horkdorno Ergebnisse, die in der positivistischen Ausrichtung der Naturwissenschaft im Weber´schen Sinne als Möglichkeiten bereits angelegt waren. Daraus folgt eine Wissenschaftskritik, derzufolge Wissenschaft, auch und gerade Naturwissenschaft, immer auch Werturteile im moralischen Sinne abgeben müsste, was nur bei größtmöglicher Macht- und Staatsferne der Wissenschaft möglich sei.
Mit vielen Transformationsprozessen, bei denen u.a. die Namen Saussure, Lacan, Foucault und Habermas von Bedeutung sind, vollzog sich eine Entwicklung in den Geistes- und Sozialwissenschaften in eine Richtung, die den Begriff der wertfreien Wissenschaft und der Objektivität in der ursprünglichen Form gar nicht mehr kennt. Die Hervorbringung ständig neuer sozialhistorischer Paradigma ist der Erkenntnis geschuldet, dass Geschichte immer mit Akteuren und Interessenlagen verbunden ist, so dass es eine Klassengeschichte, eine Frauengeschichte, eine Alltagsgeschichte, eine Mikro- und Makrohistorie usw. gibt, aber nicht die Geschichte an sich, und archäologische Methoden und Forschungswege wie Oral History von steigender Bedeutung sind, da es heute um Rekonstruktion von Lebens- und Erlebensweisen, nicht von Ereignissen oder politischen Entscheidungen geht. Diese Art Geschichtsforschung fragt bei jeder Art von historischem Erkenntnisgewinn "wem nützt es?" Vor diesem Hintergrund sind der Linguistic Turn und der Dekonstruktivismus von Bedeutung für die Theoriebildung bzw. das Selbstverständnis der Historischen Anthropologie.
http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/termine/id=1015
http://www.action-research.de/exkurs3.htm#positivismus
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"Dass mit dem "Duchbrechen des Heterosexismus" (gemeint: jegliche Erscheinungsform von Heterosexualität) und die folglich angeblich notwendige abwertende, und auf Lächerlichmachung abzielende, Parodierung von Heterosexualität einen echten Freiheitsgewinn bzw. eine Minderung von Sexualrepression verwirklichen?"
Dergleichen findet sich auch in der Kommentarsektion von Kewil, das ist Neue Rechte pur. Ist jetzt kein Argument, der Hinweis sei aber erlaubt, und dieser Quatsch, der hier volltönend abgesondert wird, ist ja auch keines.
Dean, was meinst Du eigentlich, wenn Du "Wissenschaft" schreibst? Vermutlich weißt Du das doch selbst nicht.
Was ist denn so Dein Erkenntnismedium, hier in dieser Diskussion z.B. gerade?
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Dieser Standpunkt wurde von Butler aufgegriffen und m.W. ohne expliziten Verweis auf den ursprünglichen Begründungszusammenhang auf ihre übliche pointierte Art weiterentwickelt. Vielleicht hat sie sich dabei in eine angesichts der realen Frauensituation in islamischen Gesellschaften bizarre Sackgasse verrannt, der Ausgangspunkt ist aber durchaus nachvollziehbar.
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http://www.die-autonomen.de/wiss%20Feminismus.htm
http://www.beitraege-redaktion.de/archiv/heft66.htm
http://74.125.39.104/search?q=cache:A2N9tMNpVwkJ:www.frauenzimmer.at/html/theorie.htm+Feministische+Theorie+Butler&hl=de&ct=clnk&cd=4&gl=de&lr=lang_de&client=firefox-a
http://www.literaturkritik.de/public/rezension.php?rez_id=1209&ausgabe=200007
Momorulez hat schon Recht: das ist Kewil- und PI-Niveau. Du nennst Positionen, die Dir nicht passen, "unwissenschaftlich", ohne aber auch konkret darzulegen, wie Dein Maßstab von Wissenschaftlichkeit aussieht oder an einem konkreten Text die Beweisführung anzutreten, warum dieser unwissenschaftlich sei, Du sprichst jedesmal, wenn Netbitch oder ich die Verbundenheit Butler´scher Positionen mit realen politischen Debatten oder wissenschaftlichen Erkenntnissen betonen Frau Butler ab, dass sie diesen Bezug selber hätte und behauptest stattdessen, dies seien Versuche von uns, Butler zu retten. Du meine Fresse, da veranstalten die DFG, die Max-Planck-Gesellschaft und Dutzende historische Fakultäten über anderthalb Jahrzehnte Kongresse auf Kongresse und Tagungen auf Tagungen, bei denen über die Bedeutung des linguistic turn für die Geschlechterforschung und Sinn und Unsinn des Dekonstruktivismus in der Genderdebatte diskutiert wird, woher ich auch mein Wissen über die Wirkungsgeschichte und die ethnologischen Wurzeln und Konsequenzen des Dekonstruktivismus habe, und das soll alles nicht wahr sein?
Meisterdenker Dean weiß das alles besser und denunziert Butler im Bildzeitungsstil. Angefangen hatte diese Debatte mit meiner Äußerung auf Shifting Reality, besser wäre es, wenn es gar keine Gesclechtsrollen gäbe. Bezogen war dies nicht auf den Dekonstruktivismus, noch nicht einmal im engen Sinne des Wortes politisch gemeint, sondern eher als allgemeine Sehnsucht nach voraussetzungsloser persönlicher Handlungsfreiheit, etwa wie Buddhas "Von nichts berührt werden zu müssen ist das höchste Glück". Darauf kam von Dir eine geradezu hasserfüllte Antwort, in der Du Rollenperformance-Verhaltensweisen mir nicht bekannter Leute aus Deinen früheren Erlebnissen und Erfahrungen mit politisch hyperkorrektem Moralinfeminismus auf diesen harmlosen Satz von mir bezogst.
Das als Solches würde ich schonmal als kaum noch nachvollziehbare Übersprungshandlung bezeichnen, da setztes Du dann aber noch einen drauf und beleidigtest mein prsönliches Umfeld, Leute, von denen du niemanden kennst, als Spinner. Und in diesem Zusammenhang wurde dann Butler unmittelbar ineins gesetzt mit Deinen negativen Erfahrungen mit bestimmtem Verhalten linker Gruppen, die ich wiederum nicht kenne. Ich habe dem meine eigenen, anders gelagerten Erlebnisse in der linken Szene entgegengesetzt. Wenn ich "linke Szene" sage, präzisiere ich das lieber. Damit meine ich das Spektrum, das von Gruppen wie Robin Wood, Pro Asyl, der Foodkoop- und Weltladenbewegung über die Frauen/Lesbenszene bis zu den Autonomen und Antimperialisten reicht, bezogen auf den Zeitraum 1982 - 2002 und die Städte Göttingen, Kassel, Hannover, Braunschweig, Bremen, Hamburg und Oldenburg sowie Berlin SO36 vor 1989. Also, ich schilderte die Gender- und Sexismusdebatten, die ich dort erlebt hatte und beschrieb, dass in meinem Umfeld die stark repressiv-moralischen Leute überhaupt nicht Butler-mäßig argumentierten, sondern mit Andrea Dworkin und teilweise auch biologistischen Argumenten (Frauen aufgrund ihres Hormonspiegels die besseren Menschen) und denen von höchst un-moralischen DekonstruktivistInnen ihre Sauertopf-Ideologie auseinandergenommen wurde - mit Rückgriff u.a. auf Butler. Ich habe darauf hingewiesen, dass zwischen den Niederungen persönlicher Auseinandersetzungen in wahrscheinlich auch noch studentischen und mit Adoleszens-Problemen beladenen Gruppen und der Verarbeitung des Werks von TheoretikerInnen in der Wissenschaft gewaltige Unterschiede bestehen und dass Butler nicht Schuld an Ersteren sein kann. Ich habe auf Nachfragen meine eigene erkenntnistheoretische Verortung im Hinblick auf den Begriff des Positivismus dargelegt. Auf nichts von dem geht Herr Dean direkt ein. Stattdessen immer weiter geführte Hetze gegen Butler und ihren Dekonstruktivismus, lächerliche Unterstellungen, die in ihrer Verdrehtheit, da hat Momorulez völlig Recht, auf dem Niveau der Neue Rechten sind. Und warum das alles? Weil Dr. Dean grundsätzlich immer Recht hat, oder weil ein verunsicherter heterosexueller Mann in der Midlife-Krisis den Gedanken nicht ertragen kann, dass die Welt nicht straight und übersichtlich ist und wir vielleicht alle ein bißchen queer sind, ohne uns das einzugestehen?
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Insofern stellt sich schon die Frage, wie verallgemeinerbar unsere europäischen Werte sind und was für Wege fremde Gesellschaften von sich aus gehen würden, und ob die vielleicht für sie besser sind.
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Ich weiß überhaupt nichts darüber, wie Butler mit Kritik an ihren Positionen umgegangen ist. Ich habe ausdrücklich geschrieben, dass ich außer "Hass spricht" von Butler nur fragmentarische Stellungnahmen kenne. Mein Thema ist nicht Butler als Person. "Geistesheldin" denkst Du Dir aus. Ich habe keine Helden, Du ja sehr wohl, wenn ich Deine "Helden des Linksliberalismus" auf Deinem Blog lese. Mein Thema ist die Rezeption und Weiterentwicklung dekonstruktivistischer Positionen, wie sie von Butler, aber noch stärker von Foucault, und auch von Saussure und Lacan, in gewisser Weise von Baudrillard (Momorulez würde jetzt Merleau-Ponty anführen, aber den kenne ich wiederum nicht, es wäre also unredlich, mich darauf zu beziehen) begründet wurden, einerseits in der Geschichts- und Sozialwissenschaft und andererseits in der Theoriebildung der undogmatischen Linken. Und zum Anderen hast Du hier einige Sachen geschrieben, die ich völlig haarsträubend finde, etwa Deine Einlassungen zum Heterosexismus oder angeblichen Versuchen von Queer-TheoretikerInnen, armen Heteros vorzuschreiben, wie sie zu leben hätten, die, ich bleibe dabei, sich auf der gleichen Ebene bewegen, wie das, was PI & Co so über Linke schreiben.
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Diskursanalyse ist eine der - vielfältigen - Methodiken (!!!), sich historischen und aktuellen Wirklichkeitsauffassungen anzunähern, keine Aussage über eine ausschließlich sprachlich verfaßte Welt.
Re-und Dekonstruktionen diesbezüglich sind im besten Sinne empirisch, nur daß sie eben auch qualitativ ansetzen, nicht nur quantitativ.
Und es ist schlicht autoritäres Denken, z.B. die Verletzung, die jemand bei einer rassistischen oder homophoben - letztere z.B. von Dir - Beschimpfung empfindet, nunmehr aus Wissenschaft heraushalten zu wollen. Die gibt's nun mal, und die hat gesellschaftliche Funktionen und Wirkungen, und sowas analysiert Frau Butler.
Zudem Du noch nicht mal in Deinem eigenen, irgendwo in den 50ern anzusiedelnden Paradigma konsequent argumentierst: Ersetz mal "Behauptung" durch "Hypothese".
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Wenn ich Butlers Burka-Äußerungen für abgedreht halte (trotz der lesenswerten Einlassung der netten Bitch), so schmälert dies dennoch nicht den Wert, den ich ihrem Beitrag für den Dekonstruktivismus an sich beimesse.
Imanuel Kant war der Meinung, man dürfe ein Zimmer nicht lüften, da durch Öffnen der Fenster Ungeziefer hineingelange, insbesondere Läuse und Kakerlaken. Er verbot also seinem Dienstpersonal, sein Schlafzimmer jemals zu lüften. Sie taten es heimlich, in seiner Abwesenheit, sonst wäre er womöglich an Sauerstoffmangel gestorben.
Derselbe Kant schrieb in seinem Lexikon Einiges über Menschenrassen (als einer der ersten Autoren, die diesen Begriff verwendeten), verbunden mit praktischen Ratschlägen, etwa, wie der Neger zu peitschen sei. Als Georg Forster ihm sagte, auf all seinen Reisen habe er keinen Menschen getroffen, der Kants Rassentypen exakt entsprochen hätte, und erst recht niemanden, der sich über Zugehörigkeit zu einer Rasse definiere, da erwiderte Kant, der sein Leben lang nicht aus Königsberg herausgekommen war, es reiche eben nicht aus, empirisch die Welt zu umsegeln, man müsse dies mit dem konkreten Plan im Kopfe tun.
Sage ich nun, Kant war ein provinzieller, rassistischer, unpraktischer alter Zausel, eine Art Mega-Nerd, und tue seine Vorstellungen deshalb in Bausch und Bogen ab?
Nein, er war einer der größten Philosophen der Weltgeschichte trotz dieser Schwächen. Die Kritik der reinen Vernunft überzeugt unabhängig von der Person Kants.
Und insofern bleibt der Wert von "Hass spricht" und dem Unbehagen der Geschlechter unabhängig von Butlers Burka-Äußerungen bestehen.
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Zum Thema Gender-Konstruktivismus sehr erhellend ist dieses Buch:
http://www.amazon.de/Junge-als-M%C3%A4dchen-aufwuchs/dp/3530421545/ref=sr_1_3?ie=UTF8&s=books&qid=1216298092&sr=1-3
Und zur Quantentheorie und ihrer Bedeutung für die Erkenntnis der Realität immer noch Moritz Schlick von 1936:
http://euro.mein-serva.de/mauthner2004/mauthner/tex/slick2.html
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Abgesehen davon, dass ich Foucault nicht für den "Gott" des Poststrukturalismus halten würde, es sogar gute Gründe gäbe, Derrida, Bourdieu oder Baudrillard für wichtiger zu halten (dessen Werk "Der symbolische Tausch und der Tod" würde ich auch noch zu den großen Würfen der Philosophie des 20. Jahrhunderts rechnen) oder vielleicht Lacan oder Deleuze und Guattari, abgesehen davon bleibt für mich nur festzuhalten, dass Du aus meiner Sicht ein kauziges Wissenschafts- und Theorieverständnis hast, wie ich auch Deine politischen Vorstellungen generell sympathisch, aber auf eine merkwürdige Weise eklektizistisch finde. Der Wissenschaftsbegriff einer Ingenieursfachhochschule trifft die FDP der 70er Jahre, oder so ähnlich. Peinlich oder besser gesagt lächerlich wird dann nur die Hybris, mit der Du mit dem Gestus des Obenstehenden, der über die Definitionsmacht verfügt, ganze wissenschaftliche Disziplinen und ganze Strömungen der politischen Linken verdammst.
Nicht alles ist belanglos, aber im Zweifel werte ich z.B. einen Gerhard Seyfried oder Walter Moers noch deutlich höher als Dr. Dean.
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Kudos!
@ den Hausherren
Kudos soviel Toleranz - das ist selten wie ein Diamant und im Zweifel wertvoller.
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Beide Kandidaten sind jedoch Rappen - schwarz also - insofern darf man mich zukünftig aufgrund dieser tatsache als "antirassistischen Herrenreiter" schimpfen :-)
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Im Übrigen: "Reitgriff"??? Banauserei.
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Zum Thema "wissenschaftliche Weltanschauung" fiele mir nur der Historische Materialismus ein, der für sich in Anspruch nahm, eine solche zu sein. Diese marxistische Eigeneinschätzung teile ich zwar nicht, schon weil die viel zu positivistisch ist, im Zweifelsfalle kämen aber Anwandlungen in diese Richtung aus der Ecke, und bestimmt aus keiner neoliberalen (gibt es eigentlich auch Neonliberale?).
Ansonsten bin ich kein Bewunderer des französischen Poststrukturalismus, sondern Vertreter der Historischen Anthropologie und Erforscher der Politischen Ideengeschichte, und hierbei ist der französische Spät- und Poststrukturalismus sowohl Forschungsgegenstand als auch analytisches Handwerkszeug. Tatsächlich bin ich auch kein "Fan" von Butler oder Adorno. Fan bin ich, was den FC St. Pauli und Werder Bremen angeht viel eher.
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muharharhar !
Ich stelle gleich einen Antrag bei den entsprechenden Stellen der EU. Wäre doch gelacht wenn man dafür nicht ein paar überzählige Milliönchen abgreifen könnte.
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Falls du was von Butler lesen willst, empfehle ich dir das hier, auch deshalb, weil ich vermute, dass du mit der Grundtendenz in diesem Buch sogar sehr einverstanden sein könntest.
Vereinfachst formuliert: Ethik und Moralismus als Gewaltform und Anschlag auf die Freiheit des Individuums.
@ Che
666 wäre ein Ziel, aber ggüber Statler doch etwas unfreundlich.
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Aber bitte, ich kann allerlei aus der eigenen Küche anbieten
http://www.unrast-verlag.de/unrast,5,1,157.html
http://www.materialien.org/
und das hier ist ja schon geradezu ein Klassiker:
http://www.amazon.de/Leben-als-Sabotage-technologischen-Gewalt/dp/3924737037
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Das ist alles nur aufgewärmter Nietzsche, es findet sich alles schon in seinem Spätwerk: der Relativismus („Moralen sind nur Zeichensprache von Affekten“), die extreme Skepsis usw. Nur Nietzsche war im Gegensatz zu den Postmodernen so ehrlich, die Konsequenzen aus dieser Position zu ziehen: Es gilt das recht des Stärkeren, „Wer fällt, den soll man auch noch stoßen.“
Das konstruktivistische Welt- und Menschenbild ist völlig unrealistisch, Menschen sind keine sprechenden Geister, sondern materielle Wesen aus Fleisch und Blut, die nicht autonom, sondern in Ökosysteme zahllose Zusammenhänge eingebettet sind, schon lange bevor sie in der Lage sind, an irgendwelchen Diskursen teilzunehmen. Den Menschen nur als Diskursteilnehmer zu verstehen ist genauso idealistisch, wie Fichtes Absolutes Ich, das ist, weil es sich selber (mitsamt seinem Körper) setzt.
Letzten Endes sind die progressiven Positionen dann nur noch eine Frage des Geschmacks, reiner Ästhetizismus. Daraus erklärt sich auch Foucaults Begeisterung für die Islamische Revolution des Ayatollah Khomeini, die kein schlichter Irrtum ist, sondern sich konsequent aus seiner Position ergibt. Siehe dazu auch:
http://www.amazon.com/Foucault-Iranian-Revolution-Seductions-Islamism/dp/0226007863/ref=sr_1_2?ie=UTF8&s=books&qid=1216370558&sr=1-2
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Und es ist ein oft gemachter Fehler, anzunehmen, die starke Sprachbezogenheit der meisten Dekonstruktivisten beinhalte die Behauptung einer Welt aus Sprache und eine Abwendung von der "handfesten" Realität.
Für die Iranische Revolution hatte sich seinerzeit ein Großteil der europäschen Linken begeistert, quer durch alle Lager. Bei uns kannte niemand den Iran, sondern wir kannten die in Deutschland lebenden ExiliranerInnen, die entweder MarxistInnen oder AnhängerInnen der bürgerlich-demokratischen Nationalen Front waren. So erwarteten wir im Iran eine bürgerliche oder proletarische Revolution, aber keinen Gottesstaat. Selbst westliche Geheimdienste ließen, als erkennbar wurde, dass der Schah nicht mehr zu halten war, Khomeiny gewähren. Er erschien ihnen als das kleinere Übel. Gefürchtet wurde eine Machtübernahme der kommunistischen, aus Leipzig ferngesteuerten Tudeh-Partei, der guevaristischen Volksfedayin und der linksislamisch-nationalrevolutionären großpersischen Volksmudjaheddin.
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da möchte ich nur ergänzend auf meine anmerkung hier bezgl. che´s nachruf auf paul watzlawick hinweisen:
http://che2001.blogger.de/stories/746776/
und nachtrag, weil ich gerade erst che´s antwort oben gesehen habe: ich finde, dass es hier primär um den sozialkonstruktivismus sowie den philosophischen oder auch radikalen konstruktivismus geht (die gender-geschichte sehe ich in den beiden hauptsächlich verwurzelt) - und deshalb finde ich auch nicht, das willi da etwas durcheinanderbringt. und die de-konstruktion benötigt ausdrücklich etwas konstruiertes (wie zb. geschlechterstereotype) als arbeitsfeld.
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"Es gibt aber auch Kontrapunkte. Ich denke dabei z.B. an den amerikanischen Philosophen Richard Rorty, der aus der Tradition der amerikanischen Philosophie des Pragmatismus kommt. Rorty hat vor einiger Zeit begonnen, die amerikanischen Intellektuellen, die linken "Academics", scharf zu kritisieren. Deren Debatten über Foucault, Poststrukturalismus, Geschlechterdifferenz usw. seien Ausdruck einer tiefgreifenden Isolation und Entfremdung dieser Akademiker gegenüber den wirklichen sozialen Problemen der US-amerikanischen Gesellschaft. Die Intellektuellen - so fordert er - müssen zurückfinden zur Klassenanalyse und zum Klassenkampf; denn nur so können sie jene Entfremdung, die seit der Opposition gegen den Vietnam-Krieg gegenüber der US-amerikanischen Arbeiterklasse eingetreten sei, produktiv überwinden."
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OK, man setze Dekonstruktivisten für Konstruktivisten, geschenkt.
1) Dass es keine unabhängig vom menschlichen denken bestehende Realität gibt bzw. dass eine solche, selbst wenn sie existiert, nicht erkannt werden kann, ist (soweit ich sehe) ein Gemeinplatz der Postmodernisten. Ein Beispiel:
„Geltungsansprüche werden dem zufolge immer innerhalb von Diskursen postuliert, weshalb Aussagen über die extra-diskursive Realität immer diskursabhängig sind. Deshalb wird von der Postmoderne auch die Existenz eines neutralen Beobachtungsstandpunktes, eines extra-diskursiven Referenzpunktes geleugnet, von dem aus zwischen konkurrierenden Geltungsansprüchen entschieden werden könnte (vgl. Gare 1995: 58ff, Flax 1992: 452). "A Discourse as a whole cannot be true or false because truth is always contextual and rule dependent. ... No discourse-independent or transcendental rules exist that could govern all discourses or a choice between them. Truth claims are in principle 'undecidable' outside or between discourses. This does not mean that there is no truth but rather that truth is discourse dependent" (Flax 1992: 452). Zur Entscheidung zwischen Diskursen stehen demnach keine Metakriterien zur Verfügung, die es erlauben, den Diskurs zu wählen, der extra-diskursive Realität besser repräsentiert. Da kein neutraler, ahistorischer Standpunkt existiert, von dem aus ein privilegierter Zugang zu Erkenntnis möglich wäre und Wissen demnach prinzipiell innerhalb eines Diskurses konstruiert wird, kann dieses Wissen auch nicht unabhängig vom Kontext des Diskurses sein. Daraus folgt, dass Erkenntnis keine direkte, unverzerrte Korrespondenz zwischen extra-diskursiver Realität und Repräsentation im Wissen darstellt und so keine nicht-kontingente Kongruenz zwischen Repräsentation und Wirklichkeit besteht. Somit ist Erkenntnis immer partiell, situiert und historisch kontingent und steht in Relation zum sozialen, historischen und kulturellen Kontext und der spezifischen Erfahrung des erkennenden Subjekts innerhalb eines Diskurses (vgl. Haraway 1988: 581ff). Diese postmoderne Neufassung des Erkenntnisbegriffs bedeutet aber nicht, dass keine Erkenntnisaussagen mehr möglich sind, sondern nur, dass jeder Wahrheitsanspruch ausschließlich innerhalb des Kontextes eines Diskurses Gültigkeit besitzt. Kein Standpunkt zur Produktion von Wahrheit ist deshalb privilegiert, sondern jede Lokation generiert ein partielles, fragmentiertes Wissen in einem multiplen Netzwerk von Wahrheitsansprüchen. …Da gemäß dem postmodernen Sozialkonstruktivismus keine nicht-kontingente Korrespondenz zwischen extra-diskursiver Realität und diskursiver Erkenntnis besteht, kann diese Realität nie so wie sie prä-diskursiv besteht erfahren werden. Das inhärente Wesen der extra-diskursiven Realität ist deshalb als solches nicht zugänglich und kann immer nur diskursiv konstruiert im Diskurs repräsentiert werden. Der postmoderne Sozialkonstruktivismus ist somit wesenhaft anti-essentialistisch. Damit wird allerdings nicht behauptet, dass die extra-diskursive Realität keine Essenz besitzen würde, sondern nur, dass diese Essenz in ihrem prä-diskursiven Eigenwesen nie erfahrbar ist.“
http://www.gradnet.de/papers/pomo98.papers/jsdingle98.htm
(übrigens endlich mal en relativ klar Verfasster Text aus dieser Richtung, finde ich.)
2) Die iranische Revolution fand 1979 statt, und ich kann mich nicht an besondere Begeisterung der Linken dafür erinnern (ich war damals allerdings auch noch nicht politisch aktiv). Im gleichen Jahr war die Revolution in Nicaragua, die eigentlich DASS Ereignis für die Linke dieser Jahre war, aber von Foucault z.B. nirgendwo überhaupt erwähnt wird, worauf Afari in ihrem Buch hinweist. Dort findet sich auch die gesamte Diskussion dargestellt, die in Frankreich nach dem Erscheinen von Foucaults Artikeln über den Iran zwischen Foucault und Simone de Beauvoir sowie Exiliranerinnen stattfand, höchst spannende Lektüre.
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In der politischen Stoßrichtung gebe ich Rorty durchaus Recht.
Der lesenswerte Text, den du da zitierst, ließe sich auch auf Kommunitaristen ausdehnen, ich weiß allerdings nicht, ob etwa Lyotard mit seiner Kritik an den "Großen Erzählungen" das Gleiche meint oder hier schlicht die Ideologiemüdigkeit einer durch Mao-Exegese geprägten Generation linker Intelektueller zum Tragen kommt. Auch Fukuyama würde ich noch unter Postmoderne laufen lassen, und der gehört da definitiv nicht hinein.
Ich war politisch aktiv, als sich die iranische Revolution ereignete, und nach Nicaragua war die iranische Revolution ein großes linkes Thema, allerdings ein kontroverses. In jeder Stadt, die eine linke Szene hatte, gab es eine Iran-Gruppe, und all diese Gruppen machten die Wende von Solidarität mit der iranischen Revolution zu Solidarität mit den Opfern des Mullah-Regimes binnen weniger Jahre durch (ich war selbst in der Iran-Solidarität aktiv). Ein für mich und die Szene, zu der ich gehörte absolut prägendes Buch war Autonomie Neue Folge Nr. 1, das die iranische Revolution als soziale Revolution behandelte und zu so kolossalen Fehleinschätzungen kam wie "Der Schiiten-Sozialismus der Khomeinisten." Als sich dann abzeichnete, wer sich in der iranischen Revolution durchsetzte und dass dies mittels Massenhinrichtungen geschah, unterstützten linke Gruppen in Deutschland unterschiedliche Fraktionen des iranischen Widerstands, die vorher selbst zu den treibenden Kräften der Revolution gehört hatten. Zum Beispiel waren die ursprünglichen Besetzer der US-Botschaft keine Islamisten, sondern Volksmuddjaheddin, die ab 1981 keine Rolle mehr spielten, aber ihrerseits die Ayatollahs mit brutalem Bombenterror bekämpften. Dies hielt Kräfte wie die bürgerlich-demokratische Nationale Front, die linkssozialistische Vereinigte Linke und die Demokratische Partei Kurdistans-Iran nicht davon ab, gemeinsam mit den Volksmuddjaheddin einen Nationalen Widerstandsrat Iran zu bilden, der von großen teilen der bundesdeutschen Linken, auch von den Grünen unterstützt wurde. Ansonsten führten die Bündnisse mit revolutionären Gruppen aus dem Iran zu mannigfachen Auseinandersetzungen. Gut in Erinnerung ist mir noch der Rauswurf von Lieselotte Sekatsch bei amnesty international wegen ihrer Mitarbeit in dem Verein "Freunde der iranischen Revolution". Allgemein war seit dem 02.Juni 1967 Unterstützung der illegalen Opposition gegen den Schah durchaus eines der großen Anliegen der westdeutschen Linken, zu deren prägenden Gestalten ja auch Bachman Nirumand gehörte.
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