Samstag, 30. August 2008
Scharfmacher im Georgien-Konflikt III: Die russische Armee
che2001, 18:55h
Nachdem ich in meinen ersten Beiträgen zu diesem Thema deutlich gemacht habe, dass ich den "westlichen Standpunkt" in dieser Angelegenheit überhaupt nicht vertrete und Saakaschwili für ein chauvinistisches <ganzunanständigeswort> halte, so kann auch das Vorgehen der russischen Seite nicht unkritisiert bleiben. Im Augenblick werden von rusisschen Soldaten in Südossetien ethnische Georgier vertrieben und ihre Häuser zerstört, unbewohnbar gemacht oder enteignet und mit russischen Soldaten oder nichtgeorgischen Bewohnern belegt. Schon wurde von georgischer Seite von einer "ethnischen Säuberung" gesprochen. Den Ausdruck finde ich zwar unglücklich gewählt, da er im Jugoslawischen Bürgerkrieg, als der Begriff geprägt wurde, nicht nur Vertreibung und Raub, sondern auch Deportation, Lager, Vergewaltigung, Totschlag und Mord beinhaltete, aber dennoch ist das, was die Russen da anrichten, ein Kriegsverbrechen. Was eine Unabhängigkeit Südossetiens und Abchasiens wert ist, zu deren ersten Merkmalen es gehört, dass die russische Armee Südosseten und Abchasen russische Pässe ausstellt, das lässt sich auch laut fragen. Mit der russischen Intervention ist ein gerne ausgeblendeter Konflikt sichtbar geworden, der alles in allem gesehen genauso viel oder sogar mehr Opfer gefordert hat als der Jugoslawienkrieg. Er ist teilweise auch noch grausamer ausgetragen worden, und es wurden größere Zerstörungen angerichtet, da nicht, wie in Jugoslawien, vor allem nach Miliztaktik und mit Infanteriewaffen gekämpft wurde, sondern auf das ganze Heeresarsenal der alten Sowjetarmee zurückgegriffen werden konnte. 9 Kriege in und um Georgien, 2 Tschetschenien-Kriege, 1 Krieg zwischen Armenien und Aserbaidjan, gelegentliche militärische Intermezzi in Dagestan und Inguschetien ergeben zusammengenommen anderthalb Jahrzehnte voller Blutvergießen im Kaukasus, bei denen Menschen nicht nur einfach ermordet und vergewaltigt wurden, sondern teilweise bestialisch abgeschlachtet, zerstückelt, lebendig verbrannt und ausgeweidet. Bislang hat Europa sich nicht die Bohne dafür interessiert.
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saltoftheearth,
Montag, 1. September 2008, 14:47
Ist auch schwierig, sich in Kolonialkonflikte einzumischen. Zwangsläufig muss man auf lokale strongmen vertrauen und die sind schwer oder nur sehr kostspielig zu kontrollieren. Gewaltsame Auseinandersetzungen haben eben eine Eigendynamik.
Ansonsten stößt mich die Rußland-Sympathiewelle auf vielen linken Blogs schon stark ab. Rußland ist ein Rohstoff-Exporteur ohne nachhaltig demokratische Institutionen. Der Gini-Koeffizient ist eher panamerikanisch als europäisch. Auch in Sachen Rechtsstaat liegt dort einiges im argen. Eine eher explosive Mischung, die eher an Venezuela, Kolumbien oder Nigeria erinnert.
Ansonsten stößt mich die Rußland-Sympathiewelle auf vielen linken Blogs schon stark ab. Rußland ist ein Rohstoff-Exporteur ohne nachhaltig demokratische Institutionen. Der Gini-Koeffizient ist eher panamerikanisch als europäisch. Auch in Sachen Rechtsstaat liegt dort einiges im argen. Eine eher explosive Mischung, die eher an Venezuela, Kolumbien oder Nigeria erinnert.
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saltoftheearth,
Montag, 1. September 2008, 21:26
Solche Vergleiche sind immer problematisch.
In Rohstoffen kannst du gerade bei diesen Preisen hohe Gewinne mache, ohne dir effizienzmässig wer weiss wie ein Bein auszureißen. So Länder wie Norwegen und imho auch Chile besitzen Spielregeln, die solche Gewinne vor gierigen Individuen effektiv schützen. Es korrumpiert sonst die gesamte Gesellschaft. In Russland hört man wenig von sowas.
Von Bolivien hab ich gar nicht geredet. Du verwechselst das mit Kolumbien. Bei Drogengeldern ist es praktisch unmöglich, das irgendwie staatlich zu kanalisieren.
Irgendein venezoelanischer Publizist hat Öl the devils excrement genannt. Es kann zu Korruption, Ämterpatronage, etc. führen und erstickt die Restwirtschaft, wenn man da als Staat nicht stark regulierend eingreift. Die hohen Gewinne erhöhen die Preise in der Wirtschaft insgesamt und behindern dann die Entwicklung international wettbewerbsfähiger Betriebe in anderen Bereichen. In Norwegen und Chile fliessen die windfall gains bei hohen Preisen in Sparfonds.
In der Wirtschaftsliteratur ist der Effekt als dutch disease bekannt (Nordsee-Erdgas in den 60ern).
In Rohstoffen kannst du gerade bei diesen Preisen hohe Gewinne mache, ohne dir effizienzmässig wer weiss wie ein Bein auszureißen. So Länder wie Norwegen und imho auch Chile besitzen Spielregeln, die solche Gewinne vor gierigen Individuen effektiv schützen. Es korrumpiert sonst die gesamte Gesellschaft. In Russland hört man wenig von sowas.
Von Bolivien hab ich gar nicht geredet. Du verwechselst das mit Kolumbien. Bei Drogengeldern ist es praktisch unmöglich, das irgendwie staatlich zu kanalisieren.
Irgendein venezoelanischer Publizist hat Öl the devils excrement genannt. Es kann zu Korruption, Ämterpatronage, etc. führen und erstickt die Restwirtschaft, wenn man da als Staat nicht stark regulierend eingreift. Die hohen Gewinne erhöhen die Preise in der Wirtschaft insgesamt und behindern dann die Entwicklung international wettbewerbsfähiger Betriebe in anderen Bereichen. In Norwegen und Chile fliessen die windfall gains bei hohen Preisen in Sparfonds.
In der Wirtschaftsliteratur ist der Effekt als dutch disease bekannt (Nordsee-Erdgas in den 60ern).
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saltoftheearth,
Dienstag, 2. September 2008, 00:20
Ich finds ein bischen seltsam, wenn es Proteste über die Verstümmelung von Putins Interview gibt und gleichzeitig in Iguschetien direkt der ganze Blogger erschossen wird.
http://afp.google.com/article/ALeqM5ib7B2-KwVd8nayBpjr8ZuF8vLoOQ
http://afp.google.com/article/ALeqM5ib7B2-KwVd8nayBpjr8ZuF8vLoOQ
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che2001,
Dienstag, 2. September 2008, 00:56
Das mag sich platt anhören, aber zu Putin und Saakaschwili oder der russischen und georgischen Armee und diversen nationalistischen Milizen fällt mir erstmal ein: Der Eine taugt nichts und der Andere ist nichts wert. Bei der Wahl zwischen Pest und Cholera bleibe ich lieber gesund.
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che2001,
Dienstag, 2. September 2008, 01:36
Immerhin: Die Cholera habe ich überlebt. Bei der Pest wäre ich mir nicht sicher...
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che2001,
Dienstag, 2. September 2008, 13:09
Magen, Darm und Innereien, faules Wasser in Afrika getrunken. Cholera halt.
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che2001,
Dienstag, 2. September 2008, 20:13
Nicht, wenn Du am Rande des Verdurstens Wasser aus einem Brunnen trinkst, nachdem Du in der Wüste ausgesetzt wurdest.
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che2001,
Mittwoch, 3. September 2008, 21:05
Beduinen, von denen einer eine weibliche Begleitung angegrabbelt und dafür auffe Fresse gekriegt hat. Wäre der Sheikh in der Nähe gewesen, hätte man sich an die Gastfreundschaft gehalten.
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