Donnerstag, 22. Januar 2009
Gewesene Linke, heute: Die Phantom-Antifa
Als Anfang der 1990er die hier ja schon behandelte Autonome Antifa (M) für sich beanspruchte, mit der von ihr vorangetriebenen Schaffung einer bundesweiten Antifa-Organisation die führende Kraft in der autonomen Linken in Westdeutschland zu sein, begab sich eine wundersame Kundgebung. Ein Sprecher der M betonte in martialischem Tonfall, seine Gruppe sei der wesentlichste Faktor in der autonomen Szene Niedersachsens im Allgemeinen und Göttingens im Besonderen. Als aus der Menge der Hinweis auf eine sehr aktive andere Antifa-Gruppe kam, die nicht zu der noch virtuellen bundesweiten Organisation gehörte, kam von ihm die süffisante Bemerkung, diese Gruppe sei ein Phantom: Es gäbe sie wohl, man sähe sie aber nie. Bei der nächsten größeren Antifa-Demo liefen dann haufenweise Leute mit, die T-Shirts trugen, auf denen das Phantom der Oper abgebildet wurde mit dem Spruch darunter: "Phantom-Antifa". Köstlich!l

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Che wrote:

"Ein Sprecher der M betonte in martialischem Tonfall"

mit oder ohne Helm?

ansonsten gab es durchaus für manche Antifa-Gruppe sehr gute Gründe, nicht so sehr sichtbar zu sein ... aber die waren dann laut M ja nicht "kulturfähig"

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Das war ja der Witz beim 129a)-Verfahren gegen die M - da wurde gegen die eigentlich zahmste autonome Gruppe ermittelt. Die wirklich subversiven hatten aber noch nicht einmal einen Namen.


Mit Helm, aber mit Hassi in diesem Fall, d.h., wenn ich mich richtig erinnere. Ist so verdammt lang her.

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Phantome gab es allerdings zuweilen wirklich, wie das BND-VS-Phantom Gruppe 2/Schlickenrieder oder die Ende der 1980er "diskursmächtige" Gruppe "Bund kämpfender Antifaschisten" (BKA) die m.W. eigentlich nur eine Person war

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ot: eine frage...
...an alle hier, die mit den verhältnissen in italien besser vertraut sind - betrifft diese meldung hier:

http://de.indymedia.org/2009/01/240212.shtml

"Gestern kündigte De Corato (Bürgermeister und Parteimitglied der Alleanza Nazionale in Milano) an, dass er aufgrund der vermehrten Beobachtungen linksradikaler Aktionen Jugendlichen aus diversen „Centri Sociali“ in Mailand (wie zum Beispiel eine Soliaktion zu Alexis) sämtliche Sozialen Zentren in der Stadt räumen lassen will. Gesagt getan: Gestern morgen wurde das erste der verbleibenden Centri Sociale: Cox 18 oder Conchetta geräumt.(...)"

zu den centri steht ja einiges im artikel, was ich ansatzweise auch schon wußte. stimmt mein eindruck aber, dass es sich bei den centri um eine art kerninfrastruktur der außerparlamentarischen radikalen linken in italien handelt? wenn ja, würde ich das vorsichtig gesagt als eine art offene kriegserklärung seitens des staates werten - reaktionen noch offen.

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Das ist so, als ob man in Bremen den Schlachthof, das Sielwallhaus und das ARAB gleichzeitig räumen wolle oder in Hamburg Hafenstraße, Rote Flora, Kampnagelfabrik, Dritte-Welt-Zentrum und sämtliche Bauwagenplätze.

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