Samstag, 30. Mai 2009
Spoiling History1: Demjanjuk ist ein Opfer
Als sie noch Wollenberger hieß und DDR-Bürgerrechtlerin war schien mir Vera Legsfeld durchaus recht vernünftig zu sein. Seit langer Zeit aber wird das, was sie so formuliert, zerfressen von einem irrationalen Hass auf alles, was irgendwie links ist immer nur noch peinlicher. Und inzwischen schreibt sie auf bei den Gutachslern sogar, Joe Demjanjuk sei ein Opfer in erster Linie des Stalinismus, aber auch des Nationalsozialismus. Das allerdings nimmt auch die dortige Leserschaft nicht einfach so hin:


http://markphaverkamp.blogspot.com/2009/05/fruchte-des-perversen-antikommunismus.html

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Der Hass mag "irrational" aussehen, aber ich glaube, niemand kann sich in die Lage einer Frau hineinversetzen, die sich im Widerstand gegen ein System engagierte und dann erfahren musste, dass ihr Ehemann ein auf sie angesetzter Spitzel ebendieses Systems war.

Gegen das konkret Erlebte hat Geschichte eigentlich keine Chance...

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Man kann von Wollenweber halten was man will - so viel in Sachen "irrationalem Hass" nimmt man sich auf der linken Seite ja nun auch nicht - und auch ihre Argumentation in Sachen "Demanjanjuk" für richtig, falsch, übertrieben, daneben halten ...

... aber das, was *markphaverkamp* in diesem Blogbeitrag schreibt, ist unterstes Niveau. Seine Argumentation mit "Geschichtsrevisionismus" und "Singularität" ist - insbesondere in dem Zusammenhang - nicht anders als ekelhaftes Denunziantentum.

So weit kann intellektuell und charakterlich die deutsche Linke doch gar nicht auf den Hund gekommen sein, daß sie das a) nicht erkennt und b) auch noch für akzeptabel hält.

Im übrigen das Verweisen auf das Massenabschlachten unter Stalin einschließlich der Sippenhaft als "perversen Antikommunismus" zu bezeichnen, ist rational nicht mehr zu erklären. Man muß einfach wissen, wann man den Mund halten muß.

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Ich habe nicht vor, Haverkamp zu verteidigen. Trotzdem lohnt es sich, etwas genauer hinzulesen. "Perverser Antikommunismus" ist ein Zitat, nämlich von Ralph Giordano, das Haverkamp in Anführungszeichen gebraucht, und es bezieht sich m.E. auf Lengsfelds Grundeinstellung insgesamt.

In Anbetracht auf die Traumatisierung, die die Frau erfahren hat, wäre da wenn nicht Empathie so zumindest ein bißchen Fingerspitzengefühl angebracht, aber das macht das heute von ihr Vertretene nicht weniger haarsträubend.

Nun ist die stalinistische Praxis, die Familien von Überläufern, Deserteuren oder vielfach auch einfach nur vom Feind gefangenen Rotarmisten nach Sibirien zu deportieren eines der vielen unmenschlichen Verbrechen des Stalinismus, mit dem industriell betriebenen Massenmord der Nazis aber tatsächlich nicht gleichzusetzen. Die Lengsfeld´sche Argumentation läuft aber darauf hinaus, dass Demjanjuk zum Massenmörder wurde, weil die Stalinisten seine Familie unmenschlich behandelten. Das ist kein Geschichtsrevisionismus in dem Sinne, das Ereignisse in ihrem Ablauf falsch dargestellt werden, wohl aber in dem Sinne, dass monströse Verbrechen (das Wort"pervers", ursprünglich zur Diskriminierung sexueller Minderheiten gebraucht, kommt in meinem Wortschatz nicht vor) durch individuelle Vorgeschichte nicht nur erklärt, sondern auch verkleinert werden. So, wie seinerzeit Ernst Nolte die Verbrechen der Nazis als Reaktion auf die des Stalinismus deutete und damit apologetische Geschichtsschreibung betrieb. Ist ja nichts Seltenes im Augenblick, eher der Mainstream. Kommt ja gleich noch ein Beitrag dazu.

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Die ganze Sache wird gerade von einer äusserst seltsamen Seite aufgezogen.

Herr D. wird nicht zum ersten Mal beschuldigt, "Iwan der Schreckliche" zu sein. Das zieht eine Anklage wegen 29.000fachen Mordes nach sich. Soweit so gut, so funktioniert das westliche Gerichtssystem.
Idealerweise treten dann beide Seiten in einen Diskurs um die Wahrheit und am Ende sollte die Frage "war er's oder war er's nicht" geklärt sein. Dass das ganze Tücken hat ist ja nicht unbekannt, aber lassen wir das jetzt mal beiseite.

Aber noch bevor die Frage, ob er es war, überhaupt geklärt ist, tritt da nun jemand auf den Plan, die im Vorgriff auf die Schuld dieselbe relativiert. Hola die Waldfee, das nenn' ich mal Vorverurteilung.
Und Stalin wird von der Deportation einer Familie abgehalten, weil "Iwan" so nett ist, Himmlers mannen dabei zu helfen, 29.000 Leute umzubringen. Aha.

Israel hatte den mann ja auch schon am juristischen Wickel, und bisher machten die Jungs und Mädels nicht den Eindruck, als ob sie die Shoah für verjährbar oder entschuldbar oder sonstwas hielten, von daher habe ich meine Zweifel, ob in der BRD eine Verurteilung rumkommen wird.

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Wäre tatsächlich schöner gewesen, wenn sich die Herrschaften etwas weniger moralinsauer und stattdessen inhaltlich geäussert hätten. Hat auch wirklich was von anschwärzen.
In erster Linie ist der bekrittelte Lengsfeld-Text nämlich dumm. Aber das sind sie ja meistens. Wie immer, wenn platte Totalitarismustheorie dahinter steht.
Andererseits: Wie laut wohl das Geschrei bei der Achse wäre, wenn Ernst Nolte sich so über Demjanjuk geäussert hätte?

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Wenn man inhaltlich dem OP folgt, muss man das doch nicht noch extra betonen.

Aber ich fände es schöner, wenn manche weniger pawlowsch-abstrakt ("platte Totalitarismustheorie") funktionieren und statt dessen etwas mehr konkret (Biografie von Lengsfeld) argumentieren könnten.

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"Gegen das konkret Erlebte hat Geschichte eigentlich keine Chance..." ---- Den Satz werde ich mir einrahmen, er trifft es nämlich wirklich gut. Ich denke da unter Anderem auch ein ein paar kurdische Freunde, die jeden Abend sich volllaufen lassen oder Schlaftabletten nehmen, weil sie sonst jede Nacht Hubschrauber sehen würden. Oder ein paar alte Leute in Israel, die zu zittern anfangen, wenn sie jemanden Deutsch sprechen hören...

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Unter anderem an solche Dinge denke ich dabei auch. Verständnis hat ja nicht zwingend etwas mit Zustimmung zu tun. Und es muss noch nicht einmal gönnerhaft daherkommen - unterschiedliche Erfahrungen qualifizieren eben auch für unterschiedliche Bewertungen, ohne dass jeder die jeweils für sich nachvollziehen müsste.

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Für die Gutachsler kann nichts blöd genug sein
Ich mag die Frau Lengsfeld nicht - im Gegenteil, ihre schrillen - und oft leicht widerlegbaren Argumentationen lassen mich praktisch alles, was sie behauptet, verdächtig erscheinen. Erst Recht gilt das, wenn die Lengsfeld etwas für die Gutachsler schreibt - da trifft Schleches auf Schlechtem.

Und doch ist es so, dass eine vergleichsweise "kleine" Gewalttat eine größere nach sich ziehen kann, zumal auf der individuellen Ebene.

Das gehört zum verheerenden Fluch der Gewalt. Nicht umsonst versuchen wir, Kinder von Gewalt fernzuhalten und wie wenig überrascht sind wir, wenn wir erfahren, dass viele notorische Gewaltverbrecher aus Familienverhältnissen stammen, die von Gewalt und Not geprägt waren.

Lengsfeld könnte Recht haben, allerdings - in ihrem dürren Artikelchen - nimmt sie kaum einen konkreten und nachvollziehbaren Bezug auf das Leben von Demjanjuk. Sie belegt nichts - ihr Text ist pure Spekulation. Es geht ihr allein darum, eine These zu formulieren - und wie viele geistesschwache Menschen gibt sie ihre wenig belegte These sogleich als Tatsache aus und spart sich jegliche mühevolle, reflektierende Gedankenarbeit.

Trotzdem könnte sie Recht haben.

Seine Zuwendung zu den Nazis könnte mit seiner Leidensgeschichte (tja: tatsächlich) zu tun haben - und seine Brutalität, die er gezeigt hat, sogar noch mehr. Trotzdem sehe ich das nicht, was Lengsfeld andeutet, dass seine im Stalinismus erlittenen Erfahrungen ihn von individueller Schuld frei machen.

Nicht jeder, der misshandelt wurde, wird zum Monster.

Lengsfeld blendet die Schuld des Demjanjuk völlig aus. Offenbar meint sie, wer Stalinismus erdulden und erleiden musste, der könne kein Verbrecher sein. Sollte das der Fall sein, spricht nichts gegen die Feststellung eines "perversen Antikommunismus", der in diesem Fall genau das ist: pervers.

Schlimm, nein, sogar abscheulich finde ich, wie mitfühlend (genauer gesagt: instrumentell mitfühlend) Lengsfeld zum Schluss ihres - pardon - durchaus blöden Artikels schreibt:
"Demjanjuk kehrte nach Amerika zurück. Was bleibt vom Leben, wenn die frühere Existenz von den beiden totalitären Diktaturen so vollständig zerrieben wurde? Nun will ihn die deutsche Justiz und (...) sie will (...) von ihrem Versagen bei der juristischen Bewertung der Verbrechen der beiden totalitären Diktaturen des letzten Jahrhunderts" [ablenken.]
Man sieht: Für die Gutachsler kann nichts blöd genug sein.

Nachtrag: hier und hier finden sich Hinweise zum Leidensweg (ja: auch das) des Verbrechers Demjanjuk in seiner Jugend. Es ist nicht einmal unwahrscheinlich, dass Frau Lengsfeld den Wolfsohn-Beitrag vom 12. Mai gelesen hat - und im Sinne ihres wütenden Antikommunismus verwertete.

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"Aber ich fände es schöner, wenn manche weniger pawlowsch-abstrakt ("platte Totalitarismustheorie") funktionieren und statt dessen etwas mehr konkret (Biografie von Lengsfeld) argumentieren könnten."

Nein! Der Lengsfeld-Text hat nix mit ihrer Ehe mit IM Donald zu tun! Schliesslich teilen auch andere Leute diese von der Frau geäusserte Ansicht, und die waren auch nicht alle DDR-Regime-Opfer. Oder mit IM Donald verheiratet.

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ME ist wenig sinnvoll, sich zum Thema "Demjanjuk" zu äußern, weil man nichts Sinnvolles sagen kann.

Da gibt es ein paar offene Komplexe, die ich lieber nicht diskutieren würde:
1. Wenn die Nachfahren der Auftraggeber und Vorgesetzten Demjanjuk in den Vordergrund rücken, ist das ein wenig merkwürdig.
2. Er ist mit Beweisen wg. Verbrechen in Treblinka verurteilt(!) worden. Dann war er es nicht und muß freigelassen werden ... na ja, dann war er es halt in Sobibor. Das wirkt, Verlautbarungen hin oder oder, nicht gerade vertrauenswürdig.
3. Bei der Schilderung des massenhaften Sterbens in der Ukraine wird nolens volens daran erinnert, daß dafür niemand angeklagt (geschweige denn veruteilt) worden ist ... wie bei einigen anderen Massenmorden ebenfalls. Es wird Leute geben, die davon überzeugt sein werden, daß diese sagen wir: Ungleichbehandlung von Opfern und Tätern nicht mit dem "qualitativen Unterschied" gedeckt ist

last but not least:
Wollenweber ist/war CDU-Politikerin und ist für ihre, vllt. nicht nur biographisch begründete, Abneigung zum Sozialismus/Kommunismus bekannt. Daß sie ihre Argumentation in Sachen "Demjanjuk" auf Achxse präsentiert, zeugt zumindest von einer gewissen Überzeugung, da auf Achse bisher eher - vorsichtig formuliert - wenig israelkritische Posts veröffentlicht wurden.

Im übrigen ist es wenig geschichtsklitterisch so zu tun, als seine alle bürgerrechtlich Interessierten 1989/90 Dissidenten gewesen, die eine "bessere DDR" wollten. Zumindest ich kann keinen Bruch im Verhalten Wollenwebers erkennen.

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Wenn man angesichts eines halben Luftwaffengeschwaders der Zahal, das erklärt, befehlsverweigernd nicht mehr gegen Zivilisten zu fliegen, "Schande ihren Flügeln!" krakeelt – ist das dann auch "israelkritisch"?

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Die Achse des Guten hat nichts mit israel zu tun
Nicht Sympathie mit Israel wird dort bekundet, sondern ein idealisiertes Israelbild gepflegt, das es ermöglicht, sich in militaristischen Männer- und Herrenmenschenfantasien ergehen zu können, ohne sich damit des Antisemitismus verdächtig zu machen. Egal, wie weit man selber auf der F-Skala steht - ist ja "proisraelisch". Don hatte einmal großes Erstaunen und weitgehendes Unverständnis geerntet, als er in Israel von deutschen Antideutschen und ihren neoliberalen bis neokonservativen Achsengenossen erzählte.

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Geschichtsklitterung?
Genau darum geht es hier ja: Spoiling history.

@Im übrigen ist es wenig geschichtsklitterisch so zu tun, als seine alle bürgerrechtlich Interessierten 1989/90 Dissidenten gewesen, die eine "bessere DDR" wollten. Zumindest ich kann keinen Bruch im Verhalten Wollenwebers erkennen.--- Aber ganz besonders Vera Wollenberger war das, Entdinglichung hatte schon darauf hingewiesen. Die Gruppe Gegenstimme, der sie angehörte, stand eindeutig links von Neues Forum, Demokratischer Aufbrauch undIntiative für Menschenrechte und Demokratie, ja grenzte sich eindeutig nach links von Letzterer ab. In der Phase von später November 1989 bis Sommer 1990 stand mein damaliger Politzusammenhang ja in engen Kontakten zu aus der Bürgerrechtsbewegung stammenden Oppositionsgruppen in der DDR, und die wollten vor der Wahl vom Frühjahr 1990 jedenfalls alle den Erhalt der Eigenstaatlichkeit der DDR und einen anderen, freiheitlichen Sozialismus. Auch der später in der CDU aufgegangene Demokratische Aufbruch wollte das, zumindest die Leute, mit denen wir sprachen. Und Vera Wollenberger war nach der Vereinigung zunächst bei den Grünen aktiv. Die ist ebenso sehr und ebenso konsequent eine Renegatin wie Wolf Biermann, der als Trotzkist startete und den ich heute als rechtskonservativen bezeichnen würde.

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Daß nun "die Achse" gar nichts mit Israel zu tun haben soll *grübel*... so als sei nun plötzlich und unerwartet der Philosemitismus in Westeuropa hernieder geregnet... *grübel*

... und die *Antideutschen* ausgerechnet bei den Konservativen oder gar "Rechten" einzusortieren ... ich weiß nicht. ;-)

Meine Meinung zum Thema *Bürgerrechtler*:
Dadurch, daß sich vor 11/89 kaum "andere Meinungen" herauskristallisieren konnten, ist es ein bißchen schwierig, irgendjemanden wirklich treffend zu "verorten". Ich kenne persönlich mehr als einen "kirchlich Engagierten", der/die Stolpe für einen Stasi-Maulwurf halten. Oder man denke an Sodann, der mehrfach betont hat, daß ihm etwas anderes als der "sofortige Anschluß" kaum denkbar schien. Ich glaube, um *Renegat* zu werden, braucht man ein bißchen mehr Zeit als 12-18 Monate.

Apropos Renegatin: Sager ist ja auch als Maoistin im Rotfrontkämpferbund der Grünen bei der GAL abgesprungen und bereits in der letzten Legislaturperiode des Bundestages als nachhaltig kapitalistisch argumentierender Bettvorleger gelandet.

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@.. und die *Antideutschen* ausgerechnet bei den Konservativen oder gar "Rechten" einzusortieren ... ich weiß nicht. ;-) ---- Da geschah etwas vor Deiner Zeit auf diesem oder Dons Blog: 2005 sammelten Broder, Miersch und Maxeiner ein Bündnis von Leuten, das von ganz rechts (PI, Kewil, Gegenstimme, Weikersheim) über die Wirtschaftsliberalen á la Statler&Waldorf und Antibürokratieteam bis zu Antideutschen reichte. Aus den unterschiedlichsten Gründen haben viele Beteiligte dieses völlig antagonistische Bündnis bald wieder verlassen, aber die Achse des Guten ist als Rumpf übriggeblieben, und die ist in der Tat ein Sammelsurium aus neoliberalen, konservativen und antideutschen Positionen. Interessant auch, wer die so verlinkt und wer da verlinkt ist.

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Also, ich weiß ja nicht wie "Ihr", die gute Linke, das so seht aber ich gehe schon davon aus, daß *PI* oder *Pro Sonstwas* Teil eines Testballons sind und wir Kölner Passionsspiele vorgeführt bekommen.

Bei den Ex-Antideutschen hast Du im übrigen Elsässer vergessen ... den kleinen Zauberlehrling.

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Wertmullah selbst bezeichnet das AD-Projekt als "Abbruchunternehmen der Linken", und die Parole: "Wir haben den Bruch mit der Linken noch nicht radikal genug vollzogen" kursiert dort ganz aktuell. So versucht man nämlich seit wenigen Monaten den Umstand falsch zu erklären, warum anhaltend und trotz langjährigen Bemühens keine Sau von dem AD-Scheiß was wissen will. Dass das so ist, haben sie immerhin mittlerweile selber gemerkt, harhar.

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Klar sind die Teil eines Testballons. Es geht wohl darum, auszuprobieren, inwieweit ein Wohlstandsrassismus, der sich als Antiislamismus tarnt in Deutschland Chancen hat. In Dänemark und den Niederlanden sitzen solche Leute ja schon in den Parlamenten, wenn auch nicht mit dem christlichen Ticket, sondern eher einer Mischung aus Neocon- Tory- und Haider-Positionen. Aber eben auch wieder diesem als radikal aufklärerisch sich gebenden Antiislamismus, der in Wirklichkeit selber talibaneske Züge aufweist. Sobald der Name Ayaan Hirsi Ali fällt hört bei vielen Antideutschen das Denken endgültig auf.



Da formierte sich etwas, das man "Die Neueste Rechte" nennen könnte vor dem real life zunächst im Web. Die Agenda, die solch völlig widerstrebende Kräfte zusammenhält, besteht aus Hass auf "Gutmenschen" (Umweltschützer, Menschenrechtler, moralisierende Lehrer, Pfarrer und Sozialarbeiter, Vegane, Feministinnen), der Behauptung, es gäbe keine menschengemachte globale Erwärmung und Ökotum sei in Wirklichkeit ein autoritäres Zwangssystem, das sich gegen die Freiheit des einzelnen richte, einer Israelbegeisterung, die Israel besonders dann toll findet, wenn es Krieg führt (Erinnert mich stark an die Begeisterung alter Wehrmachtskameraden für die Zahal nach der Aktion von Entebbe - ach, übrigens heißt eines der betreffenden Blogs "Spirit of Entebbe"), Verachtung von Flüchtlingssoli- und Antirassismusgruppen, weil die Leute unterstützen, die häufig selber Islamisten oder Sexisten/Macker oder jedenfalls unaufgeklärt und rückständig seien, generelle Ablehnung der klassischen Linken, die als gutmenschlich, ökodiktatorisch, antiisraelisch und proislamisch gegeißelt wird und stattdessen positive Bezugnahme auf konservative Politiker, die zwar nicht emanzipatorisch, wohl aber auf Seiten des "Rationalismus" stehen würden (Bush, McCain, Sarkozy).

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… und ZACK, sind wir schon wieder bei den Antideutschen! Wie schnell das immer geht. Unfassbar. Wie Scheisse am Schuh, damals, bevor diese praktischen Hundekotbeutelchen eingeführt wurden.


Che, hierzu: "2005 sammelten Broder, Miersch und Maxeiner ein Bündnis von Leuten, das von ganz rechts (PI, Kewil, Gegenstimme, Weikersheim) über die Wirtschaftsliberalen á la Statler&Waldorf und Antibürokratieteam bis zu Antideutschen reichte."
Gibts dazu lesenswertes? Hast Du einen Link parat?

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Waren das nicht damals die "Weisen vom Nockherberg" mit grobfahrlässig von ihnen selbst veröffentlichten Bierfeten-Fotos, denen man dankbar entnehmen konnte, wer sich hinter diversen www-Nicks verbarg?
Da müßte es auf rebellmarkt und anderswo etliches geben.

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Danke, Che! Lese ich nachher mal in Ruhe.
Aber mit Gö wird das erstmal nüscht bei mir. Zu viel umme Ohren! Den Begriff "Urlaub" kenne ich ja garnicht mehr. Das Los der Selbstständigen …

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Aber welche Auswirkungen haben diese "freien Radikale" auf die deutsche Politik?
Hab den entschiedenen Eindruck, dass die politische Blogosphere in anderen Ländern (Chile, Venezuela USA), die ich aus Gründen, die von tiefen persönlichen Interesse bis "beste Soap Opera" reichen, verfolge, einfach weniger sektiererisch sind.
Ich mein jetzt nicht den Blog hier, aber sowas wie Spiegelfechter, duckhome und z.T. ateam, achsegut. Von den tapferen Kreuzrittern von PI möchte ich jetzt gar nicht reden.
Vielleicht hängt das damit zusammen, das unsere Medien im Durchschnitt sicher ausgewogener sind als die in den genannten Ländern. Es also so ein ungestilltes Bedürfnis an einem richtigen bashfest a la Fox TV gibt.
Denk auch nicht, dass sich die "freien Radikalen" einen Gefallen tun, weil ich da oft ein pubertierendes Bedürfnis nach immer krasseren Thesen gibt, das sich irgendwann selber aufißt.
Bin kein Fan von Broder, aber er hat sich schon gegen PI und Konsorten deutlich abgegrenzt.

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So sehr ich Che in seiner Beobachtung der sich ergebenden Bündnisse zustimme, so sehr muss ich dazu noch zwei Dinge einwenden:

1. Das Bündnis antideutsch-prowestlich-liberal hatte einen sehr temporären Charakter, der über den gemeinsamen Feind nicht hinausging. Zumindest der liberal-libertäre Zweig hat sich da nach meiner Beobachtung deutlich distanziert, sofern das noch nötig war. Und so langsam beginnen die Antideutschen auch den Prowestlichen unheimlich zu werden. Es geht eben immer noch sektiererischer...

2. Nockherberg ist ein Mythos, der bei Licht betrachtet als solcher in sich zusammenfällt. Weder waren dort komplett alle Blogger des hier als gegeben angenommenen Spektrums versammelt, noch waren alle dort Anwesenden diesem Spektrum zuzuordnen. Und um nur das prominenteste Beispiel herauszugreifen: Bei PI war damals noch nicht absehbar, dass es rassistische Ressentiments sowohl schüren als auch billigend zur Kenntnis nehmen würde.

Das sage ich mal als jemand, der entgegen den feuchten Wünschen mancher wackerer Kämpfer gegen das neoliberale Unheil weder beim Nockherberg dabei war noch jemals irgendwann Geschmack an PI gefunden hat. Wobei es dieser Distanzierung m.E. kaum bedürfte: Es braucht eben einige Zeit, bis man als Neu-Blogger genau mitbekommen hat, wie welche Blogs ticken. Nicht alle sind von einer Weisheit qua Einstellung gesegnet.

Wie sich auch aus dem Kontext der Donschen Beiträge ergibt, herrschte damals kurz vor der Bundestagswahl ein besonderes Klima, das vielleicht manchem zu Verdächtigungen aller Art Anlass gegeben hat. Tatsächlich sind von den damals aktiven Blogs nicht mehr alle übrig geblieben, aber gerade im Fokus stehenden eben doch. Wobei einerseits PI eine singuläre Position rechtsaußen eingenommen hat, andererseits aufgrund inner-liberal-libertärer Differenzen und einer veränderten Prioritätensetzung in der, wie man auf deutsch so schön sagt, "work-life-balance", der liberale Leuchtturm S&W aufgab, ohne einen adäquaten Nachfolger zu finden (das A'Team, Zettel und unsereiner sammeln da die Reste ein).

Langer Rede, kurzer Sinn: Von den angeblichen "Bündnissen" ist rein gar nix übrig geblieben. Dazu muss ich noch nicht einmal Interna-Wissen preisgeben.

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Wenn einer, der als friedlicher Mensch in Guantanamo oder Abu Ghraib rein- und als Al Kaida-Anhänger raus kam, und dann ein paar U-Bahnstationen mit einer 4-stelligen Opferzahl in die Luft jagt – ich bin überzeugt, dass Frau Lengsfeld auch dann warme Worte des Verständnisses ebenso finden wird, wie eine Publikationsplattform dieses Verständnisses bei der guten Achse.

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schade, dass ein ehemaliges Mitglied der "Gruppe Gegenstimmen" - http://de.wikipedia.org/wiki/Gruppe_Gegenstimmen - so etwas mitmacht

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