Montag, 1. Juni 2009
Spoiling History 2: Die DDR lenkte die 68er
Meine These, dass die Regression überhaupt keine Grenzen mehr kennen darf in Zeiten der ständigen Selbstlegitimation eines eigentlich realwirtschaftlich, politisch-theoretisch und moralisch bankrotten Weltsystems, um eben dieses zu rechtfertigen wird ja eigentlich permanent bestätigt. Von den alten Kämpen des Historikerstreits
http://www.taz.de/1/archiv/print-archiv/printressorts/digi-artikel/?ressort=me&dig=2009%2F05%2F29%2Fa0093&cHash=8d13b735b0

bis hin zu Götz Aly

http://www.zeit.de/2009/23/68er-Bewegung

sind sie sich alle einig: Die Tatsache, dass der Ohnesorg-Mörder Kurras Stasi-IM war erklärt, dass die 68er-Revolte nur im Kontext des Kalten Krieges verstanden werden könne und dabei die Rechtsordnung der BRD die beste aller möglichen Welten sei. Aly, der selber Vordenker einer antitotalitären, positivismuskritischen Richtung der Neuen Linken war und mit der These, dass es eine Verbindung zwischen der NS-"Euthanasie" und dem Generalplan Ost, der Weltwirtschaftspolitik des IWF in den 60er, 70er und 80er Jahren und Kriegen in der Zeit danach (z.B.Golfkrieg Iran-Irak und Jugoslawischer Bürgerkrieg) im Sinne einer malthusianischen Vernichtung "überflüssiger Esser" gäbe Kerngedanken des Neuen Antiimperialismus mitformulierte, macht einmal mehr seine persönliche Lebenslüge, dass die westliche Neue Linke totalitär und eigentlich dem NS wesensverwandt sei zur historischen Theorie. Er hatte das Instrumentarium mitgeschaffen, genau diesen Blödfug zu widerlegen.

Weder wird hierbei die Tatsache reflektiert, dass die Stasi nach dem Todesschuss auf Ohnesorg von Kurras nichts mehr wissen wollte, noch, dass die ersten Waffen, mit denen von westdeutschen Linksradikalen auf Polizisten geschossen wurde (Bommi Baumann: "Der Verfassungsschutz hatte die Spendierhosen an") von S-Bahn-Peter alias V-Schutz-Mann Peter Urbach stammten. Sicher ist nur: Geheimdienste hatten immer ein vitales Interesse daran, dass geschossen wurde. Hieran müsste historische Forschung ansetzen. Sage ich mal so als Historiker.

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Man muss Götz Aly loben
Che, schönen Dank für deine beiden Links!

(irgendwie logisch: von Linksradikalen kommen die besten Links)

Meinen Genossen Albrecht von Lucke lese ich ohnehin gerne - und den Artikel von Götz Aly finde ich, über lange Passagen sogar, bei Weitem nicht so übel, wie es der Name Aly zu versprechen pflegt. Beispiel:
Unwohl wird sich Kurras in der paramilitärisch organisierten, von SS-, Gestapo- und Wehrmachtmännern durchsetzten Westpolizei nicht unbedingt gefühlt haben. Aber auch die autoritär strukturierte Staatssicherheit wird ihm vertraut gewesen sein. (...) Der Hass auf Gammler und Unangepasste erfreute sich als gemeinsames nationales Erbe diesseits und jenseits des Eisernen Vorhangs bester Pflege. Seine Doppelexistenz als Stasimitarbeiter und politischer, ebenfalls in geheimer Mission tätiger Spezialbeamter der Westberliner Polizei zwang ihn, in jeder dieser Rollen den Hundertfünfzigprozentigen zu geben. So einer fühlt sich leicht bedroht und schießt schneller als andere.
Das klingt wie ein nützlicher Hinweis auf die innere Verfassung von Kurras. Aly wertet den Mord von Kurras an Ohnesorg hier als ein spontanes Tatgeschehen, das durch strukturelle sowie individuelle Faktoren begünstigt wurde.

Interessant fand ich allerdings, dass der politische Konvertit Götz Aly im Artikel gegen Linksliberale anschreibt: offenbar sieht er sie - von seinem politischen Lager aus betrachtet - als Gefahr.

Der Geschichtsklitterer Aly schreibt:
(...) die in linken und linksliberalen Kreisen gepflegte Legende, dass Benno Ohnesorg als Opfer eines systemisch begründeten Polizeimordes anzusehen sei, ist widerlegt.
Es ist so, wie es immer mit Aly ist. Ihm fällt es mit zunehmenden Alter immer schwerer, Gedanken schlüssig zuende zu denken. Schreibt Aly wenige Sätze zuvor, dass Kurras seinen Mord an Ohnesorg ohne Auftrag der Stasi und als "Hundertfünfzigprozentiger" einer autoritär-neofaschistisch strukturierten Westberliner Polizei verübt hat, so wertet er wenige Sätze später das exakte Gegenteil und behauptet, diesmal ganz ganz ohne Beleg, dass der Mord an Ohnesorg kein Polizeimord sei, sowie, dass dieser Polizeimord gewisslich keinerlei systemische Ursachen habe. Und natürlich wiederholt er seine These, leicht verbrämt, dass die 68er (zur Gänze!) vor allem als Spätausläufer des Nationalsozialismus zu sehen seien.

Oh, wie armselig.

Tjanun, Götz Aly ist als Historiker inzwischen nur noch ein armseliger neokonservativer Spinner. Trotzdem gelingen ihm mitunter zwei bis drei Absätze hintereinander, wo er nicht Opfer seiner ideologischen Dummheit und Haltlosigkeit wird.

Das muss man loben.

Loben könnte man ihn auch dort, wo er seinen Irrtum pflegt, nämlich sein wirres "Unser-Kampf"-Theorem zu den 68ern, loben nämlich dafür, dass er dieses nun abschwächt und rationaler zu fasssen sucht:
Außerdem stärkt der Fund das Argument, dass die spezifische Härte und Unbedingtheit der deutschen Studentenunruhen von 1967/68 als Spätfolge und Spätausläufer des Totalitarismus zu analysieren ist. Die Beteiligten blieben infolge des Nationalsozialismus, des Zweiten Weltkriegs, des Kalten Krieges, der kommunistischen Lehre vom Klassenkampf in das Freund-Feind-Denken gebannt.
Aly blendet zwar auch in dieser Fassung aus, zum Beispiel, dass "die" 68er vor allem gegen nationalsozialistische Überbleibsel in der westdeutschen Gesellschaft aktiv waren. Er blendet aus, dass die weit überwiegende (!) Mehrheit der 68er anti-autoritär und freiheitlich orientiert waren, und er blendet aus, dass die damit verbundenen politischen Kämpfe tatsächlich ein erhebliches und sogar nachhaltiges Plus an Freiheit für unsere Gesellschaft gebracht haben. Götz Aly möchte die 68er vor allem als Politextremisten und Totalitäre ansehen.

Aber immerhin: Er dichtet er den 68ern nicht mehr primär eine geistige Kontinuität zum Nationalsozialismus an, sondern nur noch eine Verhärtung bzw. "spezifische Härte" im Gefolge schwerer historischer Lasten. Er schwächt seine wirre und wild herbei konstruierte "Unser-Kampf"-These ab.

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Was mich bei Götz Aly so besonders mitnimmt, ist die Tatsache, dass der Aly, den ich kannte und von dem ich lernte jemand war, der in einem Atemzug mit Karl-Heinz Roth, Susanne Heim, Angelika Ebbinghaus und Detlef Hartmann genannt wurde. Ich hatte die "Ökonomie der Endlösung" noch als Kapitalismuskritik verstanden: Der NS-Völkermord als monströseste Form kapitalistischer Herrschaftslogik. Ich führte Aly, seine Schriften nach 1995 nicht mehr kennend, noch als linksradikalenTheoretiker im Munde (u.a. auf diesem Blog), als er längst neokonservativ gewendet war. Das ist so, als ob Günter Wallraff heute für Springer schreiben würde.

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gehr mir da ähnlich, wobei ich ihn (seine Schriften) um 1990 in einem anderen Zusammenhang, der Auseinandersetzung mit "Bioethikern" a la Peter Singer und mit der herrschenden "Behindertenpolitik" kennengelernt habe, lesenswert das von ihm mitverfasste Buch "Kopfkorrektur oder Der Zwang gesund zu sein. Ein behindertes Kind zwischen Therapie und Alltag" ... aber er ist leider nicht der einzige, der diesen Weg gegangen ist ... Rabehl hat in den 1970ern und 1980ern auch viel fitten Kram (v.a. in der PROKLA) geschrieben; Menschen die ihn näher kannten waren 1994 total erstaunt, als er mit einem denunziatorischen Artikel über die Zapatistas sein Überlaufen einleitete, ein oder zwei Jahre vorher hatte er in der "Spezial" noch offen linksradikal argumentiert

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Bioethik und Materialien für einen Neuen Antiimperialismus sind die gleiche Seite derselben Medaille: Es geht hier um Normalisierungsdruck und desse Bedeutung als Form von Biomacht, der es egal ist, ob sie sich gegen Behinderte, "rassisch" Unerwünschte oder sozial schwache richtet und um die Anwendung des Prinzips der Triage

http://de.wikipedia.org/wiki/Triage

im Falle der Materialien auf komplette Bevölkerungen.

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Selbstverständlich geilte man sich schon vor 25 Jahren in Wehrdienstverweigerer-/Zivi-Kreisen daran auf, daß man bei Triage-Übungen u.a. bei den Maltestern ein bißchen "Gott" spielen konnte ...
... nur sehe ich da keinen Zusammenhang.

Diese Masche, als polit. Inhalt einfach zu suchen, wer nun nicht zu Privilegierten gehört und deren Nicht-Privilegiertsein als *Verbrechen des Kapitalismus* zu geißeln, und bitte jetzt kein Zitat von Butterwegge, versaut mir nicht den Feiertag sollte doch seit den 80igern eigentlich abgehakt sein.

... ja, das Durchführen von Übungen zur Unfallprävention ist Diskriminierung von Unfallopfern und Behinderten. ;-)

P.S. Mal ´ne ganz andere Frage: Was ist eigentlich aus Schlingensiefs geistig Behinderten geworden ? Sind die jetzt akzeptierte und mit Vertrag versehene Ensemblemitglieder an der Volkschbühne ?

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Darum geht es hier nicht. Sondern darum, dass Roth, Aly et al zufolge, eben das ist der Materialien-Ansatz, die Judenvernichtung, wie sie industriell organisiert in den KZs durchgeführt wurde, eine Vernichtung überflüssiger Esser in Rahmen einer eugenisch-rassenhygienischen Bevölkerungsökonomie Osteuropas darstellte, die auf die genuin volkswirtschaftlich begründete "Euthanasie" (die größte jemals durchgeführte Kostendämpfungsmaßnahme im Gesundheitswesen) folgte und aus dieser abgeleitet wurde, und die KZs die aufs äußerste zugespitzte Form des Modells Fabrikarbeit darstellten (Vernutzung der Ressource Mensch buchstäblich bis auf die Knochen). Die Triage kommt hier eben nicht als Maßnahme der Notfallmedizin zur Anwendung, sondern ist das Prinzip, wie komplette Bevölkerungen behandelt werden. Und das gilt nicht nur für Vernichtungskrieg und Shoa, sondern es wurde vielmehr festgestellt, dass die Entwicklungspolitik der 60er, 70er und 80er Jahre weitgehend ähnlichen Prinzipien folgte (riesige Zwangssterilisierungsprogramme in verschiedenen Ländern, in Indien wurde eigens das Kriegsrecht ausgerufen, um diese Maßnahmen durchführen zu können, Kopplung von Entwicklungskrediten an die Erhöhung des Brotpreises). Und schließlich folgten auch zahlreiche der neuen Kriege dem Prinzip "negative Bevölkerungspolitik". Z.B. diente der erste Golfkrieg 1980 - 88 den Mullahs dazu, die unruhige Jugend, die immerhin gerade die iranische Revolution gemacht, durch die Machtübernahme der Mullahs ihre Lage aber nicht verbessert hatte einerseits an der Front zu halten und damit von weiteren sozialen Unruhen abzuhalten, andererseits aber auch rein physisch zu dezimieren und damit als Unruhefaktor auszuschalten. Und beim jugoslawischen Bürgerkrieg und den Kriegen in Ruanda und Kongo wird ja nun ganz deutlich, dass die als praktische Bevölkerungspolitik (ethnische Säuberungen) geführt wurden. Der Materialien-Ansatz besteht eigentlich darin, zu sagen, was die Nazis gemacht haben, nämlich Vernichtungskrieg, Deportation, Zwangssterilisation, Eugenik als Sozial- und Bevölkerungspolitik setzt, wenn auch anders ausgeprägt sich in der Entwicklungspolitik der Nachkriegszeit wie auch in den neuen Kriegen fort. Die Nazis waren in dieser Sichtweise die Pioniere einer später von Anderen aufgegriffenen und weltweit eingesetzten Herrschaftspraxis, die es bis heute gibt.

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stimmt ... wobei ich den Materialien-Ansatz auch immer so verstanden habe, dass es um die Zerschlagung von Subsistenz-Strukturen (wie bspw. der "Zadruga" auf dem Balkan) und den Zugriff auf die Resource "Land" geht ... wobei ich mit diesen wie mit anderen operaistisch inspirierten Ansätzen immer das Problem hatte, dass dort von so etwas wie einem fixen Plan der Herrschenden ausgegangen wurde, wohingegen empirisch häufig vielmehr planloses Herumexperimentieren und Improvisation konstatierbar war ... die Wahrheit liegt wahrscheinlich irgendwo dazwischen

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Die Subsistenz, ihre Zerschlagung und Inwertsetzung bzw. Verteidigung ist ein anderer zentraler Aspekt dieses Ansatzes. Ansonsten werden wir ständig missverstanden: Nicht ein Plan der Herrschenden wird angenommen - das wäre Verschwörungstheorie - sondern, dass sich das gezeichnete Szenario objektiv aus dem Geschehen ergibt. Es hat auch niemand die kapitalistische Produktionsweise geplant. Materialien-intern spricht man gerne von "Fluchtpunkten".

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wobei sich in vielen Texten bspw. von Roth aus den 1970ern zum "Experimentierfeld Italien" oder zu den Klassenkämpfen (gab da ein Schwerpunktheft der "Proletarischen Front" zu) der frühen 1930er m.E. dieses Element des "Plans" eindeutig finden lässt

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Erstens lernt man im Lauf der Zeit hinzu, und zweitens wird auch durchaus nicht Planlosigkeit unterstellt. Hartmann, Geppert und Vogelskamp beschäftigen sich heute noch mit Strategien, Planungen, Think tanks usw. Nur der große Masterplan hinter allem wird nicht unterstellt. Und ich meinerseits sehe die ganze Materialien-Perspektive nur als eine Grundtendenz an.

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"Euthanasie" und "Zwangssterilsation" waren *modern* und sind ausgiebig in den 30iger in den USA und in Swe diskutiert worden. Im übrigen hätte kein Kapitalist auf die (Massen-)Ermordung von Arbeitskräften gesetzt.

Da wird zusammengefügt, was nicht zusammengehört ... warum die kapitalistischen Kirchen gegen Euthanasie predigten und warum Ruandas Unterstützer Nordkorea und China "Nazimethoden" akzeptiert haben, kann man ja noch erklären.

"Sterbehilfe" wird eher von Konservativen abgelehnt
... und wenn wir jetzt noch über die Begeisterung in Israel über Eugenik reden, wird es ganz dumm.

Im übrigen ist jede Unterstützung, jedes Privileg "Herrschaftstechnik".

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Die wurden nicht nur diskutiert, in den USA wurden auch Indianerinnen zwangssterilisiert, in Schweden versucht, die "nordische Rasse" züchterisch wiederherzustellen. Trotzdem sind die Rassenhygiene eines Lenz oder Verschuer und die Eugenik eines Ashley Montagu zwei verschiedene paar Schuhe. Dass Israel stark in Eugenik und Biotechnologie ist und die Nazis den Judenmord als Teil eines eugenischen Programms betrieben sagt für sich genommen überhaupt nichts aus, weder für noch gegen die Materialien-Position. Was gemeint ist erschließt sich hingegen leicht, wenn man die Shoa in Relation zum Generalplan Ost setzt(oder auch die Entwicklungspläne der Nazis schon in den 30ern für Jugoslawien sich ansieht) und dann sieht, was daraus geworden ist und welche in diesem Rahmen entwickelten Methoden und gewonnenen Erkenntnisse welchen Entwicklungsgang genommen haben.

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Wenn die "Zusammenhänge" nicht wissenschaftlich nachweisbar sind, nennen wir es "Materialien".

Indien ? Da fällt mir jetzt die Ein-Kind-Politik Chinas ein. War das "Freilassen" von Rentnern in die BRD und der Verzicht auf umfangreiche Tests bei Wismut-ianern Bevölkerungsökonomie der DDR ?

Vielleicht war der "Widerstand" diverser Völkerschaften auch nur der Vorwand und die großen Deportationen in der SU dienten der slawischen Bevölkerung(sökonomie). Fragen über Fragen. ;-)

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Gibt ja ne umfangreiche Literatur darüber:


Susanne Heim/Ulrike Schaz: Berechnung und Beschwörung. Überbevölkerung - Kritik einer Debatte

Mechthild Rössler/Sabine Schleiermacher/Cordula Tollmien: Der "Generalplan Ost". Hauptlinien der nationalsozialistischen Planungs- und Vernichtungspolitik


Mechthild Rössler: Wissenschaft und Lebensraum. Geographische Ostforschung im Nationalsozialismus

Jaqueline Kasun: The War against Population. The Economics and Ideology of Population Control


Götz Aly, Karl Friedrich Masuhr, Maria Lehmann, Karl-Heinz Roth, Ulrich Schulz: Reform und Gewissen. "Euthanasie" im Dienst des Fortschritts

Detlef Hartmann, Angelika Ebbinghaus, Ahlrich Meier et al: Klassengeschichte - soziale Revolution? = Autonomie 14

Frombeloff (Hg.): ... und es begann die Zeit der Autonomie. Politische Texte von Karl Heinz Roth

hier natürlich:


http://www.materialien.org/

und das ist nicht einmal 10 Prozent von dem, was zu dem Komplexs an Monografien, von Zeitschriftenartikeln rede ich gar nicht, publiziert wurde.

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Die Beschäftigung mit dem Themenkomplex Bevölkerungspolitik/Genetik galt in den 80ern mal als "anschlagsrelevantes Thema"

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Und einige der oben genannten AutorInnen galten dem V-Schutz als geistiges RZ-Umfeld.

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Ach Herold...

"die kapitalistischen Kirchen gegen Euthanasie predigten"
Ich kann jetzt ja nur für mich sprechen, aber eine "kapitalistische Kirche" ist mir noch nicht untergekommen. Wo gibt es die denn und kann man sich die mal anschauen? Haben die einen Altar mit Dollarzeichen oder so was?

Der Widerstand der römisch-katholischen Kirche gegen Euthanasie, wie Kardinal von Galen ihn formulierte, ist genuin christlich, nix mit dem Götzen Mammon.

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Guckstu hier
http://www.titanic-magazin.de/postkarten.html?&card=1871&cHash=43e3e490f1


Kontrastprogramm dazu:

"Die Mosebachschen Reformen der Liturgie gehen mir noch nicht weit genug. Zunächst will ich die Teilhabe an der ganzen communio, d.h. nicht nur den Leib, vulgo die Hostie, sondern auch das Blut des Heilands, id est der sog. Laienkelch, also einen guten Schluck vom sonst nur dem Pfarrer vorbehaltenen Meßwein, der ja, wie es in der Summa theologica des Hl. Thomas heißt, von den beiden sogar die wichtigere Sache (res) ist. Ich will die Johannestaufe, also das vollständige Untertauchen des Säuglings in fließendem Gewässer (und nicht dieses läppische Geplansche, das heute leider usus ist); ich will die Messe auf Aramäisch; und ich will jeden Sonntag auf dem Marktplatz eine Hexe brennen sehen."

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ich könnte dir dazu ein paar Reinkarnationsanhängerinnen mit Homoöpathie-Fetisch aus meiner Gemeinde anbieten- "thou shall not suffer the witch to live"... manchmal liebe ich die King James einfach für ihre deutliche Sprache :)

(Achtung, das war Ironie- scheidet aufgrund der deutschen Brandschutzverordnung sowieso aus!)

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Wisst ihr, was mich am meisten wundert?

Da arbeitet ein Staatsbediensteter, noch dazu ein Polizist, für einen anderen Staat, noch dazu für dessen Geheimdienst. Für mich, so als Nichtjuristin, klingt das nach einem klassischen Hochverrat.
Und statt das Gesetzbuch zu bemühen, was dadrauf so stehen könnte, scheint als Übelstes der Verlust der Beamtenpension zu drohen, aber auch da scheint der Mann ja beruhigt sein zu können.

Earendil wird wieder schimpfen, der Herold wird sich freuen, aber: was soll das? Hier führt die bundesdeutsche Justiz sich gerade, zumindest für mich, selbst vor.

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Na ja, Hochverrat ist noch etwas anderes ...

Nach meiner persönlichen Meinung war das damals noch eine andere Stufe des Rechtsstaats (bei aller Kritik am heutigen Rechtsstaat: wir sind doch ein ganzes Stück weiter). Fehlurteile und Fehlentscheidungen können leider nicht rückgängig gemacht werden.

Heute wäre es nicht mehr möglich, dass die Polizei die »Jubelperser« (besser: Prügelperser) wohlwollend gewähren lässt. Und damit begann ja die Eskalation. Im Grunde hätten die Verantwortlichen gerade für diese Entscheidung zur Verantwortung gezogen werden müssen.

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als Amateur- und Vulgärjurist wrde ich sagen, dass sich die "staatsfeindliche Agententätigkeit" von Kurras eher unter Landesverrat (§ 93 - 101a StGB) abhandeln lässt, weiss allerdings nicht, wie da die Verjährungsfristen funktionieren ... interessanter ist im juristischen Sinne, dass von der Rechten erstmals seit Jahrhunderten die Anwendung des § 211 (dessen Fassung im Kern von 1941 stammt, nur das Strafmass wurde nach 1945 zweimal geändert) gegen einen Bullen gefordert wird, da aus deren Sicht durch Kurras Spitzeltätigkeit nun auf ein Mal "sonstige niedere Beweggründe" vorliegen würden was bei Bullen, welche im Einsatz töten sonst fast nie getan wird

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De Agententätigkeit ist ja wohl recht neu aufgetaucht. Und sollte deswegen jetzt behandelt werden- völlig unabhängig vom 2. Juni 1967. Es sei denn, es stellt sich heraus, dass die Schüsse Teil dieser Agententätigkeit gewesen sind (was zur Zit ja nicht der Fall zu sein scheint).

Ob das ganze geeignet ist, den inneren Bestand oder die verfassungsmässige Ordnung zu zerstören müsste eine genauere Untersuchung, was der Mann getan hat, vorraussetzen.

Aber mal abgesehen von der konkreten juristischen Seite: warum sollte die Agententätigkeit eines Polizisten auf einmal die ganze Geschichte der 68er umschreiben können?

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Vorwürfe wegen Landesverrat oder Agententätigkeit sind verjährt (zumindest erklärt das die Bundesanwaltschaft, FAZ vom 29.5.). Die einzige Chance, Kurras zu belangen, wäre wegen Mord, weil dieser nicht verjährt.

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"...warum sollte die Agententätigkeit eines Polizisten auf einmal die ganze Geschichte der 68er umschreiben können?..."

Weil *Ohnesorg* instrumentalisiert und als Beweis für die Fiesheit der Anderen und den berechtigten Vernichtungswillen Zorn der eigenen Seite verwendet wurde.

... für "Springer-Phobie" gibt es heute noch Grimme(Online-)Preise ... selbst wenn die Jury und ihre Freunde längst auf der ASV-Lohnliste standen und stehen.

Deutschland in toto war Übungs-und Gefechtsfeld der verschiedenen Dienste. Und genau so sollte man auch skeptisch an alle polit. Entscheidungen und bewegungen herangehen.

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Stalin hat also die Gründung der BRD unter seinem Einflussagenten Adenauer nur zugelassen, um sie später triumphal an die DDR anschliessen zu können. die Stalin-Note von 1952 war dabei nur eine Finte um Ulbricht zu ärgern und den Verdacht von Adenauer abzulenken. Bleibt die Frage, welche Rolle der DFB dabei spielte ...

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Noch ein Idiot...
Aly ist eigentlich fast harmlos verglichen mit Wolfgang Kraushaar:

http://www.faz.net/s/RubCF3AEB154CE64960822FA5429A182360/Doc~EFC6966CF535A4ADDB52ABED7D87B719D~ATpl~Ecommon~Scontent.html

Dessen Apfel- und Birnenvergleich von Ohnesorg und den Mauertoten ist nun wirklich an Peinlichkeit kaum zu überbieten.

Was dabei auffällt: Irgendwie tun alle so, als ob '68 eine spezifisch deutsche Angelegenheit gewesen sei, als ob es nicht in Frankreich, Italien, Großbritannien, den USA, Mexiko, Südamerika, ja selbst Yugoslavien nicht ebenfalls eine '68er-Bewegung gegeben hätte.

Ganz brauchbar fand ich den Artikel von Claudius Seidl, ebenfalls in der FAZ:

http://www.faz.net/s/RubCF3AEB154CE64960822FA5429A182360/Doc~ED61FD15A5AAB4896B76533C5A8C8BB59~ATpl~Ecommon~Scontent.html

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[Aly] fällt es mit zunehmenden Alter immer schwerer, Gedanken schlüssig zuende zu denken.
Sehe das als Qualität an.
Ich blick auch nicht den Unterschied zwischen ches Eingangsanalyse und der von Götz Aly. Aly hält ja auch einen Affekt für nicht unwahrscheinlich. Und dass es schon eine außerirdische Intelligenz der Stasi bedürft hätte, um die Ereignisse wirklich zu steuern.

Viele Vorstellungen der 68er waren halt nicht mit der realen Welt vereinbar. Vietnam hat ja in seiner Wirtschaftsverfassung den Sozialismus quasi aufgegeben. Wie an vielen anderen Orten auch. Aus wohl guten Gründen. Dass die Enttäuschung darüber irgendwann zu Umdenk-Prozessen führt, halte ich für mehr als nachvollziehbar und keine "Lebenslüge".

Dieses Nachtreten gegen "die 68er" wegen der Sache ist allerdings maßlos übertrieben. Das war halt eine in vielen Gesellschaften wirksame authentische Bewegung, die sich aus verschiedenen Quellen speiste. Aber eben halt in nicht wenigen Punkten von der Geschichte der folgenden Jahrzehnte widerlegt wurde.

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@Alter Bolschewik: Hinsichtlich des Kraushaar-Beitrags finde ich Oskar Negts Standpunkt den einzig Vernünftigen.

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Dean hat bereits die richtigen Zitate ausgewählt und mir mit seinen Erläuterungen das Wort aus dem Mund genommen. Ordentlich in dem Aly-Text ist auch die Abrechnung mit der "Bild".
Was an Aly jedoch anhaltend unangenehm auffällt, was Aly und Eva Herman gemeinsam haben, und was die APO wirklich war, gibt es hier:

http://shiftingreality.wordpress.com

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Ob es wohl auch in Stammheim IMs gegeben hat?

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Wer soll denn sonst Baader erschossen haben?

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Der war gut!

Aber wieso eigentlich "Spoiling history"? Gibt es diese Redwendung? Never heard!

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Endlich fragt mal jemand!
Das ist, meiner Vorliebe für versteckte Witze und sanfte Ironie (oder auch derbe Späße) entsprechend ein Sprachwitz. Ein ägyptischer Freund bezeichnete Geschichtsklitterung mal als "Spoiling history", womit er selber sich über die exzessive Verwendung des Verbs "to spoil" in dem blumigen Englisch lustig machte, das in der arabischen Welt und Israel gesprochen wird. To spoil heißt ja eigentlich verderben, vergammeln, aber auch verschlanken (siehe Spoiler), wird aber zwischen Nildelta und Schatt el Arab für alles mögliche gebraucht, was schlecht ist. Die Ägypter etwa wachsen mit Englisch als einer Art zweiten Muttersprache auf, aber ähnlich wie das mexikanische und texanische Englisch häufig eher Spanglish ist hat auch das ägyptische Englisch seine Tücken. Das Vokabular ist reduziert, und so bekommen Worte neue Bedeutungen, die fehlende Begriffe abdecken. "Verschütten" heißt in korrektem Englisch "to spill", daraus wird bei den Ägyptern ebenfalls "to spoil", ebenso, wie ein leichtes Mädchen als "peach" bezeichnet wird, weil niemand den Unterschied zu "bitch" erfasst. Der Pilot eines Flugzeugs heißt nicht Pilot, sondern "flighter", weil das entsprechende arabische Wort, "tajjar", soviel wie "Fliegenmacher" heißt.

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Zunächst mal danke für die linguistischen Schmankerl. Ich mag das wirklich, habe ich doch auch auf meinen Reisen viele verschiedene Arten des Englischen kennen gelernt.

Und was den Witz angeht: Nicht schlecht und gut sarkastisch, aber politisch einseitig. Pfui ;-) Oder bringen sich IMs nie selbst um?

Und was ist eigentlich aus den Gerüchten geworden, der Chef der "Landshut"-Entführer habe mit den somalischen Behörden in einem Englisch kommuniziert, das eindeutig einen sächsischen Dialekt aufwies?

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Zu den Dingen, die ich NIEMALS hören möchte, gehört, wenn ein Araber Englisch (idR ein Hammer-Akzent) mit "eindeutig sächsichem" Dialekt spricht.
...*schauder*...

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Zu meinen heimlichen Favoriten gehört noch "Goodaynimetya". Das klingt wie ein Wort, ist aber Australisch und heißt ausgeschrieben "Good Day, nice to meet you!".

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das ist dann so wie das norddeutsche Fragewort, welches sich so unterschiedlich ausspricht: "HÄ?" und schreibt: "Was bitte hast du gesagt, könntest du es bitte wiederholen?"

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Während das deutsche "Was geht ab?" auf französisch sinngemäß "Qui vive?" übersetzt würde, was aber wörtlich "Wer lebt?" hieße, während die Asterix-Textpassage "Herb? Herb! Das ist herb!" im Deutschen nur begrenzt Sinn macht, da "Brut" im Französischen gleichermaßen herb und brutal bedeuten kann. Ganz komisch wird es in Harlemisch, wo "Das ist eine tolle Frau" "She´s gotta get it" heißt. In der dort üblichen Sondergrammatik heißt es eigentlich "She´s gotta have it", das sagt aber niemand, weil man "She´s got a habit" verstehen könnte. Die besondere Würze liegt hierbei darin, dass dieses Missverständnis in philologisch richtiger Grammatik wieder Sinn machen würde;-)

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@rayson, aus den Archiven der TITANIC, die zu den bestsortierten der Welt gehören, geht übrigens eindeutig hervor, dass die "Landshut" vom (sic!) Ost-Sandmännchen entführt wurde.

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Das ist so doch wieder kommunistische Desinformation.

Es war Pittiplatsch, der hat im (sic !) Sandmännchen mitgespielt.

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Ich bekenne ja, als Kind Professor Flimmrich-Fan gewesen zu sein....

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