Dienstag, 27. April 2010
Der hat ja so Recht
che2001, 01:04h
Gerade diesen Kommentar bei Genova gelesen, der verschiedene Dinge gut auf den Punkt bringt - very much to the point.
" Georg Wolf // 26. April 2010 um 20:10
Sehr geehrter Herr / sehr geehrte Frau Redford,
Ihre Bemerkungen finde ich durchaus interessant, nicht zuletzt als Beleg für das, was Sie beschwören, nämlich dass sich Geschichte „wiederhole“. Selbstverständlich gibt es komplexe ideologische und kollektiv-emotionale Beziehungen zwischen „rechts“ und „links“. Und selbstverständlich können Leute „ihre Meinung ändern“, wenngleich dies nach aller Erfahrung in Gebieten der „kulturellen Identität“ eine große Ausnahme ist. Insgesamt scheinen Sie mir allerdings sehr nahe an den üblichen, primär massenmedial vermittelten Exzitationen & Ressentiments zu operieren, und so scheint mir in der Folge, wenn ich das so sagen darf, ein wenig die intellektuelle Distanz zu fehlen, die dazu gehört, zu beurteilen, inwieweit und in welcher Hinsicht sich Geschichte sozusagen wirklich wiederholen könnte. Vermutlich nicht so spenglerisch platt, wie Sie meinen, und zugleich doch viel platter. Auch Ihre speziellen Ausführungen oder Andeutungen, etwa zum National“sozialismus“, scheinen mir eher Symptome der Irrung als der Orientierung zu sein, sofern Sie diese stante pede gleich ins politische Geschirr nehmen.
Das wirkliche Problem scheint mir nämlich tiefer zu liegen. Offenbar und trivialerweise wird bei sehr vielen Menschen das Bedürfnis nach Selbstwerterhöhung durch das nach Herabsetzung von Gruppen anderer befriedigt, indem diese als „andere“, bis hin zum Feind identifiziert werden. Dazu muss man sich nicht erst in die Psychohistorie etwa des Nationalsozialismus oder des Leninismus-Stalinismus vertiefen, das zeigen schon völkerkundliche Befunde aus jedem Kulturkreis. Und trivialerweise nimmt dieses Bedürfnis in unsicheren Situationen zu. Wer aufmerksam durch den Alltag geht, wird im übrigen auf Schritt und Tritt auf Leute treffen, die kollektiven „Argumentationen“ gegenüber sich als besonders anfällig zeigen, sozusagen von der kleinen Zweiperson- bis zur ganz großen Meute, von Ausgrenzungen im Kleinen bis zu Meutenaktionen im Großen.
Was in dieser Hinsicht das Politische im weitesten Sinne anbelangt, so scheint mir hier wie auch historisch die ganz einfache Erkenntnis zu gelten: „Die Parolen wechseln, der Typus bleibt“. Und aus eben diesem Grunde besteht sehr wohl eine Kontinuität zwischen den heutigen Antisemitenjägern und den früheren Semiten- und Antiantisemitenjägern, zwischen Geistesmoslems und Geistesjuden, zwischen Weltterrorismus und Weltkommunismus, zwischen deutscher Kultur und französischer Zivilisation usw. Nur ein Verblendeter bzw. historisch unzureichend Beschlagener kann das verkennen. Bitte machen Sie sich einmal die Mühe, aufmerksam mediengängige und volkesstimmeübliche „Islamkritik“ zu lesen und auf den Tonfall vieler „Islamkritiker“ zu hören (auch schon ganz simpel das Vibrato in der Stimme). Essentialistische Argumentationen der Art, dass der Islam grundsätzlich nicht modernefähig sei, sind komplett parallel zu derjenigen, dass Juden grundsätzlich immer jüdische Zersetzer bleiben, gleich wie sie sich geben. Es hilft auch nicht zu konstatieren, die jeweilige Gefahr sei, im Gegensatz zu etwa einer anderen, „real“. Es gibt eine ganze Reihe realer Gefahren für die Zukunft; ob die vom „Islamismus“ in Europa usw. ausgehende zu den größten gehört, kann man bezweifeln, sofern man sich auch mit anderen Dingen beschäftigt als denen, die in den Massenmedien amplifiziert werden. Ferner besteht die Frage, was man denn jeweils für das Handeln folgert.
Dass sich heute wie seinerzeit faktisch „rechte“, ja in der Essenz völkische (unter dem Tarnmäntelchen der „Kultur“) Propaganda „linker“ (“sozialer” usw.) Argumente bedient, ist so neu nicht (man lese etwa Parteiprogramme der NSDAP). Auch war übrigens der verderbliche Einfluss der Juden damals, gleich ob Kapitalisten oder Kommunisten, in der Propaganda völlig „real“ und durch unzählige Beispiele „belegt“. Und selbstverständlich repräsentierte auch Adolf der Verführer die „Mitte“, und zwar die gute, die wahre, die wirkliche, die deutsche, die abendländische usw., wie leicht unzähligen seiner Ausführungen zu entnehmen ist. Auch vermag eine nähere Beschäftigung mit dem seinerzeitigen Verhalten der Bevölkerung vielleicht davon zu überzeugen, dass die „bürgerliche Mitte“ ebensowohl wie „Konservative“ nur einen ganz kleinen Schritt machen mussten (und müssen), um in einer neuen Mitte anzukommen.
So muss man in der Tat die Befürchtung haben, dass sich Geschichte in gewissem Sinne wiederholt, allerdings vermutlich anders als Sie insinuieren, wenn man die multiplen Probleme der Zukunft, die zu erwartenden Auseinandersetzungen um Ressourcen, die Finanzprobleme, die imperialen Gelüste, die ideologischen Prädispositionen, die Verlustängste der Westbürger usw. in Rechnung stellt. Viele „Liberale“, „Mittige“ und auch „Linke“ werden vermutlich ihren Weg verblüffend leicht finden und im faktischen Gehalt ihrer Handlungen und Wertungen ganz schnell da zu lokalisieren sein, wo davor „rechts“ oder „rechtsradikal“ war (man beachte nur das herrliche Phänomen, wie etwa die Repräsentanten der GrüDP sich mit unwesentlichen Änderungen der Selbstbewertung in der Macht- und Kriegsarena bestens eingefunden haben; es reicht eben eine moderne Terminologie). Über sog. nützliche Idioten hat sich nicht nur Lenin gefreut; die Kunst gegenwärtiger Politik und derjenigen der jüngsten Vergangenheit bestand ja gerade darin, die potentiellen Kritiker die Programme initiieren oder durchführen zu lassen (etwa im sozialen Bereich oder der Arbeitswelt), die man selbst nur mit stärkerem Gegenwind hätte angreifen können. Dass dieses Spiel weitergeht, und zwar mit zunehmend unfriedlichen, weltweit kriegerischen Konsequenzen, scheint durchaus absehbar. Das sollte sich auch jeder klarmachen, der beispielsweise Komplizen oder Verharmloser der Moslems in gängiger Weise identifiziert und ausgerechnet dabei die Wiederholung der Geschichte beschwört. Man kann auch Gründe für die Vermutung finden, dass die eigentlichen Gefahren aus der “reagierenden” “Mitte” kommen und kommen werden, insofern darin nämlich die Meutenheulereien auftreten, die aus der Vergangenheit her noch im Ohr klingen.
Mit freundlichen Grüßen"
" Georg Wolf // 26. April 2010 um 20:10
Sehr geehrter Herr / sehr geehrte Frau Redford,
Ihre Bemerkungen finde ich durchaus interessant, nicht zuletzt als Beleg für das, was Sie beschwören, nämlich dass sich Geschichte „wiederhole“. Selbstverständlich gibt es komplexe ideologische und kollektiv-emotionale Beziehungen zwischen „rechts“ und „links“. Und selbstverständlich können Leute „ihre Meinung ändern“, wenngleich dies nach aller Erfahrung in Gebieten der „kulturellen Identität“ eine große Ausnahme ist. Insgesamt scheinen Sie mir allerdings sehr nahe an den üblichen, primär massenmedial vermittelten Exzitationen & Ressentiments zu operieren, und so scheint mir in der Folge, wenn ich das so sagen darf, ein wenig die intellektuelle Distanz zu fehlen, die dazu gehört, zu beurteilen, inwieweit und in welcher Hinsicht sich Geschichte sozusagen wirklich wiederholen könnte. Vermutlich nicht so spenglerisch platt, wie Sie meinen, und zugleich doch viel platter. Auch Ihre speziellen Ausführungen oder Andeutungen, etwa zum National“sozialismus“, scheinen mir eher Symptome der Irrung als der Orientierung zu sein, sofern Sie diese stante pede gleich ins politische Geschirr nehmen.
Das wirkliche Problem scheint mir nämlich tiefer zu liegen. Offenbar und trivialerweise wird bei sehr vielen Menschen das Bedürfnis nach Selbstwerterhöhung durch das nach Herabsetzung von Gruppen anderer befriedigt, indem diese als „andere“, bis hin zum Feind identifiziert werden. Dazu muss man sich nicht erst in die Psychohistorie etwa des Nationalsozialismus oder des Leninismus-Stalinismus vertiefen, das zeigen schon völkerkundliche Befunde aus jedem Kulturkreis. Und trivialerweise nimmt dieses Bedürfnis in unsicheren Situationen zu. Wer aufmerksam durch den Alltag geht, wird im übrigen auf Schritt und Tritt auf Leute treffen, die kollektiven „Argumentationen“ gegenüber sich als besonders anfällig zeigen, sozusagen von der kleinen Zweiperson- bis zur ganz großen Meute, von Ausgrenzungen im Kleinen bis zu Meutenaktionen im Großen.
Was in dieser Hinsicht das Politische im weitesten Sinne anbelangt, so scheint mir hier wie auch historisch die ganz einfache Erkenntnis zu gelten: „Die Parolen wechseln, der Typus bleibt“. Und aus eben diesem Grunde besteht sehr wohl eine Kontinuität zwischen den heutigen Antisemitenjägern und den früheren Semiten- und Antiantisemitenjägern, zwischen Geistesmoslems und Geistesjuden, zwischen Weltterrorismus und Weltkommunismus, zwischen deutscher Kultur und französischer Zivilisation usw. Nur ein Verblendeter bzw. historisch unzureichend Beschlagener kann das verkennen. Bitte machen Sie sich einmal die Mühe, aufmerksam mediengängige und volkesstimmeübliche „Islamkritik“ zu lesen und auf den Tonfall vieler „Islamkritiker“ zu hören (auch schon ganz simpel das Vibrato in der Stimme). Essentialistische Argumentationen der Art, dass der Islam grundsätzlich nicht modernefähig sei, sind komplett parallel zu derjenigen, dass Juden grundsätzlich immer jüdische Zersetzer bleiben, gleich wie sie sich geben. Es hilft auch nicht zu konstatieren, die jeweilige Gefahr sei, im Gegensatz zu etwa einer anderen, „real“. Es gibt eine ganze Reihe realer Gefahren für die Zukunft; ob die vom „Islamismus“ in Europa usw. ausgehende zu den größten gehört, kann man bezweifeln, sofern man sich auch mit anderen Dingen beschäftigt als denen, die in den Massenmedien amplifiziert werden. Ferner besteht die Frage, was man denn jeweils für das Handeln folgert.
Dass sich heute wie seinerzeit faktisch „rechte“, ja in der Essenz völkische (unter dem Tarnmäntelchen der „Kultur“) Propaganda „linker“ (“sozialer” usw.) Argumente bedient, ist so neu nicht (man lese etwa Parteiprogramme der NSDAP). Auch war übrigens der verderbliche Einfluss der Juden damals, gleich ob Kapitalisten oder Kommunisten, in der Propaganda völlig „real“ und durch unzählige Beispiele „belegt“. Und selbstverständlich repräsentierte auch Adolf der Verführer die „Mitte“, und zwar die gute, die wahre, die wirkliche, die deutsche, die abendländische usw., wie leicht unzähligen seiner Ausführungen zu entnehmen ist. Auch vermag eine nähere Beschäftigung mit dem seinerzeitigen Verhalten der Bevölkerung vielleicht davon zu überzeugen, dass die „bürgerliche Mitte“ ebensowohl wie „Konservative“ nur einen ganz kleinen Schritt machen mussten (und müssen), um in einer neuen Mitte anzukommen.
So muss man in der Tat die Befürchtung haben, dass sich Geschichte in gewissem Sinne wiederholt, allerdings vermutlich anders als Sie insinuieren, wenn man die multiplen Probleme der Zukunft, die zu erwartenden Auseinandersetzungen um Ressourcen, die Finanzprobleme, die imperialen Gelüste, die ideologischen Prädispositionen, die Verlustängste der Westbürger usw. in Rechnung stellt. Viele „Liberale“, „Mittige“ und auch „Linke“ werden vermutlich ihren Weg verblüffend leicht finden und im faktischen Gehalt ihrer Handlungen und Wertungen ganz schnell da zu lokalisieren sein, wo davor „rechts“ oder „rechtsradikal“ war (man beachte nur das herrliche Phänomen, wie etwa die Repräsentanten der GrüDP sich mit unwesentlichen Änderungen der Selbstbewertung in der Macht- und Kriegsarena bestens eingefunden haben; es reicht eben eine moderne Terminologie). Über sog. nützliche Idioten hat sich nicht nur Lenin gefreut; die Kunst gegenwärtiger Politik und derjenigen der jüngsten Vergangenheit bestand ja gerade darin, die potentiellen Kritiker die Programme initiieren oder durchführen zu lassen (etwa im sozialen Bereich oder der Arbeitswelt), die man selbst nur mit stärkerem Gegenwind hätte angreifen können. Dass dieses Spiel weitergeht, und zwar mit zunehmend unfriedlichen, weltweit kriegerischen Konsequenzen, scheint durchaus absehbar. Das sollte sich auch jeder klarmachen, der beispielsweise Komplizen oder Verharmloser der Moslems in gängiger Weise identifiziert und ausgerechnet dabei die Wiederholung der Geschichte beschwört. Man kann auch Gründe für die Vermutung finden, dass die eigentlichen Gefahren aus der “reagierenden” “Mitte” kommen und kommen werden, insofern darin nämlich die Meutenheulereien auftreten, die aus der Vergangenheit her noch im Ohr klingen.
Mit freundlichen Grüßen"
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Dienstag, 27. April 2010, 19:01
(Trollbeitrag durch Blogger.de-Admin gelöscht.)
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vert,
Dienstag, 27. April 2010, 20:16
ach, die "liberalen" hatten es aber nicht weit.
und so lange es nach dem tag von potsdam was zu verdienen gab, stand die adlige funktionselite gerne gewehr bei fuß.
und so lange es nach dem tag von potsdam was zu verdienen gab, stand die adlige funktionselite gerne gewehr bei fuß.
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