Samstag, 22. Januar 2011
Falsche Antworten auf falsch gestellte Fragen
„Die Frage, warum der Weg von Freiheit des Individuums und Ende der religiösen Bindung ohne größere Hindernisse von Nietzsche zu Hitler führte, müsste seit spätestens 65 Jahren auf der Tagesordnung stehen. Steht sie aber nicht.“


„Die Frage, warum der Weg von Solidarität und kommunistischer Revolution ohne größere Hindernisse von Luxemburg zu Pol Pot führte, müsste seit spätestens 20 Jahren auf der Tagesordnung stehen. Steht sie aber nicht.“


„Die Frage, warum der Weg von Freiheit und Demokratie ohne größere Hindernisse von Washington zu Khomenei führte, müsste seit spätestens 30 Jahren auf der Tagesordnung stehen. Steht sie aber nicht.“

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Immerhin hast du jetzt mal eine Textstelle vorgekramt, das ist löblich, in dem konkreten Fall allerdings auch nur ein Beleg für eine unseriöse Arbeitsweise: bei zig Textstellen zum Thema die eine rauszunehmen. EIN Weg, wie ich diverse Male geschrieben habe, führte dahin. Und ich habe hier von niemandem Aufarbeitung gefordert, sondern das in Richtung Linkspartei gemünzt. Es ging mir nicht um philosphische Aufarbeitung oder Bücher, die niemand liest. Das ist auch schon lange klar. Ein breites Herangehen. Die Frage ist auch hier, woher dieses bewusste Missinterpretieren kommt. Lüge ist auch hier kein falscher Begriff!

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... und ab jetzt nur noch sich jeweils widersprechende Zitate des Urhebers dagegen posten!

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Junx, das ist schön! Da kann ich mir ja meine satirischen Zusammenschnitte sparen. Wer den Schaden hat spottet jeder Beschreibung.

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Hä? Könnt mir mal jemand mit dem Kontext aushelfen?

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Ja, ja, Netbitch, da haben wir es wieder: Eine Leerstelle mancher Linker. Selbst höchst sensibel und begründet Ungerechtigkeiten der Gesellschaft beklagen, diese Maßstäbe für sich selbst aber nicht gelten lassen. Das wäre doch zu anstrengend. Die wenigen Male, in denen ich linksradikale Auseinandersetzungen live erlebt habe, haben mich zum zwischenzeitlich unpolitischen Menschen gemacht. Ignoranz und Aggression bis zur Klopperei. Das unbedingt Gute zu wollen schlägt gerne um. Man kennt das ja aus der Geschichte.

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@Alterbolschewik:

es MUSS ja keine Einflussnahme von außen geben, ich bin in dieser Konstruktion doch schon auf deinen Hinweis eingegangen, dass Marginalisierte ihren Weg und ihre Mittel selbst wählen. Wo das ohne Hinterfragen führen kann, sieht man an der C-Klasse und der ETA. Du betonst diesbezüglich, dass es dir egal ist, ob der andere mit deinen Aggressionen klarkommt. Prost Mahlzeit. Ich habe jetzt aber nicht vor, mir die Finger wund zu schreiben, ich denke, es ist klar, was ich meine.

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@Alterbolschewik, wir betreiben hier gerade einen neuen Sport, die sogenannte Kontrafaktenhuberei, eine Unterdisziplin der angewandten Bizarrologie. Ich mails Dir.

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Ja, ja, Che, es ist ja auch eine prima Dialektik: An persönlichen Defiziten ist immer die Gesellschaft schuld, also braucht man ja nicht bei sich selbst nachgucken. Lieber ordentlich politisieren. (Mir ist dieser Mechanismus nicht unbekannt.) Die Bekämpfung eines äußeren „Feindes“ schweißt zudem auch zusammen. Warum fällt mir jetzt so eine Art umgekehrte Autoritäre Persönlichkeit ein?

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Wieso fällt mir dazu nur wieder Stalin ein?

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Ach, komm, Che, hier von Dekonstruktion faseln, aber die Frage nach möglichen „Leerstellen“ bei Marx als weltliches Sakrileg abtun. Ein Trauerspiel. Der Bezug von Theorie und Praxis wäre hier dringender zu diskutieren.

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... ich glaub, das funktioniert so gut mit dem "Copy & Paste", weil das eh schon Textbausteine sind. Ein blödes Denk-Klischee nach dem anderen, die ich allesamt seit 30 Jahren kenne. Dagegen haben z.B. Georgis Ausfälle gegen "Queerfeminismus" echt noch eine gewisse Originalität in der Gegestandsverfehlung auf ihrer Seite.

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Der Nörgler prägte dafür seinerzeit den Begriff "Phrasendenken".

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Die Titanic hat übrigens ein Coverbild von Alice Schwarzer mit der Unterschritft: "Irre Kachelmann-Stalkerin. Was hat sie gegen Vergewaltigung?"

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„Die Kommunisten verschmähen es, ihre Ansichten und Absichten zu verheimlichen. Sie erklären es offen, daß ihre Zwecke nur erreicht werden können durch den gewaltsamen Umsturz aller bisherigen Gesellschaftsordnungen. Mögen die herrschenden Klassen vor einer kommunistischen Revolution zittern. Die Proletarier haben nichts in ihr zu verlieren als ihre Ketten. Sie haben eine Welt zu gewinnen. Proletarier aller Länder – vereinigt euch!“

(Marx, Kommunistisches Manifest)

„Die großartigen Siege der kampucheanischen Revolution unter der richtigen und klaren Führung der Kommunistischen Partei Kampucheas (27. September 1977); Laßt uns weiterhin entschlossen das Banner des Sieges der ruhmreichen Kommunistischen Partei Kampucheas hochhalten, um das Demokratische Kampuchea zu verteidigen, die sozialistische Revolution fortzuführen und den Sozialismus aufzubauen (27. September 1978); Erklärung vom 5. Januar 1979. (in: Kommunismus und Klassenkampf. Theoretisches Organ des Kommunistischen Bundes Westdeutschland [KBW] Dokumentation, 22. Januar 1979) „

„Bis heute wurden etliche Massengräber mit insgesamt ca. 1,39 Millionen Leichnamen im Land entdeckt, ausgegraben und ausgewertet. Diverse Studien differieren in ihrer Einschätzung der Gesamtopferzahlen zwischen 740.000 und 3.000.000. Die meisten bewegen sich zwischen 1,4 Millionen und 2,2 Millionen, wobei als Todesursache zur einen Hälfte Exekutionen (so durch Erschießen, Erschlagen, Köpfen mit Feldhacken und Ersticken mittels Plastiktüten; Kleinkinder wurden an Bäumen zerschmettert) und zur anderen Hälfte Tod durch Nahrungsmangel und Krankheiten angenommen wird.“

http://de.wikipedia.org/wiki/Rote_Khmer#Opferzahlen

Die Frage nach den Zusammenhängen der Ideen dieser menschen, die sich als Kommunisten betrachten, ist durchaus legitim.

Zumal der Zusammenhang hier weitaus evidenter ist, als z.B. der zwischen dem Denken von Bentham und Mill und den Übeln des Kapitalismus.

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Schnuckelchen, dann erkläre mal, wie sich Pol Pot aus dem Manifest ableiten lässt unter besonderer Berücksichtigung dessen, was Marx so gegenüber Vera Zassulich meinte oder Luxemburg zum Thema Lenin.

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Willy will doch nur davon ablenken, wie die Hugenbergs und die Commerzbänker und massenhaft Normalos, weiße Heterosexuelle Männer vor allem, 6 Millionen Juden industriell und administrativ bestens organisiert um die Ecke brachten, Osteuropa verwüsteten, wie es zum 1. Weltkrieg kam, wie die historische Situation war, als Marx das Manifest geschrieben, wie Sklavenhãndler wie Locke den "Liberalismus" begründeten und die amerikanische "Bill of rights" verfassten, wie das zaristische Regime funktionierte, das u.a. gezielt Antisemitismus schürte ... bei Marx wird er viele Antworten finden, wie all das und ebenso Honecker und Stalin realgeschichtlich möglich wurden. Es hat auch nicht "Mein Kampf!" Hitler an die Macht gebracht, sondern dessen bürgerliche, monarchistische und nationalistische Unterstützer, und beigetragen dazu hat die Weltwirtschaftskrise, auch nix, was Marx fremd geblieben wäre.

Kombodscha ist nun einer der ganz wenigen Fälle, man korrigiere mich, wo irgendwelche französischen Linksintellektuellen mit mischten, aber deren Worte wären schlicht ins Nichts geblasen worden, wenn nicht der sozioökonomische "Nährboden" für eben das, was da geschah, durch was auch immer bereitet worden wäre.

Es war auch nicht die Bibel, die Hexen verbrannte, sondern das waren machtgeile, grausame Säcke vom Typus Ratzingers.

Gewalt ist nicht durch das "Kommunistische Manifest" in die Welt gekommen, die war vorher schon da. Und für das hätte sich auch kein Schwein interessiert, wenn nicht die Lage der Industriearbeiter echt nicht nicht witzig gewesen wäre.

Und wortreich schreiben sie alle von Willy bis Genova dagegen an, das mal zur Kenntnis zu nehmen.

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Mal ganz subjektiv
Feminismus beginnt u.a. mit Engels "Der Ursprung der Familie, des Privateigentums und des Staats(vorerst)und landet dann mit dekonstrukvistischen Positionen. Ist aber nur Frauenmeinung, ergo irrelevant

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Diese Fragen stehen nicht auf der Tagesordnung, weil sie eigentlich schon lange geklärt sind.

Wenn ich "die Freiheit (des Individuums)" als die Autorität verstehe, eigene Entscheidungen zu treffen, so muß unvermeidlich die Frage nach der Verantwortung folgen.

Eine unabhängige, rechtsstaatliche Justiz sollte es eigentlich ausschließen, daß jemals wieder Individuen zu unbegrenzter, verantwortungsloser Autorität gelangen. Sind die Verhältnisse stabil, funktioniert das auch, unauffällig und geräuschlos wie ein Telefonnetz. Erst wenn es nicht mehr funktioniert, merkt man, daß es überhaupt existiert.

Wie etwa in Revolutionen, die zwischen Alt und Neu typischerweise in einem rechts- und ordnungsfreien Zeitraum existieren. Wie könnte man ausschließen, daß in diesem Zeitraum Figuren wie Hitler oder Stalin die Bühne betreten? Was wäre, wenn sie bei der Machtübernahme praktischerweise 60% Zustimmung nachweisen könnten? Justiz, Polizei, Militär, eine eigene Miliz natürlich auch, alles in einer Hand...

Könnte es helfen, wenn man Justiz und Politik völlig entflechten, einander ausschließen würde, so daß ein politischer Zusammenbruch die Justiz verschonen könnte? Politiker dürften nicht Richter werden, Staatsanwälte nicht Politiker?

... und nach dieser langen Vorrede krieg ich endlich die Kurve und bin bei diesem MP aus dem Saarland, der auf einen Sitz im Bundesverfassungsgericht spekuliert. lol

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Na ja, Hitler hat ja nicht durch eine Revolution die Bühne bertreten. Das ist ja das Ärgerliche an diesen evangelikalen Diskursvorgaben á la Genova, dass genau das in Vergessenheit gerät und in einer sachlich falschen Extremismus-Debatte aufgelöst wird, und genau dazu dient ja dieser ganze Irrsinn auch. Die ach so großartigen Kritiker der Dekonstruktion und Verfechter von "Natur" mutieren dann plötzlich zu "Welt als Textprodukt"-Theoretikern, ohne dabei wenigstens Popper, Glucksmanns "Meisterdenker" oder Lyotards Analyse der "großen Erzählungen" zur Kenntnis zu nehmen. Mit dem Effekt, dass die tatsächliche Lage des Proletariats damals wie heute, in China z.B., aus den Blick gerät.

Ulbricht kam auch nicht durch eine Revolution ans Ruder und Stalin erst maßgeblich, nachdem Lenin bereits lauter Schindluder getrieben hat und meines Wissens die "Nomenclatura" längst etabliert war. Und Lenin konnte vorstoßen wegen des 1. Weltkriegs, nicht wegen der propagandistischen Wirkung der Schriften Marx'. In China, bemerkenswerterweise wie Russland ein Agrarland, lief es anders, aber auch das war ja rückblickend ähnlich wie bei Stalin, nur nicht so schnell, schlicht eine nachholende Industrialisierung, insofern Produktivkraftentwicklung im Rahmen von Produktionsverhältnissen, die mit Marx wenig zu tun haben und vor allem Konkurrenzfähigkeit im globalen Kapitalismus herstellten, und all das nicht mehr klappte, brach "der Ostblock" ja auch zusammen.

Die Pointe ist schon richtig, Microgod, das Anwettern gegen Bürokratisierung z.B. ist ja kein Privileg der Liberalen, sondern im Topos von der "verwalteten Welt" in der Kritischen Theorie ebenso zentral. Und diese ganzen Gewaltenteilung aufhebenden Vernetzungen zwischen Großorganisationen Thema u.a. in der "Theorie des Kommunikativen Handelns".

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@ "Hitler hat ja nicht durch eine Revolution die Bühne bertreten." --- Hitler WAR die Konterrevolution.

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Über die Opfer, die der Antikommunismus von den KZs bis zu den polnischen, russischen usw. Bevölkerungen im 2. Weltkrieg, über Stellvertreterkriege in Afrika, Spanien, Vietnam und anderswo und in Militärdiktaturen in Südamerika sowie auch z.B. unter den Black Panthers hervor brachte sollte tatsächlich mal geredet werden.

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In der Tat, und der Kongo (2 Millionen Tote, waren ja aber nur Schwarze) wird dabei regelmäßig ignoriert.

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Rhizom, der da ja Debatten am Hals hat, gegen die unsere Kinkerlitzchen sind, hat in einer dieser Diskussionen zwei Typen der Kolonisation, ausbeuten und abschöpfen sowie verdrängen und siedeln am Beispiel Namibias und Ostafrikas erläutert.Kurioserweise fällt einem für die Siedlungsverdrängung dann Ostafrika, nicht etwa Nordamerika ein.

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"Die ach so großartigen Kritiker der Dekonstruktion und Verfechter von "Natur" mutieren dann plötzlich zu "Welt als Textprodukt"-Theoretikern,..."

So ist es. Um den eigenen biologischen Antikommunismus zu illustrieren, ist kein Idealismus zu steil. Ich wüßte mal gerne vom Zitateur Willy, wie sich denn der Text in die Tat umgesetzt haben soll. Pol Pot, bis dahin bekannt als die kambodschanische Antwort auf Mutter Theresa, liest das "Manifest", und erkennt: 'Oh, hab ich bislang Gutmenschenscheiße gebaut, ich muß aber töten, töten, töten!' Und als Stalin es liest, macht er einen auf Stalinismus, und das noch auf eine Art, dass ich gar nicht verstehen kann, wieso die Kommunistenfresser ihn nicht längst zum ihrem Idol erklärten, so flächendeckend, wie der in Rußland und anderswo die Kommunisten gekillt hat.

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Kongo war noch etwas Anders. Was die Belgier sich da geleistet haben übertraf die üblichen Kolonialgräuel bei Weitem, z.b. Disziplinierung durch das massenweise Abschlagen von Händen.

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Auch auf die Gefahr hin, ganz gewaltig eine übergebraten zu bekommen: Es ist nicht völlig abwegig, dem Marxismus als Theorie zumindest eine Mitschuld zu geben am Scheitern der sich sozialistisch verstehenden Revolutionen und den sinnlosen Opfern, die sie gefordert haben.

Natürlich sind es zunächst einmal die jeweiligen konkreten historischen Umstände und nicht die Theorie, die zu Gewalt auch über das notwendige Maß hinaus führen. Revolutionen finden grundsätzlich nicht dann statt, wenn alles nett und freundlich zugeht; Wut und Haß sind wichtige Triebfedern, die sich in revolutionären Situationen entladen, und sie fordern auch unschuldige Opfer. Wer dies in revolutionsromantischer Verklärung ignoriert, lügt sich etwas in die Tasche. Dies zu wissen und trotzdem das Notwendige zu wagen, gehört zum Ethos des Revolutionärs.

Um diese schwerwiegende moralische Entscheidung zu treffen, braucht der Revolutionär aber die Sicherheit, daß gegenüber dem status quo die Revolution trotz allem die menschlichere Alternative ist. Dies war, zum Beispiel, Lenins Entscheidung angesichts des ersten Weltkriegs. Die Sicherheit aber, das moralisch Richtige zu tun, wurzelte für ihn in der marxistischen Theorie, daß der Kommunismus das historische Telos des imperialistischen Kapitalismus sei, daß es keine Frage ist, daß die Revolution kommt, sondern nur wann.

Und diese vermeintliche historische Gewissheit legitimierte für ihn dann noch im Oktober die Monopolisierung der Macht gegenüber den anderen linken, der Revolution durchaus nicht feindlich gesinnten Fraktionen, vor allem der Sozialrevolutionäre. Das der Theorie entsprungene Sendungsbewußtsein verhinderte unter anderem, der Revolution eine größere Massenbasis zu verschaffen, vor allem auf dem Land.

Und da man sich, aufgrund der Theorie, seiner Sache so furchtbar sicher war, wurden dann in der Folge Rückschläge nicht den Umständen und realen, auch durch die Revolution nicht aufgehobenen Intressenskonflikten zugeschrieben, sondern bewußter Sabotage - der man dann wieder mit eiserner Gewalt glaubte entgegentreten zu müssen.

Das allein erklärt natürlich noch nicht den Stalinismus, aber hier wurden, schon in der Zeit des Bürgerkriegs, die Grundlagen der paranoiden Strukturen geschaffen, die dann den Aufstieg Stalins ermöglichten. Und die (falsche) marxistisch-leninistische Theorie (die ich von der Marxschen in weiten Teilen strikt abgrenzen würde), hatte daran ihren Anteil, wenn auch längst nicht einen so großen, wie die antikommnistischen Kritiker Lenins glauben machen wollen.

Insofern bin ich recht froh, daß augenblicklich in Tunesien kein sendungsbewußter Lenin die Bewegung usurpiert, sondern daß verschiedenste Fraktionen mit unterschiedlichen Interessen versuchen, sich zusammenzuraufen und pragmatische Lösungen zu finden. Vielleicht wird die Geschichte auch darüber ihr Urteil sprechen, aber es ist zumindest ein Versuch, es einmal anders zu machen.

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Ich würde in den Feinheiten wie den makrohistorischen Dimensionen zur Russischen Revolution noch einige Ergänzungen machen, stimme dem in der Grundaussage aber zu, nix da mit Überbraten;-)

Allerdings würde ich schon zwischen Marx und Engels themselves und "Marxismus" unterscheiden, Marx hatte wiederholt betont, kein Marxist zu sein.

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Gerade diese Sicherheit, im Sinne von "Die Geschichte" zu agieren z.B. bei Lenin habe ich in einem anderen Blog auch gerade angeführt. Das ist aber schon etwas komplexer ansetzend, und bei solchen Hinweisen wird eimem dann gelegentlich ganz maoistisch der Verrat an der Massenaufklärung unter die Nase gerieben, weil das ja keiner verstehen würde. Zudem ergänzend behauptet wird, in der Linken sei das NIE diskutiert worden. Lustig. Da gibt es schon den 20er Jahre und auch VOR Lenin intensive Auseinandersetzungen, zu denen das Kommmunistische Manifest zu zählen ist.

Und die Frage, die Lenin sich stellte, stellt sich angesichts der Schützengräben und des Zarismus zuvor nun mal anders als 2011 in Berlin unter Bloggern.

Und zudem stellt sich wirklich jene, wieso man das nun immer wieder durchkauen sollte, während z.B. die Kolonialgeschichte, zu der durchaus auch der sowjetische Einfluss dann irgendwann zählte, nie wirklich statt fand, in Frankreich sogar gesetzlich boykottiert wurde, und jegliche Analyse des "3. Reiches" unter unredlich verbuchtt wird. Die Geschichte der Opfer des Antikommunismus ist ja nicht nur ein Witz. Und Tunesien hat, vermute ich, mehr mit dem Verjagen eines Pinochet zu tun, kenn mich da nicht aus, als mit jenem des Zaren.

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Erschreckend ist, dass ausgerechnet der produktivste Denker und schärfste Analytiker der Russischen Revolution nach Lenin, der größte Bürokratie- und Nomenklaturkritiker, nämlich Lew Trotzky im Bürgerkrieg bedenkenlos Menschen verheizen ließ und ungerührt Verbrechen zuließ, die er später zu Recht an Stalin kritisierte. Und hier halte ich eine Parallele zu Danton durchaus für naheliegend.

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Tunesien hat vor Allem Ähnlichkeit mit der portugiesischen Nelkenrevolution, der Chile-Vergleich passt da gar nicht.

Pin8 war zu Anfang ein von den USA konterrevolutionär eingesetzter Marionettendiktator und wurde in einem längeren Reform- und Übergangsprozess schließlich gestürzt. Ben Ali entstammt einer im Befreiungskampf gegen Frankreich entstandenen ursprünglich mal sozialistischen Elite und brachte sich, bis dahin Innenminister, an die Macht, nachdem er durch ein ärztliches Gutachten den bis dahin amtierenden Präsidenten Bourguiba für senil hatte erklären lassen. Das war völlig absurd: Als ich in Monastir weilte dominierte die Innenstadt ein pompöses Bourguiba-Mausoleum mit goldener Kuppel, Tadsch-Mahal-Dimensionen, während der Expräsident noch lebte, aber unter Hausarrest stand und das Staatsmaskottchen nach dem Vornamen des Präsidente L´Habib genannt wurde - ein Wüstenfuchs im Kindercomicstil.

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Auf den Pinochet-Vergleich kam ich nur, weil auch Ben Ali ein von Frankreich und anderen so gern gesehener und gestützter Diktator war.

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und wurde in einem längeren Reform- und Übergangsprozess schließlich gestürzt.
... das erzähl aber nicht der chilenischen Linken.
Die Koalition der Concertación vermied populistische Konfrontation wie der Teufel des Weihwassers. Auch aus der negativen Interpretationslinie der zerstörerisch-radikalen Rolle der zentrifugalen Kräfte in den eigenen Reihen während der Regierungszeit Salvador Allende Gossens.
Die Geschichte der "US-oktroyierten" Diktatur gegen die einzige je gewählte "marxistische" Regierung besitzt so schön lange Beine, verhindert aber jedes Verständnis eines Landes mit politisch eher konservativen aber durchaus europa-nächsten politischen Gepflogenheiten Lateinamerikas.
Chile ist für mich eher ein Beispiel für eine ehemals stark hierarchisierte, rassistische, agraisch-seniorale Gesellschaft, die in einer rasanten politischen und kulturellen Entwicklung in den 60ern/Anfang der 70ern ihr Gleichgewicht auch auf Grund sehr realer Widersprüche verliert, zwischenzeitlich völlig nach rechts entgleist, um dann wieder an die vorhandenen elitär-demokratischen Traditionen anknüpft und einen vorsichtigen Weg der Partizipation weiterer Personen in die Bürger-Gesellschaft wählt.
Die USA spielt da keine große Rolle.
Übrigens befanden sich zum Ende der Pin8 Zeit 70% der Kupferminen in Staats-Besitz. Nach dem Ende der Regierungszeit Bachelet waren es 40%.

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