Sonntag, 30. Januar 2011
Zur aktuellen Lage in Ägypten
Allmählich scheinen sich die Dinge zu beruhigen, und JETZT erinnert mich das eher an den Brotpreisaufstand von 1986. Mal abwarten, wie sich das noch entwickelt...


http://web.de/magazine/nachrichten/ausland/12065446-aegypten-jetzt-auch-militaer-in-touristengebieten.html?cc=000005480300034804821Zpsg6

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Nein,
wir erleben eine Zeitenwende, die in ihrer Bedeutung 1989 / 1991 nichts nachsteht. Ob es eine Wende zum Besseren ist, wird auch davon abhängen wie die korrupten Strategen des Westens sich zu ihren fallenden Brüdern im Geiste stellen werden. "Die Straße" hat ihr Machtpotential entdeckt, es würde mich sehr wundern, wenn sie es nicht ausspielt. Leider läuft es nicht ganz so unblutig ab, wie im Herbst 1989.

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Inzwischen halte ich sogar den Vergleich mit 1848 oder gar 1789 für zulässig. Die 48-Revolution hatte ja eine Vorlaufphase, die mit den Unabhängigkeitskriegen in Lateinamerika und Griechenland begann. Und wahrscheinlich werden auch Jordanien, der Jemen und womöglich Syrien demnächst fällig sein. @"nicht ganz so unblutig": Dazu gehörten auch Kämpfe in Georgien, Armenien, Aserbaidjan, Tadschikistan und Usbekistan, die sehr viel blutiger waren. Und wenn man sieht, was für Kämpfe im Nahen Osten in den 70ern und 80ern so stattfanden - inklusive der Zerstörung einer syrischen Stadt, Hama, durch die syrische Armee und dem Genozid in Kurdistan ist das, was bisher passiert ist, vergleichsweise moderat.

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1989 / 1991
halte ich noch - wer weiß, was kommen mag - für passender. Die Menschen haben die von westlichen Milliardenhilfen und Militärlieferungen aufgebauten Autokraten satt. Dass sie sich das westliche Modell wünschen, bezweifle ich zwar, aber ein wenig mehr Teilhabe an wirtschaftlichem Ertrag und politischer Entscheidungsfindung nach westlichem Vorbild scheint schon eine Rolle zu spielen.

Vielleicht habe ich eine zu nostalgische Erinnerung an 1989 -- und die falschen Bekannten. Denn die traten nahezu allesamt von der politischen Bühne ab als die Forderungen der "Straße" sich zunehmend aus dem Dauerwerbefernsehen der BRD speisten.

Ganz sicher bin ich, daß hier eine Lawine von welthistorischem Ausmaß ins Rollen gekommen ist. Schade, daß sie nicht Davos gleich mit unter sich begraben hat.

Ganz richtig übrigens der Hinweis auf Al Jazeera. Hierzulande geht das Expertentum nicht über Peter Scholl-Latour und Bassam Tibi hinaus. Über das politische Personal wollen wir gar nicht erst reden.

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Mit Bassam Tibi hatte ich mich regelmäßig in der politologischen Fakultät gefetzt, Schwachmat, der.

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Ich erinnere mich an eine TV-Diskussion zwischen Scholl-Latour und Bassam Tibi vor dem Afghanistan-Einmarsch als wäre es letzte Woche gewesen. Sämtliche Prognosen Scholl-Latours sind längst eingetreten, B. Tibi ist komplett empirisch falsifiziert.

In den 70ern hatte BT in Haugs "Das Argument" Aufsätze geschrieben und da immer schwer einen auf links gemacht.

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Tibi verstand sich so lange als links, bis eine Hochschulgruppe des KBW in seinem Seminar gegen ihn auftrat, weil linke Autoritätenkritik in die Uni getragen werden müsse. Da trat er erklärtermaßen aus der Linken aus und hatte später ganz sonderbare Auftritte in seinen Seminaren, in denen er seine Bücher zum Kauf anbot und das Zusammenkopieren von Kompendien als Verletzung des Urheberrechts geißelte (von studentischen Einkommensverhältnissen hatte er wohl keine Ahnung) sowie grundsätzlich zum Auftakt eine Viertelstunde über seine Professorenkollegen herzog.

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einige seinerText zur Analyse von Militärregimen in der arabischen Welt aus den 1970ern sind durchaus scharfsinnig

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Ich habe bei ihm ein Seminar belegt, in dem es um Fanon, Guevara und Minh ging und von dem ich sehr profitiert habe. Auch mein Verständnis der arabischen Welt wäre ohne Tibi nicht denkbar; ohne den Begriff der Asabyja versteht man da gar nichts. Nur rein menschlich ist der sehr sonderbar, und seine teils geradezu pathischen Abgrenzungen nach links sind Programm und Methode.

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enttäuschte Liebe, dass sich die Sache (bzw. DFLP & Co.) nicht so entwickelt hat, wie er es wollte

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