Mittwoch, 28. September 2011
Rückfahrt im Tran
Nach einer anstrengenden Veranstaltung wäre ich fast am Steuer eingeschlafen, da weckte mich das Horn eines dicht aufgefahrenen LKW. Ich las im Rückspiegel "Fnord". Die Augen reiben konnte ich mir nicht mit den Händen am Steuer, also blinzelte ich und las in beruhigendem Weiß auf beruhigendem Blau: "Ford". Alles gut. War halt rotpunktgeklettert und müde. Oder;-)

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Illuminatus!!

Es war ganz anders: Tatsächlich war das Fnord-Mobil hinter dir her. Weil du aber so entsetzlich müde warst, konnten sie dir suggerieren, es handelt sich lediglich um einen Ford. Wenn du glaubst, sie sind nicht mehr hinter dir her, dann kriegen sie dich!

(und ich las: Rückfahrt im Iran)

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Rückfahrt im Iran ...
hab ich auch gelesen - affektives Priming eben. Das Wort "Fnord" ist übrigens interessant, wenn man es im Kontext der Illuminatus!-Trilogie betrachtet: Die Illuminaten wollen die Bevölkerung in einem psycho-technokratischen Albtraum gefangen halten, der sich aus Ignoranz, Ängstlichkeit und Autoritätshörigkeit speist. Was liegt also näher, als den Menschen eine unbewusste Schuld zu suggerieren, die sie als suspendiertes Über-Ich zu fressen droht ("Wenn du den Fnord nicht siehst, kann er dich nicht fressen."), weil sie etwas symbolisiert, was sie auf keinen Fall zulassen wollen?

F*Nord steht vielleicht für "Fuck Nord" und "Nord" für eine Art Identitätskonzept, das auf Reinheit, Pflicht, Gruppenbewusstsein, Tauglichkeit, Ehre etc. abstellt, ein Ideal, welches so überzogen ist, dass man den Verräter daran heranzüchtet und ihn gleichzeitig fürchtet wie den Leibhaftigen, weil er die eigene fragile Identität bedroht und man doch weiß, dass diese ohne ihn nicht existieren kann.

Die größte Furcht des FNORD-Hassers ("nur ein toter FNORD ist ein guter FNORD") ist demnach natürlich, selber einer zu sein.

Wilson persifliert mit der FNORD-Idee zum einen die amerikanische Sozialisation von Fahneneid bis Medienerziehung (und wie so häufig auch gleich das Stereotyp von der Gehirnwäsche), die zwar instinktiv als Bullshit erkannt wird, was aber nur als beängstigende innere Revolte erlebt wird, die sofort unterdrückt werden muss, weil psychosomatisch so viel damit verbunden ist. Und genau das ist das Ziel der Konditierung: Das herzhaft befreiende "Fuck that!" nicht mehr denken zu können, weil man so sehr in der Pseudo-Realität angekommen ist. Zum anderen zeigt er allgemeiner, wie problematisch die Vorstellung, man müsse sich über Meinungen, Überzeugungen, das Verhältnis zu Idealen, "unguten" Persönlichkeitsanteilen und anderen Menschen definieren, werden kann: Wer da raus will, wird die FNORDs überall sehen: Viele der konditionierenden Reize, die man früher als positiv empfunden hat, werden nun als negativ erlebt und umgekehrt, man weiß, dass man das alles mit sich selbst gemacht hat und es kann vorkommen, dass man sich als traurige Summe und Resultat seiner Konditionierungen fühlt ("the robot is easily agitated") - aber eben auch nur, wenn man nicht auch dazu herzhaft "FNORD!" sagen kann.

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Toll dargelegt, danke!

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