Samstag, 30. März 2013
Osterschmaus - feist beim Che
Gefühlt haben wir Tonnen an Leckereien eingekauft. Die nächsten zwei Tage ist bei mir in der Küche Hochbetrieb. Morgen gibt es mittags Lachs in Blätterteig und abends Garnelen in Blätterteig, Montag hingegen mit Rehragout gefüllten Fasan an Tiroler Speck, Rotkohl und Kartoffeln. Ich hoffe mal, dass ich Zeit finde, das schön zu fotografieren und als Foodporn ins Netz zu stellen.

Zum Einkauf gehörten natürlich auch größere Mengen Wein, Reservas bzw. große Bordeaux und so. Vielleicht liegt es am kürzlichen Tod meiner Mutter, aber gerade bezüglich des Weins wanderten meine Gedanke in meine Kindheit zurück. Ein solches Superangebot an ordentlichen Rotweinen gab es damals nicht. Der Kaufmann an der Ecke, bei dem man in den 70ern einkaufte, aber auch der gewerkschaftseigene VIVO-Supermarkt hatten vielleicht 8 Weinsorten im Angebot, da bietet heute schon jede Tankstelle mehr. Und das waren meist überwiegend deutsche Weine. Bei uns wurde jeden Sonntag zu Mittags Wein getrunken, auch ich als Kind bekam ab 9 Jahren ein Sherryglas voll Wein. Das waren rheinhessische Spätlesen, Niersteiner Gutes Domtal oder Kerner Spätlese, Liebfrauenmilch oder Gutedel. Trockene Weine galten als schlechte Weine. Der einzige Rotwein in meinem Elternhaus war ein süßer Roter aus dem Kosovo: Amselfelder Kadarka. Das war aber ein Kochwein, außer dem gab es Rotwein mit Ei gequirlt als Hausmedizin von meiner Mutter, wenn einem schwummrig war oder man blutarm aussah. Ansonsten kannte man Rotwein in Form von Kirschwein aus der norddeutschen Region und als italienische Billig-Verschnittweine. Auf Parties war Bowle das Standardgetränk: Kellergeister wurde mit Billigstsekt gemischt und das Ganze mit Kalte Ente aufgebrezelt,


http://de.wikipedia.org/wiki/Kalte_Ente

hinein kamen dann Erdbeeren, Ananasstücke und Kirschen, die mit dem Cocktailspieß harpuniert und gegessen wurden. Damit erlebte ich als Pubertierender meine ersten Schwipse. Heute wird oft über den Cabernet-Sauvignon-Syrah-Einheitsbrei bei den Weinen im Supermarktregal oder auf Parties abgelästert. In meiner Jugendzeit waren solche Sorten, von irgendwelchen Luxuskanälen vielleicht abgesehen bei uns gar nicht auf dem Markt.

Wenn es im Restaurant Rotwein gab war das normalerweise Spätburgunder.

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In meinem Elternhaus (Papa mehr so der Biertrinker) herrschte eher önologische Ödnis: sonntags zum Essen Supermarkt-Standardweine wie "Amselfelder" oder "Edler vom Mornag", was immerhin nicht ganz so grauenhaft pappsüß war wie das, was damals liebfrauenmilichig aus deutschen Landen frisch auf den Tisch kam. In trockenere Geschmacksregionen (auch beim Thema Sekt) habe ich mich erst zu Studentenzeiten vorgetastet.

Im Restaurant habe ich von früher nicht so sehr Spätburgunder als Standardwein in Erinnerung, sondern eher Côtes du Rhone. Und natürlich die einheimisch-pfälzischen Klassiker wie "Kallstadter Kobnert".

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Côtes du Rhone habe ich erst im Frankreichurlaub 1985 kennengelernt, zusammen mit (lecker!) Chateauneuf-Du-Papes. By the way, das war ein Schlüsselerlebnis:

http://che2001.blogger.de/stories/1438243/


Selbst Corbières-Weine kannte ich damals nur als Geheimtipp aus einem Öko-und Buchladen, der in einem eindeutig linksradikalen Kontext angesiedelt war- so die rotweinsaufenden "Autonomie" - LeserInnen.

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Mahlzeit! Das klingt nicht schlecht.

Was jugendliche Weinerfahrungen betrifft: Bei uns zu Hause war Wein das einzige akzeptable alkoholische Getränk - Bier und Hochprozentiges mußte ich mir selber beibringen. Wein gab es in Schwaben nicht zum Essen - wie der Schwabe grundsätzlich nichts zum Essen trinkt. Getrunken wird, wenn wenn man abends zusammensitzt.

Die Weinauswahl im Laden bei uns im Viertel war, wenn ich mich recht entsinne, gar nicht so schlecht, zumindest habe ich das Weinregal recht groß in Erinnerung, getrunken wurden bei uns zu Hause aber nur trockene Württemberger, hauptsächlich Trollinger. Über den schreibt die Wikipedia zutreffend:

"Der Trollinger ist der Inbegriff des schwäbischen Viertele-Weines - und damit Ausdruck einer bodenständigen Weinkultur im Württembergischen; der Wertschätzung, die er in seinem Hauptanbaugebiet erfährt, steht außerhalb davon weitgehende Ablehnung entgegen."

Später folgten dann hauptsächlich Bordeaux-Weine (mein favorisiertes Anbaugebiet: Graves - ist aber außerhalb Frankreichs schwer zu bekommen), zu denen ich nach diversen Experimenten mit anderen französischen Weinbaugebieten immer wieder zurückkam.

Vor drei Jahren hatte ich dann mein Damaskus-Erlebnis: In einem Dorf am Tuniberg wurde ein Käse- und Weinmarkt abgehalten, den ich des guten Wetters und des Käses wegen besuchte; und wo ich dann, weil ich schon mal da war, einige lokale badische Weine versuchte. Und mit einem Schlag begriff ich, daß das, was ich für Badischen Wein gehalten habe, die Plörre des Badischen Winzerkellers in Breisach, nichts, aber auch gar nichts mit den hervorragenden Weinen kleiner, engagierter Weingüter hier in der Gegend zu tun hat. Seither trinke ich fast ausschließlich lokalen Wein; und es ist mir ein außerordentliches Vergnügen, am Wochenende entweder mit Freunden oder auch alleine an den Kaiserstuhl oder ins Breisgau hinauszufahren und immer wieder neue Weingüter zu entdecken, die mit sehr viel Liebe und Sachverstand beeindruckende Weine machen.

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Das kann ich sehr sehr gut nachvollziehen. Mit dem Nörgler hättest Du da einen interessanten Gesprächspartner, der ist aus der Pfalz. Mein Geschmack sind ja vorzugsweise andalusische Weine und Rioja. Und drei Sorten, die man in Europa überhaupt nicht bekommen kann: Lacryma Vitis, Omar Khayyam und Cru de Ptolemées, also ein Malteser und zwei Ägypter.

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"mit Rehragout gefüllten Fasan an Tiroler Speck, Rotkohl und Kartoffeln" --- Steak vom Sumatra-Tiger in Zobelsauce? Otternasen an Nachtigallzungen? Wohl bekomms!

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Gebratener Storch, gefüllt mit Elchragout;-)

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Bär, gefüllt mit GuruGuru?

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Puma, gefüllt mit Wauwau.

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Als Alkoholikerkind (Vater totgesoffen, bei Muttern stand immer ein Korn hintern Bett, Schwester hatte einen mit und ohne Alkohol gewalttätigen "Freund") stand ich jedem Schluck Alkohol extrem kritisch gegenüber, ebenso der Korn vernichtenden Fröhlichkeit meiner gleichviel zahlreichen wie geselligen Mecklemburger Verwandschaft.

Irgendwann Mitte 20, etwa zwei Jahre nach meinem ersten "richtigen" Sex, entdeckte ich dann so allmählich Bier, danach andere alkoholische Getränke, sowie fröhlichsten Sylvestersuff. Mein jährliches Besäufnis, mithin, ich entwickelte mich zum "Jahres-Säufer".

Das machte mich auch in Bezug auf Wein und Sekt neugieriger. Süßer Sekt ging schon einmal gar nicht, aber komplett trockener auch nur zu Sylvester. Ansonsten (das blieb bis heute) mochte ich hier eigentlich nur einen halbtrockenen Freixenet, und das, obwohl der mir einen Tick zu süß ist.

Bei Wein war die Entwicklung umgekehrt, zunächst trank ich mich durch diverse trockene Weine, die mich allesamt langweilten, aber erst bei einer Weinverkostung mit badischem Eiswein hat es bei mir *Klick* gemacht. Bei einem schönen fruchtig-süßen Kabinettswein sage ich nicht nein.

Aber, nun, in den letzten 12 Jahren gab es eigentlich nicht viel zu Feiern - ganz im Gegenteil. Tja, und da bin ich eisern: Alkohol trinke man nur in Gesellschaft - und hier nur in Maßen.

(außer Sylvester)

Mit Wein bin ich im Prinzip durch. Mag ich nicht, mit Ausnahme von Federweißer und Eiswein. Einen Durchschnittscidre ziehe ich eigentlich jedem Wein vor.

Bei Whisky gefallen mir nur noch die unanständig teuren Sorten (brandig schmeckenes Billigzeugs ist die Pest, oder?), wobei ich Jack Daniels gerade noch akzeptieren kann (ein wenig langweilig, aber man bekommt es runter), bei Bier bin ich hingegen wenig wählerisch, "feinherb" und "malzig" geht für mich in die richtige Richtung - mit einem Becks bin ich bereits glücklich. Aber: Nur genau einem..., und im Falle bester Gesellschaft ganz eventuell noch einem zweiten.

(mein letztes Glas alkoholisches Getränk liegt inzwischen mindestens zwei Jahre zurück, der letzte Schluck Wein rund 10 Jahre)

Dafür kann ich dank meiner "Sammelerfolge" inzwischen glatt eine Spirituosenhandlung aufmachen. Bei mir stehen jedenfalls über 30 ungetrunkene Biere herum, einige Weinflaschen, rund ein Dutzend volle Flaschen mit Hartprozentigem wie Wodka, Whisky, Rum usw.

Falls es wieder Sommer wird (Scheißwinter dies Jahr!), dann wird das Zeugs in Warteschlangen an die Partymeute verhökert.

Aber selber Trinken tue ich erst, wenn es wieder etwas zu feiern gibt. So, wie die Dinge liegen, ist es so: Tränke ich Wein, müsste ich weinen. Besoffen herumheulen.

Das ist das Letzte, was ich will. Wie auch immer. Der Sonnenschein heute ist schon mal ein guter Anfang.

(wenn ihr mich fragt: besser als jeder Wein inkl. Eiswein)

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Dann wünsche ich Dir, dass Du bald endlich wieder Grund zum Feiern hast.

Whisky: Das heißt für mich eigentlich nur Single Malt, und zwar von Glenfiddich an aufwärts. Ausnahmen die ich akzeptiere sind Tullamore Dew und bestimmte kanadische Blended. Bier heißt für mich normalerweise Flens.
Freue mich auch darüber, von Dir immer Neues aus Deinem Leben zu erfahren, auch wenn das mitunter haarsträubend ist. Mannomann.



Und, um den Dauer-Running-Gag auf diesem Blog mal fortzusetzen: Ich warte schon wieder auf Beantwortung meiner Mails.

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