Montag, 25. März 2013
Das Brett vorm Kopf zur Waffe machen oder wie Rassismus und Weißsein negiert werden
Dass der ganze Rechtsextremismus-Diskurs in Deutschland an der Sache vorbei geht, weil die Faschos als "Modernisierungsverlierer" oder irregeleitete Jugendliche im Mittelpunkt stehen, nicht aber die Opfer bzw. "Zielpersonen" des Nazipacks, das ist eigentlich seit Längerem bekannt, uneigentlich scheint es niemanden zu interessieren. Birgit Rommelspacher bringt auf den Punkt, dass eigentlich Rassismus das Thema sein muss und die Frage, wer warum rassistischem Hass ausgesetzt ist.


"Warum sich in Deutschland jedoch die Diskussion um die Ursachen des Rechtsextremismus hauptsächlich auf die Frage psychischer und sozialer Problemlagen konzentriert, kann damit zusammenhängen, daß es hier so gut wie keine Rassismusforschung gibt. Es wurde anfangs bereits darauf hingewiesen, daß hier in erster Linie oder nahezu ausschließlich Rechsextremismusforschung betrieben wird und der Rassismus weitgehend als Begriff und als Forschungsgegenstand ausgeblendet wird. Das hat eine Vielzahl von Gründen, u. a. sicherlich auch den, daß der Rassismusbegriff in einem engen Zusammenhang mit dem Nationalsozialismus steht und deshalb ungern in einem heute alltäglichen Kontext benützt wird; zum anderen aber auch, weil in Deutschland die weltweit geführte Entkolonialisierungsdebatte bisher so gut wie nicht zur Kenntnis genommen worden ist. Das führt dazu, daß im Unterschied zur Rassismustheorie der Rechtsextremismus nicht ein eine Machttheorie eingeordnet und deshalb weitgehend als ein soziales oder psychologisches Krisenphänomen verstanden wird."
Birgit Rommelspacher, Anerkennung und Ausgrenzung, Deutschland als multikulturelle Gesellschaft, 2002

... link (23 Kommentare)   ... comment