Montag, 1. Juli 2013
Deniz Yücel zum Taksim-Aufstand
In konkret äußert sich Deniz Yücel zu der Erhebung in der Türkei. Ich finde die Parallelen zu Kairo sehr bemerkenswert:

"Es klingt nach Revolutionskitsch, aber du siehst hier Leute aus den armen Vierteln, und dann gibt es diejenigen, die nach Feierabend aus ihren Büros kommen. Am Tag des Angriffs auf den Taksim-Platz habe ich Leute in Anzug und Krawatte gesehen, weil sie keine Zeit hatten, sich umzuziehen. Das geht quer durch alle Schichten und politischen Gruppen. Es sind die 50 Prozent, die nicht hinter Erdogan stehen....Carsi, also dieBesiktas-Ultras, sind hier Volkshelden. Bei allen Differenzen gibt es zwei Parolen, die alle gemeinsam skandieren. Das eine ist der Slogan aus den Siebziger Jahren, ein Erbe der alten Linken: " Schulter an Schulter gegen den Faschismus". Das andere ist ein Schlachtgesang von Carsi, mit dem sie die Polizei und ihr Pfeffergas verhöhnen. Das hätte vorher außerhalb von Carsi niemand gesungen... Das sind die besten Ultras der Welt, so was gibt es woanders nicht. Die sind in den vordersten Reihen bei den Auseinandersetzungen mit den Bullen dabei, machen Riesenbengaloshows - und passen auf, dass niemand die Blümchen zertritt."

... comment

 
Bei Yücel muss man irgendwie immer aufpassen...
..., aber ich habe den Eindruck, dass er in diesem Fall durchaus ernstgemeint die Lage analysiert. Wird auch Zeit, der Mann hat sich in letzter Zeit ja in Sachen Political Correctness auf derartig schlüpfriges Gebiet begeben, dass man schon Angst haben musste, Broder würde ihm nächstes Jahr den Börnepreis verleihen...

... link  

 
Na ja, das hängt aber auch damit zusammen, dass in letzter Zeit mit dem PC-Begriff ziemlich hysterisiert umgegangen wurde, und ich kenne nun gerade aus migrantischen und Flüchtlingskreisen eine extrem schwarzhumorige Art und Weise, mit Alltagsrassismus umzugehen, so etwa:

http://che2001.blogger.de/stories/641613/

http://che2001.blogger.de/stories/1923071/#1942667

... link  

 
Hysterie hin oder her, das ist kein Grund, diesen Provo-Heini bei seinem kalkulierten Tabubruch zu verteidigen. (Dazu siehe http://rhizom.blogsport.eu/2013/04/24/hysterie-perversion-diskursmacht-und-die-n-wort-debatte/ ) Und mit "schwarzhumorigem Umgang mit Alltagsrassismus" hat das erst recht nichts zu tun.

Zum Aufstand gegen Erdogan schreibt er trotzdem interessante Sachen.

... link  

 
In der Sache verteidige ich ihn ja auch gar nicht. Ich scheue mich nur, Yücel auf diese blöde Veranstaltung hin zu reduzieren. Ich habe genug PC-Kampagnen erlebt, wo am Ende nicht mehr die Vermeidung von Diskriminierung, sondern die Verteufelung des Gegenübers stand.

... link  

 
Ok. Dein erster Kommentar las sich da halt anders. Reduzieren sollte man ihn sicher nicht darauf. Und selbst seine Provo-Texte können ja ganz unterhaltsam und in Ordnung sein, wo er sich die richtigen Ziele sucht.

... link  

 
Ich nehme mal an, dieser Artikel ist gemeint: http://www.taz.de/!114947/

Wo seht ihr das Problem? Ich weiß nicht, wie Yücel sich auf dieser Veranstaltung benommen hat; aber ich unterschreibe alles, was er über „Critical Whiteness“ in Deutschland sagt.

„Das Credo dieser Leute, die sich etwa in der „Initiative Schwarze Menschen in Deutschland“ organisiert haben und die beanspruchen, für alle „people of colour“ zu sprechen, wo sie in Wirklichkeit – etwa den Funktionären muslimischer Verbände ganz ähnlich – für wenig mehr als sich selber sprechen, lautet: „Ich bin schwarz, darum weiß ich Bescheid. Du bist nicht schwarz, darum weißt du nicht Bescheid. Mehr noch: Du bist weiß. Darum kann und wird alles, was du sagst, gegen dich verwendet werden. (Dieses Credo haben sie freilich nicht exklusiv: Du bist Christ, Deutscher, Europäer, Heterosexueller, Mann, darum weißt du nicht Bescheid.) … Es geht … nicht um Politik, sondern um Moralisierung, nicht um Kritik, sondern um Denunziation.“

Amen Bruder. Auch die Charakterisierung der „Mädchenmannschaft“ als „käsebleiche Student_innen* aus Hildesheim oder Heppenheim, die etwas gefunden haben, um ihr Langweilerleben aufzupeppen“ ist höchst treffend.

... link  

 
GEH BÜGELN !!!

... link  

 
hier mal n Link, wie das Thema einst im http://forum.dict.cc/ diskutiert wurde (von zwei Deutschen, einer Australierin tschechischer Herkunft, einer Amerikanerin und einem Amerikaner):

http://forum.dict.cc/?fo_get_entry=694091

Es geht um einen wissenschaftlichen Vortrag, der in London gehalten werden soll, genauer um Übersetzungsfragen En -> De.

´s gab da schon öfter ähnliche Diskussionen, habe aber nur diese mitgeschnitten. Auch die Links sind interessant !

Es ist für mich immer wieder ein Kulturchok, mitzubekommen, wie in angelsächsischen Ländern oder unter angelsächsischer Beteiligung die Sache diskutiert wird. Seltsam zivilisiert das Ganze.

Z.B. erfuhr ich, dass in England es als unschicklich gelte, bei der Beschreibung einer Person zuerst die Hautfarbe zu nennen oder sie überhaupt zu erwähnen. Der Freund, der mir das vor etwa 10 Jahren erzählte, konnte das nur von seiner damaligen fast Jet-Set-like ital.-engl. Freundin haben, die nun gerade nicht aus "Hildesheim oder Heppenheim" (Yücel ) stammte, sondern deren von Vereinsamungsängsten geplagte Mutter, ehem., in den 50er-60ern, "Partygirl" in Italien, sich darüber beklagte, der einzige, mit dem sie noch telefoniere, sei König Hussein von Jordanien!

EDIT: BTW. Jemand, der immer versuchte den Jamaikanischen Akzten zu immitieren, wurde dort irgendwann rausgeschmissen

http://www.youtube.com/watch?feature=player_embedded&v=e5h2cB5Jzv8

... link  

 
In Großbritannien und USA wird eine Bewerbung mit Foto auf Deckblatt oder Lebenslauf automatisch aussortiert und nicht bearbeitet, weil sie dann als race- und gendermäßig nicht mehr neutral gilt.

... link  

 
@Willy: "Wo seht ihr das Problem?"

Ähm... vielleicht darin, dass Yücel auf einer Veranstaltung zu "Diskriminierung, Ästhetik und Sprache" reihenweise historische Texte vorträgt, um a) mal voll provo und non-pc das N-Wort aussprechen zu können und b) eine angeblich harmlose Begriffsgeschichte des Wortes darzustellen? Oder dass er auch sonst in seinem Text erkennen lässt, dass er von allen Themen, die er da anspricht, absolut nichts begriffen hat? Dass er so ziemlich jede in diesem Zusammenhang schon mal vorgebrachte rechte Dummheit wiederkäut, und in der Kommentarspalte auch von den entsprechenden Figuren Beifall bekommt?

Ach, was soll ich mich wiederholen. Ich hab dem Kerl ja damals schon einen Kommentar unter seine Kolumne geknallt; wen's interessiert, was ich an seinem Text auszusetzen habe, kann ja dort nachgucken.

"Es geht … nicht um Politik, sondern um Moralisierung, nicht um Kritik, sondern um Denunziation."

"Auch die Charakterisierung der „Mädchenmannschaft“ als „käsebleiche Student_innen* aus Hildesheim oder Heppenheim, die etwas gefunden haben, um ihr Langweilerleben aufzupeppen“ ist höchst treffend."

Kein Kommentar.

... link  

 
"dass er auch sonst in seinem Text erkennen lässt, dass er von allen Themen, die er da anspricht, absolut nichts begriffen hat?"

Sowas sagt man immer, wenn man keine Argumente hat, der andere ist eben doof.

... link  

 
Wenn du Argumente suchst: Siehe meinen Kommentar unter Yücels Kolumne, siehe den verlinkten Blogpost von Rhizom und die Diskussion dazu. Hab schlicht keine Lust, alles zu widerholen.

... link  


... comment
 
Kann sich irgend jemand vorstellen, dass die gescheiterten deutschen Abzweiger von Occupy Wall Street Verbindung mit Fußball-Fans aufnehmen?
Profi-Fußball als Bühne zu benutzen, stellt ein gemeinsames Element weiterer Protestbewegungen neoliberalisierter Schwellenländer dar. In Chile schuf ein Philosophie- und Kunstgeschichte-Student in Anknüpfung eines linkspolitischen Fußball-Star der 70er/frühen 80er die Figur des Carlitros Cazueli inklusive Retro-Look und riesiger 50/10 Meter Fahne mit Forderung nach freier Bildung, die während des Copa America 2011 Aufsehen erregte.
http://www.youtube.com/watch?v=fFu7laMoQEM&feature=c4-overview&playnext=1&list=TLFsxVerH04GA . Die Figur ist mittlerweile fester Bestandteil der Protestbewegung.
Schafft mediale Aufmerksamkeit und die Anknüpfung an die im Schnitt wohl eher marginalisierten bis kleinbürgerlichen Fan-Szenen. Die "einfachen" Leute.
Kein Wunder, dass die überwiegend studentischen Protestgruppen in Brasilien den Confed Cup nutzten.
Noch mehr Gründe, um sich um Karten für ein paar Spiele zu bemühen. Schade, dass sich die Türkei nicht qualifizieren wird. Die sicher qualifizierten Kolumbianer, Brasilianer und die fast sicher qualifizierten Chilenen werden dafür sorgen, dass dies eine WM mit angeschlossenen Welt-Sozialforum wird. Danke Sepp Blatter. Zumindest die chilenische Fan-Gruppe wird sich überwiegend aus Leuten mit Einkommen unter 600 Euro pro Monat zusammensetzen. Das war selbst in Südafrika so. Die chilenisch-brasilianische Fluglinie Latam wird allein aus Image-Gründen erschwingliche Sonderflüge anbieten und Sao Paulo lässt sich ansonsten sogar in 42 Stunden per super-günstigen und bequemen Bus mit Schlafliege erreichen.
Sicher eine Herausforderung für die Partido dos Trabalhadores Regierung, einer breiten Gruppe der Brasilianischen Polizeien De-Eskalations-Strategien zu vermitteln.

... link  

 
"WM mit angeschlossenem Welt-Sozialforum. Danke Sepp Blatter!" hat etwas ;-)

... link  

 
„„Ich bin schwarz, darum weiß ich Bescheid. Du bist nicht schwarz, darum weißt du nicht Bescheid. Mehr noch: Du bist weiß. Darum kann und wird alles, was du sagst, gegen dich verwendet werden.“

Genau das ist es, was da abläuft. Hier ein Beispiel: http://stoptalk.wordpress.com/2013/06/18/die-sehen-doch-sowieso-alle-gleich-aus/

„Man könnte das unter “nicht lustig” abhaken. Wäre ja nicht das erste Mal bei taz‘schen Satireversuchen. Leider wird hier aber fröhlich Rassismus reproduziert – selbst dann, wenn es als so überspitzt intendiert war, dass man den rassistischen Gehalt dieser Satire als solchen von Beginn an offenlegen wollte.“

Totaler Quatsch, die TAZ hat völlig recht mit ihrem Vergleich, Obama ist der Roberto Blanco der Politik, ein schwarzer Politiker, der neoliberale Politik durchzieht und den niemand sich zu kritisieren traut, weil er dann prompt als Rassist dasteht.

Diese Frau ist völlig unfähig, politisch zu denken, sie sieht überall nur Weiße Männer und „PoC“. Natürlich habe ich ihr einen Kommentar geschrieben, und natürlich wurde er nicht frei gegeben. Schreibe ihn noch mal hier:

„Der Vergleich von Obama und Roberto Blanco ist durchaus zutreffend. Blanco ist ein Schwarzer, der so konservativ und bürgerlich ist, dass das deutsche Schlager-Publikum ihn akzeptiert. Und er wird als Schwarzer akzeptiert, genau das ist sein Charisma für die Fans. Heino würde mit seinen Liedern nicht ankommen, weil er eben kein Schwarzer ist.
Ebenso ist Obama ein Schwarzer, der dermaßen gemäßigt und konventionell in seinen Ideen ist, dass er auch für das weiße Establishment (in den USA und in Deutschland) akzeptabel bzw. hochgeschätzt ist. Und das vor allem, weil er ein Schwarzer ist, denn wer auf seiner Linie liegt, kann kein Rassist sein und kann gleichzeitig neoliberalen Quatsch verbreiten.

Schwarze Intellektuelle in den USA haben das schon länger erkannt, etwa Adolph Reed:
http://coreyrobin.com/2011/08/01/572/

„He’s a one-trick pony, always has been, and that trick is performing judiciousness, reasonableness, performing the guy who shows his seriousness by being able to agree with those with whom he supposedly disagrees and to disagree with those with whom he supposedly agrees. He has never — not at any moment in his political career — stood for anything more concrete than a platitude. He is also one of those get all the smart people in the room to figure out what’s best for us all technocratic left-neoliberals and at the end of the day (well, even at dawn) believes that the Wall St types are smarter than the rest of us.”

http://progressive.org/mag_reed0508

“He's a vacuous opportunist.I’ve never been an Obama supporter. I’ve known him since the very beginning of his political career, which was his campaign for the seat in my state senate district in Chicago. He struck me then as a vacuous opportunist, a good performer with an ear for how to make white liberals like him. I argued at the time that his fundamental political center of gravity, beneath an empty rhetoric of hope and change and new directions, is neoliberal.

His political repertoire has always included the repugnant stratagem of using connection with black audiences in exactly the same way Bill Clinton did—i.e., getting props both for emoting with the black crowd and talking through them to affirm a victim-blaming “tough love” message that focuses on alleged behavioral pathologies in poor black communities. Because he’s able to claim racial insider standing, he actually goes beyond Clinton and rehearses the scurrilous and ridiculous sort of narrative Bill Cosby has made infamous.”

Wenn jemand Obama auf seine Hautfarbe reduziert (bei gleichzeitiger Außerachtlassung seiner Politik), dann dieser unqualifizierte Kommentar.

... link  

 
"... denn wer auf seiner Linie liegt, kann kein Rassist sein und kann gleichzeitig neoliberalen Quatsch verbreiten."

Genau so ist es, und ihm den Roberto Blanco-vergleich reinzuwürgen, hat er sich redlich verdient.
Das Pendant in D: "Wenn die SPD Agenda 2010 macht, dann kann es doch nicht gegen den kleinen Mann gerichtet sein."

Wo Yücel sich ganz bös verpeilte, war sein Martin Luther King-Zitat, das er auf Deutsch bringt, und dann kommt da das Wort "Neger" vor. MLK hat aber nicht "Neger", sondern "Negro" gesagt.

... link  

 
rassistische Kackscheiße
Bullshit. Die einzige Gemeinsamkeit zwischen Obama und Roberto Blanco ist ihre Hautfarbe, und das ist auch das einzige, worauf diese dämliche taz-Kolumne aufbaut. (Danke, neueste Glanzleistung der taz war mir bisher entgangen.) Was du dir da ansonsten zusammenfabulierst, ist arg herbeigesucht. Die beiden sind aus sehr unterschiedlichen Gründen und auch bei recht verschiedenen Leuten beliebt: Blanco ist als Exotik-Schlagersänger beliebt, Obama als charismatischer Politikdarsteller. Bei ersterem spielt (Positiv-)Rassismus eine wichtige und klar erkennbare Rolle, bei letzteren kaum. Ich wage zu behaupten, ein weißer Präsident mit den gleichen Fähigkeiten wie Obama wäre in Deutschland ebenso beliebt. Remember Kennedy? Selbes Phänomen.

Die taz-Kolumne bringt keinerlei inhaltliche Kritik an Obama und spielt auf nichts von dem an, was etwa in deinem Zitat von Adolph Reed angesprochen wird. Der einzige ersichtliche Grund, weswegen da eine satirische Rede Obamas aus Zitaten von Roberto-Blanco-Liedern zusammengebastelt wurde, ist wie gesagt die gemeinsame Hautfarbe.

"den niemand sich zu kritisieren traut, weil er dann prompt als Rassist dasteht."

Oh, die "das wird man doch noch sagen dürfen!"-Fraktion ist da. Wo bitte wurde (am besten im deutschen Kontext) jemand als Rassist_in diffamiert, weil er_sie inhaltliche Kritik an Obama ohne sachfremden Bezug auf dessen Hautfarbe geäußert hat? Ein bisschen Kritik an Obama übt ja sogar Accalmie in dem Text.

Man kann übrigens auch sexistische Kritik an Merkel, schwulenfeindliche an Westerwelle und antisemitische an Netanjahu scheiße finden, ohne die Politik dieser Leute zu mögen. Oder andersherum: Man kann alle diese A....krampen in Grund und Boden kritisieren, ohne dabei sexistische, homophobe oder antisemitische Kackscheiße zu produzieren!

@Nörgler: "Genau so ist es, und ihm den Roberto Blanco-vergleich reinzuwürgen, hat er sich redlich verdient."

Ja, ne? Gegen Obama kann man ruhig mal die rassistische Dreckschleuder anwerfen, gegen so einen ist schließlich alles erlaubt. Wozu sich bemühen, ihn genauso zu kritisieren wie einen weißen neoliberalen Kriegsherrn? Geht doch viel einfacher, und so versteht es das Volk wenigstens.

(Ja, das war unsachlich und polemisch. Aber mich kotzt es einfach an, wenn Linke meinen, beim richtigen Feindbild sämtliche emanzipatorischen Erkenntnisse über Bord werfen zu können!)

... link  

 
Haben Roberto Blanco und Barrack Obama Gemeinsamkeiten in der Hautfarbe?
Der eine ist Nachkomme kubanischer SklavInnen, deren Urvorfahren aus Afrika verschleppt wurden und sieht dunkelschwarz aus, der Andere ist braunhäutig und hat afroamerikanische, indische und hawaiische Wurzeln. Der Logik nach wären hellhäutige Chinesen weiß.

... link  

 
Bullshit. Die einzige Gemeinsamkeit zwischen Obama und Roberto Blanco ist ihre Hautfarbe, und das ist auch das einzige, worauf diese dämliche taz-Kolumne aufbaut. (Danke, neueste Glanzleistung der taz war mir bisher entgangen.) Was du dir da ansonsten zusammenfabulierst, ist arg herbeigesucht. Die beiden sind aus sehr unterschiedlichen Gründen und auch bei recht verschiedenen Leuten beliebt: Blanco ist als Exotik-Schlagersänger beliebt, Obama als charismatischer Politikdarsteller. Bei ersterem spielt (Positiv-)Rassismus eine wichtige und klar erkennbare Rolle, bei letzteren kaum. Ich wage zu behaupten, ein weißer Präsident mit den gleichen Fähigkeiten wie Obama wäre in Deutschland ebenso beliebt. Remember Kennedy? Selbes Phänomen.
Na ja zumindest im Wahlkampf spielte Obamas Hautfarbe eine wichtige Rolle. "...erster schwarzer Präsident der Vereinigten Staaten...", "...Hoffnungsträger für eine friedliche, tolerante, liberale, soziale Zukunft...", weil schwarz, und "schwarz" alle amerikanischen Probleme im besonderen Maße betrifft: also Krieg, Intoleranz, Rassismus, Armut. Man kommt sich dann immer so schön progressiv vor, wenn man den gut findet, nur weil er schwarz ist, und den gegen rechte Matschbirnen verteidigt ("Obimbo"). Obama gegen rechte Matschbirnen zu verteidigen hebt das moralische Selbstbewußtsein, und beugt Rassismus-, und "Selber-Matschbirne"-Vorwürfen vor.

... also, eben doch positiver Rassismus. Dazu kommt noch ein heißes Gebläse aus Obamas Teleprompter, das man wohl demnächst in Berlin anstellen wird. Obamas ganzes Geschwätz ist positiver Rassismus.

... link  

 
@Che: Ja, dazu wollte ich ja eigentlich auch noch ne Bemerkung schreiben, aber dann war ich mir nicht mehr recht sicher, wie der Blanco eigentlich genau aussieht. Aber besser wäre die Ergänzung: "die gemeinsame (bzw. von der taz als gemeinsam gesehene) Hautfarbe".

@Sozi: Auch das, was du hier alles aufführst, kommt in der taz-Satire leider überhaupt nicht vor.
Man kommt sich dann immer so schön progressiv vor, wenn man den gut findet, nur weil er schwarz ist
Nochmal: Man findet den (in Deutschland) nicht deswegen gut, "nur weil er schwarz ist". Condoleeza Rice war nicht so beliebt. Kennedy dagegen schon.
Obama gegen rechte Matschbirnen zu verteidigen hebt das moralische Selbstbewußtsein, und beugt Rassismus-, und "Selber-Matschbirne"-Vorwürfen vor.
Mit der Masche kannste alles diskreditieren. "Che macht Flüchtlingsarbeit? Hebt sicher toll das moralische Selbstbewußtsein!" Langweilig.

Also nicht dass manche Leute durch Obama-Fantum nicht tatsächlich eigenen Rassismus kaschieren würden. Da funktioniert das so ähnlich wie das berühmte "ich kann kein Rassist sein, ich hab sogar ausländische Freunde". Heißt aber im Umkehrschluss nicht, dass alle, die ausländische Freunde haben oder Obama mögen oder auch nur rassistische Angriffe gegen ihn kritisieren, damit eigenen Rassismus kaschieren wollen.
Obamas ganzes Geschwätz ist positiver Rassismus.
Wie man's auch dreht und wendet: Der Satz ergibt einfach keinen Sinn.

... link  

 
Der Begriff des "positiven Rassismus" ist darum so panne, weil er eine Symmetrie unterstellt, die in einer weißen Mehrheitsgesellschaft nicht existiert.
Das ist so, wie der Homophobensprech von den Privilegien der Schwulen, weil die so große Umzüge machen dürfen.

_____________________________________________

„Gegen Obama kann man ruhig mal die rassistische Dreckschleuder anwerfen, gegen so einen ist schließlich alles erlaubt.“
In dem taz-Ding, in dem mit R. Blanco-Zitaten gearbeitet wird, sehe ich keine rassistische Dreckschleuder. Es ist etwas mau und entspricht nicht meinen Vorstellungen von guter Satire, bezieht sich jedoch inhaltlich zutreffend auf das Wohlfühl-Blabla des US-Präsidenten bei gleichzeitig gegenläufiger Praxis.
Primär scheint aber sowas der Bezug gewesen zu sein:

http://www.dailynet.de/TvMedien/33667.php
„Ein bisschen Schwarz muss sein“
Roberto Blanco singt bei HIT RADIO FFH zur Amtseinführung von Barack Obama
Der Schlager-Präsident singt für den neuen US-Präsidenten. Zur Amtseinführung von Barack Obama schmettert Roberto Blanco am morgigen Dienstag beim hessischen Privatsender HIT RADIO FFH auf die Melodie von „Ein bisschen Spaß muss sein“ das Ständchen „Ein bisschen Schwarz muss sein“. Zu hören ist der Hit in der FFH-Sendung „Guten Morgen, Hessen!“ (6 bis 9 Uhr).
Bei der Aufnahme im FFH-Studio hatte Roberto Blanco mächtig Spaß, sang kräftig „Ein bisschen Schwarz muss sein, das Weiße Haus voll Sonnenschein...“. Zu hören ist es im FFH-Programm und auch zu sehen im Video auf der Internetseite www.FFH.de. Roberto Blanco sagte im FFH-Interview: „Das Lied bringt Freude und die Menschen zum Strahlen.“ Politisch engagiere sich Blanco nicht: „Ich freue mich, wenn alle zufrieden sind. Ich bin kein großer Anhänger von Herrn Bush. Obama bringt neue Farbe ins Weiße Haus. Ich freue mich auf ihn und wünsche mir, dass die Amerikaner und die ganze Welt zufrieden sind. Obama wird viel zu tun haben, dass alles seinen richtigen Gang nimmt.“
Auch auf die neuen „hessischen Verhältnisse“ würde der Blanco-Hit „Ein bisschen Schwarz muss sein“ seit der gestrigen Wahl passen. Roberto Blanco augenzwinkernd: „Ich interessiere mich natürlich für Politik in Deutschland – sage aber nichts dazu...“.



Im Unterschied zum mauen taz-Versuch ist der hier richtig gut:

http://www.spiegel.de/spam/satire-spiegel-online-deutsche-richter-kennen-kein-pardon-a-908697.html

... link  

 
"Ein bisschen Schwarz muss sein, das Weiße Haus voll Sonnenschein...“

Das ist doch super! Bin die ganze Zeit am lachen.
Toll auch Roberto Blancos Auftritt für die Berliner CDU damals: "Wir Schwarzen müssen zusammen halten!"

Man kann die CDU verachten, aber den Spruch trotzdem lustig finden.
Ich mag ja auch Deniz Yücels Schreibe, obwohl ich das inhaltlich oft daneben finde (hier allerdings nicht).

... link  

 
@Nörgler:
Der Begriff des "positiven Rassismus" ist darum so panne, weil er eine Symmetrie unterstellt, die in einer weißen Mehrheitsgesellschaft nicht existiert.
Ich glaub, was du hier meinst, ist (eingebildeter) "umgekehrter Rassismus". "Positiver Rassismus" meint dagegen die Zuschreibung positiver Eigenschaften zu marginalisierten Gruppen, wie beim Philosemitismus. Also sowas wie "die Schwarzen haben den Rhytmus im Blut", oder Sarrazins genetisch bedingte Intelligenz der Juden. Ich glaube, das war auch das, was der Sozi gemeint hat, auch wenn sein letzter Satz damit wie gesagt keinen Sinn ergibt.
Es ist etwas mau und entspricht nicht meinen Vorstellungen von guter Satire, bezieht sich jedoch inhaltlich zutreffend auf das Wohlfühl-Blabla des US-Präsidenten bei gleichzeitig gegenläufiger Praxis.
Dann hätten sie sich also genauso gut aus Texten von Heino, Tony Marshall und zig anderen FriedeFreudeEierkuchen-Schlagerfuzzis bedienen können? Nee, hätten sie nicht, denn dann hätte die Satire nicht so wie beabsichtigt funktioniert. Die zielt eben klar auf die gemeinsame "Rassezugehörigkeit" ab. (Ist jetzt natürlich etwas bösartig formuliert, aber letztlich trifft das die intendierte Anspielung besser, als von "gemeinsamer Hautfarbe" zu sprechen.)

Wenn Roberto Blanco umgekehrt sowas macht, ist das durchaus was anderes. Da spielt die Sprechposition schon ne Rolle.

Die verlinkte Spiegel-Satire finde ich jetzt zwar auch nicht den Riesenbrüller, aber zumindest lustiger und treffender als die in der taz. Und vor allem nicht rassistisch.

Nachdem ich den Text von Accalmie nochmal, bzw. erstmals vollständig, gelesen habe, finde ich ihn übrigens nicht mehr ganz so gut. Obama ist nunmal (auch) ein "phrasendreschenden Entertainer", und das zu kritisieren oder sich darüber lustig zu machen ist grundsätzlich nicht rassistisch. Es sei denn, man macht's so wie die taz.

... link  

 
Auf die dämliche, nervtötende Frage, die PoC regelmäßig gestellt wird "Wo kommsten du her?" erwiderte Xaivier Naidoo: "Ich bin ein Neger aus Kurpfalz!".

... link  

 
"Dann hätten sie sich also genauso gut aus Texten von Heino, Tony Marshall (...) bedienen können? Nee, hätten sie nicht, denn" Heino und Tony Marshall hatten kein Obama-Lied im Hörfunk verbreitet.
Und es war Blanco selbst, der zuvor "eben klar auf die gemeinsame 'Rassezugehörigkeit' abzielte".

Ja, "da spielt die Sprechposition schon ne Rolle." Gemeint ist wohl "Sprecherposition". Im Falle von "Wir Schwarzen müssen zusammenhalten" vor CDU-Leuten ist es die Position dessen, der sich andient.

... link  

 
@Che: Richtig, aber vielleicht sollte man in dem Zusammenhang nicht unerwähnt lassen, dass das eine sinnige Anspielung auf das Lied "Ein Jäger aus Kurpfalz" ist (keine Ahnung, ob das jenseits von Edenkoben jemand kennt).

... link  

 
Wenn man in diesem Lied jedesmal "Jäger" und "Jägerei" etc. durch das N.-Wort ersetzt, das wär's doch. Dann werden Robertos Unionsfreunde in Lynchlaune geraten, weil der N. unsere deutsche Leitkultur verspottet.

... link  

 
@mark, ich war eigentlich davon ausgegangen, dass "ich schieß das Wild daher, allwie es mir gefällt" allgemeines Kulturgut sei.

... link  

 
Che, als exilierter Kurpfälzer kenn ich das Lied natürlich von klein auf (und sogar die von Loriot gezeichnete Knollennasenfigur im Jagdrock und mit Dreispitz auf dem Kopf gab, die als Maskottchen der Bundesgartenschau in Mannem diente). Aber ich wäre jetzt nicht unbedingt davon ausgegangen, dass das flächendeckend bekannt ist.

Zu der dämlichen Frage muss ich gestehen, dass ich die vor vielen Jahren einer, wie sagt man, Kollegin of Colour auch schon mal so ähnlich gestellt hatte. Und nein, da bin ich nicht stolz drauf...

... link  


... comment