Montag, 19. Februar 2018
Mythos Startup
Mal wieder wird das Thema Startup gehyped. Ich hatte ja mal selber für ein Startup amNeuen Markt den Marketing Manager gegeben, schon damals war das aber im Wesentlichen eine Sache, die von Investorengeld - Venture Capital - abhängig war. Die bis heute gängige Vorstellung von Startup hingegen bezieht sich auf eine Phase, die historisch einmalig und nicht wiederholbar ist, als zwischen Hewlett und Packard und Gates und Jobs IT-Unternehmen aus Garagen-Bastel-Firmen heraus gegründet wurden. Das ist überhaupt nicht wiederholbar, aber die Illusionen sind immens. Ähem, aus Zündkerzenspulen, Modelleisenbahntrafos und alten Ofenrohren kann man nicht in der Garage eine Teilchenbeschleuniger bauen, man kriegt auch keinen Biocomputer hin, indem man einen Rechner mit Käse ("Camembit") zusammenschaltet. Das mal allen Gründern ins Stammbuch.

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Mir klingeln noch die hohlen Verheißungen der New Economy in den Ohren, wenn ich das ganze Gewichse um Start-Ups höre. Und das Thema Digitalisierung gilt immer noch die große Herausforderung - also ob noch nicht genug Nullen und Einsen durch die Leitungen rauschen.

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Mein damaliger CEO sagte einmal, das Credo der gesamten Branche laute: "Found a company, bring it up, sell it and run away". Ich erinnere mich noch, wie bei einer von mir veranstalteten Diskussionsrunde Sigmar Gabriel einmal sagte der Grund für das Platzen der IT-Blase sei fehlendes Controlling gewesen. Ganz falsch. Unsere Controller wussten wohin der Hase lief. Das Problem war dass für die meisten Unternehmen der Branche - wir waren als welche die echte Produkte und echte Kunden hatten eine Ausnahme - das Geschäft nicht aus dem Verkauf der Softwarelizenzen bestand sondern aus dem Verkauf der Aktien.

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Und das Thema Digitalisierung gilt immer noch die große Herausforderung - also ob noch nicht genug Nullen und Einsen durch die Leitungen rauschen.

Das tun sie gewiss, aber die Herausforderung bezieht sich wohl eher auf den strukturellen Wandel der Arbeitswelt, mitunter auch "Industrie 4.0" genannt (wobei es eben nicht nur das produzierende Gewerbe betrifft*). Da werden etliche Jobs wegfallen und Berufe sich ändern oder gar verschwinden. "Herausforderung" bezieht sich natürlich auch auf den Standort im internationalen Wettbewerb.

* unter Architekten ist BIM - Building Information Modeling - gerade ein heißes Thema, eine Freundin, die Architektin und Stadtplanerin ist, erzählte mir, dass sich vor allem die männlichen Kollegen darauf stürzen, weil damit gut Geld zu machen sei, sie geht davon aus, dass es den Beruf verändern wird - um jetzt mal nur ein Beispiel zu nennen. Ein anderes Beispiel ist Legal Tech, das Gespenst der Digitalisierung, das die Anwaltsbranche umtreibt.

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Es wird immer schwieriger,
das ist wahr. Aber es gibt durchaus Nischen, die man ohne Teilchenbeschleuniger oder reichen Papi ausfüllen kann. Ich hatte zB. bis vor einigen Jahren mit Suchmaschinenoptimierung gutes Geld verdient. Einfach analysieren, wie Suchmaschinen arbeiten und sie dann austricksen. Ist heute nicht mehr möglich, aber brachte eine Zeit lang gutes Geld.

Auch als Programmierer gibt es immer wieder die Möglichkeit, irgendwas auf die Beine zu stellen. Die Fähigkeiten der Programmiersprachen wachsen ja parallel zur Technik. Man verwendet dann quasi Objekte (Bausteine) im Rahmen der Sprachen als "Teilchenbeschleuniger" und kann auch als Autodidakt nach wie vor eindrucksvolle Programme/Anwendungen auf die Beine stellen.

Was vor allem immer übersehen wird: Auf jeden Tycoon kommen 1000 andere Unternehmer, die gescheitert sind oder auf dem Stadium des Klein-Unternehmers stecken blieben. Mark Zuckerberg war nicht der einzige, der eine "Studentenplattform" programmiert hat. Sehr wahrscheinlich war seine noch nicht mal die beste. Er war zur richtigen Zeit am richtigen Ort, kannte die richtigen Leute, hatte Glück, und untermauerte das alles mit Talent und Klugheit.

Gruß, Pommes
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Mir erzählte gerade jemand voller Stolz, er könne programmieren, und meinte damit dass er in der Lage ist, in Excel Tortendiagramme und Wahrscheinlichkeitsrechnungen zu erstellen. In meiner Welt ist programmieren können die Entwicklung von Applikationen in Java, C# oder Algol, das Arbeiten im Sourcecode eines Großrechners.

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In der Garage aus Trafospulen und alten Ofenrohren einen Teilchenbeschleuniger bauen, einen Biocomputer auf Käsebasis der "Camembit" genannt wird, ich schmeiß mich weg.... Das hat ja Douglas-Adams-Qualität!

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