Sonntag, 11. November 2018
Textilproduktion in Indien - ein Horrorszenario
Als ich mich unlängst auf die These von der Ökonomie der Endlösung bezog und dort schrieb in einer bestimmten Dimension seien die NS-Vernichtungslager die schlimmste Form in der der Kapitalismus zu sich selbst kommt, nämlich in Form der fabrikmäßigen Ausbeutung der menschlichen Arbeitskraft buchstäblich bis auf die Knochen

https://che2001.blogger.de/stories/2703627/

so hatte das einen gegen das herrschende Gesellschaftssystem gerichteten denunziatorischen Zug - dass nämlich der ganz normale Kapitalismus zumindest in seinen schlimmsten imperialistischen Dimensionen eher graduell sich von den Verbrechen der Nazis unterscheidet und genau die gleichen Verbrechen jederzeit erneut hervorzubringen in der Lage ist. Das richtet sich natürlich auch und gerade gegen jenes antideutsche Gedankengut das davon ausgeht dass es auch einen aufgeklärten positiv zu sehenden Kapitalismus gäbe und die NS-Verbrechen eben in jeder Hinsicht eindeutig und ausschließlich deutsch seien. Dem steht meine Erfahrung mit Iranern entgegen, die mir gegenüber mal meinten: "Schon wenn Du Schuhe trägst oder Dich anziehst beteiligst Du Dich an der Ausbeutung der Dritten Welt. Wer sich nicht gegen das System auflehnt, oder nicht wenigstens Kritik äußert macht sich mitschuldig."


Und in der Tat, das System KZ lebt in anderer Form weiter und wir profitieren täglich davon.

https://www.zeit.de/2012/13/Indien-Textilfabrik-Arbeitsbedingungen/seite-3

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Die NS-Verbrechen wurden nun mal vor allem von Deutschen begangen. Der Nationalsozialismus war deutsch, nicht italienisch und die Auslöschung der Juden begann nicht mit dem KZ-System, sondern mit (letztlich millionenfach Opfer zählenden) Massenerschießungen.

https://de.labournet.tv/maschinen

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Das ist zwar richtig, berührt aber nicht die Frage nach einer ökonomischen Funktionalität dieser Verbrechen und einer daraus abgeleiteten Vergleichbarkeit mit anderen Formen unmenschlicher Ausbeutung von Menschen. Wohlgemerkt nicht mit der Stoßrichtung den NS zu relativieren sondern den menschenvernichtenden und faschistischen Charakter anderer Unterdrückungs/Ausbeutungssysteme anzuprangern. Die Brisanz des Ganzen besteht nämlich darin dass das KZ-System und der Vernichtungskrieg in diese Form zwar einzigartig, dennoch für folgende Unterdrückungsverhältnisse und Kriegsführungsweisen paradigmatisch war.

BTW in einer anderen Zeit sprach man da vom "faschistischen Imperialismus".

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Bei Vernichtung gibt es Beute, aber diese Form der rohen Aneignung ist nicht typisch kapitalistisch, sondern der "freiwillige" vertragliche Verkauf der Arbeitskraft. Die Vernichtung (mit der Zeit ausgereifter) blieb bis zum Schluss das dominierende Element. Also sind Zweifel am kapitalistischen Charakter der Shoa berechtigt. Die Frage ist, wie sehr Ähnlichkeit zu den Kolonialverbrechen vorhanden ist, die die Entwicklung des Kapitalismus begleitet haben und warum ging die Shoa von den Deutschen aus? Hat der Nationalsozialismus einen zynischen Vorbildcharakter?
Berechtigte Fragen, wenn sich Geschichte nicht wiederholen soll. Die marxistische Antwort ist immer nur die Ökonomie.

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Bei der Zwangsarbeit kam die Wertschöpfung nicht zu knapp, die ganze Eugenik und Rassenhygiene basierte auf dem Konzept einer biologischen Optimierung der Bevölkerung nach Effizienzkriterien, Züchtung leistungsfähigerer Menschen und Ausrottung der weniger leistungsfähigen. Dass das vom Stand der heutigen Genetik her gesehen völliger Unsinn ist macht die Tatsache nicht wett, dass es dem Stand der damaligen Biologie entsprach. Solche Versuche der eugenischen Bevölkerungspolitik fanden auch in den USA und Schweden statt, inklusive Zwangssterilisierungen von IndianerInnen und Samen, nur im Deutschen Reich bestanden durch die Hitler-Diktatur die Voraussetzungen es in Genozid-Dimensionen umzusetzen. Grundlage war hier zunächst die "Aktion T4", die Auslöschung der Insassen der Heil- und Pflegeanstalten, die dann die Blaupause für Shoah und Porajmos lieferte. Und deren Grundlagen wiederum bildeten Berechnungen wieviel die Pflege von Anstaltsinsassen kostete und wozu das Geld stattdessen hätte ausgegeben werden können. Wahlplakate, die deutsche Arbeiter zeigten, die ein Joch auf der Schulter trugen auf dem mehrere "Geisteskranke" saßen machten in den 1920ern nicht nur bei den Nazis Stimmung für die damals so genannte "Tötung lebensunwerten Lebens", die schon 1920 von dem Juristen Binding und dem Psychiater Hoche gefordert worden war, sehr volkswirtschaftlich argumentiert.


BTW die durch Heim, Aly, Hartmann und Ahlrich Meier vertretene Hamburger Schule der Sozialgeschichte - vom Geschichtsbild her identisch mit dem Neuen Antiimperialismus - sieht die Vernichtungspolitik der Nazis als eine Art Initialmodell für einen Großteil der Kriege, die nach dem Zweiten Weltkrieg und nach der Dekolonisierung geführt wurden und werden: Wertschöpfung durch schöpferische Zerstörung, z.B. Wegbomben unproduktiver Industrien zwecks Inwertsetzung für den profitablen Wiederaufbau und Vernichtung unerwünschter Bevölkerungsgruppen oder ganzer Bevölkerungen als "überflüssige Esser". Alles Mittel zur produktiven Inwertsetzung ineffizienter Ökonomien. Etwa im Jugoslawienkrieg und den diversen Golfkriegen.

PS: Mit Marx sage ich "Ich bin kein Marxist."

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Das Konzept der Eugenik, des "neuen Menschen", der Hygiene sind im tiefsten sozialistische Konzepte.
Die Zwangssterilisation geistig Behinderter ist in Schweden erst Mitte der 70er beendet worden.

"Wertschöpfung durch ... z.B. Wegbomben unproduktiver Industrien zwecks Inwertsetzung für den profitablen Wiederaufbau"

So einen Unsinn habe ich selten gelesen. Welche "unproduktive Industrien" sind durch Wegbomben "inwert" gesetzt worden ?

Aly hat viel dummes Zeug geschrieben, insbes. sein "überflüssige Esser"-Ansatz. Man muß schon lachen, wenn einzelne Zitate von Nazis oder Militärs im III. Reich als "Beweise" verwendet werden. Stümperei.

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Dass die Eugenik zunächst mal ein sozialistisches Konzept war ist richtig, auch der Rassen-Ploetz kam von einem utopischen Sozialismus her und wandte sich erst später nordischem Mystizismus zu. In diesem Kontext ist die "Rassenhygiene" aber eine Art Rechtsabweichung der Eugenik, man könnte auch sagen ein deutscher Sonderweg.

Das Wegbomben unproduktiver Industrien usw. kommt z.B. im Materialien-Band zum jugoslawischen Bürgerkrieg ("Die Ethnisierung des Sozialen") vor und ist nicht originär von Aly sondern allgemeiner Diskussionsstand der autonomen Linken seit den Tübinger Internationalismustagen 1982 und durch die Forschungen im Umfeld der Reemtsma-Stiftung auch in geschichtswissenschaftliche Diskurse eingeflossen. Da kommt auch der "Unnütze-Esser-Ansatz" her, erstmals wohl formuliert von Karl Heinz Roth. Alles seit den 80ern auch Stand wissenschaftlicher Debatten.

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Schön, wenn Nicht-Ökonomen fabulieren.
... und sich mit dem III. Reich auch nicht so dolle auskennen.

Die Verbringung von insbes. Juden in KZ`s war eben keine "schlimmster Form des Kapitalismus".
Der Kapitalismus bzw. die Kapitalisten hatten kein Interesse an diesem ineffizienten Personaleinsatz.

Die Fachliteratur ist voll von Hinweisen, Schreiben, Äußerungen von "Kapitalisten", daß man diese Zwangsarbeiter nicht gebrauchen könne (Deutschland) oder beklagt wurde, daß durch Deportation von Juden die benötigten Facharbeiter fehlten (Ungarn, Rußland, Ukraine).

P.S. Was waren die Gulags, die "Vernichtung durch Arbeit" am (dilettantisch ausgeführten) Weißmeerkanal ?

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Dass etwas ökonomisch nicht effizient oder von bestimmten Kapitalisten nicht gewollt ist besagt noch nicht dass es keine ökomischen Gründe hat oder mit keinen ökonomischen Zielen verbunden ist, wie ja auch der liberale Kapitalismus etwas grundlegend anderes ist als der Kapitalismus unter faschistischen Vorzeichen. Vernichtung durch Arbeit gab es auch schon im alten Rom, wo Verbrecher zum Tod durch Zwangsarbeit im Bergwerk verurteilt wurden. "Damnatia ad metalla sine missio" Ökonomisch sonderlich effizient ist das sicher nicht gewesen, war aber jahrhundertelang Praxis im Bergbauwesen, die christliche Vorstellung der Hölle als unterirdischem Ort dürfte dadurch geprägt sein.

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By the way sei gefragt wieviele wirkliche Ökonomen es denn in Deutschland überhaupt gibt. Die universitären Fächer Betriebs- und Volkswirtschaft sind jedenfalls rein anwendungsorientierte Fächer die mit dem was früher einmal Nationalökonomie hieß so viel zu tun haben wie Maschinenbau- oder Elektroingenieurswesen mit Physik.

Und fabuliert ist hier gar nichts, das geht auf sehr umfangreiche und gut dokumentierte Forschungen zurück.

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Seit der Kapitalismus den Feudalismus abgelöst hat hat sich noch keine über den Kapitalismus hinausführende Gesellschaftsformation entwickelt. Im Sinne des historischen Ansatzes den sowohl die oben Genannten als auch ich vertreten wie auch im Sinne des Neuen Antiimperialismus ist der Sowjetsozialismus - oder Kasernenhofkommunismus, wie Hartmann und Co den nennen - ein staatsmonopoliistischer Kapitalismus mit dem Staat als einzigem Monopolisten. Das ist auch insoweit eine Binse als dass ich das seit 15 Jahren in diesem Blog ausgebreitet habe.

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@herold .. und sich mit dem III. Reich auch nicht so dolle auskennen. schreibt jetzt jemand der schon mal den Bereich Bayern-Steiermark als West-Ungarn bezeichnete. Hier macht auch Ches Metapher vom Paralleluniversum Sinn. In der Welt in der ich lebe gelten Heim, Aly und Roth als einige der profundesten Experten zur NS-Geschichte, etwa in der Liga wie Broszat oder Klee.

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Zur Herkunft des theoretischen Ansatzes siehe hier https://de.wikipedia.org/wiki/Karl_Heinz_Roth und hier

https://de.wikipedia.org/wiki/Operaismus

und hier


https://www.assoziation-a.de/autoren/Hartmann_Detlef

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Dann zitiere ich mich nochmal selbst
https://che2001.blogger.de/stories/2380972/

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Marxens Ironie = Beweis seines Marxismus´
ja. ganz sicher. ich glaube es allen Marxisten und Nicht-Marxisten: Marx hat gesagt, er sei "kein Marxist". In seinen Bemerkungen zu Darwin (im Brief an Engels) legt er aber hinwiederum ebenjene "marxistische" Selbstironie an den Tag, die wiederum, als ironische Spiegelung, immer wieder in "marxistischer" oder eben nicht-marxistischer Schreibe aufzufinden ist. -

In der "Auseinandersetzung" mit Darwin hat er eben immer wieder doch gezeigt, dass er ohne seinen, sorry, "Marxismus" ihm nichts entgegenzusetzen hatte.

Marx war natürlich kein Geringer, er kämpfte zugleich gegen Galileo, Kopernikus und Wittgenstein. Er hat natürliche die Persiflage seiner eigenen Theorie antizipiert, und an Engels schon mal eine Probe (betreffs Darwin) geschickt.

Und das laste ich heutigen Marxisten an: Dass sie einfach nicht Marxen´s Witz und Ironie richtig verstehen: Marx hat sich durchaus ernsthaft mit Darwin et al auseinandergesetzt. - Und darauf mit - "marxistischer" - Ironie reagiert.

QED: Marx war ein Marxist.

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Wieso Marx gegen Kopernikus, Galileo und Wittgenstein, der etwa geboren wurde als Marx starb gekämpft haben soll erscheint völlig unsinnig, und es geht hier nicht um Ironie, ebenso könnte man sagen dass Freud gegen Newton, Linné und John Lennon gekämpft hätte. Sondern es geht darum dass Marx als strenger Empiriker und materialistischer Theoretiker die Ideologie des Marxismus die schon zu seinen Lebzeiten von der Arbeiterbewegung begründet worden war ablehnte. Jesus war auch kein Christ.

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@workingclassh, ich habe in Bochum bei H. Mommsen studiert und in meiner Welt spielen Heim, Aly und Roth keine Rolle. Wolle Benz war eine kleine Null am IfZ bevor er im zarten von nur 49 Jahren einen Lehrstuhl bekam.

Aly ist doch auf den Knien vor Mommsen herumgerutscht, um sich dessen "Okay" für sein "Volksstaat" zu holen.

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"Hitlers Volksstaat" ist doch das Schlechteste was Aly je geschrieben hat. Die eigentlichen Pionierwerke sind "Reform und Gewissen, "Euthanasie" im Dienst des Fortschritts", "Vordenker der Vernichtung" , "Sozialpolitik und Judenvernichtung. Gibt es eine Ökonomie der 'Endlösung'?" und generell die Beiträge zur nationalsozialistischen Gesundheits- und Sozialpolitik.

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Prima Lektüre, um das 3. Reich zu verstehen:
https://www.amazon.de/Mord-den-europ%C3%A4ischen-Juden-Dimensionen/dp/3406707106/ref=sr_1_1?ie=UTF8&qid=1542386149&sr=8-1&keywords=christian+gerlach+der+mord+an+den+europ%C3%A4ischen+juden

von junge welt empfohlen.
Der Kapitalismus bzw. die Kapitalisten hatten kein Interesse an diesem ineffizienten Personaleinsatz.

Die Fachliteratur ist voll von Hinweisen, Schreiben, Äußerungen von "Kapitalisten", daß man diese Zwangsarbeiter nicht gebrauchen könne (Deutschland) oder beklagt wurde, daß durch Deportation von Juden die benötigten Facharbeiter fehlten (Ungarn, Rußland, Ukraine).
Doch. Die deutsche Währung taugte nichts mehr. Zu Beginn der Naziherrschaft arbeiteten Fremdarbeiter freiwillig. Später mußte man zu Zwangsarbeit übergehen. Damit es keine Unruhe im Volk gibt, hat man vorzugsweise sozial isolierte Volksteile, Juden zum Beispiel, zu Zwangsarbeit gezwungen. Hitlers Regime und unabhängig davon, untergeordnete politische Einheiten wie Kommunen, Einrichtungen wie Schwimmbäder etc., haben bei der sozialen Isolation mitgeholfen, indem sie die Juden aus den freien Berufen drängten und Umstände geschaffen haben, die Juden wirtschaftlich und sozial schädigten. In der Westukraine wurden Juden aber zunächst aus dem von dir genanntem Grunde verschont und ungarische Juden lebten bis 1944 relativ sicher, bis Ungarn von den Deutschen besetzt wurde, und die Juden nach Auschwitz deportiert wurden.

Wirtschaftliche, militärische und ideologische Erwägungen wirkten bei der Verfolgung im Dritten Reich zusammen. Ganz gewöhnlicher Antisemitismus war ebenso bedeutsam wie wirtschaftliches Kalkül. Da galt es zum Beispiel, Konkurrenten auszuschalten, Besitz an sich zu bringen oder Positionen im gesellschaftlichen Leben freizumachen. Der deutsche Staat achtete ja peinlich darauf, daß jüdischer Besitz unter seine Obhut kommt, weil er ja so viel Geld ausgeben mußte. Für Krieg zum Beispiel. Zur Nazizeit gab es ja noch nicht die Butterberge und Milchseen der EU. Nahrung war knapp. Und da mußte der NS-Staat Prioriäten setzen. Hitler persönlich hatte sich im Ersten Weltkrieg davon überzeugt, daß die Versorungslage an der Heimatfront kriegsentscheidend war. Zudem war die Infrastruktur in der Sowjetunion so mangelhaft, daß man die deutschen Truppen "aus dem Land" versorgen mußte. Deshalb waren die einen Menschenleben mehr wert als andere. Das der Behinderten, Juden, Zigeuner waren nichts wert, und die betreffenden Menschen durften deshalb verrecken. Das waren die sogenannten "unnützen Esser".

Auf der ideologischen Seite spielte neben dem gewöhnlichen Antisemitismus insbesondere in der Ukraine auch die Auffassung eine Rolle, Juden wären Parteigänger der Kommunisten. Was die Verfolgungen der Nazizeit insbesondere nach 1941 zum Clusterfuck werden ließ, war gerade der Umstand, daß der Entscheidungsspielraum solcher Ratten wie Hans Frank erheblich weitreichender war als sie es in demokratischen Staaten wären. Da wirkten sich aber weniger Psychopathien sondern unbedingter Siegeswille aus. Im Gegensatz zur landläufigen Meinung hatte es nie einen Befehl zur Judenvernichtung gegeben. Dennoch war sie erschreckend effizient. Der Holocaust war nie an zentraler Stelle organisiert worden. Es gab für dessen Organisation keine zuständige Behörde. Eichmann war entgegen der landläfigen Meinung lediglich eine Ratte wie auch Odilo Globocnik und die anderen Bonzen welche waren. Das Schicksal der Juden unterschied sich in den besetzten und verbündeten Staaten beträchtlich. Die Nazis waren überall auf die Unterstützung der lokalen Behörden angewiesen. Von deren Mitwirkung hing der Erfolg der Judenvernichtung ab. Im besetzten Dänemark entkamen fast alle Juden, während die Judenheit im Polen komplett ausgelöscht wurde. Während Juden im besetzten Jugoslawien Unterschlupf fanden, erfroren und verhungerten viele Juden in Polen, die den Lagern entkommen konnten, weil Polen, die Juden Unterschlupf gewährten, von ihren Nachbarn durch Gerede in Gefahr gebracht wurden.

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In Details sehe ich das anders, aber der Gesamtaussage stimme ich zu. Erst die Situation 1941 nach dem Überfall auf die UDSSR führte zur Shoah, weil die Begegnung der Nazis mit den massenhaft im Elend lebenden "Ostjuden" die dann mit "Asozialen" identifiziert wurden dazu führte, die Juden insgesamt umbringen, vorher aber zu für das Reich produktiver Arbeit zwingen zu wollen. Da war dann Schluss mit Madagaskar-Plänen oder Judenreservaten in Südostpolen.

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@ che - naja, wenn ich mir z.B. das katholische TV ansehe, kann ich mich schon fragen, ob Jesus heute gern "Christ" wäre. "Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben", hat Jesus, keine Kirche gesagt. Zeugt aber zumindest von einem ziemlichen Selbstbewusstsein. Bhagwan spricht, btw, von sich selbst als "Religion", etwa so: "ich bin die einzige Religion, die ..." Der Christus ist der Gesalbte, im Tanach werden Gesalbte als von Gott erwählte Könige oder Priester bezeichnet. Im NT der Heilsbringer.

Heute würde man als Gegensatz zum Idealismus eher den Realismus nennen, oft wird auch einfach von Anti-Idealismus gesprochen. "Materialismus" kennen wir heute z.B. als "Eliminativen Materialismus" in der Philosophie des Geistes. Kommt ja darauf an, welcher Idealismus kritisiert wird, wenn Idealismus Ziel der Kritik ist, wie wir ihn z.B. unter Mathematikern antreffen. - Anders als mein DDR-Philosophisches Wörterbuch der Philosophie, das Materialismus über den Gegensatz zum Idealismus definiert. Bei Marx ist es, genaugenommen, eine Historischer Materialismus, es geht in der weiteren Perspektive um Entwicklungen. Das scheint den Vorteil zu haben, dass man, qua "Materialismus", nicht vorgeben muss, Hegel verstanden zu haben (was relativ leicht ist),

Goethe, von dem Hegel beeinflusst war, hat interessanterweise in seiner späteren Kritik an Hegel gewissermaßen Darwins Entwicklung vorweggenommen. Anfangs sprach Darwin noch personalisierend von "der" Natur und benutzte manchmal das Personalpronomen der 3. Person des Englischen, also "she". Später akzeptierte er mehr und mehr die Korrekturen und Ergänzungen von Weismann und Wallace, so dass man sagen kann, dass er "Neo-Darwinist" gewesen ist. Er verlor seinen Glauben an Gott, was damals durchaus als Materialismus durchging. Wir haben es dann mit einer rein kausalen Erklärung der Entstehung der Arten zu tun, ohne Beteiligung einer irgendwie personalisierten "Natur". (Goethe: Die Natur agiert nicht aus Motiven heraus, der Grund, warum sie nie fehlgeht.)

Das andere oben war natürlich missverständlich. Ich wollte ausdrücken, dass aus Marx - ironisch - ein recht gesundes Selbstbewusstsein spricht, dass sich Marx der historischen Bedeutung seiner Theorie durchaus bewusst war. In diesem Sinne hat er es mit Kopernikus, Galileo und Zukünfigen (Wittgenstein) aufgenommen.

Jetzt liest Marx Darwin so, dass das, was sich im Naturreich abspielt, lächerlicherweise zur simplen Verlängerung der britischen Politischen Ökonomie und des in die victorianische Industrialisieung eingebetteten Wettbewerbs wird. - Es gibt praktisch nichts, was nicht mit Marx "erklärt" werden kann! Marx macht natürlich einen (marxistischen) Witz, was immer übersehen wird. Die notwendigen Bedingungen, hier die Entstehungsbedingungen für Darwins Theorie, die möglw. teils im gesellschaftlichen "setting" seiner Zeit gefunden werden könnten, mit der Sache selber zu verwechseln, also Darwins Theorie, wäre so ein Fehler, der daraus erwächst, dass jemand Marx´Witz nicht verstanden hat. Auf diese Weise sind dann Argumentationen "möglich", die Darwin für alle möglichen Spielarten des "Dawrinismus" verantwortlich machen, denn bei der Evolutionstheorie handele es sich um eine den gesellschaftlichen Gegebenheiten verschuldete Ausgeburt, letztlich eine Gesellschaftstheorie. Die "Bedingungen der Möglichkeit" von - konkreten - Erkenntnissen oder Theorien zu untersuchen, ist aber Teil der Wissenschaftstheorie.

Es gibt natürlich auch den Fall des Fehlschlusses in umgekehrter Richtung. Dass also daraus, dass für gesellschaftliche Phänomene oder solche des Bewusstseins notwendige Bedingungen auf "materialistischer" Ebene ausgemacht werden, dann aber diese mit dem Phänomen selbst identifiziert werden.

Marx nun behandelt Darwin in seiner Lektüre so, als ob er ihn an dessen empirische Vorarbeit erinnern wollte, könne es denn wirklich sein, dass Marxens Theorie Darwin besser erkläre, als Darwin die Natur selbst? (Noch mal: Marx macht einen Witz!) - So gesehen wäre Marx nicht nur Materialist, sondern auch Darwinist!

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Da geht es ein bißchen durcheinander.

"Zu Beginn der Naziherrschaft arbeiteten Fremdarbeiter freiwillig. Später mußte man zu Zwangsarbeit übergehen."

Zu Beginn ... ab 1933 ?
Zwangsarbeit hatte weniger etas mit "Währung" zu tun, sondern damit, daß die "Fremdarbeiter" keine Lust hatten freiwillig nach D. zu kommen und insbes. nach der Wiederinbetriebnahme der (Schwer-)Industrie in der Ukraine genügend beschäftigungsmöglichkeite vorlagen.

"Der deutsche Staat achtete ja peinlich darauf, daß jüdischer Besitz unter seine Obhut kommt, weil er ja so viel Geld ausgeben mußte. Für Krieg zum Beispiel."

Im daran denken: Die jüdische Bevölkerung betrug nur 1% der Gesamtbev. in D. Wieviele Kriege will man damit finanzieren, wenn man gleichzeitg auch noch den Besitz "Anderen" zur Verfügung stellen mußte, um deren Unterstützung und Gefolgschaft zu sichern ?

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" ... während die Judenheit im Polen komplett ausgelöscht wurde...."

Nachdem in Katyn und anderswo große Teile der polnischen Intelligenz ausgelöscht wurden.
... ach ja, 1932/33 wurde die "wohlhabendere Bauernschaft", insbes. in der Ukraine ausgelöscht.

"Besitz an sich zu bringen"
Potzblitz !
New Republic veröffentlichte vor 1 1/2 Jahren einen Artikel zum türkischen Genozid an den Armenieren und verweist darauf, daß vielfach rein materielle Gründe (Besitz an sich bringen) Türken zu Vertreibern und Mördern werden ließ.

1946 erreichte die KP der Tschechoslowakei dort die höchsten Wahlergebnisse, wo vorher mittlerweile vertriebene oder ermordete Deutsche lebten.
... die Partei hatte Habenichtse aus allen Teilen des Landes herangekarrt, damit die "Besitz an sich bringen konnten". Die zeigten sich dankbar.

" ... indem sie die Juden aus den freien Berufen drängten und Umstände geschaffen haben, die Juden wirtschaftlich und sozial schädigten..."

Liest sich irgendwie wie die Geschichte der DDR und die Karriere der Gysis, Markovs, Lochthofens. ;-)
Nur ein Teil jüdischer und nicht-jüdischer EFH und Villen sind "vergesellschaftet" worden. In einer größeren Zahl wohnten die SED- und DDR-Karrieristen.
Dies wurde ab 1990 von G. Gysi legitimiert mit der Formulierung, daß man jetzt "kein neues Unrecht" wolle.

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" ... Säuberung ... von allem Ungeziefer, von den Flöhen – den Gaunern, den Wanzen – den Reichen usw. usf. An einem Ort wird man zehn Reiche, ein Dutzend Gauner (arbeitssche Arbeiter) ins Gefängnis stecken. An einem anderen Ort wird man sie Klosetts reinigen lassen. An einem dritten Ort wird man ihnen nach Abbüßung ihrer Freiheitsstrafe gelbe Pässe aushändigen, damit das ganze Volk sie bis zu ihrer Besserung als schädliche Elemente überwache. An einem vierten Ort wird man zehn, die sich des Parasitentums schuldig machen, auf der Stelle erschießen.“

Stammt dies a) von H. Himmler oder b) von Lenin 1917 ?

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Im Kontext des Ausgangspostings ist es völlig bedeutungslos von wem das ist, selbst wenn es von Donald Duck oder Schwanzus Longus wäre.

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Der Herold scheint weder die Äquidistanz der undogmatischen Linken zu Faschisten und Stalinisten zu kapieren noch die KZ-Analogie mit der Textilfabrik und den damit zusammenhängenden antiimperialistischen Fluchtpunkt, der eigentlich offensichtlich ist.

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