Montag, 1. Juni 2020
Passend zum 02. Juni: Vom Klassischen zum Neuen Antiimperialismus
che2001, 21:37h
Gemeinsam mit Bersarin betreibe ich im Auftrag der Gesellschaft zur Wiederherstellung des rationalen politischen Diskurses angesichts der herrschenden Verwirrung (GWRPD/ADHV) die Aufarbeitung der diversen Entwicklungen linker und auch kunstavantgardistischer Diskurse von den späten Sechzigern bis heute. Daher knüpfe ich an die letzten Stränge an.
https://bersarin.wordpress.com/2020/05/23/vom-kaufhausbrand-vom-raf-land-von-irrtum-und-von-wirrwarrsound-kunst-und-praxis/
https://che2001.blogger.de/STORIES/2769011/#comments
Seit den 1950ern haben sich Lebensbedingungen und Selbstverständnis der Industriearbeiterschaft in den Metropolenstaaten radikal verändert. Ein objektives Proletariat, d.h. eine Arbeiterschaft, die im Zentrum des Produktionsprozesses steht und materiell in Armut lebt gibt es hierzulande in dieser Form nicht mehr.
Demzufolge scheidet die Industriearbeiterschaft der hochentwickelten Staaten des Nordens und Westens als revolutionäre Klasse aus. Damit hat aber weder die Weiterentwicklung des Kapitalismus aufgehört noch die Dynamik der Klassenkämpfe.
Um das Ganze begreifen zu können muss es allerdings zum einen aus der Adlerperspektive betrachtet werden, d.h. Im Weltmaßstab, und zum anderen aus der Ameisenperspektive, d.h. dem Alltag der Marginalisierten heraus.
Entsprechende Theoriemodelle wurden hierzu entwickelt.
ABSCHIED VOM PROLETARIAT
Einer der prominentesten Ansätze geht auf den neben Horkheimer, Adorno und dem in diesem Kontext meist schwer vernachlässigten Erich Fromm wichtigsten Vertreter der Frankfurter Schule zurück, nämlich Herbert Marcuse. Angesichts der Blüte von Jugendsubkulturen in den USA wie Hippies, Freaks und Yippies und der Verbundenheit der Jugendrevolte mit der Bürgerrechts- und Antivietnamkriegsbewegung postulierte er Randgruppen, Subkulturen und ethnische Minderheiten als neue Träger emanzipatorischer Bewegungen. Wie Habermas verlor er dabei die Ökonomie aus den Augen – politische Bewegungen die keine zentrale Bedeutung im Produktionsprozess spielen machen auch keine soziale Revolution.
In Deutschland wurde die Randgruppentheorie in teilweise bizarrer Weise rezipiert, so vertrat das Heidelberger Sozialistische Patientenkollektiv, eine der Keimzellen der späteren RAF die These, psychisch kranke Menschen seien eine revolutionäre Avantgarde. Ihre Parole „Aus der Krankheit eine Waffe machen“ wurde später von Autonomen mit „Das Brett vorm Kopf zur Waffe machen“ veralbert.
Damit sind wir bei den Autonomen. Diese entstanden ursprünglich nicht als mit dem Punk verbundene Protestbewegung junger Leute, sondern bildeten den militanten Kern der italienischen Arbeiterbewegung in einer Welle wilder Streiks, die völlig überraschend für Medien und Establishment Anfang der 1970er Jahre vom FIAT-Stammwerk in Turin losbrachen.
DER OPERAISMUS
Ironischerweise zu einem Zeitpunkt, als die Randgruppentheorie Furore machte brachte die Streikwelle mit spektakulären Aktionen den Klassenkampf in einer sehr harten Form zurück auf die Tagesordnung. Aktionsformen waren Meister verprügeln, Sabotage, Chefs einsperren und Straßenmilitanz bis zum Schusswaffengebrauch gegen die Polizei. Als politische Bewegungen gingen Autonomia als massenmilitante Straßenbewegung und die Roten Brigaden als Stadtguerrilla aus diesen Kämpfen hervor. Die Autonomen dieser Zeit hatten ihre eigenen Theoretiker wie Toni Negri und Mario Tronti, die im Bemühen, analytisch zu erfassen wer hier denn eigentlich das revolutionäre Subjekt sei den marginalisierten Migrationsarbeiter ausmachten: Die Träger der Aktionen waren primär Leute, die keinem traditionellen Arbeitermillieu angehörten, sondern erst kürzlich aus dem agrarisch geprägten Süden nach Norditalien gekommen waren und die entfremdete Fabrikarbeit als gewalttätigen Angriff auf ihre Körperlichkeit wahrnahmen.
BIOMACHT UND EIGEN-SINN
Hier ist dann eine Anknüpfung an Foucaults Körpergeschichte und sein Konzept der Biomacht gegeben, zugleich können auch diese unangepassten Arbeiter als eine Art Randgruppe angesehen werden – die allerdings im Gegensatz zu den Jugendsubkulturen oder der Studentenbewegung im Mittelpunkt des Produktionsprozesses steht.
ANTIIMPERIALISMUS
Leider knüpften an diesen als Operaismus bekannt gewordenen Theoriestrang die wesentlichen Theoriestränge der damaligen radikalen Linken nicht an.
Stattdessen wurde die Antiimperialismus-Position gewissermaßen zur Achse des Denkens der nichtparteiförmigen radikalen Linken, von Anarchisten im engeren Sinne abgesehen. In ihrer purifizierten Form, die in Deutschland nur von den sektenartigen Antiimps vertreten wurde, die als Grundtendenz aber sich weltweit bei linksradikalen Strömungen wiederfand und zum Beispiel auch die Programmatik von Arbeiterparteien und Organisationen wie den südafrikanischen ANC bis heute beeinflusst bedeutete sie Folgendes: Der Klassenwiderspruch hat mittlerweile einen geopolitischen Charakter angenommen, das Weltproletariat ist die werktätige Bevölkerung der drei Kontinente Südamerika, Afrika und Asien südlich der damaligen Sowjetunion, nur von dieser kann eine Revolution die nur als Weltrevolution denkbar ist ausgehen.
Aufgabe der Linken in den Metropolenstaaten kann es nur sein, soziale Projekte in diesen Ländern und Flüchtlinge aus diesen Ländern zu unterstützen, jede Form von Ausbeutung dieser Länder zu bekämpfen, z.B. durch Proteste oder Bombenanschläge gegen Unternehmen wie Shell oder Billigkleiderhersteller die in Armutsländern zu Hungerlöhnen produzieren lassen und die Bekämpfung des Militärisch-Industriellen Komplexes in den Metropolen, was von Engagement in der Friedensbewegung bis zur Mitgliedschaft in bewaffneten Gruppen wie der RAF reichen könne.
Diese bewaffneten Gruppen vertraten einen militärisch reduzierten Ansatz, der sich mit ökonomischen Analysen kaum noch beschäftigte, und einer extremen Überhöhung der eigenen Kampfform (ich erinnere mich an den Anwalt von Christian Klar, der 1984 ernsthaft vertrat, der Zweite Weltkrieg sei von den Partisanen gewonnen worden, und auch der Kapitalismus würde durch die Stadtguerrilla besiegt werden). Von solchen Verzerrungen abgesehen ergab der Ansatz einen gewissen Sinn unter den Bedingungen Anfang der 1970er, aber nur in diesem engen Zeitfenster:
Die USA führten in Vietnam noch immer einen Vernichtungskrieg, bei dem abzusehen war, dass sie ihn verlieren würden.
Die Kosten dieses Krieges führten zu einer Talfahrt des Dollar, in deren Folge, da die Währungen damals durch fixe Verrechungskurse an den Dollar als Leitwährung gebunden waren, eine allgemeine Weltwährungskrise drohte.
Nach dem Yom-Kippur-Krieg erschien Israel nicht mehr unbesiegbar, die OPEC nutzte die Gunst der Stunde für eine Ölpreiserhöhung, und geradezu plötzlich hatte man es mit einer Energiekrise zu tun, die erstmals die Grenzen des Wachstums aufscheinen ließ. Dieses Szenario ließ aus linksradikaler Sicht den Kapitalismus für einen kurzen Zeitraum als insgesamt schwächelnd und die Metropolenmächte in einer Position des relativen Machtverlusts erscheinen.
Ein besonderer Schwachpunkt des Klassischen Antiimperialismus ist sein Antizionismus. In diesem Zusammenhang ist oft von linkem Antisemitismus die Rede. Ich halte diesen Begriff für problematisch, da er zum rassischen oder relegiösen Antisemitismus wesensverschieden ist und sich auch nicht gegen Juden als Menschen, sondern ausschließlich gegen Israel als Staat richtet. Für die Opfer antizionistischer Anschläge ist diese Unterscheidung allerdings irrelevant. Immerhin hatten die Tupamaros Westberlin, aus denen später die Bewegung 2. Juni hervorgehen sollten, ausgerechnet am 09. November 1969 einen zum Glück misslungenen Bombenanschlag auf das Jüdische Gemeindezentrum in Westberlin versucht. 1976 wurden im Rahmen einer Flugzeugentführung auf dem Flughafen von Entebbe, die von einer Splittergruppe der PFLP in Zusammenarbeit mit den Revolutionären Zellen durchgeführt wurde von einem deutschen Terroristen Geiseln nach israelischer Staatszugehörigkeit selektiert - ein deutscher Flugzeugentführer selektiert Juden, die Aussagekraft dieser Handlung diskreditierte den antizionistischen Flügel der Antiimps für immer. Nachdem israelische Spezialkommandos das Flugzeug gestürmt hatten, wurden der Drahtzieher Wadi Haddad (der, was man damals nicht wusste, KGB-Agent war) und seine Gruppe aus der PFLP-ausgeschlossen, deren Führung um George Habbash und Leila Khaled bewaffnete Aktionen außerhalb von Israel-Palästina-Jordanien-Libanon nun grundsätzlich untersagte. Die Revolutionären Zellen stellten jede Zusammenarbeit mit dem bei der Aktion maßgeblichen internationalen Terroristen Carlos ein und änderten ihre Strategie grundsätzlich: Keine Mordanschläge und keine Flugzeugentführungen mehr, primär Gewalt gegen Sachen, die durch direkte Bezugnahme auf gerade laufende politische Kampagnen der legalen Linken wie Streiks oder Boykottaufrufe vermittelbar sein sollten.
Bei den RZ vollzog sich so der Wechsel vom Klassischen zum Neuen Antiimperialismus auf einer praktischen Ebene, theoretisch fand dies getrennt von terroristischen Aktionen und in völlig anderem Rahmen statt. Die RAF sollte dem Klassischen Antiimperialismus bis zuletzt verbunden bleiben, starr Positionen vertretend, die wie gesagt eigentlich exklusiv auf die Situation anfang der 1970er Jahre bezogen waren.
Der Antizionismus zumindest der deutschen Antiimps hat sehr viel mit Projektionen zu tun. Zunächst stand die Linke weltweit dem Staat der Shoah-Opfer sehr postiv gegenüber, ohne Waffenlieferungen aus der sozialistischen CSSR hätte Israel seinen Gründungskrieg nicht überstanden. Deutsche Linke sahen in den Kibbuzzim eine neue, basisdemokratische Art von Sozialismus. Dies änderte sich, als Israel sich in der Suezkrise auf die Seite Großbritanniens und Frankreichs schlug, also in einem postkolonialem imperialistischem Krieg ein Waffenbündnis mit alten Kolonialmächten einging. Von diesem Augenblick an kippte der linke Proisraelismus um, und Israel erschien im antiimperialistischen Weltbild fortan als Frontmacht des Imperialismus neben den USA und den damaligen lateinamerikanischen Militärdiktaturen und den Apartheitstaaten Südafrika und Rhodesien. (Soweit ich weiß, sehen ANC und OAU Israel bis heute in dieser Rolle) Bei der direkten RAF-Unterstützerszene wurde diese Sichtweise noch einmal durch den engen Kontakt zu Palästinenserorganisationen, namentlich PFLP, verstärkt.
SOZIALREVOLUTIONÄRE POSITION UND NEUER ANTIIMPERIALISMUS
Als Gegenposition zum Klassischen Antiimperialismus wurden Ansätze, die sich auf Klassenkämpfe und soziale Proteste in den Metropolen ebenso bezogen wie auf Hungerrevolten und Brotpreisaufstände im Trikont in der Schriftenreihe "Autonomie neue Folge" mit einem zwischen Marx, Foucault und der Dependenztheorie aufgespannten Theoriegebäude kontextualisiert und etwa der Versuch unternommen, zwischen Anti-AKW-Kämpfen und Hausbesetzungen in den Metropolen und Hungerrevolten im Trikont Parallelen und Verbindungen im politischen Handeln herzustellen. Daran anküpfend wurde die Theorie der permanenten Neuzusammensetzung der Unterklasse in den 1990er Jahren mit unterschiedlichen Schwerpunkten von dem deutschen Historiker Karl Heinz Roth, der Redaktionsgruppe Materialien für einen neuen AntImperialismus und etwas später auch Slavoj Zizek entwickelt.
Hierbei geht es um folgendes: Da die Industriearbeiterschaft in den Metropolenstaaten kein objektives Proletariat mehr ist – sie lebt nicht mehr in Armut und hat einen bürgerlichen Lebensstil angenommen, zugleich aber ständig neue Armut produziert wird – Leiharbeiter, Zeitarbeiter, Billiglohnsektor, Pauperisierung kleiner Angestelltenmilieus – kann davon gesprochen werden dass ein neues, heterogenes Proletariat am Entstehen ist. Dazu gehört dann auch die Deklassierung von Berufsfeldern die früher mal Hochlohnsektoren waren, z.B. in der IT und im Marketing, Stichwort Dauerpraktikanten und outgesourcte Billigpixler.
Bei Hartmann, Roth und den Materialien für einen neuen Antiimperialismus wird das mit einer Entwicklungstheorie verbunden die nach den Interessen der armen Menschen im Trikont und nach den Möglichkeiten praktischer Solidarität fragt, also sich für die kleinen Leute interessiert und sich von der ausschließlichen Orientierung des alten Antiimperialismus an der Solidarität mit Befreiungsbewegungen abwendet.
Zizek hingegen hat eine operaistische Sichtweise zusammengebracht mit Laclau und Mouffe, die davon ausgingen dass in der postmodernen Gesellschaft andere Kämpfe als bisherige Klassenkämpfe relevant werden, nämlich die Kämpfe marginalisierter Gruppen – Frauen, Schwule, Lesben, Migranten u.a. und dass für diese Gruppen eine Befreiungsperspektive nur sichtbar wird wenn sie ihre radikal subjektive Eigenperspektive gegen den gesellschaftlichen Mainstream wenden.
Wobei Chantal Mouffe als Antwort auf den erstarkenden Rechtspopulismus weltweit einen Populismus von links fordert, der polemisch, laut, aggressiv und politisch unkorrekt zu sein habe, bei ihr vermischen sich die Positionen Foucaults und des Operaismus mit situationistischen Ideen.
Daran anküpfend vertritt Zizek einen radikalen Partikularismus, der erst in der Auseinandersetzung mit dem Bestehenden zur Möglichkeit kommt,Einfluss auf das Allgemeine zu nehmen oder sogar zum Allgemeinen zu werden. In der gemeinsam mit Detlef Hartmann verfassten Antwort auf "Empire" von Negri und Hardt läuft das auf eine neue Revolutionstheorie hinaus.
https://bersarin.wordpress.com/2020/05/23/vom-kaufhausbrand-vom-raf-land-von-irrtum-und-von-wirrwarrsound-kunst-und-praxis/
https://che2001.blogger.de/STORIES/2769011/#comments
Seit den 1950ern haben sich Lebensbedingungen und Selbstverständnis der Industriearbeiterschaft in den Metropolenstaaten radikal verändert. Ein objektives Proletariat, d.h. eine Arbeiterschaft, die im Zentrum des Produktionsprozesses steht und materiell in Armut lebt gibt es hierzulande in dieser Form nicht mehr.
Demzufolge scheidet die Industriearbeiterschaft der hochentwickelten Staaten des Nordens und Westens als revolutionäre Klasse aus. Damit hat aber weder die Weiterentwicklung des Kapitalismus aufgehört noch die Dynamik der Klassenkämpfe.
Um das Ganze begreifen zu können muss es allerdings zum einen aus der Adlerperspektive betrachtet werden, d.h. Im Weltmaßstab, und zum anderen aus der Ameisenperspektive, d.h. dem Alltag der Marginalisierten heraus.
Entsprechende Theoriemodelle wurden hierzu entwickelt.
ABSCHIED VOM PROLETARIAT
Einer der prominentesten Ansätze geht auf den neben Horkheimer, Adorno und dem in diesem Kontext meist schwer vernachlässigten Erich Fromm wichtigsten Vertreter der Frankfurter Schule zurück, nämlich Herbert Marcuse. Angesichts der Blüte von Jugendsubkulturen in den USA wie Hippies, Freaks und Yippies und der Verbundenheit der Jugendrevolte mit der Bürgerrechts- und Antivietnamkriegsbewegung postulierte er Randgruppen, Subkulturen und ethnische Minderheiten als neue Träger emanzipatorischer Bewegungen. Wie Habermas verlor er dabei die Ökonomie aus den Augen – politische Bewegungen die keine zentrale Bedeutung im Produktionsprozess spielen machen auch keine soziale Revolution.
In Deutschland wurde die Randgruppentheorie in teilweise bizarrer Weise rezipiert, so vertrat das Heidelberger Sozialistische Patientenkollektiv, eine der Keimzellen der späteren RAF die These, psychisch kranke Menschen seien eine revolutionäre Avantgarde. Ihre Parole „Aus der Krankheit eine Waffe machen“ wurde später von Autonomen mit „Das Brett vorm Kopf zur Waffe machen“ veralbert.
Damit sind wir bei den Autonomen. Diese entstanden ursprünglich nicht als mit dem Punk verbundene Protestbewegung junger Leute, sondern bildeten den militanten Kern der italienischen Arbeiterbewegung in einer Welle wilder Streiks, die völlig überraschend für Medien und Establishment Anfang der 1970er Jahre vom FIAT-Stammwerk in Turin losbrachen.
DER OPERAISMUS
Ironischerweise zu einem Zeitpunkt, als die Randgruppentheorie Furore machte brachte die Streikwelle mit spektakulären Aktionen den Klassenkampf in einer sehr harten Form zurück auf die Tagesordnung. Aktionsformen waren Meister verprügeln, Sabotage, Chefs einsperren und Straßenmilitanz bis zum Schusswaffengebrauch gegen die Polizei. Als politische Bewegungen gingen Autonomia als massenmilitante Straßenbewegung und die Roten Brigaden als Stadtguerrilla aus diesen Kämpfen hervor. Die Autonomen dieser Zeit hatten ihre eigenen Theoretiker wie Toni Negri und Mario Tronti, die im Bemühen, analytisch zu erfassen wer hier denn eigentlich das revolutionäre Subjekt sei den marginalisierten Migrationsarbeiter ausmachten: Die Träger der Aktionen waren primär Leute, die keinem traditionellen Arbeitermillieu angehörten, sondern erst kürzlich aus dem agrarisch geprägten Süden nach Norditalien gekommen waren und die entfremdete Fabrikarbeit als gewalttätigen Angriff auf ihre Körperlichkeit wahrnahmen.
BIOMACHT UND EIGEN-SINN
Hier ist dann eine Anknüpfung an Foucaults Körpergeschichte und sein Konzept der Biomacht gegeben, zugleich können auch diese unangepassten Arbeiter als eine Art Randgruppe angesehen werden – die allerdings im Gegensatz zu den Jugendsubkulturen oder der Studentenbewegung im Mittelpunkt des Produktionsprozesses steht.
ANTIIMPERIALISMUS
Leider knüpften an diesen als Operaismus bekannt gewordenen Theoriestrang die wesentlichen Theoriestränge der damaligen radikalen Linken nicht an.
Stattdessen wurde die Antiimperialismus-Position gewissermaßen zur Achse des Denkens der nichtparteiförmigen radikalen Linken, von Anarchisten im engeren Sinne abgesehen. In ihrer purifizierten Form, die in Deutschland nur von den sektenartigen Antiimps vertreten wurde, die als Grundtendenz aber sich weltweit bei linksradikalen Strömungen wiederfand und zum Beispiel auch die Programmatik von Arbeiterparteien und Organisationen wie den südafrikanischen ANC bis heute beeinflusst bedeutete sie Folgendes: Der Klassenwiderspruch hat mittlerweile einen geopolitischen Charakter angenommen, das Weltproletariat ist die werktätige Bevölkerung der drei Kontinente Südamerika, Afrika und Asien südlich der damaligen Sowjetunion, nur von dieser kann eine Revolution die nur als Weltrevolution denkbar ist ausgehen.
Aufgabe der Linken in den Metropolenstaaten kann es nur sein, soziale Projekte in diesen Ländern und Flüchtlinge aus diesen Ländern zu unterstützen, jede Form von Ausbeutung dieser Länder zu bekämpfen, z.B. durch Proteste oder Bombenanschläge gegen Unternehmen wie Shell oder Billigkleiderhersteller die in Armutsländern zu Hungerlöhnen produzieren lassen und die Bekämpfung des Militärisch-Industriellen Komplexes in den Metropolen, was von Engagement in der Friedensbewegung bis zur Mitgliedschaft in bewaffneten Gruppen wie der RAF reichen könne.
Diese bewaffneten Gruppen vertraten einen militärisch reduzierten Ansatz, der sich mit ökonomischen Analysen kaum noch beschäftigte, und einer extremen Überhöhung der eigenen Kampfform (ich erinnere mich an den Anwalt von Christian Klar, der 1984 ernsthaft vertrat, der Zweite Weltkrieg sei von den Partisanen gewonnen worden, und auch der Kapitalismus würde durch die Stadtguerrilla besiegt werden). Von solchen Verzerrungen abgesehen ergab der Ansatz einen gewissen Sinn unter den Bedingungen Anfang der 1970er, aber nur in diesem engen Zeitfenster:
Die USA führten in Vietnam noch immer einen Vernichtungskrieg, bei dem abzusehen war, dass sie ihn verlieren würden.
Die Kosten dieses Krieges führten zu einer Talfahrt des Dollar, in deren Folge, da die Währungen damals durch fixe Verrechungskurse an den Dollar als Leitwährung gebunden waren, eine allgemeine Weltwährungskrise drohte.
Nach dem Yom-Kippur-Krieg erschien Israel nicht mehr unbesiegbar, die OPEC nutzte die Gunst der Stunde für eine Ölpreiserhöhung, und geradezu plötzlich hatte man es mit einer Energiekrise zu tun, die erstmals die Grenzen des Wachstums aufscheinen ließ. Dieses Szenario ließ aus linksradikaler Sicht den Kapitalismus für einen kurzen Zeitraum als insgesamt schwächelnd und die Metropolenmächte in einer Position des relativen Machtverlusts erscheinen.
Ein besonderer Schwachpunkt des Klassischen Antiimperialismus ist sein Antizionismus. In diesem Zusammenhang ist oft von linkem Antisemitismus die Rede. Ich halte diesen Begriff für problematisch, da er zum rassischen oder relegiösen Antisemitismus wesensverschieden ist und sich auch nicht gegen Juden als Menschen, sondern ausschließlich gegen Israel als Staat richtet. Für die Opfer antizionistischer Anschläge ist diese Unterscheidung allerdings irrelevant. Immerhin hatten die Tupamaros Westberlin, aus denen später die Bewegung 2. Juni hervorgehen sollten, ausgerechnet am 09. November 1969 einen zum Glück misslungenen Bombenanschlag auf das Jüdische Gemeindezentrum in Westberlin versucht. 1976 wurden im Rahmen einer Flugzeugentführung auf dem Flughafen von Entebbe, die von einer Splittergruppe der PFLP in Zusammenarbeit mit den Revolutionären Zellen durchgeführt wurde von einem deutschen Terroristen Geiseln nach israelischer Staatszugehörigkeit selektiert - ein deutscher Flugzeugentführer selektiert Juden, die Aussagekraft dieser Handlung diskreditierte den antizionistischen Flügel der Antiimps für immer. Nachdem israelische Spezialkommandos das Flugzeug gestürmt hatten, wurden der Drahtzieher Wadi Haddad (der, was man damals nicht wusste, KGB-Agent war) und seine Gruppe aus der PFLP-ausgeschlossen, deren Führung um George Habbash und Leila Khaled bewaffnete Aktionen außerhalb von Israel-Palästina-Jordanien-Libanon nun grundsätzlich untersagte. Die Revolutionären Zellen stellten jede Zusammenarbeit mit dem bei der Aktion maßgeblichen internationalen Terroristen Carlos ein und änderten ihre Strategie grundsätzlich: Keine Mordanschläge und keine Flugzeugentführungen mehr, primär Gewalt gegen Sachen, die durch direkte Bezugnahme auf gerade laufende politische Kampagnen der legalen Linken wie Streiks oder Boykottaufrufe vermittelbar sein sollten.
Bei den RZ vollzog sich so der Wechsel vom Klassischen zum Neuen Antiimperialismus auf einer praktischen Ebene, theoretisch fand dies getrennt von terroristischen Aktionen und in völlig anderem Rahmen statt. Die RAF sollte dem Klassischen Antiimperialismus bis zuletzt verbunden bleiben, starr Positionen vertretend, die wie gesagt eigentlich exklusiv auf die Situation anfang der 1970er Jahre bezogen waren.
Der Antizionismus zumindest der deutschen Antiimps hat sehr viel mit Projektionen zu tun. Zunächst stand die Linke weltweit dem Staat der Shoah-Opfer sehr postiv gegenüber, ohne Waffenlieferungen aus der sozialistischen CSSR hätte Israel seinen Gründungskrieg nicht überstanden. Deutsche Linke sahen in den Kibbuzzim eine neue, basisdemokratische Art von Sozialismus. Dies änderte sich, als Israel sich in der Suezkrise auf die Seite Großbritanniens und Frankreichs schlug, also in einem postkolonialem imperialistischem Krieg ein Waffenbündnis mit alten Kolonialmächten einging. Von diesem Augenblick an kippte der linke Proisraelismus um, und Israel erschien im antiimperialistischen Weltbild fortan als Frontmacht des Imperialismus neben den USA und den damaligen lateinamerikanischen Militärdiktaturen und den Apartheitstaaten Südafrika und Rhodesien. (Soweit ich weiß, sehen ANC und OAU Israel bis heute in dieser Rolle) Bei der direkten RAF-Unterstützerszene wurde diese Sichtweise noch einmal durch den engen Kontakt zu Palästinenserorganisationen, namentlich PFLP, verstärkt.
SOZIALREVOLUTIONÄRE POSITION UND NEUER ANTIIMPERIALISMUS
Als Gegenposition zum Klassischen Antiimperialismus wurden Ansätze, die sich auf Klassenkämpfe und soziale Proteste in den Metropolen ebenso bezogen wie auf Hungerrevolten und Brotpreisaufstände im Trikont in der Schriftenreihe "Autonomie neue Folge" mit einem zwischen Marx, Foucault und der Dependenztheorie aufgespannten Theoriegebäude kontextualisiert und etwa der Versuch unternommen, zwischen Anti-AKW-Kämpfen und Hausbesetzungen in den Metropolen und Hungerrevolten im Trikont Parallelen und Verbindungen im politischen Handeln herzustellen. Daran anküpfend wurde die Theorie der permanenten Neuzusammensetzung der Unterklasse in den 1990er Jahren mit unterschiedlichen Schwerpunkten von dem deutschen Historiker Karl Heinz Roth, der Redaktionsgruppe Materialien für einen neuen AntImperialismus und etwas später auch Slavoj Zizek entwickelt.
Hierbei geht es um folgendes: Da die Industriearbeiterschaft in den Metropolenstaaten kein objektives Proletariat mehr ist – sie lebt nicht mehr in Armut und hat einen bürgerlichen Lebensstil angenommen, zugleich aber ständig neue Armut produziert wird – Leiharbeiter, Zeitarbeiter, Billiglohnsektor, Pauperisierung kleiner Angestelltenmilieus – kann davon gesprochen werden dass ein neues, heterogenes Proletariat am Entstehen ist. Dazu gehört dann auch die Deklassierung von Berufsfeldern die früher mal Hochlohnsektoren waren, z.B. in der IT und im Marketing, Stichwort Dauerpraktikanten und outgesourcte Billigpixler.
Bei Hartmann, Roth und den Materialien für einen neuen Antiimperialismus wird das mit einer Entwicklungstheorie verbunden die nach den Interessen der armen Menschen im Trikont und nach den Möglichkeiten praktischer Solidarität fragt, also sich für die kleinen Leute interessiert und sich von der ausschließlichen Orientierung des alten Antiimperialismus an der Solidarität mit Befreiungsbewegungen abwendet.
Zizek hingegen hat eine operaistische Sichtweise zusammengebracht mit Laclau und Mouffe, die davon ausgingen dass in der postmodernen Gesellschaft andere Kämpfe als bisherige Klassenkämpfe relevant werden, nämlich die Kämpfe marginalisierter Gruppen – Frauen, Schwule, Lesben, Migranten u.a. und dass für diese Gruppen eine Befreiungsperspektive nur sichtbar wird wenn sie ihre radikal subjektive Eigenperspektive gegen den gesellschaftlichen Mainstream wenden.
Wobei Chantal Mouffe als Antwort auf den erstarkenden Rechtspopulismus weltweit einen Populismus von links fordert, der polemisch, laut, aggressiv und politisch unkorrekt zu sein habe, bei ihr vermischen sich die Positionen Foucaults und des Operaismus mit situationistischen Ideen.
Daran anküpfend vertritt Zizek einen radikalen Partikularismus, der erst in der Auseinandersetzung mit dem Bestehenden zur Möglichkeit kommt,Einfluss auf das Allgemeine zu nehmen oder sogar zum Allgemeinen zu werden. In der gemeinsam mit Detlef Hartmann verfassten Antwort auf "Empire" von Negri und Hardt läuft das auf eine neue Revolutionstheorie hinaus.
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hessenhenner,
Mittwoch, 3. Juni 2020, 02:50
Wieso interesiert sich der Neue Antiimperialismus für die kleinen Leute? Und worin liegt der Unterschied zwischen einer Zuwendung zum Neuen Antiimperialismus seitens terroristischer Gruppen (RZ), autonomer Szene und linksintellektueller Zirkel?
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bersarin,
Mittwoch, 3. Juni 2020, 12:22
Zentraler Aspekt bei den Umbrüchen scheint mir in der Tat die bereits in den 1930er Jahren von Adorno und Horkheimer, in Anschluß an Georg Lukács und dessen zentrale Aufsatzsammlung "Geschichte und Klassenbewußtsein", konstatierte Auflösung des Proletariats zu sein, das zum einen Stalin und dann später Hitler nichts oder nur wenig entgegenzusetzen hatte.
In diesen Vorläuferkontext gehört also auch noch die frühe Kritische Theorie und insbesondere Walter Benjamin einerseits und eben dann in New York Horkheimer, Adorno, Marcuse und Fromm mit hinein (Pollock und Löwenthal noch zu nenne, dessen Analysen von Literatur freilich auch wieder mit Vorsicht zu genießen sind: Vulgärmaterialismus, wie Adorno es immer wieder nannte). Philosophen und Sozialwissenschaftler also, die versuchten, neue Formen kritischen Denkens zu finden, wenn das bessere Kollektivbewußtsein des Proletariats, das Lukács noch konstatierte, wegfiel. Der Arbeiter hat dem Bürger oder dem Fabrikbesitzer im Denken nichts mehr voraus, so Adorno. Und daran hatte eben zu einem großen Anteil auch die sog. Kulturindustrie mit ihren Filmen und ihren Vergnügungen ihren Anteil. Anders als Benjamin vertraute Adorno nicht auf die Kollektive Besserungswirkung des Kinos und die heilsamen Schocks im Dunkel des Kinosaals in der kollektiven Rezeption, so wie Benjamin das in seinem - überaus wesentlichen - Kunstwerkaufsatz beschrieb. Technik als revolutionäre Möglichkeit um andere Formen des Wahrnehmens und damit auch Denkens zu befördern: Politisierung der Ästhetik statt Ästhetisierung der Politik, die Benjamin im Faschismus ausmachen wollte. Die Auseinandersetzung um diese Fragen eines dialektischen Materialismus und in welcher Weise Kritische Theorie aufgebaut sein soll, kann man in Adornos Hornberger Brief an Benjamin von 1935 nachlesen und ebenso in seinem Londoner Brief vom 16.3.1936, darin er Benjamins Projekt solcher Kollektiv-Rezeption einerseits und auch die Frage nach dem dialektischen Bild im Kontext von Benjamins Passagenwerk zum Paris des 19. Jhds und der Frage nach der Phantasmagorie der Ware kritisierte.
Herauszustellen wären insbesondere auch Marcuses Schriften - seien es seine frühen Texte zu Hegel oder auch später sein "Versuch über die Befreiung". Und gerade bei ihm findet sich eine nochmal etwas anders ausgefaltete Verbindung von Gesellschaftskritik und Kunst als bei Adorno. In diesem Sinne zwei sich ergänzende Perspektiven, die in unterschiedlichen Neigungswinkeln auf eine Sache blicken. Als eine originelle und interessante Einführung zu Hegels Gesellschaftstheorie sei auch verwiesen auf "Vernunft und Revolution. Hegel und die Entstehung der Gesellschaftstheorie".
Bei dem Namen Foucault, den Du in bezug auf die Biopolitik anführt, wäre ich vorsichtig, ihn als Gewährsmann zu nehmen – zumindest nicht unmittelbar, sondern eher als eine Art Ideengeber, ähnlich wie bei Adorno, der für diese Art von Protest, der in Gewalt umschlug, gar nichts übrig hatte. Denn zum einen ist Foucaults Konzept der Biopolitik im Gebäude der Foucaultschen Theoriestränge ein Konzept von vielen, was zudem in seinem (inzwischen) vierbändigen Werk „Sexualität und Wahrheit“ insbesondere auch auf die Selbstpraktiken ausgerichtet ist, um es etwas vergröbert wiederzugeben, und damit auch so etwas wie eine neue Konstitution von Subjekt ins Spiel bringt, die sich nicht bloß über Biomacht konstituiert, und das unterscheidet ihn zentral von Agambens Sicht und seinem Homo-Sacer-Projekt.
Foucault war zwar immer Teil der sozialen Bewegungen, ließ sich aber nie von solchen Bewegungen für irgendeinen Ismus vereinnahmen. Ihn interessierten vielfältige Formen des Protestes, vor allem auch jene Formen, die einen klassischen oder auch orthodoxen Marxismus zu überwinden sich anschickten. (Diesen "Individualismus" und das Spezifische bei Foucault verkennen die meisten insobesondere aus den queeren, lesbischen, schwulen sozialen Bewegungen: Foucault ließ sich niemals festnageln und schon gar nicht in irgendeinen Dienst nehmen. Dieses Vielfältige zeigt sich insbesondere in den "Dits et Ecrits" von 1954-84, darin er häufig auch zu tagespolitischen Ereignissen Stellung nahm.)
In diesen Sinne einer breit gefächerten Perspektivierung ist auch sein Interesse für die iranische Revolution zu sehen – die entgegen des immer wieder kolportierten Gerüchts keine Parteinahme für Khomeini und dessen islamischen Totalitarismus bedeutet, sondern sich zunächst einmal nur neugierig zeigte, in welchen Weisen dieser Protest vor sich ging. Sicherlich interessierte Foucault daran auch die spirituelle Dimension, und damit traf er einen zentralen Nerv der Zeit, wie nämlich im arabischen Raum die Proteste von einer sozialistischen Form zunehmen in eine religiös motiverte (und instrumentalisierte) Gestalt glitten.
In diesen Vorläuferkontext gehört also auch noch die frühe Kritische Theorie und insbesondere Walter Benjamin einerseits und eben dann in New York Horkheimer, Adorno, Marcuse und Fromm mit hinein (Pollock und Löwenthal noch zu nenne, dessen Analysen von Literatur freilich auch wieder mit Vorsicht zu genießen sind: Vulgärmaterialismus, wie Adorno es immer wieder nannte). Philosophen und Sozialwissenschaftler also, die versuchten, neue Formen kritischen Denkens zu finden, wenn das bessere Kollektivbewußtsein des Proletariats, das Lukács noch konstatierte, wegfiel. Der Arbeiter hat dem Bürger oder dem Fabrikbesitzer im Denken nichts mehr voraus, so Adorno. Und daran hatte eben zu einem großen Anteil auch die sog. Kulturindustrie mit ihren Filmen und ihren Vergnügungen ihren Anteil. Anders als Benjamin vertraute Adorno nicht auf die Kollektive Besserungswirkung des Kinos und die heilsamen Schocks im Dunkel des Kinosaals in der kollektiven Rezeption, so wie Benjamin das in seinem - überaus wesentlichen - Kunstwerkaufsatz beschrieb. Technik als revolutionäre Möglichkeit um andere Formen des Wahrnehmens und damit auch Denkens zu befördern: Politisierung der Ästhetik statt Ästhetisierung der Politik, die Benjamin im Faschismus ausmachen wollte. Die Auseinandersetzung um diese Fragen eines dialektischen Materialismus und in welcher Weise Kritische Theorie aufgebaut sein soll, kann man in Adornos Hornberger Brief an Benjamin von 1935 nachlesen und ebenso in seinem Londoner Brief vom 16.3.1936, darin er Benjamins Projekt solcher Kollektiv-Rezeption einerseits und auch die Frage nach dem dialektischen Bild im Kontext von Benjamins Passagenwerk zum Paris des 19. Jhds und der Frage nach der Phantasmagorie der Ware kritisierte.
Herauszustellen wären insbesondere auch Marcuses Schriften - seien es seine frühen Texte zu Hegel oder auch später sein "Versuch über die Befreiung". Und gerade bei ihm findet sich eine nochmal etwas anders ausgefaltete Verbindung von Gesellschaftskritik und Kunst als bei Adorno. In diesem Sinne zwei sich ergänzende Perspektiven, die in unterschiedlichen Neigungswinkeln auf eine Sache blicken. Als eine originelle und interessante Einführung zu Hegels Gesellschaftstheorie sei auch verwiesen auf "Vernunft und Revolution. Hegel und die Entstehung der Gesellschaftstheorie".
Bei dem Namen Foucault, den Du in bezug auf die Biopolitik anführt, wäre ich vorsichtig, ihn als Gewährsmann zu nehmen – zumindest nicht unmittelbar, sondern eher als eine Art Ideengeber, ähnlich wie bei Adorno, der für diese Art von Protest, der in Gewalt umschlug, gar nichts übrig hatte. Denn zum einen ist Foucaults Konzept der Biopolitik im Gebäude der Foucaultschen Theoriestränge ein Konzept von vielen, was zudem in seinem (inzwischen) vierbändigen Werk „Sexualität und Wahrheit“ insbesondere auch auf die Selbstpraktiken ausgerichtet ist, um es etwas vergröbert wiederzugeben, und damit auch so etwas wie eine neue Konstitution von Subjekt ins Spiel bringt, die sich nicht bloß über Biomacht konstituiert, und das unterscheidet ihn zentral von Agambens Sicht und seinem Homo-Sacer-Projekt.
Foucault war zwar immer Teil der sozialen Bewegungen, ließ sich aber nie von solchen Bewegungen für irgendeinen Ismus vereinnahmen. Ihn interessierten vielfältige Formen des Protestes, vor allem auch jene Formen, die einen klassischen oder auch orthodoxen Marxismus zu überwinden sich anschickten. (Diesen "Individualismus" und das Spezifische bei Foucault verkennen die meisten insobesondere aus den queeren, lesbischen, schwulen sozialen Bewegungen: Foucault ließ sich niemals festnageln und schon gar nicht in irgendeinen Dienst nehmen. Dieses Vielfältige zeigt sich insbesondere in den "Dits et Ecrits" von 1954-84, darin er häufig auch zu tagespolitischen Ereignissen Stellung nahm.)
In diesen Sinne einer breit gefächerten Perspektivierung ist auch sein Interesse für die iranische Revolution zu sehen – die entgegen des immer wieder kolportierten Gerüchts keine Parteinahme für Khomeini und dessen islamischen Totalitarismus bedeutet, sondern sich zunächst einmal nur neugierig zeigte, in welchen Weisen dieser Protest vor sich ging. Sicherlich interessierte Foucault daran auch die spirituelle Dimension, und damit traf er einen zentralen Nerv der Zeit, wie nämlich im arabischen Raum die Proteste von einer sozialistischen Form zunehmen in eine religiös motiverte (und instrumentalisierte) Gestalt glitten.
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che2001,
Mittwoch, 3. Juni 2020, 12:55
@hessenhenner: Der Neue Antiimperialismus bezieht sich nicht mehr auf revolutionäre Parteien oder Guerrillaorganisationen, sondern auf die von Armut und von rabiaten Angriffen auf gewachsene Strukturen oder Subsistenzverhältnisse in Rahmen kapitalistischer Inwertsetzung unmittelbar betroffenen Menschen, z.B. Landlose in Brasilien, Geflüchtete oder Brotpreisrevolten. Revolutionäres Subjekt, wenn man einen solchen Begriff denn überhaupt noch verwenden will, sind die verarmten Massen und von diesen ausgehende politische Bewegungen oder soziale Projekte, nicht irgendwelche Führerfiguren oder Parteien. Das Ganze ist nicht zu verstehen ohne eine sehr enge Anknüpfung an einen Paradigmenwechsel, der sich in der Geschichtswissenschaft seit den 1970ern abspielte (daher mein Link zu Alf Lüdtke) und bei dem es darum geht, Geschichte nicht mehr als politische Geschichte im Sinne von Geschichte der offiziellen Politik und Sozialgeschichte nicht mehr als Wirtschafts- und Strukturgeschichte, Arbeitergeschichte nicht mehr als Geschichte der Arbeiterbewegung zu beforschen, sondern als Geschichte des subjektiv erlebten Alltags der einfachen Leute. Neuer Antiimperialismus ist sozusagen die sozialrevolutionäre Umsetzung dieser Perspektive: Mit dem Rüstzeug der "anderen Arbeitergeschichte" aus der alltagshistorischen Forschung an die weltweiten sozioökonomischen Kämpfe und Konflikte heranzugehen und nach emanzipatorischen Perspektiven zu suchen. vgl. hierzu das Kapitel: "Das sozialhistorische Paradigma" In Klassengeschichte - soziale Revolution=Autonomie Neue Folge 14.
@"worin liegt der Unterschied zwischen einer Zuwendung zum Neuen Antiimperialismus seitens terroristischer Gruppen (RZ), autonomer Szene und linksintellektueller Zirkel? " ----- Die RZ haben sich eher, seit der Irrsinn eines bestimmten Antizionismus zu Tage trat, vom Klassischen Antiimperialismus abgewandt und stattdessen eine sozialrevolutionäre Praxis entwickelt, indem sie durch Sprengstoff- oder Brandanschläge gegen Sachen bereits laufende soziale Auseinandersetzungen sozusagen eskalierend begleitet und damit z.B. Streiks zu mehr Durchsetzungspotenzial verholfen haben. Das war nur in einer bestimmten historischen Phase möglich, nach deren Ende sie sich aufgelöst haben.
Der Link zu den Autonomen liegt darin begründet dass das Theoriegebäude des Neuen Antiimperialismus zunächst in der Schriftenreihe Autonomie entwickelt wurde. Auch wenn die wenigsten Leute, die sich heute als Autonome bezeichnen dies noch wissen, aber da liegt der theoretische Ansatz, auf den die Autonomen als Bewegung zurückgehen. Ich sage da immer: Wir waren das Original.
Es gibt da auch keine Einheit von Theorie und Praxis. Wenn auch die meisten militanten Linken in Deutschland heute zu den Autonomen rechnet werden oder sich dazu rechnen bedeutet dies nicht im Umkehrschluss, dass alle Autonomen militant sind oder dass Autonome nur militante Aktionen machen.
Mein langjähriger Gruppenzusammenhang hat zum Beispiel hauptsächlich ehrenamtliche Flüchtlingssozialarbeit und Menschenrechtskampagnen betrieben und zwischendurch auch mal Umweltschutzaktionen und Hilfe für Kurdistan und Guatemala, so eine Art Caritas, Greenpeace, Robin Wood, Pro Asyl, alles in einem, aber mit dem Neuen Antiimperialismus als Überbau.
@"worin liegt der Unterschied zwischen einer Zuwendung zum Neuen Antiimperialismus seitens terroristischer Gruppen (RZ), autonomer Szene und linksintellektueller Zirkel? " ----- Die RZ haben sich eher, seit der Irrsinn eines bestimmten Antizionismus zu Tage trat, vom Klassischen Antiimperialismus abgewandt und stattdessen eine sozialrevolutionäre Praxis entwickelt, indem sie durch Sprengstoff- oder Brandanschläge gegen Sachen bereits laufende soziale Auseinandersetzungen sozusagen eskalierend begleitet und damit z.B. Streiks zu mehr Durchsetzungspotenzial verholfen haben. Das war nur in einer bestimmten historischen Phase möglich, nach deren Ende sie sich aufgelöst haben.
Der Link zu den Autonomen liegt darin begründet dass das Theoriegebäude des Neuen Antiimperialismus zunächst in der Schriftenreihe Autonomie entwickelt wurde. Auch wenn die wenigsten Leute, die sich heute als Autonome bezeichnen dies noch wissen, aber da liegt der theoretische Ansatz, auf den die Autonomen als Bewegung zurückgehen. Ich sage da immer: Wir waren das Original.
Es gibt da auch keine Einheit von Theorie und Praxis. Wenn auch die meisten militanten Linken in Deutschland heute zu den Autonomen rechnet werden oder sich dazu rechnen bedeutet dies nicht im Umkehrschluss, dass alle Autonomen militant sind oder dass Autonome nur militante Aktionen machen.
Mein langjähriger Gruppenzusammenhang hat zum Beispiel hauptsächlich ehrenamtliche Flüchtlingssozialarbeit und Menschenrechtskampagnen betrieben und zwischendurch auch mal Umweltschutzaktionen und Hilfe für Kurdistan und Guatemala, so eine Art Caritas, Greenpeace, Robin Wood, Pro Asyl, alles in einem, aber mit dem Neuen Antiimperialismus als Überbau.
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che2001,
Mittwoch, 3. Juni 2020, 13:34
@Bersarin: Ja und nein. Wenn das gesamte Denken im Umfeld der Kritischen Theorie bis zu Reich und Fromm als Freudomarxismus bezeichnet wird heißt das ja nicht, dass es sich um eine einfache Synthese der Theorien von Mark und Freud handelt. Bei jedem einzelnen Theoretiker spielen noch ganz andere Ansätze mit hinein, Adornos Nietzsche-Adaption zum Beispiel, und ähnlich sieht es mit Foucault aus: Es geht nicht um sein gesamtes Werk, sondern um die Nutzbarmachung von von Foucault entwickelten Ansätzen gerade da, wo die "freudomarxistische" Herangehensweise nicht mehr anwendbar ist. Insofern ist auch die alltagshistorische Arbeitsweise nichts in sich geschlossenes oder dogmatisches. Der Neue Antiimperialismus ist dies auch nicht. Wenn hier von Foucault die Rede ist, dann von Foucault-Anwendungen.
Iranische Revolution: Auch die darf nicht Ex Post betrachtet werden. 1979 konnte ja niemand wissen, was dabei herauskommt. Im Westen kannte man hauptsächlich marxistische oder bürgerlich-liberale, bezogen auf die USA und GB antiimperialistische Intellektuelle. Letztlich gemacht wurde die Revolution von Studierenden im Iran, den Ölarbeitern von Ahwaz und Bandar und von der großen Masse der Armen, der Mustasafin, der Barfüßigen, wie man sie nannte. Dass diese analphabetischen Massen blind auf die einzigen Autoritäten setzten denen sie vertrauten - die Geistlichkeit - war die große Unbekannte.
Noch die Autonomie Neue Folge 1 äußerte 1980 die Hoffnung, aus dem Iran könnte eine neue soziale Revolution im Sinne eines Dritten Weges hervorgehen, und eine der Kapitelüberschriften dort lautete. "Der Schiiten-Sozialismus der Khomeinisten". Man muss bedenken, dass bis 1982/83 ja Kommunisten, bürgerliche Nationalisten und auch Sozialrevolutionäre im Iran an der Regierung beteiligt waren, bis man sich ihrer mit einer Massenhinrichtungswelle entledigte. Die islamistischen Radikalrevolutionäre waren zunächst nicht imstande gewesen das Land zu regieren, dies änderte sich unter den Bedingungen des Krieges, nachdem Saddam Hussein den Iran angegriffen hatte. Erst damit wurden alle emanzipativen Potenziale der Iranischen Revolution plattgemacht. Und zwar sehr gründlich.
Iranische Revolution: Auch die darf nicht Ex Post betrachtet werden. 1979 konnte ja niemand wissen, was dabei herauskommt. Im Westen kannte man hauptsächlich marxistische oder bürgerlich-liberale, bezogen auf die USA und GB antiimperialistische Intellektuelle. Letztlich gemacht wurde die Revolution von Studierenden im Iran, den Ölarbeitern von Ahwaz und Bandar und von der großen Masse der Armen, der Mustasafin, der Barfüßigen, wie man sie nannte. Dass diese analphabetischen Massen blind auf die einzigen Autoritäten setzten denen sie vertrauten - die Geistlichkeit - war die große Unbekannte.
Noch die Autonomie Neue Folge 1 äußerte 1980 die Hoffnung, aus dem Iran könnte eine neue soziale Revolution im Sinne eines Dritten Weges hervorgehen, und eine der Kapitelüberschriften dort lautete. "Der Schiiten-Sozialismus der Khomeinisten". Man muss bedenken, dass bis 1982/83 ja Kommunisten, bürgerliche Nationalisten und auch Sozialrevolutionäre im Iran an der Regierung beteiligt waren, bis man sich ihrer mit einer Massenhinrichtungswelle entledigte. Die islamistischen Radikalrevolutionäre waren zunächst nicht imstande gewesen das Land zu regieren, dies änderte sich unter den Bedingungen des Krieges, nachdem Saddam Hussein den Iran angegriffen hatte. Erst damit wurden alle emanzipativen Potenziale der Iranischen Revolution plattgemacht. Und zwar sehr gründlich.
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che2001,
Mittwoch, 3. Juni 2020, 13:49
@Spirituelle Komponente: Das war ja auch zugleich die Zeit der Sannyassins, Selbsterfahrungsgruppen und Meditationen, die spirituellen Defizite der westlichen Gesellschaft waren ein großes Thema. Ich befasste mich in dieser Zeit mit Gnosis.
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bersarin,
Mittwoch, 3. Juni 2020, 14:56
Festzuhalten ist vor allem, daß die Kritische Theorie heterogen ist. Schon zwischen Adorno und Benjamin gab es erhebliche Unterschiede. Marcuse wiederum wurde anfangs von Adorno vorgehalten, daß er zu sehr von Heidegger her käme und einen Heideggerschen Hegel präsentierte. Dicht beieinander waren Horkheimer und Adorno, wobei der anfangs atheistische Horkheimer später in den Glauben ging und der theologisch nicht ganz unmusikalische Adorno bei einigen Ausführungen Horkheimers in den 1930er Jahren doch erheblich widersprach - gerade im Hinblick auf den Aspekt des verzweifelten Hoffens.
Neben Nietzsche und Hegel ist für Adorno vor allem die Kunstphilosophie Schellings, aber auch die der Frühromantik von Fr. Schlegel zentral - auch wenn diese Namen bei Adorno erstaunlich wenig fallen und eine systematische Auseinandersetzung mit beiden Autoren bei Adorno nicht stattfand. Jene Autoren also, die Lukács in seiner "Zerstörung der Vernunft" als irrationalistisch bezeichnete, worauf Adorno zu recht entgegnete, daß bei dieser Art von Vulgärideologiekritik, der keinerlei immanente Dialektik teilhaft ist, wohl eher Lukács' Vernunft zerstört wäre.
Im Kontext der Kritischen Theorie zu nennen wäre auch noch Franz Neumann und sein Standardwerk über den Faschismus "Behemoth", das er im Umfeld von Adorno, Horkheimer und Marcuse schrieb und das Anfang der 1940er Jahre veröffentlicht wurde - jetzt gerade vor ein oder zwei Jahren neu aufgelegt.
Zur Revolution im Iran: man konnte nicht wissen, was dabei herauskommt, weil niemand eine Glaskugel hat, das ist richtig, aber man konnte in etwa wissen, was Leute wie Khomeini vorhatten, wenn man das las, was diese Leute verbreiteten und was sie in Paris predigten. Sich also mit diesen Leuten in einem Bündnis einzulassen, war mehr als ein Wagnis. Das ist in etwa so, als meinte man, mit Johannes Paul II und der katholischen Soziallehre bräche nun das Zeitalter des Katholikos-Sozialismus oder der gerechten Welt an. Doch wie bei fast jeder Revolution wird man das Ergebnis am Ende nicht so richtig überzeugend finden. Nach der Pest kamen die Pocken. Da aber der Westen nicht ansprechbar für eine bürgerliche und parlamentarische Demokratie im Iran war, sondern im Gegenteil verantwortlich für die Schah-Diktatur, geriet die Sache entsetzlich aus den Fugen.
Neben Nietzsche und Hegel ist für Adorno vor allem die Kunstphilosophie Schellings, aber auch die der Frühromantik von Fr. Schlegel zentral - auch wenn diese Namen bei Adorno erstaunlich wenig fallen und eine systematische Auseinandersetzung mit beiden Autoren bei Adorno nicht stattfand. Jene Autoren also, die Lukács in seiner "Zerstörung der Vernunft" als irrationalistisch bezeichnete, worauf Adorno zu recht entgegnete, daß bei dieser Art von Vulgärideologiekritik, der keinerlei immanente Dialektik teilhaft ist, wohl eher Lukács' Vernunft zerstört wäre.
Im Kontext der Kritischen Theorie zu nennen wäre auch noch Franz Neumann und sein Standardwerk über den Faschismus "Behemoth", das er im Umfeld von Adorno, Horkheimer und Marcuse schrieb und das Anfang der 1940er Jahre veröffentlicht wurde - jetzt gerade vor ein oder zwei Jahren neu aufgelegt.
Zur Revolution im Iran: man konnte nicht wissen, was dabei herauskommt, weil niemand eine Glaskugel hat, das ist richtig, aber man konnte in etwa wissen, was Leute wie Khomeini vorhatten, wenn man das las, was diese Leute verbreiteten und was sie in Paris predigten. Sich also mit diesen Leuten in einem Bündnis einzulassen, war mehr als ein Wagnis. Das ist in etwa so, als meinte man, mit Johannes Paul II und der katholischen Soziallehre bräche nun das Zeitalter des Katholikos-Sozialismus oder der gerechten Welt an. Doch wie bei fast jeder Revolution wird man das Ergebnis am Ende nicht so richtig überzeugend finden. Nach der Pest kamen die Pocken. Da aber der Westen nicht ansprechbar für eine bürgerliche und parlamentarische Demokratie im Iran war, sondern im Gegenteil verantwortlich für die Schah-Diktatur, geriet die Sache entsetzlich aus den Fugen.
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che2001,
Mittwoch, 3. Juni 2020, 15:07
Ich kannte einen bürgerlichen Demokraten aus dem Iran, Abdol Hossein Behrawan, der genau dies konstatierte und im Widerstand gegen Khomeini einem Bündnis mit Volksfedayin und der späteren PKK nahen Khomalah beitrat, nicht, weil er die sehr überzeugend fand, sondern weil keine Alternative mehr übrig blieb.
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che2001,
Mittwoch, 3. Juni 2020, 15:10
@"aber man konnte in etwa wissen, was Leute wie Khomeini vorhatten, wenn man das las, was diese Leute verbreiteten und was sie in Paris predigten." ---- Den westlichen Linken, die laizistische, marxistische oder linksliberale Gruppen des iranischen Widerstands unterstützten erschien der bis zu seiner Machtergreifung als eine Art Grüßaugust.
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che2001,
Mittwoch, 3. Juni 2020, 16:29
Von Bahman Nirumand gibt es das lesenswerte Buch "Vom Schah zu Khomeini, von Exil zu Exil.". Nirumand ist 1980 zurück in den Iran gegangen, um sich am Aufbau seines Landes zu beteiligen, 1982 versuchte die erste Kohl-Regierung ihm und Mehdi Tehran die Wiedereinreise nach Deutschland zu verbieten, erst nach einigem Hin und her gelang dies. Mit Mehdi habe ich 1993 bei der Bundestagsblockade gegen die Asylrechtsverschärfung Arm in Arm eingehakt in der ersten Reihe des Blockadepunkts Süd gestanden.
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