Montag, 28. Juni 2021
Eine muss ja das Hirn von der Tapete wischen
Wir feierten den Geburtstag meiner Lieblingsschwester. Lustig war´s, gemütlich war´s. Unter anderem kam die Rede auf alte Familiengeschichten und auf den sehr drastischen Tonfall, der früher bei uns üblich war. Bei einem Essen im Elternhaus meiner Mutter regte sich der Opa darüber auf, dass das Essen kalt sei. Die Hausmagd, Fräulein Schulze protestierte und sagte, das Essen könne nicht kalt sein, es dampfe ja. "Perschiet dampet ok." - Pferdescheiße dampft auch. So war er.

Dann erzählte sie von einem Onkel und einer Tante, die regelmäßig Salat aus Löwenzahn und Brennesseln aßen. Das waren frühe Ökos, sozusagen Grüne der Sechziger Jahre, sie dachte in ihrem Kindersinne aber, dass die zu arm wären, um sich richtiges Essen leisten zu können. Wir rätselten, wer das gewesen sein könnte, kamen anhand bestimmter Details dann drauf, und unter viel Hallo und Spaß erzählten wir Geschwister und Vater dann einander die Details und fügten kumulativ die Lebensgeschichte von Onkel Hubertus und Tante Erna zusammen. Für Onkel Hubertus endete die mit der Diagnose Krebs, worauf er sich erschoss. Tante Erna wischte dann dessen Hirn von der Tapete. "Typisch Tante Erna, der Scheiß blieb immer an ihr hängen, aber irgendwer muss ja das Hirn von der Tapete wischen."

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