Samstag, 22. April 2023
Ach, was waren das für Zeiten!
Meine Kindheit und Jugend verlief alles Andere als woke. Wenn wir Kinder einen schlappen Kreislauf hatten bekamen wir von unserer Mutter, Katze genannt, Rotwein mit Ei: Ein viertel Rotwein und ein Ei, gemixt in einem Shaker, den ich noch heute habe. Das Getränk sah aus wie Kakao. Da fand niemand etwas dabei, das Kindern zu geben, galt als probates Hausmittel.

Sobald ich eingeschult war bekam ich zum Frühstück schwarzen Tee, ab 8 auch Bohnenkaffee und Sonntags zum Mittagessen wie alle Familienmitglieder ein Glas Wein, auch wenn das in meinem Fall nur ein Sherryglas war. Zum ersten Mal etwas mehr getrunken hatte ich dann mit 11, bei einer Weinprobe in Gegenwart meiner Eltern. Ab 12 trugen wir Jungen beim Wandern ein Fahrtenmesser, das war in meinem Fall ein nachgemachtes Bowie-Knife mit 12 cm langer Klinge, das ich offen in einer Gürtelscheide trug.

Mit 14 war Bogenschießen angesagt, nicht mit den Spielzeugteilen mit Gummipropfen, sondern mit Glasfiberbögen mit Pfeilen mit Stahlspitzen. Die Dinger hatten so viel Wumm, dass mal ein Pfeil über das Hausdach flog (3 Stockwerke) oder sich bis zur Feder in den Gartenboden bohrte.

Mit 16 wurde auch mal auf dem befriedeten Gelände mit Luft- und Kleinkalibergewehren geübt.

Mit 18 gelang es mir bei einem Konzert backstage zu gelangen, ich verabredete mich mit der Band in einer Kneipe und saß nun gegen 23.30 auf diese wartend und warf Speed ein, um wachzubleiben. Am Tisch neben mir mein Kunstlehrer, der von seiner Zeit in London erzählte und dass er da gekokst hätte, und er wünschte mir eine gute Abfahrt.

Das war alles eine herrlich unbeschwerte und unmoralische Zeit. Ich bin auf keine schiefe Bahn gekommen, mais je ne regrette rien.

Heutige Helikoptereltern würden ausrasten.

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