Sonntag, 5. März 2006
Unterwegs im Süden
Ich war mal wieder auf Südtour, was in diesem Fallnur heißt Südniedersachsen-Nordhessen, Raum GÖ-KS halt, jene besuchen, die mein früheres Leben waren. Sonst benutzte ich für solche Fahrten ja den Boliden

, aber mit den Jahren habe ich den Komfort der Deutschen Bahn schätzen gelernt, zumal das Wetter sehr zu wünschen übrig ließ. Es war ein wunderschönes, dekadentes, extrem genussvolles Wochenende, und abseits der gelebten Dekadenz, die man genießt und schweigt, stellte sich heraus, dass auch Göttinger Antikmöbelläden Dinge zu bieten haben, die sich nicht hinter einem Herrn Miri zu verstecken brauchen:




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Das darf allerdings nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Stadt arm ist und sukzessive verslumt. Nachdem einíge gute und renommierte Lehrstühle von der niedersächsischen Landesregierung aus ideologischen und klientelistischen Gründen dicht gemacht werden, ist die Destruktion einer der traditionsreichsten deutschen Universitäten bereits eingeleitet. "Aufstieg durch Bildung", das war das seinerzeit ausgerechnet vom Gewerkschaftsflügel der
SPD und dem gelben Koalitionspartner in trauter Zweisamkeit betriebene Konzept der 70er Jahre, das die elitäre und verknöcherte Ordinarienuiversität in die moderne Massenuniversität umwandelte und mit Gesamtschulen und Orientierungsstufen neue Wege auch in der schulischen Bildung beschritt. Ach ja, das war auch erst die Zeit, als koedukativer Unterreicht begann und die Lehrer aufhörten, Schüler zu schlagen.

Nun, offensichtlich soll das Ganze umgedreht werden: Universitäten sollen verschlankt, in Profit Center verwandelt und verkleinert werden. Wer braucht schon Politikwissenschaftler oder Interkulturalismusexperten? Die sind nicht verwertbar und produzieren am Ende noch kritisches Bewusstsein. Bewusstsein ist ja überhaupt so eines von diesen komischen linken Schlagwörtern.

Hieß also das Konzept damals Aufstieg durch Bildung, so kann man wohl annehmen, dass "Abstieg durch weniger Bildung" oder "Zurück zur geschichteten Gesellschaft" das Konzept aktueller, besonders aber Wulff´scher Bildungspolitik ist. Dass auf diese Stadt noch ganz andere Probleme warten, wird unmittelbar neben dem Campus deutlich, übrigens unweit von der Stelle, wo seinerzeit Conny getötet wurde.
http://netbitch1.twoday.net/stories/1575267
Hier blühte auch in Göttingen die New Economy, hier ist sogar eine international tätige PR-Agentur ansässig, die als AG firmiert.


Schauen wir aber näher hin, so fällt mal wieder auf, dass unheimlich viele Büroflächen günstig zu haben sind, und da die Geschehnisse um die Göttinger Gruppe nichts Gutes vermuten lassen

http://www.ra-hahn-mcl.de/goettingergruppe.htm#endgueltig

so ist zu erwarten, dass der Crash erst noch kommt. Etwas Tröstliches gibt es ja: Von diesem Bürogebäude sind es zum Gericht keine 100 Meter :-)



Anyway, für mich war es ein perfektes Wochenende.

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Unbedingt wiederholen!

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Sehe ich auch so ;-)

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