Dienstag, 19. Dezember 2006
Solidarität mit Sandra Steup
Wenn ich das hier lese (danke, Monoma, für den Link!), dann ballt sich bei mir die Wut über unsere Sozialbürokraten, die hoheitlichen Zurichter des Elends, und ich wundere mich ernsthaft, wieso es in ARGE-Büros und Sozialämtern so wenig Amokläufe gibt. Ich wünsche der Verfasserin des Textes alles Gute und ganz viel Kraft.


http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=10405

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diese fälle von fallmanagerischer selbstherrlichkeit scheinen sich zu häufen. man liest und hört immer öfter davon. wer auf staatsknete in den sessel pupt, scheint dazu zu neigen.

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635 Euro
Ich stimme ihr bei fast allen Punkten zu, dass sie (und wahrscheinlich viele andere) mies behandelt werden. Das muss sich unbedingt ändern (d.h. dass muss unbedingt von Leuten mit Geld, Wissen, Einfluss, Courage geändert werden). Vor allem für 289 Euro _alleine_ wohnen kommt mir unmöglich vor.

Aber: Ich habe viele Freunde (alles noch Studenten) die mit weniger also 500 Euro auskommen. Davon wird die Miete, Internet, Essen, PC, Waschmaschine, Küche, Schuhe, Studienbeiträge etc. bezahlt. Ich habe ca. 580 Euro, also schon etwas mehr. Man kann damit auskommen. Allerdings muss man in einer WG wohnen, auf dem Wochenmarkt größere Mengen einkaufen (also wenig Fastfood essen, auch wenn Studenten gerade dafür eigentlich bekannt sind), sein Bier zuhause trinken, seine Bücher in der Bücherei ausleihen, keinen Ipod haben, seine Winterjacke mehrere Winter tragen, sein Fahrrad selber flicken, ...

Frau Steup hat 635 Euro. Wenn sie dafür komplett für das Kind mitsorgen muss, ist das sehr wenig, aber immer noch mehr als meine Freunde nach Miet- und Nebenkostenabzug haben.

Nach so viel Text: Liege ich falsch, wenn ich meine, mann kann mit 635 Euro auskommen? Sind da Verpflichtungen, von denen ich nichts weiß?

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Hast Du ein Kind? Weißt Du, was das kostet? Bekommst Du keine Zwischendurch-Zuwendungen von den eltern? Siehst Du Deine finanzielle Situation als einen befristeten Zustand an, nach dem Du mehr verdienen wirtst, wesentlich mehr, oder als Langzeitperspektive?

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geil
was der student heut alles selber machen muss: "Allerdings muss man in einer WG wohnen, auf dem Wochenmarkt größere Mengen einkaufen (also wenig Fastfood essen, auch wenn Studenten gerade dafür eigentlich bekannt sind), sein Bier zuhause trinken, seine Bücher in der Bücherei ausleihen, keinen Ipod haben, seine Winterjacke mehrere Winter tragen, sein Fahrrad selber flicken"

ALSO WIR hatten damals in den 80ern und 90ern eigene Lofts, kauften nur bei Käfers ein, aßen niemals in der Mensa, soffen unser Bier gallonenweise inden teuersten Discos, kauften jedes Buch selbst (Lehrmittelfreiheit!), hatten immer den neusesten hipsten Sony-Walkman, warfen unsere Winterjacken nach einmal tragen dem Penner an der Ecke zu und ließen unsere Fahrräder beim örtlichen Ferrari-Händler flicken.

*tock*tock*tock*

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@htom: wenn dir die kohle von mama und papa nicht reicht: arbeiten gehen. so wie wir das auch taten. ich bekam von meinen eltern pro monat umgerechnet 300 eus. pro monat. das wars. und nach dem 8. semester gor nix mehr.
zum vergleich: ein wg-zimmer kostete auch damals bis zu 200 eus (z.b. in freiburg).

also: jammern ist nicht angesagt.

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Ich bekam auch umgerechnet 300 Euronen, im Sommer wurde am Band malocht und während des Semesters Klos geputzt und Pizzen ausgefahren, später kamen dann Jobs als freier Mitarbeiter bei Zeitungen und als Meinungsforscher hinzu.In die Kneipe ging ich zweimal die woche und ließ regelmäßig anschreiben, gezahlt wurde zu Jahresende, wenn das Weihnachtsgeld von Eltern und Oma da war. Und mich nannte man wegen meiner guten finanziellen Situation noch "Vollstecker". Da kannte ich eine WG, die primär von "Reis mit Scheiß" lebte - jeden Tag Reis, dazu abwechselnd Zwiebeln, Paprika, Erbsen oder Fischstäbchen, der einzige Wein, der getrunken wurde, war Vin de Pays de Herault im Tetrapack (genannt "Pennerglück").

Ansonsten , bitte hier: http://rebellmarkt.blogger.de/stories/501808/#502899

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Jetzt lasst die Sache aber nicht eskalieren. Ich meine, es gibt da bei Monty Python live at the Hollywood Bowl diesen großartigen Sketch, in dem vier alte Männer sich über die Härte ihrer Jugend unterhalten, und die Erinnerungen an die Armut damals immer extremer werden, je länger sie reden... ;-)

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Genau: Wir mussten damals nachm Krieg jeden Tag barfuß 12 Kilometer in die Schule bei jedem Wetter, weil das einzige Paar Schuhe für den Sonntagsgottesdienst reserviert war, jawoll, und als Wegzehrung gabs nur die paar rohen Kartoffeln, die man unterwegs mit bloßen Händen aus dem gefrorenen Ackerboden gegraben hat. Verglichen damit haben die Bummelstudenten, ALGoholiker und anderes arbeitsscheues Gesindel doch Luxusprobleme... ;-)

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@che: Ich habe kein Gefühl dafür, wie "teuer" ein Kind ist. Deshalb hatte ich an der Stelle auch ein bischen Bauchdrücken, als ich den Kommetar verfasst habe. Von den Eltern gibt es wenig, da wenig da. Bei einigen kommen alle großen Sachen wie z.B. Waschmaschine von den Eltern. Dann sind 500 Euro komfortabel. So weit ist mir das schon klar.

Ich werde nach dem Studium sicher viel mehr Geld haben als jetzt. Aber ich hoffe auch, dass die Sitution für Frau Steup nicht immer so bleibt?

@jolly rogers: Ich wollte eigentlich nicht darauf hinaus, wie schwer die Studenten es haben. Eher gehe ich davon aus, dass sie sich _normal_, d.h. wie ein Großteil der Bevölkerung verhalten. Außer das wir viel mehr Zeit haben. Ich wollte den Kontrast zu den Leuten zeigen, die bei uns im Penny jammern, dass sie kein Geld wegen "den Politikern" haben, aber nur Schrott kaufen. Das kann ich mir mindestens einmal die Woche ansehen. Und da hält sich mein Mitleid in Grenzen.

Ausserdem: Studenten ohne Nebenjob sind in meinem Freundeskreis rar.

Ich vermute, dass ich in etwa folgendes sagen möchte (polemisch): Bei mir im Stadtteil hängen viele komische Leute herum, die viel jammern, aber netto wahrscheinlich mehr Geld haben als ich. Dann sehe ich, was sie kaufen und wie viel sie rauchen (natürlich nicht alle, aber ich polemisiere). Da bleibt ein schlechter, wenn auch nicht repräsentativer, Eindruck bei mir hängen.

Um den Bogen zu Ches Beitrag zu schlagen: Nachdem ich bei Penny solche Eindrücke sammeln kann, ist es etwas schwer Leute wie Frau Steup aus dieser Gruppe wieder auszusortieren. Aus diesem Grund ist mein erster Reflex: 635 Euro, ist doch ne Menge Geld. Und daher die obige Frage.

Beitrag bitte nicht als flamebait verstehen :)

Interessanter thread bei rebellenmarkt btw. Kosheri finde ich ganz lecker.

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Im Gegenteil, Statler, richtig eskalieren!
Und zuhören, wie die Männer der ersten Stunde, Ummu, Zup, Urrg und Bragh, über die Lebensbedingungen der Eiszeit daherschwadronieren und dass niemand mehr weiß, was ein hartes Leben ist.

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Htom, schon i.o. Mit 635 für ein Kind sorgen müssen, das ist etwa so, wie wenn Deine Freunde nicht 500, sondern 300 Euro für sich hätten. Im Mittelpunkt dieser Geschichte stand aber eigentlich gar nicht das materielle, sondern der arrogante und menschenverachtende Umgangston des ARGE-Personals.

Na ja, sind halt arg. Nomen est Omen.

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Che, die Methode ist genial! Wenn sich mal wieder meine Nachbarin über meine laute Metal-Mucke aufregt, sage ich ihr einfach, dass sie da erstmal den Urknall gehört haben müsste, um beurteilen zu können, was laut ist.

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