Freitag, 2. März 2007
Der Norden haut drauf
Kopenhagener Autonome haben die Zentrale der dänischen Sozialdemokraten besetzt. Sie begründeten die Aktion damit, dass die Partei von Oberbürgermeisterin Ritt Bjerregaard die Zwangsräumung eines Jugendzentrums gestern zu verantworten habe.

Direkt nach der Räumung hatte es einen kleinen riot gegeben, bei dem 5 Leute verletzt wurden..

Haftrichter verhängten ebenfalls am Freitag jeweils vier Wochen Untersuchungshaft gegen 34 Besetzer des geräumten Ungdomshuset. Bei den Haftbefehlen gegen Teilnehmer an den Krawallen wurden auch für einen 15- Jährigen 26 Tage Untersuchungshaft verfügt. Er hatte nach Polizeiangaben vier Pflastersteine gegen Beamte geworfen.


Daraufhin kam es in halb Skandinavien sowie Norddeutschland zu spontanen Demos mit z.T. heftigeren Hönkeleien.


Die Mobilisierungsgeschwindigkeit erinnert an die besten 80er. Auch wenn ich Steine auf Leute schmeißen nicht gutheiße und bei vielen Beteiligten sinnlose Lust auf Action im Spiel war, erstaunt es mich, dass so etwas heutzutage überhaupt abgeht. Und hoffe mal, dass diese Mobilisierungsfähigkeit für andere Anlässe (soziale Frage, neue Kriege) erhalten bleibt.

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"Hönkeleien" ... wieder ein schönes Wort gelernt. :-)

Ist das so ähnlich wie unser "Rumgestumb" (= Herumgestosse)?

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Nein, hönkeln ist ein Slangausdruck für Bambule, rabatz machen mit politisch/sozialem Hintergrund. Weniger als richtige Militanz, mehr als nur symbolischer Protest.

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Ich rede ja nicht von dem, was sie real tun, sondern von dem, was ihr Mobilisierungspotenzial hergibt. Wenn sie nicht primär den Tellerrand der eigenen Szene sehen würden, sondern gegen Massenentlassungen oder Sozialeinschnitte das Gleiche (aber ohne auf Personen geworfene Pflastersteine) auf die Beine stellen würden, wäre das schon ein Anfang.

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"Ich rede ja nicht von dem, was sie real tun, sondern von dem, was ihr Mobilisierungspotenzial hergibt."

Was soll denn das heißen??? Sind zwar Dummköpfe, machen wenig sinnvolles, aber wenn man sie ordentlich indoktrinieren würde, dann ließen sie sich gebrauchen?

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Von Dir hätte ich Besseres erwartet. Nö, ich finde nur, dass diese Szene viel zu sehr in ihren eigenen Befindlichkeiten hängt. Es ist gut und richtig, wenn ein Jugendzentrum gegen seine Zwangsräumung verteidigt wird. Aber es ist sehr schade, dass eine Solidarisierung mit den Kämpfen, die es in Betrieben gibt oder eine direkte, d.h. als unmittelbare Reaktion erfolgende Bezugnahme auf konkrete Maßnahmen des Sozialabbaus nicht den gleichen Stellenwert besitzt wie diese Aktion. Dein Freund The Mule hatte mal gesagt, der Fehler dieser Linken sei ihre Selbstbezogenheit. Das meine ich.

P.S.: Und was soll das mit dem Indoktrinieren? Immerhin habe ich bald 20 Jahre selber dazu gehört ohne allerdings unkritisch alles mitzumachen.

Und kaputtgekloppte Privatautos und brennende Barrikaden finde ich in dem Zusammenhang nicht revolutionsromantisch, sondern kontraproduktiv für das Anliegen und scheiße für die Leridtragenden.

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Dann sind wir uns ja weitgehend einig. Wollte nur eine mögliche Lesarte dieses für mich recht kryptischen Satzes wiedergeben. Zugegeben nicht die freundlichste, sorry dafür, aber so kommen auch keine Mißverständnisse auf.

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