Sonntag, 25. März 2007
Kernbegriffe linker Theorie, heute: Antiimperialismus
Antiimperialistische Vielfalt


Wenn man, z.B. googelnderweise, den Begriff „Antiimperialismus“ eingibt, stößt man, außer bei Wikipedia mit einer vergleichweise umfassenden und neutralen Zusammenfassung meist auf Erklärungen wie „eine linksradikale Richtung, die vornehmlich in den USA und Israel die Feinde sozialistischer Entwicklungen und menschlicher Emanzipation sieht und daher wegen antisemitischer Tendenzen kritisiert wird“ oder Ähnliches. Das ist nun einerseits platt, andererseits wahr und falsch zugleich. Es gibt nicht DEN Antiimperialismus. Linke sind für gewöhnlich gegen Imperialismus, wie sie für gewöhnlich gegen Faschismus, Sexismus, Rassismus oder Ausbeutung sind, und insofern gibt es auch verschiedene Wege, Antiimperialismus zu leben, bzw. verschiedene Antiimperialismen. Ich kann mich an Zeiten erinnern, als der Tierremondisme, das aus internationalistischer Solidarität, aber auch romantischem Fernweh Sich Begeistern für bestimmte exotische Ethnien und Kampf um deren Rechte, bei manchen Linken dazu führte, Sprachen wie Lakota, Kannada oder Kisuaheli zu lernen und mehrmonatige Rucksacktouren durch die entsprechenden Länder zu unternehmen. Na ja, und Brigaden für Nicaragua war ja auch mal angesagt. Was hingegen an der heute stereotypen Gleichsetzung Antiimperialismus=linker Antisemitismus dran oder nicht darn ist, das bezieht sich auf eine ganz bestimmte Spielart von Antiimperialismus, deren Anhänger sich ausschließlich als Antiimperialisten und nichts anderes bezeichneten, zumeist allerdings in der Kurzform: Die Antiimps. Unter dieser Bezeichnung firmierte ein politisches Lager, das von 1977 bis 1990 die militanteste Fraktion der linken Szene Westdeutschlands bildete und sich im Verlauf der 1990er auflöste. Sozial waren sie weitgehend in die autonome Szene integriert, sie verstanden sich aber nicht als Autonome. Ihr Weltbild, das nur vor dem Hintergrund der politischen Auseinanderetzungen und Kräfteverhältnisse der 1970er verständlich wird,
sah in etwa so aus: Aufgrund des Entwicklungsgrades des modernen Kapitalismus hat der Klassenwiderspruch einen geopolitischen Charakter angenommen. Die Arbeiterklasse in den kapitalistischen Industriestaaten (Der Metropole) hat deshalb wenig Interesse an einer sozialen Revolution, weil sie in relativem Wohlstand und sozialer Sicherheit lebt und ist eigentlich kein Proletariat mehr. Erkauft wird dieser Wohlstand durch die Ausbeutung der Rohstoffe und der billigen Arbeitskräfte aus weniger industrialisierten und entwickelten Staaten der Peripherie, wobei hinsichtlich der Welthandelsbedingungen (terms of trade) die drei Kontinente (der Trikont) Südamerika, Afrika und Asien südlich der Sowjetunion/Chinas am schlechtesten gestellt sind. Eine Revolution, die nur und ausschließlich als Weltrevolution denkbar ist, könne nur von den verarmten Massen der drei Kontinente bzw. dortigen Guerrillabewegungen ausgehen. Die sozialistischen Staaten seien, gefangen zwischen Kaltem Krieg, friedlicher Koexistenz und Systemkonkurrenz, hauptsächlich mit ihrer Selbsterhaltung beschäftigt und würden zwar dosiert solche Guerrillabewegungen unterstützen, aber weder uneingeschränkt noch uneigennützig. Die Aufgabe der Revolutionäre in der Metropole, dem „Herzen der Bestie“, könnte daher kein traditionell proletarischer Klassenkampf, etwa im Sinne von Gewerkschafts- oder auch gewerkschaftsoppositioneller Betriebsarbeit sein, sondern nur Solidaritätsarbeit für die Kämpfe im Trikont plus antimlitaristischer Kampf in der Metropole, der von Engagement in der Friedensbewegung bis Mitgliedschaft in der RAF reichen konnte. Es wäre sicher denunziatorisch zu sagen, die Antiimps seien insgesamt RAF-Sympathisanten (einem Flugblatt, das dies behauptete, erwiderten wir, selber keine Antiimps, das hätte das Niveau der HSV-Stadionpost: die Antiimps als Fanclub) gewesen, aber zumindest rekrutierten sich die UnterstützerInnen der RAF aus der Antiimpszene. Mit dem sogenannten „linken Antisemitismus“ der Antiimps hat es seine eigene Bewandnis. Ich stimme ja den verständigeren VertreterInnen des antideutschen oder antideutsch-nahen Spektrums wie z.B. der Zeitschrift Phase II durchaus zu, wenn sie das Umkippen von zunächst affirmativer Israel-Begeisterung in Israel-Hass bei der RAF-Gründergeneration oder sonstigen FreundInnen des bewaffneten Kampfes (schlimmstes Beispiel: Flugzeugentführung von Entebbe) tiefenpsychologisch mit einem mit der NS-Vergangenheit zusammenhängenden verdrängten Schuldkomplex und einem sich der Verantwortung für die deutsche Vergangenheit entinnern wollens erklären und als sekundären Antisemitismus bezeichnen. Aber für die Antiimps war eine knappe Dekade später die Israel-Feindschaft nur noch Bestandteil einer Agenda mit einer als gegeben angenommenen Feindliste, auf der Israel nicht einmal besonders wichtig war. Verschiedene Staaten wurden aufgrund der internationalen Rolle, die sie damals spielten, als imperialistische Frontstaaten angesehen und daher als Hauptfeinde: Die USA, alle südamerikanischen Diktaturen mit Chile und Uruguay an der Spitze, Großbritannien, Frankreich, die Bundesrepublik Deutschland, das Apartheid-Südafrika und Israel. Ebenso war der Begriff der Antiimps von internationaler Solidarität keine Solidarität mit den armen Massen im Trikont im Allgemeinen, sondern primär mit bestimmten Guerrillabewegungen: Mit den Tupamaros in Peru und Uruguay, mit der Frente Polisario in Westsahara, mit dem ANC in Südafrika und mit der PFLP und DFLP in Palästina. Die sich aus der Palästina-Solidarität ergebende Israelfeindlichkeit hatte teilweise haarsträubende Ergebnisse, etwa eine Pro-Saddam-Haltung bei einem Teil der Antiimps im Golfkrieg von 1991. Genau aus diesem Grunde begann aber auch Ende der 80er/Anfang der 90er das antiimperialistische Selbstverständnis zu bröckeln. Aus unserem Lager, dem der sozialrevolutionären Autonomen, wurde generell das an Organisationen, Nationen, Staaten festgemachte Politikverständnis der Antiimps gerade hinsichtlich der Palästinafrage kritisiert: http://che2001.blogger.de/stories/386740/

Parallel dazu setzte eine Debatte um linken Antisemitismus ein, die nach dem zweiten Golfkrieg an Heftigkeit und Intensität zunahm. Beides nagte am Selbstverständnis der Antiimps und spaltete beispielsweise manche Palästinagruppe, wie es auch das Verhältnis zwischen Palästina- und Kurdistangruppen belastete. Parallel dazu stellte die RAF den bewaffneten Kampf ein und wurden Grams und Hogefeld von der Staatsmacht erwischt. Alle diese Entwicklungen ließen die antiimperialistischen Gruppen zusammenschrumpfen. Eine letzte Mobilisierungswelle brachten die großen Kurdistan-Demos und kurz darauf die Aktionen gegen das PKK-Verbot Mitte der 1990er, dann löste die Antiimp-Szene sich endgültig auf und verlor sich in Einzelschicksale.

Die Probleme und Fallstricke der Antiimp-Ideologie sind hier recht gut dargestellt: http://www.wildcat-www.de/zirkular/56/z56asem1.htm


Andererseits ist der Beitrag, dem ich inhaltlich weitestgehend zustimme, ein Zeugnis der Begriffsverwirrung und Geschichtslosigkeit in der deutschen Linken. Die Tatsache nämlich, dass die Schlussfolgerungen, die die/der Autor/in da zieht, bereits 1982 zur Formulierung des sogenannten Neuen Antiimperialismus führte, der radikal mit der Antiimp-Ideologie bricht, ohne dabei das Ziel eines Kampfes für eine gerechtere Weltordnung aus den Augen zu verlieren, ist ihr/ihm offensichtlich nicht bekannt. Da nun die ursprüngliche Wildcat-Redaktion und die Redaktion der Materialien für einen Neuen Antiimperialismus (bzw. Autonomie Neue Folge, wie die Schriftenreihe ursprünglich hieß) ein sehr enges Verhältnis zueinander hatten, heißt das nichts weiter, dass hier eine Person, die linke Theoriegeschichte betreibt, schon die Theoriegeschichte der eigenen Zusammenhänge in den letzten 10-20 Jahren nicht mehr kennt. Der Neue Antiimperialismus kritisiert die patriarchal-positivistische Konzeption der westlichen Moderne an sich und wendet sich gegen die von Antiimps öfter unterstützten Modernisierungsdiktaturen im Trikont. Nicht marxistisch-leninistische Guerrillagruppen, die für vom Reißbrett entworfene Revolutionen kämpfen, finden die Solidarität der VerteterInnen des Neuen Antiimperialismus (die sich nicht Neue AntimperialistInnen, sondern sozialrevolutionäre Autonome, kurz Sozrevs nannten und heute meist unter der Rubrik Antiras laufen), sondern zum Beispiel Brotpreisrevolten oder die Landbesetzungen landloser Bauern. Von zentraler Bedeutung ist die Position, dass die Verteidigung von Subsistenzwirtschaft gegen die Kapitalisierung der Landwirtschaft ein Anliegen ist. Subsistenzwirtschaft wird als Ressource angesehen, die einerseits Rückhalt für rebellisches Verhalten am Arbeitsplatz gibt, andererseits Menschen ein Auskommen
gibt, die sonst in den Slums der Megastädte des Trikont eine erbärmliche Existenz führen würden. Das dortige Massenelend wird als direktes Ergebnis der Grünen Revolution und einer Vertreibung der bäuerlichen Bevölkerung von ihrer Scholle betrachtet, insofern richtet sich der Neue Antiimperialismus gegen die gängigen Konzepte von Entwicklungspolitik und steht sowohl dem westlichen als auch den übriggebliebenen Resten des prosowjetischen Entwicklungsmodells ablehnend gegenüber. Da das unmittelbare Schicksal der Opfer imperialistischer Gewalt ein zentrales Anliegen ist, ist ein Großteil der Sozrevs in der Flüchtlingsarbeit engagiert und trägt einen Großteil der ehrenamtlichen Asylberatung und Flüchtlingssozialarbeit.

http://www.materialien.org/index.html


- Der Begriff Antiimperialismus wird heute oft operationalisiert bis zum Missbrauch. Einerseits wird Kritikern der Vorgehensweise des US-Militärs im Irak oder der israelischen Streitkräfte im Libanon regelmäßig die Antiimperialismuskeule übergebraten, wobei unter Antiimperialismus ausschließlich die alte Antiimp-Linie gemeint ist, die vor 12 Jahren von ihren Protagonisten mit wirklich guten Gründen aufgegeben wurde, und diese als Antisemitismus bezeichnet wird. Und zum Anderen beziehen sich Linke vorwiegend, aber nicht nur aus dem PDS-Umfeld, heute ihrerseits positiv auf diese Art Antiimperialismus, noch gewürzt um eine besondere Note. Hinsichtlich des Nahostkonflikts wird es mittlerweile als durchaus konsequent betrachtet, sich mit Hamas oder der Hizbollah zu solidarisieren. Nun war aber die Palästina-Solidarität der Antiimps keine Solidarität mit dem palästinensischen Volk im allgemeinen, zumindest war sie das nicht in erster Linie, sondern sie bezog sich auf zwei konkrete marxistische Palästinenserorganisationen, die Volksfront für die Befreiung Palästinas (PFLP) und die Demokratische Front für die Befreiung Palästinas (DFLP). Hamas ist eine Organisation, die mit saudischem Kapital und westlicher Geheimdiensthilfe aufgebaut wurde, um PFLP und DFLP die Mitgliederbasis abzugraben – mit glänzendem Erfolg übrigens. Die Hizbollah ist ein iranisches Projekt zum Export der Ayatollah-Revolution, in dem Sinne also eine Art iranischer Mini-Imperialismus.

Alles in allem zeugen diese Entwicklungen von einer desolaten Bewusstseinslage. Es wird vielleicht wirklich einmal Zeit zur Gründung der Vereinigung zur Wahrung des rationalen politischen Diskurses angesichts der herrschenden Verwirrung.

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Interessanter Artikel, den ich wohl noch zwei- bis dreimal lesen werde, damit ich die Kategorien wirklich durchschaue.

Was mir bei Politik ja immer wieder auffällt: Die Kategorien und Gruppierungen der "Anderen" sind immer viel komplizierter, als man glaubt. Und die eigenen viel komplizierter, als die "Anderen" glauben.

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Dem ist wohl ganz allgemein erst mal zuzustimmen. By the way, hast Du schon gesehen, dass ich zum black history month den versprochenen zweiten Beitrag, diesmal aus schwarzafrikanischer Sicht, geliefert habe?

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Öhm... entweder, ich habe den ersten verpasst oder den zweiten. Muss ich gleich mal nachsehen.

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Bitteschön!
Hier:

http://che2001.blogger.de/stories/713844/

und hier:

http://che2001.blogger.de/stories/738416/

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sehr gut!

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Mein übler Verdacht
Schon lange ist mir aufgefallen, dass der Vernichtungsantisemitismus wie die "Volksgemeinschaftsideologie" der Hamas "irgendwie" sehr "deutsch" wirken - konkret: sehr stark vom Beispiel des "Nationalsozialismus" beeiflußt scheinen.
Neben den nicht zu leugenden Einflüssen Nazi-Deutschlands auf die damaligen palästinensischen Befreiungsbewegungen könnte das die direkte Folge der "westlichen" Geheimdienst-"Berater" auf die Hamas sein. Jetzt ohne eine weitere Verschwörungs-Theorie zu postulieren, denn eine Verschwörung benötigt eine langfristigte Planung und zumindest eine ungefähre Vorstellung, von dem, was man tut. Sondern ein aus Opportunismus, Inkompetenz und organisatorischem Chaos geborenen fahrlässiger Einsatz der "massenpsychologischen Massenvernichtungswaffe" Nazi-Ideologie - so, wie amerikanische Frontoffiziere im Vietnamkrieg nach Atomwaffen riefen, ohne Rücksicht auf politische, geostrategische und andere Folgen.
Atomwaffen kann man nicht heimlich einsetzen, die bewährt-destruktive Nazi-Propaganda hingegen schon.

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Das ist völlig richtig. Die ägyptischen Moslembrüder, deren Ideologie die Hamas adaptiert hat, wurden seinerzeit von Agenten des Reichssicherheitshauptamts geschult. Die Popularität Hitlers im Nahen Osten ist unter anderem hierauf zurückzuführen. Der Vernichtungswille des rechten Hamas-Flügels und des Djihad, wahrscheinlich auch der Hizbollah, speist sich aus dieser Quelle. In dieser Hinsicht waren PFLP und DFLP anders: Die PFLP wollte den Staat Israel, aber nicht die Juden als Menschen vernichten (lässt sich in der Praxis dann aber schwer trennen), die DFLP vertrat immer die Losung "Zwei Nationen-zwei Staaten", war also noch nicht mal antizionistisch und ganz sicher nicht antisemitisch. Imho ist eine Solidarisierung mit einer solchen Palästinenserorganisation etwas Anderes als mit den heutigen Islamofaschisten.

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Hier geht es übrigens gewissermaßen weiter:



http://bkpnk089.blogsport.de/2007/03/31/aoeber-antiimperialismus-und-so/

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noch ein wenig Wissen von der eigenen Geschichte
So richtig und in vielerlei Hinsicht auch aufschlußreich es ist, die ganzen Fraktionierungen der inzwischen alten Neuen Linken zu berücksichtigen: Im Hinblick auf die beurteilung Israels ist der Unterschied so gross nicht gewesen, zumal ohnehin auch heute nicht der Vorwurf Antiimperialismus = Antisemitismus ist, sondern nur, dass das antiimperialistische Weltbild ohne antisemitische Momente nicht auskommt. Diese verselbständigten sich dann in einigen Gruppen, in anderen nicht usw.

Genau das gilt aber auch für Sozialrevolutionäre als auch für den "Neuen Antiimperialismus". Einen Zufallsbeleg dafür habe ich vorgerstern beim Aufräumen aus dem Keller gefischt, die Broschüre "Verlassen wir dieses Europa! Texte zur Kritik der EG und zur Internationalismusarbeit". Herausgegeben wurde 1994 von der Anti-EG-Gruppe Köln, also zu einem Zeitpunkt, als die Antiimp Linie so nicht mehr existierte und aus eher sozialrevolutionärem Umfeld. Das ändert aber nichts am antisemitischen Inhalt des Artikels "Die EG und Palästina", der tatsächlich nur einer unter vielen ist, insofern Zustimmung zur Relativierung seiner Bedeutung, aber Sätze enthält wie diese:

"Neben der Kontrolle des arabischen Raumes, strebten die Imperialisten zur Forcierung ihrer zionistischen Pläne das weitere Ziel an, sich mit den reaktionären arabischen Regimen bei der Niederschlagung der nationalem Opposition zu verbünden und Befreiungsbewegungen in der ganzen Region zu bekämpfen. Zusätzlich sollte erreicht werden, daß der Zionismus den deklassierten Juden, die von Ost- nach Westeuropa auswandern mußten, Aussicht auf Besitz und Macht in Palästina bot. Aus Ausgebeuteten sollten Ausbeuter werden."

Es geht hier um die Zeit irgendwann vor der Staatsgründung, das letzte zuvor genannte Datum war die Zustimmung zur Balfour-Erklärung durch die USA 1918, kein Wort von der Flucht vor Antisemitismus in Europa, statt dessen die "Erklärung" des vermeintlichen "Leitprinzips" des Zionismus: "Zur Besiedlung Palästinas und Vertreibung seiner Bevölkerung stellte der Zionismus das Leitprinzips aus: Jüdischer Boden, jüdische Ware, jüdische Arbeit." Dieses Leitprinzip soll Mittel als auch Tatbestand der Ausbeutung zugleich sein.

Auf solcherlei Welterklärung hatte keine Fraktion der Neuen Linken das Monopol, auch nicht die Antiimps. Das ist bereits daran erkennbar, dass derlei niemanden als antisemitisch auffiel. Mir ist keine sozialrevolutionäre Kritik des antiimperialistischen Antisemitismus bekannt, und auch du kannst hier nicht mehr auffahren als ein "wir waren es nicht und wir waren auch AntiimperialistInnen "und eben kein "das haben wir sozialrevolutionären Gegner des Imperialismus schon kritisiert, bevor es diese Antideutschen überhaupt gab".

Zugegeben, die sozialrevolutionären Vorstellungen enthielten mehr Momente, um die oben skizzierte antisemitische Vorstellung von Ausbeutung als antisemitisch zu durchschauen. Es hätte in diesem Fall einfach der ansonsten anerkannte antagonistische Charakter innerhalb einer Bevölkerung betont werden können, nur hat das eben niemand getan.

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Nun, es ist kaum möglich, über einen Text zu diskutieren, von dessen Existenz ich zum ersten Mal höre. Mein früheres sozialrevolutionäres Umfeld war völlig anders gepolt. Als ich einmal an einer Recherche saß, bei der es darum ging, dass eine bestimmte jüdische Gemeinde in schmutzige Geschäfte mit der Russenmafia verwickelt war, versuchten sie, mich von einer Publikation anzubringen, weil eine Veröffentlichung eines solchen Themas dem Antisemitismus nutze. Ich brach die Recherche ab, allerdings mehr aus Angst vor einer Bombe unter meinem Auto. Treppenwitz: Jahre später bestätigte mir ein Vertreter einer jüdischen Gemeinde die Richtigkeit meiner Recherchen.

Ich habe die sozialrevolutionären Autonomen überwiegend als Leute erlebt, die aus Gründen der politischen Korrektheit jedwede kritische Stellungnahme zu Israel mieden, ebenso aber auch die antideutschen Positionen zurückwiesen.

Was "und eben kein "das haben wir sozialrevolutionären Gegner des Imperialismus schon kritisiert, bevor es diese Antideutschen überhaupt gab".angeht, ich habe oben den Stand zum Thema Israel/Palästina 1988 verlinkt und unseren grundsätzlichen Antinationalismus in der Frage.
Nochmal hier:


http://che2001.blogger.de/stories/386740/

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