Sonntag, 8. Mai 2022
Befreiung vom Faschismus
Zu diesem Gedenktag hat Bersarin ein paar passende Worte gefunden:

https://bersarin.wordpress.com/2022/05/08/9-mai-tag-der-russischen-schande/

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Montag, 21. März 2022
Glaubt Putin, was er erzählt? Überlegungen zum Neonazismus-Narrativ im Ukrainekrieg
Ich weiß nicht, ob ich dem zustimmen soll, zur anfänglichen Rolle des "Rechten Sektors", nicht nur des Asow-Bataillons habe ich eine andere Einschätzung, aber interessant finde ich diese Darstellung allemal.

https://www.gmx.net/magazine/politik/russland-krieg-ukraine/putins-entnazifizierungserzaehlung-36706046

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Sonntag, 20. Februar 2022
Napoleons schönste Tat
Die meisten kennen Napoleon Bonaparte als Feldherrn, als politischen Hazardeur, als Kaiser, als skrupellosen Machtmenschen. Die Gebildeteren wissen ihn für den Code Civile zu würdigen.

Die Wenigsten kennen indes seine sympathischste Tat: Er machte die Lustgärten des Königs und des Hochadels der Öffentlichkeit als Parks zugänglich und ließ in jedem Park einen Kinderspielplatz anlegen. Er war der Erste, der das tat.

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Donnerstag, 17. Februar 2022
Was bleibt, wenn die Pandemie vorbei ist?
Werden sich die Spardenker und Verschwörologen ein neues Thema suchen oder die aktuellen Friktionen sich beruhigen? Die eigentlichen gesellschaftlichen Widersprüche liegen ja woanders.

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Montag, 10. Januar 2022
Alles Öl oder was?
Kürzlich benötigte mein Auto ein besonderes Pflegemotoröl, mit 216.000 ist der alte Zossen, der demnächst ersetzt wird halt schon etwas angeschlagen. Dies brachte mich dazu, mich einmal mit der Geschichte des Motoröls auseinanderzusetzen. Da werden heute ja nur noch sehr hochwertige synthetische Öle hergestellt und verwendet.

Es gab mal eine Zeit, in der als Schmieröle für Autos ganz ummittelbare Raffinerieprodukte verwendet wurden, also Paraffinöle, die aus höheren Alkanen bestanden, so im Prinzip das, was schwerer ist als Petroleum/Diesel, was bei extremem Heißlaufen des Motors, etwa auf der Rennstrecke, durchaus auch dazu führen konnte dass das Schmieröl ins Brennen geriet. Leichtlauföle wurden ursprünglich hergestellt, indem man diese mineralischen Motoröle mit nicht genießbaren Pflanzenölen vermischte. Noch in meiner Kindheit waren synthetische Motoröle nicht an jeder Tankstelle zu haben. Man bezog diese im Autozubehörfachgeschäft. Bei uns in der Nachbarschaft gab es einen eigenen Castrol-Händler, der Vollsynthetiköle für Motorräder und PKWs führte. Wir Kinder gingen da gerne auf dem Schulweg vorbei, weil es da für uns kostenlos Ahoi-Brause und coole Rallyeaufkleber für den Schulranzen gab, und ganz in der Nähe eine dreieinhalb Meter hohe Mauer zum Runterspringen, Mutprobe.


Als ich in den Achtzigern dann mein erstes Auto bekam unterhielt ich mich mit meinem Tankwart über diese alten Geschichten und darüber, dass die synthetischen Öle sich allmählich durchsetzten und meinte, die Verwendung von Pflanzenölen als Schmierfette gehöre wohl endgültig der Vergangenheit an. Nicht ganz, erwiderte der, solche Haushaltsöle wie sie als "Nähmaschinenöl" oder für Scharniere und Türschlösser Verwendung fänden wären zum großen Teil recyclete Altöle aus der Gastronomie - durch Zentrifuge und Filter gejagtes altes Frittenfett. Weiß jemand, wie das heute ist? Im Web findet sich nichts darüber.

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Samstag, 1. Januar 2022
Zum Jahreswechsel noch einmal ein Rückblick auf die Corona-Krise
Dieser Beitrag ist aus bereits geschriebenen Texten neu zusammengestellt, aber immer noch aktuell.


Als die von einem neuartigen Virus bzw. eigentlich nicht gar so neuartigen, sondern einer speziellen SARS-Variante verursachte Krankheit Covid 19 erstmals ausbrach war zunächst nicht klar, mit was wir zu rechnen hätten, auch nicht, als die WHO, wohl vorbereitet auf solch ein Geschehen, für das man gerade erst in einer Art Stabsrahmenübung den Notfall geprobt hatte den Pandemiefall ausrief. Zwischen Killervirus und einer Art neuen Pest und einer Art Grippe mit Nicht-Influenza-Virus schwankten die Annahmen/Voraussagen/Befürchtungen. In meinem eigenen beruflichen Umfeld, in dem u.a. Krankenversicherungen eine Rolle spielen wurde vermutet, es würde sich um eine der Spanischen Grippe vergleichbare Pandemie handeln.

Ganz so schlimm kam es nicht, es handelt sich um eine Erkältungskrankheit mit einer Sterblichkeitsrate von ca. 2,3%, die weltweit allerdings extrem schwankt (Mexiko fast 9, Türkei unter 1 Prozent) mit einigen manchmal auftretenden sehr besonderen Merkmalen, wie einer atypischen Lungenentzündung, Ausfall von Geschmacks- und Geruchssinn und einer möglichen chronischen Verlaufsform. Innerhalb verschiedener Risikogruppen kann sie einen oft tödlichen Cytokinsturm auslösen. D.h., die Letalität ist maximal fünfmal höher als die einer Grippe, während die Spanische Grippe zehn- bis zwanzigmal so tödlich war wie eine heutige Grippeepidemie. Aktuell, mit der Omikron-Variante, sieht es so aus, als ob zwar die Infektiosität steigt, die Letalität aber sinkt.

Bundesregierung, Länderregierungen und Institutionen gingen mit der Pandemie zunächst dilettantisch um. Es gab eine Sitzung von Merkels Kabinett (oder sollte man zu dem Zeitpunkt Kabarett sagen?), in der Spahn sagte, dass Herdenimmunität erst ab 70%er Durchseuchung der Bevölkerung bestehen würde und man sich also durchseuchen lassen müsste. Auf der gleichen Sitzung wurde gesagt, um Ansteckungen zu vermeiden dürfte sich niemand mit den Fingern ins Gesicht fassen, niemals, so viel Disziplin sei nun aufzubringen. Wer mit im Saal saß und das fassungslos verfolgte war der Virologe Christian Drosten.

Als Erfinder des SARS CoV 2 PCR-Tests (neben Olfert Landt) war er von der Bundesregierung als Topp-Experte hinzugezogen worden; seine Rolle als Virologe der Nation mit täglichem Podcast und regelmäßigen Fernsehauftritten Seit an Seit mit Wielert und Spahn verdankt sich aber erst seiner Intervention bei Merkel, wo er höchst alarmistisch strenge Sicherheitsmaßnahmen und einen Pandemieplan einforderte.

Ansonsten erschien der Experte Drosten in seinem Podcast teilweise als Plauderer, der heute etwas anderes sagte als gestern oder morgen. Etwa eine Woche vor dem ersten Lockdown plauderte er, man könne ja durchaus in die Kneipe gehen und Bier trinken, sollte das aber nur aus der Flasche trinken und nicht gezapft, weil die Maßkrüge nicht steril gereinigt würden. Etwa eine Woche vor Einführung der Maskenpflicht erklärte er, so etwas sei in Deutschland nicht durchsetzbar, im Gegensatz zu Ostasien, wo Maskentragen in der Öffentlichkeit kulturell verwurzelt sei. Überhaupt, die Masken: Ihre Effizienz wurde von der Politik solange bestritten, wie sie nicht in ausreichender Menge in Deutschland zur Verfügung standen. Nachdem sich das geändert hatte wurden sie Pflicht. Erinnert ein wenig an Per Anhalter durch die Galaxis, wo es Problem-anderer-Leute-Schalter gibt.

In der Folge sorgten dann das Panikpapier des Inneministeriums und diverse begrenzte Lockdowns der Länder, endlich die bundesweiten Ladenschließungen und Umstellung von Büroarbeit auf Homeoffice für eine harte Gangart. Weniger hart allerdings als in Frankreich und Italien, wo unter Lockdowns echte Ausgangssperren verstanden wurden, die außerhalb von Arbeitswegen und notwendigen Einkäufen de facto Hausarreste bedeuteten mit Militär auf den Straßen.


Regelungen allerdings wie Sitzverbote auf Parkbänken oder Verbote im Wald zu wandern muten im Nachhinein und muteten auch schon damals als sinnlose Schikanen an. Besonders tat sich hier die bayerische Polizei hervor. Dem Durchgreifen bei der Durchsetzung des Lockdowns war ein gewisser behördlicher Sadismus eigen.

Ich kritisierte zu dieser Zeit auf diesem Blog einige Maßnahmen als zu weitgehend, befürchtete, dass die Kollateralschäden des Lockdowns mehr Opfer fordern könnten als der Virus, dass die Maßnahmen auf eine Hygienediktatur hinauslaufen könnten und wurde dafür heftig kritisiert, teilweise in scharf moralisierender Weise. Bei diesen Auseinandersetzungen, die ich u.a. mit dem Kommentator H.Z. hatte geriet für mich ins Hintertreffen, dass ein anderer, ebenfalls maßnahmenkritischer Kommentator verschwörungsmythologisches Gedankengut vertrat und sehr bald Leute, die wie ich eigentlich system- und regierungskritische Positionen vertraten zu "Propagandisten" und "Wadenbeißern" der Regierungspolitik erklärte. Die Auseinandersetzung mit dem Chronisten, der sich damals noch gelegentlich2020 nannte und unter dieser Identität schließlich von Dirk Olbertz gesperrt wurde eskalierte so sehr, dass sie das gesamte Blog dominierte, das ja keinen Corona-Schwerpunkt hat. Seine Weigerung sich an Diskursregeln zu halten führte schließlich zum endgültigen Rauswurf.

Mein Optimismus, die Coronakrise sei zumindest in Deutschland noch 2020 ausgestanden erwies sich als verfrüht. Dennoch waren die Maßnahmen zur Abstandseinhaltung äußerst erfolgreich: Das Jahr 2020 wies keine signifikante Übersterblichkeit auf, zumal die Maßnahmen auch die übliche Herbstgrippe verhindert hatten. Im internationalen Vergleich konnten die deutschen Coronamaßnahmen zum damaligen Zeitpunkt als erfolgreich bezeichnet werden.

Auf der anderen Seite sind die Lockdowns aber auch bezeichnend für den Klassencharakter dieser Gesellschaft, und der fehlende Protest dagegen von links ein Zeichen für das völlige Versagen der Linken.

Hätte der Lockdown sich ausschließich nach seuchenhygienischen Maßstäben gerichtet wären die Fabriken dichtzumachen und nicht private Kontakte zu reduzieren gewesen. Wenn wir ein Fitnesscenter sagen wir mit VW vergleichen werden die Unterschiede recht deutlich. Zweimal die Woche anderthalb Stunden trainieren mit 3 Meter Abstand zum Sportsfreund versus fünfmal die Woche acht Stunden am Tag mit anderthalb Metern Abstand am Fließband schwitzen - oder in bestimmten Montagegruppen noch enger zusammen - da ist klar, wo am meisten gespreadet wird.

Gastronomiebetriebe müssen schließen, Theater und Kinos auch, aber die Industrieproduktion muss weitergehen, obwohl die Großkonzerne gigantische staatliche Hilfen bekommen haben, für die sie nicht wie KMUs und Einzelselbstständige Antragsformulare ausfüllen mussten. Nirgendwo wird deutlicher, wer die herrschende Klasse im Lande ist.

Einen befristeten Totalausfall der industriellen Produktion würde allerdings eine Gesellschaft am Ehesten verkraften in der die Produktionsmittel der Gesamtheit gehören.
Diesen Zusammenhang nicht thematisiert zu haben, das war das Versagen der Linken in einer historischen Situation, in der sie eine Chance hätte wahrnehmen können: Sich an die Spitze der Proteste stellen, verbündet mit den Kleingewerbetreibenden und zugleich diejenigen isolierend oder wegdrängend, die stattdessen die Coronaproteste auf den Straßen monopolisierten: Das krude Spektrum von "Querdenkern" bis hin zu rechtsextremen Ubooten.



https://che2001.blogger.de/stories/2785494/

https://che2001.blogger.de/stories/2775032/#2775101


Nun, diese Chance ist verpasst und vertan. Mitlerweile wird kräftig geimpft, und es scheint sich ein Ende der Pandemie spätestens 2023 abzuzeichnen. In der Biotechnologiewelt herrscht Aufbruchstimmung; MRNA-Therapien könnten die Medizin der Zukunft sein, mit der sich bald schon gegen Malaria, Parkinson, Krebs und MS "impfen" lässt. Andererseits sind langfristige Nebenwirkungen und Spätfolgen der Gentherapien nicht ausgeschlossen. Wir wissen also nicht, ob das Tor zu einer leuchtenden Zukunft aufgestoßen oder die Büchse der Pandora geöffnet wurde.


In ökonomischer Hinsicht wirkt Corona als ein Turbo-Booster um die Digitalisierung voranzutreiben, außerdem werden ganze Branchen durchrationalisiert und neu zusammengesetzt. Sei es die Gastronomie, wo die Verdrängung der kleinen Wirtschaften durch die großen Ketten, eine McDonaldisierung - Starbuckisierung, vorangetrieben wird, seien es Flugverkehr, Eventmanagement oder der Sektor der beruflichen Bildung.

Ich mache das mal an zwei Bereichen deutlich, die mein persönliches Leben betreffen und wo ich daher zu einer besonders plastischen Darstellung befähigt bin.

In meiner Branche war es vor der Corona-Krise üblich, dass Außendiensttagungen und überregionale Meetings in einem sehr aufwendigen Rahmen stattfanden. Da wurden Marriot- Hyatt- oder Sheraton-Hotels gemietet, dazu Kongresszentren, und zusätzlich zum fachlichen Austausch einiger Hundert FirmenvertreterInnen bzw. angeschlossener Selbstständiger gab es ein Bespaßungsprogramm. Da bekochte uns dann ein Jamie Oliver, aufspielen taten Leute wie Helene Fischer, Adel Tawil oder Grönemeyer, Motivationscoachings machten Michaela May oder Alexander Huber. Für fachliche Seminare wurden spezielle Seminarhotels gebucht. Ich genoß das sehr als hedonistischer Spesenritter, tanzte nach der Tagung ab bis ins Morgengrauen.

Gibts nicht mehr, wird soooo wohl auch nicht wiederkommen. Alles nur noch online per Zoom oder Teams, es zeichnet sich langsam ab dass das nicht so bleiben muss, dafür wird es aber auf die Kundenbeziehungen übertragen.

Und das heißt dann, dass Hotelgesellschaften Pleite gehen, Coaches entlassen und Airlines ihre Businessklassen reduzieren werden. Der große Besen, nach dem Ende der Pandemie mit Klimaargumenten legitimiert.


Wahrscheinlich wird im Bereich der Fitnesscenter ein Massensterben einsetzen, das hauptsächlich die kleineren und mittleren Unternehmen, nicht die großen Ketten betreffen wird. Parallel, und wirklich nur unter Corona-Bedingungen, konnte sich Peloton etablieren - die online moderierte weltweite Hometrainer-Community, deren Toptrainer schon die Popularität der weltweit erfolgreichsten DJs besitzen. Hätte ich nicht schon einen Heimtrainer und diverse Hanteln, Expander usw. und sehnte ich mich nicht so sehr nach den der Gesellschaft meiner Trainingstruppe wäre ich wahrscheinlich auch schon Peloton-Kunde geworden.


Dies lässt sich auf viele andere Branchen und Gesellschaftsbereiche übertragen. Es wird kräftig durchrationalisiert, wieder einmal, auf eine Art und Weise und mit einer Rabiatät, die nur durch die Coronakrise möglich wurde.

Dass allerdings die Pandemie DESWEGEN stattfindet halte ich für einen ebensolchen Trugschluss wie vor zwanzig Jahren die Verschwörungserzählungen um den 11. 09., wo ja auch nach dem Attentat auf die Twin Towers die Turbophase des Neoliberalismus eingeleitet wurde - von der Umorientierung des Flugverkehrs auf vor allem Billigairlines bis zu den Hartz-Gesetzen aktuellen bzw. aktuell erwartbaren Entwicklungen verdammt ähnlich. Verschwörungsmythen verwechseln die Landkarte mit dem Territorium, sie dringen in ihrer Fixierung auf voluntaristische "Schuldige" und Machenschaften bestimmter Unternehmen oder Regierungen nie zu einer Strukturanalyse des Kapitalismus durch.

Bestimmte Probleme mit der Messgenauigkeit des PCR-Tests etwa bestehen durchaus, aber anzunehmen, diese seien bewusst eingebaut worden um gezielt falsch-positive Ergebnisse vorzugaukeln um damit eine Grundlage für Notstandsmaßnahmen zu haben ist absurd.

Dass die WHO relativ kurze Zeit vor dem Auftreten von Covid 19 eine Pandemie-Stabsrahmenübung durchgeführt hatte oder dass das zunächst geheim gehaltene Papier des Bundesinnenmisteriums zur PR-technischen Bearbeitung der Bevölkerung in Richtung Panikstimmung aufrief (übrigens kein sehr starker Tobak: Ein mir vorliegendes NATO-Papier zum Umgang mit radikalen PazifistInnen aus der Zeit des Kalten Krieges ist betitelt mit: "Panikpersonen sofort elimieren!") dahingehend zu interpretieren dass die Pandemie eine "gemachte" oder "aufgebauschte" Pandemie sei halte ich für ebenso absurd.


Dass die Krise benutzt wird um eine Modernisierung und Rationalisierung gewaltsam durchzupeitschen über deren Sinn keine gesellschaftliche Debatte stattfindet ist einerseits ein Skandal, andererseits entspricht es dem Wesen des Kapitalismus. Insofern ist die personalisierte bzw. an bestimmten Akteuren festgemachte Pseudokritik der Pandemieskeptiker eigentlich eine Verharmlosung des kapitalistischen Systems. Widerstand hätte sich eigentlich gegen die Produktionsverhältnisse und nicht gegen Hygienemaßnahmen oder deren Durchpeitscher zu richten.

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Freitag, 31. Dezember 2021
Ein kleiner Jahresrückblick
Das Jahr 2021 begann für mich mit einer Schockmeldung: Diagnose Krebs, sehr bösartiger Tumor, aber noch in situ.

Unverzagt begab ich mich sofort in klinische Behandlung, 3 OPs im Abstand von jeweils drei Wochen, eine kurze Chemo, dann war das Ganze ausgestanden. Und ich denke, es wird auch nichts wiederkommen, ein abgeschlossenes Kapitel, wie ein behandelter Knochenbruch. Ich habe alles sehr gut durchgestanden, meiner panikaffinen Schwester, die mir nicht glauben wollte dass ich ausgeglichener Stimmung war sagte ich, ich hätte nicht vor, mir von einem Krebs die gute Laune verderben zu lassen, und man müsse Sinn für Tumor haben.

Eigentlich war die Krankheitserfahrung etwas sehr Positives, sie zeigte mir nämlich meine eigene Vitalität, etwa, als ich mich nach einigen Stunden auf der Intensivstation selber extubierte und dann sofort ohne Hilfe aufstehen konnte. Meine sportliche Fitness hatte ich fast sofort als ich wieder trainieren durfte zurück.

Da ich mir in Folge der Krankheit das Rauchen abgewöhnt hatte hatte ich dann auch im Sommer in den Bergen mehr Puste als früher. Alles Easy.

Entsprechend ist mein Blick auf Covid 19, im Gegensatz zu meinen Schwestern, auch nicht von persönlichen Ängsten geprägt.

Allerdings frage ich mich, was aufmerksamkeitstechnisch im Jahr 2021 alles von dieser Pandemie überlagert wurde. Libyen- und Syrien-Konflikt, Bürgerkrieg im Jemen, Unterdrückung der Uiguren, Konflikt um die Spratly-Inseln, die Nutzung der Covidkrise zur Modernisierung des Kapitalismus im Sinne von Digitalisierung, Rationalisierung, Abbau unwirtschaftlicher Branchen, Zentralisierung, Rückbau des Bargeldverkehrs, ökonomischer Kurswechsel in den USA, das alles sind Dinge die zu wenig beachtet und kaum inhaltlich diskutiert werden.

Blicken wir auf die Jahre 1968-72 zurück würde niemand die Hongkonggrippe in den Mittelpunkt stellen.


Angesichts der heutigen Fixierung auf Covid 19 müsste man fragen: Warum eigentlich nicht?

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Mittwoch, 10. November 2021
Heute ist ein besonderer Gedenktag
Vor 130 Jahren starb Arthur Rimbaud

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Samstag, 9. Oktober 2021
Wahrer Luxus
Der Palast war wie ein Tempel gebaut. Die Säulen bestanden aber nicht aus gewöhnlichem Marmor, sondern besaßen Oberflächen aus Achat. Die Bodenfliesen waren aus Onyx, das Gebälk aus mit Blattgold verziertem Ebenholz. Die Täfelungen bestanden aus Elfenbein. Im Mobiliar war zum Teil massives Gold verarbeitet. Die Königin selber trug Gewänder aus Pharao-Stoff, einer Art Damast, der aus purpurnen Seidenfäden und feinem Golddraht gewebt wurde. Mehrmals wöchentlich wurden Orgien gefeiert. Die nackt auftretenden Tänzerinnen und Tänzer standen nach ihren Auftritten für Lustbarkeiten aller Art zur Verfügung.

Nach Marcus Annaeus Lucanus´Schilderung des Hoflebens von Kleopatra VII Philopator

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Donnerstag, 23. September 2021
Anderthalb Jahre Corona-Krise: Versuch einer vorläufigen Bilanz
Als die von einem neuartigen Virus bzw. eigentlich nicht gar so neuartigen, sondern einer speziellen SARS-Variante verursachte Krankheit Covid 19 erstmals ausbrach war zunächst nicht klar, mit was wir zu rechnen hätten, auch nicht, als die WHO, wohl vorbereitet auf solch ein Geschehen, für das man gerade erst in einer Art Stabsrahmenübung den Notfall geprobt hatte den Pandemiefall ausrief. Zwischen Killervirus und einer Art neuen Pest und einer Art Grippe mit Nicht-Influenza-Virus schwankten die Annahmen/Voraussagen/Befürchtungen. In meinem eigenen beruflichen Umfeld, in dem u.a. Krankenversicherungen eine Rolle spielen wurde vermutet, es würde sich um eine der Spanischen Grippe vergleichbare Pandemie handeln.

Ganz so schlimm kam es nicht, es handelt sich um eine Erkältungskrankheit mit einer Sterblichkeitsrate von ca. 2,3%, die weltweit allerdings extrem schwankt (Mexiko fast 9, Türkei unter 1 Prozent) mit einigen manchmal auftretenden sehr besonderen Merkmalen, wie einer atypischen Lungenentzündung, Ausfall von Geschmacks- und Geruchssinn und einer möglichen chronischen Verlaufsform. Innerhalb verschiedener Risikogruppen kann sie einen oft tödlichen Cytokinsturm auslösen. D.h., die Letalität ist maximal fünfmal höher als die einer Grippe, während die Spanische Grippe zehn- bis zwanzigmal so tödlich war wie eine heutige Grippeepidemie.

Bundesregierung, Länderregierungen und Institutionen gingen mit der Pandemie zunächst dilettantisch um. Es gab eine Sitzung von Merkels Kabinett (oder sollte man zu dem Zeitpunkt Kabarett sagen?), in der Spahn sagte, dass Herdenimmunität erst ab 70%er Durchseuchung der Bevölkerung bestehen würde und man sich also durchseuchen lassen müsste. Auf der gleichen Sitzung wurde gesagt, um Ansteckungen zu vermeiden dürfte sich niemand mit den Fingern ins Gesicht fassen, niemals, so viel Disziplin sei nun aufzubringen. Wer mit im Saal saß und das fassungslos verfolgte war der Virologe Christian Drosten.

Als Erfinder des SARS CoV 2 PCR-Tests (neben Olfert Landt) war er von der Bundesregierung als Topp-Experte hinzugezogen worden; seine Rolle als Virologe der Nation mit täglichem Podcast und regelmäßigen Fernsehauftritten Seit an Seit mit Wielert und Spahn verdankt sich aber erst seiner Intervention bei Merkel, wo er höchst alarmistisch strenge Sicherheitsmaßnahmen und einen Pandemieplan einforderte.

Ansonsten erschien der Experte Drosten in seinem Podcast teilweise als Plauderer, der heute etwas anderes sagte als gestern oder morgen. Etwa eine Woche vor dem ersten Lockdown plauderte er, man könne ja durchaus in die Kneipe gehen und Bier trinken, sollte das aber nur aus der Flasche trinken und nicht gezapft, weil die Maßkrüge nicht steril gereinigt würden. Etwa eine Woche vor Einführung der Maskenpflicht erklärte er, so etwas sei in Deutschland nicht durchsetzbar, im Gegensatz zu Ostasien, wo Maskentragen in der Öffentlichkeit kulturell verwurzelt sei. Überhaupt, die Masken: Ihre Effizienz wurde von der Politik solange bestritten, wie sie nicht in ausreichender Menge in Deutschland zur Verfügung standen. Nachdem sich das geändert hatte wurden sie Pflicht. Erinnert ein wenig an Per Anhalter durch die Galaxis, wo es Problem-anderer-Leute-Schalter gibt.

In der Folge sorgten dann das Panikpapier des Inneministeriums und diverse begrenzte Lockdowns der Länder, endlich die bundesweiten Ladenschließungen und Umstellung von Büroarbeit auf Homeoffice für eine harte Gangart. Weniger hart allerdings als in Frankreich und Italien, wo unter Lockdowns echte Ausgangssperren verstanden wurden, die außerhalb von Arbeitswegen und notwendigen Einkäufen de facto Hausarreste bedeuteten mit Militär auf den Straßen.


Regelungen allerdings wie Sitzverbote auf Parkbänken oder Verbote im Wald zu wandern muten im Nachhinein und muteten auch schon damals als sinnlose Schikanen an. Besonders tat sich hier die bayerische Polizei hervor. Dem Durchgreifen bei der Durchsetzung des Lockdowns war ein gewisser behördlicher Sadismus eigen.

Ich kritisierte zu dieser Zeit auf diesem Blog einige Maßnahmen als zu weitgehend, befürchtete, dass die Kollateralschäden des Lockdowns mehr Opfer fordern könnten als der Virus, dass die Maßnahmen auf eine Hygienediktatur hinauslaufen könnten und wurde dafür heftig kritisiert, teilweise in scharf moralisierender Weise. Bei diesen Auseinandersetzungen, die ich u.a. mit dem Kommentator H.Z. hatte geriet für mich ins Hintertreffen, dass ein anderer, ebenfalls maßnahmenkritischer Kommentator verschwörungsmythologisches Gedankengut vertrat und sehr bald Leute, die wie ich eigentlich system- und regierungskritische Positionen vertraten zu "Propagandisten" und "Wadenbeißern" der Regierungspolitik erklärte. Die Auseinandersetzung mit dem Chronisten, der sich damals noch gelegentlich2020 nannte und unter dieser Identität schließlich von Dirk Olbertz gesperrt wurde eskalierte so sehr, dass sie das gesamte Blog dominierte, das ja keinen Corona-Schwerpunkt hat. Seine Weigerung sich an Diskursregeln zu halten führte schließlich zum endgültigen Rauswurf.

Mein Optimismus, die Coronakrise sei zumindest in Deutschland noch 2020 ausgestanden erwies sich als verfrüht. Dennoch waren die Maßnahmen zur Abstandseinhaltung äußerst erfolgreich: Das Jahr 2020 wies keine signifikante Übersterblichkeit auf, zumal die Maßnahmen auch die übliche Herbstgrippe verhindert hatten. Im internationalen Vergleich können die deutschen Coronamaßnahmen als erfolgreich bezeichnet werden.

Auf der anderen Seite sind die Lockdowns aber auch bezeichnend für den Klassencharakter dieser Gesellschaft, und der fehlende Protest dagegen von links ein Zeichen für das völlige Versagen der Linken.

Hätte der Lockdown sich ausschließich nach seuchenhygienischen Maßstäben gerichtet wären die Fabriken dichtzumachen und nicht private Kontakte zu reduzieren gewesen. Wenn wir ein Fitnesscenter sagen wir mit VW vergleichen werden die Unterschiede recht deutlich. Zweimal die Woche anderthalb Stunden trainieren mit 3 Meter Abstand zum Sportsfreund versus fünfmal die Woche acht Stunden am Tag mit anderthalb Metern Abstand am Fließband schwitzen - oder in bestimmten Montagegruppen noch enger zusammen - da ist klar, wo am meisten gespreadet wird.

Gastronomiebetriebe müssen schließen, Theater und Kinos auch, aber die Industrieproduktion muss weitergehen, obwohl die Großkonzerne gigantische staatliche Hilfen bekommen haben, für die sie nicht wie KMUs und Einzelselbstständige Antragsformulare ausfüllen mussten. Nirgendwo wird deutlicher, wer die herrschende Klasse im Lande ist.

Einen befristeten Totalausfall der industriellen Produktion würde allerdings eine Gesellschaft am Ehesten verkraften in der die Produktionsmittel der Gesamtheit gehören. Also im tatsächlichen (und nicht: real existierenden) Kommunismus. Dann wird auch klar, worauf hinzuarbeiten ist.

Diesen Zusammenhang nicht thematisiert zu haben, das war das Versagen der Linken in einer historischen Situation, in der sie eine Chance hätte wahrnehmen können: Sich an die Spitze der Proteste stellen, verbündet mit den Kleingewerbetreibenden und zugleich diejenigen isolierend oder wegdrängend, die stattdessen die Coronaproteste auf den Straßen monopolisierten: Das krude Spektrum von "Querdenkern" bis hin zu rechtsextremen Ubooten.



https://che2001.blogger.de/stories/2785494/

https://che2001.blogger.de/stories/2775032/#2775101


Nun, diese Chance ist verpasst und vertan. Mitlerweile wird kräftig geimpft, und es scheint sich ein Ende der Pandemie spätestens 2023 abzuzeichnen. In der Biotechnologiewelt herrscht Aufbruchstimmung; MRNA-Therapien könnten die Medizin der Zukunft sein, mit der sich bald schon gegen Malaria, Parkinson, Krebs und MS "impfen" lässt. Andererseits sind langfristige Nebenwirkungen und Spätfolgen der Gentherapien nicht ausgeschlossen. Wir wissen also nicht, ob das Tor zu einer leuchtenden Zukunft aufgestoßen oder die Büchse der Pandora geöffnet wurde.

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