Sonntag, 13. November 2016
Anarchy in USA
Die US-Linke geht massiv auf die Straße gegen das Wahlergebnis, es gibt riots, Mollies fliegen, die Bullerei antwortet mit Gummigeschossen, der Protest ist so militant wie seit dem Parteitag der Demokraten 1968 nicht mehr. Der Wahlsieg von Trump löst eine Mobilisierung der Linken aus, die im Extremfall auf Bürgerkrieg hinausläuft. Nur zu, die Welt ist ohnehin an einem historischen Wendepunkt angekommen.

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Mittwoch, 9. November 2016
Was für ein Hammer
Nun ist also eingetroffen, was stets zu befürchten war, ich aber bis zuletzt nicht geglaubt hatte: Der Oberspinner hat die Pepsodentschaftswahlen in den USA gewonnen. Im Allgemeinen ist ja nun so, dass, wenn die Lächerlichen siegen, die Massen nichts mehr zu lachen haben (siehe Hitler), auch wenn Trump sicherlich eine Konjunkturprogramm für die Satire bedeuten wird. Was aber ist jetzt zu erwarten? Steuerfreiheit für US-Unternehmen und erhöhte Unternehmenssteuern für ausländische Investoren? Schutzzölle? Kein TTIP? Bodentruppen in Syrien? Evangelikale und Teaparty-Leute in allen Ämtern, die Trump neu besetzen kann? Wie verlässlich wirken die checks and balances in der US-amerikanischen Politik?

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Samstag, 5. November 2016
Yasasin Cumhuriyet!
Yasasin Hadep!

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Sonntag, 23. Oktober 2016
60 Jahre Ungarnaufstand
Das war die wahrscheinlichst größte linksradikale Revolte in Europa - und wohl auch die bislang letzte - der Versuch von Kräften links der Kommunistischen Partei eine zweite, antiautoritär-linke Revolution zu machen. Das Orban-Regime verdreht die Geschichte und feiert das heute als Aufstand der Rechsnationalisten.

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Samstag, 15. Oktober 2016
Foucault zum Neunzigsten
Lesebefehl für diesen Beitrag von Bersarin, der nicht nur zur Person, zur Vita und zur Theorie von Michel Foucault Stellung nimmt, sondern auch die Auswirkungen von (mitunter falsch verstandenen Foucault-Diskursen) auf die Blogwelten in denen wir uns bewegen beleuchtet.


https://bersarin.wordpress.com/2016/10/15/ueberwachen-und-strafen-its-alright-ma-im-only-bleeding-zum-80-geburtstag-von-michel-foucault/#comment-10551

Einiges sehe ich anders als Bersarin, und das hängt damit zusammen dass uns ein gutes Lebensjahrfünft trennt und er Philosophie, ich aber Geschichte studierte und in einer Politszene unterwegs war, wo die härteren Komponenten des Lebens angesagt waren. Mein Studium erstreckte sich von den mittleren Achtzigern bis in die frühen Neunziger, zu seinem Beginn spielten noch die Anti-Atomraketen-Friedensbewegung, die Hauptmobilisierungswelle der Anti-AKW-Bewegung, Nullwachstum, Stagflation und No Future eine Rolle. Als wir halbblind in die Neunziger schlitterten nahmen wir den Zusammenbruch des Ostens in seiner Bedeutung kaum wahr, wir waren eingepfercht zwischen RAF-Hungerstreik, Anti-Gentech, Freiheit für Ingrid Strobl, Sexismusdebatte, einer Eskalation des Kampfs gegen Neonazis die damals bis kurz vorm Schusswaffengebrauch durch Linke angelangt war und dem Tod von Conny. Wenn Bersarin schreibt: "Ohne Foucault-Theorie im Gepäck konnte ein Student eigentlich auf keiner Party reüssieren und war nicht satisfaktionsfähig. Es gab sogar, wie Jens Balzer in der BLZ berichtete, aus der Generation Pop-Literaten einen Studenten, der legte sich eine extra zerlesene Ausgabe von „Die Ordnung der Dinge“ neben das Bett, ohne sie je gelesen zu haben, um wenigstens optisch-intellektuell beim anderen Geschlecht zu brillieren. " so war das bei uns in den Achtzigern eben nicht so. Zwar hatten auch wir unsere Renommierbände Foucault herumliegen, aber es galt als keine Schande, ihn nicht gelesen zu haben, und auf Parties wurden Marx, Lenin, Bakunin, Trotzki oder MalcolmX zitiert, kein Poststrukturalist. Gelesen wurden Horkdorno, Bourdieu, Baudrillard, Detlef Hartmann und Karl-Heinz Roth (die ich bis heute für die radikalsten linken Theoretiker im deutschen Sprachraum halte). Mit Foucault mich zu beschäftigen begann ich erst Ende der 1990er, im Zusammenhang mit meiner Dissertation, die sich mit der Verstrickung von Bio-Macht und NS-"Rassenhygiene" beschäftigte. Da waren die Axiome Foucaults gerade dabei, in der Geschichtswissenschaft sich als anerkannte Perspektiven und Arbeitsmittel zu etablieren. Ich verdanke Foucault viel, aber politische Debatten außerhalb der historischen Forschung in denen Foucault eine Rolle spielt kenne ich erst seit ich als Blogger che2001 aktiv bin. Chapeau, Bersarin, für diese Darstellung!

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Dienstag, 4. Oktober 2016
Zu Aleppo
Es ist grauenhaft was da passiert und mit welcher Vehemenz da Krankenhäuser und Weißhelme bombardiert werden, dass sogar Phosphorbomben zum Einsatz kommen und welche üble Rolle da die russischen Streitkräfte spielen. Aber: Westliche Medien, zumindest deutsche Fernsehsender, unterschlagen komplett, dass es sich bei den dortigen Rebellen hauptsächlich um die Al Nusrah Front, d.h. um Al Kaida handelt. Der Westen kooperiert neuerdings wohl mit Bin Ladens Laden. Immer mehr nimmt dieser Konflikt den Charakter offenen Wahnsinns an, und langsam auch eine Vergleichbarkeit mit dem Dreißigjährigen Krieg.

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Sonntag, 2. Oktober 2016
Propaganda der Tat
Gefunden bei Antje Schrupp, danke dafür!


@Überall, wo es nach Aufruhr und Pulver riecht, müssen wir mit dabei sein. … Jede Volksbewegung birgt die Keime eines revolutionären Sozialismus in sich: Wir müssen also an ihr teilnehmen, um sie weiterzuführen. Denn das Volk ist die lebendige Revolution, und wir müssen mit ihm kämpfen und sterben.“ (S. 24)

Dieser Aufruf des italienischen Anarchisten Carlo Cafiero aus dem Jahr 1880 liest sich heute, in einer Welt, in der Flüchtlingsunterkünfte brennen, Attentate auf Abtreibungskliniken verübt werden und liberale Autorinnen Morddrohungen bekommen, ziemlich beängstigend. Der Terror, so wissen wir inzwischen, ist nicht nur eine linke und freiheitliche Angelegenheit, er ist vielleicht fast mehr noch eine rechte und faschistoide Angelegenheit. Und das „Volk“ und seine Wünsche sind ein wenig verlässlicher Indikator für die Richtung, die wir einschlagen müssen, um zu mehr Freiheit, mehr Toleranz, mehr gutem Leben für alle zu kommen.

Umso interessanter ist es, die in diesem Buch zusammengestellten Originaltexte derer zu lesen, die in den Jahrzehnten vor und nach 1900 in Europa die „Propaganda der Tat“ betrieben und als politische Strategie entwickelten. Mit großer Sorgfalt hat Philippe Kellermann diese Quellen ausgewählt und ausführlich und kenntnisreich mit Anmerkungen versehen, sodass die jeweiligen Kontexte und Hintergründe auch dann nachvollziehbar sind, wenn man sich mit der Geschichte Europas vor dem Ersten Weltkrieg nicht näher auskennt.

Es fällt vor allem auf, wie aktuell die Argumentationen heute noch sind, wo Terroranschläge ja immer noch (oder erneut) die politischen Debatten prägen. Deutlich wird jedenfalls, wie eng das Phänomen „Bomben und Attentate“ mit der europäischen politischen Kultur verknüpft ist, auch wenn heute viele so tun, als würden Bombenanschläge und Attentate von außen, von Fremden, Barbaren, Muslimen in unser für sich genommen doch so zivilisiertes Europa hereingebracht.

Nein, die „Propaganda durch die Tat“, also die Idee, dass „die Massen“ nicht durch politische Texte und Reden, sondern nur durch Ereignisse erreicht werden könnten, ist ganz eng verknüpft mit der Entstehung der westlichen Formen von Parteiendemokratie. Ende des 19. Jahrhunderts war nämlich die Konsolidierung des republikanischen politischen Systems soweit fortgeschritten, dass seine Charakteristik deutlich wurde: Verfahrensweisen, die den legitimen politischen Diskurs auf die Institutionen von Presse, Parteien und Gewerkschaften beschränken (geregelter Streik ist erlaubt, Generalstreik nicht) und das als „demokratisch“ definieren, obgleich die allermeisten Menschen mit ihren Wünschen und Bedürfnissen in diesem Rahmen kein Gehör finden und aufgrund vielfältiger Umstände und Ausschlüsse auch nicht finden können.

Das Attentat, der Bombenanschlag, ist – das wird in diesen Texten deutlich – in erster Linie eine Reaktion darauf. Es ist eine mögliche Reaktion derjenigen, die sich nicht damit abfinden wollen, dass dieses politische System sich in Form der Sozialdemokratie nun auch die Arbeiterbewegung einverleibt hat und es also keinen anderen legitimen Ort mehr geben soll, keine Möglichkeit für grundsätzlichen Protest oder für Aktionen, die außerhalb dieses parlamentarisch-demokratischen Grundkonsens liegen. Während eben gleichzeitig von Seiten der Regierenden Interessenspolitik für Reiche und Privilegierte nicht mehr nur betrieben wird (wie im Feudalismus oder Absolutismus), sondern jetzt als „demokratisch“ gilt. Was den Benachteiligten zumutet, ihre eigene Benachteiligung als legitimes Ergebnis politischer Prozesse hinzunehmen.

Das soll die Logik der Gewalt nicht entschuldigen, aber verstehbar machen. Interessant zu lesen sind auch die Texte von prominenten Anarchist_innen wie Emma Goldman oder Gustav Landauer, die sich genötigt sahen, eine Position zu den oft ja von Einzelpersonen begangenen Attentaten zu beziehen. Sich also öffentlich von ihnen zu distanzieren oder aber die Verantwortung dafür im Namen „des Anarchismus“ zu übernehmen, ganz genauso wie heute Muslim_innen zu einer Standortbeziehung genötigt werden und das Verhältnis „des Islam“ zu den Attentaten debattiert wird.

Und damals wie heute dient dieser Diskurs dazu, das eigentlich der terroristischen Gewalt zugrunde liegende Problem zu ignorieren und zu verschleiern: nämlich die Unfähigkeit der repräsentativen Demokratie, eine wirkliche Beteiligung aller Menschen zu organisieren, obwohl sie doch genau das behauptet, sowie die Anfälligkeit ihrer Institutionen dafür, von reichen und mächtigen Gruppen vor den eigenen Karren gespannt zu werden. Doch damit muss man sich ja nicht beschäftigen, wenn das Problem schlicht „der Anarchismus“ bzw. „der Islam“ heißt.

Jedenfalls ist das ein wichtiges Quellenbuch, das eben, wenn man ein bisschen Transfer leistet, nicht nur von historischer Bedeutung ist, sondern ziemlich aktuell.

Philippe Kellermann (Hg): Propaganda der Tat. Standpunkte und Debatten. Reihe „Klassiker der Sozialrevolte“, Bd. 26, Unrast-Verlag Münster 2016, 288 Seiten, 16 Euro.

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Sonntag, 11. September 2016
Zur Kommunalwahl
Habe drei Kreuze bei mir selber gemacht. Bin mit mir im Reinen.

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Dienstag, 6. September 2016
Mal wieder aufgewärmt
Aus gegebenem Anlass, stimmt immer noch:

https://che2001.blogger.de/stories/382362/

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Diskussions- und Infoveranstaltung zu Syrien
Sehr geehrte Damen und Herren,

liebe Freundinnen und Freunde,

mit dem Einmarsch der Türkei in Nordsyrien Ende August ist die Lage in dem seit fünf Jahren andauernden syrischen Bürgerkrieg noch komplizierter geworden. Gemeinsam mit türkischen Truppen sind verbündete islamistische Bewegungen auf dem Vormarsch.

GfbV-Nahostreferent Dr. Kamal Sido hat im Frühjahr 2016 in Rojava-Nordsyrien aktiven Parteien, Organisationen und Vereine getroffen und sprach mit vielen Repräsentanten der Zivilgesellschaft und Vertretern der Minderheiten (Kurden, Araber, Armenier, Assyrer/Aramäer/Chaldäer, Turkmenen, Muslime, Yeziden, Christen).

Gemeinsam mit ihm wollen wir über die Konsequenzen des Kriegseintritts der Türkei für die Minderheiten und das kurdische Projekt einer Autonomen Region in Nordsyrien diskutiert. Sie sind herzlich eingeladen, bei dieser Gelegenheit mitzudiskutieren.

Der Vortrag von Dr. Kamal Sido mit anschließender Diskussion findet statt am
Donnerstag, den 08.September 2016
19:30 Uhr
im Victor-Gollancz-Haus der Gesellschaft für bedrohte Völker,
Geiststraße 7, 37073 Göttingen

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