Donnerstag, 17. Dezember 2020
Wolf Wetzel sagt, wie es ist
Mein alter Genosse Wolf Wetzel, Autor von "Der Rechtsstaat im Untergrund", Coautor von "Geschichte, Rassismus und das Boot", ehemaliges Mitglied der autonomen Lupus-Gruppe und seinerzeit verdienstvoll an der Aufklärung des polizeilichen Handelns rund um die "Startbahnschüsse" beteiligt hat einen zustimmenswerten Beitrag auf telepolis geschrieben.

https://www.heise.de/tp/features/Das-Virus-der-Kapitalismus-und-wir-4990952.html

Würde der Lockdown sich ausschließich nach seuchenhygienischen Maßstäben richten wären die Fabriken dichtzumachen und nicht private Kontakte zu reduzieren. Wenn wir ein Fitnesscenter sagen wir mit VW vergleichen werden die Unterschiede recht deutlich. Zweimal die Woche anderthalb Stunden trainieren mit 3 Meter Abstand zum Sportsfreund versus fünfmal die Woche acht Stunden am Tag mit anderthalb Metern Abstand am Fließband schwitzen - oder in bestimmten Montagegruppen noch enger zusammen - da ist klar, wo am meisten gespreadet wird. Gastronomiebetriebe müssen schließen, Theater und Kinos auch, aber die Industrieproduktion muss weitergehen, obwohl die Großkonzerne gigantische staatliche Hilfen bekommen haben, für die sie nicht wie KMUs und Einzelselbstständige Antragsformulare ausfüllen musste. Nirgendwo wird deutlicher, wer die herrschende Klasse im Lande ist.

Einen befristeten Totalausfall der industriellen Produktion würde allerdings eine Gesellschaft am Ehesten verkraften in der die Produktionsmittel der Gesamtheit gehören. Also im tatsächlichen (und nicht: real existierenden) Kommunismus. Dann wird auch klar, worauf hinzuarbeiten ist.

... link (1 Kommentar)   ... comment


Wie Deutschland sehenden Auges in die Katastrophe schlitterte
Lesenswerter Beitrag in der NZZ:

https://www.nzz.ch/meinung/wie-deutschland-in-die-corona-katastrophe-schlitterte-ld.1591912?utm_source=pocket-newtab-global-de-DE

... link (0 Kommentare)   ... comment


Mittwoch, 16. Dezember 2020
Es ist so weit: In Deutschland kommt die Triage zur Anwendung
https://www.t-online.de/nachrichten/deutschland/id_89130022/saechsische-klinik-bestaetigt-triage-wegen-corona.html?utm_source=pocket-newtab-global-de-DE

... link (7 Kommentare)   ... comment


Donnerstag, 10. Dezember 2020
Die Alternative zum Lockdown
Ich hatte es schon einmal ausgesprochen, aber leider scheint im Publikum die Konsequenz kaum wahrgenommen worden zu sein bzw. im Gequatsche untergegangen, also wiederhole ich es noch einmal ganz explizit:

Letztlich müsste, wenn wir diese Lockdownwellen nicht wollen ein gesellschaftlicher Dialog stattfinden anstelle ständiger Verordnungen von oben. Das wäre, ganz ernsthaft, dann aber auch ein Dialog, bei dem diskutiert wird, ob wirtschaftliche Folgen gegen Menschenleben gerechnet werden können und wieviele Opfer denn so verkraftbar sind und wen wir opfern wollen.

Also zumindest die kranken Alten und viele Schwerstbehinderte in den Tod gehen lassen. Euthanasie 2.0

Schade, dass die Querdenker und Impfgegner nicht ehrlich (zunächst sich selbst gegenüber) genug sind das SOOO zu formulieren.

... link (19 Kommentare)   ... comment


Mittwoch, 9. Dezember 2020
Situation auf den Intensivstationen unter COVID-19: Auch Intensivmediziner fordern Nachdenken über Weihnachtsregelungen
Ute Eppinger, Medscape


„Wir hatten gehofft, dass wir dauerhaft unter 20.000 bleiben oder dass die Zahl noch weiter runter geht“, kommentierte Prof. Dr. Uwe Janssens bei einem Gespräch während des Kongresses der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI) die anhaltend hohe Zahl der Neuinfektionen mit COVID-19 [1]. Offenbar, so Janssens, zeige der Lockdown light aber nur marginale Effekte.

„Man muss sich die Frage stellen, ob die getroffenen Maßnahmen durchdringend genug sind. Der Teil-Lockdown hat ein exponentielles Wachstum über 50.000 Neu-Infizierte täglich wie in Frankreich verhindert, aber die Zahlen sind unvermindert hoch. Dieses hohe Niveau wird die Intensivmedizin in den nächsten Wochen beschäftigen“, so Janssens.

Man muss sich die Frage stellen, ob die getroffenen Maßnahmen durchdringend genug sind. Prof. Dr. Uwe Janssens
Der Präsident der DIVI zeichnet ein ernüchterndes Bild: „Konservativ geschätzt wird 1% der Neuerkrankten 10 bis 12 Tage nach Meldung ans Gesundheitsamt intensivpflichtig.“ Halte der Trend an, „dann werden wir über Weihnachten eine sehr hohe Anzahl an Intensivpatienten haben“.

Derzeit liegt die Zahl der Intensivpatienten mit COVID-19 bei knapp 4.000. Das klinge zunächst einmal nicht bedrohlich. „Wir haben aber Regionen, da liegt der Anteil der COVID-19-Patienten auf Intensivstationen bei 25% und höher. Man muss sich klar machen, dass diese Patienten quasi ein ‚Add on‘ zu unserem normalen Tagesgeschäft sind – das alles läuft ja weiter“, so Janssens.

Hinzu kommt, dass ein COVID-19-Patient nicht wie ein Infarkt-Patient zu werten sei, sondern in der Betreuung – nicht nur im Hinblick auf die Infektionsschutzmaßnahmen – sehr viel aufwendiger sei. Patienten, die beatmet werden, haben Todesangst: „Da entsteht ein hoher psychologischer Betreuungsbedarf, das bindet eine Pflegekraft 1:1“, erklärte der Chefarzt der Klinik für Innere Medizin und Internistische Intensivmedizin.

Bei intubierten Patienten muss zudem noch regelmäßig eine spezielle Lagerungstherapie mit 4 bis 5 Personen durchgeführt werden. Und wird ein Patient an eine künstliche Lunge (ECMO) angeschlossen, ist eine noch engere Überwachung erforderlich. Hinzu kommt, dass COVID-19-Patienten häufig sehr viel länger auf der Intensivstation liegen, vor allem dann, wenn sie beatmet werden müssen.

Noch gibt es freie Intensivbetten. Der verbleibende Spielraum ist regional unterschiedlich: Sind es noch 18% freie Betten in Nordrhein-Westfalen, weist Schleswig-Holstein 30% freie Betten auf, in Mecklenburg-Vorpommern sind es 20%, in Brandenburg 20%; Berlin hingegen verfügt nur noch über 11% freie Betten, Bonn über 10%, in Aachen sind nur noch 17 Betten von 300 ITS-Betten frei.

„Das ist für die Intensivmedizin eigentlich zu wenig. Wir könnten da nur noch absolute Notfälle behandeln und müssten uns schon Gedanken über eine Verlegung machen“, berichtete Janssens.

Konzepte zur überregionalen Verteilung sind dringend notwendig
Doch genau da hapert es, kritisiert er. Zwar gibt es das ‚Kleeblatt-Konzept‘ des Bundesinnenministeriums, das bei Klinikengpässen Verlegungen der Patienten vorsieht. Entsprechend eines Kleeblatts bilden dabei 3 bis 5 Bundesländer eine Planungseinheit:

Im Norden sind das Hamburg, Bremen, Niedersachsen, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern,

im Osten Berlin, Brandenburg, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen.

Im Südwesten schließen sich Hessen, Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und das Saarland zu einer wechselseitigen Unterstützungseinheit zusammen.

Nordrhein-Westfalen und Bayern als die beiden bevölkerungsreichsten Bundesländer gelten als jeweils eigene Großregionen.

„Wir haben in Nordrhein-Westfallen aber keine überregionalen Konzepte, wie wir innerhalb des Bundeslandes mit Überlastungen in einzelnen ITS-Bereichen umzugehen haben. Das ist schon eine sehr große Schwachstelle“, sagte Janssens.

Eine überregionale Steuerung müsse dringend einsetzen. Berlin z.B. organisiere das mit dem Ampelsystem gut, auch in Hessen funktioniere die Verlegung. „Aber die anderen Bundesländer und gerade auch NRW sind da leider relativ untätig.“

Kliniken vermissen klare Vorgaben der Politik
Janssens betont, dass auch die finanzielle Kompensation für Kliniken sichergestellt sein muss. Es gebe aber immer noch keine klare Maßgabe der Politik, wie sich Kliniken verhalten sollen – in Bezug auf verschiebbare Eingriffe und stationäre Aufnahmen.

„Man zögert noch und sagt, nein, wir werden die Krankenhäuser jetzt nicht aus dem Regelbetrieb rausnehmen, z.B. in NRW. Die Kliniken müssen aber darauf vertrauen können, dass sie – wenn sie in einer Region sind, in der nur noch weniger als 15% freie Intensiv-Betten vorhanden sind – als Häuser der Versorgungsstufe 1, 2 und 3 entsprechende Kompensationszahlungen erhalten.“


In NRW sei versichert worden, dass die Krankenhäuser die Kompensation erhalten. Aber im Konzept des Bundesinnenministeriums mit dem Pandemierat wurden tatsächlich die Häuser der Versorgungsstufe 1 von den Kompensationszahlungen ausgenommen. „Da sind viele Kliniken darunter, die sich sehr aktiv an der intensivmedizinischen Versorgung von COVID-19-Patienten beteiligen“, so Janssens.

Auch das sei eine enorme Schwachstelle dieses Konzepts, das momentan korrigiert werde und unbedingt korrigiert werden müsse. „Denn das hat zu Auswüchsen geführt, dass z.B. in unserer Region ein Krankenhaus der Versorgungsstufe 1 bekannt gegeben hat, dass es sich nicht um COVID-19-Patienten kümmern könne und deren Aufnahme ablehne. Das kann natürlich nicht sein – das ist das Ergebnis einer politischen Fehlsteuerung.“

Viele Kliniken hätten schon im vorauseilenden Gehorsam den Regelbetrieb eingeschränkt und Operationen abgesetzt. Durch Verschiebungen des Personals wird versucht, den Personalmangel so gut es geht aufzufangen. Teilweise würden Operationssäle geschlossen, die Anästhesie- und Fachpflegekräfte unterstützen dann auf den Intensivstationen.

Auch werden zusätzliche COVID-19-Stationen aufgemacht, auf denen Intensivpflegekräfte und Fachpersonal gemeinsam arbeiten. „Man hat da schon Möglichkeiten – aber wenn das alles ausgereizt ist, dann muss eine Verlegung in andere Kliniken sichergestellt sein“, betonte Janssens.

Noch keine Triage-Situation
Noch sei man nicht in der schwierigen Situation, bei Patienten in Lebensgefahr entscheiden zu müssen, wer noch behandelt werden kann und wer nicht. Gleichwohl hat man sich längst auf die Situation vorbereitet. Bereits Ende März haben 7 Fachgesellschaften klinisch-ethische Handlungsempfehlungen gegeben. Das Dokument soll Ärzten und Pflegepersonal dabei helfen, zwischen den Patienten in Lebensgefahr zu priorisieren.

Als Kriterium gilt dabei die klinische Erfolgsaussicht, also die Wahrscheinlichkeit, ob der Patient die Intensivbehandlung überleben wird. Die Autoren des Papers haben sich klar gegen das Kriterium ‚Alter‘ entschieden. Deshalb spielen der Schweregrad der aktuellen Erkrankung sowie relevante Begleiterkrankungen eine wesentliche Rolle. Der Patientenwille ist ohnehin fester Bestandteil bei allen Entscheidungen.

Es könne allerdings nicht sein, dass Ärzte, die solche schweren Entscheidungen treffen, damit rechnen müssen, deswegen strafrechtlich belangt zu werden. „Das hat Ängste bei vielen Kollegen ausgelöst, offensichtlich scheint da eine Lücke zu bestehen. Also muss das Bundesverfassungsgericht dem Gesetzgeber eine Richtlinie geben, wie er zu verfahren hat. Hier müssten klare Regelungen her. „Das ist bei der Organtransplantation ja auch so, ähnliches wünschen wir uns auch für eine kritische Situation in einer Pandemie“, erklärte Janssens.

Der Intensivmediziner hofft, dass es nicht zu den geplanten Lockerungen über die Feiertage kommt: „Man sollte sehr ernsthaft über die Weihnachtsregelungen nachdenken.“

... link (0 Kommentare)   ... comment


Donnerstag, 3. Dezember 2020
Rollenmodelle bleiben in der Pandemie bestehen, werden sogar verstärkt – jede 2. Frau physisch und psychisch an der Grenze
Heike Dierbach



Die Folgen der COVID 19-Krise betreffen überwiegend Frauen – das zeigen zahlreiche Studien. Eine repräsentative Umfrage der Bertelsmann-Stiftung fördert Details zu Tage: Fast jede 2. Frau sieht sich durch die Situation an ihre körperliche, psychische und emotionale Grenze gebracht. Von den Männern sagt dies nur jeder 3. Umfrageteilnehmer [1].

Prof. Dr. Christiane Eichenberg, Leiterin des Instituts für Psychosomatik an der Sigmund Freud Privat Universität Wien, warnt gegenüber Medscape: „Wir brauchen psychotherapeutische Hilfsangebote, die sich auf die Besonderheiten der Situationen von Frauen in dieser Krise einstellen.“

Wir brauchen psychotherapeutische Hilfsangebote, die sich auf die Besonderheiten der Situationen von Frauen in dieser Krise einstellen. Prof. Dr. Christiane Eichenberg
Vor allem Frauen putzen, betreuen und kochen
Befragt wurden 1.060 Personen. Schon vor COVID-19, das zeigen die Ergebnisse, wurde Care-Arbeit nicht gleichmäßig aufgeteilt. Jede 2. Frau sagt, dass sie mehr gemacht hat. Auch 39% der Männer sehen das so. Der Wegfall von Unterstützungsangeboten hat die Situation weiter verschärft. 69% der Frauen, aber nur 11% der Männer geben an, dass überwiegend sie die Hausarbeit erledigen.

Beim Homeschooling (51% versus 15%) oder beim Zubereiten von Mahlzeiten (61% versus 14%) sieht es ähnlich aus. Erstaunlich: 2 von 3 Männern sind dennoch der Ansicht, die Aufgaben seien „gerecht“ verteilt. Von den Frauen findet das nicht einmal die Hälfte.

„Vor diesem Hintergrund sollten sich sowohl Frauen als auch Männer mit ihren privaten und beruflichen Rollen auseinandersetzen, die Aufgabenverteilung in der Familie zur Sprache bringen und mit Rücksicht auf die Belastungen und Bedürfnisse des Partners oder der Partnerin aushandeln“, fordert Barbara von Würzen, Autorin der Umfrage. Sie ist Expertin für Führung und Unternehmenskultur bei der Bertelsmann Stiftung.

Sowohl Frauen als auch Männer sollten sich mit ihren privaten und beruflichen Rollen auseinandersetzen, die Aufgabenverteilung in der Familie zur Sprache bringen und mit Rücksicht auf die Belastungen und Bedürfnisse des Partners oder der Partnerin aushandeln. Barbara von Würzen
Viele Frauen leiden unter der Situation: 49% sagen, sie seien körperlich und psychisch bis an ihre Grenzen belastet. Von den Männern empfinden dies nur 30%. Etwa dieselben Gruppen befürchten, dass die Krise dazu führt, Care- und Erwerbsarbeit wieder stärker zu Lasten der Frauen aufzuteilen.

Krisen verschärfen Ungleichheiten eher
Eichenberg sieht hier auch die Gesellschaft in der Pflicht: „Wichtig ist, diese Befunde in eine gendersensible Entwicklung von entsprechenden Unterstützungsmaßnahmen mit einfließen zu lassen.“ Zentral sei, insbesondere Frauen öffentlich so anzusprechen, dass eine Entstigmatisierung von psychischen Reaktionen wie Wut, Überforderung, Stress, Angst und Ohnmachtsgefühlen unterstützt werde. Eichenberg hat dazu auch gerade ein Fachbuch veröffentlicht.

... link (6 Kommentare)   ... comment


Freitag, 27. November 2020
Wiso - wenn Fernsehmagazine dummschwätzen
https://www.zdf.de/dokumentation/zdfinfo-doku/die-schadensfalle--wenn-versicherungen-tricksen-100.html


Eine nun schon mehrfach wiederholte Wiso-Dokumentation beschäftigt sich mit der Schadensleistungsabwehr von Versicherungen. Angekündigt wird das mit: "Die investigative WISO-Dokumentation entlarvt, wie Versicherungen bisweilen tricksen, um Ansprüche abzuwehren. Verbraucherschützer und Brancheninsider erklären, worauf Kunden achten sollten."

Zumindest hinsichtlich von Betriebsunterbrechungsversicherungen für Unternehmen zeigt sich die Berichterstattung von keinerlei Sachkenntnis getrübt.


Was nichts Neues ist, etwa der gesamten Fernsehberichterstattung zum Thema Riester würde ich die Note "Thema verfehlt" geben.

In dem Beitrag ist davon die Rede, dass bei Betriebsschließungen aufgrund von Covid 19 Versicherungen nicht leisteten und es darauf ankommen lassen dass Kunden klagen.

Es gibt (Stand Frühjahr 2020, die Situation ist gerade dabei, sich aufgrund laufender Konditionsänderungen bei den Versicherern zu ändern) in Deutschland genau 3 Versicherungen, die bei Covid19 bedingten Betriebsunterbrechungen leisteten: HDI, Generali und Signal Iduna. Dies nur deswegen, weil in den Konditionen pauschal Betriebsschließungen aufgrund des Hygienegesetzes versichert waren. Bei allen anderen Versicherungen gibt es eine zumeist sehr lange Liste von Krankheiten - das reicht von Masern über Tollwut bis Pest - bei denen geleistet wird. Da Covid 19 noch gar nicht bekannt war als diese Konditionen formuliert wurden leisten die Versicherungen konsequenterweise nicht bei Covid 19, es sei denn mit einem Abschlag aus Kulanzgründen.
Übrigens leisten alle Versicherungen nur bei Betriebsschließungen aufgrund von Infektionen im Unternehmen, niemals bei einem behördlich verfügten allgemeinen Lockdown. Und das ist kein Branchen-Insiderwissen, sondern die allgemeine Rechtslage.

Moralisierend-vorwurfsvoll heißt es in dem Beitrag, diese Haftungsfälle und Ausschlüsse würden irgendwo ab Seite 70 im Kleingedruckten stehen. Frei nach dem Motto: "Wer liest das denn?"

Wer als Unternehmer/in, Geschäftsführer/in oder Handlungsbevollmächtigte/r Verantwortung für ein Unternehmen trägt hat das zu lesen oder den Job verfehlt. Und wer als Versicherungsvermittler/in die Kunden über solche Dinge nicht aufklärt - dito.


Korrekterweise müsste der Beitrag also heißen: "Der Schadensfall - wenn Versicherungen vertragsgemäß handeln."


Bekanntlich ist eine Nachricht aber nur der Fall "Mann beißt Hund."

... link (154 Kommentare)   ... comment


Mittwoch, 25. November 2020
Droht Deutschland in einen Dauer-Lockdown zu rutschen?
Der Medizin-Professor Matthias Schrappe zeigt sich aufgrund der aktuellen Corona-Pandemie und der damit verbundenen Maßnahmen und Beschränkungen der Regierung alarmiert. Im Interview mit der "Bild"-Zeitung findet er harte Worte für die Corona-Politik in Deutschland.
Medizin-Experte kritisiert Corona-Politik der Regierung

Denn das erklärte Ziel der Bundesregierung, den Inzidenzwert unter 50 zu halten, hält Schrappe für nicht realistisch. Der Inzidenzwert gibt an, wie vieleNeu-Infektionen es pro 100.000 Einwohner gibt. Schrappe hält es für unmöglich, die Infektionszahlen im Winter zu senken und dauerhaft niedrig zu halten. Er erklärte gegenüber der "Bild": "Ein Zielwert von 50 pro 100 000 Einwohner ist ein völlig irreales Ziel. Wir werden das in den Wintermonaten nicht erreichen". Weiterhin mahnt er: "Die Bevölkerung wird in einen Dauer-Schockzustand versetzt."

Mediziner warnt vor unendlichem Lockdown in Deutschland

Zudem besteht die Gefahr eines unendlichen Lockdowns, wenn die Politik den Grenzwert tatsächlich dauerhaft niedrig halten will. Weiterhin gibt der Medizin-Experte zu bedenken, dass es ungünstig ist, von einer "zweiten Corona-Welle" zu sprechen. "Es ist keine Welle, die man brechen kann, es ist ein kontinuierliches Anwachsen", so Schrappe, der von 2007 bis 2011 Vize-Chef des von der Bundesregierung berufenen Sachverständigenrats für Gesundheit war.
Kritik an Corona-Politik! "Es ist falsch, die Bevölkerung in Schrecken zu versetzen"

Ein Lockdown bewirkt seiner Meinung nach jedes Mal nur ein kurzes Abflachen der Infektionsraten. Werden die Maßnahmen wieder gelockert, steigen die Zahlen wieder an. Auch einen Vergleich mit dem Massensterben in Bergamo, vor dem aktuell auch in Deutschland gewarnt wird, hält Schrappe für unangebracht und unangemessen, schließlich sei das Gesundheitssystem in Bergamo nicht mit dem deutschen zu vergleichen. "Es ist falsch, die Bevölkerung in Schrecken zu versetzen", bekräftigt Schrappe.
Mediziner appelliert: Fokus auf Schutz der Risikogruppen

In seinen Augen müsse man vor allem die Risikogruppen schützen. "Die stark gefährdete Risikogruppe setzt sich aus Menschen zusammen, die ein gewisses Alter haben, bestimmte Erkrankungen aufweisen und sich in Heimen, Betreuungseinrichtungen oder der ambulanten Pflege befinden". In seinen Augen eine "eine gut handhabbare Anzahl von Menschen", auf die man sich konzentrieren müsse.

... link (1 Kommentar)   ... comment


Dienstag, 24. November 2020
75 Jahre Nürnberger Prozess
Ich fragte meinen Vater, der ja Zeitzeuge ist, wie er das damals erlebt hatte.

Er sagte: "Gar nicht. Wir waren mit Überleben beschäftigt."

... link (0 Kommentare)   ... comment


Montag, 23. November 2020
Dilettanten Olé! Vom inkompetenten Umgang mit den Abstandsregeln
Letzte Woche hatte ich zwei aufschlussreiche Telefonate. Zum Einen rief mich mein Orgaleiter an, der eine interessante Begebenheit aus seinem familiären Umfeld berichtete. Er hat eine Nichte, die ihr Freiwilliges Soziales Jahr in einem Krankenhaus ableistet, auf einer Corona-Station. Als einer der behandelnden Ärzte selber an Covid19-erkrankte - also wirklich erkrankte, nicht nur positiv getestet wurde - wurde das gesamte Personal durchgetestet und alle, die nicht dringend für den Stationsbetrieb benötigt wurden, also etwa die Bufdis, in Quarantäne geschickt, also auch die Nichte. Sie erfuhr ihr Testergebnis nicht unds trat eine Woche später wieder zur Arbeit an, diesmal allerdings auf einer anderen Station. Als sie nach einer weiteren Woche immer noch kein Ergebnis hatte marschierte ihr Vater, der ein hohes Tier in einer Senatsbehörde ist, persönlich im zuständigen Gesundheitsamt (Neukölln) auf und forderte ultimativ die Herausgabe der Messdaten seiner Tochter. Ergebnis: Positiv.

Die Gesundheitsämter melden in manchen Fällen scheinbar die Messergebnisse zwar an das RKI weiter, aber nicht an die Probanden.


Das andere Telefonat hatte ich mit einer von meinen Nichten. Die ist Lehrerin und berichtete, dass es in einer ihrer Klassen einen Covid19-Fall gibt, weswegen man die Klasse eine Woche in Quarantäne schickte - die Lehrkräfte nicht - aber niemanden testete. "Abstriche werden bei uns nicht mehr gemacht," erzählte sie.

Und meinte, wenn Kneipen nicht mehr aufhaben dürfen finden eben private Saufgelage in Wohnungen statt. Die PolitikerInnen hätten jeden Realitätssinn verloren. Dass bei allzu strengen Regelungen immer das Snafu-Prinzip gilt - Vorschriften und Kontrolle provozieren Zuwiderhandlungen, Sabotage und Entropie - scheint denen ebensowenig klar zu sein wie psychologische Grundkenntnisse. Natürlich werden sich Teenager, die gerade ihre erste Liebe haben, oder überhaupt frischverliebte Paare nicht vom Knutschen, Fummeln und Ficken abhalten lassen. Wenn ich an unseren nun geschlossenen Sportclub denke mit Sicherheitsregeln wie Maskenpflicht außer beim Training selber, wo meterweiter Abstand herrscht, Hände desinfizieren beim Betreten des Gebäudes, Luftreinigungsanlage, frage ich mich wie man sich da anstecken soll.

Dass Leute, die überhaupt nicht mehr trainieren deswegen gesundheitliche Probleme bekommen und das Immunsystem durch bestimmte Trainingsformen gestärkt wird, bei Nichttraining folglich schwächer wird scheint unseren OrdnungsstrategInnen unbekannt oder scheißegal zu sein.

Nun ja, ich bin gestern 30 Km Rad gefahren und habe Karateübungen, 60 Liegestütze, Situps, Hantel- und Impanderübungen gemacht. Das hat hoffentlich den gleichen Effekt wie mein Kurs, wenn es auch nicht so viel Spaß macht. Gar kein Sport mehr wäre fatal. Der Lauterbach will Sport jetzt generell verbieten lassen, nun ja, in den vier Wänden natürlich nicht.


Wenn bereits klar ist, dass sich die meisten Infektionen im privaten Bereich ereignen macht es keinen Sinn, öffentliche Räume mit funktionierenden Hygienekonzepten dicht zu machen.

... link (3 Kommentare)   ... comment