Donnerstag, 5. Juni 2014
Lampedusa est partout - bienvenue en Göttingen!
AK Asyl, amnesty international Hochschulgruppe, Antirassismusplenum, GRÜNE Jugend, Integrationsrat, Migrationszentrum, Zukunfts-Werkstatt und Einzelpersonen

Das Programm:

10.06.
Conny Gunser vom Flüchtlingsrat Hamburg und dem Netzwerk Afrique-Europe-Interact, referiert über EU-Migrationspolitik und Flüchtlingskämpfe am Beispiel Choucha. Ort: Haus der Kulturen, Hagenweg, 19:30

Zum Auftakt der Veranstaltungsreihe gehen wir an einen Ort, wo Geflüchtete in Göttingen den ersten Sprachkurs machen. Und die Referentin erzählt von einem Ort, an dem der Weg nach Europa beginnt: Im Lager Choucha an der tunesisch-libyschen Grenze kämpfen Flüchtlinge aus dem Lybienkrieg seit 2011 um Aufnahme in einem sicheren Land. An ihrer Situation lassen sich die Auswirkungen der europäischen Migrationspolitik beobachten. Ein ganzes Arsenal von Maßnahmen mit Namen wie Frontex, EUROSUR und "Mobilitätspartnerschaften" soll Geflüchtete aus Europa fernhalten, so dass vielen nur die lebensgefährliche Überfahrt per Boot bleibt. Conni Gunsser hat das Lager Choucha mehrfach besucht und berichtet über die dortige Situation der Flüchtlinge, die Instrumente der EU-Migrationspolitik und Gegeninitiativen.


17.06.
Gergeshu Yohannes: "Gerechtigkeit – die Toten haben einen Namen, die, die sie haben ertrinken lassen, auch."
Ort: Reformierte Gemeinde, Untere Karspüle 11, 19:30

Gergeshu Yohannes verlor ihren Bruder bei einer Bootskatastrophe im Mittelmeer 2009. Seither setzt sie sich mit anderen Angehörigen dafür ein, dass den tausenden Toten an Europas Außengrenzen Gerechtigkeit widerfährt. Sie ist Trägerin des Menschenrechtspreises von Pro Asyl. Sie brachte mehr als 1 300 Angehörige der Toten in Europa, Eritrea und dem Sudan zusammen und zeigte den italienischen Staat wegen unterlassener Hilfeleistung mit Todesfolge in 77 Fällen an.


20.06.
Filmvorführung "Closed Sea", Ort: ZHG 004, , Uni-Campus, Platz der Göttinger Sieben, 18:00

Der Film "Closed Sea" (Dokumentarfilm, 2012, 60 min.) erzählt von somalischen und eritrerischen Flüchtlingen, die von der italienischen Marine auf See abgefangen und gewaltsam nach Libyen zurückgewiesen wurden. Diese sogenannte "push back policy" gründete auf ein "Freundschaftsabkommen" zwischen Italien und Libyen. Der Film lässt Zeugen zu Wort kommen, die beim Versuch, das Mittelmeer zu überqueren, an diesem Migrationsabkommen zwischen Italien und Libyen gescheitert sind. Der Film ist mit englischen Untertiteln versehen.


26.06.
Aktionsnachmittag mit Live-Schaltung nach Brüssel, Gänseliesel, ab 16 Uhr
Mit Zelt(en) und einem Infotisch werden wir in der Innenstadt präsent sein und von dort unter anderem eine skype-Schaltung nach Brüssel machen. Denn der 26. ist der erste Gipfeltag des EU-InnenministerInnentreffens. Für diesen Tag ist eine große Kundgebung und Demo von AktivistInnen in Brüssel angekündigt. Damit wollen wir den transnationalen Protestmarsch der Flüchtlinge auch in Göttingen sicht- und hörbar machen.


01.07.
Karl Kopp, Pro Asyl: "Europäische Flüchtlingspolitik – Akteure, Interessengruppen und Methoden" Ort: , Vortragsraum alte SUB (Paulinerkirche), Eingang Papendiek 14, 19:30

Die europäische Flüchtlingspolitik ist konkret, sie hat Orte, Namen, Mythen und Interessengruppen. An diese Abend wird Karl Kopp anhand konkreter Länderbeispiele einen detaillierten Blick auf die jeweils nationalstaatlichen, EU-institutionellen aber auch Brüsseler Politiken bezüglich der Ausgestaltung der „Festung Europa“ und ihrer verschleiernden Rhetorik werfen. Karl Kopp ist Europareferent von PRO ASYL.


05.07.
Boat people projekt "Nach dem Frühling - Fluchtpunkt Göttingen", Ort: Cheltenham House, Friedrichstr. 1, 20:00 (auch am 06., 19., 20., und 21.07.)

Das Göttinger Freie Theater boat people projekt zeigt ein besonderes Programm, das in der Auseinandersetzung mit Menschen entstanden ist, die aus verschiedenen Generationen und Kulturen stammen, aber eine Gemeinsamkeit haben: Sie sind oder waren Flüchtlinge. Menschen, die im zweiten Weltkrieg aus anderen Teilen Deutschlands nach Göttingen geflohen sind, Heimatvertriebene, die hier angesiedelt wurden, DDR-Flüchtlinge, die vor allem aus dem nah gelegenen Eichsfeld stammen, und heutige Flüchtlinge u.a. aus Syrien, Afghanistan, Eritrea, Äthiopien oder Kosovo stehen im Zentrum und auf der Bühne. (s.a.: http://boatpeopleprojekt.de/home.html)


08.07.
Helmut Dietrich: "Das Mittelmeer: Schrecken und Solidarität", Ort: Holbornsches Haus, Rote Str. 34, 19:30

Seit Einführung der Visapflicht für alle südlichen Mittelmeeranrainerstaaten 1990/91 wurde das Mittelmeer zum größten Friedhof Westeuropas seit der Nachkriegszeit. Nach der "Arabellion" gab es einen zweiten Höhepunkt in der Zahl toter Bootsflüchtlinge. Aber das Mittelmeer war auch immer Raum der Solidarität durch die lokale Bevölkerung und durch grenzüberspannende Initiativen. Der Sozialforscher Helmut Dietrich beleuchtet außerdem die Folgen der Aufstände in den arabischen Staaten der Mittelmeerregion, wo er mehrere Jahre gelebt hat.


15.07.
Vassilis Tsianos: "Autonomie der Migration. Den Blick für die Kraft der Migration schärfen, ohne ihn vom Ertrunkenen, Geschundenen und Gestrandeten zu nehmen – geht das?", Ort: Verdi, Groner-Tor-Str. 32, 19:30

Vassilis Tsianos gehörte zur Gruppe „Kanak Attak“, die die Denkfigur der 'Autonomie der Migration' Anfang der Nuller-Jahre früh rezipiert hat. Darin heißt es: „die frohe Botschaft der 'Autonomie der Migration' will den Blick dafür schärfen, in der Migration primär die Projekte der Migration zu sehen, d.h. darin gesellschaftliche grenzüberschreitende Mobilität und ihre Kämpfe, also die Kämpfe der Mobilität zu sehen.“

20.07.
Lampedusa 3. Oktober 2013 - szenische Lesung mit Musik, Ort: Lumiere, Geismar Landstr. 19, 16:00

Eine szenische Lesung präsentiert von der Arbeitsgruppe "Unser Herz schlägt auf Lampedusa" aus Hannover mit Musik von Francesco Impastato. Der Autor Antonio Umberto Ricco hat aus Zeug*innenaussagen und dokumentarischen Materialien einen berührenden Text entwickelt, der unterschiedliche Perspektiven auf die Flüchtlingsbootkatastrophe eröffnet und besonders die Einwohner*innen von Lampedusa eindringlich zu Wort kommen lässt.


24.07.
Marion, kmii Hanau: "Lampedusa in Hanau – aus Erfahrung wird Wissen wird Handeln", Apex, Burgstr. 46, 19:30

Im Februar 2014 gründete 'kein mensch ist ilegal Hanau' zusammen mit über Lampedusa geflüchteten Menschen die Initiative „Lampedusa in Hanau“. Damit protestieren sie gegen drohende Abschiebungen und organisierten sich gegen die Folgen der europäischen Flüchtlingspolitik. Wir wollen an diesem Abend zum einen von ihrem Erfahrungen hören, die sie mit der europäischen Grenzpolitik gemacht haben, aber auch von ihrem Versuch eine Kampagne praktisch werden zu lassen. Denn in dieser letzten Veranstaltung unserer ersten kleinen Reihe wollen wir den Blick nach vorne wagen: wir sind schließlich mehr als eine alternative VHS.

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Hold on - weiterhin Solidarität mit den Lampedusa-in-Hamburg-Flüchtlingen!
http://thevoiceforum.org/node/3610

Abschiebungen sind Verbrechen

Zwanzigtausend Menschen waren im letzten Herbst auf der Straße und
verlangten von der Hamburger Regierung das Aufenthaltsrecht und die
Arbeitserlaubnis für die knapp 400 libyschen Kriegsflüchtlinge der
Gruppe "Lampedusa in Hamburg" -- ohne Erfolg. Die Gruppe hält dennoch
daran fest -- we are here to stay. Heute hat die Nordkirche ihren
Einsatz positiv bilanziert und abgewickelt. Auch das linke Zentrum B5
hat zwei Tage später den Schlafplatz in seinen Vereinsräumen
geschlossen. Gleichzeitig kündigt die Ausländerbehörde Abdullah, von
"Lampedusa in Hamburg" zuvor Schweißer in Libyen, die Abschiebung nach
Italien an.

Samuel Mensah und Francis Kwame sind tot.

"Lampedusa in Hamburg" ist international bekannt geworden. Die große
Solidarität aus der Bevölkerung wird überall gelobt. Die Verfolgung und
Entrechtung setzt sich fort. Das Leben und Sterben auf der Straße gehen
weiter und die Deportationen von "Lampedusa in Hamburg" sind in
Vorbereitung.

Wo bleibt die Menschlichkeit? Diese Frage stellen aktuell die
sudanesischen Flüchtlinge des Protestcamps in Hannover der
Öffentlichkeit. In Hamburg stellt sich aktuell die Frage: Was bedeutet
die Solidarität, bzw. was erfordert sie?

Hamburg, 03 Juni 2014
*Ortsgruppe Hamburg*

@: free2move nadir.org, www.thecaravan.org

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Innenminister Herrmann scheinheilig
Aufnahme syrischer Flüchtlinge: „Innenminister Herrmann scheinheilig“
Bayern noch immer einziges Bundesland ohne eigenes Aufnahmeprogramm / „Humanitäre Aufnahme darf keine Kostenfrage sein!“

Der Bayerische Innenminister Joachim Herrmann bekundete am gestrigen Mittwoch laut einer dpa-Mitteilung grundsätzliche Bereitschaft weitere SyrerInnen im Rahmen eines dritten Bundesaufnahmeprogramms aufzunehmen, „weil der dringende Bedarf gesehen wird“. Gleichzeitig argumentierte er allerdings, dass noch Uneinigkeit mit dem Bund über die Kosten der Aufnahme bestehe und dieser „wenig zahlen“ wolle.

„Tausende Menschen bangen allein in Bayern um das Leben ihrer Angehörigen in Syrien und den Nachbarstaaten. Dass der bayerische Innenminister nun in der Diskussion um ein drittes Bundesaufnahmeprogramm schon wieder auf die Kostenfrage verweist, ist zynisch“, kommentiert Ben Rau vom Bayerischen Flüchtlingsrat. „Jetzt einen ‚dringenden Bedarf’ einzugestehen ist scheinheilig angesichts monatelanger Untätigkeit. Stattdessen muss der Freistaat endlich handeln! Bayern muss sich endlich für eine umfangreiche und unkomplizierte Aufnahme auf Bundesebene einsetzen und vor allem endlich ein eigenes Aufnahmeprogramm starten! Die humanitäre Aufnahme von Bürgerkriegsflüchtlingen darf keine Kostenfrage sein!“

Der Bürgerkrieg in Syrien zwingt unterdessen immer mehr Menschen zur Flucht. Nach Angaben der UN gibt es derzeit bis zu 7,6 Millionen Binnenflüchtlinge und 2,7 Millionen Menschen, die in die Nachbarstaaten geflohen sind. Die Bundesrepublik hat mittlerweile mit zwei Programmen die Aufnahme von 10.000 syrischen Flüchtlingen beschlossen, wobei wegen bürokratischer Hürden erst rund 5.000 Personen einreisen konnten. Zusätzlich hatten bereits bis November 2013 15 Bundesländer eigene Aufnahmeprogramme mit einem Umfang von beschlossen. Mit einer Entscheidung über Umfang und Details eines dritten Bundesaufnahmeprogramms wird Ende kommender Woche gerechnet.

„Bereits seit Juni 2013 haben die Bundesländer die Möglichkeit eigene Aufnahmeprogramme für SyrerInnen zu veranlassen. Obwohl der Bürgerkrieg immer weiter eskaliert, verweigert Bayern als einziges Bundesland stoisch eine eigene Aufnahmeregelung. Dabei haben über die ohnehin viel zu geringen Bundeskontingente bis Ende April erst 437 Personen Bayern erreicht“, erläutert Rau. „Der politische Unwille ausreichend legale Einreisen zu ermöglichen, zwingt SyrerInnen dann zur Flucht über gefährliche Routen – die Folgen sind spätestens seit Lampedusa bekannt.“

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Selektiver Rassismus auf dem Vormarsch
Wie Fremde im eigenen Land sich zu fühlen, diese Vorstellung mutet mir in Deutschland ausgesprochen seltsam an. Es gibt ja in Oberägypten Gegenden, wo 30 % der Bevölkerung Flüchtlinge aus dem Sudan sind, und ein Bekannter hatte in Marseille mal eine lustige Szene erlebt. Er war da als einziger Weißer in einer Kneipe, in der nur Schwarze und Nordafrikaner waren (in einem Stadtteil, wo nur Schwarze und Nordafrikaner lebten), und da kamen zwei weiße Flics rein, zeigten Fotos von Verdächtigen und fragten, ob die jemand kenne. Sie wurden wie Luft behandelt, niemand reagierte auf ihre Anwesenheit. Als sie frustriert die Kneipe verließen fehlten ihrem Streifenwagen die Räder.

Die Bereitschaftspolizei, die vor einigen Jahren mit brutaler Gewalt gegen krawallierende Jugendliche in den Banlieues vorging wurde dort mit "Bienvenue en Bagdad" empfangen.

Von alldem sind wir in Deutschland weit entfernt. Eigentlich ist das eine ziemlich gut funktionierende multikulturelle Gesellschaft, und sie ist das schon ziemlich lange. Ich bin ein halbes Jahrhundert alt und mit türkischen, spanischen, jugoslawischen, italienischen Mitschülern eingeschult worden, habe mit solchen Kindern gespielt und gekickt, habe erlebt, dass ausländisches Essen (Pizza, Gyros, Frühlingsrollen) zubereiten von Studierenden als Akt der Befreiung von deutscher Spießigkeit zelebriert wurde und dass in Cafes draußen sitzen als "Aufkommen französischer Verhältnisse" als Neuigkeit zelebriert wurde.

Das Bewusstsein (falls dieser Ausdruck denn da angemessen ist) eines Großteils der deutschen Bevölkerung nimmt dies ganz anders war, auf verheerende Art und Weise. Marine Le Pen könnte auch hierzulande Erfolg haben.

http://www.spiegel.de/panorama/gesellschaft/sinti-und-roma-laut-rechtsextremismus-studie-von-vielen-abgelehnt-a-973207.html

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