Donnerstag, 5. Juni 2014
Selektiver Rassismus auf dem Vormarsch
Wie Fremde im eigenen Land sich zu fühlen, diese Vorstellung mutet mir in Deutschland ausgesprochen seltsam an. Es gibt ja in Oberägypten Gegenden, wo 30 % der Bevölkerung Flüchtlinge aus dem Sudan sind, und ein Bekannter hatte in Marseille mal eine lustige Szene erlebt. Er war da als einziger Weißer in einer Kneipe, in der nur Schwarze und Nordafrikaner waren (in einem Stadtteil, wo nur Schwarze und Nordafrikaner lebten), und da kamen zwei weiße Flics rein, zeigten Fotos von Verdächtigen und fragten, ob die jemand kenne. Sie wurden wie Luft behandelt, niemand reagierte auf ihre Anwesenheit. Als sie frustriert die Kneipe verließen fehlten ihrem Streifenwagen die Räder.

Die Bereitschaftspolizei, die vor einigen Jahren mit brutaler Gewalt gegen krawallierende Jugendliche in den Banlieues vorging wurde dort mit "Bienvenue en Bagdad" empfangen.

Von alldem sind wir in Deutschland weit entfernt. Eigentlich ist das eine ziemlich gut funktionierende multikulturelle Gesellschaft, und sie ist das schon ziemlich lange. Ich bin ein halbes Jahrhundert alt und mit türkischen, spanischen, jugoslawischen, italienischen Mitschülern eingeschult worden, habe mit solchen Kindern gespielt und gekickt, habe erlebt, dass ausländisches Essen (Pizza, Gyros, Frühlingsrollen) zubereiten von Studierenden als Akt der Befreiung von deutscher Spießigkeit zelebriert wurde und dass in Cafes draußen sitzen als "Aufkommen französischer Verhältnisse" als Neuigkeit zelebriert wurde.

Das Bewusstsein (falls dieser Ausdruck denn da angemessen ist) eines Großteils der deutschen Bevölkerung nimmt dies ganz anders war, auf verheerende Art und Weise. Marine Le Pen könnte auch hierzulande Erfolg haben.

http://www.spiegel.de/panorama/gesellschaft/sinti-und-roma-laut-rechtsextremismus-studie-von-vielen-abgelehnt-a-973207.html

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