Montag, 28. Juni 2021
Die Mösen der Terroristinnen
Ich las eine Kritik des Films "Der Baader-Meinhof-Komplex", in dem die Rede davon war, der extreme Realismus dieses Films zeige sich zum Beispiel daran, dass bei den Nacktszenen die Frauen Schamhaartoupets trugen, da in den Siebziger Jahren Frauen ihre Schamhaare nicht entfernten. Ah ja. Gefundenes Fressen für den Alltagshistoriker mit besonderen Interessen an Körpergeschichte, Geschlechtergeschichte und Abseitigkeiten. Zum Einen wurde das Tragen von Schamhaaren wie eine Marotte der Siebziger Jahre dargestellt, zum Anderen davon ausgegangen, dass es das heute nicht mehr gäbe. Das mag ja auf die Schauspielerinnen zutreffen, die in dem Film die RAF-Terroristinnen spielten, und auch auf die Münchner, Berliner und Hamburger Schicki-und Popkulturszene, der diese angehören, aber keineswegs auf die Gesamtheit der Gesellschaft. Noch alle Frauen, mit denen ich bisher Sex hatte, trugen/tragen zwischen den Beinen eine Bürste bis breiten Biber, und wenn ich mich - bis zum Lockdown - in der Sauna meines Sportclubs umschaute waren da vielleicht 20% epiliert. Und das ist Großstadt. Auf dem Dorf laufen die Mädels durchaus auch noch mit Vogelnestern unter den Achselhöhlen herum.


Der Beitrag erscheint mir also sehr aus einer Filterblase heraus geschrieben.

Wie übrigens auch vieles bei Wikipedia, etwa der unsägliche Antiimperialismus-Artikel, der es schafft, Diskurse der antideutschen Linken des 21. Jahrhunderts auf die 1960er und 70er Jahre rückzuübertragen.

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Eine muss ja das Hirn von der Tapete wischen
Wir feierten den Geburtstag meiner Lieblingsschwester. Lustig war´s, gemütlich war´s. Unter anderem kam die Rede auf alte Familiengeschichten und auf den sehr drastischen Tonfall, der früher bei uns üblich war. Bei einem Essen im Elternhaus meiner Mutter regte sich der Opa darüber auf, dass das Essen kalt sei. Die Hausmagd, Fräulein Schulze protestierte und sagte, das Essen könne nicht kalt sein, es dampfe ja. "Perschiet dampet ok." - Pferdescheiße dampft auch. So war er.

Dann erzählte sie von einem Onkel und einer Tante, die regelmäßig Salat aus Löwenzahn und Brennesseln aßen. Das waren frühe Ökos, sozusagen Grüne der Sechziger Jahre, sie dachte in ihrem Kindersinne aber, dass die zu arm wären, um sich richtiges Essen leisten zu können. Wir rätselten, wer das gewesen sein könnte, kamen anhand bestimmter Details dann drauf, und unter viel Hallo und Spaß erzählten wir Geschwister und Vater dann einander die Details und fügten kumulativ die Lebensgeschichte von Onkel Hubertus und Tante Erna zusammen. Für Onkel Hubertus endete die mit der Diagnose Krebs, worauf er sich erschoss. Tante Erna wischte dann dessen Hirn von der Tapete. "Typisch Tante Erna, der Scheiß blieb immer an ihr hängen, aber irgendwer muss ja das Hirn von der Tapete wischen."

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Vom korrekten Umgang mit Covidioten
Ulf Froitzheim ist jemand, der von Don Alphonso, Nörgler, Netbitch und mir seinerzeit wegen obrigkeitsnaher Johurnalismusauffassung mal richtig was reingepult bekam. Hier liegt er aber dennoch richtig, und der Redaktion von Kontext muss man für das blitzlichtartige kurze who-is-who dankbar sein:

https://www.kontextwochenzeitung.de/gesellschaft/507/vom-op-saal-in-die-verschwoerungsecke-7188.html?timestamp=1624729205&cHash=2136d30d8a23a7d55cbf3b585a3f378c#jumpto-comments

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