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Donnerstag, 2. Dezember 2021
Hoffnung, dass eine natürliche Heilung von HIV tatsächlich möglich ist?! weltweit 2. Fallbericht veröffentlicht
che2001, 18:14h
Heather Boerner
Es klingt wie ein Märchen in Zeiten der HIV-Stigmatisierung: Eine Frau wacht eines Morgens auf und ? schwupps ? ist HIV bei ihr verschwunden. Zuvor hatte sie 8 Jahre mit der HIV-Infektion gelebt.
Für eine 30-jährige Argentinierin aus dem Dorf Esperanza (deutsch ?Hoffnung?) hat sich diese Hoffnung buchstäblich erfüllt. Details wurden in den Annals of Internal Medicine veröffentlicht.
Die Frau, die so genannte ?Esperanza-Patientin?, scheint die 2. Person zu sein, deren Immunsystem das Virus ohne eine Stammzellentransplantation aus dem Körper eliminiert hat. Die 1. war Loreen Willenberg, eine Frau aus Kalifornien, die, nachdem sie 27 Jahre lang mit HIV gelebt hatte, kein replizierendes Virus mehr in ihrem Körper hatte. Über sie wurde letztes Jahr berichtet.
Das macht uns Hoffnung, dass eine natürliche Heilung von HIV tatsächlich möglich ist. Dr. Xu Yu
?Das ist doch das Schöne an diesem Namen, oder? Esperanza?, sagt Dr. Xu Yu, leitende Prüfärztin am Ragon Institute des Massachusetts General Hospital, des Massachusetts Institute of Technology und der Harvard University in Boston, Massachusetts, und bezog sich dabei auf das spanische Wort. ?Das macht uns Hoffnung, dass eine natürliche Heilung von HIV tatsächlich möglich ist.?
2 weitere Personen scheinen HIV überwunden zu haben, allerdings erst nach einem vollständigen Ersatz ihres Immunsystems durch eine Stammzellentransplantation: der ?Berliner Patient? Timothy Ray Brown und der ?Londoner Patient?. Ein weiterer Mann aus Brasilien schien eine nicht nachweisbare Viruslast zu haben, nachdem er eine intensivierte antiretrovirale Behandlung und zusätzliches Vitamin B3 erhalten hatte.
Eine extrem seltene Patientengruppe
Die ?Esperanza-Patientin? gehört zu einer seltenen Gruppe von Menschen, den so genannten Elite-Controllern. Das Immunsystem dieser Menschen kann HIV zwar ohne antiretrovirale Medikamente in Schach zu halten, ist in den meisten Fällen allerdings nicht dazu in der Lage, das Virus zu eliminieren. Stattdessen kontrolliert ihr Immunsystem das Virus, ohne Reservoire anzugreifen, in denen sich HIV weiterhin repliziert und sich ausbreiten kann.
Die ?Esperanza-Patientin? und Willenberg gehören jedoch zu einer noch selteneren Gruppe. Ihr eigenes Immunsystem scheint nicht nur die HIV-Replikation außerhalb der Reservoire gestoppt zu haben, sondern auch Viren innerhalb von Reservoiren abgetötet zu haben.
Die beiden Frauen sind auch wissenschaftlich miteinander verbunden: Auf einer HIV-Konferenz im Jahr 2019 präsentierte Yu Daten zu Willenbergs Fall. Auf dieser Konferenz traf Yu dann Dr. Natalia Laufer, Forscherin am Instituto de Investigaciones Biomédicas en Retrovirs y SIDA an der Universität von Buenos Aires. Laufer untersuchte zu dieser Zeit die ?Esperanza-Patientin? und fragte Yu, ob sie und ihr Team am Ragon-Institut ihr bei der Sequenzierung des HIV-Genoms der Patientin helfen könnten, um festzustellen, ob das Virus tatsächlich spontan aus dem Körper der Frau entfernt worden war.
Das taten die beiden in Zusammenarbeit mit mehreren anderen Forschern, die sich mit der Heilung von HIV befassen. Die ?Esperanza-Patientin? hatte sich 2013 erstmals mit HIV infiziert. In den darauffolgenden 8 Jahren zeigten Ergebnisse von 10 konventionellen Viruslasttests, dass HIV nicht nachweisbar war, sprich: dass die Viruslast unter dem Quantifizierungsniveau der Standardtechnologie lag.
In dieser Zeit starb der Freund der Frau, der sie mit HIV infiziert hatte, an einer mit AIDS assoziierten Krankheit. Später heiratete sie und bekam ein Kind. Sowohl ihr neuer Partner als auch das Baby sind HIV-negativ. Während der Schwangerschaft erhielt sie nur 6 Monate lang antiretrovirale Medikamente.
Ein Relikt früherer Zeiten
Dennoch befand sich virales Erbgut im Körper der Frau. Laufer und Yu wollten wissen, ob es sich um infektiöse Viren handelt ? oder um Relikte früherer Zeiten, sprich defekte, nicht mehr replikationsfähige Nukleinsäuren.
Die Forscherinnen führten eine umfassende Genomsequenzierung an fast 1,2 Milliarden Zellen durch, die Laufer 2017, 2018, 2019 und 2020 aus dem Blut der Patientin entnommen hatte, sowie an weiteren 503 Millionen Zellen aus der Plazenta des Babys, das die ?Esperanza-Patientin? 2020 zur Welt brachte, und an 150 Millionen ruhenden CD4-T-Zellen.
Es wurde eine provirale Sequenzierung der gesamten HIV-DNA durchgeführt, um festzustellen, ob das Virus noch intakt ist. Die DNA wurde dann mit Hilfe eines Algorithmus analysiert und auf Mutationen untersucht.
Die Forscherinnen untersuchten auch CD4-Zellen des Patienten, um festzustellen, ob dort vielleicht noch latente HI-Viren verborgen sind. Auf diese Weise führten sie eine vollständige Analyse durch, die weitaus empfindlicher ist als die Viruslasttests, denen sich die Frau in der Klinik unterzogen hatte.
Anschließend untersuchten sie das Immunsystem der Patientin, um herauszufinden, was die verschiedenen Zellen des Immunsystems darüber aussagen können, wie gut ihr natürliches Immunsystem HIV erkennen und abtöten kann. Sie isolierten Immunzellen der ?Esperanza-Patientin? und setzten diese Zellen im Labor HIV aus, um zu sehen, ob die Zellen das Virus erkennen und eliminieren konnten.
Um sicherzugehen, überprüften die Wissenschaftlerinnen auch, ob sich im Körper der Patientin antiretrovirale Medikamente befanden.
Dabei stellte sich heraus, dass die CD4-Zahl der Patientin ohne Behandlung bei etwa 1.000 Zellen/μl lag ? ein Zeichen für ein funktionierendes Immunsystem.
Die DNA-Sequenzen zeigten große fehlende Abschnitte, und eine Sequenz wies eine immuninduzierte Hypermutation auf. Insgesamt wurden 7 Proviren gefunden, von denen jedoch keines in der Lage war, sich zu replizieren. Die untersuchten CD4-Zellen zeigten keine Anzeichen von latentem HIV.
Mit anderen Worten: Die Wissenschaftlerinnen hatten ein virales Relikt früherer Zeiten gefunden. ?Diese HIV-1-DNA-Produkte weisen eindeutig darauf hin, dass diese Person in der Vergangenheit mit HIV-1 infiziert war und dass zu einem bestimmten Zeitpunkt aktive Zyklen der viralen Replikation stattgefunden haben?, schreiben Yu und ihre Kollegen in ihrem jüngsten Artikel.
Was für Ärzte, die solche Spontanheilungen potenziell für die Behandlung von Millionen HIV-Patienten nutzen wollen, vielleicht noch wichtiger ist, ist der Nachweis, dass das Immunsystem der Frau sich durch eine Reihe von genetischen Mutationen auf die Bekämpfung von HIV vorbereitet hatte. Die Forscherinnen schreiben, dass sie Beweise für eine ?unvollständige Serokonversion? gefunden hätten. Als die Patientin sich mit HIV infiziert hat, wurde die Infektion in ihrem Verlauf gestoppt.
Yu und ihre Kollegen erklären aber auch, sie könnten nicht beweisen, dass die Frau vollständig von HIV geheilt sei. ?Das mag unbefriedigend klingen, spiegelt aber eine der wissenschaftlichen Forschung innewohnende Einschränkung wider?, heißt es in der Veröffentlichung. ?Wissenschaftliche Konzepte können niemals durch empirisch erhobene Daten bewiesen werden; sie können nur widerlegt werden.?
Auf der Suche nach weiteren Patienten
Sind diese Frauen die einzigen, bei denen HIV spontan verschwunden ist? Das sei die Frage, so Dr. Carl Dieffenbach, Direktor der Abteilung für AIDS am National Institute of Allergy and Infectious Diseases, Teil des National Institutes of Health. So wie sie nicht widerlegen könnten, dass die Frauen sich selbst geheilt hätten, könnten sie auch nicht beweisen, dass sie und Willenberg die einzigen beiden Menschen seien, die eine solche Heilung erfahren hätten.
?Wir haben alle damit zu kämpfen?, sagte Dieffenbach gegenüber Medscape. ?Das Ziel ist es, einige dieser Menschen zu finden, damit es vielleicht einen Weg gibt, wie man die Immunität induzieren, auslösen oder verändern kann. Aber es könnte sich auch um ein einmaliges Ereignis zum Zeitpunkt des Beginns der Infektion handeln. Wir wissen es einfach nicht.?
Wir glauben, dass es da draußen noch mehr [dieser Patienten] gibt. Dr. Xu Yu
Yu sagte, dass Ärzte sich an sie wenden sollten, wenn sie Fälle mit Ähnlichkeit zu Willenberg und zur Esperanza-Patientin hätten. Dann seien aufwändige Tests erforderlich, um festzustellen, ob dies zutreffe. ?Wir glauben, dass es da draußen noch mehr [dieser Patienten] gibt?, so Yu gegenüber Medscape.
Auf die Frage, ob wir noch weit davon entfernt sind, diese einmalige Strategie zur Heilung auf die Millionen von Menschen anzuwenden, die täglich eine HIV-Behandlung erhalten, antwortete Yu: ?Wir könnten nahe dran sein. Das ist das Schöne an wissenschaftlichen Entdeckungen. Wir wissen es nicht, aber deshalb brauchen wir mehr Engagement der Gemeinschaft und der medizinischen Fachkräfte, um uns zu helfen.?
Dieser Artikel wurde von Michael van den Heuvel aus www.medscape.com übersetzt und adaptiert.
Es klingt wie ein Märchen in Zeiten der HIV-Stigmatisierung: Eine Frau wacht eines Morgens auf und ? schwupps ? ist HIV bei ihr verschwunden. Zuvor hatte sie 8 Jahre mit der HIV-Infektion gelebt.
Für eine 30-jährige Argentinierin aus dem Dorf Esperanza (deutsch ?Hoffnung?) hat sich diese Hoffnung buchstäblich erfüllt. Details wurden in den Annals of Internal Medicine veröffentlicht.
Die Frau, die so genannte ?Esperanza-Patientin?, scheint die 2. Person zu sein, deren Immunsystem das Virus ohne eine Stammzellentransplantation aus dem Körper eliminiert hat. Die 1. war Loreen Willenberg, eine Frau aus Kalifornien, die, nachdem sie 27 Jahre lang mit HIV gelebt hatte, kein replizierendes Virus mehr in ihrem Körper hatte. Über sie wurde letztes Jahr berichtet.
Das macht uns Hoffnung, dass eine natürliche Heilung von HIV tatsächlich möglich ist. Dr. Xu Yu
?Das ist doch das Schöne an diesem Namen, oder? Esperanza?, sagt Dr. Xu Yu, leitende Prüfärztin am Ragon Institute des Massachusetts General Hospital, des Massachusetts Institute of Technology und der Harvard University in Boston, Massachusetts, und bezog sich dabei auf das spanische Wort. ?Das macht uns Hoffnung, dass eine natürliche Heilung von HIV tatsächlich möglich ist.?
2 weitere Personen scheinen HIV überwunden zu haben, allerdings erst nach einem vollständigen Ersatz ihres Immunsystems durch eine Stammzellentransplantation: der ?Berliner Patient? Timothy Ray Brown und der ?Londoner Patient?. Ein weiterer Mann aus Brasilien schien eine nicht nachweisbare Viruslast zu haben, nachdem er eine intensivierte antiretrovirale Behandlung und zusätzliches Vitamin B3 erhalten hatte.
Eine extrem seltene Patientengruppe
Die ?Esperanza-Patientin? gehört zu einer seltenen Gruppe von Menschen, den so genannten Elite-Controllern. Das Immunsystem dieser Menschen kann HIV zwar ohne antiretrovirale Medikamente in Schach zu halten, ist in den meisten Fällen allerdings nicht dazu in der Lage, das Virus zu eliminieren. Stattdessen kontrolliert ihr Immunsystem das Virus, ohne Reservoire anzugreifen, in denen sich HIV weiterhin repliziert und sich ausbreiten kann.
Die ?Esperanza-Patientin? und Willenberg gehören jedoch zu einer noch selteneren Gruppe. Ihr eigenes Immunsystem scheint nicht nur die HIV-Replikation außerhalb der Reservoire gestoppt zu haben, sondern auch Viren innerhalb von Reservoiren abgetötet zu haben.
Die beiden Frauen sind auch wissenschaftlich miteinander verbunden: Auf einer HIV-Konferenz im Jahr 2019 präsentierte Yu Daten zu Willenbergs Fall. Auf dieser Konferenz traf Yu dann Dr. Natalia Laufer, Forscherin am Instituto de Investigaciones Biomédicas en Retrovirs y SIDA an der Universität von Buenos Aires. Laufer untersuchte zu dieser Zeit die ?Esperanza-Patientin? und fragte Yu, ob sie und ihr Team am Ragon-Institut ihr bei der Sequenzierung des HIV-Genoms der Patientin helfen könnten, um festzustellen, ob das Virus tatsächlich spontan aus dem Körper der Frau entfernt worden war.
Das taten die beiden in Zusammenarbeit mit mehreren anderen Forschern, die sich mit der Heilung von HIV befassen. Die ?Esperanza-Patientin? hatte sich 2013 erstmals mit HIV infiziert. In den darauffolgenden 8 Jahren zeigten Ergebnisse von 10 konventionellen Viruslasttests, dass HIV nicht nachweisbar war, sprich: dass die Viruslast unter dem Quantifizierungsniveau der Standardtechnologie lag.
In dieser Zeit starb der Freund der Frau, der sie mit HIV infiziert hatte, an einer mit AIDS assoziierten Krankheit. Später heiratete sie und bekam ein Kind. Sowohl ihr neuer Partner als auch das Baby sind HIV-negativ. Während der Schwangerschaft erhielt sie nur 6 Monate lang antiretrovirale Medikamente.
Ein Relikt früherer Zeiten
Dennoch befand sich virales Erbgut im Körper der Frau. Laufer und Yu wollten wissen, ob es sich um infektiöse Viren handelt ? oder um Relikte früherer Zeiten, sprich defekte, nicht mehr replikationsfähige Nukleinsäuren.
Die Forscherinnen führten eine umfassende Genomsequenzierung an fast 1,2 Milliarden Zellen durch, die Laufer 2017, 2018, 2019 und 2020 aus dem Blut der Patientin entnommen hatte, sowie an weiteren 503 Millionen Zellen aus der Plazenta des Babys, das die ?Esperanza-Patientin? 2020 zur Welt brachte, und an 150 Millionen ruhenden CD4-T-Zellen.
Es wurde eine provirale Sequenzierung der gesamten HIV-DNA durchgeführt, um festzustellen, ob das Virus noch intakt ist. Die DNA wurde dann mit Hilfe eines Algorithmus analysiert und auf Mutationen untersucht.
Die Forscherinnen untersuchten auch CD4-Zellen des Patienten, um festzustellen, ob dort vielleicht noch latente HI-Viren verborgen sind. Auf diese Weise führten sie eine vollständige Analyse durch, die weitaus empfindlicher ist als die Viruslasttests, denen sich die Frau in der Klinik unterzogen hatte.
Anschließend untersuchten sie das Immunsystem der Patientin, um herauszufinden, was die verschiedenen Zellen des Immunsystems darüber aussagen können, wie gut ihr natürliches Immunsystem HIV erkennen und abtöten kann. Sie isolierten Immunzellen der ?Esperanza-Patientin? und setzten diese Zellen im Labor HIV aus, um zu sehen, ob die Zellen das Virus erkennen und eliminieren konnten.
Um sicherzugehen, überprüften die Wissenschaftlerinnen auch, ob sich im Körper der Patientin antiretrovirale Medikamente befanden.
Dabei stellte sich heraus, dass die CD4-Zahl der Patientin ohne Behandlung bei etwa 1.000 Zellen/μl lag ? ein Zeichen für ein funktionierendes Immunsystem.
Die DNA-Sequenzen zeigten große fehlende Abschnitte, und eine Sequenz wies eine immuninduzierte Hypermutation auf. Insgesamt wurden 7 Proviren gefunden, von denen jedoch keines in der Lage war, sich zu replizieren. Die untersuchten CD4-Zellen zeigten keine Anzeichen von latentem HIV.
Mit anderen Worten: Die Wissenschaftlerinnen hatten ein virales Relikt früherer Zeiten gefunden. ?Diese HIV-1-DNA-Produkte weisen eindeutig darauf hin, dass diese Person in der Vergangenheit mit HIV-1 infiziert war und dass zu einem bestimmten Zeitpunkt aktive Zyklen der viralen Replikation stattgefunden haben?, schreiben Yu und ihre Kollegen in ihrem jüngsten Artikel.
Was für Ärzte, die solche Spontanheilungen potenziell für die Behandlung von Millionen HIV-Patienten nutzen wollen, vielleicht noch wichtiger ist, ist der Nachweis, dass das Immunsystem der Frau sich durch eine Reihe von genetischen Mutationen auf die Bekämpfung von HIV vorbereitet hatte. Die Forscherinnen schreiben, dass sie Beweise für eine ?unvollständige Serokonversion? gefunden hätten. Als die Patientin sich mit HIV infiziert hat, wurde die Infektion in ihrem Verlauf gestoppt.
Yu und ihre Kollegen erklären aber auch, sie könnten nicht beweisen, dass die Frau vollständig von HIV geheilt sei. ?Das mag unbefriedigend klingen, spiegelt aber eine der wissenschaftlichen Forschung innewohnende Einschränkung wider?, heißt es in der Veröffentlichung. ?Wissenschaftliche Konzepte können niemals durch empirisch erhobene Daten bewiesen werden; sie können nur widerlegt werden.?
Auf der Suche nach weiteren Patienten
Sind diese Frauen die einzigen, bei denen HIV spontan verschwunden ist? Das sei die Frage, so Dr. Carl Dieffenbach, Direktor der Abteilung für AIDS am National Institute of Allergy and Infectious Diseases, Teil des National Institutes of Health. So wie sie nicht widerlegen könnten, dass die Frauen sich selbst geheilt hätten, könnten sie auch nicht beweisen, dass sie und Willenberg die einzigen beiden Menschen seien, die eine solche Heilung erfahren hätten.
?Wir haben alle damit zu kämpfen?, sagte Dieffenbach gegenüber Medscape. ?Das Ziel ist es, einige dieser Menschen zu finden, damit es vielleicht einen Weg gibt, wie man die Immunität induzieren, auslösen oder verändern kann. Aber es könnte sich auch um ein einmaliges Ereignis zum Zeitpunkt des Beginns der Infektion handeln. Wir wissen es einfach nicht.?
Wir glauben, dass es da draußen noch mehr [dieser Patienten] gibt. Dr. Xu Yu
Yu sagte, dass Ärzte sich an sie wenden sollten, wenn sie Fälle mit Ähnlichkeit zu Willenberg und zur Esperanza-Patientin hätten. Dann seien aufwändige Tests erforderlich, um festzustellen, ob dies zutreffe. ?Wir glauben, dass es da draußen noch mehr [dieser Patienten] gibt?, so Yu gegenüber Medscape.
Auf die Frage, ob wir noch weit davon entfernt sind, diese einmalige Strategie zur Heilung auf die Millionen von Menschen anzuwenden, die täglich eine HIV-Behandlung erhalten, antwortete Yu: ?Wir könnten nahe dran sein. Das ist das Schöne an wissenschaftlichen Entdeckungen. Wir wissen es nicht, aber deshalb brauchen wir mehr Engagement der Gemeinschaft und der medizinischen Fachkräfte, um uns zu helfen.?
Dieser Artikel wurde von Michael van den Heuvel aus www.medscape.com übersetzt und adaptiert.
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Impfstoffe wirken bei Frauen besser; warum die Lunge kaputt geht; ECMO-Todesrate bei 68%; mRNA-Orakel für schweren Verlauf
che2001, 18:12h
Michael van den Heuvel, Medscape
Heute meldet das Robert Koch-Institut 73.209 Neuinfektionen innerhalb der letzten 24 Stunden. Letzten Donnerstag waren es 75.961 Fälle. Die 7-Tage-Inzidenz verringerte sich leicht auf 439,2 Fälle pro 100.000 Einwohner. Gestern lag der Wert noch bei 442,9. 388 weitere Menschen sind in Zusammenhang mit COVID-19 gestorben (Vorwoche: 351). Als 7-Tage-Hospitalisierungsinzidenz nennt das RKI 5,61 Fälle pro 100.000 Einwohner, Stand 1. Dezember. Am Tag zuvor lag der Wert bei 5,73.
Laut DIVI-Intensivregister waren am 1. Dezember 4.690 Patienten in intensivmedizinischer Behandlung, 54 mehr als am Vortag. Aktuell sind 803 Betten im Low-Care- und 1.513 im High-Care-Bereich frei. Hinzu kommen 304 freie ECMO-Behandlungsplätze.
Scholz-Appell und geplante Maßnahmen der Politik
Unterschiedliche Wirksamkeit von Impfstoffen bei Frauen und Männern
ECMO: Mortalität in Deutschland liegt mit 68% vergleichsweise hoch
COVID-19: Abschätzung der Mortalität anhand der viralen RNA
Charité: Wie die Lunge durch COVID-19 vernarbt
Scholz-Appell und geplante Maßnahmen der Politik
Angesichts der Entwicklung haben sich Politiker beim heutigen Bund-Länder-Treffen dafür ausgesprochen, unabhängig von der Inzidenz im Einzelhandel die 2G-Regelung einzuführen. Das gilt auf für Kultur- und für Freizeitveranstaltungen. Clubs und Diskotheken werden ab einer 7-Tage-Inzidenz von 350 Infektionen pro 100.000 Einwohner geschlossen. Der Verkauf von Böllern und Feuerwerk zu Silvester wird erneut verboten. Zahnärzte, Apotheker und Pflegefachkräfte sollen künftig ebenfalls gegen COVOD-19 impfen. Und Zusammenkünfte für Ungeimpfte beschränken sich nun auf den eigenen Haushalt sowie auf höchstens 2 Personen eines weiteren Haushalts.
Ein besonderer Impfappell kam diese Woche vom designierte Bundeskanzler Olaf Scholz. Er nutzte beim Fernsehsender Pro7 in einer Sendung von Joko und Klaas die Gelegenheit für eine eindringliche und emotionale Rede (Video siehe YouTube ab Minute 11.00), um die Bevölkerung zum Impfen zu motivieren. Bis Weihnachten wolle er ?bis zu 30 Millionen Impfungen in die Oberarme? bekommen ? sei es als Erstimpfung oder als Booster: ?So kriegen wir es hin, die vierte Welle zu brechen.?
Unterschiedliche Wirksamkeit von Impfstoffen bei Frauen und Männern
Neue Daten gibt es zur Wirksamkeit von Impfstoffen. Auf seiner Website hat das Texas Research Institute Daten zu alters- und geschlechtsabhängigen Faktoren publiziert. Die Studie ist zur Veröffentlichung im Journal of Medical Biochemistry angenommen worden.
Wissenschaftler fanden heraus, dass die Gesamtantikörperspiegel gegen SARS-CoV-2 zwischen einzelnen Altersgruppen, aber auch zwischen Männern und Frauen variierten. So wiesen Personen unter 65 Jahren in den 6 Monaten nach der Impfung mehr als doppelt so hohe Antikörperspiegel auf wie Personen über 65 Jahren. Frauen wiederum hatten höhere Antikörperspiegel als Männer, insbesondere Frauen unter 65 Jahren. ?Wichtig ist jedoch, dass die Antikörperspiegel nach 6 Monaten bei allen Studienteilnehmern um mehr als 50% gegenüber dem Höchstwert gesunken waren?, schreiben die Autoren.
Ihre Ergebnisse basieren auf einer Gruppe von 787 Beschäftigten des Gesundheitswesens in Verona, Italien, die 2 Dosen des Impfstoffs von BioNTech/Pfizer erhalten hatten. Das Alter der Teilnehmer lag zwischen 21 und 75 Jahren. Ihre Antikörperspiegel wurden vor der Impfung, nach der 2. Dosis sowie 1, 3 und 6 Monate nach der 2. Impfung gemessen.
Als Hypothese formulieren die Autoren, dass Geschlechtsunterschiede mit Hormonen zu tun haben könnten. Testosteron, dessen Spiegel bei Männern bekanntlich höher ist, unterdrückt das Immunsystem, während Östrogen, das bei Frauen höher ist, Immunreaktionen verstärkt. Außerdem befinden sich einige Gene, die für bestimmte Immunproteine kodieren, auf dem X-Chromosom, und da Frauen 2 X-Chromosomen haben, könnte dies zur Steigerung der Immunaktivität beitragen.
ECMO: Mortalität in Deutschland liegt mit 68% vergleichsweise hoch
Die Sterblichkeit von COVID-19-Patienten, die in Deutschland mit einer ECMO behandelt werden, ist mit 68% höher als im internationalen Durchschnitt, wie Univadis auf Basis mehrerer Veröffentlichungen berichtet.
Grundlage der Analyse sind Daten aller in Deutschland von Anfang März 2020 bis Ende Mai 2021 per ECMO behandelten COVID-19-Patienten aus allen 213 intensivmedizinischen Abteilungen mit ECMO-Einheiten. Bei 3.397 Patienten, sie waren durchschnittlich 57 Jahre alt (+/- 11 Jahre), erfassten Forscher die Sterblichkeit. Alle Personen wurden von März 2020 bis Mai 2021 stationär therapiert.
Die Krankenhausmortalität betrug im Analysezeitraum von 15 Monaten 68%. ECMO-Überlebende waren durchschnittlich jünger als Verstorbene (53 vs. 59 Jahre), unabhängig von der pandemischen Welle. Die durchschnittliche Mortalität variierte teilweise stark zwischen verschiedenen Wochen, nämlich zwischen 15% und 75%.
Auch wenn Daten aus dem ELSO-Register aus den USA und Europa Schwankungen im Verlauf einer pandemischen Welle mit einer Mortalität bis zu 51,9% aufzeigten, sind die Überlebensraten international höher als in Deutschland. Dies gelte auch für Phasen der Pandemie, in denen das deutsche Gesundheitssystem nicht überlastet gewesen sei, so das Autorenteam.
Die Ergebnisse des deutschen Intensivregisters sollten Ärzten eine Warnung sein, so Prof. Dr. Christian Karagiannidis vom Klinikum Köln-Merheim und Koautoren. Möglicherweise werde die Indikation zu ECMO in Deutschland weiter gestellt als in anderen Ländern, mit bedingt durch finanzielle Fehlanreize der Vergütung. Es sei ein umfassendes zentrales Register in Deutschland erforderlich, auf dessen Basis sich klinische Ergebnisse der ECMO und die Versorgungsqualität differenziert beurteilen ließen.
COVID-19: Abschätzung der Mortalität anhand der viralen RNA
Trotz der Fortschritte bei der Behandlung von COVID-19 ist es für die Ärzte schwierig, Patienten zu identifizieren, die am meisten gefährdet sind ? und die von einer Maximaltherapie profitieren könnten. Ein von Forschern der Université de Montréal, Kanada, entwickeltes statistisches Modell verwendet virale RNA von SARS-CoV-2 als Biomarker im Blut, um Patienten zu identifizieren, bei denen das Risiko, an COVID-19 zu sterben, am höchsten ist.
Anhand von Blutproben, die 279 Patienten während ihres Krankenhausaufenthalts wegen COVID-19 entnommen wurden und deren Schweregrad von mäßig bis kritisch reichte, maß das Team die Mengen an Entzündungsproteinen und suchte nach auffälligen Parametern.
Gleichzeitig bestimmten Forscher die Menge an viraler RNA und an Antikörpern gegen das Virus. Die Proben wurden 11 Tage nach Auftreten der Symptome entnommen. Die Patienten wurden danach mindestens 60 Tage lang beobachtet.
Wenig überraschend standen eine schwache Antikörperantwort und eine verstärkte Bildung von Zytokinen mit einem hohen Sterberisiko in Verbindung. Noch deutlich stärker war die Assoziation mit der Konzentration der Virus-RNA im Serum.
?Die Kombination aus viraler RNA sowie dem Alter und dem (männlichen) Geschlecht des Patienten lieferten den besten Vorhersagewert?, so die Autoren. Die Stärke der Virusreplikation sei ein entscheidender Parameter, wenn nicht sogar der wichtigste.
Charité: Wie die Lunge durch COVID-19 vernarbt
SARS-CoV-2-Infektionen können die Lungen von Patienten mit schwerem COVID-19 weit über die Dauer ihrer Erkrankung schädigen. Wissenschaftler der Charité haben jetzt zusammen mit Kollegen Lungen verstorbener COVID-19-Patienten anhand mikroskopischer Aufnahmen analysiert. Dabei fanden sie typische Merkmale einer Fibrose wie zerstörte Lungenbläschen, verdickte Wände und Kollagen-Ablagerungen. Alles deutet auf das sogenannte fibroproliferative akute Lungenversagen ARDS hin.
Der Grund für dieses Phänomen war zunächst unklar ? vor allem, weil Lungenversagen bei COVID-19 typischerweise erst in der 2. oder 3. Woche nach Symptombeginn auftritt, wenn die Viruslast schon stark gesunken ist. Damit, so die Hypothese, muss ein nachgelagerter Mechanismus von Bedeutung sein.
Methoden der Einzelzellanalyse zeigten, dass sich in der Lunge von COVID-19-Patienten, die ein Lungenversagen entwickeln, vor allem Makrophagen ansammeln, ähnlich wie bei Patienten mit idiopathischer Fibrose.
In der Zellkultur zeigten Forscher, dass SARS-CoV-2 die Fresszellen so beeinflusst, dass sie den Fibrose-Prozess möglicherweise triggern. Im Experiment isolierten sie Vorläufer von Makrophagen aus dem Blut gesunder Probanden und versetzten sie mit SARS-CoV-2. Analysen des Proteoms der Fresszellen folgten. Dabei zeigte sich, dass die Immunzellen verstärkt Botenstoffe produzierten, welche den Vernarbungsprozess in der Lunge triggern, vergleichbar mit der idiopathischen Lungenfibrose. Dieser Effekt trat nicht auf, wenn Forschende die Vorläuferzellen mit Influenza-Viren stimulierten.
Dennoch scheint es einen entscheidenden Unterschied zu geben. Bei COVID-19 gelingt es dem Körper, Schäden zu einem gewissen Maße selbst zu reparieren. Wie es dazu kommt, wollen Forscher im nächsten Schritt untersuchen.
Heute meldet das Robert Koch-Institut 73.209 Neuinfektionen innerhalb der letzten 24 Stunden. Letzten Donnerstag waren es 75.961 Fälle. Die 7-Tage-Inzidenz verringerte sich leicht auf 439,2 Fälle pro 100.000 Einwohner. Gestern lag der Wert noch bei 442,9. 388 weitere Menschen sind in Zusammenhang mit COVID-19 gestorben (Vorwoche: 351). Als 7-Tage-Hospitalisierungsinzidenz nennt das RKI 5,61 Fälle pro 100.000 Einwohner, Stand 1. Dezember. Am Tag zuvor lag der Wert bei 5,73.
Laut DIVI-Intensivregister waren am 1. Dezember 4.690 Patienten in intensivmedizinischer Behandlung, 54 mehr als am Vortag. Aktuell sind 803 Betten im Low-Care- und 1.513 im High-Care-Bereich frei. Hinzu kommen 304 freie ECMO-Behandlungsplätze.
Scholz-Appell und geplante Maßnahmen der Politik
Unterschiedliche Wirksamkeit von Impfstoffen bei Frauen und Männern
ECMO: Mortalität in Deutschland liegt mit 68% vergleichsweise hoch
COVID-19: Abschätzung der Mortalität anhand der viralen RNA
Charité: Wie die Lunge durch COVID-19 vernarbt
Scholz-Appell und geplante Maßnahmen der Politik
Angesichts der Entwicklung haben sich Politiker beim heutigen Bund-Länder-Treffen dafür ausgesprochen, unabhängig von der Inzidenz im Einzelhandel die 2G-Regelung einzuführen. Das gilt auf für Kultur- und für Freizeitveranstaltungen. Clubs und Diskotheken werden ab einer 7-Tage-Inzidenz von 350 Infektionen pro 100.000 Einwohner geschlossen. Der Verkauf von Böllern und Feuerwerk zu Silvester wird erneut verboten. Zahnärzte, Apotheker und Pflegefachkräfte sollen künftig ebenfalls gegen COVOD-19 impfen. Und Zusammenkünfte für Ungeimpfte beschränken sich nun auf den eigenen Haushalt sowie auf höchstens 2 Personen eines weiteren Haushalts.
Ein besonderer Impfappell kam diese Woche vom designierte Bundeskanzler Olaf Scholz. Er nutzte beim Fernsehsender Pro7 in einer Sendung von Joko und Klaas die Gelegenheit für eine eindringliche und emotionale Rede (Video siehe YouTube ab Minute 11.00), um die Bevölkerung zum Impfen zu motivieren. Bis Weihnachten wolle er ?bis zu 30 Millionen Impfungen in die Oberarme? bekommen ? sei es als Erstimpfung oder als Booster: ?So kriegen wir es hin, die vierte Welle zu brechen.?
Unterschiedliche Wirksamkeit von Impfstoffen bei Frauen und Männern
Neue Daten gibt es zur Wirksamkeit von Impfstoffen. Auf seiner Website hat das Texas Research Institute Daten zu alters- und geschlechtsabhängigen Faktoren publiziert. Die Studie ist zur Veröffentlichung im Journal of Medical Biochemistry angenommen worden.
Wissenschaftler fanden heraus, dass die Gesamtantikörperspiegel gegen SARS-CoV-2 zwischen einzelnen Altersgruppen, aber auch zwischen Männern und Frauen variierten. So wiesen Personen unter 65 Jahren in den 6 Monaten nach der Impfung mehr als doppelt so hohe Antikörperspiegel auf wie Personen über 65 Jahren. Frauen wiederum hatten höhere Antikörperspiegel als Männer, insbesondere Frauen unter 65 Jahren. ?Wichtig ist jedoch, dass die Antikörperspiegel nach 6 Monaten bei allen Studienteilnehmern um mehr als 50% gegenüber dem Höchstwert gesunken waren?, schreiben die Autoren.
Ihre Ergebnisse basieren auf einer Gruppe von 787 Beschäftigten des Gesundheitswesens in Verona, Italien, die 2 Dosen des Impfstoffs von BioNTech/Pfizer erhalten hatten. Das Alter der Teilnehmer lag zwischen 21 und 75 Jahren. Ihre Antikörperspiegel wurden vor der Impfung, nach der 2. Dosis sowie 1, 3 und 6 Monate nach der 2. Impfung gemessen.
Als Hypothese formulieren die Autoren, dass Geschlechtsunterschiede mit Hormonen zu tun haben könnten. Testosteron, dessen Spiegel bei Männern bekanntlich höher ist, unterdrückt das Immunsystem, während Östrogen, das bei Frauen höher ist, Immunreaktionen verstärkt. Außerdem befinden sich einige Gene, die für bestimmte Immunproteine kodieren, auf dem X-Chromosom, und da Frauen 2 X-Chromosomen haben, könnte dies zur Steigerung der Immunaktivität beitragen.
ECMO: Mortalität in Deutschland liegt mit 68% vergleichsweise hoch
Die Sterblichkeit von COVID-19-Patienten, die in Deutschland mit einer ECMO behandelt werden, ist mit 68% höher als im internationalen Durchschnitt, wie Univadis auf Basis mehrerer Veröffentlichungen berichtet.
Grundlage der Analyse sind Daten aller in Deutschland von Anfang März 2020 bis Ende Mai 2021 per ECMO behandelten COVID-19-Patienten aus allen 213 intensivmedizinischen Abteilungen mit ECMO-Einheiten. Bei 3.397 Patienten, sie waren durchschnittlich 57 Jahre alt (+/- 11 Jahre), erfassten Forscher die Sterblichkeit. Alle Personen wurden von März 2020 bis Mai 2021 stationär therapiert.
Die Krankenhausmortalität betrug im Analysezeitraum von 15 Monaten 68%. ECMO-Überlebende waren durchschnittlich jünger als Verstorbene (53 vs. 59 Jahre), unabhängig von der pandemischen Welle. Die durchschnittliche Mortalität variierte teilweise stark zwischen verschiedenen Wochen, nämlich zwischen 15% und 75%.
Auch wenn Daten aus dem ELSO-Register aus den USA und Europa Schwankungen im Verlauf einer pandemischen Welle mit einer Mortalität bis zu 51,9% aufzeigten, sind die Überlebensraten international höher als in Deutschland. Dies gelte auch für Phasen der Pandemie, in denen das deutsche Gesundheitssystem nicht überlastet gewesen sei, so das Autorenteam.
Die Ergebnisse des deutschen Intensivregisters sollten Ärzten eine Warnung sein, so Prof. Dr. Christian Karagiannidis vom Klinikum Köln-Merheim und Koautoren. Möglicherweise werde die Indikation zu ECMO in Deutschland weiter gestellt als in anderen Ländern, mit bedingt durch finanzielle Fehlanreize der Vergütung. Es sei ein umfassendes zentrales Register in Deutschland erforderlich, auf dessen Basis sich klinische Ergebnisse der ECMO und die Versorgungsqualität differenziert beurteilen ließen.
COVID-19: Abschätzung der Mortalität anhand der viralen RNA
Trotz der Fortschritte bei der Behandlung von COVID-19 ist es für die Ärzte schwierig, Patienten zu identifizieren, die am meisten gefährdet sind ? und die von einer Maximaltherapie profitieren könnten. Ein von Forschern der Université de Montréal, Kanada, entwickeltes statistisches Modell verwendet virale RNA von SARS-CoV-2 als Biomarker im Blut, um Patienten zu identifizieren, bei denen das Risiko, an COVID-19 zu sterben, am höchsten ist.
Anhand von Blutproben, die 279 Patienten während ihres Krankenhausaufenthalts wegen COVID-19 entnommen wurden und deren Schweregrad von mäßig bis kritisch reichte, maß das Team die Mengen an Entzündungsproteinen und suchte nach auffälligen Parametern.
Gleichzeitig bestimmten Forscher die Menge an viraler RNA und an Antikörpern gegen das Virus. Die Proben wurden 11 Tage nach Auftreten der Symptome entnommen. Die Patienten wurden danach mindestens 60 Tage lang beobachtet.
Wenig überraschend standen eine schwache Antikörperantwort und eine verstärkte Bildung von Zytokinen mit einem hohen Sterberisiko in Verbindung. Noch deutlich stärker war die Assoziation mit der Konzentration der Virus-RNA im Serum.
?Die Kombination aus viraler RNA sowie dem Alter und dem (männlichen) Geschlecht des Patienten lieferten den besten Vorhersagewert?, so die Autoren. Die Stärke der Virusreplikation sei ein entscheidender Parameter, wenn nicht sogar der wichtigste.
Charité: Wie die Lunge durch COVID-19 vernarbt
SARS-CoV-2-Infektionen können die Lungen von Patienten mit schwerem COVID-19 weit über die Dauer ihrer Erkrankung schädigen. Wissenschaftler der Charité haben jetzt zusammen mit Kollegen Lungen verstorbener COVID-19-Patienten anhand mikroskopischer Aufnahmen analysiert. Dabei fanden sie typische Merkmale einer Fibrose wie zerstörte Lungenbläschen, verdickte Wände und Kollagen-Ablagerungen. Alles deutet auf das sogenannte fibroproliferative akute Lungenversagen ARDS hin.
Der Grund für dieses Phänomen war zunächst unklar ? vor allem, weil Lungenversagen bei COVID-19 typischerweise erst in der 2. oder 3. Woche nach Symptombeginn auftritt, wenn die Viruslast schon stark gesunken ist. Damit, so die Hypothese, muss ein nachgelagerter Mechanismus von Bedeutung sein.
Methoden der Einzelzellanalyse zeigten, dass sich in der Lunge von COVID-19-Patienten, die ein Lungenversagen entwickeln, vor allem Makrophagen ansammeln, ähnlich wie bei Patienten mit idiopathischer Fibrose.
In der Zellkultur zeigten Forscher, dass SARS-CoV-2 die Fresszellen so beeinflusst, dass sie den Fibrose-Prozess möglicherweise triggern. Im Experiment isolierten sie Vorläufer von Makrophagen aus dem Blut gesunder Probanden und versetzten sie mit SARS-CoV-2. Analysen des Proteoms der Fresszellen folgten. Dabei zeigte sich, dass die Immunzellen verstärkt Botenstoffe produzierten, welche den Vernarbungsprozess in der Lunge triggern, vergleichbar mit der idiopathischen Lungenfibrose. Dieser Effekt trat nicht auf, wenn Forschende die Vorläuferzellen mit Influenza-Viren stimulierten.
Dennoch scheint es einen entscheidenden Unterschied zu geben. Bei COVID-19 gelingt es dem Körper, Schäden zu einem gewissen Maße selbst zu reparieren. Wie es dazu kommt, wollen Forscher im nächsten Schritt untersuchen.
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Für einen demokratischen vereinigten Sudan!
che2001, 17:17h
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