*c/o ADW, Postfach 5328, D - 79020 Freiburg, *
*Tel. (0049) 0761 - 2088408 - Fax (0049)0761 – 709866*
Zum Prozessausgang beim Landgericht Dessau halten wir fest:
Der Ausgang der Justizverfahrens kommt nicht unerwartet. Ein Mann
verbrennt in der Zelle, die angeklagten Polizisten werden
freigesprochen. Zeitgleich wird in Bremen ein Arzt freigesprochen, der
einen tödlichen Brechmitteleinsatz zu verantworten hatte.
Im Verfahren in Dessau wie auch in anderen Justizprozessen sind
zahlreiche Widersprüche aufgedeckt worden und offen geblieben (vgl.
Bericht des Rechtsanwalts Rolf Gössner, von Proasyl beauftragt, das
Verfahren in Dessau zu beobachten, vgl.
_www.proasyl.de/de/presse/index.html_
<http://www.proasyl.de/de/presse/index.html>)
Die These, Oury Jalloh sei umgebracht worden, ist bislang nicht
widerlegt worden. Allerdings wird sich keine deutsche Justiz zu dieser
Einsicht durchringen können.
Aus diesem Grund ist eine vielfach geforderte unabhängige Kommission zur
Aufdeckung dieser Ereignisse unabdingbar.
Schließlich ist auch festzuhalten, dass eine Untersuchung derartiger
Ereignisse voraussetzt, dass die Fehler schon stattfanden.
Vor dem Landgericht Freiburg werden im Frühjahr zwei Verfahren
stattfinden, in deren Mittelpunkt zwei Migranten stehen, die von der
Polizei in Freiburg misshandelt worden sind. Dazu gehört auch die
Geschichte mit dem Polizeihund, der auf einen Mann afrikanischer
Herkunft losgelassen wurde.
... link (0 Kommentare) ... comment
Der 74jährige Vassilikos wurde durch seinen 1966 verfassten dokumentarischen Roman „Z – Die Orgie der Macht“ berühmt, der die staatlich gedeckte Ermordung des progressiven Parlamentsabgeordneten Grigoris Lambrakis am 22. Mai 1963 nach einer Friedenskundgebung in Saloniki durch zwei Faschisten behandelt und später von dem Regisseur Costa-Gavras verfilmt wurde. Vassilikos war lange Zeit Vorsitzender des griechischen Schriftstellerverbandes und von 1996 – 2005 Botschafter bei der UNESCO.
Interessantes Detail am Rande: Der gegenwärtige Ministerpräsident und Parteichef der rechten Nea Demokratia, Kostas Karamanlis, ist ein Neffe des für den damaligen Mord zumindest mitverantwortlichen Regierungschefs Kostatinos Karamanlis.
„Wir haben auf die Gelegenheit gewartet, um zu explodieren.“
Interview mit Vassilis Vassilikos
Vassilis Vassilikos, vor 30 Jahren haben sie in dem Roman „Z – Orgie der Macht“ beschrieben, wie es, ausgehend von einem Mord, zu einem Staatsstreich kommen konnte ((aus dem das reaktionäre Obristenregime von 1967 bis 1974 hervorging)). Auch heute ist ein Mord der Funke. Wohin wird er führen?
„Sie sehen es. Es ist ein ganzer Baum, der brennt. Jedes Feuer beginnt mit einem Funken und der Auslöser ist heute der Tod von Alexis Grigoropoulos. Das, was die Jugendlichen – und nicht nur seine 15jährigen Altersgenossen – mobilisiert, ist all das, was in den letzten Jahren geschehen ist und ein negatives Klima in der Gesellschaft geschaffen hat.“
Also nicht nur die Finanzkrise?
„Die zählt mit Sicherheit auch zu den Ursachen, aber davor kommt noch der Immobilienskandal, in den das Kloster Vatopedi auf dem Berg Athos verwickelt ist. Und die gefälschten Prozesse, mit Richtern, die ihre Entscheidungen entsprechend den politischen Spielen ändern. Und der versuchte Selbstmord des dreisten Generaldirektors des Kultusministeriums, der die EU-Subventionen verwaltet und die Grundstücke in der Nähe der archäologischen Stätten zu Schleuderpreisen verscherbelt hat. Dann das Rentengesetz und der Beschluss der Regierung, 28 Milliarden Euro an Hilfsgeldern für die Banken bereitzustellen und nicht für die Menschen, die Probleme haben, sich Lebensmittel zu kaufen.“
Ist das also das Unterholz, das für den Brand bereit ist?
„Ja, die Griechen hatten seit langem die Neigung, sich zu erheben, aber es fehlte der Auslöser. Als sie ihn fanden, haben alle trockenen Zweige Feuer gefangen.“
Sehen Sie Analogien zur Pariser Banlieue, in der es nach zwei Morden brannte?
„Nein, hier gibt es kein Einwandererproblem. Das ist eine innere Angelegenheit der griechischen Gesellschaft. Niemand hatte erwartet, dass die Revolte solche Ausmaße annimmt.“
Und die Anarchisten?
„Die profitieren von der Gelegenheit, um zu zerstören, aber sie sind nicht der Motor.“
Und der Staat? Warum reagiert er nicht?
„Der ist paralysiert. Er hat Angst vor einem weiteren Zwischenfall, vor einem weiteren Toten. Deshalb gehen die Polizisten zu den Demonstrationen auf Distanz.“
Gibt es Parolen?
„Eine gibt es: ‚Alexis lebt, Alexis führt uns!’ Im Augenblick existiert keine politische Führung, die die Linie vorgibt. Es protestieren die Jugendlichen aller Schulen, egal ob sie links, rechts oder Mitte sind. Das ist eine spontane Revolution gegen das System im Allgemeinen und vielleicht auch gegen Bush.“
Fordert niemand den Sturz der Mitte-Rechts-Regierung von Costas Karamanlis?
„Im Moment nicht. Das ist keine politische, sondern eine soziale Revolte. Auf der Straße ist die Generation derjenigen, die 700 Euro im Monat verdienen und diejenige, die weiß, dass sie nur noch gut 500 Euro haben wird.“
Sie haben in Ihrem Leben viele Dinge erlebt. Wie beurteilen Sie diesen Moment?
„Das ist ein schwerer Moment für Griechenland, auch weil noch nicht klar ist, wohin das führt. Alles ist neu, nichts ist so ähnlich wie vor 30 Jahren. Die Technologien haben alles verändert. Das hier ist keine virtuelle Revolution, aber es waren die E-Mails und die SMS, mit denen die Revolte so schnell ins ganze Land getragen und das Signal gegeben wurde: ‚Steht auf! Rebelliert!’ Und jetzt fragen wir uns alle, was in den kommenden Tagen passieren wird. Noch gibt es keine Köpfe, aber die werden – genau wie im Mai 68 – sehr schnell kommen.“
... link (2 Kommentare) ... comment
http://netbitch1.twoday.net/stories/5375046
und fragt sich, ob mit den Unruhen in Griechenland die Möglichkeit der Revolution in Zeiten der Finanzkrise wieder auf die Tagesordnung oder zumindest in den Bereich des Möglichen rückt. Da stellt sich zunächst die Frage, wohin uns diese Finanzkrise bisher geführt hat und ob diese eine Krise des Kapitalismus an sich darstellt. Tatsache ist ja, dass die mikroelektronische Revolution, deren Wurmfortsatz die Dotcomblase darstellte, nachdem bereits die durch die Computerisierung bewirkte Gesamtrationalisierung der kapitalistischen Produktionsweise weitgehend abgeschlossen war, den grundsätzlichen Binnenwiderspruch des Systems nicht zu lösen vermochte. Die Menge der Waren explodierte, die der benötigten lebendigen Arbeit implodierte. Da bot die Liberalisierung der Finanzmärkte und die monetaristische und auf Deregulierung abzielende Wirtschafts- und Sozialpolitik scheinbar einen Ausweg: Das Kapital, das in der Realwirtschaft sich nicht mehr sinnvoll rentabel investieren ließ, wich erst in eigentlich unproduktive Bereiche aus, wurde in Fußballvereine, Eventbusiness, neugegründete Publikumszeitschriften usw. investiert, dann in neue Medien und IT-Firmen mit z.T. buntschillernd-fragwürdigen Geschäftsmodellen und zuletzt in fiktives Kapital. Mit Derivaten, organisierten Wetten auf die Kursentwicklung von Aktien usw. rückten hochspekulative Möglichkeiten der Kapitalvermehrung in den Fokus der Wertschöpfung. Das fiktive Kapital wurde zu einer Art Basisindustrie weltweiter Kapitalverwertung (auch zur Refinanzierung produzierender Industrien z.B. über Hedgefonds). Im Platzen der Finanzblase zeigt sich das kumulierte und bislang nicht direkt an reale Kaufkraft gekoppelte Krisenpotenzial, das seit den späten 1970ern angestaut wurde. Das bedeutet aber: Staatliche Rettungsprogramme für bankrottierende Banken oder Autokonzerne vermehren nur das fiktive Kapital. Billionenpakete zur Stabilisierung der Weltwirtschaft operieren mit Geldern, die real gar nicht vorhanden sind. Sie sind so etwas wie Wechsel, die hoffentlich nicht eingelöst werden, denn zur Einlösung ist nicht genug Substanz da. Ich fürchte, dass die "Rettungsprogramme" nicht Anderes sind als das Aufpumpen einer noch gigantischeren Blase, auf deren Platzen eine noch gigantischere Katastrophe folgen wird. Wie die ZEIT schreibt, stellen die derzeitigen Konjunktur- und Stabilisierungsprogramme die größte Wette der Wirtschaftsgeschichte dar. Was passiert, wenn die Wette verloren wird?
Die militanten Auseinandersetzungen in Griechenland sind meiner Meinung durch die Kulmination von besonders eklatanter Misswirtschaft (schon Asterix wusste: "Demonstratos, der Fremdenführer erwähnt, Geld könne bei seinem Vetter Zehnprozentos umgetauscht werden. Der Wagenlenker des „Reisebusses“ sei sein Vetter Mietkarros. Untergebracht würden die Touristen in der Herberge seines Vettern Plexiglas, gegessen werde im Restaurant seines Vettern Bratensos, und auf die Pferde, die den Wagen ziehen, sei absolut Verlass: Alles Vettern!"), extremer Jugendarbeitslosigkeit bei hohem Ausbildungsstand junger Leute, einer schon immer extrem brutalen Polizei und einer aufgrund der Erfahrung der Obristen-Diktatur sehr militanten und kompromisslosen radikalen Linken bedingt, zu der nun die Weltfinanzkrise hinzukam, als das alles dramatisch verschärfende Komponente. Die Todesschüsse auf einen jugendlichen Demonstranten waren nur der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte. Die 67er Revolte wurde in Deutschland durch die Erschießung von Benno Ohnesorg ausgelöst, weil andere Determinanten dazu passten. In beiden Fällen war der Tod eines Demonstranten nicht Ursache, sondern Katalysator. Es dampfmaschint, wenn das Zeitalter der Dampfmaschine gekommen ist.
Ob also Unruhen wie in Griechenland Begleitumstände einer schmerzhaften Umorganisierung des bisherigen Kapitalismus sind oder schon Vorboten eines Umsturzes wird sich in den nächsten Jahren herausstellen. Revolutionäre Situationen entstehen aus Anspruchshaltungen der Massen, die sich nicht befriedigen lassen und Intransigenz, d.h. Unmöglichkeit eines Krisenmanagements. Warten wir mal ab.
... link (89 Kommentare) ... comment
http://www.stattweb.de/baseportal/NewsDetail&db=News&Id=4180
... link (0 Kommentare) ... comment
http://che2001.blogger.de/stories/1194658/
... link (1 Kommentar) ... comment
https://prodomo.50webs.net/9/der_kampf_geht_weiter.html
Etwas zu idealtypisch allerdings, wie alles, was aus der antideutschen Ecke kommt, ist das alles holzschnittartig vereinfacht. Dass Detlef Hartmann ein unorthodoxer Marxologe ist, der an den Marxorthodoxen kritisiert, dass Marx kein Marxist gewesen wäre und kein Leninist geworden wäre kommt hier nicht vor. Die Frontstellung Leben vs. Maschine und Subjektivität vs. kapitalistische Zweckrationalität ist für Hartmann Ergänzung zur Werttheorie und zur Entwicklung des tendenziellen Falls der Profitrate. Stehen bei den Wertkritikern nur und ausschließlich die Bewegungsgesetze des Kapitals im Vordergrund, so ist dies im wahrsten Sinne zu Kurz gedacht. Bei den Materialien und Autonomie steht die proletarische Subjektivität im Vordergrund, weil ihrer Auffassung nach noch immer Klassenkämpfe der Motor der Geschichte sind. Der Begriff des Klassenkampfs ist hier sehr weit gefasst. Noch Krankfeiern, Werksabotage, maximales Ausnutzen von Urlaubsrgelungen und Kuren gelten als (wünschenswerte) Selbstbehauptung von Eigen-Sinn, die in einem extrem multifaktoriellen Modell neben offenen Kämpfen im Weltmaßstab die Kapitalentwicklung und -Entfaltung immer wieder blockieren und daher Dinge wie die neoliberale Offensive überhaupt erst nötig machen. Diese historisch-materialistische Seite der Materialien kommt bei Prodomo nicht vor.
Wie auch, sie würde der denunziatorischen Stoßrichtung des Artikels zuwiderlaufen. Die Einordnung der Shoah in die allgemeine NS-Bevölkerungspolitik, zu der auch die "Euthanasie", die Zwangssterilisierung der "Rheinlandbastarde" (Nachkommen schwarzer und arabischer französischer und belgischer Soldaten und deutscher Frauen) und die geplante Verschiebung und Neuzusammensetzung der gesamten Bevölkerung Osteuropas im "Generalplan Ost" gehören bedeutet, die schon von Horkheimer und Adorno beschriebene Angelegtheit der NS-Verbrechen in der instrumentellen Vernunft und der kapitalistischen Rationalität in der praktischen Umsetzung zu analysieren.
Die Shoah wird zur extremsten Steigerung der industriellen Ausbeutung der menschlichen Arbeitskraft buchstäblich bis auf die Knochen. Für Kettner liegt in dieser Sichtweise eine Relativierung der Shoah. Jeder Versuch, diese rational aus der Verwertungslogik des Kapitals zumindest des nationalsozialistischen Deutschlands zu betrachten gilt hier als Verharmlosung des Antisemitismus und damit letztendlich als eine Sichtweise, die selber mit strukturellem Antisemitismus einhergeht.
Ich würde in diesem Zusammenhang ja mal die Frage aufwerfen, ob diese rein moralisch bzw. quasi theologisch argumentierende grundsätzliche Ablehnung, über eine kapitallogische Begründung der Shoah nachdenken zu dürfen, nicht ihrerseits nichts Anderes ist als eine Verharmlosung der destruktiven Impulse im Kapitalismus, zumindest in seiner imperialistischen Form.
Kettner scheut nicht davor zurück, den Matrialien für einen neuen Antiimperialismus und hier besonders Detlef Hartmann Antisemitismus zu unterstellen, Beleg: Das Kapitel "Das US-imperialistische System von Bretton Woods als Vollstrecker der nationalsozialistischen neuen Ordnung" in der Autonomie 14. Der Titel selbst wird als Beleg für die bei Antiimps verbreitete Gleichsetzung von US-Imperialismus und Nationalsozialismus und die Denunzierung Israels als "faschistischer Staat" genommen. Nur steht das da gar nicht drin, das Kapitel beschäftigt sich empririsch mit der Adaption von NS-Wirtschaftsplanung zur ökonomischen Inwertsetzung des Balkans aus den 30er Jahren durch Strategen von Weltbank, IWF und Rockefeller-Stiftung in der Nachkriegszeit zur Organisation westlicher Entwicklungspolitik, ein Strang, der später von Susanne Heim und Ulrike Schaz in dem Band "Berechnung und Beschwörung" zur Bevölkerungspolitik aufgegriffen wurde, in dem diese die vor allem in den 60er und 70er Jahren betriebenen Massensterilisationen z.B. in Indien als Anknüpfung an NS-Eugenik begriffen. Eines zeigt Kettner deutlich: Er ist nicht in der Lage, historische Werke als historische Werke zu lesen. Die Frage, ob Alys Ansatz für die Geschichtswissenschaft Erklärungswert hat, und wenn das nicht der Fall wäre, welcher Ansatz stattdessen, wird von ihm gar nicht erst gestellt.
Stattdessen geht es ihm um moralische Denunzierung - Aly betreibt Holocaust-Relativierung, Hartmann argumentiere antisemitisch, also ist der ganze neue Antiimperialismus, genauso wie der "alte" Antiimperialismus der Antiimps strukturell antisemitisch. Das Ganze wird dann nicht politisch erklärt, sondern küchenpsychologisch: Aly bedient über die Jahrzehnte immer wieder die Gemütslage der 68er, die, ebenso wie "die Linken", als ein monolitihisches Kollektiv ohne innere Widersprüche oder Konflikte gesehen werden. "Wenn die Kränkung noch frisch ist, dann kann man die Chancen dieses Interpretationsangebots noch nicht wahrnehmen. Vielleicht werden sie es eines Tages verstehen und es ihm danken." ---- Ein solcher Satz negiert in diesem Kontext, dass politische Theoriebildung außerhalb psychohygienischer Funktionen überhaupt einen Sinn hätte. Dass Aly heute zu einem bedingungslos affirmativen Apologeten des postmodernen Kapitalismus geworden ist, der den Antideutschen ziemlich nahe steht, während Hartmann&GenossInnen unverändert sozialrevolutionäre Positionen vertreten, dass wird von ihm völlig unterschlagen. Für Kettner steht Aly, einer der seltsamsten politischen Umschwenker der deutschen Linken, in einer ungebrochenen Kontinuitätslinie.
QED: Wer sich über die Kerngedanken hinter den Materialien, dem neuen Antiimperialismus oder Hartmann informieren möchte tue das wohl besser hier:
https://projekte.free.de/dada/dada-p/P0000738.HTM
https://www.labournet.de/diskussion/arbeit/aktionen/persp_dh.html
https://www.trend.infopartisan.net/trd1105/t151105.html
... link (61 Kommentare) ... comment
http://www.labournet.de/diskussion/geschichte/birke.html
In diesem Fall bestand diese im Bezug auf die teilnehmende Beobachtung am Streik bei Gate Gourmet. Auch die Frage, was in der sehr viele Schlagworte unerklärt und in höchst dramatisierender Sprache vortragenden Einleitung mit sich selbst neu erfinden bzw. einem gesellschaftlichen Zwang dazu gemeint ist, wird noch viel klarer, sowohl bei neuen Eliten, die sich selbst neu erfinden und viel unhierarchischer und sympathischer wirken, in ihrem tatsächlichen Wirken aber nicht besser sind als die alten Mächtigen, als auch im Anpassungszwang bei den Unterworfenen, die in McKinsey-geschulten Programmen zur Verinnerlichung marktwirtschaftlichen Denkens, schlanker, von eigenverantwortlicher Arbeitsweise geprägter Betriebsstrukturen und Effizienzdenken bis in ihre Gefühlsökonomie hinein angehalten werden. Selbst das Burn-Out-Syndrom wird in therapeuthischen Modellen zur Arbeitseffiziensteigerung sozusagen nach vorne kuriert, um nur ja keine Ursachen außerhalb der Verarbeitungsweise der eigenen Persönlichkeit erkennbar werden zu lassen. Der Mobbing-Gegner hatte mit solchen Strukturen seine speziellen Erfahrungen gemacht.
http://che2001.blogger.de/stories/349727/
http://che2001.blogger.de/stories/716362/
Hier wird nun deutlich, dass diese nichts mit dem individuellen Verhalten einzelner Vorgesesetzter zu tun haben, sondern im System VW angelegt sind. Dies ist, getreu der Beratungsleistung McKinseys, ein System, das sich selbst transzendieren soll: Mit Autostadt und Auto 5000 macht der Konzern, der selber noch sehr keynesianisch-korporatistisch mit starker Stellung der IGM organisiert ist, sich selber neoliberale Konkurrenz und setzt die Belegschaftskerne unter Druck, das Ganze auch noch teilweise als public private partnership organisiert. Die clusterförmige Organisationsform des postmodernen Kapitalismus, ob in Wolfsburg, Los Angeles, Tel Aviv oder Bangalore überholt die alten Trennungen zwischen Zentrum und Peripherie. Es gibt ebenso die Erste Welt in der Dritten wie die Dritte in der Ersten. Mit Leiharbeit, 1-Euro-Jobs und konzerneigenen privaten Jobvermittlungen werden die working poor auch in der Umgebung traditioneller Hochlohnsektoren eingesetzt und als Spalter des Arbeiterzusammenhalts instrumentalisiert.
Schließlich wird dennoch eine Perspektive auf Widerstand durch Behauptung des Eigen-Sinns erkennbar. Ich möchte jetzt eng an Textauszügen arbeiten, allein schon um der Verständlichkeit willen.
„Nicht eiserner Rationalisierungszugriff charakterisiert exemplarisch die Mitarbeiter der neuen Spitzenunternehmen im Silicon Valley, sondern der sogenannte Googleness-Faktor: Spitzenabschluss einer Spitzenuniversität ja, Führungserfahrung ja, aber keine Grabenkämpfe, kein Machtgehabe. Die Google-Gründer möchten das Universitätsflair erhalten, das sie als Stanford-Zöglinge genossen haben: Die Unbeschwertheit, den Mut, Unerlaubtes zu denken, kindlich neugierig und schlecht angezogen zu sein. Die Spiegel-Berichterstatterin Michaela Schiessel jubelt in ihrem Artikel: „Vielleicht ist das ja das wahre Erfolgsgeheimnis der Firma Google: Alphamännchen müssen draußen bleiben.“
Verfrühter Jubel. In der Transformation der innovativen Technologien und ihres Unterwerfungsmanagements haben sich periodisch immer neue Gestalten des Alphamännches hervorgebracht. Der Google-Typus ist nicht der alte servant of power der tayloristischen Stab-Linienhierarchien – Leittypus auch einer neuen Bürgerlichkeit. Google, Yahoo und ihre Konkurrenten stellen derzeit die Upstarts der neuen „social networks“ wie Flickr, Facebook, MYSpace, You Tube in ihren Dienst, deren kreative Innovateure diesem neuen Sozialtypus neue Gestalten und Gesichter geben. Ihr Charakter ist keine Maske. Sie sind die kreativen Unternehmer neuer Initiativen kapitalistischer Bemächtigung im Sinne Schumpeters. Wie sehr es neben Reich- und Herrentum auch der Drang zur Selbstverwirklichung ist, der sie treibt, enthüllt auch ein Bericht über die Eliten von Silicon Valley von Gary Rivlin, den die New York Times kürzlich im Rahmen ihrer Serie über das „Age of Riches, die Junior Mogule“ abdruckte. Nach dem Erfolg machen junge Unternehmer immer weiter, sagt er und zitiert einen am unteren rand der Milliardengrenze angekommenen Jungunternehmer: „Ich wüsste nicht, was ich machen sollte, wenn ich nicht Unternehmen gründen würde. Vielleicht würde ich daran denken, mir die Pulsadern aufzuschneiden.“ Dieser Typus bildet den hegemonialen Kern der „ganz kreativen Klasse“, die Holm Friebe und Sascha Lobo als führendes Element der prekarisierten Intelligenz ausmachen“
- Ob prekarisiert oder tatsächlich mächtig, ob idealtypisches Muster neben anderen, teils ähnlichen, teils alternierenden Möglichkeiten, die Betrachtung typisiert eine Art von Unternehmertum einschließlich einer sich in ihrem ideologischen Schlepptau befindlichen Boheme, die für das digital-neoliberal-deregulierte Zeitalter so archetypisch erscheint wie liberale Bourgeoisie und klassische Boheme sowie keynesianische, teils industrielle, teils bürokratische Elite und in gesellschaftlichen Nischen sich einrichtende Alternativszene für das bürgerliche Zeitalter und die Nachkriegsgesellschaft des wohlfahrtsstaatlichen Kapitalismus. Diese tatsächlichen und vermeintlichen Eliten korrespondieren und wechselwirken mit einem veränderten Proletariat. Längst befasst sich eine Flut von Coaching-Literatur damit, wie Arbeitnehmer dazu gebracht werden können, sich zu „optimieren“ und, selbst angesichts persönlicher Lebenskrisen im Zusammenhang mit Überlastung das für den Job optimale Maximum aus sich herauszuholen, ja, Burnoutsyndrome als Herausforderungen zu betrachten. Das betrifft nicht etwa nur, wie in den Diskussionen zum Burnout in den Achtzigern Manager und Führungskräfte, sondern abhängig Beschäftigte bis zum HartzIV-Empfänger. „Die Komponente der geistigen Erschöpfung bezieht sich vor allem auf eine negative Einstellung im Hinblick auf das Selbst, die Arbeit und das Leben im Allgemeinen. Darunter fällt auch die Tendenz zur Dehumanisierung. Das Bild des idealen Arbeitnehmers mutierte vom angepassten Befehlsausführer hin zum unternehmerisch Mitdenkenden, Verantwortung übernehmenden Quasi-Unternehmer. … Orientiert an diesem Bericht aus der kapitalistischen Propagandaproduktion… bleibt es ein „Defekt“ der Seele unter den nur oberflächlich kritisierten Diktaten postmoderner Selbstoptimierungszwänge. Der Angriffscharakter wird ausgeblendet, der Antagonismus (der Klassenverhältnisse, Anm. d,. Verf) gerät nicht in den Blick und damit auch nicht der unergründliche Rückraum für die Herausbildung neuer Formen des widerständischen Selbst. Meditation, Qigong und Yoga, richtiges Atmen etc. gehören mit zur Rezeptur. Der Bezugsrahmen der wissensökonomischen Offensive leuchtet auch darin auf, dass der "Vertrag mit sich selbst analog einer persönlichen Zielvereinbarung nach dem Management-by-Objectives-Modell" wie im Produktionsbereich und im HartzIV-Fallmanagement zu den Techniken therapeuthischer Selbsteinspeisungspraktiken gezählt werden. Neben und auch angeregt durch Microsoft haben eine reihe weiterer Unternehmen Work-Life-Balance-Coaching in ihre Personalmanagementprogramme aufgenommen.... Der innerbetriebliche Drucl, sich den Coachingprogrammen zu unterwerfen, erschließt dem Wissensmanagement neue Felder - Ressourcen und Labore in einem. hierin berühren und verweben sie sich mit den Strategien der Arbeitsressourcenerschließung im HartzIV-Fallmanagement. In dieser Zuspitzung inmitten der Krankheitssymptomatik der Selbstunterwerfungskrisewird gleichwohl deutlich, was die Geschichte der Klassenauseinandersetzungen - auch im Spiegel ihrer Arbeitspsychologie und Philosophie - imer wieder und nunmehr auf neuem historischen Niveau zeigt: Das Selbst ist nicht operationalisierbar, es sperrt sich in immer neuen Ausdrucksformen gegen die Strategien inwertsetzender Gewalt und Zugriffe."
Am Beispiel des Streiks bei Gate Gourmet umreisst Hartmann dann,wie sich einerseits die McKinsey-induzierten Anpassungs- und Selbsterziehungzwänge anfühlen und wie gerade diese Zwänge zur Reibungsfläche wurden, an der der Widerstand etflammte: "Ob man das glaubt oder nicht: wir haben uns während des Streiks öfter darüber unterhalten: Ich kriege diesen Virus nicht raus. Wenn ich in meiner Küche einen Kaffee koche, dann überlege ich mir schon, welche Wege kann ich sparen, oder welche Sachen kann ich gleich mitnehmen, damit ich nicht dreimal laufe. Das Unterbewusstsein ist soweit festgenagelt, dass du dir jeden einzelnen weg überlegst: Was kannst du damit verbinden, wie kannst du noch optimaler deinen tag durchziehen und das im privaten Bereich - soweit sind wir!....Mit demStreik haben die Arbeiterinnen die Reißleine gezogen. Es ging auch , aber nicht allein um die Löhne. MENSCHENWÜRDE war ein Wort, das fast auf allen Transparenten stand. Im Laufe der Zeit wurden Beziehungen zu den Arbeiter/innen, die gegen Gate Gourmet auf dem Londoner Flughafen Heathrow streikten geknüpft, gegenseitige Besuche organisiert. es wurden Zugänge zu anderen Bereichen gesucht, in denen McKinsey ähnliche rationalisierungsstrategien verfolgt, wie zum Beispiel in Krankenhäusern. Es war der Streik selbst, in dem die Arbeter/innen ihre Menschenwürde zurückeroberten, ihre sozialen Zusammenhänge, ihr individuelles und kollektives Selbst wiederherstellten....Für kurze Zeit gewann das Gestalt, was Walter Benjamin in dem Satz ausdrückte: das Subjekt historischer Erkenntnis ist die kämpfende, unterdrückte Klasse selbst. Es wurde deutlich, dass es keine Wissenschaftlichkeit, kein Gegenstandswissen zu diesen Prozessen geben kann, sondern das die einzige Wissenschaftlichkeit das im Kampf entwickelteGegenwissen ist, das erst die Bedeutung der neuen sozialtechnischen Strategien als Strategien des sozialen Kriegs offenlegt. Es verweist die Wissenschaftlichkeit der Beratungsunternehmen, der Arbeitswissenschaften und -soziologie in den Bereich der Kriegswissenschaften. Es gibt keine idealtypik, keine Paradigmen, diese stellen nur die wechselnde Leitbegrifflichkeit an den beweglichen Fronten der auseinandersetzungen dar. WISSEN ist das aus den Auseinandersetzungen hiermit gewonnene GEGENWISSEN. Es ist das Wissen nicht des Getriebes, sondern des Sands."
... link (1 Kommentar) ... comment
... link (1 Kommentar) ... comment
http://home.pages.at/der-stoerenfried/zeitung/a16/18.htm
Der hier übrigens auch, immer noch:
http://socialistunity.com/
... link (2 Kommentare) ... comment
http://www.sueddeutsche.de/kultur/594/450316/text/
Update hierzu:
http://www.taz.de/1/politik/deutschland/artikel/1/feindbild-muslim-feindbild-jude/
... link (7 Kommentare) ... comment
... link (5 Kommentare) ... comment
http://autismuskritik.twoday.net/stories/5354953
... link (0 Kommentare) ... comment
Dann stellen sie sich mit hölzernen Harpunen dem Kampf so wie einst Captain Ahab in dem berühmten Film. Ein Augenzeuge: "Als das Licht für den Bordfilm ausgeschaltet wurde, miaute die Blondine wie ein Kätzchen und vergrub ihren Kopf genau an der Stelle, durch die der Meeressäuger ein- und ausatmet - es reißt 10 Ruderer in die Tiefe."
Rückkehr um 19 Uhr: Tödlich getroffen hebt der Wal sein Maul aus dem Wasser und posiert schlicht und still fürs Erinnerungsfoto. Dann wollte Chefin Marlene Zinck die Karte bringen. Doch der Rädelsführer winkte ab:"Ich weiß schon, was ich will. Hechtklöße und Riesling Gieselbrecht!"
... link (5 Kommentare) ... comment
... link (5 Kommentare) ... comment
... link (59 Kommentare) ... comment
http://www.nzzfolio.ch/www/d80bd71b-b264-4db4-afd0-277884b93470/showarticle/dea023dd-7b32-4cd0-974b-dfcc248b8e5b.aspx
... link (3 Kommentare) ... comment
... link (11 Kommentare) ... comment
... link (5 Kommentare) ... comment
http://entdinglichung.wordpress.com/2008/11/18/vermischtes-aus-asien/
... link (0 Kommentare) ... comment
... link (1 Kommentar) ... comment
http://www.leere-signifikanten.net/2008/11/23/privat-vor-katastrophe/
... link (1 Kommentar) ... comment
... link (2 Kommentare) ... comment