Samstag, 29. März 2014
Sexuell farbenblind
Ich habe nun mittlerweile ein Alter erreicht, in dem "junger Mann" eine unzutreffende Höflichkeitsfloskel ist, viel erlebt und ein nicht gerade langweiliges Leben geführt. In punkto Liebesleben habe ich, falls da nicht ohnehin alle Türen längst zu sind, einen gewaltigen Nachholbedarf. Oder anders gesagt haben die meisten 20jährigen mir einen Berg an sexueller Erfahrung voraus. Wenn Leute mich fragen, ob ich verheiratet oder in fester Beziehung bin oder ob ich Kinder hätte ist meine innere Reaktion dann auch "will der mich jetzt verarschen?", weil ich unwillkürlich annehme, mensch müsste mir meinen Dauersinglestatus und das weitgehende Fehlen von Partnersex in meinem Leben ansehen. Ich würde dann am Liebsten zurückfragen "wie kommst Du dazu, mir zuzutrauen, dass ich eine Partnerin haben könnte?".

Mir fehlt da eine bestimmte Wahrnehmungsebene komplett, die die meisten anderen Menschen haben. Wenn ich Sex habe geht es normalerweise ohne große Anbahnung, ohne Flirtphase direkt in die Kiste. Klassiker: One-Night-Stands angetrunken nach Parties. Das ganze Drumherum, das Romantische, die Zwischentöne gehen mir weitgehend ab. Ich merke auch nicht, wenn eine Frau hinter mir her ist, ich wüsste außerhalb direkter verbaler Erklärungen wie "ich liebe dich" nicht, wie ich eigenes Begehren zum Ausdruck bringen sollte, ich weiß, dass es reihenweise Situationen gab, in denen ich Frauen abblitzen ließ bzw. zurückwies, was von denen als sehr kränkend erlebt wurde, und ich hatte gar nicht gemerkt, dass die irgendetwas von mir gewollt hatten. Die Welt, in der ich gut zurechtkäme, wäre eine, in der mensch zueinander sagt: "Ich hätte Lust, mit dir zu vögeln, wie sieht es bei dir aus?" und darauf "Ja." oder "Nein." geantwortet wird. Warum ist die Welt nicht so einfach?

... link (31 Kommentare)   ... comment


Dienstag, 18. März 2014
Rhizom zur Situation in der Ukraine
http://rhizom.blogsport.eu/2014/03/17/als-sie-die-kommunisten-holten/

... link (51 Kommentare)   ... comment


Dienstag, 18. März 2014
Eigentlich erfreuen Todesnachrichten ja nicht
aber in DEM Fall:

http://www.bestattung-kremstal.at/detail-parte-31/lang-de/parte-308


Polacek mobilisierte uns alle. Der Erznazi war der Grund dafür, dass Antifa-Kämpfe in Göttingen überhaupt dermaßen eskalierten. Als einer der Anführer des Mosler-Flügels in der FAP, der Kühnen nicht als "Führer der Bewegung" anerkannte, weil er schwul und ergo "Untermensch" war, gehörte er zum alleräußersten rechten Flügel der westdeutschen Neonazis und befeuerte Rechtsterroristen und Mörder. Abgesehen davon, dass meine Kommilitonin Conny Weßmann und der Bundeswehrsoldat Alexander Selchow ohne das Treiben von Karl Polacek nicht getötet worden wären war er spiritus rector für diverse faschistische Gewalttäter, von denen einer in Kroatien in der rechtssterroristischen HOS kämpfte und diverse andere, einer sitzt in Sachsen im Landtag mit Waffen Menschen attackierten, deren Hautfarbe ihnen nicht passte. Es gab in Göttingen mal einen von unseren Leuten abgehörten und veröffentlichten Funkspruch: "Ein ausländischer Mitbürger betritt die Disco. Bin gespannt, wie er wieder rauskommt." Und, wenig später: "Es wurde ein Notarztwagen verständigt. Denke, unser Freund sieht gut aus."

Das damals mehrheitlich Republikaner wählende Zivile Streifenkommando, dessen Mitglieder mir bei Festnahme wegen einer Sprühaktion sagten: "Bei Fluchtversuch machen wir von der Schusswaffe Gebrauch." griff nicht ein, sondern sah grinsend zu.
In einem Haus in der Nähe sahen Leute zu, wie ein Schwarzer nach dem Anderen blutend aus der Disco kam, bis Melanie (Name geändert) zu Thomas (Name geändert) sagte: "Wo ist denn Gerhard?" (Name geändert)

Thomas ging ins Zimmer von Gerhard und sah, wie der (kein Autonomer, sondern FDP-Mitglied, Leutnant und Einzelkampfausbilder der Bundeswehr) gerade einen Karabiner mit Zielfernrohr und Zweibeinstativ auf einen Neonazi anlegte und im Begriff war, abzudrücken, ehe ihm Thomas die Waffe entwandt. Das war die Eskalationsstufe damals.

... link (3 Kommentare)   ... comment


Lampedusa in Hanau
Somalische und eritreische Flüchtlinge, die von der Diakonischen Flüchtlingshilfe im Main-Kinzig-Kreis betreut werden, schließen sich zu einer Initiative zusammen: "Lampedusa in Hanau" setzt sich für eine humanere Flüchtlingspolitik ohne ständige panische Angst vor Abschiebung ein.

Die Augen schauen freundlich, äußerlich erscheint der Mann gelassen. Die Panikanfälle erfassen ihn in der Regel des nachts. Oder wenn Post von einer Behörde kommt. Mustafa A., 42 Jahre alt, stammt aus Somalia. Er hat eine traumatische Flucht, Lagerdasein auf Lampedusa und lange Obdachlosigkeit auf dem italienischen Festland sowie eine Odyssee bis nach Hanau hinter sich. Ihm droht die Abschiebung zurück nach Italien, in die Hoffnungslosigkeit. Denn sein Eilantrag auf ein Asylverfahren in Deutschland wurde abgelehnt. A. gehört zu den mehr als 50 somalischen und eritreischen Flüchtlingen, die von der Diakonischen Flüchtlingshilfe im Main-Kinzig-Kreis betreut werden und die sich in einer Initiativgruppe mit dem Namen „Lampedusa in Hanau“ zusammengeschlossen haben. Sie stellte sich dieser Tage der Öffentlichkeit vor.

Lampedusa-Flüchtlinge
Rund 50 Flüchtlinge aus Somalia und Eritrea sind im Main-Kinzig-Kreis gemeldet. 80 Prozent von ihnen sind Männer. Die meisten leiden an Traumata, schlecht behandelten Wunden, viele von ihnen, Männer wie Frauen, erlitten sexuelle Gewalt.

Sie leben in Hanau, Maintal, Bruchköbel und Freigericht.

Die Forderungen: Keine Abschiebung nach Italien oder Malta, Zugang zu einem fairen Asylverfahren. Freiheit, den Aufenthaltsort zu wählen.

Mustafa A. gehört zu den Gründern der Initiativgruppe. Er wie fünf weitere Schicksalsgenossen und -genossinnen berichten den Hanauern, was sie erduldet haben. Seine Leidensgeschichte als Mitglied einer ethnischen Minderheit eskaliert, als er sich in eine Frau aus einer verfeindeten Bevölkerungsgruppe verliebt und sie heimlich heiratet. Verfolgung und Gewalt zwingen ihn zur Flucht. Durch die Sahara, durch Libyen, schließlich auf einem völlig überfüllten Boot nach Lampedusa. Er wird auf seiner Flucht wiederholt misshandelt, beraubt, betrogen, erlebt Hunger, Durst und rassistische Übergriffe.

Als A. in Italien mit einer dreijährigen Duldung aus dem Flüchtlingslager entlassen wird, ist er völlig auf sich selbst gestellt, ohne Aussicht auf Unterstützung oder die Möglichkeit, seinen Aufenthalt auf Dauer zu legalisieren, sich eine Existenzgrundlage zu schaffen. A. ist gelernter Mechaniker und hat sich selbst Englisch beigebracht. Seit vergangenem November ist er in Hessen und bemüht sich, Deutsch zu lernen.

Für Herwig Putsche, den hauptamtlichen Flüchtlingsberater der Diakonischen Flüchtlingshilfe, ist Mustafa A. einer der Betroffenen, die noch Lebenskraft haben. Er erlebe in seinem Alltag schwer traumatisierte Männer und Frauen, die Grauenvolles erlebt haben, die ärztliche und psychologische Hilfe benötigen. „Die können hier erst mal zur Ruhe kommen“, sagt Putsche. Die Flüchtlinge werden betreut, die Städte und Gemeinden stellen Unterkünfte zur Verfügung, spezialisierte Anwälte stehen den Betroffenen zur Seite und versuchen, ihnen das Bleiben zu ermöglichen.

Der behördliche Ablauf setzt Fristen
Allerdings ist diese Ruhephase nicht von langer Dauer. Weil die europäischen Länder übereingekommen seien, erklärt Putsche, die Flüchtlinge dorthin zurückzuschicken, wo sie erstmals europäischen Boden betreten hätten (Dublin-Verfahren), drohe ihnen die Abschiebung. Alleinstehende Männer wie Mustafa A. gelten nicht als „besonders schutzbedürftig“. Obwohl in Italien oder auch auf Malta, wo ebenfalls viele Boote mit Flüchtlingen landen, grundlegende Versorgungsmängel bestehen. Das würde, betont Putsche, von humanen Hilfsorganisationen immer wieder bestätigt. Immerhin hätten kürzlich drei von ihm betreute Frauen, so Putsche, wegen ihrer Schutzbedürftigkeit positive Bescheide bekommen. Sie könnten jetzt auf ein faires Asylverfahren hoffen.

Doch die Zeit für die Anderen drängt. Der behördliche Ablauf setzt Fristen. Putsche und die Gruppe „Lampedusa in Hanau“ wollen sich für eine humanere Flüchtlingspolitik einsetzen. Und dafür, dass die Flüchtlinge wegen der drohenden Abschiebung nicht ständig in panischer Angst leben müssen. Am liebsten, sagt Putsche, wäre ihm, wenn sich Kirchengemeinden einschalten würden. „Kirchenasyl wäre gut. Das wäre ein Schutz.“


http://www.fr-online.de/zuwanderung-in-rhein-main/fluechtlinge-im-main-kinzig-kreis-hoffnung-auf-leben-ohne-angst,24933504,26577178.html


--

... link (0 Kommentare)   ... comment


Samstag, 15. März 2014
Stuart Hall zum Thema Obama
Durchaus weise Worte, die der Meister hier spricht:


http://www.youtube.com/watch?v=rKm8MW-FdX0

... link (0 Kommentare)   ... comment


Golf GTI -Globaler Transatlantischer Imperialismus
Diesmal allerdings nicht am Persischen Golf, an dem sich 1991 der strategisch entscheidenste Raubkrieg des westlichen Imperialismus ereignete, sondern aktuell in der Ukraine. Es sind ja nicht unschuldige Demokratieforderungen, die sich da äußern, sondern Macht-und Rohstoffinteressen:


http://www.ardmediathek.de/das-erste/monitor/monitor-vom-13-03-2014?documentId=20165074

... link (6 Kommentare)   ... comment


Freitag, 14. März 2014
Erinnerungen an Lampedusa
Ein Bericht aus erster Hand über Flüchtlingsschicksale


http://de.qantara.de/inhalt/erinnerungen-an-die-fluechtlinge-von-lampedusa

... link (0 Kommentare)   ... comment


Freitag, 14. März 2014
Das, was wirklich wichtig ist
Das "Hier.Jetzt.Sofort. Glück" - Gefühl auf dem Gipfel. Das Nichtmehrdenken, den Kopf leer haben, das Gefühl der puren Existenz. Als Klettersteiggeher lebe ich in der Welt des versicherten Risikos, der unriskanten Überhänge, wo die Lebensgefahr suspendiert, aber volle körperliche Leistung gefordert ist, als Alpinkletterer gehe ich hingegen volles Risiko ein, ich riskiere auf einem Grat oder in einer Wand mein Leben. Als Sportkletterer kämpfe ich vor allem gegen den inneren Menschenhund, wie die Wildsau sagen würde. Bei Hochtouren geht es nicht nur um Lebensgefahr, Kondition und Geschicklichkeit, sondern auch um Kälte, dünne Luft und unberechenbare Gefahren wie Lawinen und Steinschlag. Alles zusammen: Es gibt dem Leben Sinn, die Großartigkeit des Erlebnisses und die Möglichkeit, das Leben zu verlieren im Kontext zu erleben. Alles Andere ist ärmlich.

... link (0 Kommentare)   ... comment


Mittwoch, 12. März 2014
Zur CeBIT
Es gab eine Zeit, als ich auf dieser Messe mal einen Stand organisiert hatte und sogar im Zusammenhang mit unserem großen innovativen IT-Unternehmen von Sigmar Gabriel (damals niedersächsischer Ministerpräsident) zum Abendessen eingeladen wurde. Heute betrachte ich vor allem die vorgestellten Produkte mit Befremden, vielleicht stehe ich unter Zukunftsschock, vielleicht bin ich strukturkonservativ. Mit Tablets kann ich nichts anfangen, wenn ich was eintippe, dann über eine Tastatur, und das heißt 30 cm Mindestbreite. Wer mir eine SMS schickt könnte ebensogut einen Postbrief an meine tote Mutter, gerichtet an ihren Grabstein schicken. Ich weiß nicht, wie und wo ich die abrufe, und falls ich aus reinem Zufall mal eine lese weiß ich nicht, wie ich mit Tastenfeldern, wo eine Taste drei Buchstaben bedeuten kann antworten sollte. Meine Antwort auf "Wann kommst Du?" kann also "Reo blub 3" heißen, weil ich es nicht anders hinkriege. Über Apps aus der Cloud kann ich Fachartikel schreiben, weil ich dafür bezahlt werde, wie ich die herunterladen soll weiß ich nicht und will es nicht wissen, frage mich aber, wieso heute niemand mehr seinen Motor wechseln kann -früher holte man sich den vom Schrottplatz.


Demnächst wird bei uns in der Firma die App zum Download von Outlook aufs Smartphone eingeführt. Mir graut davor. Ich bin dann halt aus Kommunikationsprozessen ausgeklinkt. Es könnte für mich ein Grund sein, zu kündigen und in ein weniger modernes Unternehmen zu wechseln. Von mir aus kann diese ganze Tabscheiße unter die Hydraulikpresse.

... link (12 Kommentare)   ... comment


Sonntag, 9. März 2014
Ja, und?
http://rebellmarkt.blogger.de/stories/2377427/




Was Don hier über eine Piratenfrontfrau und ihre Umgebung schreibt ist sicherlich ordentlich recherchiert und dürfte so stimmen. Nur weiß ich nicht so recht, was ich daran skandalös finden sollte. Im Gegensatz zu Netbitch, die das alles als völlig gegenstandslos abtut sehe ich es durchaus als zu den Belangen und Essentials linker Politik gehörig, allerdings aus einer - darf ich mir anmaßen, das zu sagen? - eher altersweisen Perspektive. Als die Grünen ihre erste Parlamentsperiode erlebten waren abenteuerliche Gestalten dabei: Autonome Bauzaunkämpfer, die noch kurz vorher in Brokdorf mit dem Enterhaken gegen die AKW-Festung vorgegangen waren, Ökofundamentalisten, die Subsistenzlandwirtschaft betrieben, Nationalrevolutionäre und Leute, die für die Rechte von Pädophilen eintraten und forderten, diese neben Schwulen und Lesben als weitere sexuelle Minderheit anzuerkennen. Damals erschien ein Cartoon in der Titanic, demzufolge nun auch Pädos bei Quotenregelungen zu berücksichtigen seien. Wenn sich aus der Zivilgesellschaft und den Neuen Sozialen Bewegungen heraus eine neue Partei formiert sind halt viele schräge Leute dabei. So what?

... link (28 Kommentare)   ... comment


Der Frühling naht
Wunderbares Wetter, laue Lüfte, schon im Strandkorb gesessen, und gestern im Park schon zwei Füchse gesehen. Ja, und Frühlingsgefühle kommen auch.

... link (0 Kommentare)   ... comment


Sonntag, 9. März 2014
Powerfrau
Es passt vielleicht dazu, dass heute Weltfrauentag ist. An der Aldi-Kasse stand hinter mir eine kleine schöne Frau mit langen blonden Haaren in schwarzlederner Motorradkluft, Helm überm Ellbogen, schwarzlederne Umhängetasche mit Stachelnieten und Chrombeschlag. Das äußere Erscheinungsbild hätte in einen Heavy-Metal-Plot gepasst, dazu war der Gesichtsausdruck aber viel zu lieb und der Tonfall, in dem sie mit der Kassenfrau kommunizierte zu leise und harmlos.
Altersmäßig wirkte sie wie Anfang Zwanzig, doch ich weiß, dass ich mich da leicht vergallopiere, ich hatte schon mal einen 26 jährige Kundin gefragt, ob sie volljährig sei. Mit dem Altersabstand verschiebt sich die Wahrnehmung, und wir sahen in dem Lebensalter älter aus.
Ich fragte mich, was für eine Karre die wohl fährt, und, male chauvinism eingestanden, dachte da an eine kleine Zweizylinderhonda oder einen Roller. Vor dem Markt stieg sie dann auf eine Suzuki Hayabusa und fuhr mit einer Körperhaltung, zu der mir nur "Wow!" einfällt mit einer ferrariresken Geräuschentwicklung los.

... link (2 Kommentare)   ... comment


Die Angst
Für mich ist die Angst zu einem Katalysator für ein erfülltes Kletterleben geworden. Deswegen mache ich als Sportler vor allem das, was nach Abenteuer und Angst riecht. Ich suche Herausforderungen, bei denen ich beim ersten Gedanken daran spüre, wie der puls steigt, wie die Unruhe in meinem Inneren auflammt und sich mrein gesamter Horizont für eine gewisse Zeit wie in einem Tunnel auf einen kleinen Raum verdichtet. Ich habe keine Todessehnsucht. Im Gegenteil: Ich suche das intensive Leben.

Es gibt in meinem Leben fast nichts Besseres, als ein Wagnis im Gebirge einzugehen, das den Rahmen des bereits Bekannten sprengt. Je weiter weg ich mich vom Bereich der Sicherheit bewege, je mehr ich auf mich selbst angewiesen bin, je größer meine Angst ist, desto intensiver erlebe ich die Momente, in denen ich schließlich auf dem Gipfel ankomme.


Die Angst ist nur dann ein schlechter Berater, wenn man sich nicht mit ihr auseinandersetzt. Der Fehler ist meist, dass man der Angst aus dem Weg geht. Ich will der Angst ins Auge schauen. Denn wenn man den Dingen auf den Grund geht, wird sich auch die richtige Lösung zum Problem finden.

Alexander Huber
Die Angst, Dein bester Freund.


Nach der Methode der Huber-Buam habe ich gelernt, aus einem Sturz Kraft zu ziehen. Wenn ich früher auch nur aus der Übungs-Kletterwand ins Seil stürzte smashte mich der Adrenalinschock so sehr, dass ich noch nicht mal mehr in der Lage war, mich selber aus dem Seil auszubinden, dafür zitterten die Finger zu sehr. Angespornt durch die Methoden der Hubers lernte ich, gerade in der Felswand, im Ernsteinsatz, den Schwung des Sturzes zu nutzen, um auf einen neuen Standplatz zu pendeln oder einen Felsüberhang zu umgehen. Ich war früher fast verzweifelt wegen meiner Unfähigkeit, vor einer Gipfeltour in der Hütte oder im Biwak schlafen zu können - bis ich erfuhr, dass es Alexander Huber und Ines Papert, diesen WeltausnahmebergsteigerInnen, genauso geht. Es gehört dazu, willkommen im Club. Das Abenteuer ist nicht im Zustand der Tiefenstpannung zu haben, es lässt sich nur bestehen, wenn mir die Lebensgefahr ganz unmittelbar bewusst ist.

... link (8 Kommentare)   ... comment


Donnerstag, 6. März 2014
Lampedusa in Hannover
Vor der italienischen, zwischen Sizilien und Afrika gelegenen Insel Lampedusa versinkt am 3. Oktober 2013 ein mit 545 Flüchtlingen völlig überladener Kutter, 366 ertrinken: Menschen aus Eritrea, Somalia, Äthiopien und Syrien, geflohen vor Krieg und Armut, voller Hoffnung auf ein besseres Leben in Europa. Was geschah an jenem Morgen? Was erlebten die Flüchtlinge? Wie reagierten Einwohner, Touristen und Behörden?

Antonio Umberto Riccò hat aus Zeugenaussagen und dokumentarischem Material einen erschütternden Text entwickelt, der unterschiedliche Perspektiven auf die Katastrophe eröffnet und insbesondere die Einwohner von Lampedusa ein dringlich zu Wort kommen lässt. Der italienische Musiker Francesco Impastato hat eigens für dieses Projekt Musik komponiert.

Die Arbeitsgruppe »Unser Herz schlägt auf Lampedusa« gründete sich kurz nach dem Ereignis: eine Gruppe italienischer und deutscher Bürger aus Hannover, die jenseits von tagesaktueller Berichterstattung auf die dramatischen Umstände der heutigen Migrationswelle aus Afrika aufmerksam machen.

Text: Antonio Umberto Riccò

Musik: Francesco IMPASTATO

Szenische Einrichtung: Peter Meinhardt
Im Anschluss an die Lesung findet eine offene Gesprächsrunde mit Gästen statt. Der Eintritt ist frei.
Spenden sind erbeten, sie gehen direkt an die Flüchtlingsorganisationen in Hannover.

Projekt-Charta des Lampedusa-Projekts

siehe auch: www.lampedusa-hannover.de

Termine
30.03. So 11:00
Karten-Hotline

0511.9999 1111
Theaterpädagogik
Kartenbuchungen für Schulklassen bei
Christine Klinke
Tel. 0511.9999 2855
Workshops vereinbaren Sie mit Bärbel Jogschies
Tel. 0511.9999 2851

... link (0 Kommentare)   ... comment


Dienstag, 4. März 2014
Der Kampf um die Subsistenz ? Anmerkungen zu einer hier fast unbekannten Debatte.
Als ich mich hier zum Thema der Subsistenz im Kontext entwicklungs- und migrationspolitischer Debatten äußerte


http://che2001.blogger.de/stories/2375353/#2376153


verstand niemand, was ich eigentlich meinte. Das ist insofern bemerkenswert, als es seit 30 Jahren einen eigenen Theoriestrang gibt, der sich weltweit mit dieser Thematik beschäftigt (z.B. bei den Diskussionen um die Weltwirtschafts- und Weltsozialforen von Davos und Porto Alegre) und seinen Weg von den äußeren linken Rändern (Redaktionsgruppe Autonomie, Wildcat) bis hin in die etablierte Sozial- und Geschichtswissenschaft geschafft hat und dort inzwischen paradigmengebend für verschiedene Forschungsansätze ist. In dem Kontext wurde mir Eskapismus vorgeworfen im Sinne einer Romantisierung von vormodernen Gesellschaftsentwürfen. Das genaue Gegenteil ist der Fall ? ich suche vielmehr sehr empirisch-realitätsorientiert nach Anknüpfungsmöglichkeiten für sozialrevolutionäre Perspektiven, und hierbei ist die Debatte um die Subsistenz eine Schlüsseldebatte. Der Theorieansatz der Materialien für einen Neuen Antiimperialismus ist ja an sich eine Kombination aus marxorientierter (nicht: marxistischer) Geschichtsphilosophie, Max Weber, Dependenztheorie und Foucault. Im absoluten Gegensatz zum Traditionsmarxismus stehen hier drei Fluchtpunkte (oder Betrachtungsweisen) im Vordergrund oder Mittelpunkt, die an Foucaults Kategorie der Bio-Macht anknüpfen und philosophisch eher im Existenzialismus verwurzelt sind, zugleich aber an Diskursen der extremen Linken der 70er und 80er anknüpfen:


1) Der Kampf um das unmittelbare Existenzrecht
2) Subsistenz als Voraussetzung, soziale Kämpfe überhaupt führen zu können
3) Kapitalstrategien gegen das unmittelbare Existenzrecht, gegen die Subsistenz und die Inwertsetzung menschlichen Lebens als Grundlage der Kapitalakkumulation einschließlich der Triage, d.h. Ausmerzung unverwertbarer Existenzformen bis hin zur Vernichtung ?überflüssiger Esser?.

Sowohl die neuere Forschung zum Vernichtungskrieg der Nazis und der Shoah als auch die linke Kritik an westlicher Entwicklungspolitik hat diesem Ansatz sehr viel zu verdanken, die Schriften von Detlef Hartmann, Karl-Heinz Roth, Angelika Ebbinghaus, Susanne Heim und Götz Aly (und, kleineres Licht, von mir) sind ohne die Kenntnis dieses Grundzusammenhangs gar nicht zu verstehen.

Einen Schlüsselansatz lieferten Forschungen des Historikers Ahlrich Meier, der Anfang der 1980er der Frage nachging, ob es strukturelle Ähnlichkeiten zwischen den Brotpreisrevolten oder "Anti-IWF-Riots" in Entwicklungs- und Schwellenländern und den Armutsrevolten des Vormärz, den sog. "Emeuten", Weberaufstand usw. geben würde. Diese Frage wurde in einer Art und Weise bejaht, die Meier selbst sehr erstaunte. Es zeigte sich nämlich, dass nicht nur soziale Zusammensetzung der revoltierenden Bevölkerungsgruppen und die Dynamik der Proteste starke Parallelen aufwiesen, sondern dass ein Faktor bestimmend war, um in Gesellschaften ohne soziale Sicherungssysteme längeranhaltende Sozialproteste überhaupt erst möglich werden zu lassen: Das Vorhandensein rudimentärer Subsistenzwirtschaft neben dem eigenen Dasein als ArbeiterIn oder sonstwie prekär beschäftigte Person. Nun waren in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts die Unterschiede zwischen landlosen Bauern, umherziehendem Bettel und Industrieproletariat noch fließend (das war die Welt von Büchners Woizech, Dickens Oliver Twist und Hugos Les Miserables), die entstehende Industriegesellschaft noch stark agrarisch geprägt - und es war selbstverständlich, dass Arbeiterfamilien nebenher ein wenig Ackerbau betrieben oder Kleinvieh züchteten. In geringerem Umfang sollte dies bis weit ins 20. Jahrhundert der Fall sein, noch bis in die 1960er Jahre. In einer Welt ohne Streikkasse, ohne Sozialversicherung und ohne Krankenkasse sicherte die "nebenberufliche" Subsistenzwirtschaft das unmittelbare Überleben in Notzeiten. Meier stellte fest, dass es, reine Hungerrevolten mal außen vor, immer eine Korrelation zwischen dem Vorhandensein solcher Subsistenzstrukturen und Revolten gab, und umgekehrt eine Strategie des Kapitals, Subsistenzstrukturen zu vernichten.

Dies heißt nun allerdings nicht unbedingt, dass die Vernichtung der Subsistenz durch das Kapital aus der strategischen Einsicht erfolgt, dass fragmentarisch vorhandene Subsistenzstrukturen den Rückhalt für Widerstand eröfnen, sondern aus einem ganz anderen Grunde. Es geht um die Inwertsetzung bisher nicht verwertbarer Strukturen für den Kapitalismus, die Aufbereitung neuen Terrains, um überhaupt Wertschöpfung zu ermöglichen. Ich mache das mal am Beispiel Yugoslawiens fest. Dort gab es auf dem Lande früher, d.h. vor Tito, sehr verbreitet die Zadrugas. Das waren landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaften, zugleich auch Lebenszusammenhänge, in denen es kein Privateigentum an Produktionsmitteln und auch bis auf persönliche Gegenstände wie Kleidung, Schmuck usw. kaum persönliches Eigentum gab. Eine Art archaischer Kommunismus, in mancher Hinsicht frühen Kibbuzim ähnlich, im krassen Gegenteil zu diesen aber nicht als politisches Projekt gedacht, auch nicht demokratisch strukturiert, sondern erzpatriarchal von Sippenältesten geführt und mit Einrichtungen wie der Blutrache. In den Zadrugas wurden Feldfrüchte angebaut und Vieh gezüchtet, die von den Zadrugas selbst wieder konsumiert wurden, es wurde höchstens für den Dorfmarkt verkauft, und eigentlich brauchte man dort kein Geld, Naturaltausch hätte gereicht, bei Geldentwertungen wurde dazu auch übergegangen. Die Zadrugas ernährten sich selbst, wenn auch auf ärmlichem Niveau. Mit ihnen war keine grüne Revolution, keine Modernisierung der Landwirtschaft für die Cash-Crop-Produktion zu haben. In den Dreißiger Jahren entwickelten NS-Ökonomen Strategien zur Modernisierung des Balkan, bei denen die gewaltsame Zerschlagung der Zadrugas und die Einführung moderner Landmaschinen für eine neu zu schaffende Schicht von Großbauern, die sich zunächst einmal über lange Zeiträume zu verschulden hatten um sich die Landtechnik überhaupt leisten zu können im Mittelpunkt stand. Der später real stattfindende Vernichtungskrieg sorgte dafür, dass die Zadruga-Zerschlagungen erstmal ohne ökonomische Modernisierungen stattfanden, das Modell wurde aber z.B. von der Rockefeller-Stiftung als Blaupause für entwicklungspolitische Strategien im Zeitalter der Entkolonisierung nach dem Zweiten Weltkrieg übernommen: Die Zerschlagung von Subsistenzwirtschaftsstrukturen als Motor der schöpferischen Zerstörung traditioneller Agrargesellschaften im Trikont wurde zu einem der Eckpfeiler westlicher Entwicklungspolitik. Die ja keineswegs, wie sie in ihrer eigenen Propaganda behauptete, ein humanitäres Unterfangen war, sondern vielmehr der Aufrechterhaltung der westlich-kapitalistischen Kontrolle über die Ökonomien der nun unabhängig gewordenen ehemaligen Kolonien und ihrem Ausbau als künftige Absatzmärkte für europäische und nordamerikanische Produkte sowie Cash-Crop-Lieferanten dienen sollte. "Entwicklungspolitik" -das war von Vornherein Vernichtung traditioneller Strukturen im Interesse kapitalistischer Erschließung mit der dazugehörigen Vertreibung großer Bevölkerungsgruppen, der Produktion von neuem Hunger und der Vernichtung der überflüssigen Esser.


Wird fortgesetzt.

Hinweis an Willy und Sozi ohne Partei: Das ist hier gerade eine sehr konsequente Foucault-Anwendung in Kombination mit Marx.

... link (18 Kommentare)   ... comment


Samstag, 1. März 2014
Einfach nur süß
Und gemütlich, Katzencontent gibt´s bei mir ja sonst eher selten.

... link (1 Kommentar)   ... comment


Mittwoch, 26. Februar 2014
When our cannons will roar "revolution!"
wünsche ich den GenossInnen in Kurdistan jedenfalls gutes Gelingen.



http://www.youtube.com/watch?v=_r2P_t9-pxs

http://www.youtube.com/watch?v=6F538lZfH1Y

... link (3 Kommentare)   ... comment


Dienstag, 25. Februar 2014
Wer protestierte auf dem Maidan?
Aufschlussreiches über die politische Zusammensetzung der Aufständischen bei Heise:

http://www.heise.de/tp/blogs/8/155912

... link (79 Kommentare)   ... comment