Montag, 19. November 2018
Streifzüge des Bizarrologen, heute: Dekolonisierung durch Yoga, featuring Noah Sow
In hohem Maße verstehe ich mich als Antirassist. Nicht in dem Sinne dass ich eben gegen Rassismus bin sondern im Sinne eines konkreten politischen Engagements und auch einer Zugehörigkeit zu einer politischen Bewegung. So wie es Antifas gibt gibt es halt auch Antiras, was die auszeichnet ist der Anspruch gemeinsam mit Menschen die rassistischer Diskriminierung ausgesetzt sind und insbesondere Geflüchteten zu agieren. Initiativgruppen aus dem bürgerlichen und kirchlichen Spektrum handeln oftmals paternalistisch mit so einer Art wohlwollender Bevormundung, typische Antifas agieren als "Retter und Beschützer", die zur Stelle sind wenn Wohnheime angegriffen werden, entwickeln aber keine gemeinsame Perspektive mit Geflüchteten. Da sind unsere Ansprüche anders. Wir sind tief eingebunden in Netzwerke aus Geflüchteten, MigrantInnenselbstorganisationen und deutschen oder auch gemischten Soligruppen.


Insgesamt bin ich seit 23 Jahren Mitglied im Flüchtlingsrat und war insgesamt 8 Jahre in einer autonomen Antirassismusgruppe aktiv, habe also schon etwas auf dem Buckel.

Unser Antirassismus ist ein interventionistischer Antirassismus, das heißt es geht darum Abschiebungen zu verhindern, Geflüchteten Jobs oder Unterkünfte oder Sprachkurse zu vermitteln, Sport- und Schwimmkurse mit Flüchtlingskindern zu veranstalten und gewalttätigen Rassisten auf die Glocke zu geben.

Zu vielen von den Diskursen und Aktivitäten die im queerfeministischen Spektrum zum Thema Antirassismus laufen besteht hingegen eine ziemliche Distanz. Distanz insofern als dass es dort viel weniger um Flüchtlingssolidarität und um konkrete Interventionen im Alltag geht als um Theorie- und Awarenessarbeit der ein teilweise geradezu moraltheologischer Aspekt zukommt. Die Ansätze in unserem Spektrum sind hingegen eher pragfmatisch, zugleich aber immer noch, wenn auch eher theoretisch, in eine Klassenkampfperspektive eingebunden.

Die meisten mir bekannten bloggenden jüngeren (Queer) Feministinnen ihrerseits befassen sich nicht mit den Themen die im Feminismusdiskurs des Spektrums in das ich so gehöre wichtig sind, nämlich gleicher Lohn für gleiche Arbeit, gegen sexuelle Diskriminierung am Arbeitsplatz, gegen Gewalt gegen Frauen und gegen Zuhälterei und Frauenhandel, sondern beschäftigen sich mit den Problemen von Queer- und Transmenschen, ästhetischen Fragen, neu vorzunehmenden Sprachregelungen und eher philosophischen Fragestellungen im Genderkontext. Etwa, inwieweit die Gleichsetzung der Frau mit der Natur für Frauenunterdrückung verantwortlich ist, ein Thema das ich in historisch-anthropologischer Hinsicht sehr spannend finde, von dem ich allerdings sagen würde dass es von seiner Wirkungsmacht her zwischen dem 18. Jahrhundert und der Lebzeit von Siegmund Freud relevant war, heute aber nur noch Geschichte ist. Auffällig ist dass in Bezug auf sexualisierte Gewalt Frauen in diesem Spektrum immer nur als Opfer auftauchen, Empowerment im Sinne von "Frauen schlagt zurück" scheinbar schon undenkbar ist.


Eine Aktivistin aus dem Spektrum der kulturalistischen Linken ist Noah Sow, die ich vor etlichen Jahren persönlich kennenlernen durfte und deren Buch "Deutschland Schwarzweiß" und deren gemeinsam mit Mutlu aka Sesparado veranstaltete Edutainmentattacke mein Bewustsein bereicherten. Noah hat es nun unternommen, ein Yoga-Training zu entwickeln das es People of Colour und BewegungsaktivistInnen ermöglichen soll neue Kraft zu schöpfen, Burn Out vorzubeugen und somatisierte Folgen von Kolonisierungserfahrungen (ein Problem das es bei Menschen die oder deren Vorfahren Opfer traumatischer Erfahrungen im Zusammenhang mit Kolonialismus geworden sind verbreitet gibt) zu überwinden. Alles erst mal sehr positiv.


Die Umsetzung allerdings nimmt Formen an die eher ans Sektiererische erinnern und eine überhaupt nicht mehr emanzipatorische Selbstethnisierung betreiben. Es wird ein gewillkürtes Kollektiv geschaffen aus PoC die dazugehören und deren ebenfalls durch willkürliche Einladung befugten Adlaten. Die Fachschaft Philosophie der Uni Oldenburg hat hierzu eine Kritik verfasst der ich vollinhaltlich zustimme - wobei ich sagen muss dass ich beim ersten Lesen vor Lachen vom Stuhl purzelte.

https://uol.de/fileadmin/user_upload/fachschaften/fsphilo/Hochschulpolitik/_Postmoderne_Rassentrennung_an_der_Uni__-_Stellungnahme_FS_Philo.pdf

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Bleiberecht vs. Abschiebung und die Absurditäten des Asylrechts
wieder ein Beispiel für die Fragwürdigkeit der Dublin III-Verordnung:

https://www.nds-fluerat.org/35451/aktuelles/abraham-sohou-darf-bleiben/

Abraham Sohou war ursprünglich über Italien nach Deutschland eingereist. Er lernte in kürzester Zeit Deutsch. Nach einem Praktikum in einem Kindergarten und einer Seniorenwohnanlage hat Herr Sohou eine Ausbildung in der Pflege, einem Mangelberuf, begonnen. Außerdem hat er sich sehr in der Kirchengemeinde Wendthagen engagiert und viele Freundinnen und Freunde gewonnen. Herr Sohou ist ein Beispiel für gelungene Integration, der sich laut Dublin III-Verordnung aber gar nicht in Deutschland aufhalten dürfe. Ihm drohte seitens des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge die Abschiebung nach Italien. Die Bitte des Flüchtlingsrats Niedersachsen e.V. den sogenannten Selbsteintritt freiwillig wahrzunehmen lehnte das Bundesamt ab. Es drohte weiterhin die Abschiebung in die Perspektivlosigkeit. Nach Intervention durch den CDU-Bundestagsabgeordneten Beermann, den SPD-Innenminister Pistorius und die Landesbeauftragte für Migration und Teilhabe Schröder-Köpf, konnte das Bundesamt schließlich doch noch dazu bewegt werden ein öffentliches Interesse für den Verbleib von Abraham Sohou in Deutschland zu erkennen (siehe Schaumburger Nachrichten).

Es erscheint absurd, dass gut integrierte Geflüchtete in Arbeit und Ausbildung in ein anderes europäisches Land zurückkehren müssen.

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Sonntag, 18. November 2018
Halali! V-Mann enttarnt
Und zwar ausgerechnet in der Gruppe der ich selber 8 Jahre lang angehört hatte:


https://www.ndr.de/nachrichten/niedersachsen/braunschweig_harz_goettingen/Panne-bei-Verfassungsschutz-V-Mann-aufgeflogen,verfassungsschutz608.html

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Gladio, ick hör Dir trapsen - Todesschwadron und Putschpläne beim KSK
Das bestätigt einerseits was ich schon immer über gewisse Staatsorgane dachte und wusste, andererseits erzeugt es ein Gefühl der Bedrohung. Allerdings dient die Bundeswehr ja auch immer noch der Abschreckung, und wie könnte man das besser als mit Nazis in Uniform? ;-)

https://www.focus.de/politik/deutschland/politik-die-verschwoerung_id_9879853.html

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Die Nacht, als Conny Wessmann starb
Am Abend des 17. November 1989 wurde meine Kommilitonin Conny Wessmann bei einem brutalen Polizeieinsatz getötet. Und nachdem Conny auf dem Straßenpflaster aufgeschlagen war meinte ein Hundeführer der Bullei zu meinen GenossInnen, darunter dem hier kommentierenden tuc, der hinter Conny gestanden hatte, bevor sie getötet wurde "Ihr könnt euch gleich danebenlegen", während ich wenige Hundert Meter entfernt in einer Kneipe saß und nichts mitbekam. Am nächsten Tag waren Fadenkreuze auf Unigebäude gesprüht und der Spruch "Tote Conny=gute Conny, wir danken unserer Polizei!", einen weiteren Tag später sagte mir, als ich Flugblätter zu Connys Tod verteilte ein späterer NPD-Abgeordneter "Jetzt habt ihr euern Horst Wessel!", und noch einen Tag später wurde ein Brandanschlag auf ein Haus verübt, in dem GenossInnen von mir wohnten. Es verwundert da nicht, dass kurze Zeit später die Parole "Was wir brauchen, Genossen, sind Gewehre" auftauchte und bei einer späteren Nazi-Randale gegen Schwarze, bei der Bullen gemütlich kommentierend ohne einzugreifen danebensaßen ("Ein ausländischer Mitbürger betritt die Disco. Bin gespannt, wie er wieder rauskommt. ... Es wurde ein Notarztwagen verständigt") jemand einen Karabiner auf ein Nazischwein anlegte, glücklicherweise aber gestoppt wurde.

Fazit: Mich wundert an dem engen Verhältnis zwischen "Diensten" und Nazis gar nichts. Das ist Beides dasselbe Pack.


Schnell bildeten sich Mythen um die Person Conny, die zur heroischen Antifafighterin zurechtstilisiert wurde. Dabei war sie überhaupt keine Autonome. Geschichtsstudentin, Minicarfahererin und Bewohnerin des HC. Das HC, Abkürzung steht für Historisches Colloqium, war im Ursprung ein von einem Verein getragenes Wohnheim für Studierende ger Geschichtswissenschaften, gegründet unter anderem von Rudolph von Thadden, damals eine Koryphäe (Konifere, wie wir sagten) am Seminar für Mittlere und Neuere Geschichte, ein linksliberales Gegenmodell zu den Verbindungshäusern. Aufgrunddessen war das HC frühzeitig zum Angriffsziel von Neonaziattacken geworden, und es hatte sich, quasi als Selbstschutztruppe, eine Art Haus-Antifa des HC gebildet, die parallel zur Autonomen Antifa aktiv war. Vermummt und mit Schlagstöcken ausgerüstet zogen diese Leute los, wenn die Telefonkette mal wieder gegen Naziübergriffe und sonstige rechtsextreme Vorkomnisse mobilisierte, was damals mindestens einmal die Woche passierte. Sie war also eher aufgrund unmittelbarer persönlicher Betroffenheit ins antifaschistische Handlungsfeld getreten als eine typische Autonome.

http://goest.de/conny.htm

https://de.wikipedia.org/wiki/Conny_Wessmann

https://www.youtube.com/watch?v=4fV_fRhHW60

Die in dem zuletzt verlinkten Film auftauchende Darstellung, die Polizei hätte das JUZI gestürmt stimmt allerdings nicht, stattdessen wurde die auf das JUZI zustürmende Braunschweiger Einsatzhundertschaft dermaßen mit Steinen, Kanonenschlägen und auch Mollies bepflastert dass sie in die Flucht geschlagen wurde. Später zogen Panzerwagen und Scharfschützen vor dem JUZI auf, trotzdem konnte - von autonomer Seite - die Situation deeskaliert werden.

https://www.youtube.com/watch?v=Wi9fwiGZr1Y

https://www.youtube.com/watch?v=L84in9gW-kg

http://netbitch1.twoday.net/stories/1575267/

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Dienstag, 13. November 2018
Schikane des Landkreises Lüchow-Dannenberg gegen Flüchtlinge
Der Landkreis Lüchow-Dannenberg ist in jüngster Zeit dazu übergegangen, an Flüchtlinge, denen im Rahmen der sog. Dublin III – Verordnung eine Überstellung in andere Vertragsstaaten droht, wieder Gutscheine auszugeben. Diese Praxis hat es aus gutem Grund und nach langen Protesten ab 2013 in Niedersachsen nicht mehr gegeben und erfüllt uns mit Sorge.

Die Ausgabe von „Berechtigungsscheinen“, wie sie der Landkreis Lüchow-Dannenberg praktiziert, erscheint uns nicht nur wegen der damit verbundenen Diskriminierung der Betroffenen, sondern auch aus rechtlichen Gründen zweifelhaft: Die Gutscheine müssen vom „Lieferanten“ wie vom „Empfänger“ persönlich unterschrieben werden, was schon datenschutzrechtlich nicht zulässig sein dürfte. Auch dürfen nur Hygieneartikel und Lebensmittel eingekauft werden, also z.B. auch keine Socken, keine Mütze, kein Handy-Guthaben, keine Busfahrkarten. Ein Taschengeld wird den Betroffenen nach den uns vorliegenden Informationen gänzlich verweigert.

Der Flüchtlingsrat Niedersachsen fordert das niedersächsische Innenministerium dringend auf, von seinem Weisungsrecht Gebrauch zu machen und diese willkürliche Strafaktion des Landkreis Lüchow-Dannenberg zu unterbinden.

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Montag, 12. November 2018
Abschiebungsflug stoppen!
Tausende zivile Opfer in diesem Jahr zeigen, wie unsicher Afghanistan ist
Gewalt gegen die afghanische Zivilbevölkerung hat allein in diesem Jahr mindestens 2854 Todesopfer gefordert. Auch zahlreiche Anschläge während der Parlamentswahlen im Oktober haben erneut bewiesen, dass Afghanistan kein sicheres Land ist, in das Menschen abgeschoben werden dürfen.

BERLIN, 12.11.2018 – Der nächste Abschiebungsflug nach Afghanistan ist für morgen (13.11.2018) angekündigt worden, obwohl Rückführungen aufgrund der katastrophalen Sicherheitslage gegen Völkerrecht und die Europäische Menschenrechtskonvention verstoßen. Dazu sagt Anika Becher, Asien-Expertin bei Amnesty International in Deutschland:
„Die vergangenen Parlamentswahlen Ende Oktober haben erneut bewiesen, wie unsicher Afghanistan ist: Nach Angaben der Vereinten Nationen sind allein hier bei mehr als 100 Anschlägen mindestens 56 Menschen getötet und 379 verletzt worden – mehr als bei allen vier Wahlen zuvor.“

„Schon vor dem Gewaltausbruch rund um die Parlamentswahlen sind in den ersten neun Monaten 2018 laut den Vereinten Nationen 2798 Menschen in Afghanistan bei Anschlägen und Angriffen getötet worden, es gab 5252 Verletzte. Diese aktuellen Zahlen zeigen, dass sich das Ausmaß der Gewalt weiterhin auf einem katastrophal hohen Level bewegt.“

„Vor dem Hintergrund der hohen Zahlen ziviler Opfer ist nicht zu vertreten, dass weiterhin Menschen nach Afghanistan abgeschoben werden. Amnesty International fordert den Bundesinnenminister und die Innenminister der Länder dazu auf, den für morgen geplanten Abschiebungsflug abzusagen und von allen weiteren Rückführungen nach Afghanistan abzusehen. Jede Abschiebung nach Afghanistan stellt eine Verletzung des Völkerrechts und der Europäischen Menschenrechtskonvention dar. Denn kein Mensch darf in ein Land abgeschoben werden, in dem ihm wie in Afghanistan ein gewaltsamer Tod droht.“

In einer Amnesty-Petition haben sich knapp 30.000 Menschen für einen sofortigen Stopp der Abschiebungen nach Afghanistan eingesetzt.

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Polat: Bundesregierung verschleppt Lösung für Flüchtlingspat*innen
Filiz Polat, integrationspolitische Sprecherin der Bundestagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen, kritisiert das Verhalten des Bundesinnenministeriums im Umgang mit Rückforderungen gegenüber Bürgerinnen und Bürgern, die sich zur Übernahme von Kosten für die Aufnahme von Geflüchteten bereiterklärt hatten. Bereits am 3. September 2018 hatte das Ministerium auf Nachfrage mitgeteilt, dass sie sich ‚seit geraumer Zeit um eine Lösung der Problematik hoher Erstattungsforderungen an Verpflichtungsgeber‘ bemühe. Da aber noch keine abschließende Regelung gefunden werden konnte, sollten die Gespräche noch im September fortgesetzt werden. Aus der Antwort des Innenministeriums auf eine weitere schriftliche Anfrage der Abgeordneten geht nun hervor, dass die für September geplanten Gespräche immer noch nicht stattgefunden haben.

Polat: „Die Bundesregierung verschleppt das Problem der Rückforderungen gegenüber Flüchtlingspat*innen. Auf erneute Nachfrage erfahre ich nun, dass die für September geplanten Gespräche gar nicht stattgefunden haben und erst jetzt im November stattfinden sollen. Dieser Zeitverlust führt zu einer Hinhaltetaktik, die viele Verpflichtungsgeber*innen in ihrer existenzbedrohenden Situation alleine lässt.

Ich fordere das Bundesinnenministerium auf, endlich zu handeln und Lösungen mit den Ländern zu erarbeiten, bevor es zu weiteren hohen Rückforderungen der Jobcenter kommt. Verpflichtungsgeber*innen sind zutiefst verunsichert. Die Bundesregierung darf den Helferinnen und Helfern jetzt keinen Anlass bieten, im Nachhinein an ihrer Hilfsbereitschaft zu zweifeln oder sie gar zu bereuen. Ihr Einsatz für Geflüchtete in den vergangenen Jahren kann gar nicht genug gewürdigt werden.“

Polat thematisierte das Problem der Verpflichtungsgeber*innen in der vergangenen Woche auch in einem Gespräch mit Bundesarbeitsminister Hubertus Heil, der ihr eine Lösung noch für November zusicherte. Polat: „Ich hoffe, dass sich Arbeits- und Innenministerium hier nun umgehend auf eine für alle Beteiligten zufriedenstellende Lösung einigen werden.“

Immer noch sehen sich Bürgerinnen und Bürger, die sich zwischen 2013 und 2015 bereiterklärt hatten, Bürgschaften für die Finanzierung der Aufnahme von syrischen Flüchtlingen abzugeben, mit Rückforderungen der Jobcenter konfrontiert. Hier geht es zum Teil um hohe Summen bis in den sechsstelligen Bereich. Dabei gingen sowohl viele der Verpflichtungsgeber*innen als auch der Behörden davon aus, dass eine Kostenerstattungspflicht der Verpflichtungsgeber*innen mit der Flüchtlingsanerkennung enden würde. Das Bundesverwaltungsgericht (BverwG) stellte in seinem Urteil vom 26.01.2017 fest, dass die Verpflichtungserklärung weiter gelten könne, jedoch sei dies im Einzelfall auf Verhältnismäßigkeit zu prüfen. Mittlerweile haben auch einige Verwaltungsgerichte zu Gunsten von Verpflichtungsgeber*innen entschieden.

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Sonntag, 11. November 2018
Textilproduktion in Indien - ein Horrorszenario
Als ich mich unlängst auf die These von der Ökonomie der Endlösung bezog und dort schrieb in einer bestimmten Dimension seien die NS-Vernichtungslager die schlimmste Form in der der Kapitalismus zu sich selbst kommt, nämlich in Form der fabrikmäßigen Ausbeutung der menschlichen Arbeitskraft buchstäblich bis auf die Knochen

https://che2001.blogger.de/stories/2703627/

so hatte das einen gegen das herrschende Gesellschaftssystem gerichteten denunziatorischen Zug - dass nämlich der ganz normale Kapitalismus zumindest in seinen schlimmsten imperialistischen Dimensionen eher graduell sich von den Verbrechen der Nazis unterscheidet und genau die gleichen Verbrechen jederzeit erneut hervorzubringen in der Lage ist. Das richtet sich natürlich auch und gerade gegen jenes antideutsche Gedankengut das davon ausgeht dass es auch einen aufgeklärten positiv zu sehenden Kapitalismus gäbe und die NS-Verbrechen eben in jeder Hinsicht eindeutig und ausschließlich deutsch seien. Dem steht meine Erfahrung mit Iranern entgegen, die mir gegenüber mal meinten: "Schon wenn Du Schuhe trägst oder Dich anziehst beteiligst Du Dich an der Ausbeutung der Dritten Welt. Wer sich nicht gegen das System auflehnt, oder nicht wenigstens Kritik äußert macht sich mitschuldig."


Und in der Tat, das System KZ lebt in anderer Form weiter und wir profitieren täglich davon.

https://www.zeit.de/2012/13/Indien-Textilfabrik-Arbeitsbedingungen/seite-3

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Die Streifzüge des Bizarrologen - Der Kurierfahrer
Ich war dabei, mein Auto mit leeren Bierkäsen zu beladen und hatte das Fahrzeug zu diesem Zweck vor unserer Hauseinfahrt auf die Straße gestellt da in der Einfahrt der Wagen meines Neffen stand, parkte also auf der Fahrbahn. Vom Ring her der wegen Straßenbauarbeiten gesperrt ist kam ein Kleinlaster eines Non-Food-Schnelldienstes durch die Absperrung hindurch und wollte vorbei. Ein PKW wäre locker vorbeigekommen, dieses Fahrzeug war dazu aber zu breit. Da der widerrechtlich von der falschen Seite in eine Sackgasse eingefahren war sah ich keinen Grund meinen Beladevorgang zu unterbrechen. Der hupte nun laut worauf ich keinerlei Reaktion zeigte. Seelenruhig schleppte ich weitere Kisten in mein Auto. Der hupte nun ununterbrochen in ohrenbetäubender Lautstärke. Ein Nachbar kam heraus und brüllte den Fahrer an: "Hören Sie auf mit dem Gehupe sonst hole ich die Bullen." Ein anderer kam hinzu und sprach sehr höflich auf den Fahrer ein, darauf hinweisend dass dies eine Anliegerstraße sei und es völlig normal ist dass Bewohner auf der Straße ihre Autos beladen. Da brüllte der Fahrer: "Ich rede gar nicht mit dir sondern mit dem Fahrer des Autos da!". Daraufhin ging ich zu ihm und sagte: "Dies ist eine Sackgasse in die sie falsch herum eingefahren sind, durch eine Absperrung hindurch. Hier dürfen Sie gar nicht fahren. Außerdem bekommt es Euch Kurierfahrern, die zum Laden ständig mitten auf der Fahrbahn parken und den gesamten Verkehr zum Stocken bringen ganz gut mal selber diese Erfahrung zu machen." Was ich als Antwort bekam war Gebrüll, keine artikulierten Worte sondern nur noch eine Kakophonie unsortierter Laute.

Nun ja, ich fuhr dann weg und sah wie der Transporter davondonnerte, unsere Anliegerstraße als Abkürzung benutzend. Immerhin, die Nachbarschaft hält zusammen.

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Die Streifzüge des Bizarrologen - im Fitnessstudio
War wieder im Gym, habe kräftig trainiert, traf sie wieder https://che2001.blogger.de/stories/2634656/


mit der ich ein wenig schmuste und erlebte ansonsten bizarres. Ich trainierte auf dem Berglaufband und sah das Geschehen im Durchgangsbereich. Da kam eine Frau in Straßenkleidung und mit Rucksack und ging zur Damenumkleide und kam dann noch einmal in voller Straßenkleidung zurück, ging zum Eingang und wieder zurück zur Umkleide. Das ganze wiederholte sich fünfmal. Nach einer Weile erschien sie dann umgezogen im Trainingsdress um sich einer Gruppe von Leuten anzuschließen die in ein Gespräch vertieft waren. Sie beteiligte sich an der Unterhaltung etwa eine Stunde lang, um sich dann wieder umzuziehen und zu gehen. Was für eine Sportart ist das denn?

Nicht schlecht auch die Dame, die nach dem Training ein Smartphone von fast Tablet-Dimensionen mit in die Sauna nahm.

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Samstag, 10. November 2018
Die Streifzüge des Bizarrologen - erotische Annäherung und ihre Maßstäbe
Man kommt aus dem Staunen ja nicht raus. Ich habe einige junge Kollegen deren Hintergrund sehr weit weg ist von meinem. Unter 30, bisher Handwerkergesellen gewesen, Weiterbildung gemacht, Herkunft aus kleinen Provinzstädtchen. Mein eigenes Milieu ist über 40, Akademiker, großstädtisch geprägt und weltmännisch. Als ich mit denen über Liebesleben und Sex schnackte stießen Welten aufeinander. Für die Junx war es völlig klar dass es beim abends in die Disse gehen darum geht Frauen aufzureißen um die möglichst noch am gleichen Abend zu knallen (unabhängig davon ob man selber in Beziehung ist oder nicht), Männer die so etwas öfter machen sind tolle Hechte und echte Kerle, Frauen die das auch tun Schlampen. Jeder dieser Junx die das Fremdgehen für sich als selbstverständlich betrachten würde mit seiner Freundin, in einem Fall Ehefrau, sofort Schluss machen wenn die das täten.
Und das alles war für sie so selbstverständlich dass es für sie quasi keine andere Realität gab.

Ich erzählte wie anders das in meiner Welt ist, dass da offene Zweierbeziehungen mit erlaubten Seitensprüngen für beide PartnerInnen wenn nicht normal so doch ein mehr/weniger allgemein angestrebtes Ziel seien und dass ich Frauen mit einem aktiven Partnerwerbeverhalten und bunterem Sexualleben achten, mitunter bewundern und nicht als Schlampen ansehen würde, der Begriff existiere in meinem Vokabular nicht. Und dass eine meiner Schwestern als die so in ihren Zwanzigern war Vielmännerei betrieb, zeitweise einmal pro Woche mit einem neuen Typen im Bett lag und darauf stolz war, mich sogar geradezu moralisierend dafür kritisierte dass ich nichts vergleichbares tat, wir waren ja beide für die sexuelle Revolution.

Damit konnten die Junx nichts anfangen, sie weigerten sich mir das alles zu glauben und hielten das für gelogen, so etwas könne es ja gar nicht geben.


BTW und mir stellt sich die Frage ob hessische oder ostwestfälische Kleinstädte in Hinsicht auf sexuelle Freiheit und Selbstbestimmung doch deutlich anatolischer sind als Bremen, Braunschweig, Hannover, Düsseldorf, Göttingen, Kassel.

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Rage against Abschiebung
Abschiebehaftanstalt Büren in NRW: Am 21.11. und am 11.12. findet eine Sammelabschiebung nach Georgien statt. Leute, greift ein!

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Dienstag, 6. November 2018
Hundert Jahre Novemberrevolution, hundert Jahre Freistaat Bayern und die Rolle des jungen Hitler
Sehr lesenswerter Beitrag in der taz:

https://www.taz.de/Archiv-Suche/%215544518&s=NSU&SuchRahmen=Print/

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Montag, 5. November 2018
Die seltsame Welt der Dating-Portale
Aktuell bin ich auf einem Dating-Portal angemeldet, und was sich da tut - oder nicht tut - wundert mich. Es hat schon zwei frühere Phasen in meinem Leben gegeben in denen ich Kontakt über Partnerbörsen gesucht und auch gefunden habe: Einmal in den Neunzigern, über Chiffreanzeigen in einem Stadtmagazin, und einmal so um 2004-6 auf Parship. Beide Male spielte sich das so ab dass beim ersten Briefwechsel bzw. nach der ersten bis spätestens dritten Email Telefonnummern ausgetauscht wurden, am Telefon wurde sich dann zu einem Date verabredet und man traf sich in einer Kneipe, einem Café oder Restaurant. Heraus kamen zwei Techtel, eine Freundschaft und eine Affaire eines Bekannten der mir die Frau auf meiner eigenen Geburtstagsparty ausspannte sowie Dutzende Einmaldates.


Heute ist hingegen alles anders. Schnell zur Sache zu kommen scheint überhaupt nicht angesagt zu sein, in einem Fall fand ein Treffen nach ungefähr 50 Whatsapps statt. In der Zeit der Kontaktanzeigen auf Papier konnten Kennenlernbriefe mehrere Seiten lang sein, entsprechend lang schreibe ich auch im Portal - und ernte dann Reaktionen wie "Das lese ich doch nicht alles durch" oder "danke für den Copy-und-Paste-Text", im zweiten Fall wurde also nicht geglaubt dass ich einen derartig langen Text selbst geschrieben hätte. Wenn ich schreibe dass für mich das Portal kein eigenständiges Flirtforum ist sondern nur ein Stück Software dass der Kontaktanbahnung dient und ich möglichst bald ein Treffen im real life wünsche ist das meistens ein Grund zum Kontaktabbruch.

Strange things.

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Sonntag, 4. November 2018
Abkürzungskauderwelsch
Ganz witzig finde ich, was Abkürzungen so bedeuten bzw. dass es im Auge des Betrachters liegt was sie so bedeuten.

GFK etwa heißt für Pädagogen Gewaltfreie Konfliktbewältigung, für Politikwissenschaftler und Historiker Genfer Flüchtlingskonferenz und für Ingenieure Glasfaserkonstruktion.

Malle ist für die meisten deutschen Touristen Mallorca, Tauchtouristen meinen damit hingegen eine Inselgruppe im Indischen Ozean.

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Samstag, 3. November 2018
100 Jahre Kieler Matrosenaufstand - die gewalttätige Geburtsstunde der deutschen Demokratie
https://www.arte.tv/de/videos/060787-000-A/1918-aufstand-der-matrosen/

https://www.deutschlandfunk.de/100-jahre-kieler-matrosenaufstand-eine-lektion-in-demokratie.1773.de.html?dram:article_id=432047

https://www.youtube.com/watch?v=wd_IDrV9EBI

https://che2001.blogger.de/stories/1313061/#1315111

https://che2001.blogger.de/stories/1022991/#2656990

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Freitag, 2. November 2018
Entmündigung und Zermürbung von Flüchtlingen in Schwelm
Bericht der ersten Delegation des KARAWANE-Netzwerks aus Wuppertal
1. November 2018

Über Bekannte hörten wir, dass Flüchtlinge in Schwelm in einem „Flüchtlingsheim“ leiden und ihre Situation nicht mehr ertragen. Also besuchte eine erste Delegation die Freunde, um sich selbst ein Bild vor Ort zu machen.

In einer ehemaligen Schule in Schwelm sind seit Januar 2016 vornehmlich alleinstehende Männer von der Stadt Schwelm. Sie kommen unter anderem aus Afghanistan, Eriteria, Guinea, Iran und Nigeria. Neben den Flüchtlingen dient die mittlerweile zur Gemeinschaftsunterkunft umfunktionierte Schule auch als Übernachtungsstätte für obdachlose Menschen. Anfangs waren etwa 120 Flüchtlinge in dem Heim untergebracht. Mittlerweile leben dort zwischen 30 und 40 Flüchtlinge und fünf Obdachlose.
In das Heim kommt man über den Hintereingang. Dieser ist verschlossen. Klingelt man, öffnet die Security die Tür. Die Security wird von der Firma Matrix gestellt. Sie behält den Personalausweis und man erhält stattdessen einen Besucherausweis. Nicht nur die Besucher müssen klingeln, sondern auch die Bewohner. Kein einziger Bewohner hat einen Hauseingangsschlüssel. Die Gemeinschaftsdusche ist neben dem Gebäude auf dem Hof. Wenn ein Bewohner die Dusche benutzen will, muss er also das Gebäude verlassen, etwa 25 Schritte zur Dusche laufen und wenn er zurück kommt, muss er wieder klingeln, damit er reinkommt. Ist das anwesende Personal gerade auf Toilette oder im Keller oder anderweitig beschäftigt, steht man z.B. im Winter draußen und friert. In den Räumen darf nicht geraucht werden. Geht man zum Rauchen rein, muss man wieder klingeln, dass die Tür aufgemacht wird. Hier kommt das erste Mal der Verdacht auf, dass die Stadt hier unnötige Jobs beschafft, die absolut verschwenderisch sind. Es sei anzumerken, dass die Securities 24 Stunden, sieben Tage die Woche vor Ort sind. Auf jeder Schicht sind zwei Angestellte. Laut einem Freund, habe die Stadt behauptet, dass die Securities zum Schutz der Flüchtlinge vor Ort seien. Sie sollen die Sicherheit gewährleisten. Letztendlich sind sie aber nicht für das Öffnen der Tür zuständig, sondern überwachen auch die Anwesenheit der Flüchtlinge. Ist ein Flüchtling z.B. zwei Nächte nicht im Heim, weil er Bekannte oder Freunde besucht, werden ihm die Sozialleistungen gekürzt.

Die ehemaligen Schulklassen sind mit Trennwänden in kleine etwa 9 Quadratmeter kleine Bereiche aufgeteilt. In diesen gibt es jeweils ein Hochbett für zwei Personen und einen Schrank für diese. In einer Schulklasse sind Platz für etwa 12 bis 16 Personen. Obwohl die Zahl der Bewohner seit 2016 um das vierfache reduziert worden ist, müssen die Menschen trotzdem auf diesem beengten Platz zusammen wohnen, weil die anderen Zimmer einfach verschlossen sind. Die belegten Zimmer sind aber permanent auf. Die Bewohner leben dort auf engstem Raum zusammen und müssen nicht nur Rücksicht aufeinander nehmen, sondern auch versuchen, ihren Alltag gemeinsam zu organisieren. Mit Verweis auf den Brandschutz dürfen im Zimmer keine elektrischen Geräte an die Steckdosen angeschlossen werden. Die Securities laufen durch die Zimmer und kontrollieren die Einhaltung der Regeln. Privatsphäre gibt es in diesem Heim nicht. Die Türen zu den ehemaligen Schulklassen sind permanent offen.

Würden die Menschen dort nur kurzfristig bleiben, weil übergangsweise keine anderen Räume zur Verfügung stünden, könnte jemand auf die Idee kommen, dass dies noch erträglich wäre. Manche sind dort seit der Eröffnung als „Flüchtlingsunterkunft“, also schon fast drei Jahre, manch andrer etwa zwei Jahre. Einige der Flüchtlinge sind im Beruf und arbeiten oder befinden sich in einer Ausbildung. Die in Lohnarbeit befindlichen Flüchtlinge müssen der Stadt 300 Euro im Monat als Miete für die mit einer zweiten Person geteilten 9 Quadratmeter mit Plastik oder einer Decke abgetrennten Bereich zahlen. Die einzige Etagentoilette und die Gemeinschaftsküche sind natürlich in der Miete inbegriffen. 40 Euro pro Person werden abgezogen für Strom.
Mittlerweile gibt es auch einen Gemeinschaftsraum. Eine zweite Toilette ist geschlossen, weil es laut dem Betreiber angeblich nicht funktionsfähig ist. Im Gemeinschaftsraum ist dafür eine Steckdosenleiste zum Laden von Handys installiert worden. Im selben Raum ist auf Nachfrage der Flüchtlinge mittlerweile ein Fernseher aufgestellt. Die Fernbedienung für den Fernseher wird bei den Securities aufbewahrt. Will jemand Fernsehen schauen, muss er in das Büro der Securityfirma am Eingang und dort und darum bitten, dass der Fernseher eingeschaltet wird. Soll das Programm gewechselt oder die Lautstärke geändert werden, muss man wieder zum anwesenden Securitypersonal.

Der Waschraum ist im Keller und verschlossen. Den Schlüssel für den Waschraum wird beim Security verwahrt. Will jemand Wäsche waschen, muss er die Securities bitten, den Raum aufzuschließen. Dann wird die Wäsche in die Waschmaschine gegeben. Die Securities machen nicht nur den Flüchtlingen die Tür zum Waschraum auf, sondern beraten sie auch, wie die Wäsche zu waschen sei. Einer der Flüchtlinge erzählte, dass er seine dreckige Arbeitskleidung in die eine Waschmaschine und die andere Wäsche in die zweite Maschine geben wollte, die Securities aber darauf bestanden, dass er die Wäsche zusammenwaschen sollte.

Die in Ausbildung befindlichen Personen müssen morgens früh das Haus verlassen. Also müssen sie früh morgens draußen duschen, wieder rein und dann ab zur Arbeitsstelle. Abends zurückgekommen, schaffen es sie es manchmal nicht die Wäsche vor 22:00Uhr zu waschen, weil es entweder besetzt oder weil sie auch essen müssen, nach einer körperlich anstrengenden Arbeit. Vor allem das Lernen sei besonders schwierig in den engen Räumen. Der Rhythmus jedes Bewohners ist anders. Manch einer kommt erst spät von der Arbeit, während der andere früh schlafen will, weil er um 5 oder 5:30 Uhr aufstehen muss. Ein junger Mann sagte, ich habe hier keine Ruhe, um zu lernen. Deshalb sei er in der Schule vor allem in Deutsch sehr schlecht. Ein anderer behauptet, wie soll man hier Deutsch lernen, wenn man niemanden hier empfangen kann. Ein junger Freund erzählt, dass Freundinnen oder Freunde nie wieder kommen, wenn sie sehen, wie er dort lebt. Er sagte: „Alle die uns hier sehen, denken wir seien Wilde!“

Ein junger Flüchtling, der das Privileg hatte, einen „Integrationskurs“ zu besuchen. Hat die Schule abgebrochen, weil er abends sich nicht konzentrieren und lernen konnte. Als das Jobcenter ihn danach befragte, warum er nicht mehr zur Schule ginge, schilderte er die Situation. Als die Mitarbeiter des Jobcenters erfuhren, dass er den Raum mit vielen anderen Personen teilt, wunderten sie sich, warum das Jobcenter 300 Euro an die Stadt als Miete überweist und besuchten den jungen Flüchtling, weil sie dies nicht glaubten. Danach stellten Sie die Zahlung der Miete ein.

Die jungen Menschen sagten, sie werden hier nicht nur krank, weil sie im Winter zum Duschen in die Kälte rausmüssen, sondern seelisch werden sie alle langsam krank. Die fehlenden sozialen Kontakte, weil keiner sie vor Ort besuchen möchte, sind besonders schmerzhaft. Das enge Zusammengepferchtsein und die fehlende Perspektive nagen ständig an der Hoffnung auf eine bessere Zukunft.

Erniedrigt fühlen sie sich zudem durch die Mitarbeiter des Sozialamts in Schwelm. Wenn sie fragen, ob sie in eine private Wohnung dürfen, wird ihnen gesagt, dass sie einen Nachweis, z.B. einen Attest, bringen müssen, dass sie seelische oder psychische Beschwerden haben. „Müssen wir den verrückt sein, um in eine Wohnung zu dürfen?“ sagte einer der Freunde. Ein anderer sagte: „Du wirst hier selbst verrückt, weil du hier entmündigt wirst. Keinen Hauseingangsschlüssel, keine Fernbedienung für Fernseher, kein Schlüssel für den Waschraum, keine Privatsphäre, keine Ruhe!“

Für das Asylverfahren von drei Flüchtlingen war es besonders einschneidend, weil sie die Briefe vom Bundesamt nicht erhalten haben. Sie können weder sagen, ob die Securities diese nicht gegeben haben oder ob es an die falsche Stelle im Heim abgelegt worden ist. Weil sie die Briefe nicht erhalten haben, konnten die Freunde nicht rechtzeitig Rechtsanwälte einschalten und Einspruch einlegen. Vielleicht ist das die Lösung für die Ankerzentren, dachte sich die Delegation. Einem die Möglichkeit nehmen, seinen Recht in Anspruch zu nehmen und dann behaupten, dass sie ihr Recht nicht wahrgenommen hätten.

Die Delegation versprach am Ende des Besuchs, die Informationen anderen Flüchtlingscommunities und der Öffentlichkeit zur Verfügung zu stellen. Weitere Treffen werden stattfinden, um die Isolation mitten im Schwelm Einhalt zu gebieten.

Wuppertal, 1. Novemember 2018

Araz Ardehali
im Namend des Wuppertaler Büros
der KARAWANE für die Rechte der Flüchtlinge und MigrantInnen


Kontakt:

KARAWANE für die Rechte der Flüchtlinge und MigrantInnen
Marienstraße 52, 42105 Wuppertal
Telefon: 0049 (0) 202 27 27 95 34
E-Mail: wuppkarawane {ät] yahoo.de
Internet: http://thecaravan.org

Bankverbindung:
Förderverein Karawane e.V.
Kontonummer: 4030780800
Bankleitzahl: 43060967
IBAN: DE28 4306 0967 4030 7808 00
BIC: GENO DE M1 GLS
GLS Gemeinschaftsbank eG
_______________________

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Mittwoch, 31. Oktober 2018
Ingo Insterburg ist tot.
In meiner Kindheit waren Insterburg&Co. eine Ikone des Humors. Otto Waalkes, Reinhard Mey und Jürgen von der Lippe, sie alle wurden durch die Insterburgs wesentlich geprägt. Zeitgleich dominierten Ulrich Rosky ("Ich werd dir Ringe um die Beine schweißen dass dich nicht die Schweine beißen") sowie Schobert&Black das, was man, der Ausdruck Comedy war im Deutschen noch unbekannt, damals "blödeln" nannte. Alle diese Leute versüßten damals meine Freizeit.

Rest in peace!

https://www.youtube.com/watch?v=nWdemgmv584

https://www.youtube.com/watch?v=UQMht2Xbvi0

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Gibt es eine Ökonomie der Endlösung?
Als Vertreter der Hamburger Schule der Sozialgeschichte wie auch des Neuen Antiimperialismus sage ich ganz klar "Ja". Wobei viele die diesen Ansatz verwerfen weit davon entfernt sind ihn zu begreifen. Ein wohlfeiles Beispiel dafür liefert Stephan Grigat, der gleich mit einer Reihe haarsträubender Irrtümer bzw. geballtem Nichtwissen aufwartet. Generell kann ja gesagt werden dass antideutsche Kritik an Ansätzen des Neuen Antiimperialismus bzw. Postoperaismus sich zumeist dadurch auszeichnet dass sie die Theorien die sie zu kritisieren vorgibt gar nicht kennt.

http://www.cafecritique.priv.at/heim.html


Weder sind Heim und Aly marxistisch-leninistisch geprägt (sie stehen in einer Tradition die der Nörgler "marxologisch" nennen würde, von zentraler Bedeutung ist hier Detlef Hartmanns Text "Warum Marx kein Marxist war und kein Leninist geworden wäre" aus seiner programmatischen Schrift "Leben als Sabotage"), noch geht es in ihrer Analyse nicht um Rassismus - der Rassismus wird nur selber als treibende Kraft für den entwickelten Kapitalismus betrachtet der selber im Sinne einer Verwertungslogik seine Funktion erfüllt. In diesem Sinne ist das KZ die extremste Form der kapitalistischen Fabrik mit der Verwertung der menschlichen Arbeitskraft buchstäblich bis auf die Knochen.

Knut Mellenthin hingegen reflektierte im AK seinerzeit schon weitaus treffender, stellt den Ansatz allerdings etwas verkürzt dar.

http://www.holocaust-chronologie.de/artikel/oekonomie-und-politik-der-endloesung.html


Grundsätzlich beginnt die Analyse der NS-Vernichtungspolitik wie Heim und Aly sie betrieben hatten (Aly fiel später dahinter zurück) mit der Analyse des Sozialdarwinismus, der Eugenik und der "Euthanasie". Die Shoah und die Ermordung der Sinti und Roma sind hierbei eine Fortsetzung der vorherigen "klinischen Hinrichtung der Unbrauchbaren", im Mittelpunkt stand eine negative Bevölkerungspolitik verbunden mit der beabsichtigten Züchtung einer neuen "Herrenrasse". Dem lagen irrige, heute biologisch widerlegte Vorstellungen von "Menschenrassen" zugrunde, das war zum damaligen Zeitpunkt aber noch anerkannte Wissenschaft, ein wissenschaftlicher Rassismus, der von der Züchtung einer idealen Menschheit und der Ausrottung von als "Ballastexistenzen" angesehenen Angehörigen sozialer und ethnischer Minderheiten träumte - und damit in der Praxis dann ja auch ziemlich weit gelangte. Die Brisanz liegt hierbei darin, dass, wie Karl Heinz Roth festgestellt hatte, dieses Verbrechen sich eben nicht isoliert nur für die NS-Herrschaft nachweisen lässt. Die Behandlung ganzer Bevöllkerungen nach der Triage, d.h. der ursprünglich aus der Militärmedizin abgeleiteten Ungleichbehandlung von frontfähig zu Machenden Verletzten, solchen die Behinderungen davontragen werden und solchen die man nur noch sterben lässt fand nicht nur im Vernichtungskrieg der Nazis statt sondern prägte später die Entwicklungspolitik von IWF und Weltbank und die Kriegführung im Irak-Iran- und im Jugoslawischen Bürgerkrieg wie in den jüngsten Bürgerkriegen in Ruanda und Kongo. Bei all diesen Ereignissen spielt die Schöpferische Zerstörung zur Ankurbelung neuer Wertschöpfungsprozesse und die Vernichtung der überflüssigen Esser eine Rolle. Man hat Heim und Aly mal vorgeworfen damit die NS-Verbrechen zu verharmlosen, doch eigentlich ist das Gegenteil der Fall: Es wird festgestellt dass der Imperialismus der Nachkriegszeit ebenso wie die Modernisierungsdiktaturen der "Dritten Welt" im Grunde dem NS-Regime an Brutalität nicht nachstehen, sondern sich Völkermord als Teil eines weltökonomischen Modernisierungsmodells seit dem NS etabliert hat. Die Nazis waren gewissermaßen die Avantgarde, die mit ihrem Vernichtungskrieg die Grundlagen künftiger Bevölkerungspolitik im Weltmaßstab geschaffen hatten.

In den 1980ern, so zwischen Tübinger Internationalismustagen und dem gemeinsamen IWF- und Weltbankgipfel in Westberlin war die Kenntnis dieses Zusammenhangs mal linker Standard.

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Dienstag, 30. Oktober 2018
Urlaubsländer in denen ich noch nie war
Corteguay, San Sombrero, Gastronesien, Molwanien, Gondor, Seragoa

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Neulich, beim Training
Ich trainierte zusammen mit einer von mir verehrten wunderschönen Frau

https://che2001.blogger.de/stories/2700589/


https://che2001.blogger.de/STORIES/2634656/

Langlauf Alpin, d.h. wir liefen nicht Ski sondern trainierten die Bewegungsabläufe fürs Skibergsteigen auf einem Trainingsgerät, so eine Art Stepper, der vertikal abläuft. Dass sie nicht nur eine Augenweide ist sondern auch im Buch der coolen Leute steht bekam ich einmal mehr mit. Das Gerät hat 10 Schwierigkeitsgrade, ich hatte für mich 6 eingestellt. Latürnich trainierte sie auf 10 und plauderte munter bei einem Level, das bei mir Puls 160 bedeutet hätte so, als ob das gar keine Anstrengung sei. Übrigens begrüßt sie männliche Bekannte üblicherweise mit "Schnucki" oder "Süßer".Wow!

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Sonntag, 28. Oktober 2018
Es geht nichts über die eigene Blödheit
Ich habe es stundenlang nicht geschafft Daten von einem Rechner auf den anderen zu übertragen. Die Hotline von Apple angerufen, die haben sich dann aufgewählt und gescannt aber keine Lösung gefunden. Als die fertig waren stellte ich fest dass ich zwischen den Rechnern ein Stromkabel zum Laden des IPad statt eines Datenkabels gesteckt hatte;-)

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