Daraus lassen sich nun 3 Rückschlüsse ableiten.
1) Über 90jährige haben gegen Covid 19 eine Immunität ausgebildet
2) Über 90jährige sind bereits zu alt, um zu sterben
3) Es werden so wenig Leute über 90, dass sie statistisch irrelevant sind.
Welche These überzeugt am meisten?
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Bei Covid 19 zeigen Ausbreitungsweg, Begleitumstände und Verlauf geradezu lehrbuchartig die Verknüpfung mit der Entwicklung des Kapitalismus im Weltmaßstab.
1) Der Outbreak und die unmittelbaren Folgen
Dass die ursprüngliche Epidemie in Wuhan sofort zu weltweit wirksamen Konsequenzen im medizinischen Bereich führte hängt mit der Verlagerung eines Großteil der Produktion von Medikamenten, darunter Antibiotika, Insulin, Blutdrucksenkern und Schmerzmitteln nach China zusammen.
Weltweite Lieferketten brachen sofort zusammen. Dass es diese Lieferketten und Produktionsverlagerungen überhaupt gibt ergibt sich aus dem tendenziellen Fall der Profitrate.
Nur dieser ist dafür verantwortlich, dass diese Medikamente nicht mehr wie noch in den Neunzigern in Westeuropa hergestellt werden.
Die Profitrate ist bei Marx definiert als m/c+v, also Mehrwert im Verhältnis zum Gesamtkapital, das in konstantes Kapital (c), Produktionsmittel, und in variables Kapital (v), Löhne sich aufspaltet. Da der Mehrwert aus dem variablen Kapital, der gekauften Arbeitskraft sich ableitet kann die Profitrate demzufolge fallen, wenn der Anteil von konstantem Kapital am Gesamtkapital wächst. Je moderner und automatisierter also die Fabriken werden, je mehr die Kapitalisten im Verhältnis zu Arbeit in Produktionsanlagen und Rohstoffe investieren, desto geringer wird die allgemeine Profitrate.
Diesen durch die Automatisierung bedingten Fall der Profitrate beschreibt Marx in "Kritik der politischen Ökonomie aka "Das Kapital" Band III wie folgt:
„Wenn c = 50, v = 100, so ist p (Profitrate)´ = 100/150 = 66 2/3%.
Wenn c = 100, v = 100, so ist p´ = 100/200 = 50%.
Wenn c = 200, v = 100, so ist p´ = 100/300 = 33 1/3%.
Wenn c = 300, v = 100, so ist p´ = 100/400 = 25%.
Wenn c = 400, v = 100, so ist p´ = 100/500 = 20%.“
Marx spricht hier vom Gesetz vom tendenziellen Fall der Profitrate.
Bei diesem Gesetz handelt es sich nicht um so ein ehernes Gesetz wie das der Gravitation, sondern eher um eine von vielen Einflüssen abhängige Haupttendenz, die allerdings im Weltmaßstab wirkt und die gesamte Weltökonomie vorantreibt.
Entscheidend ist, dass die Rendite für alle, Kapitalisten, Arbeiter und Konsumenten, hierbei sinkt und es daher einen Zwang gibt zu immer neuen Investitionen und einer Ausweitung der Produktion sowohl hinsichtlich der produzierten Gütermengen als auch geografischen Räume, in die exportiert wird. Hinzu kommt im Fall China der Faktor Arbeitskraft, d.h. niedrigere Löhne als in Europa, höhere Ausbeutung der menschlichen Arbeitskraft.
2) Epizentrum Norditalien
Die Tatsache, dass der Virus nicht langsam über Russland und Iran nach Westeuropa eingewandert ist, sondern es kurz nach Wuhan zu einem Outbreak in Norditalien kam ergibt sich aus einem weiteren weltökonomischen Aspekt, der wiederum auf den tendenziellen Fall der Profitrate zurückzuführen ist:
In den Industrien Norditaliens malochen chinesische ArbeiterInnen. Diese flogen nach Hause, um in China das Neujahrsfest zu feiern und kamen frisch infiziert nach Italien zurück. Die im Vergleich zu Deutschland viel krassere Ausbreitung und die hohe Zahl an Todesfällen in Italien hat wiederum, neben spezifisch italienischen Besonderheiten wie häufigerem und stärker generationenübergreifendem Körperkontakt als in Deutschland mit dem dortigen Gesundheitswesen zu tun, dass weit stärker noch als in Deutschland nach kapitalistischem Effizienzdenken heruntergefahren und dereguliert ist, was dazu geführt hat, dass weit weniger Menschen regelmäßig zumn Arzt gehen und sich lieber selbst medikieren, Apotheken wiederum rezeptpflichtige Medikamente ohne Rezept herausgeben etc. und also viel mehr unbehandelte und unerkannte chronisch kranke Menschen unterwegs waren als hierzulande.
3) Corona-Krise in Deutschland
Das lange hin und her um die Masken, die erst flächendeckend eingeführt wurden, als der Lockdown schon fast zu Ende war, hängt wiederum damit zusammen, dass die Dinger, anders als noch in den Achtzigern, nicht in Deutschland, sondern vor allem in China hergestellt werden - aus Gründen, die sich aus dem tendenziellen Fall der Profitrate ergeben - und die Politik, ja selbst Virologen (Drosten: "Das massenhafte Tragen von Masken wie in Ostasien ist in unserem Kulturkreis nicht durchsetzbar") logen sich über diesen Umstand zunächst hinweg. Hier zeigten dann mittelständische und kleine Unternehmen, Schneidereien, Staubsaugerbeutelhersteller usw. Initiative, indem sie provisorischen Mundschutz herstellten und so kontrazyklisch Profite erwirtschafteten, gleichzeitig war die Stunde des Versandhandels. In Wilmington, Delaware, machte eine auf den weltweiten Versandhandel mit Nahrungsergänzungsmitteln spezialisierte Firma Riesengeschäfte, indem sie sich mit einem Segeltuch- und Outdoormodenhersteller zusammentat und Mundschutz aus Canvas, dem Stoff für die Segel großer Segelschiffe versandte. Vietnamesische Hersteller hochwertiger Labor- und OP-Masken preschten ebenfalls in die Lücke und erschlossen sich den deutschen Markt. Bevor auf diese Weise der Bedarf gedeckt werden konnten machten Unternehmen und Privatpersonen Wuchergeschäft mit überteuert im Internet angebotenen Masken und Desinfektionsmitteln.
Von der Funktionsweise her alles Marx wie aus dem Lehrbuch.
Inklusive der wirtschaftlichen Rationalisierungsßnahmen und Innovationsschritte, die jetzt erfolgen. Viele Bank- und Sparkassenfilialen, die jetzt geschlossen haben bzw. Beratung nur auf telefonische Voranmeldung durchführen, werden nicht zum Regelbetrieb zurückfinden. Kundenberatungen im Bank- Versicherungs- und Anlagenbereich, die früher persönliche Anwesenheit zur Voraussetzung hatten, werden nunmehr oder zukünftig per Videokonferenz mit Zoom oder Teams durchgeführt.
Für Meetings wird die Videokonferenz ebenfalls Standardmodell werden, Tagungszentren und Bürogebäude werden schließen, die Kosten eingespart.
Der Downturn der Airlines, für dessen erste Phase die Attentate vom 11. September 2001 als Begründung herhalten mussten wird in eine neue Phase eintreten, in diese Unternehmen investiertes Kapital wird als vagabundierendes Kapital neue Anlagemöglichkeiten suchen.
Und z.T. hochqualifizierte neue Arbeitslose, z.B. aus dem Bank- und Airlinebereich, aber auch aus der Gastronomie und dem ganzen Freizeit-Event-Fitnessbereich müssen sich nach neuen Perspektiven umschauen.
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https://www.gmx.net/magazine/panorama/zehntausende-demonstrieren-rassismus-20000-muenchen-34769840
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Voraussichtlich geht es im August wieder los.
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Oder Hondahändler in Milwaukee
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https://netbitch1.twoday.net/stories/737652
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Wahrscheinlich hängt es mit der Arbeit an meinem letzten Antiimperialismus-Beitrag zusammen dass ich letzte Nacht davon träumte, einem Freund davon zu erzählen und davon, dass ich diese Tagungen sehr vermisse. Daraufhin sagte der im Traum, für ihn wäre so etwas Alptraum und Hölle.
Ich wachte auf und ging aufs Klo, dann schlief ich wieder ein. Diesmal träumte ich, dass ich mit lauter alten GenossInnen in einem Matratzenlager pennte, aber viel enger zusammen, als wir das damals getan hatten, Körper an Körper, und einander die Decken streitig machend. Erschrocken dachte ich an Corona und Abstandsregeln und wollte mich daher von meinem Pennplatz zurückziehen, um woanders alleine weiterzuschlafen, als eine Genossin, zu der ich im real life ein problematisches Verhältnis hatte, sich in eine Katze verwandelte und mit ausgefahrenen Krallen anfiel. ich versuchte sie durch Streicheln zu beruhigen, das gelang mir aber nicht, und ich sah zu, dass ich auf Abstand kam. Ich bekam noch mit, wie sie sich mit einer weißen Bulldogge darüber unterhielt, wie man mich loswerden könne. Im weiteren Verlauf des Traums ging es um philosophische und quantenphysikalische Fragen und darum, dass die als Fliegende Untertassen bekannten Ufos vom Planeten Quelltass im Proxima-Centauri-System kommen.
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https://berufsverband-sexarbeit.de/index.php/2020/05/19/hygiene-konzept-fuer-sexarbeit-besd-fordert-gleichbehandlung-bei-corona-lockerungen/
Relativ einfach haben es ja die Dominas: Einfach eine Peitschenlänge Abstand.
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Während des Lockdowns gab es da so Übertreibungen in die andere Richtung: Da sagte man einem alleinerziehenden Papi, er dürfte seine vierjährige Tochter nicht mit in den Aldimarkt nehmen. Als er zurückfragte, wo er sie denn lassen wollte beschied man ihm, er könne sie draußen anleinen, wie einen Hund.
Mir sagte man, ohne Einkaufswagen käme ich nicht in den Supermarkt. Ich wolle aber gar nicht in den Markt erwiderte ich, ich will nur zum Geldautomaten. Der ist davor, aber dazu muss ich durch die Glastür. Ohne Einkaufswagen käme ich da nicht durch, lautete die stereotype Antwort. Was ich denn mit dem Einkaufswagen machen sollte, fragte ich zurück, damit den 50 Euro-Schein transportieren, den ich holen wollte? Ohne Einkaufswagen käme ich nicht hinein, wiederholte der Securitymensch. Ich ging schließlich an dem Begriffstutzer einfach vorbei.
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https://bersarin.wordpress.com/2020/05/23/vom-kaufhausbrand-vom-raf-land-von-irrtum-und-von-wirrwarrsound-kunst-und-praxis/
https://che2001.blogger.de/STORIES/2769011/#comments
Seit den 1950ern haben sich Lebensbedingungen und Selbstverständnis der Industriearbeiterschaft in den Metropolenstaaten radikal verändert. Ein objektives Proletariat, d.h. eine Arbeiterschaft, die im Zentrum des Produktionsprozesses steht und materiell in Armut lebt gibt es hierzulande in dieser Form nicht mehr.
Demzufolge scheidet die Industriearbeiterschaft der hochentwickelten Staaten des Nordens und Westens als revolutionäre Klasse aus. Damit hat aber weder die Weiterentwicklung des Kapitalismus aufgehört noch die Dynamik der Klassenkämpfe.
Um das Ganze begreifen zu können muss es allerdings zum einen aus der Adlerperspektive betrachtet werden, d.h. Im Weltmaßstab, und zum anderen aus der Ameisenperspektive, d.h. dem Alltag der Marginalisierten heraus.
Entsprechende Theoriemodelle wurden hierzu entwickelt.
ABSCHIED VOM PROLETARIAT
Einer der prominentesten Ansätze geht auf den neben Horkheimer, Adorno und dem in diesem Kontext meist schwer vernachlässigten Erich Fromm wichtigsten Vertreter der Frankfurter Schule zurück, nämlich Herbert Marcuse. Angesichts der Blüte von Jugendsubkulturen in den USA wie Hippies, Freaks und Yippies und der Verbundenheit der Jugendrevolte mit der Bürgerrechts- und Antivietnamkriegsbewegung postulierte er Randgruppen, Subkulturen und ethnische Minderheiten als neue Träger emanzipatorischer Bewegungen. Wie Habermas verlor er dabei die Ökonomie aus den Augen – politische Bewegungen die keine zentrale Bedeutung im Produktionsprozess spielen machen auch keine soziale Revolution.
In Deutschland wurde die Randgruppentheorie in teilweise bizarrer Weise rezipiert, so vertrat das Heidelberger Sozialistische Patientenkollektiv, eine der Keimzellen der späteren RAF die These, psychisch kranke Menschen seien eine revolutionäre Avantgarde. Ihre Parole „Aus der Krankheit eine Waffe machen“ wurde später von Autonomen mit „Das Brett vorm Kopf zur Waffe machen“ veralbert.
Damit sind wir bei den Autonomen. Diese entstanden ursprünglich nicht als mit dem Punk verbundene Protestbewegung junger Leute, sondern bildeten den militanten Kern der italienischen Arbeiterbewegung in einer Welle wilder Streiks, die völlig überraschend für Medien und Establishment Anfang der 1970er Jahre vom FIAT-Stammwerk in Turin losbrachen.
DER OPERAISMUS
Ironischerweise zu einem Zeitpunkt, als die Randgruppentheorie Furore machte brachte die Streikwelle mit spektakulären Aktionen den Klassenkampf in einer sehr harten Form zurück auf die Tagesordnung. Aktionsformen waren Meister verprügeln, Sabotage, Chefs einsperren und Straßenmilitanz bis zum Schusswaffengebrauch gegen die Polizei. Als politische Bewegungen gingen Autonomia als massenmilitante Straßenbewegung und die Roten Brigaden als Stadtguerrilla aus diesen Kämpfen hervor. Die Autonomen dieser Zeit hatten ihre eigenen Theoretiker wie Toni Negri und Mario Tronti, die im Bemühen, analytisch zu erfassen wer hier denn eigentlich das revolutionäre Subjekt sei den marginalisierten Migrationsarbeiter ausmachten: Die Träger der Aktionen waren primär Leute, die keinem traditionellen Arbeitermillieu angehörten, sondern erst kürzlich aus dem agrarisch geprägten Süden nach Norditalien gekommen waren und die entfremdete Fabrikarbeit als gewalttätigen Angriff auf ihre Körperlichkeit wahrnahmen.
BIOMACHT UND EIGEN-SINN
Hier ist dann eine Anknüpfung an Foucaults Körpergeschichte und sein Konzept der Biomacht gegeben, zugleich können auch diese unangepassten Arbeiter als eine Art Randgruppe angesehen werden – die allerdings im Gegensatz zu den Jugendsubkulturen oder der Studentenbewegung im Mittelpunkt des Produktionsprozesses steht.
ANTIIMPERIALISMUS
Leider knüpften an diesen als Operaismus bekannt gewordenen Theoriestrang die wesentlichen Theoriestränge der damaligen radikalen Linken nicht an.
Stattdessen wurde die Antiimperialismus-Position gewissermaßen zur Achse des Denkens der nichtparteiförmigen radikalen Linken, von Anarchisten im engeren Sinne abgesehen. In ihrer purifizierten Form, die in Deutschland nur von den sektenartigen Antiimps vertreten wurde, die als Grundtendenz aber sich weltweit bei linksradikalen Strömungen wiederfand und zum Beispiel auch die Programmatik von Arbeiterparteien und Organisationen wie den südafrikanischen ANC bis heute beeinflusst bedeutete sie Folgendes: Der Klassenwiderspruch hat mittlerweile einen geopolitischen Charakter angenommen, das Weltproletariat ist die werktätige Bevölkerung der drei Kontinente Südamerika, Afrika und Asien südlich der damaligen Sowjetunion, nur von dieser kann eine Revolution die nur als Weltrevolution denkbar ist ausgehen.
Aufgabe der Linken in den Metropolenstaaten kann es nur sein, soziale Projekte in diesen Ländern und Flüchtlinge aus diesen Ländern zu unterstützen, jede Form von Ausbeutung dieser Länder zu bekämpfen, z.B. durch Proteste oder Bombenanschläge gegen Unternehmen wie Shell oder Billigkleiderhersteller die in Armutsländern zu Hungerlöhnen produzieren lassen und die Bekämpfung des Militärisch-Industriellen Komplexes in den Metropolen, was von Engagement in der Friedensbewegung bis zur Mitgliedschaft in bewaffneten Gruppen wie der RAF reichen könne.
Diese bewaffneten Gruppen vertraten einen militärisch reduzierten Ansatz, der sich mit ökonomischen Analysen kaum noch beschäftigte, und einer extremen Überhöhung der eigenen Kampfform (ich erinnere mich an den Anwalt von Christian Klar, der 1984 ernsthaft vertrat, der Zweite Weltkrieg sei von den Partisanen gewonnen worden, und auch der Kapitalismus würde durch die Stadtguerrilla besiegt werden). Von solchen Verzerrungen abgesehen ergab der Ansatz einen gewissen Sinn unter den Bedingungen Anfang der 1970er, aber nur in diesem engen Zeitfenster:
Die USA führten in Vietnam noch immer einen Vernichtungskrieg, bei dem abzusehen war, dass sie ihn verlieren würden.
Die Kosten dieses Krieges führten zu einer Talfahrt des Dollar, in deren Folge, da die Währungen damals durch fixe Verrechungskurse an den Dollar als Leitwährung gebunden waren, eine allgemeine Weltwährungskrise drohte.
Nach dem Yom-Kippur-Krieg erschien Israel nicht mehr unbesiegbar, die OPEC nutzte die Gunst der Stunde für eine Ölpreiserhöhung, und geradezu plötzlich hatte man es mit einer Energiekrise zu tun, die erstmals die Grenzen des Wachstums aufscheinen ließ. Dieses Szenario ließ aus linksradikaler Sicht den Kapitalismus für einen kurzen Zeitraum als insgesamt schwächelnd und die Metropolenmächte in einer Position des relativen Machtverlusts erscheinen.
Ein besonderer Schwachpunkt des Klassischen Antiimperialismus ist sein Antizionismus. In diesem Zusammenhang ist oft von linkem Antisemitismus die Rede. Ich halte diesen Begriff für problematisch, da er zum rassischen oder relegiösen Antisemitismus wesensverschieden ist und sich auch nicht gegen Juden als Menschen, sondern ausschließlich gegen Israel als Staat richtet. Für die Opfer antizionistischer Anschläge ist diese Unterscheidung allerdings irrelevant. Immerhin hatten die Tupamaros Westberlin, aus denen später die Bewegung 2. Juni hervorgehen sollten, ausgerechnet am 09. November 1969 einen zum Glück misslungenen Bombenanschlag auf das Jüdische Gemeindezentrum in Westberlin versucht. 1976 wurden im Rahmen einer Flugzeugentführung auf dem Flughafen von Entebbe, die von einer Splittergruppe der PFLP in Zusammenarbeit mit den Revolutionären Zellen durchgeführt wurde von einem deutschen Terroristen Geiseln nach israelischer Staatszugehörigkeit selektiert - ein deutscher Flugzeugentführer selektiert Juden, die Aussagekraft dieser Handlung diskreditierte den antizionistischen Flügel der Antiimps für immer. Nachdem israelische Spezialkommandos das Flugzeug gestürmt hatten, wurden der Drahtzieher Wadi Haddad (der, was man damals nicht wusste, KGB-Agent war) und seine Gruppe aus der PFLP-ausgeschlossen, deren Führung um George Habbash und Leila Khaled bewaffnete Aktionen außerhalb von Israel-Palästina-Jordanien-Libanon nun grundsätzlich untersagte. Die Revolutionären Zellen stellten jede Zusammenarbeit mit dem bei der Aktion maßgeblichen internationalen Terroristen Carlos ein und änderten ihre Strategie grundsätzlich: Keine Mordanschläge und keine Flugzeugentführungen mehr, primär Gewalt gegen Sachen, die durch direkte Bezugnahme auf gerade laufende politische Kampagnen der legalen Linken wie Streiks oder Boykottaufrufe vermittelbar sein sollten.
Bei den RZ vollzog sich so der Wechsel vom Klassischen zum Neuen Antiimperialismus auf einer praktischen Ebene, theoretisch fand dies getrennt von terroristischen Aktionen und in völlig anderem Rahmen statt. Die RAF sollte dem Klassischen Antiimperialismus bis zuletzt verbunden bleiben, starr Positionen vertretend, die wie gesagt eigentlich exklusiv auf die Situation anfang der 1970er Jahre bezogen waren.
Der Antizionismus zumindest der deutschen Antiimps hat sehr viel mit Projektionen zu tun. Zunächst stand die Linke weltweit dem Staat der Shoah-Opfer sehr postiv gegenüber, ohne Waffenlieferungen aus der sozialistischen CSSR hätte Israel seinen Gründungskrieg nicht überstanden. Deutsche Linke sahen in den Kibbuzzim eine neue, basisdemokratische Art von Sozialismus. Dies änderte sich, als Israel sich in der Suezkrise auf die Seite Großbritanniens und Frankreichs schlug, also in einem postkolonialem imperialistischem Krieg ein Waffenbündnis mit alten Kolonialmächten einging. Von diesem Augenblick an kippte der linke Proisraelismus um, und Israel erschien im antiimperialistischen Weltbild fortan als Frontmacht des Imperialismus neben den USA und den damaligen lateinamerikanischen Militärdiktaturen und den Apartheitstaaten Südafrika und Rhodesien. (Soweit ich weiß, sehen ANC und OAU Israel bis heute in dieser Rolle) Bei der direkten RAF-Unterstützerszene wurde diese Sichtweise noch einmal durch den engen Kontakt zu Palästinenserorganisationen, namentlich PFLP, verstärkt.
SOZIALREVOLUTIONÄRE POSITION UND NEUER ANTIIMPERIALISMUS
Als Gegenposition zum Klassischen Antiimperialismus wurden Ansätze, die sich auf Klassenkämpfe und soziale Proteste in den Metropolen ebenso bezogen wie auf Hungerrevolten und Brotpreisaufstände im Trikont in der Schriftenreihe "Autonomie neue Folge" mit einem zwischen Marx, Foucault und der Dependenztheorie aufgespannten Theoriegebäude kontextualisiert und etwa der Versuch unternommen, zwischen Anti-AKW-Kämpfen und Hausbesetzungen in den Metropolen und Hungerrevolten im Trikont Parallelen und Verbindungen im politischen Handeln herzustellen. Daran anküpfend wurde die Theorie der permanenten Neuzusammensetzung der Unterklasse in den 1990er Jahren mit unterschiedlichen Schwerpunkten von dem deutschen Historiker Karl Heinz Roth, der Redaktionsgruppe Materialien für einen neuen AntImperialismus und etwas später auch Slavoj Zizek entwickelt.
Hierbei geht es um folgendes: Da die Industriearbeiterschaft in den Metropolenstaaten kein objektives Proletariat mehr ist – sie lebt nicht mehr in Armut und hat einen bürgerlichen Lebensstil angenommen, zugleich aber ständig neue Armut produziert wird – Leiharbeiter, Zeitarbeiter, Billiglohnsektor, Pauperisierung kleiner Angestelltenmilieus – kann davon gesprochen werden dass ein neues, heterogenes Proletariat am Entstehen ist. Dazu gehört dann auch die Deklassierung von Berufsfeldern die früher mal Hochlohnsektoren waren, z.B. in der IT und im Marketing, Stichwort Dauerpraktikanten und outgesourcte Billigpixler.
Bei Hartmann, Roth und den Materialien für einen neuen Antiimperialismus wird das mit einer Entwicklungstheorie verbunden die nach den Interessen der armen Menschen im Trikont und nach den Möglichkeiten praktischer Solidarität fragt, also sich für die kleinen Leute interessiert und sich von der ausschließlichen Orientierung des alten Antiimperialismus an der Solidarität mit Befreiungsbewegungen abwendet.
Zizek hingegen hat eine operaistische Sichtweise zusammengebracht mit Laclau und Mouffe, die davon ausgingen dass in der postmodernen Gesellschaft andere Kämpfe als bisherige Klassenkämpfe relevant werden, nämlich die Kämpfe marginalisierter Gruppen – Frauen, Schwule, Lesben, Migranten u.a. und dass für diese Gruppen eine Befreiungsperspektive nur sichtbar wird wenn sie ihre radikal subjektive Eigenperspektive gegen den gesellschaftlichen Mainstream wenden.
Wobei Chantal Mouffe als Antwort auf den erstarkenden Rechtspopulismus weltweit einen Populismus von links fordert, der polemisch, laut, aggressiv und politisch unkorrekt zu sein habe, bei ihr vermischen sich die Positionen Foucaults und des Operaismus mit situationistischen Ideen.
Daran anküpfend vertritt Zizek einen radikalen Partikularismus, der erst in der Auseinandersetzung mit dem Bestehenden zur Möglichkeit kommt,Einfluss auf das Allgemeine zu nehmen oder sogar zum Allgemeinen zu werden. In der gemeinsam mit Detlef Hartmann verfassten Antwort auf "Empire" von Negri und Hardt läuft das auf eine neue Revolutionstheorie hinaus.
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https://www.youtube.com/watch?v=kfSq89rQnC0
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Während früher Jim Morrison sein "Mother, I want to fuck you!" von der Bühne schrie und Frank Zappa nur Zoten sang wird Sex heute im englischsprachigen Pop kaum noch verbalisiert. "Let`s do it" heißt es dort heute oder "Let`s get physical."
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