Mittwoch, 11. Mai 2022
Kommerz stoppen: Hausärzte-Tagung verabschiedet 10-Punkte-Plan gegen Investoren-MVZ und zieht bittere Bilanz über Corona-Blindflug
Christian Beneker, Medscape


Rund 140 Delegierte trafen sich auf der Frühjahrstagung des Deutschen Hausärzteverbandes in Hannover und packten auch heiße Eisen an: namentlich die holperige Digitalisierung der Praxen und die Kommerzialisierung vieler Medizinsicher Versorgungszentren (MVZ).

In der Diskussion nach dem Bericht zur Lage durch den Vorsitzenden des deutschen Hausärzteverbandes, Ulrich Weigeldt, griffen mehrere Delegierte seine Worte zur Kommerzialisierung der Medizin vor allem durch Investorenbetriebene MVZ auf.

Um ihre Forderungen bei der Praxisdigitalisierung zu untermauern, hat der Hausärzteverband für seine Frühjahrtagung das ?Konzeptpapier Digitalisierung der hausärztlichen Versorgung? erstellt, das ?Idealbild einer digitalen hausärztlichen Versorgung?, so der Titel. Es zählt die digitalen Anwendungen von der digitalisierten Anmeldung über das digitalisierte Wartezimmer und Sprechzimmer bis hin zum Datenabruf durch die Patienten, wenn er wieder zuhause ist.

Eine neue Versorgungsebene ?digitale Medizin? lehnte Weigeldt ab. Die Schwierigkeiten in der Digitalisierung deckten die Strukturdefizite in der hausärztlichen Versorgung auf. Sie müssten vor einer Digitalisierung bereinigt werden. ?Noch immer gilt: Wer einen schlechten Prozess digitalisiert, hat einen schlechten digitalen Prozess?, sagte Weigeldt.

Deutschland im ?Datenblindflug?
Besonderes Augenmerk legten Weigeldt und die Delegierten auch auf den schleppenden Fortgang der Digitalisierung in den Praxen. ?Es hakt an allen Ecken und Enden?, so Weigelt. Beim Fortgang der Digitalisierung belege Deutschland im Europa-Vergleich einen Abstiegsplatz statt einen der vorderen Ränge, so Weigelt.

Für das e-Rezept, die e-AU oder die ePA verlangte der Vorsitzende funktionierende Produkte. Die Hausärztinnen und Hausärzte wollen die Produkte als fertige und funktionierende Anwendungen in der Praxis. So begrüßte das Plenum in Hannover die Digitalisierung, kritisierte aber, dass die Hausarztpraxen als Beta-Tester eingesetzt werden. Darüber hinaus forderten Weigeldt, ?dass zum Teil überzogene Sicherheitsanforderungen in der TI keine zusätzlichen Aufwände in unseren Praxen auslösen dürfen?.

Um ihre Forderungen bei der Praxisdigitalisierung zu untermauern, hat der Hausärzteverband für seine Frühjahrtagung das ?Konzeptpapier Digitalisierung der hausärztlichen Versorgung? erstellt, das ?Idealbild einer digitalen hausärztlichen Versorgung?, so der Titel. Es zählt die digitalen Anwendungen von der digitalisierten Anmeldung über das digitalisierte Wartezimmer und Sprechzimmer bis hin zum Datenabruf durch die Patienten, wenn er wieder zuhause ist.

Eine neue Versorgungsebene ?digitale Medizin? lehnte Weigeldt ab. Die Schwierigkeiten in der Digitalisierung deckten die Strukturdefizite in der hausärztlichen Versorgung auf. Sie müssten vor einer Digitalisierung bereinigt werden. ?Noch immer gilt: Wer einen schlechten Prozess digitalisiert, hat einen schlechten digitalen Prozess?, sagte Weigeldt.

Deutschland im ?Datenblindflug?

Obwohl die gegenwärtige Corona-Welle ausläuft, beschäftige das Infektionsgeschehen die Hausärztinnen und Hausärzte derzeit massiv, erklärte Weigeldt. 80% aller Corona-Patienten würden in den Hausarztpraxen versorgt. So stark die hausärztliche Versorgung sei, so schwach erscheine allerdings die Datenlage. ?Deutschland befindet sich nach über zwei Jahren Pandemie immer noch im Daten-Blindflug?, kritisierte Weigeldt.

So sei keine konsistente Strategie erkennbar: ?Da werden Zahlen über Infizierte verbreitet, deren Grundlage einzig und alleine positive PCR-Tests sind?, so Weigeldt. ?Eigentlich müsste jedem klar sein, dass sich nicht jede oder jeder Infizierte einem PCR-Test unterzogen hat.?

Es sei unklar geblieben, auf welchen Grundlagen das Infektionsgeschehen dargestellt und bewertet wird ? auf der Hospitalisierungsrate? Aufgrund der Inzidenzen? Die Auslastung der Intensivstationen? ?Nachvollziehbar ist das nicht wirklich?, so Weigeldt.

Ökonomisierung sei nichts Negatives, hatte Weigeldt gesagt, im medizinischen Kontext allerdings ein Begriff, ?der die Abhängigkeit medizinischer Entscheidungen von Renditeerwartungen der jeweiligen Investoren? beschreibe. Damit war das Problem markiert. ?Wir wollen und brauchen kooperative Formen der Berufsausübung von Hausärztinnen und Hausärzten, aber dabei muss klar sein, dass Ärztinnen und Ärzte das Sagen haben und nicht die Controller!?, so Weigeldt weiter.

MVZ: ?Mittelverschwendung und Überversorgung.?
Stimmen aus der Versammlung kritisierten unter anderem Mittelverschwendung und Überversorgung durch investorenbetriebene MVZs. Die Überweisungen in MVZs wiesen ein Plus von 20 Prozent auf, 70 Prozent davon führten die Patienten wieder zurück in Praxen des MVZ, hieß es. ?Wir sind nicht beleidigt, weil uns jemand etwas wegnähme, sondern wir fragen: Was machen solche Strukturen mit der Versorgung?? Man müsse verhindern, dass das Geld der Versichertengemeinschaft in andere Kanäle abfließt.


Die Delegierten beschlossen denn auch ein 10-Punkte-Programm, um die Übernahmen von MVZ durch Investoren zu beschränken. Darin fordern die Delegierten unter anderem, ein MVZ-Transparenzregister, dass auch die nachgelagerten Inhaberstrukturen abbildet.

Außerdem sollen Ärzte bei den Gesellschaftsanteilen und den Stimmrechte der MVZ-Trägergesellschaft in der Mehrheit sein. Die Delegierten forderten zudem, dass ein Krankenhaus-MVZ ?nur noch in räumlicher Nähe zu dem gründenden Krankenhaus? möglich sein soll.

Umstritten war Punkt 9 auf der Liste. Er verlangt, die Möglichkeit zu streichen, zu Gunsten eines MVZ auf eine Zulassung zu verzichten. Das wollten mehrere Delegierte so nicht durchgehen lassen. Denn eine Möglichkeit der lukrativen Praxis-Abgabe würde damit untergraben.

Digitalisierung: ?Es hakt an allen Ecken und Enden!?
Besonderes Augenmerk legten Weigeldt und die Delegierten auch auf den schleppenden Fortgang der Digitalisierung in den Praxen. ?Es hakt an allen Ecken und Enden?, so Weigelt. Beim Fortgang der Digitalisierung belege Deutschland im Europa-Vergleich einen Abstiegsplatz statt einen der vorderen Ränge, so Weigelt.

Für das e-Rezept, die e-AU oder die ePA verlangte der Vorsitzende funktionierende Produkte. Die Hausärztinnen und Hausärzte wollen die Produkte als fertige und funktionierende Anwendungen in der Praxis. So begrüßte das Plenum in Hannover die Digitalisierung, kritisierte aber, dass die Hausarztpraxen als Beta-Tester eingesetzt werden. Darüber hinaus forderten Weigeldt, ?dass zum Teil überzogene Sicherheitsanforderungen in der TI keine zusätzlichen Aufwände in unseren Praxen auslösen dürfen?.


Mit Sorge blickte Weigeldt auf die Impfungen, die im Herbst schwere Corona-Verläufe verhindern sollen. Die Hausarztpraxen brauchen nicht nur ausreichend Impfstoff, sondern auch Unterstützung von der Politik, ?eine motivierende politischen Kommunikation?, so Weigeldt. Sie soll deutlich machen: ?Impfen ist cool, Impfverweigerung nicht!?

Im Übrigen müssten die Impfungen vor allem in den hausärztlichen Praxen stattfinden, forderte Weigeldt. ?Das sind Dinge, die müssen wir einfordern!? Die Praxen hätten ?den Impfturbo gezündet? und damit bewiesen, dass sie täglich hunderttausende von Menschen impfen können. Dies sei auch die kostengünstigste Variante. Stattdessen Impfzentren im Leerlauf weiter mit Steuergeldern zu finanzieren, sei absurd und teuer. Und: Dass Apotheken beim Impfen keine Alternative zu den Hausarztpraxen sind, zeigten schon die Zahlen: Bisher ?deutlich unter 50.000 Impfungen!?.

Was die Finanzierung des Gesundheitssystems angeht, verwies Weigeldt auf das jährliche Defizit von 17 bis 20 Milliarden Euro, die abgesichert werden müssen. Weigeldt forderte, in diesem Zusammenhang über die Reduzierung der Krankenhauszahl nachzudenken, etwa um den Fachkräftemangel zu lindern. Und: ?Ist es nicht vernünftig, die HZV stärker zu fördern und ihre strukturellen und qualitativen Vorteile zu nutzen??

Versorgung der Ukraine-Flüchtlingen: ?Nicht auf Honorarvereinbarungen gewartet?
Ungewöhnliches Lob sprach Weigeldt Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) aus. Anders als sein Vorgänger Jens Spahn sei Lauterbach zum Frühjahrsempfang des Verbandes gekommen. ?Die Anliegen der Hausärzte sind auch meine Anliegen?, hatte Lauterbach gesagt, ein Zitat, das Weigeldt ganz offensichtlich gerne wiederholte.

Die Anliegen der Hausärzte sind auch meine Anliegen. Karl Lauterbach
Schließlich forderte der Vorsitzende vom Gesetzgeber erneut eine steuerfreie Prämie für die von der Versorgung in Pandemiezeiten besonders belasteten MFA zu ermöglichen. ?Unsere Praxismitarbeitenden haben es verdient, und zwar ohne Steuerabzug!?, sagte Weigeldt unter großem Applaus der Delegierten, die einen entsprechenden Antrag einstimmig beschlossen.

Auch den Ukraine-Krieg ließ der Vorsitzende nicht aus. Er dankte den vielen Hausärztinnen und Hausärzten, die Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine versorgt haben und dabei ?nicht aus Honorarvereinbarungen gewartet?, sondern einfach geholfen hätten, wo es ging.

https://deutsch.medscape.com/artikelansicht/4911152?uac=389796AZ&faf=1&sso=true&impID=4237911&src=WNL_mdplsfeat_220511_mscpedit_de#vp_3

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Und zum Ausgleich etwas zum Freien Westen
https://www.youtube.com/watch?v=oY_a-HjdiOE

https://www.youtube.com/watch?v=7QvrwK-zC2I

https://www.youtube.com/watch?v=-AEumk2gh9U

https://www.youtube.com/watch?v=W2G7NiUS1vU

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Die Lieder zur Lage der Welt zur Zeit
https://www.youtube.com/watch?v=941PHEJHCwU

https://www.youtube.com/watch?v=lqRSGUZQHog

https://www.youtube.com/watch?v=33xkf3hHwF0

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Dienstag, 10. Mai 2022
Iran - Schrei nach Freiheit
?Mein Herz ist bedrückt - ein poetischer Ruf nach Freiheit.?
Lesung auf Deutsch aus Gefangenen-Portraits und Lyrik
14.5.2022 - 19 Uhr - kargah-Haus (Zur Bettfedernfabrik 1, 30451 Hannover)

Es sind Tausende: politische Gefangene im Iran.
Wie viele genau, weiß niemand. Familien und Freunde erfahren häufig nicht einmal, ob sie noch leben.

Die Geschichten von einigen dieser Frauen und
Männer wollen wir erzählen.

Eine Kooperation von: kargah e. V. | Die Rote Hilfe e. V., Ortsgruppe Hannover | Radio Flora |
Forum der iranischen Demokrat*innen und Sozialist*innen in Hannover

Texte: Hanna Legatis und Martin-G. Kunze
Klaviermusik: Hushang Piruzdad

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Putins Krieg und der Universalienstreit
Herr Dugin leitet den aktuellen Konflikt zwischen Russland und dem Westen, den er als welthistorischen Großkonflikt mit Armageddon-Potenzial betrachtet, auf einen manichäischen Dualismus zwischen einem "Liberalismus", der bis zum Transhumanismus reicht und spirituellen Werten zurück, der bereits im Universalienstreit der Hochscholastik angelegt ist.

https://bersarin.wordpress.com/2022/04/24/putins-tote/#comment-22373

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Montag, 9. Mai 2022
Nach schwerem COVID-19 sinkt IQ und Gehirn altert um 20 Jahre; mRNA-Vakzin für Babys in Sicht; Zahnärzte sollen impfen
Michael van den Heuvel, Medscape


Corona-Newsblog, Update vom 9. Mai 2022
Das Infektionsgeschehen entwickelt sich weiter rückläufig. Mittlerweile ist die 7-Tage-Inzidenz auf 499,2 Fälle pro 100.000 Einwohner gesunken (6. Mai: 553,2). Das Robert Koch-Institut schätzt die Gefährdung durch COVID-19 für die Gesundheit der Bevölkerung nur noch als ?hoch? ein, aber nicht mehr als ?sehr hoch?.

Bald 1. COVID-19-Vakzin für Kleinkinder ab 6 Monaten?

Verlängerung der Coronavirus-Impfverordnung: Zahnärzte sollen impfen

Gesetzesentwurf zur Triage bei COVID-19: Laufende Behandlungen abbrechen?

EMA: Modifizierte COVID-19-Vakzine spätestens bis September

US-Arzneimittelbehörde schränkt Verwendung des COVID-19-Impfstoffs von Janssen ein

Durch COVID-19 altert das Gehirn um 20 Jahre

Peginterferon Lambda als Therapie: Zulassungsantrag noch im 2. Quartal 2022?

Bald 1. COVID-19-Vakzin für Kleinkinder ab 6 Monaten?
Moderna hat bei der EMA eine Änderung der bedingten Marktzulassung für 2 Dosen seines Vakzins mRNA-1273 (Spikevax®) beantragt. Die Zulassung soll auf Kinder im Alter von 6 Monaten bis unter 6 Jahren ausgeweitet werden. Läuft alles nach Plan, wäre Spikevax® das 1. Vakzin für diesen Altersbereich.

Positive Zwischenergebnisse aus der Phase-2/3-KidCOVE-Studie zeigten laut Pressemeldung eine robuste neutralisierende Antikörperreaktion in der Altersgruppe nach einer Primärserie mit 2 Dosen. Antikörpertiter bei Probanden im Alter von 6 Monaten bis zu 23 Monaten und von 2 Jahren bis unter 6 Jahren seien mit Titern Erwachsener aus der COVE-Studie vergleichbar gewesen, so Moderna.

Als Wirksamkeit des Impfstoffs geben die Forscher 51% (95%-KI: 21%-69%) für Kinder im Alter von 6 Monaten bis < 2 Jahre an. In der Altersgruppe 2 Jahre bis < 6 Jahre nennt der Hersteller 37% (95%-KI: 13%-54%) ? jeweils bezogen auf die Vermeidung von Infektionen mit positivem PCR-Test.

Eine vergleichbare Effektivität habe man bei Erwachsenen gegen Omikron gesehen, heißt es weiter. Auch das Verträglichkeitsprofil sei ähnlich gewesen.

Verlängerung der Coronavirus-Impfverordnung: Zahnärzte sollen impfen
Derzeit kursiert ein Entwurf zur Änderung der Coronavirus-Impfverordnung (CoronaImpfVo). Die wichtigsten Punkte im Überblick:

Künftig dürfen auch Zahnärzte gegen COVID-19 impfen und diese Leistungen abrechnen.

Impfzentren und mobile Impfteams erhalten weiterhin finanzielle Unterstützung vom Bund.

Geflüchtete aus der Ukraine erhalten in Impfzentren bzw. durch mobile Teams Schutzimpfungen gegen COVID-19, Masern, Röteln, Mumps, Diphterie und Keuchhusten.

Mit der Änderung will das Bundesgesundheitsministeriums die am 31. Mai 2022 auslaufende Verordnung bis zum 25. November 2022 zu verlängern. Spätestens 1 Jahr nach Beendigung der epidemischen Lage von nationaler Tragweite tritt die CoronaImpfVo außer Kraft.

Gesetzesentwurf zur Triage bei COVID-19: Laufende Behandlungen abbrechen?
Aus Berlin kommen noch weitere Neuerungen, um sich auf neue Ausbrüche vorzubereiten. Auf Intensivstationen steigt die Zahl leerer Betten. Dennoch treibt das Bundesministerium für Gesundheit ein Gesetz zur Triage bei COVID-19 voran; mehreren Medien liegt der neue Entwurf vor. Der Druck, aktiv zu werden, ist auf einen Beschluss des Bundesverfassungsgerichts von Ende Dezember 2021 zurückzuführen.

In dem neuen Vorschlag heißt es unter anderem: ?Bei bereits zugeteilten pandemiebedingt nicht ausreichend vorhandenen überlebenswichtigen intensivmedizinischen Behandlungskapazitäten ist eine Zuteilungsentscheidung (?) von drei mehrjährigen intensivmedizinisch erfahrenen praktizierenden (?) Fachärzten mit der Zusatzausbildung Intensivmedizin einvernehmlich zu treffen, die den Patienten (?) unabhängig voneinander begutachtet haben.?

Das bedeutet: Bei knappen intensivmedizinischen Ressourcen soll es künftig möglich sein, eine bereits begonnene Behandlung zugunsten eines Patienten mit höherer Überlebenschance abzubrechen. Fachliche Stellungnahmen zur Formulierung werden in Kürze erwartet.

EMA: Modifizierte COVID-19-Vakzine spätestens bis September
Neues gibt es auch von der Impfstoffentwicklung zu berichten. ?Wir sollten uns auf das Auftreten von neuen SARS-CoV-2-Varianten und einem möglichen Anstieg der Fallzahlen im kommenden Winter vorbereiten?, sagt Dr. Marco Cavaleri, EMA-Direktor für Impfstrategien. Dazu gehöre auch die Entwicklung von Varianten-Impfstoffen. Die besten Chancen räumt er mRNA-Vakzinen von Biontech/Pfizer und Moderna ein. Es gehe aber darum, alle 5 in der EU zugelassenen Impfstoffe zu modifizieren, so Cavaleri. ?Unsere Priorität ist es, dass adaptierte Vakzine möglicherweise bis spätestens September zugelassen sind.?

US-Arzneimittelbehörde schränkt Verwendung des COVID-19-Impfstoffs von Janssen ein
Der COVID-19-Impfstoff von Janssen erhielt am 27. Februar 2021 eine Notfallzulassung der US Food and Drug Administration (FDA). Bald darauf meldeten Ärzte die ersten 6 Fälle mit Vakzin-induzierter immunthrombotischer Thrombozytopenie (VITT), auch Thrombose-mit-Thrombozytopenie-Syndrom (TTS) genannt. Das höhere Risiko bis zum Zeitraum von etwa 2 Wochen nach der Impfung rechtfertige die Einschränkung der Zulassung, schreibt die FDA. Sie nennt als Melderate 3,23 TTS-Fälle und 0,48 TTS-Todesfälle pro 1 Million verabreichter Impfstoffdosen.

Deshalb beschränkt die FDA den Einsatz auf Personen ab 18 Jahren, für die andere zugelassene COVID-19-Impfstoffe nicht verfügbar oder klinisch nicht geeignet sind sowie auf Personen ab 18 Jahren, die sich für den Janssen-COVID-19-Impfstoff entscheiden, weil sie andernfalls nicht geimpft würden.

Durch COVID-19 altert das Gehirn um 20 Jahre
Beeinträchtigungen als Folge von schwerem COVID-19 führen zu kognitiven Leistungen, wie sie für Menschen zwischen 50 und 70 Jahren typisch sind. Dabei kam es zu einem Verlust von durchschnittlich 10 IQ-Punkten, so die Ergebnisse einer neuen Studie.

Forscher analysierten Daten von 46 COVID-19-Patienten, die im Addenbrooke's Hospital, Cambridge, England, auf einer Normal- oder Intensivstation behandelt worden waren. Alle Teilnehmer wurden zwischen März und Juli 2020 aufgenommen; 16 wurden während ihres Krankenhausaufenthaltes mechanisch beatmet.

Rund 6 Monate nach der akuten Erkrankung folgten detaillierte computergestützten kognitiven Tests, um Gedächtnis, Aufmerksamkeit und logisches Denken zu messen. Es wurden auch Scores eingesetzt, die Angst, Depression und posttraumatische Belastungsstörung quantifizieren. Alle Daten wurden mit Kontrollen verglichen.

COVID-19-Überlebende waren bei den Tests weniger genau und hatten langsamere Reaktionszeiten als die entsprechende Kontrollpopulation ? und diese Defizite waren immer noch nachweisbar, als Patienten 6 Monate später nachuntersucht wurden. Die Auswirkungen waren am stärksten für Personen, die eine mechanische Beatmung benötigt hatten. Aufgrund eines Vergleichs mit 66.008 Kontrollpersonen aus der Bevölkerung schätzen die Forscher, dass das Ausmaß des kognitiven Verlusts im Durchschnitt 20 Lebensjahren entspricht, bei einem Verlust von 10 IQ-Punkten.

Überlebende erzielten besonders schlechte Ergebnisse bei Aufgaben wie dem verbalen Analogieschluss. Sie zeigten auch langsamere Verarbeitungsgeschwindigkeiten, was mit früheren Beobachtungen nach COVID-19 über einen verringerten Glukoseverbrauch im frontoparietalen Netzwerks des Gehirns übereinstimmt: einer Region, die unter anderem für Aufmerksamkeit, komplexe Problemlösung und Arbeitsgedächtnis verantwortlich ist.

Um ihre Beobachtungen zu erklären, führen die Autoren mehrere Hypothesen an: Eine direkte Virusinfektion sei zwar denkbar, schreiben sie, aber wahrscheinlich keine Hauptursache. Stattdessen halten sie es für wahrscheinlicher, dass eine Kombination von Faktoren dazu beitrage, einschließlich unzureichender Sauerstoff- oder Blutversorgung des Gehirns, Blockierung großer oder kleiner Blutgefäße aufgrund von Blutgerinnseln sowie mikroskopischer Blutungen. Systemische Entzündungsreaktion kämen ebenfalls infrage.

Peginterferon Lambda als Therapie: Zulassungsantrag noch im 2. Quartal 2022?
Eiger BioPharmaceuticals berichtet in einer Pressemeldung über Peginterferon Lambda zur Therapie von COVID-19. Aufgrund von Ergebnissen der Phase-3-Studie TOGETHER mit mehr als 1.900 Personen soll eine Notfallzulassung bei der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA) beantragt werden.

Eine Einzeldosis Peginterferon Lambda verringerte laut Meldung das Risiko von Krankenhausaufenthalten oder Behandlungen in der Notaufnahme um 50% in einer überwiegend geimpften Population.

Das Präparat stimuliert Immunantworten, welche für die angeborene Abwehr entscheidend sind, mit einem Wirkmechanismus, der wahrscheinlich durch Varianten wie Omikron nicht ausgehebelt wird.

https://deutsch.medscape.com/artikelansicht/4911140?uac=389796AZ&faf=1&sso=true&impID=4232447&src=WNL_mdplsfeat_220509_mscpedit_de#vp_3

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Montag, 9. Mai 2022
Compliments
Aus einer spontanen Stimmung heraus sagte ich heute nach dem Training einer Sportskumpeline was für eine tolle Frau sie sei. Dafür erntete ich ein "Danke!" und das strahlendste Lächeln der Welt.

Sollte mich öfter so verhalten;-)

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Befreiung vom Faschismus
Zu diesem Gedenktag hat Bersarin ein paar passende Worte gefunden:

https://bersarin.wordpress.com/2022/05/08/9-mai-tag-der-russischen-schande/

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Freitag, 6. Mai 2022
Erste Hilfe an der Grenze: Eine Medizinjournalistin und Ärztin hat ukrainischen Flüchtlingen in Polen geholfen
Daniela Ovadia, Agenzia Zoe


Als ich in Mailand mit einem Sanitäter des Zivilschutzes und einem Neurologen des Niguarda-Krankenhauses ins Auto gestiegen bin, um an die polnisch-ukrainische Grenze zu fahren, hatte ich keine besonderen Erwartungen. Ich wollte nur dieses Gefühl der Hilflosigkeit bekämpfen, das ich habe, seit ich den Krieg Russlands gegen die Ukraine vom Sofa meines Wohnzimmers aus verfolge.

Dringend benötigte Medikamente für Przemysl
Unsere Aufgabe war, dringend benötigte Medikamente von der Universität Pavia und von privaten Spendern in die polnische Stadt Przemysl (sprich: Pshemishl) zu bringen. Dort gibt es ein Durchgangszentrum für ukrainische Flüchtlinge. Sowohl meine Aufgabe als auch mein Bestimmungsort waren vor allem dem Zufall geschuldet.

Ich hatte Kontakte zu einer Gruppe, die innerhalb des Flüchtlingszentrums einen kleinen Kindergarten betreibt. Er ermöglicht es Müttern, die von ihrer oft tagelangen Reise erschöpft sind, ihre Kinder für ein paar Stunden in vertrauenswürdige Hände zu geben. Sie brauchen diese Zeit, auch um sich um Dokumente zu kümmern und Asylanträge vorzubereiten.

In 19 Stunden von Mailand bis an die ukrainische Grenze
Der Weg von Mailand bis zur ukrainischen Grenze ist lang. Die Reise dauert 19 Stunden, einschließlich Pausen, und führt durch Österreich, Ungarn, die Tschechische Republik und ganz Polen.

Weder ich, die als Redakteurin von Univadis Italia und als Forscherin an der Universität arbeitet, noch meine Begleiter hatten zuvor Erfahrungen mit freiwilliger Arbeit als Sanitäter vor Ort gemacht. Aber wir hatten gehört, dass die Zahl der Flüchtlinge weiter steige und dass jeder mit medizinischem Fachwissen willkommen sei.

Sich nützlich machen ? ein Weg aus der Hilfslosigkeit?
Eine freie Woche über die Osterfeiertage schien die perfekte Gelegenheit zu sein, um zu sehen, ob wir uns nützlich machen könnten. Selbst wenn wir vielleicht nur bei der Verteilung von Kleidung und warmen Speisen helfen sollten.


Grenzübergang zwischen Polen und der Ukraine in Medyka: Nach dem Grenzübertritt warten Sanitäts- und Schutzzelte verschiedener NGOs auf die Flüchtlinge, die es nicht mehr weiter bis ins Durchgangszentrum in Przemysl schaffen. ©

Zum medizinischen Wachdienst direkt an die Grenze
Vor Ort angekommen hatten wir nicht einmal Zeit, um uns als Freiwillige im Flüchtlingszentrum zu registrieren. Unser lokaler Kontakt rief an, weil die französisch-israelische NGO Rescuers Without Borders dringend nach medizinischem Personal suchte. Die Organisation betreibt ein Sanitätszelt an der Grenze zur Ukraine in der nahe Przemysl gelegenen Stadt Medyka und hatte Wachdienste zu besetzen. Wir sagten zu, noch bevor wir genau wussten, worauf wir uns einließen.

Nachdem unsere berufliche Qualifikation überprüft worden war, fanden wir uns in einem Armeezelt wieder. Es war direkt neben dem Grenztor auf einer im Schlamm sitzenden Holzplattform aufgestellt worden. Daneben befand sich ein großes Schutzzelt, in dem die NGO Frauen und Kinder notversorgte, die zu müde waren, um zum Flüchtlingszentrum zu gelangen.

Erste Hilfe an der Grenze: Eine Medizinjournalistin und Ärztin hat ukrainischen Flüchtlingen in Polen geholfen. Hier ihr Bericht ?
Daniela Ovadia ? Agenzia Zoe

INTERESSENKONFLIKTE 5. Mai 2022
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Eine lange Reihe von Zelten säumt die Straße
Die Sanitätsstation von Rescuers without Borders in Medyka ist Teil einer langen Reihe von Zelten, welche die Straße entlang der Grenze säumen. Flüchtlinge, die mit Koffern und Tieren im Schlepptau zu Fuß aus der Ukraine kommen, haben keine andere Wahl, als sie zu passieren.

Selbst wenn die Sonne scheint, ist es dort immer noch eiskalt. Wer die Grenze überquert, hat oft schon mindestens 8 Stunden in der Schlange vor den Grenzkontrollen in der Kälte verbracht. Manche der Freiwilligen übernehmen die Verteilung von warmer Kleidung, Getränken und Lebensmitteln. Andere helfen mit SIM-Karten für kostenlose Telefonate, die die größten europäischen Telefongesellschaften zur Verfügung stellen.


Flüchtlinge warten auf der ukrainischen Seite der Grenze darauf, nach Polen einreisen zu dürfen ? oft über viele Stunden bei noch immer eisiger Kälte. © Daniela Ovadia

Basisversorgung an Medikamenten und Geräten
Den medizinischen Mitarbeitern vor Ort steht eine Basisapotheke zur Verfügung, die nach Vorgaben der Vereinten Nationen klassifizierte Notfallmedikamente enthält: entzündungshemmende und blutdrucksenkende Mittel, Insulin, einige orale Antidiabetika, Breitbandantibiotika, dermatologische Salben, Antiepileptika (vor allem Phenobarbital und Carbamazepin), Steroide und zahlreiche Anxiolytika sowie pädiatrische Formulierungen der gängigsten Medikamente. Außerdem gibt es eine Notfalltasche (die wir zum Glück nie benutzen mussten) und einen halbautomatischen Defibrillator.

Frauen, Kinder und ältere Menschen mit unterschiedlichen Leiden
Vor allem Frauen mit Kindern, die oft noch sehr klein sind, und ältere Menschen passieren die Grenze. Die meisten Personen, die wir behandeln mussten, hatten chronische Krankheiten wie Diabetes oder Bluthochdruck. Sie waren oft während ihrer gesamten Flucht ohne medikamentöse Versorgung. In einigen Fällen ? etwa wenn sie aus Kriegsgebieten kamen ? sogar noch länger. Auch Angststörungen waren häufig, mit Atemnot oder richtigen Panikattacken.

Ich wollte nur dieses Gefühl der Hilflosigkeit bekämpfen Daniela Ovadia
Viele der geflüchteten Frauen begreifen erst, dass sie ihr Zuhause verloren haben, wenn sie sich tatsächlich in einem fremden Land widerfinden. Ihre Ehemänner und Lebensgefährten müssen sie in der Ukraine zurücklassen, da Männer im wehrfähigen Alter nicht ausreisen dürfen.

Decken und Laken, die schon von anderen benutzt wurden
Die Notunterkünfte sind recht gut ausgestattet. Dennoch schläft man auf behelfsmäßigen Pritschen mit Decken und Laken, die zuvor schon von anderen benutzt wurden.

Ältere Menschen leiden häufig an starken Gelenk- und Muskelschmerzen Daniela Ovadia
Ältere Menschen leiden häufig an starken Gelenk- und Muskelschmerzen. Sie sind die Folge tage- oder wochenlanger Aufenthalte in kalten Kellern, wo sie auf behelfsmäßigen Betten schlafen mussten, um sich vor den Bomben zu schützen. Häufig sind sie auch dehydriert und dekompensiert.


Sanitäts- und Schutzzelte am Grenzübergang Medyka: Viele Menschen überqueren die Grenze nach Polen mit ihren Haustieren. So bleibt es nicht aus, dann mancher Hilfsorganisationsmitarbeiter auch einmal beim Gassigehen aushilft. © Daniela Ovadia

Kriegsverletzungen sind bei den Flüchtlingen selten
Nur in 2 Fällen hatten wir es mit Kriegsverletzungen zu tun. Eine Frau kam vom Bahnhof Kramatorsk, der während des Transports eines Flüchtlingskonvois von Russen bombardiert worden war. Sie hatte einen Verband, der einen bläulich-roten, eindeutig infizierten und ödematösen Fuß verbarg. Wir nahmen an, dass ein Splitter aus Metall oder einem anderen Material in ihren Fuß eingedrungen war. Denn durch die Hitze der Explosion hatten sich noch andere Splitter mit dem Kunststoff ihres Anoraks verklebt.

Wir konnten ihr lediglich intravenös ein Antibiotikum verabreichen und sie zum polnischen Roten Kreuz schicken - in der Hoffnung, dass dort wenigstens ein Röntgenbild gemacht wird. Ein weiteres Opfer von Kriegsverletzungen war ein junger Mann, der mit einem klassischen Ödem als Folge einer Explosion vorgestellt wurde. Sanitäter hatten ihn mit Kompressionsverbänden behandelt.

Ärzte aller Fachrichtungen ohne spezielle Ausbildung
Man ist nie wirklich bereit, Kriegsverletzungen zu behandeln, aber man ist noch weniger darauf vorbereitet, wenn man nie eine spezifische Ausbildung in diesem Bereich erhalten hat. Die Ärzte, die in diesen vorübergehend von NGOs verwalteten Strukturen arbeiten, kommen aus verschiedenen Fachrichtungen.

Man ist nie wirklich bereit, Kriegsverletzungen zu behandeln Daniela Ovadia
Fast immer sind Internisten darunter, und zwar aus ganz unterschiedlichen Ländern. Wir haben mit einem indischen Arzt, mit 2 Amerikanern, mit 2 Israelis und mit einem französischen Arzt zusammengearbeitet. Oft sind sie nur für kurze Zeiträume, etwa 10 Tage bis zu 3 Wochen, vor Ort. Ihnen steht eine medizinische Grundausstattung zur Verfügung, die für echte Notfälle nicht geeignet ist.


Das Sanitätszelt der NGO Rescuers without Borders am Grenzübergang in Medyka steht auf einer im Schlamm sitzenden Holzplattform. © Daniela Ovadia


Den freiwilligen Hilfskräften steht im Sanitätszelt eine Grundausstattung an medizinischem Material und Medikamenten zur Verfügung, zur Behandlung von Notfällen ausgerüstet ist es nicht. © Daniela Ovadia

Viele Medikamente fehlen
Ein weit verbreitetes Problem war der Mangel an Medikamenten. Von den Vereinten Nationen empfohlene Kits enthalten zwar wichtige Wirkstoffe. Diese decken aber nicht einmal annähernd das breite Spektrum an Verodnungen ab, mit denen die Patienten zu uns ins Zelt kamen. Es ist nicht immer möglich, ein Medikament durch ein anderes zu ersetzen - zumindest nicht ohne einen angemessenen Beobachtungszeitraum oder eine überlappende Behandlung. Beides war in unserer Situation nicht möglich.

Ein weit verbreitetes Problem war der Mangel an Medikamenten Daniela Ovadia
Der komplizierteste Fall, mit dem wir uns befassen mussten, war eine junge Epilepsiepatientin, die in der Warteschlange an der Grenze einen Anfall erlitt. Wir hatten ihre Medikamente nicht zur Hand. Nur dank eines Glücksfalls und dank der Hartnäckigkeit einiger Freiwilliger, die buchstäblich alle örtlichen medizinischen Zentren absuchten, konnten wir einige der fehlenden Medikamente beschaffen. Die Frau war mit ihrem 10-jährigen Sohn im Schlepptau unterwegs, und nach einer Nacht unter Beobachtung im Sanitätszelt setzte sie ihre Reise zu ihrem Zielort in Deutschland fort.

Belastete Mütter, gefährdete Kinder
Oft mussten wir bei der Auswahl einer Behandlung auch die Verantwortlichkeiten der Patienten berücksichtigen: Bei alleinerziehenden Müttern mit einem oder mehreren Kindern können bewusstseinsverändernde oder schläfrig machende Medikamente wie Benzodiazepine nicht verabreicht werden. Denn leider hat es schon Fälle von Kindesmissbrauch gegeben und es gibt nicht ausreichend Personal, das sich um die Kleinen kümmern kann, während sich die Eltern ausruhen.

Schlechte Chancen bei seltenen Erkrankungen
Medikamente gegen seltene Erkrankungen waren nirgends zu finden, obwohl sie lebensrettend sein können. Wir mussten einem Myasthenie-Patienten helfen, bei dem sich die Symptome schnell verschlimmert hatten und der an Schluckbeschwerden litt. Um zu vermeiden, dass wir ihn im Falle einer Beeinträchtigung der Atemmuskulatur hätten intubieren müssen, schickten wir ihn ins städtische Krankenhaus. Unsere Hoffnung war, dass sie dort wenigstens Physiostigmin zur Verfügung haben würden

Polnisches Gesundheitssystem in den Grenzstädten kurz vor dem Zusammenbruch
Wir wissen nicht, was mit ihm geschehen ist. Der Übersetzer, der ihn begleitete, erzählte uns von einer überstürzten und wenig einfühlsamen Aufnahme durch das örtliche Personal. Das ist durchaus verständlich, wenn man bedenkt, dass das gesamte polnische Gesundheitssystem in den Grenzstädten zur Ukraine am Rande des Zusammenbruchs steht und das Personal ausgebrannt ist.

Leider hat es schon Fälle von Kindesmissbrauch gegeben. Daniela Ovadia
Allein in Przemysl, einer Stadt mit etwa 60.000 Einwohnern, sind in den letzten anderthalb Monaten schätzungsweise 3.000 Flüchtlinge pro Tag angekommen.

Fast alle Freiwilligen haben sich mit SARS-CoV-2 infiziert
COVID-19 ist vor Ort ein großes Problem, nur befasst sich niemand damit. Das Flüchtlingszentrum in Przemysl, das in einem stillgelegten Einkaufszentrum befindet, beherbergt etwa 4000 Menschen. Sie werden in ehemaligen Geschäften untergebracht, eine Fahne davor signalisiert das endgültige Reiseziel.

COVID-19 ist vor Ort ein großes Problem, nur befasst sich niemand damit. Daniela Ovadia
Es gibt keine Fenster, kein natürliches Licht und natürlich auch keine wirksamen Belüftungssysteme. Feldbetten nehmen jeden freien Platz ein, selbst in den Gängen.

Nur Freiwillige werden zu Beginn mit einem Antigen-Schnelltest untersucht, danach nie wieder. Die Verwendung von Masken ist nicht vorgesehen und in einer solchen Umgebung ohnehin fast unmöglich. Fast alle Freiwilligen haben sich infiziert oder rechnen damit, dass sie sich bald infizieren werden.

Viel Spielraum für Verbesserungen
Alles in allem war die Erfahrung heftiger und intensiver, als ich erwartet hatte. Ich weiß nicht, ob wir mit unserer Absicht, zu helfen, Erfolg hatten. Sicher ist, dass es zumindest bei der medizinischen Grundversorgung noch sehr viel Spielraum für Verbesserungen gibt. Eine bessere Koordinierung zwischen den NGOs, den örtlichen Gesundheitszentren und dem endgültigen Bestimmungsort der Flüchtlinge ist ebenfalls erforderlich - vor allem, um den komplexesten Fällen die richtige Unterstützung zukommen zu lassen.

Psychologische Betreuung braucht bessere Koordination
Der psychologische Aspekt ist von grundlegender Bedeutung, um die Verfestigung posttraumatischer Belastungsstörungen zu vermeiden. Er wird jedoch nur von ehrenamtlichen Mitarbeitern übernommen, deren Fähigkeiten begrenzt sind. Es wäre auch an dieser Stelle hilfreich, professionelle Maßnahmen unter der Leitung von Notfallexperten besser zu koordinieren.

Der Beitrag ist im Original erschienen auf Univadis.it und wurde von Michael van den Heuvel übersetzt.

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Vorsicht bei vegetarischer Ernährung für Kinder: Langzeitstudie liefert Hinweise zu höherem Risiko für Untergewicht
Antje Sieb, Medscape


Eine leichte Tendenz zum Untergewicht ? das ist der Hauptunterschied zwischen vegetarisch und nicht-vegetarisch ernährten Kindern, den kanadische Forscher in einer Längsschnittstudie gefunden haben. Dazu haben die Wissenschaftler fast 9.000 Kinder bis zum Alter von 8 Jahren über mehrere Jahre beobachtet. Das Autorenteam um Laura J. Elliott von der Universität Toronto publizierte die Studienergebnisse in Pediatrics.

Ernährungswissenschaftlerin Dr. Ute Alexy von der Universität Bonn hat zum gleichen Thema Querschnittsvergleiche in Deutschland durchgeführt. ?Die Studie bestätigt eigentlich die Ergebnisse unserer VeChi Diet-Studie, in der wir Kinder zwischen 1 und 3 Jahren untersucht haben. Es gab einen etwas höheren Anteil von zu kleinen und zu leichten Kindern bei den vegetarisch und bei uns auch bei den vegan ernährten Kindern?, erklärt die Bonner Forscherin im Gespräch mit Medscape.

Allerdings könnte die festgestellte Tendenz auch andere Gründe haben, erklärt Ernährungsmediziner Dr. Peter von Philippsborn von der Ludwig-Maximilians-Universität München: ?Da die Anzahl der Kinder mit Untergewicht in der Studie insgesamt sehr niedrig war, ist der scheinbare Unterschied zwischen den 2 Gruppen möglicherweise auf einen Zufallseffekt zurückzuführen.? Auch der höhere Anteil an asiatisch-stämmigen Kindern in der vegetarisch ernährten Gruppe könnte möglicherweise die Ergebnisse beeinflussen.

Bei vegetarischer Ernährung Wachstum beobachten
Gewicht und Größe vegetarisch ernährter Kinder sollte man trotzdem im Auge behalten, um im Fall des Falles eingreifen zu können, empfiehlt Ernährungswissenschaftlerin Alexy. ?Man muss dann überprüfen, ob sie genügend Energie und genügend Eiweiß bekommen und eventuell intervenieren. Das heißt nicht, dass sie unbedingt Fleisch essen müssen, man kann das auch im Rahmen der vegetarischen Ernährung optimieren.?

Bei den Ergebnissen zu Blutfettwerten sieht Alexy ebenfalls Parallelen zu eigenen Studien in Deutschland. Denn bei vegetarisch ernährten Kindern, die zusätzlich wenig oder keine Kuhmilch tranken, waren die Blutfettwerte in der kanadischen Studie tendenziell niedriger als bei omnivor ernährten Kindern.


?Die Arteriosklerose beginnt schon im Kindesalter, und auch in der VeChi Youth-Studie, bei den 6- bis 18-Jährigen, hatten wir Unterschiede in den Blutlipiden gefunden. Die Werte waren tendenziell etwas besser bei den pflanzenbasiert ernährten Kindern und Jugendlichen als bei den omnivor ernährten?, berichtete Alexy.

Generell kann eine vegetarische Ernährung bei Kindern nach den Ergebnissen der nun vorliegenden Studie offenbar funktionieren. ?Diese Ergebnisse stehen im Einklang mit früheren Untersuchungen aus anderen Ländern, die ebenfalls zeigten, dass eine ausgewogene, abwechslungsreiche vegetarische Ernährung Kinder und Erwachsene gleichermaßen mit allen notwendigen Nährstoffen versorgt und eine normale kindliche Entwicklung ermöglicht?, erklärt Philippsborn.

Aussagen zu veganer Ernährung nicht möglich
Allerdings betonen die Autoren selbst, dass längere Studien mit detaillierteren Daten zur Ernährung notwendig sind, um noch offene Fragen zu beantworten.

Beispielsweise ist es anhand der aktuellen Studie aus Kanada nicht möglich, unterschiedliche Formen einer vegetarischen Ernährung zu vergleichen. Denn von den beinahe 9.000 erfassten Kindern lebten zwar 248 durchgehend vegetarisch. Vegan ernährten sich aber nur 25 davon ? zu wenig für eine eigene Auswertung.

In der Studie wurden auch keine Blutwerte von Vitamin B12 überprüft, ein für Veganer kritisches Vitamin, dass supplementiert werden muss. Allerdings kann B12 auch bei vegetarischer Ernährung ein Problem sein, sagt Alexy auf Anfrage von Medscape: ?Vegetarisch ernährte Kinder sollten gelegentlich Vitamin B12 einnehmen, weil sie häufig vergleichsweise wenig Milch trinken. Sie trinken zum Teil auch pflanzenbasierte Drinks, und darin ist natürlich kein Vitamin B12 enthalten.?

Nach Schätzungen ernähren sich rund 10% aller Deutschen inzwischen vegetarisch und mindestens 1% der Bevölkerung sogar strikt vegan. Prof. Dr. Hans Hauner
Insgesamt ist die Wissenschaftlerin froh über Langzeitdaten zur vegetarischen Ernährung von Kindern. Denn die seien bisher Mangelware. In der kanadischen Studie wurden die Kinder nun im Schnitt über knapp 3 Jahre beobachtet. ?Besser wären noch längere Zeiträume, aber immerhin ist das die erste Langzeitstudie, die mir bekannt ist, und insofern ist das auf jeden Fall ein Schritt in die richtige Richtung?, so Alexy.

Denn vegetarische und vegane Ernährungsformen setzen sich gerade bei jungen Menschen zunehmend durch, ergänzt Prof. Dr. Hans Hauner, Direktor des Else-Kröner-Fresenius Zentrums für Ernährungsmedizin an der TU München: ?Nach Schätzungen ernähren sich rund 10% aller Deutschen inzwischen vegetarisch und mindestens 1% der Bevölkerung sogar strikt vegan. Dabei handelt es sich nicht selten um junge Familien mit Kleinkindern.?

Eine vegetarische Ernährung von Kindern hält die Deutsche Gesellschaft für Ernährung grundsätzlich für möglich. Von einer veganen Ernährung rät sie allerdings weiterhin ab ? die Experten halten das Risiko für zu groß, dass die Kinder nicht ausreichend mit allen wichtigen Nährstoffen versorgt werden.


https://deutsch.medscape.com/artikelansicht/4911135?uac=389796AZ&faf=1&sso=true&impID=4223291&src=WNL_mdplsfeat_220505_mscpedit_de#vp_2

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Hinweis auf mehr Impf-Nebenwirkungen; Risikofaktoren für schweres COVID-19 altersabhängig; neue Daten zu Paxlovid®
Michael van den Heuvel, Medscape



Das Infektionsgeschehen entwickelt sich weiter rückläufig. Mittlerweile ist die 7-Tage-Inzidenz auf 566,8 Fälle pro 100.000 Einwohner gesunken (Vortag 591,8).

Ähnliche Trends zeigen sich beim Testgeschehen, wie eine Datenanalyse der Akkreditierten Labore in der Medizin (ALM) ergeben hat. In Woche 17 wurden insgesamt 1.013.650 PCR-Untersuchungen in ALM-Laboren durchgeführt (KW 16: 986.930, KW 15: 1.073.894, KW 14: 1.462.201). 435.685 PCR-Tests waren positiv befundet (KW 16: 515.818, KW 15: 599.490, KW 14: 735.663). Sowohl die Gesamtzahl der Tests als auch die Zahl der positiv befundeten Tests entwickelt sich stark rückläufig.

Real-World-Daten: Deutlich mehr Impf-Nebenwirkungen als bekannt

COVID-19-Risikofaktoren unterscheiden sich je nach Alter der Patienten

Forscherin ausgezeichnet: Biomarker für schweres COVID-19

Paxlovid® keine Option zur Postexpositionsprophylaxe

Real-World-Daten: Deutlich mehr Impf-Nebenwirkungen als bekannt


Prof. Dr. Harald Matthes von der Charité-Universitätsmedizin, Berlin, untersucht zusammen mit Kollegen Nebenwirkungen von SARS-CoV-2-Vakzinen. Bei ImpfSurv, einer Beobachtungsstudie, erfassen Teilnehmer online Beschwerden nach Impfungen oder durch COVID-19. Außerdem werden Fragen zur mentalen Gesundheit (PHQ-9, GAD-7 und PHQ-Stressmodul) beantwortet. An der Studie nehmen bundesweit 40.000 Personen teil.

Gegenüber Medien hat Matthes jetzt Zwischenergebnisse nach 1-jähriger Laufzeit der Studie vorgestellt. Schwere Nebenwirkungen haben demnach 8 von 1.000 Geimpften gemeldet ? das 40-mal häufiger als vom Paul-Ehrlich-Institut (PEI) genannt. ?Die Zahl ist nicht überraschend?, so Matthes. ?Sie entspricht dem, was man aus anderen Ländern, wie Schweden, Israel oder Kanada kennt.? Bei Impfstoffen gegen Polio oder Masern sei die Zahl schwerer Nebenwirkungen deutlich geringer.

COVID-19-Risikofaktoren unterscheiden sich je nach Alter der Patienten
Impfungen schützen vor schwerem COVID-19, doch welche Faktoren beeinflussen den Schweregrad dieser Krankheit noch? Erste Risikomodelle für Krankenhauspatienten wurden schon zu Beginn der Pandemie entwickelt, müssen jedoch aktualisiert werden.

Im Rahmen einer retrospektiven Studie wurden Daten von 6.906 hospitalisierten Erwachsenen mit COVID-19 aus einem Gesundheitssystem in 5 US-Staaten analysiert. Die Forscher haben Risikomodelle zur Vorhersage von mechanischer Beatmung oder Tod über einen bis 56 Tage des Krankenhausaufenthalts entwickelt, wobei klinische Daten verwendet wurden, die innerhalb der 1. Stunde nach der Aufnahme mit COVID-19 oder einem ersten positiven SARS-CoV-2-Test verfügbar waren.

Einige der wichtigsten Erkenntnisse:

Der Body-Mass-Index ist bei jüngeren Patienten ein wichtigerer Prädiktor für den Schweregrad von COVID-19 als bei älteren Patienten.

Viele Komorbiditäten wie Krebs, Kardiomyopathie und COPD weisen bei jüngeren Patienten höhere Odds Ratios für schwere Verläufe auf als bei älteren Patienten.

Sowohl für ältere als auch für jüngere Patienten sind Vitalfunktionen, frühe Krankenhauslabortests und der Bedarf an zusätzlichem Sauerstoff nützlicher für die Vorhersage schwerwiegender Folgen als Komorbiditäten und demografische Daten.

?Diese Studie stellt unser Dogma in Frage, dass Komorbiditäten die Hauptursachen für schwerwiegende Folgen wie mechanische Beatmung oder Tod bei Krankenhauspatienten mit COVID-19 sind?, kommentiert Dr. Jason Goldman, Spezialist für Infektionskrankheiten bei Swedish Providence und Mitglied des Studienteams. ?Stattdessen stellen wir fest, dass andere physiologische Merkmale, die innerhalb einer Stunde nach dem Krankenhausaufenthalt gemessen werden können, stärker vorhersagen, wer schwerwiegende Folgen haben wird.?

Paxlovid® keine Option zur Postexpositionsprophylaxe
Nirmatrelvir/Ritonavir (Paxlovid®) von Pfizer konnte laut Zwischenergebnissen einer Phase-II/III-Studie das Risiko, dass sich Haushaltsangehörige von Infizierten selbst anstecken, nicht signifikant verringern.

Für ihre Analyse werteten die Forscher Daten von 2.957 Erwachsenen aus. Teilnehmer der Studie hatten einen negativen SARS-CoV-2-Antigen-Schnelltest und waren asymptomatisch, hatten jedoch innerhalb von 96 Stunden Kontakt mit einer infizierten Person. Sie wurden randomisiert (1:1:1) und erhielten 2-mal täglich

Paxlovid® für 5 Tage, gefolgt von Placebo für 5 Tage

Paxlovid®für 10 Tage

Placebo für 10 Tage

In dieser Studie beobachtete Pfizer im Vergleich zu Placebo zwar eine Risikominderung von 32% bzw. 37% bei Erwachsenen, die Paxlovid® 5 bzw. 10 Tage lang erhielten. Diese Ergebnisse unterschieden jedoch statistisch nicht signifikant voneinander.

Paxlovid® ist seit dem 28. Januar in der Europäischen Union zugelassen. Es soll Das Medikament soll zur Behandlung von symptomatischen, nicht hospitalisierten Patienten mit COVID-19 ohne zusätzlichen Sauerstoffbedarf und erhöhtem Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf eingesetzt werden.

https://deutsch.medscape.com/artikelansicht/4911134?uac=389796AZ&faf=1&sso=true&impID=4223291&src=WNL_mdplsfeat_220505_mscpedit_de#vp_2

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Donnerstag, 5. Mai 2022
Verschwörungstheorien zum Ukraine-Krieg: Wer daran glaubt und wer nicht
https://www.gmx.net/magazine/politik/russland-krieg-ukraine/umfrage-zeigt-fuenfte-deutsche-glaubt-verschwoerungsmythen-ukraine-krieg-36837966

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Mittwoch, 4. Mai 2022
Intensivstation über den Wolken
So gelangen ukrainische Patienten mit der Bundeswehr zur Behandlung nach Deutschland

Michael van den Heuvel, M edscape


Die Bundeswehr hat auf 2 MedEvac-Flügen mit dem Spezialflugzeug Airbus A310 bislang 32 verletzte Personen und 12 Begleitpersonen nach Deutschland gebracht ? darunter mehrere verletzte Kinder. Die ukrainischen Patienten wurden in Polen aufgenommen. MedEvac steht für Medical Evacuation. Ein Blick hinter die Kulissen.

Was verbirgt sich hinter der A310 MedEvac?
Zum Einsatz kommt der Airbus A310, ein zweistrahliges Großraumflugzeug des europäischen Flugzeugherstellers Airbus. Es wurde zu einer fliegenden Intensivstation ausgebaut und ist von Köln-Wahn aus innerhalb von 24 Stunden startklar, um Erkrankte oder Verletzte auszufliegen.


Welche Logistik steckt hinter den Transporen?
Sind Krankenhäuser in der Ukraine oder in Anrainerstaaten überlastet, melden sie dies über ihre Behörden. In Deutschland bearbeitet das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe entsprechende Anfragen. Es stimmt sich mit der Bundeswehr und mit zivilen Unternehmen der Luftrettung ab, um geeignete Flugzeuge für Intensivtransporte zu bekommen.

Nach der Landung greift der aus Corona-Zeiten bekannte Kleeblatt-Mechanismus zur Verteilung der Patienten auf Krankenhäuser.

Kleeblatt Nord: Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern, Hamburg, Bremen, Niedersachsen

Kleeblatt Ost: Berlin, Brandenburg, Sachsen-Anhalt, Sachsen, Thüringen

Kleeblatt West: Nordrhein-Westfalen

Kleeblatt Südwest: Hessen, Rheinland-Pfalz, Saarland, Baden-Württemberg

Kleeblatt Süd: Bayern

Ein weiteres Kleeblatt bildet das Gemeinsame Melde- und Lagezentrum von Bund und Ländern.

Welche Einsätze gab es vor dem Ukraine-Konflikt?
Einer der größten Einsätze war der Rücktransport von verletzten Deutschen nach dem Tsunami 2004 in Südostasien. Aber auch im Zuge der Corona-Pandemie wurden Patienten aus Italien bzw. aus Frankreich nach Deutschland verlegt. Darüber hinaus hat die Bundeswehr COVID-19-Patienten nach dem ?Kleeblatt-Konzept? innerhalb Deutschlands verteilt.
Das Flugzeug hat als weitere Besonderheit ein großes, seitliches Ladetor. Die insgesamt 4 Flugzeuge dieses Typs können innerhalb weniger Tage umgebaut werden; sie lassen sich auch als Tanker oder als Passagier- bzw. Truppentransporter nutzen. Darüber hinaus stehen der Bundeswehr mehrere A400M- und A319-Flugzeuge für den Patiententransport zur Verfügung.




Ukrainische Patienten landen mit dem Transportflugzeug A310 MedEvac auf dem Flughafen Köln-Wahn (am 11.04.2022)

Welche Kapazität hat das Flugzeug?
Das Flugzeug kann insgesamt 44 Patienten liegend transportieren, darunter 6 auf Patiententransporteinheiten, die nach intensivmedizinischen Standards ausgestattet sind.

Die bis zu 25-köpfige medizinische Crew überwacht und stabilisiert Patienten; sie greift ein, sollte sich der Zustand verschlechtern. Zum Team gehören Fachärzte, Fachpfleger, Rettungsassistenten, Rettungssanitäter, aber auch ein Fliegerarzt und ein Medizintechniker der Bundeswehr.




Soldaten betreuen die Übungsverletzten an den Patiententransporteinheiten im Airbus A400M beim Training AirMedEvac (Wunstorf, 13.09.2018)

Welche medizinische Ausstattung befindet sich an Bord?
Laut Bundeswehr-Angaben besteht jede Intensivtransport-Einheit aus:

Intensivbeatmungsgerät ?Evita 4?

Transportbeatmungsgerät ?Oxylog 3000?

Multi-Funktions-Monitor ?Propaq EL106?

2 Dreifach-Spritzenpumpen ?Combimat 2000?

Absaugpumpe ?Accuvac?

Zusätzlich sind an Bord:

16 Patientenmonitore ?Micropaq?

1 Blutgasanalysegerät ?I-Stat?

2 flexible Bronchoskope

1 tragbares Ultraschallsystem ?SonoSite?

6 Patientenwärmesysteme ?Barkey?

12-Kanal-EKG

2 Defibrillatoren

16 Dreifach-Spritzenpumpen ?Combimat 2000?

4 Medumat LifeBase III

4 Infusionspumpen ?IP 2000?

1 Zentralmonitorsystem

1 Kühlschrank für medizinische Kühlware

Medikamente und Spritzen zur Versorgung der Patienten für mindestens 24 Stunden.

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Montag, 2. Mai 2022
Neue Omikron Varianten; nach 3 Monaten sinkt Impfschutz deutlich; 5 Tage Quarantäne; weniger tödliche Verläufe unter Migranten
Michael van den Heuvel, Medscape


EU-weit haben sich nach Schätzungen der Europäischen Kommission schätzungsweise 60 bis 80% der EU-Bevölkerung mit COVID-19 infiziert. Die bundesweite 7-Tage-Inzidenz sinkt weiter auf 639,5 Infektionen pro 100.000 Menschen (29.4.: 758,5).

Auf die mittelfristige Entwicklung reagieren Gesundheitspolitiker von Bund und Ländern. Sie wollen die Isolation positiv Getesteter von 10 Tagen auf 5 Tage bundesweit verringern ? mit einer entsprechenden Empfehlung des Robert Koch-Instituts ist in Kürze zu rechnen. Mehrere Länder hatten Änderungen bereits implementiert.

?Ich persönlich glaube, dass am Ende von fünf Tagen ? zumindest eine Selbsttestung dringend empfohlen sein müsste?, erklärt Bundesgesundheitsminister Prof. Dr. Karl Lauterbach (SPD). Denn man wisse, dass viele Infizierte nach dem 5. Tag noch positiv seien.

BA.4 und BA.5: Neue Varianten ante portas

Regierung verlängert Corona-Einreiseregeln

Anhörung: Einrichtungsbezogene Impfpflicht erneut in der Kritik

Deutsche Projekte für neue Impfstoffe

US-Zahlen: Hohe Impfraten ? niedrige Mortalität

Weitere Belege: Menschen über 80 profitieren von Auffrischungsimpfung

Dänemark: Geringe COVID-19-Mortalität bei Migranten, verglichen mit der Bevölkerung

Real-World-Daten zum BioNTech-Pfizer-Vakzin: Nach 3 Monaten sinkt der Schutz deutlich

BA.4 und BA.5: Neue Varianten ante portas
Die Weltgesundheitsorganisation nennt in ihrer Liste besorgniserregender Varianten (VOC) mittlerweile auch die Omikron-Unterformen BA.4 und BA.5. Beide wurden zuerst in Südafrika nachgewiesen. ?Dies sind Omikron-Varianten mit eigenem Ursprung, d.h. nicht von BA.1, -.2 oder -.3 abstammend, sondern vom gemeinsamen Omikron-Vorläufer?, schreibt Prof. Dr. Christian Drosten von der Charité-Universitätsmedizin, Berlin.

?Man sieht eine schleichende Zunahme von BA.4 und BA.5 seit Januar in Südafrika?, seit Mitte April aber nun plötzlich eine exponentielle Zunahme (?)?, berichtet Drosten. Medien aus Südafrika sprechen bereits von einer 5. Welle. Wie kann das sein? ?Wahrscheinlich hat die Variante einen Immunescape-Vorteil in einer Bevölkerung, in der es (wie in Südafrika) keine BA.2-Welle gab?, so Drostens Erklärung.


Prof. Dr. Tulio de Oliveira, Virologe an der Universität Stellenbosch in Südafrika, er hatte Omikron zuerst beschrieben, gibt Entwarnung. Es sei ?an der Zeit, sorgfältig und gewissenhaft, aber ruhig zu arbeiten?, sagt er. Obwohl die Untervarianten in Südafrika im vergangenen Monat schnell an Boden gewonnen hätten, seien die Raten von COVID-19-Fällen und an Krankenhausaufenthalten im Land stabil. ?Bisher sieht man glücklicherweise keine Auswirkungen auf die Krankenhaus-Einweisungen in Südafrika, aber das könnte sich in den kommenden 2 Wochen einstellen?, kommentiert Drosten.

BA.4 und BA.5 tragen beide eine spezifische Aminosäuremutation namens F486V. Sie befindet sich auf dem Spike-Protein in der Nähe der Stelle, an der das Protein an den ACE2-Rezeptor auf Zellen bindet. Wichtige Antikörper, die als Reaktion auf COVID-19-Impfstoffe und frühere Infektionen mit SARS-CoV-2 erzeugt werden, neutralisieren das Virus, indem sie sich an diese Stelle heften. Ob es bei BA.4 und BA.5 zu Problemen bei Impfungen oder bei therapeutischen Antikörpern kommen könnte, ist derzeit unklar.

Noch ein Blick auf Deutschland. Das RKI hat BA.5 bundesweit in 25 Proben nachgewiesen, Stand 18.04.2022. BA.4 wurde bislang nicht detektiert.

Regierung verlängert Corona-Einreiseregeln
Am 28. April wären die Regeln zur Einreise nach Deutschland ausgelaufen; die Regierung hat sie kurzerhand bis 31. Mai verlängert. Konkret bedeutet dies:

Kinder ab 12 Jahren und Erwachsene müssen wie gehabt 3G-Nachweise vorlegen (geimpft, genesen, getestet).

Für Personen, die aus Hochrisikogebieten einreisen, gelten Quarantäneregeln. Nur listet das Robert Koch-Institut in dem Zusammenhang kein einziges Land mehr; die Maßnahme hat eher vorbeugenden Charakter, sollten neue Varianten von SARS-CoV-2 auftreten.

Mobilfunk-Anbieter müssen Kunden bei der Einreise keine SMS mit Informationen zu Pandemie-Regelungen in Deutschland mehr schicken. Der Sinn dieser Maßnahme war recht umstritten.

Anhörung: Einrichtungsbezogene Impfpflicht erneut in der Kritik
Der Gesundheitsausschuss des Bundestages wollte von Experten wissen, wie sie die institutionenbezogene Impfpflicht bewerten. Auslöser waren Änderungsanträge der Unionsfraktion und der AfD. CDU und CSU fordern, diese Form der Impfpflicht konsequent umzusetzen und Schwächen zu beseitigen. Die AfD will das bestehende Regelwerk ganz kippen.

Stefan Hahn vom Deutschen Städtetag betonte, die einrichtungsbezogene Impfpflicht sei richtig, der rechtliche Rahmen für die Umsetzung jedoch schlecht. Außerdem hätten sich manche Regeln als unklar bzw. als inkonsistent erwiesen. Hahn rechne nicht vor den Sommermonaten mit ersten Betretungsverboten.

Eine Stellungnahme der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG) lag dem Ausschuss ebenfalls vor. Die DGK schrieb, in Kliniken liege die Impfquote derzeit bei 95%. Es sei Angestellten aber nicht zu vermitteln, warum sie zur Impfung verpflichtet würden, aber nicht ihre Patienten. Daher sollte die sektorale Impfpflicht sofort ausgesetzt werden.

Auch der Bundesverband privater Anbieter sozialer Dienste war der Meinung, ohne allgemeinen Impfpflicht gehöre die einrichtungsbezogene Impfpflicht auf den Prüfstand.

Deutsche Projekte für neue Impfstoffe
Apropos Impfquoten: In Deutschland haben laut Bundesregierung mittlerweile 63,8 Millionen Menschen (76,7% der Bevölkerung) mindestens 1 Impfdosis und 49,3 Millionen (59,3%) zusätzlich eine Auffrischungsimpfung erhalten. Unter den Ungeimpften befinden sich auch Patienten mit Immundefekten, Babys und Kleinkinder. Die Forschung versucht, Impflücken bei bestimmten Personengruppen zu schließen.

Ein Blick auf ausgewählte Projekte aus Deutschland, die zeigen, welche Perspektiven es noch geben könnte:

BioNTech und Pfizer arbeiten an einem Impfstoffkandidaten mit gezielter Wirksamkeit gegen Omikron; klinische Überprüfungen haben begonnen, und Ergebnisse sollen bald veröffentlicht werden.

Auch Moderna untersucht ein Omikron-Vakzin. Dabei werden sowohl monovalente als auch bivalente Kandidaten (gegen den Wildtyp und gegen Omikron) in Betracht gezogen.

Die Universität Tübingen entwickelt den Peptid-Impfstoff CoVac-1 speziell für Patienten in Krebsbehandlung oder mit anderweitig verursachter Immunschwäche. Eine Phase-II-Studie läuft.

Die Universität Würzburg und Aeterna Zentaris untersuchen, ob eine Schluckimpfung auf Basis eines oralen Typhus-Lebendimpfstoffs möglich wäre. Die Arbeiten befinden sich noch im Laborstadium.

Das Universitätsklinikum Erlangen arbeitet an einem Vektorimpfstoff für Booster-Impfungen, der als Nasen- oder Mundspray verabreicht werden soll. Das Projekt ist noch in der vorklinischen Entwicklung.

Die Freie Universität Berlin und die Universität Bern (Schweiz) wollen einen COVID-19-Impfstoff mit attenuierten SARS-CoV-2-Viren zur intranasalen Anwendung entwickeln. Auch sie befinden sich in der vorklinischen Entwicklung.

US-Zahlen: Hohe Impfraten ? niedrige Mortalität
Impfungen gehören zu den wichtigsten Strategien der Pandemie-Kontrolle, wie eine neue Beobachtungsstudie aus den USA bestätigt: In Gemeinden mit hoher Durchimpfungsrate treten rund 80% weniger Todesfälle auf als in Gegenden mit wenig Impfungen.

Die Ergebnisse basieren auf mehr als 30 Millionen COVID-19-Fällen und mehr als 400.000 Todesfällen in 2.558 US-Bezirken, die im 2. Jahr der Pandemie, zwischen Dezember 2020 und Dezember 2021, gemeldet wurden.

Bei der Analyse wurden die COVID-19-Inzidenz- und -Mortalitätsraten in Bezirken mit sehr niedrigem (0-9%), niedrigem (10-39%), mittlerem (40-69%) und hohem (70% oder mehr) Durchimpfungsgrad verglichen, definiert als der Prozentsatz der Erwachsenen (ab 18 Jahren), die mindestens eine Dosis erhalten hatten.

Nach Berücksichtigung potenzieller Einflussfaktoren stellten die Forscher fest, dass eine höhere Durchimpfungsrate in Bezirken mit einer geringeren Zahl an COVID-19-bedingten Todesfällen oder Erkrankungen einherging.

In der 1. Hälfte des Jahres 2021 beispielsweise, als die Alpha-Variante vorherrschte, war die Sterblichkeitsrate in Bezirken mit niedriger, mittlerer und hoher Durchimpfungsrate um 60%, 75% bzw. 81% niedriger als in Bezirken mit sehr niedriger Durchimpfungsrate. Die Zahl an COVID-19-Fällen verringerte sich um 57%, 70% und 80%.

Ein ähnlicher Rückgang der Sterblichkeit wurde auch in der 2. Hälfte des Jahres 2021 beobachtet, als die Delta-Variante in den USA vorherrschend war, allerdings mit geringeren Auswirkungen auf die Fallzahlen.

Weitere Belege: Menschen über 80 profitieren von Auffrischungsimpfung
Um die Impfreaktion von Hochbetagten zu ermitteln, analysierten Forscher Blutproben von Personen über 80, die 2 oder 3 Dosen des BioNTech/Pfizer-Vakzins erhalten hatten. Im Vergleich wurde bestimmt, wie viele Antikörper und T-Zellen das Immunsystem bereitstellt. Nach der 3. Impfung waren entsprechende Titer ? wenig überraschend ? erhöht. Später nahm die Zahl der Antikörper wieder ab, jedoch langsamer als nach der 2. Dosis.

?Wir kommen zu dem Schluss, dass eine 3. Impfdosis bei der Mehrzahl der älteren Geimpften einen insgesamt verbesserten Immunschutz für mindestens 3 Monate bewirkt?, so Prof. Dr. Michael Lohoff, einer der Hauptautoren der Veröffentlichung. Er forscht an der Philipps-Universität Marburg. Damit sei, so Lohoff, eine Grundimmunität durch 3 Impfdosen gewährleistet. ?Gerade bei Älteren oder Personen mit geschwächtem Immunsystem kann aber eine 4. Impfung notwendig werden, vor allem wegen der besseren Abdeckung der Omikron-Variante durch T-Zellen, die durch die Impfung induziert werden.?

Dänemark: Geringe COVID-19-Mortalität bei Migranten, verglichen mit der Bevölkerung
Bei Einwanderern in Dänemark und ihren Nachkommen, die mit COVID-19 ins Krankenhaus eingeliefert werden, ist die Wahrscheinlichkeit, an COVID-19 zu sterben, um 46% geringer als bei Menschen, die in Dänemark geboren worden sind. Dies geht aus einer 12-monatigen, landesweiten Studie hervor.

Wissenschaftler haben die COVID-bedingten Todesfälle und mechanischer Beatmung bei allen Erwachsenen untersucht, die zwischen Februar 2020 und März 2021 mit COVID-19 ins Krankenhaus eingeliefert worden sind. Ihre Ergebnisse haben sie auf dem European Congress of Clinical Microbiology & Infectious Diseases (ECCMID) in Lissabon vorgestellt.

Von 6.229 COVID-19-Patienten, die ins Krankenhaus eingeliefert wurden, starben 977 Patienten innerhalb von 30 Tagen an COVID-19, und 295 wurden mechanisch beatmet.


https://deutsch.medscape.com/artikelansicht/4911116?uac=389796AZ&faf=1&sso=true&impID=4215134&src=WNL_mdplsfeat_220502_mscpedit_de#vp_3

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Keine gesundheitliche Absolution: Welche Fallstricke bei vegetarischer und veganer Ernährung lauern
Dr. Thomas Kron

Vegetarische oder sogar vegane Ernährung soll unter Mädchen und jungen Frauen besonders beliebt sein. Doch anders als manche Menschen glauben, ist vor allem vegane Kost nicht automatisch gesund. Sie kann als Folge der eingeschränkten Lebensmittelauswahl zu Nährstoffdefiziten führen, die klinisch relevante Symptome verursachen können, wenn sie nicht ausgeglichen werden sollten.

Zu achten ist unter anderem auf die ausreichende Versorgung mit Vitamin B12 und B6 sowie Vitamin D, erläutert die Diplom-Oecotrophologin Dr. Bettina Dörr aus München.

Vom Ovolactovegetarier über Puddingvegetarier bis zu Orthorektikern
Bei den vegetarischen Ernährungsformen werden nach Angaben von Dörr folgende Hauptgruppen unterschieden:

Ovolactovegetarier: Verzicht auf Fleisch und Fisch

Ovovegetarier: Verzicht auf Fleisch, Fisch und Milch

Lactovegetarier: Verzicht Fleisch, Fisch und Eier

Veganer: Verzicht auf Fleisch, Fisch, Eier, Milch, (Honig)

Vegane Rohköstler: Verzicht auf Fleisch, Fisch, Eier, Milch, (Honig) sowie erhitzte Nahrung

Außerdem gebe es mehrere kleinere Gruppierungen:

Frutarier: Sie wollen sich ausschließlich mit pflanzlichen Produkten ernähren, die nicht die Beschädigung der Pflanze selbst zur Folge haben (Äpfel und Nüsse etwa, aber nicht Karotten oder Kartoffeln).

Pescetarier: Sie verzichten auf Fleisch, essen jedoch Fisch oder Meeresfrüchte.

Puddingvegetarier: Sie meiden zwar Fleisch und Fisch, achten laut Dörr jedoch nicht besonders auf ihre Ernährung und essen zum Beispiel übermäßig viel Fertigprodukte und Süßigkeiten.

Flexitarier: Sie legen Wert auf eine ausgewogene Ernährung, essen Fleisch oder Fisch allerdings nur in Maßen und auch nicht besonders oft.

Orthorektiker: Sie zwingen sich zu einer gesunden Ernährung und haben Angst, durch ungesunde Ernährung krank zu werden. Wie die Ernährungswissenschaftlerin weiter erklärt, definieren Orthorektiker selbst, was für sie als gesund gilt: Während einige auf einzelne Lebensmittel (z. B. kein Haushaltszucker) verzichten, streichen andere ganze Lebensmittelgruppen und essen nur noch Rohkost. Ebenso könnten bestimmte Zubereitungsarten oder fixe Zeitpläne für dieMahlzeiten das zwanghafte Verhalten prägen. Unter den Orthorektikern befänden sich überwiegend jüngere Frauen. Eine Studie an der Universität Göttingen belege, dass vor allem sportlich aktive Frauen ? insbesondere Intensivsportlerinnen ? ein orthorektisches Verhalten zeigten. Mittlerweile gebe es auch Kinder, die von Orthorexie betroffen seien, wenn sich ihre Eltern entsprechend ernährten.

Kritische Nährstoffe bei veganer Ernährung
Wer sich vegan ernährt, kann laut Dörr durchaus genügend kritische Nährstoffe auch mit pflanzlichen Lebensmitteln aufnehmen. Voraussetzung sei ein gutes Wissen zu Lebensmitteln und Nährstoffen. Allerdings komme es immer häufiger vor, dass Lebensmittel ?einfach weggelassen? würden, ohne sich mit den Folgen auseinanderzusetzen, ein Aspekt, der bei der ärztlichen Beratung berücksichtigt werden sollte.


Zu den wichtigen Nährstoffen in diesem Zusammenhang zählen Proteine, Vitamine B6 und B12 sowie Vitamin D.

Proteine

Mädchen brauchen pro Kg Körpergewicht täglich 0,9 g Proteine, bei einem Körpergewicht von 60 kg sind dies demnach 54 g. Beispiele dafür, wie der tägliche Proteinbedarf bei einem Körpergewicht von 60 kg durch vegane Lebensmittel gedeckt werden könnte: 54 g Protein sind laut Dörr enthalten in

300 g Tofu

350 g gekochten Sojabohnen

350 g Haselnüssen

750 g Vollkornbrot (15 Scheiben à 50 g)

750 g gekochte Linsen und

1 kg weiße Bohnen

Vitamin B6

Vitamin B6 (Pyridoxin) hat, wie Dörr erläutert, mehrere Funktionen im Stoffwechsel, vor allem sei es bei der Verstoffwechselung von Aminosäuren und in neurologischer Hinsicht von Bedeutung. Bei Mädchen sei zudem die Bedeutung im Hormonstoffwechsel zu beachten. Es gebe Daten, nach denen etwa 14% der Mädchen im Alter von 14?18 Jahren weniger Vitamin B6 aufnehmen als empfohlen.

Bei Veganern komme es zu einem hoher Prozentsatz zu einer unzureichenden Versorgung, da das Vitamin B6 in einer schlecht verfügbaren Form in pflanzlichen Lebensmitteln vorkomme.

Hinzu komme bei Mädchen der Faktor ?Einnahme oraler Kontrazeptiva?. So gebe es Anhaltspunkte, dass Verwenderinnen östrogenhaltiger oraler Kontrazeptiva niedrige Werte an PLP (Pyridoxal-5-Phosphat, Marker für Vitamin B6) hätten. Da PLP- abhängige Enzyme auch für die Synthese von Hormonen wie Serotonin essenziell seien, könnten Symptome wie depressive Verstimmungen, erhöhte Reizbarkeit, Nervosität und Libidoverlust auch auf eine Unterversorgung mit Vitamin B6 hindeuten.

Der tägliche Bedarf von Mädchen liege bei 1,4 mg und könne beispielsweise folgendermaßen gedeckt werden:

200 g Haselnüsse

200 g Walnüsse

400 g Bananen (2?3 Stück, je nach Gewicht)

700 g gekochte grüne Bohnen

1 kg gekochte Kartoffeln und

1,4 kg Haferflocken.

Vitamin B12

Da in pflanzlichen Lebensmitteln kein Vitamin B12 enthalten ist, kommt es bei lang andauernder veganer Ernährung ohne Supplementierung zu Mangelerscheinungen. Bei den verschiedenen Produkten, die zur Nahrungsergänzung angeboten werden, sollte berücksichtigt werden, dass die Verwertung von Vitamin B12 aus pflanzlichen Quellen wie Algen oder Pilzen nicht unbedingt gegeben ist. Eine sorgfältige Auswahl und eine regelmäßige Überwachung des B12-Status sind empfehlenswert.

Vitamin D

In den letzten Jahren hat laut Dörr die Evidenz dafür zugenommen, dass Vitamin D nicht nur für den Knochen, sondern auch für zahlreiche andere Stoffwechselvorgänge von entscheidender Bedeutung ist. Fakt sei, dass Lebensmittel kaum in der Lage seien, bei der Einhaltung verzehrsüblicher Mengen, den Vitamin-D-Bedarf zu decken.

Vegane Lebensmittel könnten keinen Beitrag zur Vitamin-D-Zufuhr leisten, da nennenswerte Mengen lediglich in tierischen Lebensmitteln enthalten seien. Die Entscheidung zur Supplementierung bzw. zur notwendigen Höhe sollte in Abhängigkeit vom Status fallen.

Mineralstoffe

Zu den Mineralstoffen, die bei rein pflanzlicher Ernährung schnell in nicht ausreichender Menge zur Verfügung stehen, zählen Kalzium, Jod, Eisen, Selen und Zink. Dies hänge damit zusammen, dass pflanzliche Lebensmittel in der Regel geringere Mengen enthielten als tierische Lebensmittel und zudem die Mineralstoffe aus pflanzlichen Quellen schlechter bioverfügbar seien.

Derzeit mehren sich laut Dörr die Hinweise, dass eine vegane Ernährung negative Auswirkungen auf die Knochengesundheit haben kann. Dies zeige unter anderen eine aktuelle Querschnittsstudie, in der Ultraschallmessungen am Fersenbein vorgenommen sowie Biomarker in Blut und Urin bestimmt wurden. Hauptergebnis: Menschen, die sich vegan ernährten, hatten im Vergleich zu Mischköstlern durchschnittlich niedrigere Ultraschallwerte.

Darüber hinaus habe die Auswertung der DPIC (European Prospective Investigation into Cancer and Nutrition-)Studie aus Großbritannien mit knapp 55.000 Personen ergeben, dass Veganer im Vergleich zu Fleischessern ein um 43% höheres Risiko für Frakturen hatten.

Ein wichtiger Nährstoff, insbesondere für die Zellentwicklung, ist auch Cholin, der, wie Dörr erklärt, hauptsächlich über Eier, Fisch, Fleisch und Milch aufgenommen werden kann. Es gebe zunehmend Hinweise darauf, dass eine vegane Ernährung keine ausreichenden Mengen an Cholin liefern könne, insbesondere wenn der Bedarf steige, beispielsweise in Schwangerschaft und Stillzeit.

Es verstärkten sich Hinweise, dass Frauen mit Kinderwunsch zur Vorbeugung von Neuralrohrdefekten und zur günstigen Entwicklung des Feten nicht nur von einer ausreichenden Folatzufuhr profitierten, sondern auch von ausreichende Mengen an Cholin (Empfehlung für Schwangere: 480 mg pro Tag).

Dieser Artikel ist im Original erschienen auf Univadis.de .

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Freitag, 29. April 2022
Warnung vor Drittem Weltkrieg - Emma ruft zur Deeskalation auf
In einem offenen Brief an Kanzler Scholz rufen 28 KünstlerInnen und SchriftstellerInnen als Erstunterzeichnende dazu auf, keine weitere schweren Waffen an die Ukraine zu liefern, sondern alles zu tun, um eine Beendigung des Ukraine-Konflikts durch einen Kompromiss zu erreichen. Der offene Brief ist zugleich eine Petition.

https://www.emma.de/artikel/offener-brief-bundeskanzler-scholz-339463

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Donnerstag, 28. April 2022
Die Regel, nicht die Ausnahme: 75% aller ehemals stationären COVID-Patienten leiden nach 1 Jahr noch an Long-COVID
Michael van den Heuvel, Medscape


Selbst 1 Jahr nach stationären COVID-19-Therapien fühlten sich 75% aller Patienten immer noch nicht vollständig genesen. Ähnlich hoch war der Prozentsatz 5 Monate nach der Entlassung. Das hat die Post-Hospitalisation-COVID-19-Studie, eine prospektive Beobachtungsstudie aus Großbritannien, gezeigt. Ergebnisse der Untersuchung wurden jetzt in The Lancet Respiratory Medicine veröffentlicht.

Weibliches Geschlecht und starkes Übergewicht waren mit einer geringeren Wahrscheinlichkeit der vollständigen Rekonvaleszenz verbunden. Gleichzeitig fanden Wissenschaftler erhöhte Spiegel an Entzündungsmediatoren bei Personen mit den schwersten körperlichen und kognitiven Beeinträchtigungen im Vergleich zu Personen mit leichteren Beeinträchtigungen.

Eine der wichtigsten Arbeiten zu Long-COVID: Deutliche Einschränkung der Lebensqualität selbst nach 1 Jahr. Physisch und psychisch Prof. Dr. Christian Karagiannidis
?Eine der wichtigsten Arbeiten zu Long-COVID: Deutliche Einschränkung der Lebensqualität selbst nach 1 Jahr. Physisch und psychisch?, twittert Prof. Dr. Christian Karagiannidis von der Deutschen Interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI). Die Entzündungsmarker CRP und IL-6 seien nach langer Zeit zum Teil noch erhöht; ein ?Hinweis auf mögliche therapeutische Ansätze?.

Bundesgesundheitsminister Prof. Dr. Karl Lauterbach (SPD) kommentiert: ?Die Langzeitwirkungen von COVID werden unserer Gesundheitssystem noch lange sehr viel Geld kosten.? Deshalb fordert er: ?Die Forschung für Long-COVID muss dringend ausgebaut werden.?

Offene Fragen zu Long-COVID
Zum Hintergrund: Trotz zahlreicher Forschungsprojekte weltweit gibt es keine evidenzbasierten pharmakologischen oder nicht-pharmakologischen Interventionen bei Long-COVID. Auch zu Risikofaktoren und zur Häufigkeit finden sich in der Literatur unterschiedliche Angaben.

Die Forschung für Long-COVID muss dringend ausgebaut werden. Prof. Dr. Karl Lauterbach
Deshalb haben Forscher der PHOSP-COVID Collaborative Group eine Kohorte aufgebaut und Probanden nach Ende der stationären Therapie weiter untersucht. Außerdem wollten sie mehr über Entzündungsprofile bestimmter Patientengruppen erfahren.

Kohorte mit 2.320 genesenen COVID-19-Patienten
Die Post-Hospitalisation-COVID-19-Studie PHOSP-COVID wurde als prospektive, longitudinale Kohortenstudie konzipiert. Forscher haben Erwachsene im Alter von mindestens 18 Jahren eingeschlossen, die im Vereinigten Königreich nach einer COVID-19-Therapie virologisch genesen aus dem Krankenhaus entlassen worden sind.

Der Gesundheitszustand wurde anhand von Patientenangaben, anhand der körperlichen Leistungsfähigkeit und der Organfunktionen 5 Monate sowie 1 Jahr nach der Entlassung aus dem Krankenhaus bewertet. Außerdem haben die Forscher bei der 5-monatigen Nachuntersuchung Entzündungsproteinprofile anhand von Plasmaproben erstellt.

An der Studie nahmen 2.320 ehemalige COVID-19-Patienten teil, die zwischen 7. März 2020 und 18. April 2021 das Krankenhaus verlassen hatten. Die Probanden wurden 5 Monate später untersucht. 807 Teilnehmer (32,7%) absolvierten sowohl die 5-Monats- als auch die 1-Jahres-Nachuntersuchung. 279 (35,6%) dieser 807 Patienten waren Frauen und 505 (64,4%) Männer, mit einem Durchschnittsalter von 58,7 Jahren. 224 Personen (27,8 %) hatten eine invasive mechanische Beatmung erhalten.

Nur minimale Besserung der Beschwerden
Der Anteil der Patienten mit vollständiger Genesung zwischen 5 Monaten (25,5%) und 1 Jahr (28,9%) war nahezu unverändert, wie die Autoren berichten. Faktoren, die mit einer geringeren Wahrscheinlichkeit einer vollständigen Genesung nach 1 Jahr in Verbindung standen, waren weibliches Geschlecht (Odds Ratio: 0,68; 95%-Konfidenzintervall: 0,46-0,99), Übergewicht/Adipositas (OR: 0,50; 95%-KI: 0,34-0,74) und eine invasive mechanische Beatmung (OR: 0,42; 95%-KI: 0,23-0,76).

Die Analyse von Subgruppen mit Daten von insgesamt 1.636 Probanden ermöglichte es Forschern, Teilnehmer 4 Clustern zuzuweisen: sehr schweres, schweres, mittelschweres mit kognitiver Beeinträchtigung und leichtes Long-COVID. Die Beschreibung bezieht sich auf die körperliche Beeinträchtigung, die psychischen Gesundheit und die kognitiven Beeinträchtigung nach 5 Monaten.

Als häufigste Symptome nennen die Autoren Fatigue (60%), Muskelschmerzen (54%), eine generell schlechtere körperliche Leistungsfähigkeit (52%), Schlafstörungen (52%), Atemnot (51%), Gelenkschmerzen (47%) und kognitive Einschränkungen (46%).

Sie fanden erhöhte Entzündungsmediatoren für Gewebeschäden und -reparaturen sowohl in den sehr schweren als auch in den mittelschweren Clustern mit kognitiver Beeinträchtigung im Vergleich zu den leichten Clustern, einschließlich der IL-6-Konzentration, die bei Betroffenen erhöht war (n = 626 Teilnehmer).

?Die Folgen einer Krankenhauseinweisung mit COVID-19 waren 1 Jahr nach der Entlassung in einer Reihe von Bereichen erheblich, wobei sich die Minderheit in unserer Kohorte vollständig erholt fühlte?, fassen die Autoren zusammen. Systematische Entzündungen und Übergewicht seien jedoch behandelbar, was weitere Untersuchungen in klinischen Studien rechtfertige.

Studie bestätigt frühere Veröffentlichungen
Kurz zuvor hatten Wissenschaftler im Journal of General Internal Medicine Resultate einer weiteren Studie mit unterschiedlichen COVID-19-Patienten veröffentlicht (Medscape.com berichtete). Sie untersuchten 1.038 Personen, die zwischen April 2020 und Februar 2021 im UCLA COVID Ambulatory Program eingeschrieben waren, einem Programm der University of California, Los Angeles (ULCA). Darunter befanden sich ambulante und stationäre Patienten. 309 von ihnen entwickelten Long-COVID entwickelten.

Zu den häufigsten Symptomen zählten Müdigkeit (31%) und Kurzatmigkeit (15%) bei stationären Teilnehmern. 16% der ambulanten Patienten gaben an, den Geruchssinn verloren zu haben. Menschen mit stationärer COVID-19-Therapie, mit Diabetes oder mit einem höheren Body-Mass-Index entwickelten am ehesten Long-COVID.

https://deutsch.medscape.com/artikelansicht/4911111?uac=389796AZ&faf=1&sso=true&impID=4198102&src=WNL_mdplsfeat_220428_mscpedit_de#vp_2

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Große Übersicht zur 4. Corona-Impfung: Wem Experten einen weiteren Booster empfehlen und in welchem Abstand
Ute Eppinger, Medscape


Je mehr Booster, desto besser? Daten aus Israel zeigen, dass bei älteren Menschen nach einer 4. Dosis der Immunschutz noch einmal verstärkt wird. Bundesgesundheitsminister Prof. Dr. Karl Lauterbach hatte unlängst für einen 2. Booster ab 18 Jahren plädiert und auf eine EU-weite Empfehlung gedrängt. Durchsetzen konnte er sich damit bislang nicht: Nach wie vor empfiehlt die STIKO den 2. Booster nur für Menschen ab 70 Jahren, die EMA empfiehlt die 4. Impfung für alle ab 80 Jahren, und die USA haben die allgemeine Altersgrenze bei 50 Jahren festgelegt.

Fachleute bleiben im Hinblick auf eine Ausweitung des 2. Boosters sehr skeptisch. ?Aus immunologischer Sicht brauchen immungesunde unter 70-Jährige diese 4. Impfung nicht?, stellte Prof. Dr. Christiane Falk, Leiterin des Instituts für Transplantationsimmunologie der Medizinischen Hochschule Hannover und Mitglied des Corona-Expertenrats der Bundesregierung, auf einem Press Briefing des Science Media Center (SMC) klar.

Aus immunologischer Sicht brauchen immungesunde unter 70-Jährige diese 4. Impfung nicht. Prof. Dr. Christiane Falk
Junge gesunde Menschen seien aus immunologischer Sicht bereits nach der 2. Impfung ausreichend gegen einen schweren Krankheitsverlauf geschützt. Die STIKO-Empfehlung stuft Falk als praktikabel ein, damit lasse sich arbeiten. Vor allem Menschen in Pflegeeinrichtungen oder Menschen mit verschiedenen zusätzlichen Grunderkrankungen kämen für eine 4. Impfung in Betracht, erklärte Falk.

Kompletter Infektionsschutz unrealistisch
Das Erreichen eines kompletten Infektionsschutzes durch mehrmaliges Aufboostern sei nicht realistisch, stellte Prof. Dr. Christoph Neumann-Haefelin klar, Leiter der Arbeitsgruppe Translationale Virusimmunologie an der Klinik für Innere Medizin II, Universitätsklinikum Freiburg. Man solle dieses Ziel beim Thema Boostern deshalb nicht weiterverfolgen. ?Ziel der Booster-Impfung sollte es sein, die verschiedenen Personengruppen vor schweren Infektionsverläufen zu schützen?, sagte Neumann-Haefelin.

Neutralisierende Antikörper, die nur einige Wochen nach der Infektion oder der Impfung in hohen Konzentrationen vorhanden sind, können teilweise die Infektion selbst verhindern. Das Immungedächtnis der B- und T-Zellen, das für einen langanhaltenden Schutz vor schweren Krankheitsverläufen sorgt, ist Studien zufolge bereits nach 2 Dosen auf einem hohen Niveau, eine 3. Dosis verstärkt den Schutz noch einmal.

Ziel der Booster-Impfung sollte es sein, die verschiedenen Personengruppen vor schweren Infektionsverläufen zu schützen. Prof. Dr. Christoph Neumann-Haefelin
Während Menschen mit einer Immunschwäche deutlich mehr Impfungen in einem kürzen Abstand brauchten, um den gleichen Impfschutz zu erhalten, sind zu viele Booster-Impfungen gegen SARS-CoV-2 für junge gesunde Menschen nicht sinnvoll.

Sättigungseffekt des Immunsystems
Eine aktuelle Studie an Makaken zeigt, dass ein angepasster Omikron-Booster im Vergleich zum herkömmlichen Booster nicht zu höheren Antikörpertitern führt. Die EMA warnte schon im Januar vor zu häufig hintereinander folgenden Boostern, die möglicherweise nicht mehr die gewünschte Wirkung erzielen.

Wird zu früh geboostert, kann ein Sättigungseffekt eintreten, warnte Prof. Dr. Andreas Radbruch, Wissenschaftlicher Direktor des Deutschen Rheuma-Forschungszentrums Berlin. ?Das wissen wir aus vielen experimentellen Arbeiten, aber auch von vielen anderen Impfungen: Man kann sich z.B. nicht im Abstand von 3, 4 Wochen zweimal gegen Tetanus impfen lassen, beim 2. Mal würde dann gar nichts passieren?, erklärte Radbruch.

Wird immer wieder das gleiche Antigen in der gleichen Dosis appliziert, fährt das Immunsystem schnell so hoch, dass das Antigen direkt abgefangen wird und erst gar nicht neu auf das Immunsystem einwirken könne. Dieser Mechanismus sei schon lange bekannt, so Radbruch.

Auswirkungen der Antigenerbsünde ? bei SARS-CoV-2 nicht beobachtet
Eine zu frühe Boosterung könne im Wettlauf zwischen der Immunantwort und dem Virus sogar ein Handicap sein, sagte Radbruch. Das spielt auf das Prinzip der Antigenerbsünde an: Ist das Immunsystem bereits einmal in Kontakt mit einem Virus gekommen, bildet es bei Kontakt mit einer neuen Virusvariante vor allem Antikörper gegen diejenigen Epitope, die bereits in dem ursprünglichen Virus vorhanden waren. Das könnte dazu führen, dass zu viele Booster den Schutz gegen verschiedene Varianten verschlechtern.

Alle Varianten, die es bisher gibt, werden abgedeckt durch ein affinitätsgereiftes Immunsystem mit einer zwei- bis dreimaligen Immunisierung. Prof. Dr. Andreas Radbruch
?Wir haben das bei SARS-CoV-2 aber eigentlich nicht beobachtet. Die Immunität ist immer extrem breit; alle Varianten, die es bisher gibt, werden abgedeckt durch ein affinitätsgereiftes Immunsystem mit einer zwei- bis dreimaligen Immunisierung?, erklärte Radbruch.

Das bestätigte auch Neumann-Haefelin und ergänzte, dass sich alle Virusmutanten, auch Omikron, zwar in den Epitopen unterschieden, die die Antikörperantwort betreffen, nicht aber in der T-Zellantwort.

Radbruch berichtete, dass der Impfschutz vermutlich über Jahrzehnte anhalten werde. Nach einer Infektion oder Impfung sei die Konzentration an Antikörpern im Knochenmark ähnlich wie die nach einer Masern- oder Tetanus-Impfung. ?Die Impfung ist schon extrem effizient. Man hat in der gleichen Größenordnung wie bei anderen Infektionskrankheiten oder Impfungen einen Schutz, der voraussichtlich auch über Jahrzehnte anhalten wird?, sagte Radbruch.

Er stellte auch klar, dass der Abfall der Antikörper nach Impfung und Infektion normal ist und keinen Anhaltspunkt dafür liefert, dass der Schutz nachlässt. ?Man darf dabei nicht Quantität mit Qualität verwechseln: Es ist nur weniger Masse da, die Klasse der verbleibenden Antikörper nimmt aber zu.?

Man hat ? einen Schutz, der voraussichtlich auch über Jahrzehnte anhalten wird. Prof. Dr. Andreas Radbruch
In der Konkurrenz um die Virusantigene ? Affinitätsreifung genannt ? entstehen Antikörper, die 10- bis 100-mal besser binden und besonders wirksam gegen das Virus schützen. Das Immunsystem arbeite da sehr nachhaltig.

Welche Patienten in welchem Abstand boostern?
Weil die Immunantwort auch altersabhängig ist, ist es bei älteren Menschen sinnvoller als bei jungen Menschen, ein wiederholtes Mal zu boostern. In diese Gruppe fallen aber auch die Menschen, deren Immunsystem nach einer 2. oder auch nach einer 3. Impfung noch nicht den gleichen Schutz aufweist, wie es bei jüngeren Gesunden der Fall ist.

Radbruch wies daraufhin, dass 4% der über 70-Jährigen Autoantikörper gegen Interferone aufwiesen. Die Auswirkungen sind groß: ?Auf einer Intensivstation sind das 20% der Patienten ? und die haben alle eine sehr schlechte Prognose?, sagte Radbruch. Gerade diese Menschen seien durch das Virus extrem gefährdet, für sie seien mehrere Impfungen sinnvoll.

Auch Menschen mit einer Immunschwäche profitieren von mehreren Impfungen, bestätigte Neumann-Haeferlin: ?Wir sehen hier die Antikörperantworten, die wir bei jungen immungesunden Personen sehen, teils erst nach der 3. oder nach der 4. Impfung.?

Während es bei jungen Gesunden besonders wichtig ist, einen ausreichenden Abstand zwischen den Impfungen zu gewährleisten, um die Affinititätsreifung nicht zu beeinträchtigen, könne diese Gruppe bereits nach 3 Monaten erneut geimpft werden.

Als ?optimalen Mindestabstand? für immungesunde Personen nannte Neumann-Haeferlin 6 Monate. ?Das gilt für alle Menschen, bei denen man mit einem ordentlichen Ansprechen rechnet.? Wahrscheinlich halte der Impfschutz deutlich länger an, deshalb werde eine häufige Boosterung in Zukunft wohl nicht notwendig sein, meint der Immunologe. Der Abstand gilt auch für medizinisches Personal, für das das RKI ebenfalls einen 2. Impfbooster empfiehlt.

https://deutsch.medscape.com/artikelansicht/4911100?uac=389796AZ&faf=1&sso=true&impID=4198102&src=WNL_mdplsfeat_220428_mscpedit_de#vp_3

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Donnerstag, 28. April 2022
Expeditionen ins Tierreich - wie Ozelots zu Geparden mutieren
Frau Baerbock hatte unlängst ans Verteidigungsministerium die Frage gerichtet, ob es ein gepanzertes Luftabwehrsystem gäbe, das sich gut dazu eigne, den ukrainischen Streitkräften gegen die Russen beizustehen, leicht zu bedienen sei und ungeeignet sei, zivile Gebäude zu beschießen. Ja, sagte man ihr, das gäbe es, den FLaRak-Panzer Ozelot. Sie fragte, wieviele dafür für eine Lieferung zur Verfügung stünden, und man antwortete ihr: "9".

So werden stattdessen jetzt Gepard geliefert, von denen es eine erkleckliche Zahl gibt, nur von leicht zu bedienen kann keine Rede sein - die Ausbildungszeit beträgt bis zu 12 Monate. Bei Mannschaften, die mit den Exsowjetischen ZSU23-Flakpanzern oder vergleichbaren Systemen Erfahrung haben vielleicht 6, mindestens 4. Im Gegensatz zum Fire-and-forget-System Ozelot erfordert der Gepard eine präzise Geschütznachführung nach den Ortungsdaten des Radars, die halbmanuell und halbelektronisch erfolgt.

Es ist zu erahnen, dass hier eine Mischung aus Inkompetenz und Materialmangel am Wirken ist.

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Dienstag, 26. April 2022
Die Verschwörungsirren
Jetzt streiten die sich ernsthaft, ob die Erde eine Kugel ist oder doch eine Scheibe. Die erkennen die Wahrheit nicht: Die Erde ist eine Erfindung der Lügenpresse.

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Montag, 25. April 2022
Länger leben ? welche Lebensstil-Veränderungen bringen wirklich etwas für Herz und Kreislauf?
Die Beweislage überrascht
Nadine Eckert, Medscape

Kardiovaskuläre Erkrankungen sind die häufigste Todesursache ? auch bei Frauen. Aber an welchen Stellschrauben lohnt es sich zu drehen, um einen Effekt auf das Überleben zu erreichen? Wer hier primär an die üblichen Verdächtigen Adipositas, Rauchen, und Bewegungsmangel denkt, muss sich auf Enttäuschungen einstellen, wie Prof. Dr. Ulrich Laufs bei der 88. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie klarstellte.

?Die epidemiologischen Assoziationen zwischen den Lebensstil-Faktoren Adipositas, Rauchen sowie Bewegungsmangel und der kardiovaskulären Sterblichkeit sind eindeutig?, bestätigte der Direktor der Klinik und Poliklinik für Kardiologie am Universitätsklinikum Leipzig. ?Aber anders als etwa für die Senkung von LDL-Cholesterin und Blutdruck gibt es keine Beweise dafür, dass eine Modifikation dieser Lebensstilfaktoren das Leben verlängert.?

Assoziationen sind keine Interventionen
Es ist nicht einfach, die in epidemiologischen Studien gezeigten Zusammenhänge durch Interventionen in quantitativ messbare Effekte umzusetzen. Ein gutes Beispiel dafür ist das Physical Activity Paradox, das in der Copenhagen General Population Study mit mehr als 100.000 Menschen sehr deutlich wurde.

Die höchste Sterblichkeit hatten diejenigen mit viel körperlicher Aktivität auf der Arbeit und keiner körperlichen Aktivität in der Freizeit. Prof. Dr. Ulrich Laufs
Während körperliche Aktivität in der Freizeit kardiovaskuläre Ereignisse und Todesfälle reduzierte, war körperliche Aktivität im Beruf mit einem erhöhten Risiko verbunden. ?Die höchste Sterblichkeit hatten diejenigen mit viel körperlicher Aktivität auf der Arbeit und keiner körperlichen Aktivität in der Freizeit?, sagte Laufs. ?Der Effekt der Bewegung wird offenbar durch Sozialfaktoren kompromittiert.?

Confounder erschweren die Umsetzung
Tatsächlich ist der sozioökonomische Status ein starker Confounder der Assoziation zwischen Lebensstilfaktoren und kardiovaskulären Endpunkten. Sowohl die NHANES-Studie in den USA als auch eine Auswertung der UK Biobank zeigten gleichermaßen: In Abhängigkeit vom sozioökonomischen Status sind kardiovaskuläre Risikofaktoren von Bedeutung, aber der sozioökonomische Status ist wesentlich stärker prädiktiv.

Laufs zieht daraus die Lehre, dass künftig bei der Umsetzung von Lebensstil-Maßnahmen zur Senkung des kardiovaskulären Risikos auch sozial schwierige und prekäre Patientenpopulationen erreicht werden müssen. Hier zeige sich einmal mehr, dass Medizin auch Sozialarbeit sei.

Gegen das Rauchen helfen nur sanktionierte Verbote
Auch der Verzicht auf das Rauchen steht in epidemiologischen Studien immer wieder in einem positiven Zusammenhang mit einer besseren Prognose bezüglich der Lebenserwartung. Diese Erkenntnis in eine wirksame Intervention umzusetzen, hat sich auch in diesem Bereich als schwierig erwiesen. Der Umstieg auf E-Zigaretten bringe keinen dauerhaften Erfolg, sagte Laufs. Gewisse Effekte seien mit finanziellen Belohnungen für Rauchkarenz bei schwangeren Frauen erzielt worden, die allerdings nicht von Dauer waren.

?Beim Rauchen gibt es bisher nur eine einzige wirksame Strategie: das Rauchverbot, das auch sanktioniert wird?, so Laufs. In Städten und Regionen, in denen ein Rauchverbot durchgesetzt wurde, zeigen Vorher-Nachher-Vergleiche tatsächlich einen Rückgang der akuten Koronarsyndrome.

Anders als etwa bei der Blutdruck- oder Cholesterinsenkung fehlt es aber an randomisiert-kontrollierten Studien, die aufzeigen würden, wie viele zusätzliche ereignisfreie Jahre man durch eine Rauchkarenz tatsächlich erzielt, ergänzt der Kardiologe.

Lebt der adipöse Herzpatient nach einer Gewichtsreduktion länger?
Im jungen Lebensalter existiert eine klare Assoziation zwischen Adipositas und der Sterblichkeit. ?Das ist bei unseren herzkranken Patienten in der Form nicht mehr nachweisbar?, sagte Laufs. ?Es gibt keine prospektive Evidenz für Effekte einer Gewichtsreduktion auf die Sterblichkeit, aber für multiple positive Effekte auf die Gesundheit.?

Bis dato ist der Goldstandard in der Behandlung der Adipositas weiterhin die operative Therapie. Sie ist die einzige Therapie, die auch mittel- und längerfristig mit einer substanziellen Gewichtsreduktion einhergeht. Dagegen gibt es keine Evidenz dafür, dass Ernährungsberatungen und Verhaltensänderungen mittelfristig ? über 5 Jahre ? zu einer anhaltenden Gewichtsreduktion führen.

Einzelne profitieren von Lebensstil-Maßnahmen
?Es gibt einzelne Menschen, denen dies trotzdem gelingt?, so Laufs. In diesen Fällen sind Prognosefaktoren für eine längerfristige Gewichtsreduktion durch Lebensstilmaßnahmen:

eine Nahrungsaufnahme von circa 1.400 kcal/Tag,

tägliches Frühstücken,

täglich 1 Stunde Sport mit einem Energieverbrauch von circa 400 kcal,

weniger als 10 Stunden Bildschirmzeit pro Woche und

mindestens 1-mal pro Woche wiegen.

Erstmals gibt es medikamentöse Optionen
Allerdings gebe es derzeit viel Bewegung im Bereich der Pharmakotherapie. ?Mit dem GLP-1-Rezeptoragonisten Semaglutid steht erstmals eine zugelassene medikamentöse Adipositas-Therapie zur Verfügung, die kardiovaskulär sicher ist. Bei Diabetes reduziert die Substanz sogar die Gesamtsterblichkeit?, berichtete Laufs.

In Studien wurde mit Semaglutid über 68 Wochen eine Gewichtsreduktion um 17% erreicht, kombiniert mit einer relevanten Blutdrucksenkung um 3,9 mmHg. ?Die sich derzeit in Phase 2 befindlichen dualen Agonisten von GLP-1-und GIP, zum Beispiel Tirzepatid, führen wohl noch zu einer weiteren Gewichtsreduktion, immer assoziiert mit gastrointestinalen Beschwerden als wichtigste Nebenwirkung?, so Laufs.

Auch beim LDL-Cholesterin und beim Blutdruck geht noch mehr
?Die Adipositas wird auf uns in der Kardiologie als neues Therapieprinzip in den nächsten 2 Jahren zukommen?, prognostizierte Laufs. Aber auch an den Stellschrauben LDL-Cholesterin und Blutdruck ? für die der Überlebensvorteil bereits gezeigt wurde ? lasse sich in Zukunft noch weiter drehen, ist sich der Leipziger Kardiologe sicher.

Er wies darauf hin, dass der LDL-Cholesterin-Spiegel auch schon in jungen Jahren erhöht sein kann, was mit mehr kardiovaskulären Erkrankungen im späteren Leben einhergehe. Sein Vorschlag ist deshalb die Einführung eines ?Kinder-Screenings auf LDL-Cholesterin bei der U8-Untersuchung?. Damit lasse sich zumindest eine familiäre heterozygote Hypercholesterinämie, die mit einer Prävalenzrate von 1:250 sehr häufig sei, rechtzeitig erkennen und frühzeitig behandeln.

Frühzeitig mit der Cholesterin-Senkung beginnen
Analog zum Bluthochdruck und Diabetes mellitus sollte auch bei der Cholesterin-Therapie frühzeitig begonnen werden, so Laufs. Und dies am besten mit einer Kombinationstherapie beziehungsweise Kombinationspräparaten, mit denen sich die Cholesterin-Senkung verbessern lasse.

Interessant könnte in Zukunft auch noch die siRNA (small interfering RNA) Inclisiran werden, so Laufs. Sie kann das LDL-Cholesterin bei bereits behandelten Patienten noch einmal um 50% reduzieren.

Ganz ähnlich sieht es bei der Blutdrucksenkung aus. Auch hier ließen sich bei bereits antihypertensiv behandelten Patienten noch weitere Blutdrucksenkungen erzielen, etwa durch eine renale Denervierung, deren Effekte in Studien mittlerweile über bis zu 36 Monate anhielten, wie Laufs berichtete.

https://deutsch.medscape.com/artikelansicht/4911093?uac=389796AZ&faf=1&sso=true&impID=4189536&src=WNL_mdplsfeat_220425_mscpedit_de#vp_3

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Long Covid, Hirnveränderungen durch Covid, Stärkung der Immunantwort durch Boostern
Knapp jeder 3. COVID-Patient entwickelt Long-COVID
Etwa 30% aller COVID-19-Patienten entwickelten Long COVID berichten UCLA-Forscher in einer im Journal of General Internal Medicine veröffentlichten Studie. Darüber hat Medscape.com berichtet.

Die Wissenschaftler untersuchten 1.038 Personen, die zwischen April 2020 und Februar 2021 im UCLA COVID Ambulatory Program eingeschrieben waren. Sie fanden heraus, dass 309 von ihnen Long-COVID entwickelten.

Eine solche Diagnose wurde gestellt, wenn ein Patient 60-90 Tage nach seiner Infektion oder nach seiner Krankenhauseinweisung über anhaltende Symptome berichtete. Darunter waren Müdigkeit (31%) und Kurzatmigkeit (15%) bei stationären Teilnehmern. 16% der ambulanten Patienten gaben an, den Geruchssinn verloren zu haben.

Die Ergebnisse der Studie unterscheiden sich von früheren Untersuchungen. Die University of California-Davis schätzte beispielsweise, dass 10% der COVID-19-Patienten Langzeitsymptome entwickeln. Und eine Studie der Penn State University aus dem Jahr 2021 ergab, dass dies sogar auf die Hälfte aller Infizierten zutrifft.

Ein Teil der Diskrepanz kann auf die Tatsache zurückgeführt werden, dass es keine offizielle, weithin akzeptierte Definition von Long-COVID gibt. Die CDC schreibt, dass es sich um Patienten handele, die ?neue, wiederkehrende oder anhaltende Gesundheitsprobleme 4 oder mehr Wochen nach einer Erstinfektion? mit dem Coronavirus haben.

Die UCLA-Studie umfasste jedoch Patienten, die 60 bis 90 Tage nach der Infektion noch Symptome hatten. Hier zeigten sich auch bestimmte Risikofaktoren: Menschen mit stationärer COVID-19-Therapie, mit Diabetes oder mit einem höheren Body-Mass-Index entwickelten am ehesten Long-COVID. Die Art der Krankenversicherung, die Patienten hatten, schien ebenfalls ein Faktor zu sein, obwohl die Forscher keinen Grund angeben können.

Ein höheres Alter und der sozioökonomische Status waren in der Studie nicht mit Long- COVID assoziiert ? eine Überraschung, da diese Merkmale oft mit schwerem COVID-19 und einem höheren Todesrisiko verbunden seien, schreiben die Forscher.

Zu den Schwächen der Studie gehören die subjektive Art, wie Patienten ihre Symptome bewerteten, nämlich per Fragebogen, und die begrenzte Anzahl der Symptome, die man ankreuzen konnte.


UK-Biobank-Studie: Gehirnveränderungen durch COVID-19
Seit Beginn der Pandemie häufen sich Hinweise auf Gehirnveränderungen durch schweres COVID-19. Es ist jedoch noch nicht bekannt, ob milde Erkrankungen ähnliche Effekte zeigen ? und was genau im Gehirn passiert.

Deshalb haben Forschende Veränderungen bei 785 Teilnehmern im Alter von 51-81 Jahren untersucht. Sie sind Teilnehmer der der UK Biobank-Studie. Alle Personen wurden 2-mal per Magnetresonanztomographie untersucht.

In der Kohorte waren 401 Fälle, die zwischen beiden Untersuchungen positiv auf eine Infektion mit SARS-CoV-2 getestet wurden, wobei im Durchschnitt 141 Tage zwischen der Diagnose und der 2. Untersuchung lagen, sowie 384 Kontrollen. Die Verfügbarkeit von Bildgebungsdaten aus der Zeit vor der Infektion verringert die Wahrscheinlichkeit, dass sonstige Risikofaktoren als Folgen von COVID-19 fehlinterpretiert worden sind.

Beim Vergleich beider Gruppen zeigten sich verschiedene signifikante Unterschiede:

eine stärkere Verringerung der Dicke der grauen Substanz und des Gewebekontrasts im orbitofrontalen Kortex und im parahippocampalen Gyrus

stärkere Veränderungen der Marker für Gewebeschäden in Regionen, die funktionell mit dem primären olfaktorischen Kortex verbunden sind

eine stärkere Verringerung der Gesamtgröße des Gehirns bei den SARS-CoV-2-Fällen

einen stärkeren kognitiven Rückgang zwischen beiden Zeitpunkten als bei Kontrollen

?Ergebnisse der Bildgebung, die sich hauptsächlich auf das limbische Gehirn beziehen, könnten die In-vivo-Hinweise auf eine degenerative Ausbreitung der Krankheit über die Riechbahnen, auf neuroinflammatorische Ereignisse oder auf den Verlust des sensorischen Inputs aufgrund der Anosmie sein?, schreiben die Autoren. ?Ob diese schädlichen Auswirkungen teilweise rückgängig gemacht werden können oder ob sie langfristig bestehen bleiben, muss durch weitere Nachuntersuchungen geklärt werden.?

?Diese Studien werden in wenigen Jahren wahrscheinlich sehr viele Menschen beschäftigen?, schreibt Bundesgesundheitsminister Prof. Dr. Karl Lauterbach (SPD) auf Twitter. ?COVID-Patienten leiden oft an nachhaltiger Beeinträchtigung ihrer kognitiven Leistungen und zeigen dazu passende Hirnveränderungen. Die akute Infektion geht, die chronische Krankheit beginnt.?

WHO: Wer profitiert von Nirmatrelvir/Ritonavir oder von Remdesivir?
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt laut einer Pressemeldung nachdrückliche den Einsatz von Nirmatrelvir/Ritonavir (Paxlovid®) bei Patienten mit leichtem oder moderatem COVID-19 und mit hohem Risiko für eine Progression. Dazu zählen u.a. ungeimpfte, ältere oder immunsupprimierte Patienten. Die WHO rät von der Anwendung bei Patienten mit geringerem Risiko ab, da der Nutzen als vernachlässigbar eingestuft wurde.

Breite Immunantwort nach mRNA-Booster: Forscher finden mögliche Erklärung
Die OmiKron-Variante von SARS-CoV-2 infiziert viele geimpfte und rekonvaleszente Personen. Trotz des geringeren Schutzes vor einer Infektion waren Personen, die 3 Dosen eines mRNA-Impfstoffs erhielten, in hohem Maße vor schwerwiegenderen Folgen der Infektion geschützt, aber warum?

Jetzt haben Forscher das Repertoire an Gedächtnis-B-Zellen in einer Längsschnittkohorte untersucht. Eingeschlossen wurden Personen, die 3 mRNA-Impfstoffdosen erhalten hatten. Dabei zeigte sich, dass die 3. Dosis mit einem Anstieg und einer Evolution spezifischer Gedächtnis-B-Zellen einhergeht.

Der Anstieg ist auf die Expansion von Gedächtnis-B-Zellklonen zurückzuführen, die bereits nach der 2. Dosis vorhanden waren, sowie auf die Entstehung neuer Klone. Die von solchen Zellen produzierten Antikörper wiesen im Vergleich zu Antikörpern von Personen mit nur 2 Impfungen eine deutlich höhere Wirksamkeit und Breite auf.

Vor allem bei neu entstehenden Klonen von Gedächtniszellen, die sich von persistierenden Klonen dadurch unterscheiden, dass sie auf konserviertere Regionen der SARS-CoV-2-Rezeptorbindungsdomäne abzielen, war der Anstieg der Wirksamkeit besonders deutlich. Insgesamt neutralisierten mehr als 50% der analysierten Antikörper im Gedächtniskompartiment nach einer 3. mRNA-Impfdosis Omikron.

?Personen, die 3 Dosen eines mRNA-Impfstoffs erhalten haben, verfügen also über ein vielfältiges B-Zell-Gedächtnisrepertoire, das schnell reagieren und Antikörper produzieren kann, die selbst Varianten wie Omikron neutralisieren können?, schreiben die Autoren. ?Diese Daten helfen, zu klären, warum eine 3. Dosis eines Impfstoffs, der nicht speziell zum Schutz gegen Varianten entwickelt wurde, wirksam gegen varianteninduzierte schwere Erkrankungen ist.?

https://deutsch.medscape.com/artikelansicht/4911090?uac=389796AZ&faf=1&sso=true&impID=4189536&src=WNL_mdplsfeat_220425_mscpedit_de#vp_4

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Mein Blogfreund Avantgarde zu RT Deutschland und russischer Propaganda im Weiteren
Zitat:

"In der zweiten Phase der speziellen Militäroperation plant die russische Armee, die vollständige Kontrolle über den Donbass und den Süden der Ukraine zu erlangen sowie einen Landkorridor zur Krim zu schaffen. Das erklärte der stellvertretende Befehlshaber des Zentralen Militärbezirks, Rustam Minnekajew. Er fügte hinzu, dass die Kontrolle über die Südukraine den russischen Streitkräften den Zugang zu Transnistrien eröffnen würde. Dort gebe es Fälle der Unterdrückung der russischsprachigen Bevölkerung. [Anmerkung: Nö, gibt es eben gerade nicht, da dieser Landesteil nicht unter der Kontrolle Moldawiens steht sondern de facto unter russischer]

"Seit Beginn der zweiten Phase der Sonderoperation, die buchstäblich vor zwei Tagen begonnen hat, besteht eine der Aufgaben der russischen Armee darin, die vollständige Kontrolle über den Donbass und den Süden der Ukraine herzustellen. Damit wird ein Landkorridor zur Krim geschaffen, der auch lebenswichtige Einrichtungen der ukrainischen Wirtschaft betrifft", sagte Minnekajew am Freitag auf der Jahresversammlung des Verbandes der Verteidigungsindustrie des Gebiets Swerdlowsk.

Die international nicht anerkannte Transnistrische Moldawische Republik ist eine abtrünnige Region in Moldawien, wo seit einem Bürgerkrieg russische Friedenstruppen stationiert sind. Transnistrien grenzt im Osten an die Gebiete Odessa und Winniza in der Ukraine. In Transnistrien leben bis zu 200.000 russische Staatsbürger. Das Gebiet hat keinen Zugang zum Schwarzen Meer und damit keine direkte Verbindung nach Russland. [Anmerkung: Hat hier jemand Suwalki-Korridor nach Kaliningrad gesagt?]. Die Beziehungen zu der prowestlichen Regierung Moldawiens sind seit Jahrzehnten sehr angespannt. Die Schaffung eines Landkorridors nach Transnistrien würde die Einnahme der Schwarzmeergebiete Nikolajew und Odessa im Süden der Ukraine bedeuten.



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Samstag, 23. April 2022
Gerade, am Fenster oder: Endlich wieder Katzencontent
Passt ja zum heutigen Tag (close Insider).




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