Montag, 24. Dezember 2007
Fest der Liebe
Kürzlich sah ich auf dem Weihnachtsmarkt einen Obdachlosen, blau und rotgefroren im Gesicht, der liebevoll seinem Hund zuredete, weil der so brav gefressen hatte. Ich blieb stehen und gab ihm 2 Euro. "Gehnse weiter, Sie halten ja den ganzen Betrieb auf!" kreischte eine schrille Frauenstimme hinter mir. Betont langsam drehte ich mich um, stellte meine ganze Körperbreite in den Weg und schaute mir in Ruhe an, wer da so rumhektete. Eine gutaussehende Mittvierzigerin in den zur Zeit modischen hohen Lederstiefeln und Klamotten, die Wohlstand ausdrückten. "Meine Dame, habensie schon mal etwas vom Fest der Liebe gehört?" fragte ich sie. "Ach," machte sie wütend und huschte an mir vorbei.


Einen anderen Sinn für diese Thematik bewies der Sohn der C., die zweimal die Woche meine Wohnung putzt. Für AlG2-Empfänger und sonstige finanzschwache Leute werden für Weihnachtsgeschenke aus Spenden der besserverdienenden Eltern 70 Euro je Kind von der Klassenlehrerin verteilt, auch an den Sohn von der C. Der aber behielt nur 20 Euro für sich und gab 50 Euro an ein Kind aus ausgesprochen armen Verhältnissen weiter, weil dieses es nötiger habe.

Fazit: Ein Grundschüler kann mehr soziales Gewissen haben, als manche Erwachsene das jemals hinbekommen.

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