Dienstag, 23. Juni 2009
Jahrestag
Heute ist der 50. Todestag von Boris Vian, Ikone und enfant terrible des französischen Chansons, Dichter, Romanautor und Essayist. Sein "Le deserteur" war für die Kriegsdienstverweigerer im Algerienkrieg, die Existentialisten, die "Kampf dem Atomtod"- und Ostermarsch-Bewegung Bekenntnis- und Erkennungsmelodie, lange bevor die Namen Seger und Dylan in Europa bekannt wurden.


Dazu passt ganz gut, dass wir morgen den 150. Jahrestag der Schlacht von Solferino haben, jenes Gemetzels, das indirekt dazu führte, dass es überhaupt die Genfer Konventionen, das Rote Kreuz und die Haager Landkriegsordnung gibt.

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Vians Roman "Das rote Gras" ist einfach brilliant

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....seine Musik auch. Wobei die sich direkt in Paris -am besten Montmartre- merkwürdigerweise deutlich besser anhört und viel schöner klingt als zuhause. (Aber das ist vielleicht ein bißchen wie der Wein, den man im Urlaub toll fand und der zuhause eher fade schmeckt, was ("fade") nun absolut überhaupt nicht für Vian gilt. Die Musik passt auch zu Gelsenkirchen oder Berchtesgaden. Zu Paris nur einen Tick besser.)

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Literatur, Leben und der verfickte Rest
Da hatte ja kürzlich Momorulez Bezug genommen auf Truman Capote und die ganze New-Journalism-Welt und ich mich in seinem Posting teilweise wiedergefunden und teilweise nicht. Für mich ist der Horizont, der mich prägte und an dem ich mich orientiere dann so eine Verbindung aus Boris Vian, Camus, Sartre, Norman Mailer, Salinger, Tennessee Williams, Truman Capote, Tom Wolfe, Hubert Selby, R.A.Wilson, P.P.Zahl, Stuart Home und sehr modernen Thriller-Autoren wie Mankell oder Schätzing und auch Tad Williams und nicht zu vergessen T.C.Boyle. Hängt sicher sytematisch überhaupt nicht zusammen, die literatur-und poptheoretischen Diskurse dazu kenne ich nicht, aber für mich ergibt das einen Mix, der meinem eigenen Lebensgefühl und meiner Realitätswahrnehmung entpricht.

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Du zählst schon wieder nur Namen auf. Inwiefern ist denn da eine Entsprechung? beschreib doch mal! Was machen diese Bücher mit Dir?

Vian hat tels surrealitische Sachen geschreiben, die Sache mit der Blume in der Lunge, "der Schaum der Tage"?, (wo auch eine herrliche Satire zum realen Geschehen zu Jean Paul Sartres Auftritt enthalten ist, als er den Vortrag "Ist der Existentialismus ein Humanismus?" hielt), Mankell ist ästhetischer Sozialdemokratismus, meiner Ansicht nach ja ziemlicher Mist, das ist was für Leute wie Monama.

Sartre hat viele Techniken von DosPassos und Faulkner übernommen, letzterer ist ja eine ganz andere, viel bildgewaltigere Version eines sozialen Realismus als diese biederen, europäischen Versionen, und ansonsten dringt bei Sartre schon sehr viel filmische Montagetechnik in den Stil und die Bausweise seiner Romane ein, deshalb waren die auch popfähig. Tennessee Williams, großartig, lies mal dessen Autobiographie, unglaublich schamlos, würde als "Southern Gothic" betrachtet und hat ja schon einen Hang, einen ganz wundervollen, zum Melodram - sind jetzt zwar die Diskurse, von denen Du meinst, sie nicht zu kennen, okay, aber es muss doch möglich sein, genauer zu werden, was Dich z.B. an Camus so fasziniert?

Erinnere mich selbst sehr gut daran, wie ich "Der Fremde" im Zivildienst bei einer rund-um-die-Uhr-Betreuung bei einem Querschnittgelähmte in einem Dorf in der Nordheide gelesen habe, dann an einer Dorfstraße stand, in die Landschaft guckte und ein sehr intensives Gefühl, ja, fast einen Existenzschock durch ein tiefes Frehietsgefühl erhalten habe "Hey, alles ist möglich!" Und dann fing ich allmählich an, mich neu zu erfinden, und bin da seitdem schrittweise ziemlich weit gekommen ;-) ...

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(würde Che jetzt anschließend beschreiben, wie ihm die oben aufgeführten Autoren dabei halfen, sich selbst neu zu erfinden, dann herrschte hier im Blog - für einen kurzen Moment - Friede auf Erden)

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Mache ich sogar, wenn ich mit den Schriftsätzen, die heute vor mir liegen so durch bin, wird dann aber ebenso lang wie unvollständig und möglicherweise unverständlich werden.

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Interessiert mich aber wirklich! Bin gespannt! Und Friede auf Erden gerne, aber bestimmt niemals mit Dean ;-) ...

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(Oh, ich hatte schon befürchtet, dass sich der erste Dissenz so fix zeigt - Pawlow & Co sind halt kaum zu überwinden. Che, auch wenn ich angesichts des lockenden Getöns von Kuhglocken Friedensglocken mit meiner Bitte wohl eher schlechte Chancen habe: mir wäre lieber, wenn du vor dem Thema Literatur & Selbstwerdung zunächst Deinen Standpunkt zu Euckens Thesen über den Kapitalismus erläuterst - im Gegenzug würde ich dann Euckens Kapitalismuskritik weiter beschreiben - und kritisieren)

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(das nennt man wohl: untauglichen Bestechungsversuch)

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Ganz und gar untauglich, weil meine eigene Prioritätensetzung da eine Andere ist: Erst kommt die Arbeit, falls dann Zeit ist meine Stellungnahme zur Literatur, dann der Brockenlauf (falls das Wetter mitspielt), und dann kommt Eucken.

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(Hmm. Da bleibt mir wohl nur noch - falls das überhaupt reicht - auf schlechtes Wetter zu hoffen, was ja zugleich belegt, warum mit mir, einem Wetterschlechtwünscher, so schlecht Frieden zu machen ist)

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Das kommt dann beides als eigene Beiträge vorne, aber erst nach meinem Tagwerk.

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So, hier ist der Anfang
http://che2001.blogger.de/stories/1438273

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