Sonntag, 15. August 2010
Mene tekel ofarsim
Ein erst irre heißer und in der zweiten Hälfte, ausgerechnet den traditionell eher trocken-heißen Hundstagen völlig verregneter Sommer hier, glühende Hitze und riesige Flächenbrände in Russland, beispiellose Überschwemmungskatastrophen in China und Pakistan mit 20 Millionen Obdachlosen in letzterem Land - da muss ich an Frank Schätzings "Der Schwarm" denken. Bin gesoannt, was uns die Klimakatastrophe in den nächsten Jahren beschert.

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das hier finde ich themenbezogen eigentlich noch besser als den "schwarm" (und nebenbei könnte das auch für dich als historiker ein paar spannende stellen enthalten).

ansonsten - klar, menetekel ist hier das richtige wort (und führt zu neuen und nötigen zielen politischer aktionen).

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Danke für diese Links!

Wobei mir der zweite etwas zweifelhaft erscheint, jedenfalls mit der Forderung, den Bremer Flughafen dichtzumachen. Ich meine, es sind ja die eigenen Leute, die das fordern, ich weiß aber nicht so recht, ob ein neuer Airbus mit 350 Plätzen nicht insgesamt eine günstigere Energie- und Schadstoffbilanz aufweist als z.B. 180 gleichzeitig fahrende PKW. Fliegen auf innereuropäischen Strecken finde ich in der Tat ziemlich sinnlos, die Billigfliegerei erst Recht, aber wenn ich nach Kathmandu will nehme ich nicht die Bahn. Die entschleunigte Gesellschaft ist auch mein Ziel, aber da kommt man nicht mit der Forderung sich mehr Zeit zu nehmen hin sondern nur durch Revolution.

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Passend zum Thema "Entschleunigung": Habe gerade eine Postkarte aus Tibet bekommen, die war drei Wochen unterwegs - mit der normalen Post auf dem Landweg.

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Die Folgen des Klimawandels werden in den kontinentalen Klimazonen sehr viel extremer ausfallen, als in den maritimen. Zuviel Wasser ist eben immer noch das geringere Übel, als gar kein Wasser. Wenn ich daran denke, daß sich die Hochkulturen der Menschheit in jenen Zonen entwickelten, die optimal für den Getreideanbau geeignet waren, dann dürfte dort, wo diese Bedingungen fehlen, ein dunkles Zeitalter anbrechen. Andererseits wird vermutet, daß Westeuropa vom Klimawandel sogar profitieren wird. Der Teufel sch***t doch immer auf den größten Haufen...

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An der Ostsee wachsen dann Palmen, an der Nordsee herrscht ein Klima wie an der Biscaya (einschließlich der surferkompatiblen Riesenwellen), an den bayerischen Voralpenseen wie in Dalamatien und am Bodensee wie in Antalya. Deutsche Touris brauchen dann wirklich nicht mehr weit zu fliegen, wenn sie Sonne und Strand wollen. Die, in deren Regionen man früher flog wird man geflissentlich draußen lassen, wird ja jetzt schon für geübt.

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Aber niemand muss unbedingt nach Kathmandu, und früher ist man per Autostop bis Afghanistan. Wie sähe sie denn aus, die energiesparende Alternative zum Flug nach Thailand? Ist das ohne Verzicht oder Einbuße zu haben, und wo und wie verlaufen die Grenzen?

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@microgod:

es kommt doch sehr darauf an, was mit "zuviel wasser" genau gemeint ist - dazu sollte gerade momentan ein blick nach pakistan reichen, oder auch mal eine beschäftigung mit den prognosen zum abtauen der eiskappen an den polen.

und generell ist ja mein eindruck, dass es inzwischen fast mehr heftige streitereien im bereich "klimafolgenabschätzungen" gibt als bei der immer noch beliebten klopperei um das attribut "anthropogen" vor klimawandel. die aussagen in so fast jedem bereich sind, gelinde gesagt, etwas widersprüchlich: es wird mehr / weniger / stärkere hurricanes geben; mildere / kältere winter in europa and so on. das sich gravierendes tut und tun wird, davon würde ich inzwischen ausgehen - aber wie sich das dann konkret gestaltet ?

@che: du vergisst beim versuch, den flugverkehr zu retten ;-) die realität von peak oil.

aber das thema, was du nach meinem verständnis indirekt ansprichst, halte ich für ganz zentral: wie verhält sich eine linke in all ihren facetten zur tatsache, dass der kapitalismus in sachen ökologie und ressourcen an stahlharte grenzen stößt? damit gehen nämlich auch etliche vorstellungen, die "schönes leben" umstandslos mit "westlichem lifestyle & luxus" gleichsetzen, mit den bach runter.

u.a. dazu kommt in der nächsten zeit was längeres bei mir drüben.

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@Monoma, die Bewegungslinke, die ich so kenne, sagt zwar "Her mit dem schönen Leben!", hat aber auch Parolen drauf wie "Tourismus ist ein Verbrechen." und lebt zu einem nicht unerheblichen Teil in freiwilliger Armut. Also, jetzt schon. Oder ist um eine jedenfalls höchst konsequente Lebensweise bemüht, ernährt sich vegetarisch, bewegt sich nur mit Fahrrad und Öffis fort und hat ein Auto allenfalls für Großeinkäufe und einen Campingurlaub im Jahr. Mein Lebenswandel sieht allerdings anders aus.

@workingclasshero, man muss schon nach Kathmandu fliegen, wenn man auf den Everest will. Viermal unmittelbar hintereinander im Winter auf den Watzmann ist nicht das Gleiche;-).

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So zu meiner eigenen Abizeit wäre niemand auf die Idee gekommen, nach Mallorca oder Korsika zu fliegen. Da wurde nach Barcelona, Marseille oder Genua getrampt und dann mit der Fähre rüber. Die Vielfliegerei, wie wir sie heute kennen ist echt erst ein Kind der letzten 12-15 Jahre.

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Ja schon, aber das wäre so die SchülerInnen- und Freakworld-Lösung. Du kannst ja nicht von Familien erwarten, dass sie in den Urlaub trampen.

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meine empfehlung:

wenn ihr etwas wirklich tun wollt, und ihr könnt das machen, dann macht es.

später könnte es zu spät sein.

angenommen, erdöl wird teurer, ist ganz schnell schluss mit dem billigen transporten.
kein billiges fliegen mehr, kein billiger lkw-transport mehr von allem möglichen von hier nach irgendwo, von dorthin nach dahin, von dort nach sonstwo.

man kann das dann auch entschleunigung nennen.

praktisch wird das dann darauf hinauslaufen, dass sich der radius des einzelnen sehr verkürzt. in jeder hinsicht.

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Na ja, Leute, die es mit dem alternativ leben wirklich ernst meinen, machen Urlaub, indem sie auf nem Container fürs Deck schrubben anheuern und dann nach Thailand runterfahren. KollegInnen von mir hatten mal ein halbes Jahr Sabbath genommen und sind dann durch Südamerika - per Daumen. Man muss halt sehen, ob man einen Arbeitgeber hat, der sowas mitmacht. Habe auch Alpinkumpels, die unter 3 Monaten oben auf der Höhe nicht leben können und Chefs haben, für die das OK ist.

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Wenn sich der Radius verringert, dann eher undramatisch auf das Ausmaß, das in den 70ern normal war. Sind damals mit der Familie an die Nordsee und in den Harz gefahren, zum Beispiel. Wer Palmen und Strand haben will, aber kein dezidiertes kulturelles Interesse an dem Land selber muss nicht in die Karibik oder nach Thailand, da reicht auch Spanien oder Kroatien, und da kann man durchaus mit dem Zug hinreisen. Im Übrigen, trotz Peak Oil (las gerade, dass bald der Lithium-Run losgehen wird, Verbrennungsmotoren durch Elektromotoren ersetzt und Länder wie Chile, Bolivien, Serbien und Afghanistan reich wie vorher die Emirate): Diese ganzen Szenarien habe ich sehr lebhaft in Erinnerung. Aus den Siebzigern. Der Stern titelte mit Glühbirnen, in denen Kerzen steckten und der Headline: Wann gehen bei uns die Lichter aus? Die damaligen Öko-Fundis glaubten ja, sie wären die neue Avantgarde mit dem Lebensstil der Zukunft. Als 1983 der Porsche 944 vorgestellt wurde sagte ein Kommentator, es gäbe für solche Autos eigentlich keinen Existenzzweck mehr. Die PS-Monster und die Zeit allgemeiner Raserei kamen erst über ein Jahrzehnt später. Entschleunigung gegenüber heute wäre schon, wenn wir uns auf das Tempo der hektischen Überflussgesellschaft der 70er verlangsamten.


Und dass ich irgendwann auf Dolomitengipfel verzichte und stattdessen an Klippen deutscher Mittelgebirge klettere glaube ich nicht, eher wird am Essen gespart.Beim Umfang meiner Bergausrüstung wüsste ich auch nicht, wie ich ohne PKW da runterkäme - es sei denn, es wird so weit entschleunigt, dass man mir Zeit lässt, beim Gepäck einladen in den Zug viermal ein- und auszusteigen.

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