Sonntag, 29. Oktober 2006
Stasi Ost und Stasi West
In der autonomen Szene gab es ja die bei Anti-Repressionsdemos gern gebrüllte Parole "Stasi Ost und Stasi West, überall die selbe Pest!"

Eigentlich wollte man damit zum Ausdruck bringen, dass die Staatsschutz-Organe des Westens moralisch nicht anders zu bewerten seien als die Stasi, aber das Ganze hat noch eine andere Komponente, die der Mehrzahl der damaligen AktivistInnen entgangen sein dürfte. Die massenhaft in der DDR eingesetzten Wanzen zum Abhören, das waren ja Westprodukte, die in die DDR importiert wurden, selbst Waffen (Scharfschützengewehre von Anschütz aus Österreich) wurden für die Stasi importiert, sogar die Stasi-Mitarbeiter besaßen West-Uhren (von Bernstein), und bis heute werden ehemalige Stasi-Liegenschaften von westlichen Behörden genutzt, einige (z.B. Brück, ehemaliges NVA-Atomwaffendepot und das "Objekt 76" bei Berlin) sind militärisches Sperrgebiet und waren das auch vorher, bruchloser Übergang also. Manchmal denke ich, da gehörte schon etwas zusammen, bevor es zusammenwuchs.

Update: Die ehemaligen Mitarbeiter des MfS gibt es ja auch noch. Ich möchte in dem Zusammenhang eine Metapher bemühen: Als Maria Theresia und Joseph II die Folter abschafften und die allgemeine Schulpflicht einführten, was wurde da aus den ganzen Folterknechten, die ja alles Staatsdiener waren? Und wo kamen plötzlich die ganzen Lehrer her?

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wohlgemerkt, das mit der stasi-überprüfung richtet sich gegen ims, also informelle mitarbeiter oder vulgo spitzel. den hauptamtlichen tschekisten will keiner was, das sind geachtete bürger, staatstragend, gewissermaßen.

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Ich mag ja dieses III.Reich-DDR-Vergleiche überhaupt nicht, aber an dieser Stelle will ich mir mal einen erlauben:

Das ist so, als ob man die Denunzianten, Blockwarte und Arisierungsprofiteure bestraft, die GESTAPO und den SD aber völlig ungeschoren gelassen hätte.

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